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Diskussion:Anschluss Österreichs

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Otberg in Abschnitt Nazi-Propaganda reloaded by Wikipedia
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Wg Kontroverse um die Entschlussbildung

Im Lemma lesen wir: „Nach Schuschniggs provokantem Plebiszit-Vorschlag sei er so erzürnt gewesen, dass, wie der britische Botschafter Nevile Henderson erfuhr, die Gemäßigten in der Führung des Reiches ihn nicht mehr hätten zurückhalten können.<ref>Georg Christoph Berger Waldenegg: S. 160-163“. Abgesehen davon, dass mir unwahrscheinlich vorkommt, dass jemand eine Armee in Gang setzt, weil er erzürnt ist und zweitens eine Äusserung Hendersons in diesem Fall keine gute Quelle ist, lese ich bei Berger auf S. 149 von zwei anderen Gründen für den Einmarsch: 1. Die Einverleibung Österreichs als Teil der politischen Programmatik. 2. Befürchtete Hitler eine Mehrheit der Österreicher für die Unabhängigkeit. Die Darstellung wäre wohl zu in dem Sinne korrigieren. Das gleiche lesen wir bei Longerich in seiner Hitlerbiographie. Gruß --Orik (Diskussion) 10:34, 9. Jan. 2017 (CET)Beantworten

Sehe ich ähnlich. --Otberg (Diskussion) 12:40, 9. Jan. 2017 (CET)Beantworten
Klingt überzeugend. Wer macht einen Formulierungsvorschlag mitsamt Literaturbelegen und ändert den Satz im Artikel entsprechend? Benatrevqre …?! 14:44, 16. Jan. 2017 (CET)Beantworten

Annexion, Fusion, Okkupation

Meines Erachtens gehören diese Fragen nicht in den Abschnitt Opferthese, sondern in einen eigenen Abschnitt Staats- und Völkerrecht. Benutzer:Benatrevqre, wär das nichtwas für dich? Grüße --Φ (Diskussion) 21:36, 18. Feb. 2018 (CET)Beantworten

Beizeiten können wir über einen solchen Abschnitt diskutieren, denn dazu gibt es durchaus differenzierte Literatur, vorerst würde ich ihn aber dort belassen. Benatrevqre …?! 21:40, 18. Feb. 2018 (CET)Beantworten
Mit Opferthese hat es aber nur in einem sehr vermittelten Sinne zu tun. --Φ (Diskussion) 21:43, 18. Feb. 2018 (CET)Beantworten
Die Abschnittsüberschrift könnte/sollte man ändern, die Opferthese ist ja nur ein historischer Teilaspekt der Bewertung. --Braveheart Welcome to Project Mayhem 22:02, 18. Feb. 2018 (CET)Beantworten

Wahlausweis 10.04.1938 mit Wahlausschlußhinweis und Strafandrohung

Quelle: Jüdisches Museum Wien, Inv. No. 26028/9, gesehen unter 1938Project.

Bitte als Illustration ins Lemma einbauen. -- Wolfgang J. Kraus (Diskussion) 20:07, 10. Apr. 2018 (CEST)Beantworten

Nazi-Propaganda reloaded by Wikipedia

Hallo Gemeinde,

wegen der haarsträubenden Einleitung beobachte ich diesen Artikel zum „Anschluss Österreichs“ schon seit geraumer Zeit. Eigentlich hatte ich gehofft, dass jemand anderes die Mühe auf sich nimmt und endlich die dringend nötigen Korrekturen einfordert und einbringt. Aber offenbar ist es allen – außer mir – egal, dass selbst nach 80 Jahren immer noch die Nazi-Propaganda zum „Anschluss“ erzählt wird, mit falschen Fakten, fadenscheinigen Behauptungen und scheinlegalen Rechtsakten.

In Österreich erfüllt das den Straftatbestand der „Wiederbetätigung“. Aber ich nehme mal zugunsten des Autors an, dass er es nicht besser wusste und keine absichtliche Nazi-Propaganda betreiben wollte.

Eine Einleitung sollte die wesentlichen Punkte einer Darstellung zusammenfassen und einen Überblick über das Thema geben. Ich stelle mir immer einen Schüler oder auch Studenten vor, der einen ersten, groben Überblick über einen Gegenstand erhalten will. Aber beim „Anschluss“ wird der Leser von einem Zerrbild in die Irre geführt, das die damalige Nazi-Propaganda fast eins zu eins widergibt.


Also, wie haben die Nazis seinerzeit den Einmarsch nach Österreich vor der Welt gerechtfertigt? Nachdem sie als Antwort auf die von Schuschnigg geplante Volksabstimmung die Wehrmacht an den Grenzen Österreichs als Drohgebärde hatten aufmarschieren lassen, behaupteten sie, österreichische Nationalsozialisten hätten die Regierung des Ständestaatsregimes abgelöst und anschließend per Telegramm die deutsche Wehrmacht ins Land gerufen, um unter deren Kommando wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Dann wurde noch schnell ein „Anschlussgesetz“ in Wien beschlossen, mit vielen schönen Paragraphen, die den Anschein erweckten, alles sei nach Recht und Gesetz abgelaufen.

Also alles in bester Ordnung, keine Kriegsdrohungen, keinerlei Aggression gegen das Nachbarland, die Wehrmacht wurde vielmehr ins Land gebeten, kein Staatsterror, auch völkerrechtlich und staatsrechtlich alles in bester Ordnung.

Aber nichts davon entsprach der Wahrheit, es handelte sich um eine freche Propagandalüge, wie fast immer der Fall bei der Politik der Nationalsozialisten. Das ist der historische Forschungsstand.

Und was lesen wir bei der Wikipedia-Einleitung? Wo sind die Kriegsdrohungen, die Aggression, der Staatsterror, der Bruch des Völkerrechts? Alles ausgeblendet! Und der größte Skandal: Die zahlreichen Opfer des "Anschlusses" kommen in der Einleitung mit keiner Silbe vor, einfach ausgeblendet, wie damals in der Nazi-Propapanda. Es wird einfach die gleiche Propaganda-Geschichte aufgetischt wie es schon die Nazis im März 1938 taten. Alles in bester Ordnung.

