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Verband der Vereine Deutscher Studenten

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Der Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt), auch Kyffhäuserverband genannt, ist ein Dachverband von Studentenverbindungen mit etwa 40 Mitgliedsverbindungen in Deutschland, Österreich und Ungarn, sowie assoziierten Verbindungen in Dänemark, Polen und Rumänien. Die Mitgliedskorporationen nennen sich in der Regel Verein Deutscher Studenten (VDSt).

Die Vereine Deutscher Studenten sind nichtschlagende, farbenführende Verbindungen, in denen männliche Studenten und Akademiker Mitglied werden können. Die Farben der Vereine Deutscher Studenten und des Dachverbandes sind schwarz-weiss-rot, der Wahlspruch des Dachverbandes lautet "Mit Gott für Volk und Vaterland!". Der Verband ist nach dem Verbandsprinzip organisiert, d.h. an jedem Hochschulort existiert i.d.R. nur eine Mitgliedskorporation, alle Verbandsmitglieder reden sich mit "Bundesbruder" an, es gilt verbandsweit der Duz-Comment und bei Hochschulwechsel wird ein Aktiver automatisch Mitlied des örtlichen VDSt. Weitere Prinzipien des VVDSt sind das Toleranzprinzip, das Convents- bzw. Demokratieprinzip, das Lebensbundprinzip und das Schwarze Prinzip. Ferner verfolgt der VVDSt ein politisches Prinzip. Der Verband ist politisch neutral und konfessionell nicht gebunden.

Prinzipien

Lebensbund

Der VVDSt und seine Mitgliedsbünde sind mehr als nur eine Gemeinschaft von Studenten. Er ist ein Lebensbund!

Die Gemeinschaft bleibt über das Studium hinaus bestehen. In den Mitgliedsbünden des VVDSt sind von 19 bis 99 Jahren und darüber hinaus alle Altersstufen vertreten.

Ältere Studenten helfen jüngeren bei den ersten Schritten in Universität und Hochschule und Alten Herren, die bereits im Berufsleben stehen, helfen Absolventen beim Einstieg in das Leben nach dem Studium, sei es durch persönliche Ratschläge oder Vermittlung von Praktika oder Arbeitsplätzen.

Toleranz und Bundesbrüderlichkeit

VDSter setzen sich mit auftretenden Konflikten auseinander und achten dabei die Meinung Andersdenkender. Untereinander reden sich VDSter mit »Bundesbruder« an und duzen sich, egal ob zwanzigjähriger Erstsemester oder neunzigjähriger Alter Herr.

Convents- und Demokratieprinzip

Der Verband und seine Verbindungen basieren auf basisdemokratischen Entscheidungen. Alle wichtigen Entscheidungen werden auf den Mitgliederversammlungen, den Conventen, gefällt, auf denen grundsätzlich jeder Aktive gleiches Stimmrecht hat. Die wird als Conventsprinzip bezeichnet. Jeder Aktive ist angehalten während seiner Aktivenzeit eine Charge, also ein Vorstandsamt, zu übernehmen, das jedoch auf ein Semester begrenzt ist. Der Senior vertritt die Verbindung nach außen, ist aber dem Convent verpflichtet und stets nur primus inter pares (»Der Erste unter Gleichen!«).

Politisches Prinzip

Die Vereine Deutscher Studenten setzen sich durch Vorträge, Tagungen, Seminare, Diskussionen und Exkursionen mit den politischen, sozialen und kulturellen Problemen der Gesellschaft auseinander, betreiben also politische Bildung unabhängig von den politischen Überzeugungen einzelner Mitglieder. Der VVDSt fördert seine Mitglieder in der Entwicklung zu engagierten und aktiven Persönlichkeiten der Gesellschaft und bei der Mitarbeit in demokratischen Parteien und Organisationen.

Der VVDSt und seine Mitgliedsverbindungen lehnen aber, als Verbindungen in denen verschiedene (partei)politische Ansichten vertreten sind, jede politische Stellungnahme, die nicht mit den Zielen und Idealen vereinbar ist, als Gesamtheit grundsätzlich ab, da dies dem Toleranzprinzip widersprechen würde.

Männerbund

Im VVDSt können lediglich Männer Mitglied werden!

