Roma


Roma (romanes: rom, "Mann", "Mensch") ist der Oberbegriff für eine Reihe ethnisch miteinander verwandter, ursprünglich aus Indien stammender Bevölkerungsgruppen, die ab dem 14. Jahrhundert in verschiedenen Einwanderungswellen nach Europa gelangten und in vielen europäischen Ländern eine ethnische Minderheit stellen. Die gemeinsame, in Dialekte aufgespaltene Sprache ist das Romanes/Romani. Folgende Bezeichnungen werden verwendet:
- „Sinti und Roma“ ist der vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma für die Verwendung im deutschen Sprachraum vorgeschlagene Sammelausdruck für die genannten Gruppen.
- „Roma“ ist die außerhalb des deutschen Sprachraums übliche Sammelbezeichnung. Im deutschen Sprachraum wird dieser Begriff auch als Ersatz für den belasteten Ausdruck „Zigeuner“ verwendet; wird er in diesem Sinn gebraucht, umfasst er laut Beschluss des 2. Welt-Kongresses der Romani-Union in Genf 1979 neben den ethnisch verwandten Gruppen wie Sinti und Kalé auch nur soziologisch verwandte Gruppen wie die Jenischen und Tinkers.
- „Zigeuner“ (Zigan, Zigani) wird international ebenfalls als Überbegriff verwendet, im deutschen Sprachraum heute jedoch allgemein als abwertend empfunden und vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma abgelehnt. Im Gegensatz zum Zentralrat befürwortet die Sinti Allianz Deutschland dieses Wort.
Während ihrer gesamten Geschichte waren die Roma zahlreichen Diskriminierungen und Verfolgungen ausgesetzt. In der Zeit des Nationalsozialismus waren sie zusammen mit anderen Gruppen Opfer des nationalsozialistischen Holocausts.
Begriffe & Unterschiede

Zu den Unterschieden zwischen Sinti und Roma gibt es folgende Erklärungen:
- Der Doppel-Begriff Sinti und Roma (Pluralbegriff, der Singular ist entweder männl. Sinto oder Rom bzw. weibl. Sintitsa oder Romni), lässt vermuten, dass es sich um zwei verschiedene Volksgruppen handelt. Tatsächlich sind die Sinti jedoch eine Teilgruppe der unter der weltweit üblichen Selbstbezeichnung „Roma“ lebenden Volksgruppen. Andere Teilgruppen der Roma nennen sich zum Beispiel Kalé oder Kalderasch.
- Beide Volksgruppen sind zwar verwandt, unterscheiden sich aber in vielen kulturellen und sprachlichen Details. Die Vorfahren der Sinti sind bereits im späten Mittelalter nach Westeuropa eingewandert. In einer zweiten Migrationswelle im 19. Jahrhundert gelangte ein weiterer Teil der Roma vorwiegend aus Ungarn nach Österreich und Deutschland. Aufgrund dessen wird gerade im Deutschen die Bezeichnung Roma auch nur für diese zweite Gruppe, sowie für die noch heute im osteuropäischen Raum beheimateten Roma verwendet.
Als Sammelbezeichnung für alle im deutschsprachigen Raum lebenden Angehörigen des Volkes, unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Einwanderung, wird seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts versucht, den Begriff Sinti und Roma zu etablieren, um die Bezeichnung Zigeuner zu ersetzen.
Die Roma sind nicht zu verwechseln mit den Jenischen sowie den Tinkern in Irland und Großbritannien, die ethnisch anderer Herkunft sind. Der Begriff Fahrendes Volk ist ebenso kein Synonym.
Die hauptsächlich in Südosteuropa beheimateten Roma sind ihrerseits aufgespalten in eine größere Zahl von Stammesverbänden mit leicht unterschiedlichen Traditionen und vielfach einer traditionellen beruflichen Spezialisierung. Eine dieser Gruppen sind die Kalderasch.
In Teilen Norddeutschlands und skandinavischen Sprachen findet sich auch die Bezeichnung "Tatern" oder "Tattare", der eigentlich die Bedeutung "Tatar" hat. Möglicherweise hat hierzu die Vorstellung beigetragen, die Roma seien als Begleiter des tatarischen Vordringens z.B. unter Batu nach Europa gelangt.
Zu den Begriffen "Zigeuner" und "Gitanen" siehe den separaten Artikel Zigeuner.
