Leo Baeck
Leo Baeck (* 23. Mai 1873 in Lissa; † 2. November 1956 in London), war ein Rabbiner und bekannter Vertreter des deutschen liberalen Judentums.
Leben
Nach einem Studium am konservativen Rabbinerseminar in Breslau wechselt er 1894 an die liberale "Hochschule für die Wissenschaft des Judentums" in Berlin, wo er ein Jahr später bei Wilhelm Dilthey über Spinoza promoviert. 1897 nimmt er eine Rabbinerstelle in Oppeln an. Dort entsteht sein Hauptwerk "Das Wesen des Judentums", das 1905 erscheint. Darin setzt er sich kritisch mit den Positionen von Adolf von Harnack auseinander. Von 1907 - 1912 amtiert er in Düsseldorf. Ab 1912 unterrichtet er an der Hochschule in Berlin, wo er auch Gemeinderabbiner ist.
Am 1. Weltkrieg nimmt er als Feldrabbiner teil. In der Weimarer Republik wird er zum bekanntesten Vertreter des liberalen deutschen Judentums und übernimmt mehrere repräsentative Ämter in jüdischen Organisationen, wie der deutschen Sektion von B'nai B'rith. Ab 1925 ist er Vorsitzender des Wohlfahrtsverbandes "Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden".
Unter dem Nationalsozialismus wird Baeck 1933 Präsident der Reichsvertretung der Deutschen Juden, die eine Dachorganisation der jüdischen Organisationen darstellt und zu deren Leitung er mit seinen Fähigkeiten zu vermitteln besonders geeignet war. Die Aufgaben der Reichsvertretung in der Zeit der schwersten antisemitischen Verfolgung reichen von der humanitären Unterstützung für die verelendete jüdische Bevölkerung, der Bildung für die aus den Schulen getriebenen Schülerinnen und Schüler bis zur Unterstützung bei der Auswanderung. Die Nazis entziehen durch die Einbindung der Reichsvertretung ab 1939 anderen jüdischen Einrichtungen die Selbständigkeit und versuchen über die Gestapo die Aktivitäten direkt zu kontrollieren. Auch unter diesem Druck lehnt er Angebote zur Emigration ab und unterhält Kontakte zur Widerstandsgruppe um Carl Friedrich Goerdeler. 1943 wird Baeck wie die meisten anderen Vertreter der Reichsvertretung in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Dort wird er Mitglied im Ältestenrat und kümmert sich unter schwierigsten Bedingungen um die Gemeinde. Er überlebt den Holocaust und geht als Präsident der "Weltunion für progressives Judentum" nach London. 1948 übernimmt er zudem eine Professur am "Hebrew Union College" in Cincinnati.
Namensverwendung
Der Name Leo Baeck wird heute von einer Vielzahl von Institutionen als Erinnerung an ihn im Namen verwendet: Schulen, Logen, Synagogen und Gemeindezentren auf der ganzen Welt. Hier sind einige wichtige Einrichtungen genannt.
- 1938 gründete Rabbiner Dr. Meir Elk in Haifa das Leo Baeck Education Center.
- Das Leo Baeck Institut hat Standorte in New York, Jerusalem und London sowie eine Dependance in Berlin, seit 1978 vergibt es in unregelmäßigen Abständen die Leo-Baeck-Medaille.
- Seit 1956 vergibt der Zentralrat der Juden in Deutschland den Leo-Baeck-Preis an Personen, die sich für die Ideale von Leo Baeck einsetzen. Auch das Gebäude des Zentralrats der Juden in Berlin ist nach ihm benannt. Aufgrund der Auseinandersetzungen über die Anerkennung der Union progressiver Juden in Deutschland haben die Erben von Leo Baeck die Nutzung des Namens dem Zentralrat am 21. April 2004 allerdings untersagt.
- Das Leo Baeck College in London ist ein Rabbinerseminar für das progressive Judentum in Großbritannien, das 1956 gegründet wurde.
- Die Leo Baeck Foundation Potsdam wurde aus Anlass des 50. Todestages von Leo Baeck mit Billigung der Familie Leo Baecks zur Jahreswende 2005/06 errichtet. Sie widmet sich der Förderung des Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam und damit der Ausbildung von Rabbinern und Gemeindepersonal für Kontinentaleuropa sowie dem Dialog zwischen den Religionen.
Weblinks
- Leo Baeck Education Center Haifa
- Freunde und Förderer des Leo Baeck Instituts e.V.
- Leo-Baeck-Preis
- Leo Baeck Foundation
- Biografische Datenliste Leo Baecks
- Archiv des Leo Baeck Instituts, Jüdisches Museum Berlin
- Rabbiner in Berlin: Leo Baeck
- The Leo Baeck Institute (Englisch)
- Leo Baeck College Center for Jewish Education (Englisch)
- Vorlage:PND
- Leo Baeck-Dokumente des Center for Jewish History, Leo Baeck Institut
Personendaten | |
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NAME | Baeck, Leo |
KURZBESCHREIBUNG | Rabbiner und Vertreter des liberalen Judentums |
GEBURTSDATUM | 23. Mai 1873 |
GEBURTSORT | Leszno |
STERBEDATUM | 2. November 1956 |
STERBEORT | London |