»Schwarzes Prinzip«

Der VVDSt und seine Mitgliedsbünde bekennen sich zu den hergebrachten Traditionen des korporationsstudentischen Brauchtums. Das Schlagen von Bestimmungsmensuren gehörte und gehört dabei nicht zu den Traditionen der Vereine Deutscher Studenten und wird nicht praktiziert. Darüber hinaus sind die Vereine Deutscher Studenten sog. »Schwarze Verbindungen«, d.h. sie tragen ihre Farben nicht, wie viele andere Verbindungen, in Band und Mütze. Dies erklärt sich aus der Verbandsgeschichte des VVDSt. Die ersten Vereine Deutscher Studenten waren keine Verbindungen, sondern interkorporative Zusammenschlüsse politisch interessierter Studenten. Daher wählte man 1881 als Ausdruck der Verbundenheit zum Deutschen Reich die Reichsfarben schwarz-weiß-rot. Nachdem sich die Vereine Deutscher Studenten zu Studentenverbindungen entwickelt hatten, behielt man die Farben bei, daß Tragen von Band und Mütze setzte sich jedoch nicht durch. Das Schwarze Prinzip wurde fortan mit dem Gedanken verknüpft, daß VDSter sich nicht durch äußere Zeichen von der Gesellschaft abgrenzen wollen.

Dennoch wurden korporative Elemente in den Vereinen Deutscher Studenten immer stärker, so daß bis heute die Farben schwarz-weiß-rot in verschiedenen Formen geführt werden.

Die Farben schwarz-weiß-rot entstanden aus dem preußischen schwarz-weiß und dem rot-weiß der Hansestädte und wurden erstmals 1866 vom Norddeutschen Bund als Bundesfahne angenommen. 1871 wurden sie Nationalfarben des neugegründeten Deutschen Reichs.

Die Vereine Deutscher Studenten führen diese Farben, als Symbol der nationalen Einigung von 1871, bis heute als Verbindungsfarben, ohne daß dadurch eine bestimmte politische oder weltanschauliche Grundhaltung zum Ausdruck gebracht werden soll.

Verbandsprinzip

Pro Universität(sstadt) gibt es im Verband nur einen VDSt. Dadurch entsteht ein sehr enges Netzwerk der Vereine Deutscher Studenten untereinander. Jedes Verbandsmitglied, egal in welcher Stadt es aktiv ist, ist »Bundesbruder« und wird, wenn es einmal die Universität wechseln will, automatisch an den dortigen VDSt »überstellt«, sofern es einen gibt.


Ziele

Der § 1, Absatz 2 und 3 der Verbandssatzung des VVDSt beschreibt die Ziele, zu denen sich jeder VDSter bekennt:

(2) Die Vereine Deutscher Studenten stellen sich zur Aufgabe, ihren Mitgliedern politische Kenntnisse zu vermitteln, die persönliche Einsatzbereitschaft zu fördern und kritisches Bewußtsein zu wecken. In Verantwortung vor Gott sollen ihre Mitglieder als pflichtbewußte Bürger ihres Staates und Angehörige des deutschen Volkes eintreten für die demokratische Grundordnung, für Recht und Freiheit in allen Bereichen des staatlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens unseres Volkes, für eine gerechte, um Ausgleich bemühte soziale Ordnung, für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt und für die Pflege der deutschen Sprache und Kultur, für ein politisch und wirtschaftliches geeintes, freiheitlich-demokratisches Europa gleichberechtigter Völker, für die unveräußerlichen und unverletzlichen Menschenrechte sowie die Rechte ethnischer Minderheiten in ihrer angestammten Heimat auf ihre eigenständige Sprache und Kultur, insbesondere für die Verbundenheit mit allen Angehörigen unseres Volkes durch politische Unterstützung, kulturelle Förderung, soziale Hilfe und menschliche Begegnung.

(3) Der Verband hält sich von jeder Parteipolitik fern.

Diese Ziele faßt unser Verbandswahlspruch prägnant zusammen. Er lautet: »Mit Gott für Volk und Vaterland« 

»Mit Gott«

Die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten sollen »in Verantwortung vor Gott« handeln (§ 1 Absatz 2 der Verbandssatzung). Das bedeutet, daß sie das Gebot einer sittlichen Ordnung in der Welt anerkennen und sich ihm verpflichtet fühlen. Diese Verpflichtung fordert insbesondere, Gerechtigkeit und Toleranz zu üben, die Menschenwürde zu achten und sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Dabei bleibt es jedem einzelnen freigestellt, seinen eigenen religiösen Vorstellungen zu folgen.

