Jerusalem
Flagge | Wappen |
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Flagge Jerusalems Seitenverhältnis 8:11 | Wappen Jerusalems |
Basisdaten | |
Staat: | Israel |
Distrikt: | Jerusalem |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 606–826 m ü. NN |
Fläche: | 126,4 km² |
Einwohner: | 718.900 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 5.688 Einwohner /km² |
Telefonvorwahl: | 02 |
Website: | www.jerusalem.muni.il |
Politik | |
Bürgermeister: | Uri Lupolianski |

Jerusalem (hebräisch: Jeruschalajim, ירושלים arabisch: al-Quds (asch-Scharif), القدس;) ist die Hauptstadt des Staates Israel. In Jerusalem befindet sich der Sitz des Präsidenten ebenso wie der der Legislative, der Judikative und der Exekutive.
Ostjerusalem wurde im Sechstagekrieg von Israel erobert und 1980 durch ein Grundgesetz annektiert. Diese Annexion ist durch die Staatengemeinschaft als rechtswidrig verurteilt worden und wird deshalb nicht anerkannt. Gegenüber der Ausweitung israelischen Rechts auf den Ostteil der Stadt und die Erweiterung der Stadtverwaltungsgrenze (und damit des Status als Hauptstadt) auf den Osten gibt es deshalb internationale Vorbehalte. Die PLO beansprucht den Ostteil der Stadt als Hauptstadt eines zukünftigen Staates Palästina.
Jerusalem ist eine der ältesten Städte der Welt und wahrscheinlich seit 5000 Jahren durchgehend bewohnt. Der Gegensatz zwischen Antike und Moderne ist in dieser Stadt mit ihrer multikulturellen und multiethnischen Bevölkerung besonders sichtbar. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben und hat vier Teile: das jüdische, christliche, armenische und muslimische Viertel.
Rechtlicher Status Jerusalems

Am 29. November 1947 nahm die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 181 an, die in Bezug auf Jerusalem besagt, dass dieses zu einem corpus seperatum gemacht werden sollte, der unter einer besonderen internationalen Regierung stehen und von den VN durch einen Treuhänderrat und einem Gouverneur verwaltet werden sollte. Die lokale Verwaltung sollte den bestehenden autonomen Verwaltungseinheiten überantwortet werden. Die Stadt sollte demilitarisiert werden und neutral sein. Eine besondere Polizeieinheit sollte sich aus ausländischen Truppen rekrutieren. Die Gesetzgebung sollte in den Händen eines Rates liegen, der von den Stadtbewohnern nach den Regeln der Verhältniswahl gewählt wurde. Gegen die Entscheidungen dieses Rates, sofern sie den Status der Stadt beträfen, sollten die VN ein Vetorecht besitzen. Die Stadt sollte Teil eines gemeinsamen Handelsraumes sein, Bürgern beider Staaten sollte es erlaubt sein die Stadt zu betreten und dort zu wohnen. Die jüdische Seite akzeptierte diese Resolution, die arabische Seite lehnte sie ab und erste Kampfhandlungen des israelischen Unabhängigkeitskrieges begannen.
In der israelischen Unabhängigkeitserklärung wird Jerusalem nicht erwähnt, aber davon gesprochen, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen beschützen wird. Im Kampf um Jerusalem verlor Israel das jüdische Viertel der Altstadt und den Osten der Stadt an die jordanische Arabische Legion. Die Stadt war deshalb zwischen 1948 und 1967 geteilt in Westjerusalem, das von Israel, und Ostjerusalem, das von Jordanien annektiert worden war.
1948 erklärte der israelische Verteidigungsminister und eine Verordnung der Regierung, dass im Westen der Stadt, wie in jedem Teil Palästinas, den der Verteidigungsminister als von israelischen Truppen gehalten erklärt, israelisches Gesetz gelte. Ende 1949 erklärte David Ben Gurion in der Knesset, dass Jerusalem untrennbarer Teil Israels sei und seine ewige Hauptstadt. Diese Position wurde von der Knesset bestätigt.