Population

Die Weltpopulation der Roma mit den zugehörigen Untergruppen beträgt heute etwa zwölf Millionen, davon acht Millionen in Europa. Die größten Gemeinschaften befinden sich in den südosteuropäischen Ländern. Für Spanien schätzt man zwischen 400.000 und 700.000 Angehörige, etwa 300.000 für Frankreich und etwa 90.000 für Großbritannien. In Deutschland leben Schätzungen zufolge etwa 200.000 Jenische, 60.000 bis 70.000 Sinti und um die 40.000 Angehörige anderer Roma-Gruppen. Für den osteuropäischen Raum werden von bis zu 2,5 Millionen Roma vermutet. In Ungarn leben laut Volkszählung 1989 500.000 Roma, in der Tschechischen Republik und der Slowakei 300.000, in Bulgarien laut Volkszählung 2001 etwa 360.000 und in Rumänien laut Volkszählung 2002: 409.723. In der Türkei schätzt die Europäische Kommission 2005 die Anzahl der Roma zwischen 500.000 und 2 Millionen. Auch die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien, insbesondere Serbien, Montenegro und Mazedonien, sind Heimat starker derartiger Minderheiten; weitere Roma leben in Albanien, Polen, Griechenland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Offiziellen Angaben über Roma-Populationen sind meist ungenau und teilweise viel zu niedrig.
Herkunft
Allen Roma ist die indische Herkunft gemeinsam, die sich neben historischen Überlieferungen auch durch die Ableitung ihrer Sprache von einem nordwestlichen Dialekt der altindischen Volkssprache beweist.
Sie kamen vermutlich ab 1300 in kleineren Gruppen aus dem Nordwesten Indiens über den Nahen Osten und Nordafrika, Griechenland und Balkan nach Mittel-, Ost-, West- und Nordeuropa. In vielen Teilen Westeuropas lebten sie bis in das 20. Jahrhundert hinein als Fahrende, in Südosteuropa dagegen meist als rechtlose Leibeigene oder Sklaven. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie aus der Abhängigkeit befreit. Den Roma verwandte oder ähnliche Volksgruppen leben auch in der Türkei und Ländern des Nahen Ostens, sowie in Nordafrika und Amerika.
Neuere Archäologische Funde lassen jedoch darauf schließen, dass einige wenige Roma bereits im 12. Jahrhundert bis nach England kamen.´
Für andere zugerechnete Gruppen wie Jenischen werden europäische Wurzeln vermutet.
Sprache
Die Sprache (Romani) leitet sich von einem nordwestlichen Dialekt der altindischen Volkssprache ab (und nicht, wie oftmals angenommen wird, vom Sanskrit, das eine Hochsprache der Brahmanen war). Nach Grundwortschatz und grammatikalischem System ist die Sprache der Roma (auch: romani chib) eine neuindoarische (also indogermanische) Sprache. Zur Sprache gehört aber auch ein umfangreicher nichtindischer Wortschatz. Das mittelalterliche Griechisch, dessen Worte sich wenig verändert haben, hat das Romani bereichert. Etwa drom (Straße), foro (Stadt), okto (acht) und andere Lehnworte mehr, die sich bis heute erhalten haben. Armenischen Ursprungs sind Worte wie grasi (Pferd) oder bov (Ofen), es gibt kurdische und ukrainische Ausdrücke.
Die methodische Erfassung der Lehnworte wurde versuchsweise benutzt, um die Wanderungen der Zigeuner zu rekonstruieren. So enthält die Sprache der finnländischen Zigeuner zwar schwedische, aber keine russischen Worte, worauf darauf geschlossen wurde, dass sie aus dem Westen kamen. Letztendlich ergab die Linguistik aber nur ein unentwirrbares Knäuel von Wanderungen. Es gelang nicht einmal, eine genaue Anzahl von Dialekten anzugeben. Die hauptsächlichsten sind das in Transkaukasien gesprochene armenische Zigeunerisch, die Dialekte Bulgariens, Serbiens, der Tschechoslowakei, Rumäniens, Finnlands, Ungarn, Deutschlands und der von Wales, sowie die Dialekte der Gypsies und der katalanischen und andalusischen Gitanos. (Die Jenisch-Sprache wird nicht zur Gruppe der Romani-Dialekte gezählt). Der Dialekt der spanischen Gitanos, das calo, enthält mehr als 2000 Vokabeln aus dem Arabischen und hat zahlreiche Spuren in der spanischen Sprache hinterlassen: gacho (der Fremde), gachi (die Fremde) und gili (albern) sind solche Einsprengsel.
Heute gibt es 2 verschiedene Sprachgruppen:
- Walachisches Romani: Das umfaßt vor allem die osteuropäischen Gruppen und beinhaltet viele rumänische Lehnwörter. Ein in Österreich bekannter Dialekt wäre das Romanes.
