Dirmstein
Wappen | Karte | ||||||
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Deutschlandkarte, Position von Dirmstein hervorgehoben | ||||||
Basisdaten | |||||||
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | ||||||
Landkreis: | Bad Dürkheim | ||||||
Verbandsgemeinde: | Grünstadt-Land | ||||||
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel | ||||||
Höhe: | 108 m ü. NN | ||||||
Fläche: davon Weinbau: |
14,67 km² 2,5 km² | ||||||
Einwohner (nur Erstwohnsitze): |
3.086 (30. Juni 2005) | ||||||
Einwohner (incl. Zweitwohnsitze): |
ca. 3.300 (30. Juni 2004) | ||||||
Bevölkerungsdichte: | 212 Einwohner je km² | ||||||
Postleitzahl: | 67246 | ||||||
Vorwahl: | 06238 | ||||||
Kfz-Kennzeichen: | DÜW | ||||||
Gemeindeschlüssel: | 07 3 32 010 | ||||||
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Ortsgemeinde Dirmstein Marktstr. 4 67246 Dirmstein | ||||||
Offizielle Website: | www.dirmstein.de | ||||||
E-Mail-Adresse: | og-dirmstein@t-online.de | ||||||
Politik | |||||||
Bürgermeister: | Jürgen Schwerdt (CDU) | ||||||
Gemeinderat: 20 Sitze (Wahl am 13. Juni 2004) |
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Das traditionsreiche Winzerdorf Dirmstein ist der größte Ort der 1972 gebildeten Verbandsgemeinde Grünstadt-Land im Landkreis Bad Dürkheim (Bundesland Rheinland-Pfalz). Es liegt im Nordwesten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.
Dirmstein, 842 erstmals urkundlich erwähnt und heute im Leiningerland gelegen, obwohl es nie den Grafen von Leiningen gehört hat, verfügt über einen historischen und gut restaurierten Ortskern. Dieser stammt wie die barocke Zweikirche St. Laurentius (s. u.) aus der Glanzzeit im 18. Jahrhundert, an dessen Ende Dirmstein für zwei Jahrzehnte sogar Stadtrechte besaß.
Geographie und Klima


Dirmstein liegt auf 108 m Höhe in der Oberrheinischen Tiefebene im Nordosten der Pfalz, westlich des Rheins etwa auf halbem Weg zum Pfälzer Wald hin und nur 2 km südlich der Grenze zu Rheinhessen. Der rheinseitige Ostteil der Gemarkung ist nahezu eben, während nach Westen zu Hügel aufsteigen, welche die Ausläufer der Haardt darstellen, des pfälzischen Weinbaugebietes zwischen Ebene und Mittelgebirge.
Angesichts der vorherrschenden Südwest- und Westwinde bedeutet die Lage Dirmsteins im Lee des Pfälzer Waldes, dass der Ort mit maximal 500 mm Jahresniederschlag auskommen muss. Auch bei Nordwestwetterlagen sorgt der immerhin 25 km entfernte Donnersberg (689 m) im Nordpfälzer Bergland häufig ebenfalls für das Ausbleiben von Niederschlägen. Der Grundwasserspiegel liegt deswegen mittlerweile mehr als 10 m unter der Erdoberfläche. Die Regenarmut bedingt einerseits die Notwendigkeit künstlicher Bewässerung im Ackerbau, sie sorgt andererseits aber für ideale Voraussetzungen beim Weinbau.
Das Gemeindegebiet wird in west-östlicher Richtung vom Eckbach durchflossen, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Ortszentrum an die südliche Peripherie verlagert wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es südlich der Kirche, am Affenstein, neben der Durchgangsstraße eine flache teichartige Erweiterung des Bachbettes gegeben, in der Fuhrwerke von Sand- und Lehmanhaftungen gereinigt werden konnten. Als neues Bachbett (geradeaus statt nach links) wurde offenbar die Rinne gewählt, die noch vom südlichen Graben der mittelalterlichen Befestigung des Dirmsteiner Oberdorfs stammte. Zwischen Ober- und Niederdorf trifft der heutige Eckbach von rechts her wieder auf sein altes Bett.
Der an sich kleine Floßbach oder Landgraben, der Dirmstein im Norden umfließt und am Ostrand des Dorfes von links in den Eckbach mündet, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begradigt. Der so bewirkte Verlust von Überschwemmungsräumen bereitet zusammen mit der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit dem in den 1980er Jahren eröffneten Baugebiet Nördlich der Heuchelheimer Straße bei starken Regenfällen Probleme. 1994 kam es erstmals zu einer großflächigen Überflutung, bei der Keller bis zur Oberkante unter Wasser standen.
Die Böden sind überwiegend sandig und weisen z. T. Lehmbeimengungen auf, deren Konzentration variiert. In tiefer gelegenen Arealen finden sich Ablagerungen, welche die beiden Bäche hierher verfrachtet haben. Wie auch andernorts in der Gegend werden gelegentlich Vorkommen von Quarzsand entdeckt, die wegen ihrer Reinheit dem Bergbaurecht unterliegen und damit Vorrang vor der Landwirtschaft besitzen. Aus diesem Grunde müssen sogar hochwertige Weinberge aufgegeben werden zu Gunsten des Quarz-Tagebaues durch auswärtige Unternehmen.
Die Nachbardörfer Dirmsteins sind im Uhrzeigersinn Offstein (Rheinhessen) im Norden, Heuchelheim (Verbandsgemeinde Heßheim) im Osten sowie Gerolsheim, Laumersheim und Obersülzen (alle Verbandsgemeinde Grünstadt-Land) im Süden, Südwesten und Westen. Die Entfernung zu ihnen beträgt 4 (Offstein) bzw. 2 km.