1950 fand in Jericho eine Konferenz von Würdenträgern aus dem von Jordanien eroberten Westjordanland statt und der König von Jordanien verkündete ihr folgend die Annexion des Westjordanlandes und Jerusalems zu seinem Königreich. Dies wurde nur von dem Vereinigten Königreich und Pakistan anerkannt und gilt, wie jede Annexion, als völkerrechtswidrig. Großbritannien erklärte darüber hinaus, dass sich seine Anerkennung nicht auf Jerusalem beziehe. In den Jahren 1948–1952 wurde von den Vereinten Nationen mehrmals der Versuch unternommen, eine Lösung für die Statusfrage herbeizuführen, dann aber ergebnislos eingestellt.
Seit 1952 akzeptierte die internationale Staatengemeinschaft die de facto Anwendung israelischen Rechts in Westjerusalem. Die Forderung, die Stadt zu internationalisieren, war immer weniger mit der Realität zu vereinbaren und wurde deshalb im Laufe der Zeit nicht mehr von den VN erhoben. Inzwischen wird Westjerusalem eindeutig als Teil Israels betrachtet. Die israelische Position besagt, dass Israel bereits seit 1948, als sich Großbritannien zurückzog in einem Akt der Selbstverteidigung gegen die angreifenden arabischen Armeen die rechtmäßige Souveränität über den Westen der Stadt, der ohne Souverän war, erhalten habe.
Als im Juni 1967 der Sechstagekrieg ausbrach kontaktierte Israel Jordanien über die VN und die amerikanische Botschaft. Die israelische Regierung erklärte, Israel würde Jordanien nicht angreifen, sofern Jordanien seinerseits davon absehen würde, Israel anzugreifen. Jordanien ignorierte dies und beschoss während des Krieges Westjerusalem und eroberte das neutrale Hauptquartier der VN, den ehemaligen Sitz des High Commissioners. Ein paar Tage später wurde dieses Gebiet von der israelischen Armee, zurückerobert und die jordanische Armee aus der gesamten Westbank einschließlich Jerusalems vertrieben; damit hatte Israel das gesamte ehemalige Mandatsgebiet erobert.
Nach dem Ende des Krieges verabschiedete die Knesset das Law-and-Administration-Ordinance-Gesetz, das es der Regierung erlaubte, das israelische Gesetz, seine Jurisdiktion und seine Verwaltung auf alle Gebiete des ehemaligen Mandatsgebiets auszuweiten. Gleichzeitig wurde die Gemeindeverwaltungsordnung geändert, wodurch es möglich wurde, die Verwaltungsgrenzen Jerusalems auf den Osten der Stadt auszuweiten. Allerdings wurden bestimmte gesetzliche Arrangements zugunsten der arabischen Bewohner der Stadt beschlossen, die im Legal and Administrative Matters (Regulation) Law von 1970 festgeschrieben sind. Die arabischen Stadtbürger wurden auch nicht automatisch Israelis, es wurde ihn jedoch ermöglicht, recht unkompliziert die israelische Staatsbürgerschaft zu erwerben, wovon sie allerdings nur wenig Gebrauch machten. Der Außenminister Israels Abba Eban erklärte daraufhin auch in einem Brief vom Juli 1967 an den VN-Generalsekretär, dass Israel Ostjerusalem nicht annektiert, sondern nur verwaltungstechnisch integriert habe. Trotzdem wurde dieser Schritt von VN-Einrichtungen kritisiert. In der Resolution 242 des Sicherheitsrats wird Jerusalem nicht explizit erwähnt.

Die Position der israelischen Regierungen besteht darin, dass Jordanien niemals Souveränität über die Stadt erhalten habe, weil es sie 1948 in einem Akt der Aggression unter seine Kontrolle gebracht habe, wogegen Israel 1967 in Selbstverteidigung gehandelt habe und deshalb bessere Ansprüche geltend machen könne. (Annexionen sind nach dem Völkerrecht allerdings auch nach Verteidigungskriegen verboten.)
Bezüglich der heiligen Stätten wurde von der Knesset 1967 das Preservation of the Holy Places Law erlassen, das den freien Zugang zu ihnen und ihren Schutz vor Entweihung gewährleistet. In Berufung auf dieses Gesetz verhindert die israelische Polizei, um die öffentliche Ordnung und die Sicherheit zu gewährleisten, dass nationalreligiöse Juden, wie die Nationalist Groups Association, auf dem Tempelberg öffentliche Gottesdienste abhalten.