- Nicht-Walachisches Romani: Deren Sprache beinhaltet viele griechische Lehnwörter, da ihre „Zwischenheimat“ der Peloponnes war.
Viele Sinti und Roma sprechen aber auch die Sprache des Landes, in dem sie sich aufhalten oder früher aufgehalten haben. Der in Deutschland gesprochene Dialekt des Romani ist Sintitikes.
einige berufliche Namen
Sepecides = in etwa: Korbflechter
Kalderasch = in etwa: Kupferschmiede (rumän.) caldare für Kessel
Cucara = in etwa: Siebmacher (rumän.) für Sieb
Lovara = in etwa: Pferdehändler (ungar.) ló, (poln.) lovak für Pferd
Ursari = in etwa: Bärenführer (rumän.) für Bär
Bugurdschi = in etwa: Bohrermacher (türk.) für Bohrer
Hallo
Sesshaftigkeit
Im Europäischen Durchschnitt leben etwa 60% der Roma sesshaft, ca 20% nomadisch, weitere 20% führen eine halb-sesshafte Lebensweise, bei der sich feste Wohnungen und Umherziehen jahreszeitlich abwechseln. Nach Ländern betrachtet sieht die Situation anders aus: In Schweden, Dänemark, Spanien und Österreich sind fast alle Roma sesshaft, wohingegen in England, Irland, Frankreich und Belgien die Roma primär keine festen Wohnsitze unterhalten.
Die Entwicklung der Sesshaftigkeit der Roma im heutigen Burgenland (Österreich)
- Hauptartikel: Burgenland-Roma
Die erste urkundliche Erwähnung von Roma in jenen Gebieten der westungarischen Komitate, die das heutige Burgenland bilden, stammt aus dem Jahr 1389. Im Jahre 1612 erhob der Palatin Graf Georg Thurzo vor König Matthias Klage gegen einige Zigeuner, die im Grenzgebiet zwischen Ungarn und Österreich von Diebstahl und Raub lebten, worauf ihnen der weitere Aufenthalt verwehrt wurde. Nur vier Jahre später stellte aber derselbe Graf Thurzo dem Zigeuner-Woiwoden Franciscus und seiner Sippe einen Schutzbrief aus, der ihnen nicht nur erlaubte, sich auf seinen Ländern niederzulassen und das Schmiedehandwerk auszuüben, sondern sie auch vor den Übergriffen der ansässigen Bevölkerung schützen sollte. Diese Urkunde macht deutlich, dass die Zigeunergruppen unterschiedlich behandelt wurden.
1674 erteilte Graf Christoph Batthyány, der in den Türkenkriegen auf Seite der Türken stand, dem Zigeuner-Woiwoden Martin Sarközi und seinen Leuten das Recht, sich auf seinen Besitzungen im Südburgenland anzusiedeln. Im Gegensatz dazu versuchten die kaisertreuen Eszterházy die Zigeuner von ihren Besitzungen im Nordburgenland zu vertreiben. Die relativ günstige Situation im Süden des Landes änderte sich schlagartig, als 1688 große Teile Westungarns – darunter auch die Ländereien der Batthyány – von den Habsburgern zurückerobert wurden. Im Habsburgerreich galt immer noch der Beschluss des Reichstags von Augsburg aus dem Jahr 1498, wonach „keiner, der einen Zigeuner schädige, eine Sünde begehe“.
