No Hate Speech Movement Deutschland
Seit 2016 koordiniert der Neue deutsche Medienmacher e.V. die nationale No-Hate-Speech-Kampagne bzw. das No Hate Speech Movement in Deutschland. Der Europarat initiierte die Jugendbewegung 2013, seitdem lassen sich in den verschiedenen europäischen Staaten, aber auch in Marokko, Mexiko und Kanada, nationale Ableger finden. Die Kampagne macht auf die Problematik von Hass im Netz, speziell in sozialen Online-Netzwerken, aufmerksam und hat eine junge Hauptzielgruppe. Am 22. Juli 2016 – dem internationalen Aktionstag für die Betroffenen von Hasskriminalität – ging die Internetseite von No Hate Speech online.[1][2][3][4][5]
Partner der deutschen Kampagne
Im Auftrag des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) haben die Neuen deutschen Medienmacher (NdM) das nationale Komitee der No-Hate-Speech-Kampagne ins Leben gerufen und konnten zahlreiche Unterstützer und Unterstützerinnen gewinnen.[6] Im Komitee sind 50 Akteure bzw. Akteurinnen versammelt und multiplizieren die No-Hate-Speech-Bewegung in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich und Wirkungskreis. Darunter sind staatliche Stellen und Ministerien (Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Auswärtiges Amt, BMFSFJ, Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV), Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Bundeszentrale für politische Bildung), Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen, zivilgesellschaftliche Organisationen, die bereits zum Thema Hate Speech arbeiten (Amadeu Antonio Stiftung, klicksafe, RomaDay, Deutscher Fußball-Bund), Nichtregierungsorganisationen, die sich gegen Diskriminierung engagieren (Amaro Drom, Bundesverband trans, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD), Salaam-Schalom), Jugendorganisationen (Deutscher Bundesjugendring, AYUDH Europe, Junge Europäische Föderalisten, IJAB, Servicestelle Jugendbeteiligung, Muslimische Jugend u.a.), Netz-Aktivistinnen und -Aktivisten (Anne Wizorek, Kübra Gümüşay, Raul Krauthausen) und andere.
Ziele der Kampagne
Eines der Ziele des No Hate Speech Movements ist, dass von Hate Speech Betroffene bestärkt werden – in den sozialen Netzwerken und darüber hinaus. Außerdem soll die Mehrheit, die gegen Hass im Internet ist, zur Gegenrede ermutigt werden und sich mit Betroffenen solidarisieren. Die Kampagne will die Perspektive der von Hate Speech Betroffenen aufzeigen, um ein Bewusstsein für die Folgen von Hassrede zu schaffen und den Betroffenen Foren zur gegenseitigen Unterstützung zu bieten.[7] Es werden umfangreiche Informationsangebote sowie Faktensammlungen zur Verfügung gestellt, um Hate Speech zu kontern. Dazu bietet die Kampagne auf ihrer Website Zahlen und Hintergrundinformationen, die leicht zugänglich gemacht werden. Außerdem lassen sich dort verschiedene praktische Instrumente zur Gegenrede finden, darunter Memes, Gifs und Videos. Dies ist vor allem für junge Menschen interessant. Darüber hinaus klärt die Kampagne auf, was hinter Hass-Kommentaren stecken kann: Nicht immer handelt es sich um spontane Äußerungen von Bürgerinnen und Bürgern oder Trollen, manchmal verbirgt sich hinter menschenfeindlichen Kommentaren auch organisierter Online-Aktivismus, z.B. von extremen Gruppen.
2017 konzentriert sich die No-Hate-Speech-Kampagne in Deutschland auf Hate Speech in den Medien und gegen Medienschaffende, u.a. sollen Journalistinnen und Journalisten mithilfe des des Glossars der NdM für diskriminierungsfreie Sprache sensibilisiert werden. Darüber hinaus will das No Hate Speech Movement einen besseren Umgang mit Hate Speech in den Webpräsenzen der Medien erreichen: Ob es um Integration, Asyl, Genderthemen oder den Nahost-Konflikt geht, in den Kommentarspalten häufen sich menschenfeindliche Äußerungen. Dazu finden Austauschveranstaltungen mit Medienschaffenden zur Vermittlung von Wissen und zum Erfahrungsaustausch[8] statt. Ende 2017 wird ein praktischer Leitfaden veröffentlicht, um Redaktionen und Social-Media-Manager bzw. Social-Media-Mangerinnen zu unterstützen.