Im Vertragswerk von Camp David wurde Jerusalem ausgeklammert. In den beigefügten Briefen an den Gastgeber von Camp David, den Präsidenten der USA, erklärte Menachem Begin für Israel, dass Jerusalem die unteilbare Hauptstadt Israels sei. Sadat erklärte, dass das arabische Jerusalem ein integraler Teil des Westjordanlands sei und unter arabischer Souveränität stehen solle. Er sprach sich jedoch gleichzeitig dafür aus, bestimmte Funktionen der Stadt einem gemeinsamen Rat zu überantworten. In diesem Sinne soll die Stadt ungeteilt sein, schrieb Sadat.
Im Jahre 1980 verabschiedete die Knesset ein Gesetz, das Jerusalem zur „ewigen und unteilbaren Hauptstadt“ Israels erklärte und Ostjerusalem annektierte. Dieses Gesetz wurde eines der Grundgesetze Israels.
Mit der Resolution 478 verurteilte der UN-Sicherheitsrat die Annexion Ost-Jerusalems und forderte als Strafmaßnahme alle Staaten, deren Botschaften ihren Sitz in Jerusalem hatten, dazu auf, diese aus Jerusalem abzuziehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten von 45 Staaten 13 den Sitz ihrer Botschaften in Jerusalem: Bolivien, Chile, Kolumbien, Costa Rica, die Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Haiti, die Niederlande, Panama, Uruguay und Venezuela. Alle anderen Botschaften hatten ihren Sitz in Tel Aviv.
Alle 13 betroffene Staaten folgten der Resolution. 1982 verlegten zwei Staaten, Costa Rica und El Salvador, ihre Botschaften zurück nach Jerusalem. Außerdem befinden sich Generalkonsulate der Staaten Griechenland, Großbritannien und USA in Jerusalem.
1988 gab Jordanien seinen Anspruch auf Souveränität über das Westjordanland und damit auch Ost-Jerusalems auf. Im selben Jahr rief die PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt, was zu diesem Zeitpunkt, obwohl diese „Unabhängigkeitserklärung“ von vielen arabischen Staaten anerkannt wurde, eine klare Fiktion war. Völkerrechtlich müssen neben der Ausrufung eines Staates vier Voraussetzungen erfüllt sein, um einen Staat entstehen zu lassen. Es muss ein Staatsgebiet, sowie ein Staatsvolk geben, über die es eine effektive Regierung und Kontrolle gibt. Außerdem muss der neue Staat die Fähigkeit besitzen, internationale Beziehungen einzugehen. Die PLO war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, effektive Kontrolle über irgendeinen Teil der umstrittenen Gebiete auszuüben.
In der Declaration of Principles, die am 13. September 1993 zwischen Israel und der PLO unterzeichnet wurde, wird die palästinensische Selbstverwaltung, wie sie in zwei Formen für das Westjordanland festgeschrieben wurde (Gebiete A und Gebiete B) für keinen Teil Jerusalems bestimmt. Der Endstatus der Stadt soll nach den Oslo-Abkommen in einem endgültigen Vertrag bestimmt werden. Die Declaration of Principles erlaubt es allerdings den palästinensischen Bürgern Jerusalems, nach einem extra Abkommen zwischen den beiden Seiten, an den Wahlen teilzunehmen.
Geschichte
Frühgeschichte
Die Existenz Jerusalems als kanaanäischen Stadtstaat ist durch ägyptische Quellen seit dem 18. Jahrhundert v. Chr. als Uruschalim belegt. Der Name Uruschalim/Jerusalem (nach der Bibel vor der Eroberung durch David Salem oder Jebus) bedeutet „Stadt des Schalim“ oder „Stadt des Friedens“. Schalim war ein kanaanitischer Gott der Abenddämmerung. Shalom bedeutet im Hebräischen, Salam im Arabischen Frieden. Gegen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr gehörte die Stadt nach dem biblischen Bericht den Jebusitern.
Der jüdischen Bibel nach eroberte König David Jerusalem von diesen um das Jahr 997 v. Chr., er machte sie zur „Davidsstadt“ und zum politischen und religiösen Mittelpunkt des Israelitenreiches. Für die jüdische Religion und Kultur ist Jerusalem seitdem Zentrum und Hauptstadt. Sein Sohn, König Salomo (um 969–930), erbaute einen Palast und einen ersten Tempel für Jahwe. Der Tempelberg ist heute der islamischen Waqf unterstellt, Ausgrabungen sind dort nicht möglich. Der Waqf erstellt illegalerweise eine neue Moschee in den sogenannten Ställen Salomos. Bei diesen Bauarbeiten werden unkontrolliert Überreste der beiden jüdischen Tempel zerstört.