Ein Irrwitz, dass diese Nazi-Propagandalügen heute auf Wikipedia stehen.


Gehen wir die einzelnen Sätze durch.


ERSTER ABSATZ - DIE VERSCHLEIERUNG

Bei Wikipedia heißt es:

+++++++ Als „Anschluss“ Österreichs oder kurz „Anschluss“ werden seit 1938 vor allem die Vorgänge bezeichnet, mit denen österreichische und deutsche Nationalsozialisten im März 1938 die De-facto-Annexion des Bundesstaates Österreich durch das nationalsozialistische Deutsche Reich veranlassten. ++++++

Ich finde, eine Enzyklopädie sollte so präzise wie möglich sein. Aber ein Ereignis als „Vorgang“ zu bezeichnen – viel ungenauer geht es ja wohl nicht. Ein „Vorgang“ ist so ziemlich jedes Ereignis oder Geschehen in der Geschichte. Man kann auch einen Völkermord als „Vorgang“ bezeichnen, aber aus Anstand sollte man es nicht tun.

Der Begriff „Vorgang“ verschleiert die Taten der Handelnden und die Verantwortung - mehr noch, auch den Charakter der Ereignisse.

Es sicherlich kein Zufall, dass bei den berüchtigten „Vorgängen“ völlig untergeht, dass schon in den ersten Stunden und Tagen nach dem Einfall von Wehrmacht, SS und Polizei etwa 72.00 Österreicher, politische Gegner und Juden verhaftet und viele später in Konzentrationslager nach Deutschland verschleppt wurden; außerdem mussten zehntausende Österreicher flüchten – die ersten Opfer des „Anschlusses“, denen noch viele folgten sollten, die aber in der Einleitung mit keiner Silbe erwähnt werden.

Nur ganz nebenbei: Der Begriff „De-facto-Annexion“ macht überhaupt keinen Sinn, wenn zwei Absätze später haarklein dargelegt wird, dass es auch eine „De-jure-Annexion“ gab. Es gibt seit 1967 eine „De-facto-Annexion“ des Westjordanlandes, aber keine „De-jure“. Ostjerusalem und den Golan hat Israel auch „de-jure“ annektiert. Die Annexion Österreichs war dagegen wohl die schnellste „De-jure-Annexion“ der Weltgeschichte, sie geschah am 13. März, genau einen Tag nach dem Einmarsch.

Deshalb verstehe ich nicht, wieso von einer „De-facto-Annexion“ die Rede ist.

Aber es gibt einen noch viel größeren Widerspruch in der Einleitung: Eine Annexion ist eine einseitige und erzwungene Eingliederung eines zuvor fremden Gebietes in das eigene Staatsgebiet. Im dritten und vierten Absatz wird aber haarklein dargelegt, dass angeblich die österreichische Regierung unter Seyß-Inquart den „Anschluss“ durchgeführt hat.

Dann aber wäre es keine Annexion, sondern ein freiwilliger Beitritt gewesen, genauso wie die fünf ostdeutschen Länder 1990 der Bundesrepublik beigetreten sind.

Deshalb verstehe ich nicht, was uns die Einleitung überhaupt sagen will: War es jetzt eine erzwungene Annexion oder ein freiwilliger Beitritt?


ZWEITER ABSATZ – DER REGIMEWECHSEL

Auf Wikipedia heißt es:

++++++++ „In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 lösten nach telefonischen Drohungen von Hermann Göring noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Ständestaatsregime ab. Vom 12. März an übernahmen Wehrmacht-, SS- und Polizeieinheiten das Kommando, die unter dem Jubel beträchtlicher Teile der Bevölkerung einmarschiert waren.“++++++++

Die Fakten sind falsch. Die Behauptung, österreichische Nazis hätten noch vor dem Einmarsch die Macht übernommen, hat die gleiche Qualität wie das gefälschte Telegramm aus Wien, mit dem Kanzler Seyß-Inquart angeblich deutsche Truppen angefordert hat: Es ist eine freche Lüge. Und beide Lügen haben die gleiche Funktion: Es soll kaschiert werden, dass es sich um eine militärische Invasion handelte.

Siehe dazu das Zeitprotokoll:

https://diepresse.com/home/politik/1353848/Die-Kapitulation-im-Zeitraffer_Wir-weichen-der-Gewalt

Nachdem Bundespräsident Miklas sich am 11. März seit dem Nachmittag geweigert hatte, Seyß-Inquart zum Bundeskanzler zu bestellen, gab er kurz vor Mitternacht nach. Um 23.30 Uhr erklärte er sich dazu bereit. Aber damit war Seyß-Inquart noch nicht im Amt. Die Angelobung Seyß-Inquarts und seiner Mannschaft fand erst am 12. März am Vormittag statt. Zu diesem Zeitpunkt war der Einmarsch der Wehrmacht aber schon im vollen Gange; die Truppen hatten Befehl, am 12. März bei Tagesanbruch vorzustoßen.

Außerdem hatte Hitler schon am 11. März um 14.00 Uhr den Befehl zum Einmarsch nach Österreich unterschrieben. Um 15.00 Uhr war dieser Befehl in Deutschland sogar bekannt gemacht worden. Zu diesem Zeitpunkt war Schuschnigg noch nicht einmal zurückgetreten. Er reichte seinen Rücktritt erst um 18.00 Uhr ein. Um 19.47 Uhr gab er ihn über Radio öffentlich bekannt („Wir weichen der Gewalt“), weil er annahm, dass der Einmarsch schon begonnen habe.

Die österreichischen Nazis haben also keineswegs „noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten das austrofaschistische Ständestaatsregime abgelöst“. Hitler, seine Kriegsdrohungen, seine Ultimaten und seine Wehrmacht taten es. Schuschnigg trat zurück, weil der Einmarsch beschlossene und verkündete Tatsache war, und er kein Blutvergießen wollte. Und Seyß-Inquart gelangte erst ins Amt des Bundeskanzlers, als die die deutschen Truppen schon einmarschiert waren.

