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Zentralrat der Juden in Deutschland

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Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist die politische Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in Deutschland.

Überblick

Der Zentralrat wurde am 19. Juli 1950 von Delegierten der in der Bundesrepublik bereits wieder existierenden jüdischen Gemeinden gegründet. Sitz der Organisation war zuerst Hamburg, ab 1951 Düsseldorf, ab 1985 Bonn und seit der deutschen Vereinigung Berlin. Der Zentralrat ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Als ihre Hauptaufgabe betrachtete die Organisation in den ersten Jahren die Einwirkung auf die Gesetzgebung zur Wiedergutmachung des nationalsozialistischen Unrechts. Später wurden der Kampf gegen den Antisemitismus, die Unterstützung einer Annäherung zwischen Deutschland und dem Staat Israel und die Förderung der Arbeit der Mitgliedsgemeinden und -landesverbände zu wichtigeren Aufgaben. Obwohl aus dem Osten Europas stammende Juden stets die Mehrheit der Gemeindemitglieder bildeten, wurde der Zentralrat mit wenigen Ausnahmen von in Deutschland geborenen Juden dominiert. Daran hat auch die Verdreifachung der Zahl der Gemeindemitglieder seit Beginn der Zuwanderung von Juden aus der früheren Sowjetunion seit 1989 bisher nichts geändert. Derzeit gehören den 87 im Zentralrat vereinten jüdischen Gemeinden zusammen etwa 105.000 Mitglieder an. Sitz des Rates ist seit dem 1. April 1999 das Leo-Baeck-Haus in Berlin.

Nachmann-Skandal

Nach dem Tod Werner Nachmanns wurde der Vorwurf erhoben, Nachmann habe in der Zeit von 1981 bis 1987 etwa 33 Millionen DM an Zinserträgen von Wiedergutmachungsgeldern der Bundesregierung veruntreut. Der tatsächliche Verbleib der Gelder ist bis heute als weitgehend ungeklärt, obwohl sich insbesondere Nachmanns Amtsnachfolger Heinz Galinski jahrelang intensiv um die Aufklärung der Angelegenheit bemühte.

Kontroverse um Fördermittel

Im April 2004 kam es zum offenen Streit zwischen Zentralratspräsident Paul Spiegel und dem Vorsitzenden der Union progressiver Juden in Deutschland Jan Mühlstein. Mühlstein fordert eine finanzielle Gleichberechtigung der liberalen jüdischen Gemeinden bei der Verteilung der auf Grundlage eines Staatsvertrags gezahlten jährlichen 3 Millionen Euro staatlicher Fördermittel. Die Erben von Leo Baeck wollen wegen des Streits dem Zentralrat das Recht zur Nutzung des Namens Leo Baeck entziehen. In einem Gespräch unter Vermittlung der Weltunion progressiver Juden am Rande von deren Jahrestagung zu Pessach 2006 in Hannover haben Zentralrat und Union ihre Differenzen weitgehend beigelegt.

Bisherige Präsidenten und Vorsitzende

Generalsekretäre

Siehe auch

Literatur

  • Jay Howard Geller, Jews in Post-Holocaust Germany (Cambridge, 2005).