Nach Salomos Tod 926 v. Chr. wurde Jerusalem die Hauptstadt des israelitischen Südreiches Juda.
Königin Atalja (845–840) entweihte den Tempel und führte im Tempel den Baalskult ein, und unter König Ahas (741–725) wurden auch assyrische Götter verehrt. Erst Hiskija (725–697) reinigte den Tempel wieder und sicherte die Stadt durch Mauern und einen Tunnel zur Wasserversorgung. Joschija machte 628 v. Chr. Jerusalem zur alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte.
Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem zweimal (605 v. Chr. und 597 v. Chr.), führte die jüdische Oberschicht in die Gefangenschaft und setzte Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern wurde Jerusalem 586 v. Chr. [1] von den Babyloniern eingenommen. Die Stadt und insbesondere der Tempel wurden zerstört.
538 v. Chr. wurde den Juden gestattet, die Stadt und den Tempel wieder aufzubauen. Diese Wiederaufbauarbeiten zogen sich über mehrere Jahrzehnte hin. (Nehemia).
Unter römischer Herrschaft wurde der von Herodes dem Großen erbaute zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. durch Titus zerstört. Hadrian verbot nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden den Zutritt zur Stadt und benannte sie in Aelia Capitolina um. Konstantin erklärte Jerusalem schließlich zur christlichen Stadt (Bau der Grabeskirche, des größten Heiligtums der Christenheit).
Nach der römischen Herrschaft

Nach einer kurzen Besetzung durch die Perser (614–628), wobei es zu Massakern an Christen gekommen war, wurde die Stadt nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios an Byzanz zurückgeben. Im Jahre 637 eroberten Araber im Zuge der islamischen Expansion die Stadt; sie wurde vom Patriarchen Sophronius freiwillig übergeben, nachdem keine Hoffnung auf Entsatz mehr bestanden hatte und die Araber dem Abzug der Christen, welche die Stadt verlassen wollten, zugestimmt hatten. Während der Kreuzzüge eroberten die Kreuzritter unter Gottfried von Bouillon 1099 Jerusalem und richteten dort ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Innerhalb von drei Tagen wurden bis zu 20.000 Bewohner getötet. Es entstand das Königreich Jerusalem.
Im Jahre 1187 gelang es Saladin (arabisch Salah ad-Din Yusuf ibn Ayub), dem kurdischstämmigen Sultan von Ägypten, Jerusalem zu erobern. Ein kurzes Intermezzo bildete die Herrschaft von Kaiser Friedrich II. von 1229 bis 1244.
Im Jahre 1244 besetzten die Mamluken, eine türkische Söldnerschicht, welche nach dem Tode Saladins die Herrschaft in Ägypten übernommen hatten, die Stadt. Von 1244 bis 1517 wechselten sich Tartaren, Mamluken, Mongolen und Ayybiden in der Herrschaft ab.
Jerusalem hatte damals weniger als 10.000 Einwohner und keine politische Bedeutung. Vollgültige Bürger waren nur die Muslime. Christen und Juden mußten sich durch ihre Kleidung kenntlich machen. Sie durften ihre Religion als Anhänger einer Buch-Religion zwar im allgemeinen ausüben, wurden aber rechtlich in fast allen Lebensbereichen diskriminiert und ausgebeutet. Dennoch existierte immer ein christliches und ein jüdisches Viertel in der Stadt und ein ständiger, wenn auch kleiner Strom von christlichen und jüdischen Besuchern und Pilgern.
Im Jahre 1516 wurden die Mamluken in Syrien von den osmanischen Türken besiegt. Sultan Selim I. (1465–1520) gewann Ägypten, Arabien und Syrien. Jerusalem wurde zum Verwaltungssitz eines osmanischen Sandschaks (Regierungsbezirk). Die ersten Jahrzehnte der türkischen Herrschaft brachten Jerusalem einen deutlichen Aufschwung.

Nach 1535 ließ Sultan Süleyman I. (1496–1566) sogar die Befestigungen der Stadt in zum Teil veränderter Linie erneut errichten, so wie sie gegenwärtig zu sehen sind. Durch diese Mauern erhielt die Altstadt ihre heutige Struktur.