Noch viel gewichtiger ist, dass die Ernennung eines neuen Bundeskanzlers noch keinen Regimewechsel darstellt. Der Regimewechsel erfolgte erst durch die Schergen Himmlers, die massenhaft Politiker und Funktionäre des Ständestaates verhafteten und große Teile der Beamtenschaft entließen und durch Reichsdeutsche ersetzten.

DRITTER ABSATZ – DAS „VÖLLIGE AUFGEHEN“

Es heißt auf Wikipedia:

++++++ „Die vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas am 11. März nach deutschen Drohungen bestellte nationalsozialistische Bundesregierung unter Arthur Seyß-Inquart führte am 13. März 1938 im Auftrag von Adolf Hitler, der am 12. März 1938 in Österreich eintraf, den „Anschluss“ durch. Er bewirkte sukzessive das völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich.“ +++++

Ja, unter „Anschluss“ verstanden Hitler und die deutschen Nazis tatsächlich das „völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich“. Aber die Österreicher nicht, nicht einmal die österreichischen Nazis. Sie wollten sich dem Deutschen Reich anschließen, aber nicht ihre Identität als Österreicher aufgeben.

Deshalb hat der ganze Wikipedia-Eintrag - nicht nur die Einleitung - einen eklatanten Mangel: Es fehlt ein ganzer Abschnitt zu „Anschluss“ und österreichischer Identität.

VIERTER ABSATZ – LEGALITÄT

In einem fast unleserlichen und verschwurbelten Satz heißt es auf Wikipedia:

+++++++ „Durch das am 13. März gemäß Art. III Abs. 2 des von der Diktatur Dollfuß’ erlassenen Bundesverfassungsgesetzes vom 30. April 1934 über außerordentliche Maßnahmen im Bereich der Verfassung, des sogenannten „Ermächtigungsgesetzes 1934“, ohne Beteiligung des Parlaments durch die Bundesregierung beschlossene Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich endete die rechtliche Existenz des diktatorischen österreichischen Bundesstaates.“ ++++++++

Ja, die Nazis waren tatsächlich der Meinung, dass damit die „rechtliche Existenz des österreichischen Bundesstaates“ geendet habe, sogar für ungefähr 1.000 Jahre. Nicht aber die späteren Siegermächte, die österreichischen Exilgruppen und das wiedererstandene Österreich.

Ich wiederhole mich: Ein Irrwitz, dass diese Nazi-Propaganda auf Wikipedia steht.

Die Alliierten teilten 1945 die Auffassung Österreichs, dass das Land nicht wie 1918 neu gegründet wurde, sondern bloß wiederhergestellt wurde. Österreich ist nicht durch Annexion des Deutschen Reiches untergegangen, sondern durch Okkupation vom Deutschen Reich handlungsunfähig gemacht worden.

Quelle: Lukas Müller: Österreichische Verfassungsgeschichte, Universität Wien, Oktober 2011; Kapitel XI. Periode: Fremdkontrollierte Republik Österreich 1945–1955.

https://www.unet.univie.ac.at/~a1063315/docs/rg13_fremdenkontrollierte_republik.pdf


VORSCHLAG FÜR NEUE EINLEITUNG

Ich habe mal eine neue Einleitung geschrieben. Sie recht lang geworden, aber ich sehe keine Möglichkeit zu kürzen, weil der „Anschluss“ ein sehr komplexes und vielschichtiges Ereignis war.


+++++ Der sogenannte "Anschluss Österreichs" an das Deutsche Reich im März 1938 begann mit einem ultimativ erzwungenen Regierungswechsel in Wien, gefolgt von einem Einmarsch der Wehrmacht und einem von SS, Gestapo und Polizei entfesselten Staatsterror gegen politische Gegner jeglicher Art. Das Ereignis hatte einen mehrdeutigen Charakter, weil der militärische Einmarsch ohne Gegenwehr verlief und von einem Teil der Österreicher in den ersten Tagen jubelnd begrüßt wurde.

Viele Österreicher hofften vor dem Hintergrund einer permanenten Wirtschaftsflaute und einer Arbeitslosigkeit von fast 25 Prozent auf einen ähnlich starken Aufschwung und stabile Verhältnisse, wie sie im Deutschen Reich zumindest an der Oberfläche seit 1935 herrschten.

Am 12. März 1938 marschierten Wehrmacht, SS und Polizei in Österreich ein. Ursprünglich sollte am 13. März eine von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg angesetzte Volksabstimmung über die Souveränität Österreichs stattfinden, die Adolf Hitler aber verhindern wollte. Der umjubelte und widerstandslose Einmarsch bewog Hitler am 13. März in Linz zur Annexion des Landes.

Mit Angriffsdrohungen und einer Serie von Ultimaten hatte Herrmann Göring, der erste Paladin Hitlers, am 11. März in annähernd einem Dutzend Telefongesprächen von Berlin nach Wien zunächst die Absage der Volksabstimmung erzwungen, dann den Rücktritt Schuschniggs und schließlich die Ernennung des österreichischen Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zum Bundeskanzler.

Quelle: https://diepresse.com/home/politik/1353848/Die-Kapitulation-im-Zeitraffer_Wir-weichen-der-Gewalt

Schon in den ersten Stunden und Tagen nach dem Einfall von SS-Totenkopfverbänden, Gestapo und Polizei begann der von Heinrich Himmler entfesselte staatliche Terror, unterstützt von lokalen Kollaborateuren, um jeden möglichen Widerstand schon im Ansatz zu brechen. Rund 75.000 Österreicher - Christsoziale, Sozialisten, Kommunisten, Monarchisten und prominente Juden - wurden in einer ersten Welle verhaftet und viele später in Konzentrationslager nach Deutschland verschleppt. Unter den Verhafteten befanden sich drei ehemalige sowie drei künftige österreichische Bundeskanzler.