Geschichte
Kelten, Römer und Germanen
Als kurz vor der christlichen Zeitenwende die Römer die Region eroberten, siedelten hier neben Kelten auch Angehörige des germanischen Stammes der Vangionen. Die Römer wurden in der Spätzeit ihrer Herrschaft um 400 durch eindringende Germanen vom Stamm der Alemannen abgelöst, diese im Verlauf eines knappen Jahrhunderts durch ebenfalls germanische Franken. Bis hierher gibt es keine schriftlichen Zeugnisse über Dirmstein.
Frankenzeit

- Entstehung des Ortes – Im 8. Jahrhundert bestand Dirmstein bereits als fränkische Ansiedlung „Díramestein“, die im Weißenburger Codex ohne genaue Datierung genannt wird. Keimzelle des Ortes war das heutige Oberdorf. In erster Linie kommt der Bereich im Südwesten in Frage, wo in späterer Zeit am Eckbach die „Burg“ errichtet wurde. Ein geringere Wahrscheinlichkeit spricht für den jetzigen nordwestlichen Ortseingang; dort gehen in der Gegend des ehemaligen Zollhauses die Hügel der Haardt in die Rheinebene über, und früher floss ein kleines Gewässer in Richtung Eckbach. Sicher ist, dass das wenige hundert Meter östlich gelegene Niederdorf bald anschließend in der Gegend der Einmündung des Floßbachs/Landgrabens in den Eckbach entstand.
- Entwicklung und Bedeutung des Namens – Der Ortsname entwickelte sich über zahlreiche Formen, von denen hier einige markante herausgegriffen seien: Im 9. Jahrhundert erfolgte die erste datierte Erwähnung des Dorfes in einer Urkunde, die Frankenkönig Karl der Kahle am 23. November 842 in „Theormsthein“ oder „Thiormsthein“ unterzeichnet hat. Da dieses Dokument lediglich in einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert existiert, nimmt die Forschung an, dass nach damaliger Sitte ein ursprüngliches „Díermstein“ transkribiert wurde. Von 1110 stammt eine Urkunde des Probstes Hartwig von St. Paul zu Worms, wo der Ort unter dem Namen „Díeremestein“ aufgeführt ist. Mit einer weiteren Wormser Urkunde von 1190 übertrug König Heinrich IV. die Vogtei über „Dirmenstein“ dem Bischof Konrad II. von Sternberg von Worms. Insgesamt entwickelten sich die Namensvarianten so:
8. Jh.: Díramestein / 842: Theormsthein oder Thiormsthein / 1044: Díermundestein / 1110 und 1120: Díeremestein / 1141: Díermestein / 1190: Dirmenstein / 12. - 15. Jh.: Dirmestein, Dirmenstein, Dirminstein / 1315: Dirmstein (erstmals) / 1529: Nebenform: Durmstein / 1561: Nebenform: Dirmbstein
Unter Berücksichtigung vor allem der frühen Formen deutet die Wissenschaft den Namen „Dirmstein“ heute als „Diermuntstein“, also etwa „Stein(haus) des Diermunt“. Offenbar hatte hier ein wohlhabender Mann es sich leisten können, sein Haus dauerhafter aus Stein als aus Holz zu errichten.
- Gräberfelder – Drei fränkische Gräberfelder aus dem Frühmittelalter, am Nordostrand des Ortes gelegen, wurden ab 1954 entdeckt. Das zuletzt gefundene wurde in den 1980er Jahren archäologisch untersucht. Die geborgenen Funde wurden nach Speyer ins Historische Museum der Pfalz verbracht. Manche der mit den Fundstücken befassten Experten vertreten sogar die Meinung, dass die Grabstätten zumindest teilweise schon zu alemannischer Zeit in Gebrauch waren.
Adel und Kirche

Dirmsteiner Adelsfamilien wurden erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die bekannteste war die Familie von Lerch, die vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu ihrem namentlichen Aussterben Ende des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle sowohl im Dorf als auch - wegen ihrer ausgedehnten Besitztümer - im gesamten pfälzischen Raum und darüber hinaus spielte. Ihr Name ist an mehreren historischen Dirmsteiner Gebäuden in Stein gemeißelt, beispielsweise am Torbogen zum Spitalhof und an der Mauer der heutigen „Fechtschule“ am Kellergarten.
Herausragender Vertreter der Familie war Caspar Lerch (1575-1642), nach dem eine Straße im Ort benannt ist. Er war zunächst Kämmerer des Bischofs von Speyer, dann Kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim und schließlich Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft. Außerdem verfasste er zahlreiche juristische Werke.
Freiherr Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler, Enkel der zweitältesten Tochter Caspar Lerchs, wurde legendär durch seinen Hader mit der Obrigkeit, den er 1738 auf dem Michelstor - neben zahlreichen Inschriften - in Form einer Skulptur als seinen siegreichen Kampf mit dem Drachen verewigen ließ. Über der Seitenpforte des Tores, das zum Sturmfederschen Schloss gehört, ist zudem ein steinerner „Neidkopf“ eingelassen. Der letzte Namensträger des Geschlechtes starb 1901.
Weitere Adelsgeschlechter des Mittelalters waren u. a. die Familien Nagel von Dirmstein, von der Hauben und von Affenstein.
Die erste Pfarrkirche Dirmsteins lag im Niederdorf. Sie wurde in der Zeit der Romanik deutlich vor 1044 und vermutlich auf Initiative eines Wormser Bischofs erbaut, denn sie war dem Patron des Bistums Worms, St. Petrus, geweiht. Aufgrund mehrerer übereinstimmender Quellen schätzen die Historiker ihr Fassungsvermögen auf nur etwa hundert Personen. Das Oberdorf verfügte über die 1240 erstmals erwähnte gotische Kapelle „St. Laurentius“, die als Filialkirche eingestuft war. Im 14. Jahrhundert kamen die Kapelle „St. Antonius“ auf dem Friedhof im Niederdorf und die Spitalhof-Kapelle „St. Maria Magdalena“ im Oberdorf hinzu.