Die viel zu großen neuen Mauern um den heiligen Symbolort sollten für die neue Herrschaft ein Zeichen setzen. Jerusalem gewann dennoch in der Folgezeit nicht an Bedeutung. Die korrupte türkische Verwaltung lokaler Herrschaft war sich uneinig in ihrer Haltung gegenüber den Juden und Christen und schwankte zwischen Gewaltherrschaft wie unter Ibn Faruk (1622–1626) und erkaufter Toleranz.
Die verarmten Juden und Christen lebten überwiegend vom Pilgergewerbe. Der Besitz der Heiligtümer Jerusalems war wegen der damit verbundenen Almosen eine lebenswichtige Einnahmequelle. Dies erklärt auch die damals teilweise erbitterten, manchmal sogar gewaltsamen Konflikte unter den christlichen Kirchen um einzelne Besitzrechte. Historisch bedeutungsvoll ist die Präsenz armenischer Christen in Jerusalem, die ab der Mitte des 3. Jahrhunderts nachweisbar ist. Zeitweilig lebten bis zu 25.000 Armenier in Jerusalem.
Ab 1860 kamen durch Alyah (Rückkehr) immer mehr Juden in die Stadt, und es wurden erste Wohngebiete außerhalb der Stadtmauern gegründet. Jerusalem blieb osmanische Stadt, bis sie 1917 von britischen Truppen besetzt wurde, die im Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reich kämpften.
Jüngere Entwicklungen und derzeitiger Status

Schon seit Beginn der Konflikte zwischen Juden und Muslimen war Jerusalem bzw. der Status der Stadt ein zentraler Streitpunkt. Die Vertreter beider Religionsgruppen beanspruchen die Stadt oder zumindest Teile davon als Hauptstadt von Israel bzw. von Palästina.
Ein Versuch, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen, stellte der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen des Jahres 1947 vor, der vorsah, auf dem Gebiet des heutigen Israels einen vorwiegend jüdischen und einen muslimischen Staat zu schaffen und Jerusalem unter internationale Verwaltung zu stellen. Obwohl der Plan als UN-Resolution 181 von über zwei Dritteln der UN-Vollversammlung angenommen wurde, betrachtete ihn die arabische Seite als einen unzumutbaren Verzicht auf einen Teil des „Dar al Islam“. Die Araber lehnten den Plan ab und griffen einen Tag nach der Gründung Israels diesen Staat an.
Nach dem Israelischen Unabhängigkeitskrieg bzw. Palästinakrieg hatte die israelische Armee große Gebiete des Landes erobert; Jerusalem wurde geteilt. Die westlichen Stadtteile fielen an Israel, Ostjerusalem kam mit dem Westjordanland (Judäa und Samarien) unter jordanischer Besatzung. Die jüdische Bevölkerung Ostjerusalems wurde vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer als heiligster Ort des Judentums blieb Juden fortan versperrt. Israel erklärte 1950 Jerusalem zur Hauptstadt. Dies wurde von der internationalen Gemeinschaft mit wenigen Ausnahmen nicht anerkannt.
Im Sechstagekrieg (1967) eroberten israelische Fallschirmjäger Ostjerusalem. Zur Schonung von Moscheen und Kirchen verzichtete man dabei auf den Einsatz schwerer Waffen und nahm dafür erhebliche Verluste in Kauf: Von insgesamt rund 800 israelischen Kriegstoten fielen 183 in Jerusalem. Erstmals seit der Staatsgründung konnten Juden dadurch überhaupt wieder an der Klagemauer beten. Anders als die arabische Seite 1949 den Juden verweigerte Israel aber den Moslems grundsätzlich nicht den Zugang zu den heiligen Stätten, sondern unterstellte den Tempelberg einer autonomen moslemischen Verwaltung (Waqf).
Beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden wurden am 30. Juli 1980 durch das Jerusalemgesetz zusammengefasst und die Stadt zur untrennbaren Hauptstadt Israels erklärt. Dies ist aus palästinensischer Sicht eines der Haupthindernisse auf dem Weg zum Frieden. Der UN-Sicherheitsrat erklärte die Annexion Ostjerusalems für nichtig (UN-Resolution 478), sie wird daher von der Staatengemeinschaft ganz überwiegend nicht anerkannt, so dass sich alle diplomatischen Vertretungen, mit Ausnahme von Costa Rica und El Salvador, in Tel Aviv befinden.