Quelle: Gottfried-Karl Kindermann: Österreich gegen Hitler, Europas erste Abwehrfront, 1933-1938, Wien 2003, S. 338

Üblicherweise ging die Verhaftung auch mit dem Verlust der Stellung oder des Arbeitsplatzes, vor allem bei Juden auch des Geschäftes und der Wohnung einher; es wurde also die ganze Familie von der Verfolgung in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem mussten zehntausende Österreicher ins Ausland flüchten.

Quelle: http://www.doew.at/erkennen/ausstellung/1938/verfolgung-politischer-gegner

In allen staatlichen Organen Österreichs setzte eine massive Säuberungswelle ein: Rund 80 Prozent der Spitzenbeamten wurden entlassen (Gottfried-Karl Kindermann: Österreich gegen Hitler, S. 340), 55 Prozent der Generäle, 40 Prozent der Obersten und 14 Prozent der darunter liegenden Dienstgrade. Für die zwangspensionierten Offiziere wurden Pensionskürzungen zwischen 30 und 100 Prozent verfügt.

Quelle: http://www.bundesheer.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=741

In Österreich herrschte in den 1920er und 30er Jahren eine große Zerrissenheit, auch wegen einer tiefen Wirtschaftskrise. Politisch war das Land in ungefähr drei gleich große Lager gespalten - Christsoziale, Sozialdemokraten und Deutschnationale. Aus dem dritten Lager erhielt die NSDAP nach 1933 großen Zulauf. Im Jahr 1934 entluden sich die innenpolitischen Zerwürfnisse in einem Bürgerkrieg zwischen Christsozialen und Sozialdemokraten sowie in einem Putschversuch einer SS-Einheit, bei dem Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordet wurde.

Die politische Spaltung drückte sich auch in den Reaktionen auf den Einmarsch der deutschen Truppen aus. "Ein sehr sichtbarer Teil der Bevölkerung jubelte ekstatisch, ein nicht sichtbarer Teil blieb verzweifelt oder apathisch zu Hause, ein ebenfalls kaum sichtbarer Teil wurde von den Schergen des neuen Regimes sofort eingesperrt - und ein weiterer Teil der Bevölkerung, die jüdischen Österreicher, wurde vom ersten Tag an auf offener Straße auf das Niederträchtigste gedemütigt und schikaniert."

Quelle: Stephan Löwenstein, FAZ, 12.3.2018

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/anschluss-oesterreichs-alleingelassen-mitten-in-europa-15488813.html

Der plötzliche Ausbruch von zügelloser Gewalt auf den Wiener Straßen hing nicht damit zusammen, dass es unter Österreichern oder Wienern einen radikaleren Antisemitismus gab als unter Deutschen. Vielmehr lag die Ursache in der spezifischen österreichischen Geschichte zwischen 1933 und 1938.

Die fünf Jahre lange Verbotszeit der NSDAP und die Lagerhaft vieler NS-Funktionäre hatte spezielle Mentalitäten unter den österreichischen Nazis geschaffen, die mitunter zu persönlichen Abrechnungen im März 1938 führten. In der Verbotszeit konnten sich außerdem Personen mit Verbindungen in die Unterwelt besonders gut entwickeln, illegale Aktivitäten lagen vor allem untergründigen Naturen. Die plötzliche Eruption der Gewalt hing auch mit der überstürzten Entwicklung während des "Anschlusses" zusammen: Die österreichischen Nationalsozialisten wussten am Freitag, den 11. März 1938, noch nicht, dass sie am Sonntag im Besitz der absoluten Macht sein würden.

Quelle: Martin Haidinger, Günther Steinbach: Unser Hitler. Die Österreicher und ihr Landsmann, Salzburg 2009, S. 357

Die "Anschluss"-Euphorie in Österreich verflog rasch. Schon im Herbst 1938 flaute sie stark ab, vor allem wegen der heraufziehenden Kriegsgefahr während der Sudetenlandkrise, aber auch weil das NS-Regime zunehmend als deutsche Fremdherrschaft begriffen wurde. Der Name "Österreich" wurde getilgt, Ober- und Niederösterreich in Ober- und Niederdonau umbenannt, und nach einem Zwischenspiel als "Ostmark" jede österreichische Gemeinsamkeit überhaupt beseitigt, an Österreich sollte nichts mehr erinnern.

Quelle: Quelle: Martin Haidinger, Günther Steinbach: Unser Hitler. Die Österreicher und ihr Landsmann, Salzburg 2009, S. 146 

Alle Versuche zur Bildung einer österreichischen Exilregierung in London waren 1938 und in den Jahren danach gescheitert, weil sich die politischen Parteien, die nur vier Jahre zuvor einen Bürgerkrieg gegeneinander geführten hatten, nicht einig waren und nicht vertrauten.

Quelle: Helene Maimann: Politik im Wartesaal. Österreichische Exilpolitik in Großbritannien 1938-1945. Wien 1975

Als einziges Land der Welt legte Mexiko offiziellen Protest gegen den "Anschluss" ein. Allerdings erklärte schon am 27. Juli 1942 der amerikanische Außenminister Cordell Hull: "Die Regierung der Vereinigten Staaten hat niemals den Standpunkt eingenommen, dass Österreich rechtmäßig vom Deutschen Reich absorbiert worden ist."

Quelle: Gottfried-Karl Kindermann: Österreich gegen Hitler, Europas erste Abwehrfront, 1933-1938, Wien 2003, S. 23

In der Moskauer Erklärung von 1943 hielten die alliierten Staaten Großbritannien, USA und Sowjetunion erneut fest, dass die Annexion null und nichtig und dass der Staat Österreich nach Kriegsende wieder herzustellen ist.

Quelle: Moskauer Erklärung - http://www.ibiblio.org/pha/policy/1943/431000a.html

Ein Kriegsziel der Alliierten bestand daher in der Befreiung Österreichs, während das Deutsche Reich zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen werden sollte. Die Wiederherstellung des österreichischen Staates gelang im April 1945 noch vor Kriegsende und sogar noch vor Hitlers Tod. In der Österreichischen Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 wurde der "Anschluss" als null und nichtig erklärt, ebenso die Beschlüsse des Ständestaats.