»für Volk«

Die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten sind sich ihrer Identität als Deutsche bewußt. Sie leben zwar in verschiedenen Staaten, gehören aber einem gemeinsamen Kulturvolk an. Sie bekennen sich zu ihren kulturellen Werten und tragen dazu bei, sie zu erhalten und zu pflegen. Jede Form des Nationalismus lehnen die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten ab. Sie setzen sich ein für einen deutschen Patriotismus. Denn der Patriot liebt sein Vaterland und achtet gleichzeitig die Vaterländer der anderen. Gerade weil die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten sich intensiv mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen und aus dieser eine besondere Verantwortung resultiert, wendet sich der VVDSt gegen jede Diskriminierung von Menschen, wie z.B. aus politischen, religiösen oder rassistischen Gründen und damit auch gegen jede Form von Antisemitismus.

»und Vaterland«

Die Vereine Deutscher Studenten bejahen eine freiheitlich-demokratische Grundordnung und wenden sich gegen alle, die diese Grundordnung bedrohen oder beseitigen wollen. Für die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten soll ihr Engagement mehr als das bloße Erfüllen der allgemeinen staatsbürgerlichen Pflichten bedeuten. Sie sollen vielmehr zu jener Mitarbeit bereit sein, von der die Demokratie lebt; sie sollen kritische Entwicklungen in Staat und Gesellschaft verfolgen und in diesen Bereichen ehrenamtliche Aufgaben - etwa in sozialen und karitativen Organisationen und im vorpolitischen Raum - übernehmen, um das Gemeinwohl zu fördern und Mißständen und Not abzuhelfen. Die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten sollen auch in den (demokratischen) politischen Parteien mitarbeiten. § 1 Absatz 3 der Verbandssatzung bestimmt zwar die Überparteilichkeit des VVDSt. Diese Bestimmung schließt jedoch nicht aus, daß der einzelne in einer Partei tätig wird; sie schließt im übrigen auch nicht aus, daß der Verband die Politik der Parteien an den Zielen seiner Satzung mißt und daß er zu politischen Fragen Stellung nimmt. Ferner verdankt der Akademiker seine Ausbildung zu einem Teil der Allgemeinheit. Auch deshalb ist er verpflichtet, sein Wissen und seine Fähigkeiten in ihren Dienst zu stellen. Die Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten sollen dazu beitragen, die Bereitschaft dazu unter den Akademikern zu fördern.


Geschichte

Die Gründung

Die jungen Studenten, die sich zu Beginn des Jahres 1881 in Berlin, Halle, Leipzig und Breslau und dann im Sommer in Greifswald und Kiel zu den ersten Vereinen Deutscher Studenten zusammenschlossen, wollten die politische Lethargie, die unter der Studentenschaft herrschte, überwinden und der äußeren Einigung Deutschlands durch Bismarcks Realpolitik die innere Einigung folgen lassen. Man sollte für die Geisteshaltung der damaligen VDSter die Begriffe Antimaterialismus und Antinihilismus verwenden, die sich gegen die materialistische oder nihilistische Weltanschauung wandte, die damals bei vielen Menschen, in Zeitungen, Zeitschriften und literarischen oder politischen Zirkeln, Vereinigungen und Parteien herrschte. Sie wollten die Menschen bei ihrer Seele, ihrer Vernunft packen und so bestimmte Sittengesetze verwirklichen. Die Ziele der Vereine zeigten sich besonders deutlich auf dem ersten Kyffhäuserfest, zu dem sich unter der Führung der Leipziger und ihres Vorsitzenden Diederich Hahn am 6. August 1881 etwa 800 Studenten zusammenfanden. Die Reden des Tages ließen erkennen, worum es dieser studentischen Jugend ging: es lag ihr an der Begründung eines neuen, die Parteien und die gesellschaftlichen Gegensätze überwindenden Nationalgefühls. Im gemeinsamen Gespräch haben Hahn und sein Freund Friedrich Naumann die Frage erörtert, wie man zu einem deutschen, christlichen und sozialen Weltbild kommen könne.