Die Laurentiuskapelle wurde im 16. Jahrhundert zu einer reformierten Kirche umgebaut und schließlich 1742-46 an gleicher Stelle durch die heutige Barockkirche ersetzt (s. u.), die wiederum St. Laurentius geweiht wurde. Der alte Turm wurde beibehalten. Die Peterskirche, die im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer mehr verfallen war, wurde 1809 versteigert und abgerissen. Die Antoniuskapelle wurde mit der Aufgabe und Verlegung des Friedhofs um 1850 ebenfalls abgetragen. Die Spitalhof-Kapelle hat, wenn auch profanisiert und mehrmals umgebaut, bis heute überdauert.
1367 wurde im Norden des Ortszentrums eine Augustiner-Probstei gegründet, im Jahre 1500 unmittelbar daneben ein Jesuiten-Kloster.
Kriegszeiten
Unter dem Bauernkrieg hatte der Ort selbst wenig zu leiden, obwohl am 4. Juni 1525 aufständische Bauern unter Führung des Dirmsteiner Vasallen Erasmus von der Hauben das Bischöfliche und das Kurpfälzische Schloss sowie das Augustiner-Kloster schleiften.
Ebenfalls nur zu kleineren Zerstörungen kam es während des Dreißigjährigen Krieges. Repressionen musste vor allem der bekennende katholische Parteigänger Caspar Lerch erdulden, dessen „Burg“ geplündert wurde und der samt seiner Familie zu Flucht und neunzehnjährigem Exil gezwungen war.
1689 allerdings wurde Dirmstein durch französische Truppen fast gänzlich niedergebrannt. 1688 - 1697 führte nämlich der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV., um an das Erbe seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz zu kommen, den Pfälzischen Erbfolgekrieg - und ließ paradoxerweise die von ihm begehrte Kurpfalz in Schutt und Asche legen. In Dirmstein wütete die Feuersbrunst drei Tage lang, vom 7. bis 9. September. Nur einige wenige Häuser blieben unversehrt.

Barockzeit
In der Barockzeit - hundert Jahre nach dem Inferno - war aus den beiden ursprünglichen Siedlungskernen, dem Ober- und dem Niederdorf, wieder ein ansehnliches Gemeinwesen geworden, dem von 1780 bis 1801 sogar Stadtrechte gewährt wurden.
Dirmstein hatte von 1419 bis 1705 gemeinsam zwei Herrschaften gehört: In der Form eines Kondominiums war es sowohl dem pfälzischen Kurfürsten zu Eigen als auch dem Fürstbischof von Worms. Einer späteren interkonfessionellen Kooperation zwischen dem katholischen Würdenträger und dem protestantischen Kurfürsten verdankt Dirmstein seine berühmte Zweikirche St. Laurentius.
„Fremdherrschaft“
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts griffen die Wirren der Französischen Revolution auch auf die Kurpfalz über. Deren linksrheinische Gebiete wurden von 1797 an, zunächst de facto, ab 1801 offiziell, dem französischen Staat eingegliedert. Dabei gingen Dirmsteins Stadtrechte wieder verloren. Bis zum Ende der napoleonischen Ära (1815) wurden die annektierten Territorien als Teil des Départements „Mont Tonnerre“ verwaltet.
Nach dem Wiener Kongress wurde 1816 mit der linksrheinischen Pfalz auch Dirmstein dem Königreich Bayern zugeschlagen. Der so entstandene Rheinkreis, der später zum Unterschied von der ebenfalls bayerischen Oberpfalz in Rheinpfalz umbenannt wurde, blieb bayerisch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Lokalbahn
Fast ein halbes Jahrhundert lang lag Dirmstein an der Lokalbahn, einer eingleisigen Schmalspurstrecke (1000 mm). Diese führte ab 1. Juli 1891 vom Frankenthaler Bahnhof, wo die Anbindung an die Reichsbahn erfolgte, westwärts über Heßheim und Dirmstein bis nach Großkarlbach. Die sämtlich im gleichen Backsteinstil errichteten Bahnhöfe sind teilweise noch heute erhalten, so auch in Dirmstein, und werden zu Wohnzwecken genutzt. Außer dem alten Bahnhof erinnern noch die „Bahnhof-“ und die „Lokalbahnstraße“ an die am 14. Mai 1939 stillgelegte Strecke.
Zweiter Weltkrieg
Die Kriege der Neuzeit hat Dirmstein nahezu unversehrt überstanden. Aus dem Zweiten Weltkrieg verdienen zwei völlig konträre Geschichten Erwähnung:
Der ehemalige Kriegsgefangene Stanislaus Swiatek aus dem heute polnischen Stettin, der von 1940 an fünf Jahre in Dirmstein verbracht hatte, bewahrte auf Grund seiner guten Erfahrungen dem Dorf eine lebenslange Freundschaft über mehr als ein halbes Jahrhundert und vermittelte jungen Landsleuten, die er zu Besuchen mitbrachte, seine Ansichten von Völkerverständigung. Nach dem ersten Besuch erschien darüber im Heimatjahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim von Albert H. Keil die Reportage „Freunde nennen mich Stani“ (s. u. Literatur).
Andererseits wurde am 21. Februar 1945 der abgeschossene britische Flieger Cyril William Sibley, der verwundet in Gefangenschaft geraten war, vom Ortsgruppenleiter der NSDAP, Adolf Wolfert, ermordet. 1946 wurden der für Sibleys Tod Verantwortliche und sein Mittäter Georg Hartleb von einem britischen Militärgericht zum Tod verurteilt und ein halbes Jahr später hingerichtet. 1985 fand die Bluttat an Sibley ihre literarische Aufarbeitung durch den Dirmsteiner Dichter Walter Landin in der Erzählung „Wenn erst Gras wächst“ (s. u. Literatur).
