Förster

Ein Förster ist eine mit der Hege des Waldes betraute Person, etwa ein Forstingenieur, Forstwissenschaftler oder Forsttechniker.
Aufgaben
Diese Berufe befassen sich mit der nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung des Waldes unter Berücksichtigung seiner ökologischen und sozialen Funktionen. In Abhängigkeit seines Dienstverhältnisses ist die Gewichtung der Funktionen des Waldes verschieden. Auch die Jagd kann zu seinen Aufgaben zählen.
Geschichte


Der Beruf des Försters sowie seine Bezeichnung als solcher ist erst im 18. Jahrhundert aufgekommen und hat sich einerseits aus der Jagd und andererseits aus der Bewirtschaftung der Wälder entwickelt. So gab es anfangs noch die Berufsbezeichnung Eichenbinder für Forstbedienstete, die „[…] die gepflanzten Eichenheister jährlich nachsehen, anbinden und beschneiden mussten […]“.[1]
Die Entwicklung der verwendeten Bezeichnungen der für den Wald zuständigen Beamten lässt sich beispielhaft beim Königreich Preußen nachvollziehen. Dort trugen diese königlichen Beamten noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Bezeichnungen „Heidewärter“, „Heideläufer“ und „Heidereiter“. Die dazugehörigen Dienstwohnungen nannte man „Heidehaus“ bzw. „Heidereiterei“. Für den im Jahr 1727 noch als „Heideläufer“ benannten Beamten taucht ab 1740 die Bezeichnung „Gehender Förster“ und ab 1742 die Bezeichnung „Unterförster“ auf.[2] Analoges gilt für den „Heidereiter“. Der im Jahr 1736 als „Heidereiter“ angesprochene Beamte trägt ab 1740 die Bezeichnung „Reitender Förster“, ab 1745 wird er als „Oberförster“ tituliert.[3]
Bis in die 1960er Jahre bewohnte im Regelfall ein Förster als Dienstsitz ein Forsthaus. Da es heute durch Zusammenlegung immer weniger Revierförstereien gibt, sind viele Forsthäuser obsolet geworden. Häufig werden sie in private Hand abgegeben und zu Gasthäusern umgebaut. Trotzdem sind viele Försterklischees aus früheren Zeiten weiter präsent.[4] Der Beruf des Försters war über Jahrhunderte eine reine Männerdomäne. Erst seit einigen Jahren gibt es auch immer mehr Försterinnen. Initiativen wie der Girls' Day versuchen, mehr Mädchen für den Beruf zu begeistern.[5]
Ausbildung
Deutschland