Die ersten Vereine wollten keine neue Korporation neben den bereits bestehenden bilden, nicht einen Verein in der Studentenschaft, sondern die deutsche Studentenschaft selbst. So erklärt sich auch der Name "Verein Deutscher Studenten"; Korporierte und Nichtkorporierte fanden sich in den Vereinen zusammen. Deshalb wählte man auch unter Ablehnung von Band und Mütze die Farben des Reiches "Schwarz-Weiß-Rot" als alleinige Farben jedes einzelnen VDSt und des neuen Verbandes, der sich im Anschluß an das Kyffhäuserfest am 8.August 1881 in Form eines Kartells zwischen den bereits bestehenden VDSt-Bünden und Charlottenburg bildete. Christentum, Vaterland und Monarchie sollten Leitideen der politischen Arbeit in den Vereinen sein; der zunächst alleinherrschende soziale Gedanke wurde als praktisches Christentum verstanden. So sahen die VDSter dieser Tage ihre Gedanken zum sozialen Ausgleich innerhalb der Bevölkerung des Deutschen Reiches durch die von Bismarck eingeleitete soziale Gesetzgebung realpolitisch verwirklicht und fühlten sich von nun an auf das engste mit Bismarck verbunden. Diese Verbundenheit wurde schließlich auch durch die Einweihung des Botschaftsgedenksteins zur Erinnerung an die "Soziale Botschaft" von Kaiser Wilhelm II. auf dem Kyffhäuser auf der 16. Verbandstagung 1896 in Kelbra ausgedrückt. Nachdem die Kyffhäuser-Zeitung, die 1881 gegründet worden war, nach wenigen Jahren eingestellt worden ist, gründete man im Jahr 1886 auf Anregung des damaligen Vorortsvorsitzenden Rudolf Heinze, der später in der Weimarer Republik Vizekanzler und Reichsjustizminister werden sollte, mit den Akademischen Blättern ein eigenes Verbandsorgan.

Entscheidend für die Entwicklung des Verbandes wurde die Frage nach dem Verhältnis von Volk und Staat. Die VDSter erkannten, daß der Staat nicht der Inbegriff des Volkes oder der Nation ist, sondern daß über dem Staat das Volk als Kultur-, Sprach- und Abstammungsgemeinschaft, als Individualität steht. Das deutsche Volkstum sollte durch systematische Arbeit in Theorie und Praxis überall dort gestärkt und gefördert werden, wo es bedroht war. Neben den Anfängen und dem Ausbau der Volkstumarbeit spielte um die Jahrhundertwende ein anderes Problem in der Verbandsgeschichte eine Rolle, die Auseinandersetzung mit der Parteipolitik. Akut wurde diese Frage als Friedrich Naumann mit seinem Nationalsozialen Verein im Jahr 1896 eine politische Gründung vollzog und unter den VDStern eine nicht geringe Anhängerschaft fand, so daß in der Öffentlichkeit zeitweilig der Eindruck entstehen konnte, als ob sein Nationalsozialer Verein die Fortsetzung des Verbandes im praktischen Leben sei. Daß diese Auffassung nicht zutraf, hat man auf den Verbandstagungen der Jahre 1897 und 1898 ausdrücklich festgestellt, um so die parteipolitische Neutralität des Verbandes zu wahren. Innerhalb des VDSt entstand soviel Streit zu der Frage der politischen Aktivität Friedrich Naumanns, so daß dieser sich entschloß aus dem VDSt auszutreten. Eine außerordentliche Verbandstagung im Januar 1907 in Leipzig, auf der sich der Gedanke der parteipolitischen Neutralität erneut durchsetzte und liberale wie konservative Ideen im Verband für gleichberechtigt anerkannt wurden, beendete diese schwere Belastungsprobe des Kyffhäuser-Verbandes. Bei den Universitätsjubiläen in Heidelberg (500 Jahre), Göttingen (150 J.), Halle (200 Jahre), Königsberg/Preußen (350 Jahre), Leipzig (500 Jahre) und Berlin (100 Jahre) führte der VDSt stets die Studentenschaft an.