Neuzeit
Nach dem Zweiten Weltkrieg verlief die Geschichte des Ortes relativ undramatisch. Erwähnenswert sind der Wechsel vom damals erloschenen Landkreis Frankenthal in den neuen Kreis Bad Dürkheim (1969), die Eingemeindung in die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land (1972), die großräumige Überschwemmung des Wohngebietes „Nördlich der Heuchelheimer Straße“ (1994), die 250-Jahr-Feier der Laurentiuskirche (1996), der Großbrand des einzigen Verbrauchermarktes am Ort (2000) sowie das Erscheinen der Ortschronik (2005).
Politik

Wappen
Das Gemeindewappen ist geteilt. Die obere Hälfte ist in Schwarz und Blau gespalten. Oben links steht auf den Hinterbeinen ein rot bewehrter und rot bezungter, nach links gewendeter Löwe, oben rechts liegt in mit goldenen Kreuzchen bestreutem Feld ein mit der Spitze schräg zur Mitte oben weisender silberfarbener Schlüssel. Die untere Hälfte zeigt in rotem Feld drei vollständige und zwei angeschnittene silberfarbene Helme.
Löwe und Schlüssel symbolisieren die während drei Jahrhunderten geteilte Herrschaft durch die Kurpfalz und das Hochstift Worms, die Helme stellen die Eisenhüte der ortsansässigen niederen Adeligen dar, die ab dem 15. Jahrhundert eine Ganerbschaft bildeten.
Liste der Bürgermeister
(ab 1900)
Jürgen Schwerdt (CDU) | seit 2004 | |
Werner Sauer (CDU) | 1994 bis 2004 | |
Friedrich Raster (SPD) | 1986 bis 1994 | |
Erich Otto (FWG) | 1964 bis 1986 | |
Philipp Hartmüller | bis 1964 | |
David Fischer | ||
Roland Bengel | um 1950 | |
Mattern | 1945 | |
Philipp Neuschäfer | 1943 bis 1945 | |
Karl Schlösser | 1941 bis 1943 | |
Heinrich Körber | 1937 bis 1941 | |
Johann (Hans) Karl Becker | 1933 bis 1937 | |
Dr. Lauterbach (?) | 1931 bis 1933 | |
Richard Römer | 1924 bis 1931 | |
Albert Römer | 1900 bis 1924 |
Sehenswürdigkeiten und Kultur
Herausragende Anlagen




- Barockkirche – Der historische Kern des Winzerdorfes stammt aus der Barockzeit. Prunkstück ist die St.-Laurentius-Kirche, die ab 1742 nach den vor Ort modifizierten Plänen des genialen Baumeisters Balthasar Neumann errichtet und 1746 geweiht wurde. Die im Jahr 1900 gebaute und 1986 renovierte Orgel im katholischen Teil zieht von weither Kenner an; auch das noch ältere Instrument im protestantischen Teil, das über ein Walcker-Werk verfügt, besitzt unter Fachleuten einen guten Ruf.
- Ältestes Haus – Das „Älteste Haus“ Dirmsteins liegt an der Ecke Metzger-/Salzgasse. Es trägt die eingemeißelte Jahreszahl 1596 und wurde von einem wohlhabenden Bürger erbaut. 1689 überstand es mit nur fünf oder sechs anderen Gebäuden das Niederbrennen des Ortes durch die Franzosen; als einziges überdauerte es bis heute. Es wurde um die Jahrtausendwende ansprechend restauriert.
- Bischöfliches Schloss – Das Bischöfliche Schloss, ehemals Sommerschloss des Fürstbischofs von Worms, in der Nähe des östlichen Ortsrandes ist das älteste zumindest teilweise noch erhaltene Dirmsteiner Schloss. Von ihm stehen - auf dem Gelände eines heutigen Hofgutes - allerdings nur noch wenige originale Reste.
- Quadtsches Schloss – Dasselbe gilt von den zwei Klöstern der Augustiner und Jesuiten, die im Norden des Ortszentrums nebeneinander lagen. An der Stelle des Augustinerklosters wurde später das Quadtsche Schloss errichtet, das heute, historisch unkorrekt, als „Jesuitenhof“ firmiert. Vom eigentlichen Jesuitenkloster sind lediglich einige Nebengebäude erhalten.
- Sturmfedersches und Koeth-Wanscheidsches Schloss – Das Sturmfedersche und das Koeth-Wanscheidsche Schloss waren schlossartige Herrenhäuser der adeligen Familien von Sturmfeder sowie von Koeth-Wanscheid und wurden in jüngerer Zeit restauriert.
- Englische Gärten – Der im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegte und heute sanierte Schlosspark ermöglicht Veranstaltungen vor allem musikalischer Art. Geplant wurde er um 1830 durch den Landschaftsarchitekten Johann Christian Metzger. Für den vor der Sanierung stehenden Kellergarten, einen weiteren der einstmals sieben Englischen Gärten am Ort, zeichnete um 1790 Metzgers noch bekannterer Berufskollege Friedrich Ludwig von Sckell verantwortlich.
Sonstige Bauwerke
- Spormühle – Die Spormühle liegt im Südwesten des Dorfes am Eckbach und beherbergt neben einer Kunstgalerie ein kleines Landhotel.
- Fechtschule – Die „Fechtschule“ liegt südlich des Ortszentrums am Rande des Kellergartens. Ein Vorgängerbau des klassizistischen Gebäudes, die „Burg“, war ab 1602 das Wohnhaus Caspar Lerchs. Seit mehreren Jahrzehnten wird dort die Landesfechtschule des Südwestdeutschen Fechtverbandes betrieben; aus dieser Verwendung hat sich die aktuelle Bezeichnung entwickelt.