Jerusalem ist der Sitz der israelischen Regierung, des israelischen Präsidenten, des israelischen Parlamentes – der Knesset, der 1918 gegründeten Hebräischen Universität und der Holocaustgedenkstätte Jad waSchem. 1979 lebten bereits wieder 50.000 Juden in Ost-Jerusalem, 1993 waren es schon 160.000. Der Großteil der inzwischen rund 200.000 Juden in und um Jerusalem versteht sich anders als z. B. in Gaza oder Hebron nicht als nationalreligiöse Siedler, sondern ist einfach aufgrund staatlicher Förderung (insbesondere Steuervorteile und infrastrukturelle Investitionen) in diese Gebiete gezogen.
Das bekannteste Beispiel für den Siedlungsbau ist die Trabantenstadt Ma'ale Adumin, eine am Reißbrett entworfene Siedlung, die zur Zeit von 50.000 Menschen bewohnt wird. Nach Angaben der Christian Peacemaker Teams aus Chicago wurden zwischen 1967 und 1991 in Jerusalem 40.000 neue Häusereinheiten für israelische Juden gebaut, aber nur 555 für Palästinenser. Zudem wurden palästinensische Häuser von Israel zerstört, um Platz für den Sicherheitszaun zu schaffen. Die Palästinenser stellen zwar rund 30 Prozent der Einwohner von ganz Jerusalem, bewohnen aber nur mehr 14 Prozent von dessen Fläche. Siehe auch: Israelisch-palästinensischer Konflikt, Al-Aqsa-Intifada
Einwohnerentwicklung


Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand.
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Religion

In Jerusalem findet sich eine große Anzahl von Religionen und religiösen Bewegungen. Mission ist in Israel und Jerusalem in jeglicher Form verboten. Die wichtigsten religiösen Gruppierungen in der Stadt sind die zum jüdischen Spektrum gehörenden Ultraorthodoxen, Orthodoxen, die Gemäßigten und die Reformer sowie die messianischen, das heißt christusgläubigen Juden.
Zum muslimischen Spektrum gehören die Sunniten, Schiiten, Alawiten und Drusen.
Zum christlichen Spektrum gehören die Griechisch-Orthodoxen, Griechisch-Katholischen, Römisch-Katholischen, die Lutheraner, Protestanten, Anglikaner, Armenier, die Russisch-Orthodoxen, Georgisch-Orthodoxen, die Äthiopier und die Altkatholiken.
Jerusalem als heilige Stadt
Jerusalem ist von großer Bedeutung in der Bibel und wird insgesamt über 800-mal erwähnt. Immer wieder steht die Stadt im Mittelpunkt der Heils- und Gerichtsankündigungen des biblischen Gottes, so vor allem bei den Propheten Daniel, Jeremia, Jesaja, Ezechiel, Sacharja und den Psalmen, aber auch in der Offenbarung.
Beispiele:
- Ezechiel 5,5: „So spricht Gott der Herr: Das ist Jerusalem, das ich mitten unter die Heiden gesetzt habe und unter die Länder ringsumher!“
- Joel 4,17: „Und ihr sollt’s erfahren, dass ich, der Herr, euer Gott, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne.“
- Psalm 137,5: „Vergesse ich dich, Jerusalem, so verdorre meine Rechte.“
Sowohl die Stadt Jerusalem als auch das Land und Volk Israels stellt die Bibel als Gottes Eigentum dar. Interessant ist diesbezüglich die literarische Darstellung Jerusalems als ein Findelkind, das von Gott aufgezogen wird in Ezechiel 16, ebenso wie die Zusagen Gottes an die Stadt in den Psalmen, die wie Eheversprechen formuliert sind.
Jerusalem wird nicht nur von den Christen sondern ebenso auch von den Juden und den Muslimen als Heilige Stadt angesehen
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Das bekannteste Theater in Jerusalem ist das Stadttheater.
Museen
Die bedeutendsten Museen in Jerusalem sind das Israel Museum mit dem „Schrein des Buches“, das Rockefeller Museum für Archäologie, die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, das Naturhistorische Museum und das Bazabel-Museum für Volkskunst und Folklore.
Bauwerke


Die Altstadt von Jerusalem wurde 1981 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Sie ist seit dem Mittelalter in das armenische Viertel im Südwesten, das christliche im Nordwesten, das jüdische im Südosten und das muslimische Viertel im Nordosten unterteilt und wird von einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden, fast vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben. Die Mauer umfasst mehrere Türme sowie acht Tore.