Während des Ersten Weltkrieges fanden viele VDSter, die wie auch sonstige Großteile der deutschen akademischen Jugend im Frontdienst ihre Pflichterfüllung für ein besseres Deutschland sahen, den Tod. Dem Gedenken an die Gefallenen und Vermißten war die Ehrenhalle mit der Jünglingsgestalt in der 1906 errichteten Bismarcksäule des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten auf der Rothenburg am Kyffhäuser geweiht. Die Namen der dem Ersten Weltkrieg zum Opfer gefallenen VDSter wurden in einem Ehrenbuch verewigt.

Der Zusammenbruch des Jahres 1918 und das Ende der Monarchie im Deutschen Reich stellten den VDSt vor eine entscheidungsvolle Frage. Für viele wurde es eine Gewissensfrage, wie man sich als Anhänger der Monarchie zur neuen Staatsform stellen sollte. Viele Alte Herren dienten dem jungen Staat als Beamte und bekleideten höchste Staatsämter, so z.B. Walter Szagunn, Otto Hoetzsch, Wilhelm Heile, Ferdinand Friedensburg und Rudolf Nadolny. Die Arbeiten und Ideen vieler VDSter hätten zu einem wichtigen Instrument gegen die Arbeitslosigkeit in der Weltwirtschaftskrise werden können, wären sie nicht durch die Regierungsübernahme von Franz von Papen beendet worden. Unter dem Einfluß von Professoren wie Carl Schmitt forderte die damalig Generation von Aktiven die totale Demokratie und eine unmittelbar vom Vertrauen getragene politische Führung. In der Folge der maßlosen Kriegspropaganda aller am Ersten Weltkrieg beteiligten Staaten und des Versailler Friedensdiktates waren die VDSter der 20er und 30er Jahre wohl sehr national, aber nie extrem. Am 15.12.1927 betrug die Zahl der studentischen Mitglieder 1870 in 42 Bünden.

Der totalitäre Machtanspruch der NSDAP duldete auch im studentischen Leben keine Gemeinschaften neben sich. Den HJ-Gliederungen wurde untersagt, mit dem VDSt zusammenzuarbeiten, auch ihre Mitglieder durften nicht in den VDSt eintreten. Dies führte dazu, daß auf der 57. Verbandstagung 1938 die Auflösung des Verbandes bekanntgegeben wurde. Nicht wenige VDSter haben durch ihre aktive, kritische Haltung gegenüber dem NS-Regime Repressalien erleiden müssen, wie z.B. der spätere Bischof Otto Dibelius und Hans Egidi.

Seit 1945

In den Jahren 1948 - 1950 entstanden an westdeutschen Hochschulen einzelne aktive Vereine Deutscher Studenten, zunächst gelegentlich noch unter anderem Namen. Auf der ersten Verbandstagung nach dem Zweiten Weltkrieg im Februar in Bonn wurde der Verband der Vereine Deutscher Studenten gegründet. Die VDSter behielten die überkommene, aber geläuterte Liebe zum deutschen Volk bei und gründeten diese Überzeugung auf das Recht von Menschen und Völkern auf Selbstbestimmung in Freiheit. Auch in der jungen Bundesrepublik übernahmen wiederum VDSter höchste politische Verantwortung, wie z.B. Hermann Ehlers als Bundestagspräsident, andere arbeiteten am Wiederaufbau Deutschlands mit, so z.B. Karl Maßmann. In der politischen Wiedervereinigung Deutschlands hat sich das überragende Ziel der VDSter verwirklicht. Heute wie schon damals zur Zeit der Gründung der ersten VDSt-Bünde ist es nun oberstes Ziel der VDSter der politischen Einigung auch die innere folgen zu lassen. In diesem Sinne setzen sich die VDSter für ein vereintes Europa unter Gleichberechtigung aller europäischen Staaten, Völker und Volksgruppen ein. Heute ist der VDSt an über 40 Universitäten in der Bundesrepublik, Österreich und Ungarn vertreten, die im Verband der Vereine Deutscher Studenten zusammengeschlossen sind.


Berühmte Mitglieder

Beutler, Ernst (*12.4.1885 †8.11.1960) Literaturhistoriker. 1947-49 Herausgabe der 24-bändigen Goethe-Artemis-Ausgabe.

Beneckendorff und von Hindenburg, Paul von (*2.10.1847 †2.8.1934) Militär/Reichspräsident. Ehrenmitglied.

Bredt, Heinrich (*29.01.1906 † 01.11.1989) Arzt.

Dibelius, Otto (*15.05.1880 †31.01.1967) ev. Bischof.