- Badehaus – Eine Besonderheit ist, ebenfalls auf dem Gelände des Kellergartens, das ehemalige „Badehaus der Gräfin von Brühl“, deren fürstliche Badewanne heute als übergroßer Blumentopf im Vorgarten steht.
- Spitalhof – Gegenüber der Kirche im Spitalhof, der früher ein Hospiz war und zu dem die in gotischem Stil errichtete und heute profanisierte Kapelle St. Maria Magdalena gehört, ist nun der Gemeindekindergarten untergebracht.
- Apotheke – Die St.-Michael-Apotheke wurde im frühen 18. Jahrhundert als Fachwerkgebäude errichtet. Der Vorgängerbau aus dem Mittelalter enthielt den Rittersaal, in dem die Ortsadeligen, die eine Ganerbschaft bildeten, ihre Zusammenkünfte abhielten.
- Altes Rathaus – Das historische Alte Rathaus von 1714 wird als „Haus der Vereine“ genutzt, die das Gebäude in ehrenamtlicher Arbeit restauriert haben.
- Café Kempf und Backhaus – Die Marktstraße, deren Südteil auf 80 m als „Deutschlands kleinste Fußgängerzone“ ausgewiesen ist, verläuft zwischen dem Sturmfederschen Schloss und dem Hotel Café Kempf, das - 1926 gegründet - nach vollständiger Renovierung wieder seinen Platz als führender gastronomischer Betrieb am Ort und als optischer Blickfang einnimmt. Als kleines, aber feines Pendant fungiert am Eingang zur Herrengasse das zur Weinstube ausgebaute einstige Backhaus.
- Fachwerk- und Sandsteinfassaden – Eine ganze Anzahl weiterer Winzerhöfe und Weinstuben sind mit großem Aufwand saniert worden und tragen durch prächtige Fachwerk- oder Sandsteinfassaden zur Atmosphäre des Dorfes bei.
Friedhöfe

Bis etwa 1850 besaß der Ort seinen Friedhof im Osten der Gemeinde. Das bekannteste Grab dort ist dasjenige des Arztes Johann Hubertus.
Der heute in Gebrauch befindliche Friedhof liegt im Norden des Dorfes. Zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Grabsteine aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert wurden vom alten Friedhof übernommen und hier aufgestellt. Die Kapelle, in der ein Teil der ursprünglichen Fresken restauriert worden ist, ist eine neuromanische Anlage mit rechteckigem Grundriss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und birgt die Gruft der adeligen Familie Camuzi.
Natur

Die Fläche zwischen der Südspitze des Kellergartens und dem Eckbach nimmt der „Dicke Baum“ ein, eine ca. zweihundertjährige Platane. Mit einem Stammumfang von etwa 6 und einer Höhe von mehr als 20 m gilt der mächtige Baum als Naturdenkmal.
Im Bereich des nordwestlichen Ortsausgangs (Obersülzer Straße) gibt es eine nach Süden ausgerichtete steile Lösswand, die ein Biotop für zahlreiche Arten von wärmeliebenden Insekten darstellt, so z. B. für solitäre Wildbienen und Grabwespen. Auch höhlenbrütende Vogelarten werden beobachtet.
Der Chorbrünnel-Rundweg im Nordwesten der Dirmsteiner Gemarkung verbindet die Wörschberger Hohl, einen ebenfalls durch Lösswände gekennzeichneten Hohlweg, mit dem Chorbrünnel. Dieser kleine Brunnen wird von einer schwefelhaltigen Quelle gespeist, deren Wasser Jahrhunderte lang zu Heilzwecken genutzt wurde. Im Spätmittelalter wurde die Quelle durch die ortsansässigen Jesuitenmönche in Stein gefasst. Unter Bezugnahme hierauf zeigen die grünen Hinweisschilder auf den Rundweg eine orangegelbe Steinarkade samt dem blauen Symbol eines Brunnens.
Der mit rustikalen Holztafeln markierte Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg, der von Dirmstein aus über 23 km bachaufwärts durch sieben malerische Weindörfer bis zum Eckbachweiher führt, ermöglicht Bewegung in freier Natur und ist auch für Mühlenliebhaber wegen der 23 teils restaurierten Mühlen begehenswert.
Veranstaltungen
Die zahlreichen örtlichen Vereine bescheren dem Ort einen wohlgefüllten Terminkalender. Vor allem der Kulturverein betätigt sich auf vielen Gebieten und lädt ein zu Auftritten seiner historischen Tanzgruppe, zu Literaturabenden und zu Musik im Schlosspark. Größere Veranstaltungen finden in der Unterhaardter Festhalle (UHF) statt, die südlich der Laurentiuskirche am Rande des Ortszentrums liegt und mehrere hundert Besucher aufnehmen kann. Sie wurde Anfang des neuen Jahrtausends durch ehrenamtliche Helfer baulich und technisch saniert.
Die anspruchsvollen Konzerte im Sturmfederschen Schloss (Eux-Stocké-Ratssaal), wo ein historischer Bechstein-Flügel zur Verfügung steht, ziehen immer mehr Besucher von auswärts an. Ähnliches gilt für die deutsch-französische Konzertreihe „Printemps Rhénan - Rheinischer Frühling“, zu deren Spielorten die Laurentiuskirche gehört.

Im Schlosspark findet außerdem jährlich eine Open-Air-Gala der Reihe „palatiajazz“ statt, bei der beispielsweise schon die original Blues-Brothers-Band, Branford Marsalis und Cassandra Wilson aufgetreten sind.
Felix Hell, der aus dem Nachbarort Laumersheim stammende Orgelvirtuose, kehrt zu jedem Jahreswechsel nach Dirmstein zurück, um in der Laurentiuskirche auf dem Instrument seiner Lehrjahre ein Silvesterkonzert zu geben.
