Abou-Chaker-Clan
Abou-Chaker-Clan (auch Abou-Chaker-Familie) ist die Bezeichnung von Ermittlungsbehörden und einigen Medien für eine Gruppe meist männlicher Angehöriger des palästinensischstämmigen Familienverbandes Abou-Chaker, der heute v. a. in Berlin, dem Libanon und Dänemark ansässig ist. Nach Schätzung der Polizei leben vermutlich 200 bis 300 Mitglieder der Großfamilie in Berlin.[1] Der Clan weist Eigenschaften der organisierten Kriminalität auf. Seine Mitglieder betreiben Schutzgelderpressungen, Drogen- und Waffenhandel oder sind im Rotlichtmilieu aktiv.
Kriminalität
Nasser Abou-Chaker, mutmaßlicher Kopf des Clans, gilt als eine zentrale Figur der Berliner Unterwelt. So wurde 2009 berichtet, dass er u. a. Teile des Straßenstrichs rund um die Kurfürstenstraße in Berlin-Schöneberg kontrollierte und auch die bekannte Rotlichtmeile in Berlin-Mitte, die Oranienburger Straße, zu seinem Einflussgebiet gehörte.[2][3]
2010 war Mohammed „Momo“ Abou-Chaker Drahtzieher beim sogenannten Pokerraub im Berliner Grand Hyatt Hotel.[4] Er wurde zu sieben Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.[5] Seit Mitte 2013 ist Mohammad Abou-Chaker Freigänger im offenen Vollzug.[6]
Einem anderen Mitglied des Clans, Abdallah Abou-Chaker, ist als Intensivtäter ein eigener Sachbearbeiter bei der Polizei zugeordnet.[6]
2012 berichtete Spiegel TV über einen Prozess gegen eine Reihe von Mitgliedern des Clans. Überschattet wurden dabei die Dreharbeiten durch massive Einschüchterungsversuche von Seiten der Clanmitglieder im Flur des Gerichtsgebäudes.[7]
Im April 2013 wurde über den Stern bekannt,[8][9] dass der Rapper Bushido und das Clan-Mitglied Arafat Abou-Chaker sich wechselseitig Generalvollmachten über ihr gesamtes Vermögen erteilt haben.[10][11] Der Rapper Kay One befand sich ebenfalls im weiteren Umfeld des Clans, verließ dieses jedoch Anfang 2013. Seinen Angaben nach wurde er seitdem Ziel von Morddrohungen und stand zeitweise unter Polizeischutz.[12]
2014 wurde von einer mutmaßlichen Zusammenarbeit des Abou-Chaker-Clans mit den Hells Angels berichtet. So waren unter anderem Kadir Padir, Präsident der Berliner Hells Angels, und andere Mitglieder des MCs in einem Musikvideo des für seine enge Verbundenheit mit dem Clan bekannten Rappers Bushido zu sehen.[13]
Die Staatsanwaltschaft Berlin ordnet die Aktivitäten der männlichen Mitglieder der Organisierten Kriminalität zu. Mafiöse Strukturen seien „eindeutig vorhanden und gerichtlich festgestellt worden“. „Sie begehen Straftaten im Bereich der Gewaltkriminalität“.[6] Der Anwalt der Familie, Stefan Conen, verteidigt den Clan: „Die Neuköllner Abou-Chakers sind nie als Intensivtäter geführt worden, sie wurden nur intensiv verfolgt.“[11][14]
Filmauftritt
In dem Film Zeiten ändern dich von 2010, der von der Autobiografie Bushidos inspiriert ist und der kurze Zeit vor dem Pokerraub Premiere hatte, spielt Moritz Bleibtreu Arafat Abou-Chaker, als Statist tritt Mohammed Abou-Chaker selbst neben anderen Clanmitgliedern auf.[6]
Einzelnachweise
- ↑ „Bushido und die Mafia“ bei henri-nannen-preis.de im STERN
- ↑ Robert Vernier: Berlin: Unterweltkönig in Haft. In: Focus Online. 30. Juli 2009, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ Bushido und die Mafia – Stern-Reportage beim Henri-Nannen-Preis 2014 in der Google-Buchsuche
- ↑ Hannes Heine: Mutmaßlicher Initiator des Pokerraubs festgenommen. In: Der Tagesspiegel. 28. Mai 2010 (online).
- ↑ Michael Mielke: Pokerraub: Hohe Strafe für den Mann im Hintergrund. In: Berliner Morgenpost. 23. Dezember 2011 (morgenpost.de).
- ↑ a b c d www.spiegel.tv
- ↑ Attacke auf Gerichtsflur: „Sag mir, wo Du wohnst!“ In: Spiegel Online Video. 13. August 2012, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ www.stern.de ( vom 30. April 2013 im Internet Archive)
- ↑ Bushido soll Clanchef Generalvollmacht gegeben haben. In: Spiegel Online. 17. April 2013, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ Bushido soll enge Verbindung zu Mafia-Clan haben. In: sueddeutsche.de. 17. April 2013, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ a b Yassin Musharbash: Bushido: Brüder im Geiste. In: zeit.de. 27. Juni 2013, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ „Ich wurde abgezockt“: Rapper Kay One rechnet mit Bushido ab. In: Focus Online. 9. Oktober 2013, abgerufen am 9. Dezember 2014.
- ↑ Philipp Oehmke, Tobias Rapp: POP Fuck You, Deutschland. In: Der Spiegel. Nr. 8, 2014 (online).
- ↑ Ein Verletzter: Massenschlägerei! Clans prügeln sich in Berliner Landgericht – Richter flüchtet. In: Focus Online, 12. Juni 2015. Abgerufen am 1. Dezember 2016.