Um Förster in Deutschland werden zu können, muss eine Person eine Ausbildung zum Forsttechniker oder Forstwirtschaftsmeister absolviert oder Forstwirtschaft an einer Fachhochschule (FH) oder Forstwissenschaften an einer Universität studiert und abgeschlossen haben. Nach dem Studium kann sich eine Ausbildungszeit im Staatsdienst anschließen, die mit der staatlichen Laufbahnprüfung als Forstinspektor (Eingangsvoraussetzung Dipl.-Ing. Forstwirtschaft (FH) bzw. Bachelor, dann gehobener Dienst) oder Forstassessor (Eingangsvoraussetzung Diplomforstwirt (Universität) bzw. Master, dann höherer Dienst) endet.
Forsttechniker und Forstwirte können allerdings nur im privaten Wald auf Wunsch des Waldbesitzers als Förster eingesetzt werden. Im öffentlichen Waldbesitz ist die Befähigung zum gehobenen Forstdienst (Laufbahnprüfung) zwingend erforderlich. Im Privatwald wird sie in der Regel auch erwartet.
Mitgliederstärkster Berufsverband für Förster in Deutschland ist der Bund Deutscher Forstleute im Deutschen Beamtenbund und Tarifunion. Eine weitere Gewerkschaft und Tarifpartner ist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). In diesen Verbänden organisieren sich Forstleute, Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister, aber auch Verwaltungsmitarbeiter, Waldpädagogen und andere im Wald beschäftigte Personen.
Österreich
Um Förster in Österreich zu werden, muss man die Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck an der Mur absolvieren. Die Ausbildungszeit von fünf Jahren schließt mit einer Reife- und Diplomprüfung ab. Anschließend muss eine zweijährige Praxis als Forstadjunkt unter einem leitenden Forstorgan nachgewiesen werden. Nach Ablegung der Staatsprüfung zum Forstdienst erhält man den Ingenieurstitel und ist damit als Förster berechtigt, eine Waldfläche bis zu 3600 Hektar zu bewirtschaften.
Schweiz
In der Schweiz sind eine abgeschlossene Lehre als Forstwart, 18 Monate Berufspraxis, der Besuch von Grundlagenmodulen und das Bestehen einer Eignungsprüfung Voraussetzung. Die Zusatzausbildung an einem der beiden Bildungszentren Wald in Lyss BE und Maienfeld GR dauert zwei Jahre.[6]
Finnland
In Finnland werden Förster an Fachhochschulen und an Universitäten ausgebildet. In den acht Fachhochschulen, die forstwirtschaftliche Ausbildung bieten, legen die Studenten des vierjährigen Studiums das Examen metsätalousinsinööri (AMK) (Forstingenieur (FH)) ab. Der Abschluss wird im internationalen Vergleichen Bachelor of Science genannt.
An den Universitäten Helsinki und Joensuu legen die Studenten nach dreijährigen forstwissenschaftlichen Studiengängen das Examen maatalous- ja metsätieteiden kandidaatti ab und setzen danach ihre Studien für zwei Jahre bis zum Examen maatalous- ja metsätieteiden maisteri (Magister der Landwirtschaft- und Forstwissenschaften) fort. Im internationalen Vergleich werden diese zwei Examen als Bachelor of Science and Master of Science übersetzt. Die Absolventen des Magisterexamens haben das Recht, den Berufstitel metsänhoitaja (Förster) zu benutzen.
Vor der Einführung des finnischen Fachhochschulsystems in den 1990er Jahren wurden Forstingenieure (metsätalousininööri) und Forsttechniker (metsäteknikko) in forstwirtschaftlichen Lehranstalten ausgebildet. Die Forstingenieurausbildung dauerte vier und die Forsttechnikerausbildung drei Jahre.
Die Berufsausbildung von Forstarbeitern (Holzvollernterfahrer und Holzfäller) geschieht in Forstberufsschulen und dauert drei Jahre. Abitur verkürzt die Ausbildungszeit auf zwei Jahre.
Filmdokumentationen
- Wolfgang Neumann-Bechstein (Regie): Der Förster vom Kellerwald. TV-Dokumentarfilm. HR 2004, 30 Minuten.
- Jenni Rieger (Regie): Der Schwarzwald-Förster. Ein Revier durchs Jahr. TV-Dokumentarfilm in der Reihe Schlaglicht. SWR 2007, 30 Minuten.
Siehe auch
Literatur
- Walter Kremser: Niedersächsische Forstgeschichte. Eine integrierte Kulturgeschichte des nordwestdeutschen Forstwesens. Heimbund Rotenburg, Rotenburg 1990.
- Rolf Zundel: Einführung in die Forstwissenschaft. Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-2612-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Walter Kremser, 1990.
- ↑ Vgl. Lieselott Enders u. a.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. (= Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band 21). Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2, S. 822. Dort wird in den Ausführungen zum Dorf Röddelin, heute ein Ortsteil der Stadt Templin, der für den Wald zuständige Beamte im Jahr 1727 als „Heideläufer“ bezeichnet, im Jahr 1742 als „Unterförster“.
- ↑ Vgl. Lieselott Enders u. a.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII: Uckermark. (= Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam. Band 21). Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2, S. 808. Dort wird in den Ausführungen zum Dorf Reiersdorf, heute ein Gemeindeteil von Gollin, einem Ortsteil der Stadt Templin, der für den Wald zuständige Beamte im Jahr 1736 als „Heidereiter“ bezeichnet, im Jahr 1745 als „Oberförster“.
- ↑ Till Westermeyer, Maria Hehn (Hrsg.): Forstmänner im finstren Walde? Zur Fremdwahrnehmung forstlicher Arbeit damals und heute - Ergebnisse eines Lehrforschungsprojektes. (= Arbeitswissenschaftlicher Forschungsbericht. Nr. 6). Institut für Forstbenutzung und forstliche Arbeitswissenschaft, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, November 2007, ISSN 1863-1800. (online auf: freidok.uni-freiburg.de, zuletzt abgerufen am 28. Februar 2016)
- ↑ Girls' Day im Wald: Mädchen entdecken den Försterberuf. ( vom 29. Juni 2014 im Webarchiv archive.today) auf der Webseite der Bayerische Staatsforsten
- ↑ Der Schweiz gehen die Förster aus. auf: nzz.ch. abgerufen 28. Februar 2016.