In Dirmstein wird eine Variante des Vorderpfälzischen gesprochen, das zu den pfälzischen Dialektgruppen gehört. Die kulturelle Pflege der Mundart wird im Ort groß geschrieben; mehrere hier geborene bzw. ansässig gewordene Autoren gehören seit Jahren zu den Preisträgern bei den pfälzischen Mundartdichterwettbewerben und veranstalten auch im Ratssaal immer wieder Lesungen.
Der Dirmsteiner Jahrmarkt (jedes Jahr am 2. Septemberwochenende) und das Bayerische Bierfest (alle zwei Jahre im Sommer gemeinsam mit der bayerischen Partnergemeinde Neuötting ausgerichtet) sorgen stets dafür, dass der bogenförmig gepflasterte Schlossplatz sowie die Weinstuben und Winzerhöfe dicht bevölkert sind. Das schon mehrmals im Hochsommer durchgeführte Schlossparkfest hat sich ebenfalls als Publikumsmagnet etabliert.
Bildung und Erziehung
- Kindergärten – Die Gemeinde verfügt über den katholischen Kindergarten „St. Laurentius“ und die kommunale Kindertagesstätte „Himmelszelt“. Beide haben zwei Gruppen. Im „Himmelszelt“ gibt es zudem Ganztagsplätze, ferner können vier Zweijährige aufgenommen werden.
- Grundschule und Sporthalle – Dirmstein ist Standort einer zweizügigen Grundschule, die eine Ganztagsbetreuung anbietet. Neben der Schule liegt eine Allzweck-Sporthalle, die auch für überörtliche Ereignisse zur Verfügung steht.
- Musikschule – Das Sturmfedersche Schloss beherbergt die einzige Außenstelle der Musikschule Leiningerland, die ihren Sitz in Grünstadt hat.
- Erwachsenenbildung – Bildung für Erwachsene wird von der örtlichen Volkshochschule angeboten, die in die Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim integriert ist. Unterrichtsräume befinden sich unter anderem im Sturmfederschen Schloss.
- Öffentliche Bücherei – Das Sturmfedersche Schloss beherbergt die zentrale Bücherei für die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.
Sport
Am Ort gibt es fünf Sportvereine (Mitgliederstand 2006):
- Fechten – Der FC Dirmstein verwaltet die Landesfechtschule des Südwestdeutschen Fechtverbandes. Sie wird am Ort des ehemaligen Wohnanwesens von Caspar Lerch am Kellergarten betrieben.
- Fußball und Gymnastik – Der TuS Dirmstein 1946 hat 491 Mitglieder. Er unterhält Fußballmannschaften für Jugendliche, Aktive sowie AH und bietet zudem Gymnastik für Frauen an. Seine Sportanlagen samt Vereinsheim liegen am Südrand des Ortes.
- Tennis – Der TC Grün-Weiß Dirmstein wurde 1979 gegründet und hat 230 Mitglieder. Er verfügt am Südrand des Ortes über eine Tennisanlage mit acht Sandplätzen und dem Vereinslokal.
- Tischtennis – Der TTC Dirmstein wurde 1997 gegründet und hat 65 Mitglieder. Er unterhält drei Tischtennis-Herrenmannschaften und eine Schülermannschaft.
- Turnen–Spiel–Gymnastik – Die TSG Dirmstein 1986 hat 466 Mitglieder. Sie verfügt über ein breites Angebot hinsichtlich Turnen, Fitness, Aerobic u. dgl.
Wirtschaft

Entwicklung
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dirmstein von einer rein landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Ort, in dem sowohl Landwirtschaft - und hier vor allem der Weinbau - als auch Dienstleistung - wie z. B. zwei Speditionsunternehmen - gleichberechtigt nebeneinander stehen. Es gibt über 200 eingetragene Gewerbebetriebe. Dennoch pendeln viele Dirmsteiner täglich zu Arbeitsplätzen in anderen Orten, da die wirtschaftliche Verflechtung in der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar sehr dicht ist.
Allmählich öffnet sich Dirmstein auch dem Fremdenverkehr. Zunächst wurde der Ort als „Perle der Unterhaardt“ beworben, ab 1972 als „Perle des Leiningerlandes“. 2005 beschloss der Gemeinderat den Slogan „Perle zwischen Worms und Weinstraße“.

Edelweinort
Schon seit der Römerzeit wird in der Vorderpfalz Wein angebaut. Das sonnige Klima des Leiningerlandes begünstigt auch in Dirmstein, wo der Weinbau im Jahre 1141 erstmals urkundlich erwähnt wurde, die Produktion edler Gewächse, die bei Prämierungen regelmäßig Auszeichnungen wie die Goldene Kammerpreismünze u. ä. erhalten.
Die am häufigsten angebauten Rebsorten sind Riesling, Portugieser und Dornfelder, nennenswerten Zuwachs verzeichnen auch Spät-, Grau- und Weißburgunder. Die früher zahlreichen kleinen Weinlagen Dirmsteins wurden mittlerweile zu drei großen zusammengefasst: Herrgottsacker, Mandelpfad und Schwarzerde. Direkt im Ort, nördlich des Zentrums, gibt es noch die kleine Lage Jesuitenhofgarten, von deren ganz leicht nach Süden geneigtem Hang exzellente Riesling- und Weißburgunderweine stammen.
Am Rande des südlichen Kirchplatzes steht eine große hölzerne Kelter, die 1984 durch den Dirmsteiner Küfermeister Emil Steigner funktionsfähig nachgebaut wurde.

Sonstiges
Vor allem aus Äpfeln der Region werden vorzügliche Obstbrände hergestellt. Die ebenfalls hier heimischen Mandeln und Feigen haben nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. Ein typisches Saisongemüse ist der Spargel, der im flachen östlichen Gemarkungsbereich angebaut wird. Spargel im Frühjahr und Feigen im Sommer verleihen den Speisekarten der Gegend ein mediterran anmutendes Flair.
