Baden-Kurpfalz-Bahn
Die Baden-Kurpfalz-Bahn ist eine Eisenbahnstrecke von Karlsruhe nach Heidelberg. Sie zählt zu den bedeutendsten Fernverkehrsstrecken in Deutschland.
Der Name "Baden-Kurpfalz-Bahn" ist kein historischer Name der Strecke, sondern wurde durch "Rail-and-Relax" vermutlich aus Marketinggründen erfunden. Der Namensteil "Baden" rührt daher, dass die Strecke Teil der alten Badischen Hauptbahn ist, "Kurpfalz", bezieht sich auf Heidelberg, das einst Hauptstadt der gleichnamigen historischen Region war.
Geschichte
1843-1914
Die Strecke wurde als Abschnitt der Badischen Hauptbahn gebaut, die von Basel über Freiburg, Baden-Baden, Karlsruhe und Heidelberg nach Mannheim führt. Der heute als Baden-Kurpfalz-Bahn bezeichnete Streckenabschnitt Karlsruhe - Heidelberg wurde am 10. April 1843 eröffnet, zunächst auf 1600 mm Breitspur.
Wenige Jahre später, 1847, wurde sie dann auch zweigleisig ausgebaut. Da man allerdings den Verlust des lukrativen Transitverkehrs befürchtet hatte, wurde die Strecke bereits im Jahr 1854 innerhalb von nur vier Monaten auf Normalspur (1435 mm) umgebaut, das die benachbarten Länder Badens wie Hessen, Bayern und Württemberg verwendet hatten. Somit war auf der Strecke auch grenzüberschreitender Verkehr möglich geworden.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Bahnhof Durlach verlegt. 1911 wurde die Streckenführung im Bereich von Durlach verändert und dabei die Kurvenradien vergrößert. In Karlsruhe befand sich der Hauptbahnhof bis 1913 am südlichen Rand der Innenstadt. Aufgrund der geringen Kapazität dieses Bahnhofs wurde 1913 eine neugebaute Station am südlichen Stadtrand eröffnet.
Von etwa 1895 bis 1914 stand die Baden-Kurpfalz-Bahn im scharfen Wettbewerb mit der Elsässischen Bahn, denn die Fahrzeiten zwischen Basel und Frankfurt bzw. Mannheim waren nahezu identisch. Nachdem das Elsass nach dem Ersten Weltkrieg an Frankreich gefallen war, fuhren alle Züge nach Basel nur noch über die badischen Strecken.
1915-1987
Von 1928 bis 1939 verkehrte der Luxuszug Rheingold zwischen Heidelberg und Basel über die Baden-Kurpfalz-Bahn. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Rheingold von 1951 bis 1987 als F-Zug bzw. TEE auf die Strecke zurück.
Ab 1945 gehörte diese Strecke zur Amerikanischen Besatzungszone und ab dem 22. September 1945 verkehrte hier der erste Schnellzug nach Kriegsende, der D 369/370 zwischen Frankfurt am Main und München. 1955 wurde außerdem der Hauptbahnhof von Heidelberg aus der Stadtmitte verlegt, sodass Züge, die über Heidelberg hinaus in Richtung Mannheim bzw. Frankfurt am Main fahren, dort nicht mehr Kopf machen müssen.
In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Strecke aufgrund ihrer großen Bedeutung für den überregionalen Fernverkehr elektrifiziert.
Ab 1971 verkehrten Intercitys (IC) im Zweistundentakt, ab 1979 sogar im Stundentakt.

1987-2000
Im Zuge der Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart entstand nördlich von Bruchsal die Abzweigstelle Rollenberg als Kreuzungsbauwerk. Verbindungskurven zur Baden-Kurpfalz-Bahn erlauben die Führung von Zügen in den Relationen Heidelberg–Stuttgart und Karlsruhe–Bruchsal–Stuttgart.
Seit 1994 ist der Abschnitt Karlsruhe Bruchsal in das Karlsruher Stadtbahnnetz integriert. Während die Karlsruher Stadtbahnzüge zweieinhalb Jahre lang diesen Streckenabschnitt als Vorlaufbetrieb befahren hatten, so wurde ein Teil der Züge 1996 über die Kraichtalbahn bis nach Menzingen und der andere Teil ab 1998 über die Katzbachbahn nach Odenheim gebunden. Bereits Anfang 1996 entstand zwischen den Bahnhöfen Untergrombach und Bruchsal der neue Haltepunkt "Bruchsal Gewerbliches Bildungszentrum", der überwiegend der gleichnamigen Bruchsaler Einrichtung dient.
Seit 2001
Seit Dezember 2003 ist die Strecke darüber hinaus in das Netz der S-Bahn RheinNeckar integriert. Im Zuge der S-Bahneinführung wurden die Haltepunkte und Bahnhöfe modernisiert und behindertengerecht ausgebaut und die Signal- und Stellwerkstechnik erneuert. Dabei wurde die Strecke zwischen Bruchsal und Heidelberg von einem Stunden- auf einen Halbstunden-Takt verdichtet, stündlich wurden sie bis nach Karlsruhe durchgebunden. Die bis nach Karlsruhe durchgehenden Züge erhielten die Linienbezeichnung "S3", die in Bruchsal endenden Züge "S4". Bereits ein Jahr später wurden alle S-Bahnen bis Karlsruhe durchgebunden, sodass die Linienbezeichnung "S4" entfiel.