Im christlichen Teil der Altstadt befindet sich das Neue Tor, an der Grenze zum armenischen Teil das Jaffator und zum muslimischen Teil das Damaskustor. In den muslimischen Teil führen das Herodestor, Goldene Tor(durch die Türken versiegelt) und das Stephanstor. Im jüdischen Teil steht das Zionstor und das Dungtor; südwestlich davon erhebt sich der Berg Zion mit dem mutmaßlichen Grab König Davids. Östlich der Altstadt liegt der Ölberg mit dem Garten Getsemani.
Den Christen ist die Altstadt von Jerusalem heilig, da sie der Ort der Leidensgeschichte, Kreuzigung und Auferstehung von Jesus Christus ist. Für die Juden ist sie als Hauptstadt des ersten jüdischen Königreiches heilig, für die Muslime, weil sie mit der Himmelfahrt des Propheten Mohammed in Verbindung gebracht wird. Für alle drei Religionen ist Jerusalem als Wirkungsort verschiedener Propheten bzw. Heiligen wie Abraham, Salomon, David, Zacharias und anderen bedeutend. Wichtige christliche Stätten sind die auf den Grundmauern einer Basilika aus dem 4. Jahrhundert erbaute Grabeskirche und die Via Dolorosa.
Die circa 400 Meter lange, von den Juden „Westliche Mauer“ genannte Klagemauer ist ein Teil der Stützmauer des Plateaus, auf dem der große Tempel Herodes des Großen stand. Wichtige muslimische Bauwerke auf dem Tempelberg sind heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee.
Weitere bedeutende Bauwerke der Stadt sind der Cardo (Säulengang), die Dormitio-Kirche, die Erlöserkirche, die vier sephardischen Synagogen, die Synagoge des Hadassa-Klinikums mit ihren Chagallfenstern und die Zitadelle.
Im Norden, Westen und Süden der Altstadt breitet sich die Neustadt von Jerusalem aus, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat. Sie erstreckt sich über die umliegenden Hügel und weiter bis in das wüstenhafte Umland der Stadt. Die modernen Wohn- und Geschäftsgebäude und die breiten Straßen der Neustadt bilden einen starken Kontrast zu den ärmlichen Behausungen und engen Gassen der Altstadt.
In der Neustadt befinden sich die Knesset (das israelische Parlament) und zahlreiche bedeutende staatliche Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem das Finanzministerium, das Außenministerium, das Innenministerium und der Sitz des Premierministers.
Wirtschaft und Infrastruktur
Das wirtschaftliche Leben der Stadt Jerusalem basiert zum überwiegenden Teil auf ihrer religiösen und kulturellen Bedeutung sowie auf ihrer Funktion als Verwaltungszentrum. Der Dienstleistungssektor ist dementsprechend gut ausgebaut. Viele Bewohner von Jerusalem sind in der staatlichen und städtischen Verwaltung sowie im Bildungswesen beschäftigt.
Eine eher untergeordnete Rolle spielt demgegenüber das produzierende Gewerbe. Die Industriebetriebe der Stadt stellen unter anderem Glas-, Metall- und Lederwaren, Druckerzeugnisse, Schuhe und Zigaretten her. Die Produktionsbetriebe sind vorwiegend in den äußeren Bezirken von Jerusalem angesiedelt. Der Tourismus ist jedoch der mit Abstand bedeutendste Wirtschaftsfaktor, da die Altstadt ein bedeutendes Ziel für Touristen ist.
Verkehr
Durch die Berglage liegt Jerusalem abseits der wichtigsten Verkehrsströme Israels, die vor allem in der Küstenebene und dem dahinterliegenden Landstreifen fließen. Innerhalb der Stadt muss sich die Straßenführung der hügeligen Landschaft anpassen.