Der Osten Dirmsteins bildet die Übergangszone zu mehr dem Anbau von Getreide und Kartoffeln dienenden landwirtschaftlichen Flächen. Durch die Gemeinde führt ein Seitenarm der Deutschen Grumbeer- und Gemüsestraße, denn der unmittelbar östlich angrenzende Rhein-Pfalz-Kreis wird auch der „Gemüsegarten Deutschlands“ genannt.
Von 1778 bis 1788 bestand eine Steingutfabrik, welche die „Dirmsteiner Fayence“ herstellte, deren wenige erhalten gebliebene Exemplare in Sammlerkreisen begehrt sind. Das alte Fabrikgebäude an der Nordseite des Schlossplatzes wurde in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts abgerissen.
Verkehr
Verkehrsmäßig wird Dirmstein nicht über die einen Kilometer südlich verlaufende Autobahn 6 (Mannheim - Saarbrücken) erschlossen, sondern über die Landesstraße 453, die etwa parallel zu dieser Autobahn verläuft und Frankenthal (im Osten) mit Grünstadt (im Westen) verbindet. Am Rande der beiden Städte gibt es auch die nächsten Anschlussstellen. Nach Südwesten stellt die Landesstraße 455 die Verbindung mit der Kleinstadt Freinsheim her, nach Norden über Offstein mit dem Landkreis Alzey-Worms. Die Kreisstraße 24 führt nach Süden zum Nachbarort Gerolsheim. Zur Autobahn 61 (Koblenz - Speyer), die zwei Kilometer südöstlich des Ortes im Autobahnkreuz Frankenthal die A 6 überquert, gibt es keine Verbindung.
Die fehlende Anbindung ans Autobahnnetz bedingt ein hohes Fahrzeugaufkommen durch den Ort. Bauliche Maßnahmen, die Ende der 1990er Jahre an zwei Stellen der Landesstraße 453 vorgenommen wurden, konnten dort die Situation, dass innerörtlich zu hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, teilweise entschärfen.
Über zwei Buslininen des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) kann man von Dirmstein aus praktisch im Stundentakt zu den Bahnhöfen Grünstadt (ca. 6 km) und Frankenthal (ca. 10 km) gelangen.
Bevölkerung
Einwohnerzahl
Erst ab 1771 verfügt das Gemeindearchiv über konkrete Unterlagen zur Entwicklung der Einwohnerzahlen; die vorher festgehaltenen Daten (*markiert) beruhen auf den Schatzungsbüchern und bedeuten Untergrenzen, die erheblich zu niedrig liegen dürften, weil die nicht Steuerpflichtigen fehlen:
Einwohner | *445 | *516 | 945 | 1.252 | 1.500 | 2.049 | 1.517 | 1.467 | 1.672 | 1.924 | 2.091 | 2.252 | 2.587 | 3.100 |
Jahr | 1682 | 1710 | 1771 | 1802 | 1815 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 1986 | 2004 |
Die starke Zunahme am Ende des 18. Jahrhunderts geht möglicherweise auf die Perspektiven zurück, welche die Stadt, die Dirmstein von 1780 bis 1801 war, ihren Bürgern zu bieten vermochte. Das Wachstum hielt auch noch bis zum Beginn der Industrialisierung an, die sich in Dirmstein um die Mitte des 19. Jahrhunderts bemerkbar machte. Auswanderung und Landflucht führten dann aber zu einem 100 Jahre anhaltenden Rückgang der Bevölkerung, der erst wieder nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Wachstumsphase abgelöst wurde. Diese fiel bis in die 1980er Jahre noch verhalten aus, um sich dann zu intensivieren. Seit 1996 die Marke von 3.000 Einwohnern überschritten wurde, ist eine Stagnation auf dem erreichten hohen Niveau zu beobachten.
Altersstruktur
Die Altersstruktur der örtlichen Bevölkerung ist stark im Wandel begriffen. 1682 waren mehr als die Hälfte der Einwohner Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre. Um 1850 war ihr Anteil auf ein gutes Drittel gesunken, 2003 lag er noch bei 21,5 %. Andererseits wuchs die Zahl der über 40-Jährigen von 19 % im Jahre 1682 auf 48,7 % 2003. Im tabellarischen Vergleich der Jahre 1710 (allerdings beruhen die Einwohnerzahlen, wie oben erwähnt, auf dem Schatzungsbuch, betreffen also nur die Steuerpflichtigen) und 2002 zeigt sich eine deutliche Verschiebung der Effektivzahlen nach rechts zum höheren Lebensalter:
Altersgruppe | 1–9 | 10–19 | 20–29 | 30–39 | 40–49 | 50–59 | 60–69 | 70–79 | 80–89 | 90–99 | alle |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr 2002 | 336 | 363 | 346 | 537 | 532 | 448 | 379 | 209 | 92 | 18 | 3.051 |
Jahr 1710 | 205 | 70 | 62 | 83 | 61 | 21 | 13 | 1 | – | – | 516 |
Damit zeigt sich auch in Dirmstein der Trend zur Überalterung; allerdings wurden die Werte des Bundesdurchschnitts von 1995 erst mit achtjähriger Verzögerung erreicht.
Religion
Die 1746 errichtete Zweikirche mit einem Grundflächenverhältnis von 2:1 zu Gunsten des katholischen Teiles belegt, dass die Dirmsteiner Bevölkerung Mitte des 18. Jahrhunderts zu 2/3 katholischen und zu 1/3 protestantischen bzw. reformierten Bekenntnisses war. Doch schon gut 50 Jahre später (1802) werden nur noch 56 % Katholiken gezählt, aber bereits 40 % Protestanten. Nach 2000 gibt es 45,46 % Protestanten, 33,74 % Katholiken sowie 20,79 % Andersgläubige und Konfessionslose.