In den Jahren 1938 bis 1945 hatte Österreich eine einzigartige Rolle in Europa gespielt: Es war vom Deutschen Reich militärisch überfallen worden, nahm aber am Weltkrieg auf der Seite des Angreifers teil. Es war nur folgerichtig, dass Österreich auch 1945 einen einzigartigen Status in Europa innehatte: Es gehörte weder zu den Besiegten (wie Deutschland) noch zu den Siegern (wie Frankreich).

Quelle: Lukas Müller: Österreichische Verfassungsgeschichte, Universität Wien, Oktober 2011; Kapitel XI. Periode: Fremdkontrollierte Republik Österreich 1945-1955.

https://www.unet.univie.ac.at/~a1063315/docs/rg13_fremdenkontrollierte_republik.pdf

Schon während des Krieges hatten die späteren Siegermächte diese besondere Rolle Österreichs erkannt: "Österreich ist der erste Staat, der der typischen Angriffspolitik Hitlers zum Opfer gefallen ist, jedoch trägt Österreich auch eine Verantwortung am Krieg, der es sich nicht entziehen kann", hieß es in der Moskauer Erklärung vom Oktober 1943.

Nach Kriegsende stand die Frage nach der Mitverantwortung der Österreicher am NS-Regime im Raum. Jahrzehntelang klammerte sich das Land an die Opferdoktrin, wonach Österreich das erste Opfer der Nazi-Aggression gewesen sei. Erst im Zuge der Waldheim-Affäre begann diese Position aufzubrechen. Bundeskanzler Franz Vranitzky erklärte am 8. Juli 1991 vor dem Nationalrat: "Es gibt eine Mitverantwortung für das Leid, das zwar nicht Österreich als Staat, wohl aber Bürger dieses Landes über andere Menschen und Völker gebracht haben."

https://www.onb.ac.at/museen/prunksaal/sonderausstellungen/vergangene-ausstellungen/1945-zurueck-in-die-zukunft/


Der "Anschluss" und die daraus erwachsende Erfahrung der Fremdherrschaft stärkten das österreichische Nationalbewusstsein. Gerald Stourzh sieht in den Jahren 1938 bis 1945 ein "Zeitmoment der inneren Wiederentdeckung Österreichs".

Gerald Stourzh: Erschütterung und Konsolidierung des Österreichbewusstseins, 2000, S. 304

Hans Mommsen sieht in der Fremdherrschaft "den entscheidenden Hebel der Distanzierung vom Regime". So habe "der Widerstand oder doch die gemeinsame Abwehrhaltung gegen die nationalsozialistische Kriegs- und Gewaltpolitik, die Österreich in den Strudel der Katastrophe hineinzog, jenen Fundus an Solidarität geschaffen, dessen die junge Republik, zumal unter der Zerreißprobe des Kalten Krieges, dringend bedurfte."

Hans Mommsen: Widerstand und politische Kultur in Deutschland und Österreich, 1994, S. 18f.


VORSCHLAG FÜR EINEN NEUEN ABSCHNITT ZU IDENTITÄT

ABSCHNITT 7 - "Anschluss" und Österreichische Identität

Die "Anschluss"-Euphorie in Österreich verflog rasch. Schon im Herbst 1938 war sie abgeflaut, vor allem wegen der heraufziehenden Kriegsgefahr während der Sudetenlandkrise, aber auch weil das NS-Regime zunehmend als deutsche Fremdherrschaft begriffen wurde. Der Name "Österreich" wurde getilgt, Ober- und Niederösterreich in Ober- und Niederdonau umbenannt, und nach einem Zwischenspiel als "Ostmark" jede österreichische Gemeinsamkeit überhaupt beseitigt, an Österreich sollte nichts mehr erinnern.

Der "Anschluss" und die daraus erwachsende Erfahrung der Fremdherrschaft stärkten das österreichische Nationalbewusstsein. Gerald Stourzh sieht in den Jahren 1938 bis 1945 ein "Zeitmoment der inneren Wiederentdeckung Österreichs".

Gerald Stourzh: Erschütterung und Konsolidierung des Österreichsbewusstseins, 2000, S. 304

Hans Mommsen sieht ebenfalls in der Fremdherrschaft "den entscheidenden Hebel der Distanzierung vom Regime". So habe "der Widerstand oder doch die gemeinsame Abwehrhaltung gegen die nationalsozialistische Kriegs- und Gewaltpolitik, die Österreich in den Strudel der Katastrophe hineinzog, jenen Fundus an Solidarität geschaffen, dessen die junge Republik, zumal unter der Zerreißprobe des Kalten Krieges, dringend bedurfte."

Hans Mommsen: Widerstand und politische Kultur in Deutschland und Österreich, 1994, S. 18f.

Nach Ansicht von Ernst Bruckmüller setzte ausgerechnet der "Anschluss" in Österreich einen "Bewusstseinsprozess nationaler Besonderheit" in Gang, der sich nach 1945 noch beschleunigte und "ein deutliches, wenngleich in sich durchaus nicht widerspruchsfreies österreichisches Nationalbewusstsein" erzeugte.

Ernst Bruckmüller: Sozialgeschichte Österreichs. Herold Verlag, Wien/München 1985, S. 520

Auch Karl R. Stadler kommt durch eine quellenreiche Aufarbeitung der NS-Akten zu dem Ergebnis, dass die deutsche Besatzung das österreichische Nationalgefühl auf den Weg gebracht hat.

Karl R. Stadler: Österreich 1938-1945 im Spiegel der NS-Akten, Wien/München 1966

Selbst für österreichische Nationalsozialisten brachte der "Anschluss" eine große Enttäuschung. "Intellektuelle, auch ehemals illegale Nationalsozialisten, waren von der Durchführung des lange ersehnten Anschlusses enttäuscht, der auf österreichische Tradition ebenso wenig Rücksicht nahm wie auf die in der fünfjährigen illegalen Zeit gewachsene Eigenständigkeit der österreichischen NSDAP."