Die Zielgruppe der Kampagne
Die No Hate Speech Kampagne spricht verschiedene Zielgruppen an, allen voran junge Menschen. Diese sollen für das Thema sensibilisiert und mobilisiert werden. Darüber hinaus adressiert die Kampagne zivilgesellschaftliche Organisationen, aber auch politische Akteure und Aktivisten bzw. Aktivistinnen. 2017 liegt ein besonderer Fokus auf Hate Speech in den Medien. Daher sind auch Medienschaffende eine wichtige Zielgruppe. Hier profitiert die Kampagne von der Kompetenz und dem Netzwerk der NdM.[9]
Maßnahmen der Kampagne
Die Zielgruppe ist jung, die Gestaltung der Webpräsenz der Kampagne dementsprechend simpel: Memes und eine schlichte Menüführung prägen den Habitus der Internetseite von No Hate Speech. Die Kampagnen-Website bietet eine umfangreiche Wissensrubrik, eine Rubrik mit Kontern zum Teilen und Downloaden und eine Übersicht über das bestehende Netzwerk. Außerdem gibt es einen bundesweiten Aktionskalender. Im Oktober 2016 wurde die Seite auch in leichter Sprache veröffentlicht, im November 2016 wurden die Inhalte auf Englisch veröffentlicht. Die Website der No Hate Speech Kampagne ist eine der ersten und einzigen Seiten im Bereich der politischen Bildung, die Informationen in leichter Sprache anbietet. Als ein Beispiel für die positive Rezeption der Kampagne sei die No Hate Speech-Postkarte mit dem Slogan „Hass ist keine Meinung“ erwähnt. Am 10. Dezember 2016, dem Aktionstag für Menschenrechte online und dem Internationalen Tag der Menschenrechte, wurde die Karte über die Social-Media-Kanäle der anderen 45 nationalen No-Hate-Speech-Kampagnen verbreitet.
Neben den Online-Aktivitäten veranstaltet das No Hate Speech Movement Deutschland auf Anfrage auch Workshops und ist auf relevanten Internet-, Social-Media-, Menschrechts- und Demokratiekonferenzen vertreten, wie beispielsweise der re:publica, der TINCON, dem Tag der offenen Tür der Bundesregierung, dem Fachaustausch "Gegenrede" und ähnlichen weiteren Veranstaltungen[10]. Das No Hate Speech Movement Deutschland selbst veranstaltet einmal im Jahr ein Treffen des nationalen Kampagnenkomitees, bei dem es die unterschiedlichen Akteure gegen Hass im Netz zusammenbringt. Im Jahr 2017 dreht sich zudem die Bundeskonferenz der neuen deutschen Medienmacher unter dem Motto "HATE. SO SAD." um das Thema Hate Speech und den Umgang von Journalisten und Journalistinnen damit.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.neuemedienmacher.de/projekte/no-hate-speech-movement/
- ↑ http://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/gemeinsam-gegen-hass-im-netz-22-juli-ist-nohatespeech-tag/
- ↑ https://www.demokratie-leben.de/aktuelles/no-hate-speech-kampagne-gestartet.html
- ↑ http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/hasskommentare-im-netz-neue-kampagne-setzt-auf-meme-baukasten-a-1104119.html
- ↑ https://www.nohatespeechmovement.org/hate-speech-watch/actionday
- ↑ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Manuela Schwesig startet "No Hate Speech" Kampagne in Deutschland. Abgerufen am 9. August 2017.
- ↑ „Wir sollten nicht länger stumm bleiben“. In: treffpunkteuropa.de | europäisch, politisch, kritisch. 10. April 2017 (treffpunkteuropa.de [abgerufen am 9. August 2017]).
- ↑ Was tun gegen Hass im Netz? | Zeitgeist. Abgerufen am 9. August 2017 (deutsch).
- ↑ Neue Deutsche Medienmacher | No Hate Speech Movement. Abgerufen am 9. August 2017 (deutsch).
- ↑ Gabriela Heinrich: Gegen den Hass: Pluralismus, Transparenz und Gesetze. In: Gabriela Heinrichs Blog. 16. Februar 2017, abgerufen am 9. August 2017.