Die jüdischen Mitbürger, deren Anzahl vom ersten schriftlichen Zeugnis 1464 bis zur Zeit des Nationalsozialismus stets bei einigen Dutzend gelegen hatte, fielen alle dem Holocaust zum Opfer mit Ausnahme der wenigen, denen die Flucht ins Ausland gelang.
Auswanderung
Die Pfalz, die über Jahrhunderte von Armut und Kriegen geprägt war, verlor im Laufe der Zeit viele ihrer Bewohner ans Ausland. In Dirmstein betraf die Auswanderung in ganz geringem Maße Ost- und Südosteuropa (Galizien, Banat, Batschka); erheblich sind dagegen die Zahlen derjenigen, die in Amerika ein neues Glück suchten.
Anfangs wanderten dorthin nur einzelne Personen oder auch Familien aus, so 1708, 1742 und 1752. Im 19. Jahrhundert setzte dann eine Welle ein, die in einem Dirmsteiner „Auswanderungsregister“ festgehalten ist, das hundert Jahre lang sehr sorgfältig geführt wurde und nach digitaler Erfassung über 600 Datensätze enthält. Hiernach verließen zwischen 1806 und 1905 mehr als 1.200 Dirmsteiner die Heimat, vor allem jüngere Familien mit teilweise vielen Kindern. Die letzten Eintragungen betreffen zwei Dirmsteiner Juden, die 1937 noch nach Argentinien ausreisen konnten.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Dr. rer. pol. Eux Stocké (* 27. Juni 1895 in Dirmstein; † 3. März 1992 in Rödental bei Coburg), Unternehmer und Mäzen, Ehrenbürger von Dirmstein seit 22. Juni 1976
- Erich Otto (* 26. September 1921 in Dirmstein; † 1. Juni 1992 ebenda), langjähriger Bürgermeister, Ehrenbürger von Dirmstein seit 1997
Söhne und Töchter der Gemeinde
- 1575, 13. Dezember, Caspar Lerch († 17. April 1642 in Mainz), Kämmerer des Bischofs von Speyer, Kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim, Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft
- 1752, 10. Dezember, Johann Hubertus († 4. März 1823), Chirurg, Medizinprofessor an der Josephs-Akademie in Wien und Leibarzt des österreichischen Erzherzogs Karl in Brüssel
- 1929, 19. April, Arthur Maurer, Heimatforscher sowie Initiator und Ehrenvorsitzender des Kulturvereins St. Michael Dirmstein
- 1929, 11. Juni, Josef Schmitt († 6. September 1995), Pfalzmaler
- 1934, 6. Februar, Alexander Schroth, Pfälzer Mundartdichter, Autor
- 1952, 29. Mai, Walter Landin, Pfälzer Mundartdichter, Autor
Weitere Persönlichkeiten
Nicht in Dirmstein geborene, aber mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten:
- Lydia Hauenschild (* 5. Dezember 1957 in Deggendorf), Autorin, wohnt in Dirmstein.
- Albert H. Keil (* 1. Juli 1947 in Mußbach), Pfälzer Mundartdichter, Autor, wohnt in Dirmstein.
- Friedrich Klingmann (* 10. März 1874 in Gaiberg; † 1947), Önologe, Rebenzüchter und Landwirtschaftsrat, gründete 1924 die Rebenveredelungsanstalt Dirmstein, die später in Weinbauversuchsanstalt umbenannt wurde. Ihm hat die Gemeinde den Rat-Klingmann-Weg gewidmet.

- Dr. rer. nat. Otfried K. Linde (* 1932), Pharmazeut, Autor, Mitherausgeber einer Dokumentation über Verbrechen an Psychiatrie-Patienten im Dritten Reich, wohnt in Dirmstein.
- Dr. phil. Michael Martin, Stadtarchivar von Landau, ordnete in jahrelanger Arbeit das Gemeindearchiv von Dirmstein und ist Herausgeber der Ortschronik.
- Walter Perron (* 1895; † 1970 in Frankenthal (Pfalz)), Maler und Bildhauer, wohnte zeitweilig in Dirmstein und versah dort einen Gartenpavillon mit Wandmalereien.
- Sigismund Ranqué (* 1743 in Ballenberg, heute Ravenstein; † 1795), Komponist und vermutlich Schüler von Ignaz Holzbauer, war ab 1764 Schulmeister und Organist in Dirmstein.
- Helmut Ried (* 1936 in Ludwigshafen am Rhein), Maler, wohnt in Dirmstein.
- Erwin Spuler (* 22. März 1906 in Augsburg; † 7. April 1964 in Cros-de-Cagnes (Südfrankreich, auf einer Reise)), Maler, Keramiker, Zeichner, Grafiker, wohnte in seiner Jugend mehrere Jahre in Dirmstein, wo seine Mutter Emma Bengel herstammte.
- Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler (* 7. Februar 1674 in Mainz; † 30. Mai 1744 in Oppenweiler), Freiherr, Urenkel Caspar Lerchs, ließ das nach ihm benannte Sturmfedersche Schloss erweitern und das Michelstor erbauen.
Literatur
- Walter Landin: Wenn erst Gras wächst, Erzählungen, Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1985
- Albert H. Keil: „Freunde nennen mich Stani“, Reportage, in: Heimatjahrbuch 1996, Herausgeber: Landkreis Bad Dürkheim, Verlag H. Englram, Haßloch 1995, ISBN 3-926775-13-0
- Marie-Christine Werner: Der englische Flieger - Der Mord an Cyril William Sibley, Sendung des Südwestrundfunks in Mainz am 10. Februar 2001, 21 bis 22 Uhr, Typoskript, 47 Seiten
- Isolde Stauder: Wo das Dorf zu Ende geht, Eine authentische Geschichte, Sommer Druck und Verlag, Grünstadt 2004
- Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, Herausgeber: Michael Martin, Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße, 23. November 2005 (1163. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung), ISBN 3-9808304-6-2
Weblinks