Erwin A. Schmidl: Der "Anschluss" Österreichs, Bonn 1994, S. 10

"Für die meisten von ihnen (den österreichischen Nationalsozialisten) war es eben die Idee des Zusammenschlusses eines Österreich, das seine Identität behalten kann, mit den Deutschen im Deutschen Reich und nicht die nationalsozialistische Ideologie, die sie zu Nationalsozialisten hat werden lassen."

Martin Haidinger, Günther Steinbach: Unser Hitler. Die Österreicher und ihr Landsmann, Salzburg 2009, S. 146

"1938 war Österreich von der Weltkarte verschwunden, und es sollte nach dem Willen Hitlers auch aus dem Bewusstsein seiner Bewohner ausradiert werden. Doch dies gelang mit zunehmender Repression, steigender materieller Not und andauernder Erniedrigung durch die 'Deutschen Herren' immer weniger. Das wachsende Österreich-Bewusstsein drückte sich in der zunehmenden Kritik und Spöttelei gegen die Deutschen aus."

Susanne Frölich-Steffen: Die österreichische Identität im Wandel, Wien 2003, S. 53

Offene Opposition war natürlich nicht möglich, doch in Flüsterwitzen konnten die Menschen ihre Meinung ausdrücken.

Quelle: Bernhard Müller (Hrsg.) "Auf Lachen steht der Tod!" Österreichische Flüsterwitze im Dritten Reich. Innsbruck, Wien, Bozen 2009.

Ein Flüsterwitz aus dem Jahr 1938:

In Wien wird für das Winterhilfswerk gesammelt. "Spendet für die Befreiung Österreichs", ruft ein Übereifriger und scheppert mit der Büchse. Gebefreudig zückt ein altes Mütterchen sein Geldbörsel. "Befreiung Österreichs?" wiederholt es staunend. "Ja, sind denn die Deitschen schon wieder weg?"

Ein Flüsterwitz aus dem Jahr 1939:

"Die oberste deutsche Wehrmachtführung hat beschlossen, in Österreich keine Gasmasken auszuteilen. Warum? Weil bei uns die Gesichter immer länger werden."

Ein Flüsterwitz aus dem Jahr 1940, nach dem Sieg gegen Frankreich, als die Regimebegeisterung in Deutschland ihren Höhepunkt erreichte:

1938 riefen die Österreicher: "Wir wollen heim ins Reich!" Jetzt rufen die Österreicher: "Wir wollen heim, uns reicht's!"

Die geringere Motivation der Österreicher, für das NS-Regime zu kämpfen, zeigte sich sehr deutlich in den Gefallenenzahlen. Der deutsche Historiker Rüdiger Overmans hat sich 1999 in einer Studie mit den Toten der Wehrmacht beschäftigt. Soldaten, die aus den Gebieten des heutigen Deutschlands eingezogen wurden, fielen zu 31 Prozent. Unter Österreichern war der Anteil nur 19 Prozent.

Der Historiker Kurt Bauer sieht darin einen signifikanten Unterschied. Den Grund verortet er in einem "Loyalitätsdefizit" der Österreicher; offensichtlich seien die Österreicher weniger gern für Hitler im Krieg gestorben als es deutsche Soldaten getan haben.

Kurt Bauer: "Die dunklen Jahre - Politik und Alltag im nationalsozialistischen Österreich", 2017

http://www.deutschlandfunk.de/zweiter-weltkrieg-oesterreich-unterm-hakenkreuz.1310.de.html?dram:article_id=408580

SCHLUSSBEMERKUNG

Ich als gelernter Österreicher, der lange Zeit in Deutschland gelebt hat, kann es mir natürlich erklären, warum die Nazi-Propaganda vom "Anschluss" immer noch in den Köpfen der meisten Deutschen herumspukt. Deshalb, weil sie sich nicht mit österreichischer Geschichte beschäftigen und im Grunde ihres Herzens den Österreichern auch keine eigene Geschichte, keine eigene Tradition und keine eigene Identität zubilligen. Das Problem ist nur, dass die deutschen Nazis genau so dachten - und damit in Österreich gescheitert sind. Es ist deshalb Zeit, damit aufzuräumen.

Österreich hat die komplizierteste Geschichte in Europa. Über Jahrhunderte war es eine europäische Großmacht, über eine lange Strecke sogar eine Weltmacht. Im Jahr 1918 schrumpfte das Land plötzlich auf einen innerlich zerrütteten Kleinstaat, 1938 verschwand es sogar völlig von der Landkarte. Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchte es 1945 wieder als stabile Demokratie auf. Es gibt keinen anderen Staat in Europa, sei es Großmacht oder Kleinstaat, der eine derart bewegte Geschichte hat. Es lohnt sich, das zu studieren.

Grüße, Andreas (nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) 15:21, 22. Apr. 2018 (CEST))Beantworten

Dazu (Stichwort: „freche Lüge“) nur ein Literaturhinweis: Emmerich Tálos u. Florian Wenninger: Das austrofaschistiasche Österreich 1933–1938, Wien 2017, S. 36–43, die den „Anschluss“ als mehdrimensionalen Prozess verstehen, der die nationalsozialistische Machtübernahme der vorangegangenen Tage, namentlich in der Folge des Abkommens von Berchtesgaden vom 12. Februar 1938, stattgefunden habe. Demnach kam es zu einer Machtübernahme von oben durch NS-Infiltration des austrofaschistischen Herrschaftsapparats („Anschluss“ von innen), einer Machtübernahme von unten durch NS-Demonstrationen, einer jahrelang betriebenen Gleichschaltung von außen („Anschluss“ von außen) und letztlich dem „Anschluss“ im engeren Sinne.--Assayer (Diskussion) 20:57, 22. Apr. 2018 (CEST)Beantworten

Es ist vollkommen richtig, den "Anschluss" als mehrdimensionalen und schleichenden Prozess aufzufassen, der nach dem Berchtesgadener Diktat eingesetzt hat und in eine militärische Invasion mündete, weil Hitler den Österreichern misstraute (schreiben jedenfalls einige Historiker). Aber warum wird es dann nicht so in der Einleitung geschrieben? Dort steht, österreichische Nationalsozialisten hätten "in der Nacht vom 11. auf den 12. März noch vor dem Einmarsch deutscher Einheiten das austrofaschistische Ständestaatsregime abgelöst." Das ist nichts mehrdimensional und nichts schleichend. Das ist Propaganda.