Ab 2007 sollen die EC-Züge zwischen Karlsruhe, Bruchsal und Stuttgart teilweise durch TGV-Züge der Relation Paris - Straßburg - Stuttgart ersetzt werden.
Betrieb
Fahrplan

Auf der Baden-Kurpfalz-Bahn verkehrt die Linie S3 der S-Bahn RheinNeckar im Halbstundentakt. Zum Einsatz kommen hierfür rot lackierte Triebwagen der Baureihe 425/426. Auf dem Abschnitt Karlsruhe-Bruchsal verkehren außerdem die Linien S31 und S32 der Karlsruher Stadtbahnen. Die Unterwegshalte Weingarten, Untergrombach und Bruchsal Gewerbliches Bildungszentrum werden von den Zügen der S-Bahn RheinNeckar nur an den Tagesrandlagen bedient, da sie ansonsten von den Zügen der S31 und der S32 angefahren werden. Zwischen Bruchsal und Heidelberg verkehren darüber hinaus Regionalexpresse (RE) mit Zwischenhalten in Wiesloch-Walldorf und Bad Schönborn-Kronau, die anschließend über die Kursbuchstrecke 770 nach Stuttgart fahren.
Darüber hinaus verkehren auf der Baden-Kurpfalz-Bahn seit Ende 2002 Intercitys (IC) (vorher InterRegios (IR)) der Linie Karlsruhe–Bruchsal–Heidelberg–Weinheim–Darmstadt–Frankfurt–Gießen–Kassel-Wilhelmshöhe–Hannover–Hamburg–Stralsund mit Zwischenhalt in Bruchsal, selten auch in Karlsruhe-Durlach und Wiesloch-Walldorf. In Richtung Süden werden zwei Zugpaare über die Schwarzwaldbahn nach Konstanz durchgebunden. Im Abschnitt Karlsruhe–Bruchsal verkehren Eurocitys (EC) der Strecke Paris–Strasbourg–Baden-Baden–Karlsruhe–Stuttgart–Ulm–München mit Zwischenhalt in Bruchsal; hinter Bruchsal wechseln sie über eine Verbindungskurve auf die Schnellbahntrasse Mannheim–Stuttgart.
Die Bahnhöfe wurden eigens für den S-Bahn-Betrieb gründlich modernisiert. In Weingarten, Untergrombach und Bruchsal Gewerbliches Bildungszentrum beträgt die Bahnsteighöhe 55cm, auf den Bahnhöfen zwischen Bruchsal und Heidelberg durchgehend 76 cm, auf den Bahnhöfen Karlsruhe-Durlach und Bruchsal sind beide Bahnsteighöhen anzutreffen. Mehrere Bahnhöfe (z. B. Bad Schönborn Süd und Walldorf-Wiesloch) haben darüber hinaus noch ein drittes Gleis.
Busanschlüsse bestehen an allen Bahnhöfen bis auf "Bruchsal Gewerbliches Bildungszentrum", "Bad Schönborn Süd" und "St. Ilgen".
Güterverkehr und Industriegleise
Etwa auf Höhe des Bf. Durlach zweigt ein Industriegleis ab, dass noch etwa einen Kilometer parallel zur Baden-Kurpfalz-Bahn verläuft, dann nach links schwenkt und zu den BOSCH-Werken führt. In Weingarten und Untergrombach zweigen inzwischen stillgelegte Gleise zu den örtlichen Baggerseen ab. In Bruchsal verlaufen Gütergleise in die dortige Südstadt, darüber hinaus gibt es solche noch beim Bahnhof Wiesloch-Walldorf.
Bereits 1895 war ein Rangierbahnhof am südlichen Stadtrand entstanden, dessen Aufgaben vor einigen Jahren allerdings nach Mannheim verlagert wurden.
Streckenverlauf
Der Streckenabschnitt zwischen Karlsruhe und Heidelberg führt entlang des östlichen Randes der Oberrheinebene in Nord-Süd-Richtung. Nach der Ausfahrt aus dem Karlsruher Hauptbahnhof unterquert die Baden-Kurpfalz-Bahn die A5 und erreicht den Bahnhof Karlsruhe-Durlach. Danach führt die Strecke am Rande des Kraichgau über Weingarten und Untergrombach nach Bruchsal. Einige Kilometer parallel führen die in Bruchsal beginnenden Kraichtalbahn und Katzbachbahn, ehe sie kurz vor dem Bahnhof Ubstadt-Weiher nach rechts schwenken. Vorher wird noch die Schnellbahntrasse Mannheim - Stuttgart unterquert. Nach Rot-Malsch tritt sie in den Forst Hochholz ein und unterquert die A6. Nach den Stationen Wiesloch-Walldorf, St. Ilgen und Heidelberg-Kirchheim erreicht sie nach einer Kurve den Heidelberger Hbf. Die Strecke ist mit modernster Signaltechnik (Lichtsignale) sowie für Geschwindigkeiten bis 160 km/h ausgestattet.
Unterwegsbahnhöfe
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Literatur
- Wolfgang von Hippel, Joachim Stephan, Peter Gleiber, Hans-Jürgen Enzweiler, Eisenbahn-Fieber: Badens Aufbruch ins Eisenbahnzeitalter. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1990
- Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH (Hrsg.) ... an einem Strang : Eisenbahngeschichte im Rhein-Neckar-Dreieck, pro MESSAGE 2004, ISBN 3-934845-17-7