Dieckmann, Johannes (*19.1.1893 †22.2.1969) Politiker (DDP/LDPD).

Dieckmann, Wilhelm (*17.7.1893 †13.9.1944) Mitverschwörer des 20. Juli 1944.

Ehlers, Hermann (*01.10.1904 †29.10.1954) Politiker (CDU).

Egidi, Hans Jurist.

Friedensburg, Ferdinand (*17.11.1886 †11.03.1972) Politiker (DDP/CDU). 1927-33 Regierungspräsident von Kassel, Mitbegründer der CDU in Berlin, 1946-51 Bürgermeister von (Groß-)Berlin, danach Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, 1948-65 MdB, Ehrenbürger von Berlin.

Gerlach, Hellmut von (*2.2.1866 †1.8.1935 Politiker/Publizist.

Gohlke, Rainer Maria (*29.7.1934) Manager.

Heile, Wilhelm (*1881 †1969) Politiker (DDP/FDP). Mitarbeiter Friedrich Naumanns, Gewerkschafter, erster Rektor der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, nds. Minister, stv. Ministerpräsident.

Heinze, Rudolf (*22.07.1965 †26.05.1928) Politiker (Nationallib./DVP). 1907-12 MdR, 1916-18 im türk. Justizministerium, 1919-24 MdR, 1920-21 Reichsjustizminister u. Vizekanzler, 1922-23 Reichsjustizminister, 1923 Ministerpräsident von Sachsen, 1926-27 Vors. des Konsularobergerichts in Ägypten.

Huber, Wolfgang (*12.8.1942) ev. Bischof.

Maßmann, Karl (*9.6.1889 † 3. 2. 1956) Landesbankdirektor. Bis 1934 Leiter der Deutschen Siedlungsbank . 1933 übernahm er den Bereich Organisation und Finanzen des VDA. 1948 Direktor der Landesbank-Girozentrale Schleswig-Holstein.

Motte, Hans de la (*22.10.1935) Jurist Präsident der Oberfinanzdirektion a.D., Hamburg.

Mumm, Reinhard (* 25.7. 1873 † 25.8. 1932) Pfarrer/Politiker (Kon./DNVP/CSVD). Bedeutender Kirchen- und Sozialpolitiker, 1912-1932 MdR.

Nadolny, Rudolf (* 12. Juli 1873 †18. Mai 1953) Diplomat.

Naumann, Friedrich (*25.3.1860 †24.8.1918) Pastor/Politiker (Lib./DDP).

Peltzer, Otto gen. „Otto der Seltsame“ (*8.3.1900 †11.8.1970) Leichtathlet und Trainer.

Pietzsch, Frank Michael (* 24.8.1942) Arzt/Politiker (CDU).

Scharf, Kurt (* 21.10. 1902 †28.3. 1990) ev. Bischof.

Schmid-Wodder, Johannes (*9.6.1869 †13.11.1959) Pastor/Politiker. Führender Vertreter der deutschen Minderheit in Dänemark, 1920 bis 1939 war er der einzige deutsche Abgeordnete im dänischen Parlament in Kopenhagen.

Schneider, Heinrich, Politiker (DPS/FDP).

Stix, Gerulf (*28. 1.1935) Politiker (FPÖ). 1966 Mitglied der Bundesparteileitung der FPÖ, 1973-85 Landesparteiobmann der FPÖ Tirol, Mitglied des Bundesparteivorstandes der FPÖ, 1976 Bundesparteiobmann-Stellvertreter der FPÖ, 1983-90 Präsident des Österreichischen Nationalrats.

Volgger, Friedl, Politiker (SVP). Mitbegründer der Südtiroler Volkspartei, langjähriger Vertreter Südtirols im italienischen Parlament und Senat, 1969-73 Präsident der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen.

Wiese, Heino (* 28. Mai 1952) Politiker (SPD). 1984 bis 1986 Referent beim Bildungswerk der Niedersächsischen Arbeitgeberverbände, seit 1990 leitender Geschäftsführer des SPD-Bezirks Hannover, MdB 1998-2002.

Westarp, Kuno Graf von (*1864 †1945) Politiker (Kon./DNVP/KVP).

Offizielle Seite des VVDSt [1]

Offizielle Seite des VVDSt [2]

--Borkowski 11:45, 5. Jul 2004 (CEST)