Gruß, Andreas(nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) 08:35, 23. April 2018)

Dieser falsch formatierte lange Monolog mit der anklagenden Überschrift wird eher nicht gelesen werden. Fazit ist offenbar eine Opferthese 2.0, die nicht zur Verbesserung des Artikels beiträgt. --Otberg (Diskussion) 08:55, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten
Haargenau, richtig erkannt. Der Sermon sieht auch für mich ziemlich nach geschichtlicher Verklärung aus. Österreich als reines Opfer der NS-Tyrranei. Dass Österreicher – zunächst in Österreich – später selbstverständlich auch im Reich – aktiv am Nationalsozialismus mitwirkten, sich nicht minder als die Deutschen im Altreich beteiligten, möchte Andreas scheinbar unerwähnt lassen. Dass es den Widerstand gegen die Anschlussbestrebungen in der österreichischen Regierung gab, schmälert doch nicht die Beteiligung der Österreicher am „Anschluss“, und er wäscht insbesondere nicht rein, dass viele Schlächter im NS-Staat und dem deutschen Machtbereich gebürtige Österreicher waren. Dass sie nicht weniger fanatisch waren als die Deutschen vor 1938.
Die These der Okkupation mag noch so häufig in österreichischer Literatur vertreten werden, sie ist auch nur eine bestimmte Betrachtungsweise, dennoch trifft sie realiter noch am wenigsten zu. Ich finde es zudem erheiternd, wenn gelernte Österreicher "österreichischer" sein wollen als die gebürtigen Österreicher selbst. Nicht dass das apodiktisch wirkt, wenn sie meinen, die Geschichte Österreichs am besten zu kennen; es hat für mich auch immer so ein surreal anmutendes G’schmäckle. Benatrevqre …?! 11:37, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten


Für jene, die sich mit dem Lesen schwer tun, kann ich es auch kürzer machen:

1.) Es ist nicht gut, den "Anschluss" als "Vorgang" zu bezeichnen, weil es den Charakter des Ereignisses verschleiert.

2.) Der Begriff "De-facto"-Annexion macht im Falle Österreichs keinen Sinn, weil es auch eine "De-jure"- Annexion gab.

3.) Seyß-Inquart wurde nicht am 11. März 1930 österreichischer Bundeskanzler, sondern erst am 12. März vormittags. Der wirkliche Regimewechsel begann erst mit dem Staatsterror von SS, Gestapo und Polizei.

4.) Es ist gültiges Recht in Österreich, dass der Staat 1938 nicht untergegangen ist, sondern 1945 bloß wiederhergestellt wurde.

5.) Der "Anschluss" hat in Österreich einen "Bewusstseinsprozess nationaler Besonderheit" in Gang gesetzt. Ein entsprechender Abschnitt dazu fehlt aber in der Darstellung, obwohl es eine riesige Menge Literatur dazu gibt.

Jetzt können Sie mir in fünf kurzen Sätzen widersprechen und sagen, was an diesen Aussagen falsch ist.

Gruß, Andreas(nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) 10:32, 23. Apr. 2018 (CEST))Beantworten

Das zum Beispiel: Der Bundespräsident hat an Dr. Arthur Seyß- Inquart nachstehendes Schreiben gerichtet: Auf Grund des Artikels 82, Absatz 1, der Verfassung 1934 ernenne ich Sie zum Bundeskanzler. Wien, am 11. März 1938. Miklas. --Otberg (Diskussion) 11:25, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten
zu Punkt 2. Worauf willst du hinaus? Zur rechtlichen Bewertung findet sich hinreichend belegt bereits die richtige Formulierung im Artikel. Ich sehe hier keinen weiteren Handlungsbedarf.
zu 4. Gültiges Recht ist in dieser Frage der rechtlichen Bewertung nicht der einzige Aspekt, der zu beachten ist, insbesondere auch die NS-Gesetze zum Anschluss Österreichs waren schließlich gültiges Recht. Relevant ist, zu welchem Ergebnis die völkerrechtliche Literatur im wissenschaftlichen Diskurs gekommen ist und wie die damalige Staatenpraxis den Sachverhalt gesehen hatte, wie also Österreich in der Zeit nach seiner Eingliederung behandelt wurde, insbesondere ob 1938–1945 auf einen Untergang als Völkerrechtssubjekt geschlossen werden konnte; einem auf Rechtsfiktion beruhenden Opfermythos muss nicht gefolgt werden; dieser betrifft ohnehin erst die Zeit nach 1945. Auch dieser Sachverhalt wird im Artikel erörtert. Benatrevqre …?! 11:30, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten

Zu Bundeskanzler Seyß-Inquart - Kollege Otberg hat meinen Beitrag tatsächlich nicht gelesen, diskutiert aber eifrig mit. Die Angelobung Seyß-Inquarts fand am 12. März 1938 vormittags statt. Erst dann war er offiziell Bundeskanzler. Können wir uns auf diese simple Tatsache einigen? Ich sehe das als untauglichen Versuch, mich auf einen Nebenkriegsschauplatz zu ziehen. Es geht um ganz andere Sachen, nämlich auch um die Punkte 1, 2, 4 und 5. (nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) )




Benatrevqre schreibt: "Relevant ist, zu welchem Ergebnis die völkerrechtliche Literatur im wissenschaftlichen Diskurs gekommen ist und wie die damalige Staatenpraxis den Sachverhalt gesehen hatte, wie also Österreich in der Zeit nach seiner Eingliederung behandelt wurde, insbesondere ob 1938–1945 auf einen Untergang als Völkerrechtssubjekt geschlossen werden konnte."

Genau das habe ich doch getan.