Die wichtigste Straßenverbindung Jerusalems ist die Autobahn nach Tel Aviv, in die anderen Richtungen bestehen Landstraßen. Besonders bemerkenswert ist die Straße an das Tote Meer, die auf ihrem Weg durch das Westjordanland 1200 Höhenmeter abfällt. Nördlich der Stadt befindet sich ein kleiner Flughafen, der nur Ziel von innerisraelischen Flugverbindungen ist. Von dort fliegt Israel Airlines Ltd. nach Tel Aviv, Elat und Rosh Pinna. Der internationale Flughafen für Jerusalem ist der Ben-Gurion-Flughafen
Seit 7. April 2005 verkehren nach siebenjähriger Unterbrechung wieder Züge der Israel Railways zwischen Jerusalem und Tel Aviv; die Gebirgsstrecke über Bet Schemesch wurde seit Juli 1998 saniert. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Jerusalem und Tel Aviv soll 2008 fertiggestellt werden.
Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt in erster Linie über Busse der staatlichen Busgesellschaft Egged, die samstags ihren Dienst einstellt. 2007 ist geplant, Jerusalems neues Straßenbahnsystem zu eröffnen.
Eine der bekanntesten und zugleich wichtigen innerstädtischen Straßen ist die Jaffastraße, die von der Altstadt in Richtung Tel Aviv führt. Sie ist eine wichtige Einkaufsstraße und war bereits mehrfach Schauplatz blutiger Attentate.

Bildung
Zu den bekannten Bildungseinrichtungen in der Stadt gehören die 1918 eröffnete Hebräische Universität von Jerusalem, die 1959 gegründete Israelische Akademie, das Planetarium, das Zionistische Zentralarchiv, die Gulbenkian-Bibliothek und die Jüdische Nationalbibliothek.
In der Stadt befinden sich zahlreiche religiöse Lehr- und Forschungsinstitute. Dazu gehören unter anderem die 1890 eröffnete École Biblique et École Archéologique Française, das 1927 gegründete Päpstliche Bibelinstitut und das 1963 eröffnete Institut der Jüdischen Religion.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Hadsch Mohammed Amin al-Husseini, islamischer Geistlicher und palästinensischer arabischer Nationalist
- David Gerstein, israelischer Künstler
- Amira Hass, jüdische Journalistin
- Flavius Josephus, jüdischer Feldherr und Geschichtsschreiber
- Eliahu Inbal, israelischer Dirigent
- Jigael Jadin, bedeutender israelischer Archäologe, Politiker und der zweite Generalstabschef der israelischen Armee, Zahal
- Abraham B. Jehoshua, israelischer Schriftsteller
- Kyrill von Jerusalem, Kirchenvater der Orthodoxie und Kirchenlehrer
- Isaak Luria, jüdischer Kabbalist
- Jutta Oesterle-Schwerin, deutsche Politikerin
- Natalie Portman, US-amerikanische Schauspielerin
- Rehabeam, erster König von Juda
- Tom Segev, Journalist und Historiker
- Ahmet Kutsi Tecer, türkischer Dichter und Politiker
- Theodor I., Papst
- Wilhelm von Tyrus, Erzbischof von Tyros und Geschichtsschreiber des Mittelalters
Literatur
- Christoph Gerhard: Marco Polo Reiseführer Jerusalem. Stuttgart: Mairs Geographischer Verlag 2001. ISBN 3895259284
- Hubel, Helmut/Seidensticker, Tilman (Hrsg.): Jerusalem im Widerstreit politischer und religiöser Interessen. Die „Heilige Stadt" aus interdisziplinärer Sicher, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-51057-8, 247 S.
- ein weiteres umfangreiches Verzeichnis wissenschaftlicher Literatur zu Israel/Jerusalem/Palästina, dem Salominischen Tempel zu Jerusalem, Templer allgemein, Papsturkunden, Kreuzzüge sowie der Ordensregel der Templer [1]
- Edi Gnesa: Die von Israel besetzten Gebiete im Völkerrecht. Eine besatzungsrechtliche Analyse. Zürich 1981 (Schweizer Studien zum internationalen Recht, Band 25). ISBN 3-7255-2177-8
Siehe auch
Weblinks
- Igor Schestkow – Photos von Jerusalem
- Fremdenverkehrsamt Israel mit touristischen Informationen (dt.)
- Stadtverwaltung Jerusalem (engl.)
- Länder und Städte
- Die Tempel von Jerusalem im Islam von Martin Kramer
- Portaal van de foto's van Jeruzalem
- Armenisches Patriarchat Jerusalem
- Official Jerusalem Tourism Portal(englisch)
Quellen
- ↑ siehe z.B. "Lexikon zur Bibel" von Fritz Rienecker R.Brockhaus Verlag Wuppertal, Seite 683