Ich schreibe es nochmal: "Schon am 27. Juli 1942 erklärte der amerikanische Außenminister Cordell Hull: "Die Regierung der Vereinigten Staaten hat niemals den Standpunkt eingenommen, dass Österreich rechtmäßig vom Deutschen Reich absorbiert worden ist."

Und in der Moskauer Erklärung von 1943 hielten die alliierten Staaten Großbritannien, USA und Sowjetunion erneut fest, dass die Annexion null und nichtig und dass der Staat Österreich nach Kriegsende wieder herzustellen ist.

So also hat die damalige Staatenpraxis den Sachverhalt gesehen. Und das ist doch ziemlich relevant - oder nicht? Warum also wird es in der Einleitung nicht erwähnt?

Stattdessen stellt Wikipedia in der Einleitung - also quasi als vorweggenommenes Resümee der gesamten Darstellung - nur die Position der damaligen Nazis dar: "Durch das am 13. März ... beschlossene Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich endete die rechtliche Existenz des diktatorischen österreichischen Bundesstaates."

Warum ist die Position der Nazis wichtiger als jene der USA, Großbritanniens oder der Sowjetunion? Oder auch der österreichischen Exilgruppen und des wiedererstandenen Österreichs?

Bisher dachte ich, die Nazi-Propaganda beruhe auf einer fehlenden Kenntnis der österreichischen Geschichte, aber vielleicht habe ich mich auch furchtbar getäuscht; vielleicht schlummern bei manchen Teilnehmer noch seltsame Sympathien mit Nazi-Positionen. Umso mehr sollte die Wikipedia-Darstellung korrigiert werden, um die neuen Nazis nicht mit Argumentationshilfen zu versorgen.

Gruß, Andreas(nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) 12:58, 23. April 2018)

Blödsinniger Einwand. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Was Du außerdem machst, ist recht eigenwillig Primärquellen interpretieren, also mal wieder Theoriefindung, und dabei sich die Rosinen herauspicken, die unter Ausblendung des akademischen Diskurses die persönliche Meinung belegen sollen. Dass die Sekundärliteratur das Thema aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, lässt du mal eben so geflissentlich außer Acht. So auch deine verkürzten Ausführungen über Annexion oder Okkupation Österreichs. Mit wissenschaftl. Arbeitsweise hat das nicht viel gemein. Benatrevqre …?! 13:39, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten


Kollege Benatrevqre, darf ich mal etwas sehr unfreundliches sagen? Aus ihrer Bemerkung über "gelernte Österreicher" spricht die typische Arroganz eines Deutschen, der meint, schon alles über Österreich zu wissen, weil in dem Land die gleiche Sprache gesprochen wird, aber dennoch zu falschen Deutungen kommt, weil er das Land nicht kennt und nur wenig darüber weiß. Das gilt gerade auch für Geschichte und Politik, da unterscheiden sich Deutschland und Österreich erheblich. Die Begriffe (Verfassung, Kanzler, Parlament usw.) mögen die gleichen sein, aber diese drei Institution haben eine ganz andere Stellung als in Deutschland.

Übrigens: Den Begriff "gelernter Österreicher" haben Sie gänzlich falsch gedeutet. Damit wird kein Unterschied aufgezeigt zwischen einem gebürtigen und einem später zugezogenen Österreicher.

Es gibt dazu einen Wikipedia-Eintrag - dort heißt es:

"Gelernter Österreicher ist eine (selbst)ironische Bezeichnung für Menschen mit Insiderwissen über Land, Leute und Gepflogenheiten, für Kenner der österreichischen sozialen und politischen Verhältnisse. Meist bezieht sie sich auf geborene Österreicher. Manchmal wird sie auch für Zugezogene verwendet, dann ist es eine Auszeichnung."

Kollege Benatrevqre, leider haben Sie wenig Aussichten auf eine solche Auszeichnung. Tut mir leid.

Gruß, Andreas(nicht signierter Beitrag von 213.86.11.20 (Diskussion) 13:21, 23. April 2018)

Soso, was du nicht sagst. Entkräftet hast du damit meine Kritik an deinem Versuch der Geschichtsklitterung jedenfalls in keiner Weise. Es spricht zumindest vielmehr dafür, dass Du ein Zugezogener bist. Benatrevqre …?! 13:32, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten


Welche Kritik? Und seit wann duzen wir uns? Aber offensichtlich halten Sie die üblichen Höflichkeitsregeln gegenüber Österreichern nicht für nötig; für gelernte Österreicher, die oft Kontakt zu Deutschen hatten, nichts neues. Und zu Ihrer Vermutung: Sie liegen schon wieder falsch, Sie haben einfach nicht das richtige Gespür für das Österreichische.

Ich habe einen Tipp für Sie: Lesen Sie das hervorragende Buch von Norbert Mappes-Niediek: "Österreich für Deutsche". Einblicke in ein fremdes Land, Berlin 2004. Dieser Autor hat die Auszeichnung "gelernter Österreicher" mehr als verdient, ungeachtet dessen, dass er aus dem Rheinland kommt.


Also, wenn es richtig ist, den „Anschluss“ als mehrdimensionalen, schleichenden Prozess zu analysieren, wie die IP oben um 08:35 Uhr einräumt, dann kann es nicht gleichzeitig „verschleiernd“ sein, den „Anschluss“ als „Vorgang“ zu bezeichnen, denn ein Prozess ist nichts anderes als ein Vorgang.--Assayer (Diskussion) 13:42, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten

Also die Machtübernahme "in der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938" soll ein mehrdimensionaler, schleichender Prozess gewesen sein? Das nämlich steht in der Einleitung. Also, das intellektulle Niveau wird jetzt unterirdisch, das macht keinen Spaß mehr.

Gruß, Andreas

Schlage vor, auf das Getrolle der IP nicht mehr zu reagieren und den schwurbeligen Abschnitt zeitnah zu archivieren. Zur Verbesserung des Artikels trägt all das sicher nicht bei. --Otberg (Diskussion) 14:21, 23. Apr. 2018 (CEST)Beantworten