Karl VI. verschärfte die restriktive Politik gegen die Zigeuner, indem er 1720 bestimmte, dass „die Zigeuner und jegliches liederliche Gesindel“ in Österreich ausgerottet werden sollten. 1725 befahl er, aufgegriffene Roma mit Brandmalen auf dem Rücken zu kennzeichnen und mit der Drohung, sie würden enthauptet, wenn sie zurückkämen, abzuschieben. In der Folgezeit kam es zum berüchtigten „Zigeunerjagen“. Kaiserin Maria Theresia machte diesen Verfolgungen ein Ende. Anstatt die Zigeuner zu verfolgen, versuchte man aus ihnen „ordentliche“ und „nützliche“ Bürger zu machen. Durch insgesamt vier Verordnungen, zwischen 1758 und 1773 erlassen, wurden die Zigeuner gezwungen sich niederzulassen, ihre alte Lebensweise aufzugeben und ein Handwerk zu erlernen. Um sie am Weiterwandern zu hindern, wurde ihnen der Besitz von Pferden und Fuhrwerken verboten. 1773 wurden den Zigeunern die Kinder weggenommen und christlichen Familien zur Umerziehung übergeben. Staatlich geförderte Mischehen sollten bei den Zigeunern die Annahme der Lebensgewohnheiten der Mehrheitsbevölkerung beschleunigen. Joseph II. führte die Assimilationspolitik fort. Die Zigeuner wurden verpflichtet, Sprache und Kleidung der übrigen Dorfbewohner (Gadsche) zu übernehmen. Die Verwendung des Romanes wurde verboten. (vgl.: "Die Roma von Oberwart", Helmut Samer, Verlag Lex Liszt, Erste Auflage 2001)
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur Einwanderung der Roma-Gruppe der Lovara in Westungarn, der südlichen Slowakei sowie im Burgenland bis in den Wiener Raum. Die Lovara gehören zur Gruppe der Vlach-Roma, die jahrhundertelang in der Walachei (im heutigen Rumänien) als Leibeigene gehaltenen wurden und nach der Aufhebung der Leibeigenschaft hier eine neue Heimat suchten. Nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurden die Lovara in Konzentrationslager deportiert, nur wenige kehrten zurück. Ihre Sprache, das Lovara-Romani, wurde 1997-1999 im Rahmen des österreichischen Romani-Projekts kodifiziert, d.h. es wurde erstmals zur Schriftsprache. Ein Wörterbuch und zwei Textbände wurden erstellt, die Grammatik beschrieben. Leider wird diese Sprache nur mehr wenig gesprochen, vor allem von den alten Lovara.
Diskriminierung & Verfolgung
Siehe Zigeunerverfolgung
Gedenken und Information
Seit Beginn der 90er Jahre wird über die Errichtung eines Mahnmals diskutiert. 2006 soll in Berlin ein Mahnmal für jene Menschen errichtet werden, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft als Zigeuner verfolgt und im Holocaust ermordet wurden. Der Entwurf stammt von dem israelischen Künstler Dani Karavan. Die Diskussion um das Mahnmal ist dadurch gekennzeichnet, dass die ursprünglich geplante Inschrift - ein Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog - aufgrund der angeblich unberechtigten Gleichstellung mit dem Völkermord an den Juden von der ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina Weiss abgelehnt wurde.
Daneben besteht mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zumindest in Deutschland eine gewisse Interessenvertretung, welche durch das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma mit verschiedenen Ausstellungen und Projekten unterstützt wird. Die Sinti Allianz Deutschland fühlt sich durch den Zentralrat allerdings nicht vertreten und hat sich selbst in die Diskussion eingeschaltet. Die Sinti Allianz existiert allerdings erst seit einigen Jahren.
Siehe auch: Porajmos und Gedenken und Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus
Religion und Kultur
Religion
Nach Indien und dem Hinduismus wurden sie zuerst von der zoroastrischen Religion in Persien beeinflusst, dann vom Christentum und später auch vom Islam. So existieren heute regional gebunden sowohl muslimische wie christliche Roma und Spuren und Elemente aus verschiedenen Perioden des indischen und altpersischen religiösen Lebens. So bedeutet Del in der Sprache der Roma Gott. Ein besonderes Gebiet des Glaubens sind die Geister der Verstorbenen, die cohane. Die meisten Lowara-Roma sind katholisch, da sie hauptsächlich in katholisch geprägten Ländern wie Österreich und Ungarn leben. Die Sinti in Deutschland sind protestantisch und katholisch. Außerdem gibt es auch orthodoxe Kalderasch und Gurbet (Mazedonien und Serbien), sowie die muslimischen Arlije, (Mazedonien und Türkei).
Ave Maria auf Romanes
Palikeras tuke Maria,
pherde kamipeha le delestar,
o del hi tuha,
tu sal oja dschuvli telo dschuvla,
sava o del ar rodija,
taj ar rodim hi o fatschu,
save tu telo vodschi ledsches.
Kerveschni Maria,
le devleskeri daj,
molin amenge grihanenge,
akan taj and'aja ora kada meraha.
Kultur
Die Unterscheidung zwischen rein (uzo) und unrein (mahrime) ist von herausragender Bedeutung, von ebenso großer Bedeutung wie die (und eng verknüpft mit der) Unterscheidung zwischen Leben und Tod. Glück ist das Grundparadigma. Die Bewahrung und Steigerung des Lebens ist stark akzentuiert. Das Leben an sich gilt als höchster Wert. Aufopferung, mit dem Ziel, andere Werte zu bewahren oder durchzusetzen, ist eine in dieser Gemeinschaft fast fremde Erscheinung. Freiheit und Liebe sind vorrangige Werte, gute Laune und Fröhlichkeit charakteristische Zustände. Musik und Tanz sind die beliebtesten Unterhaltungsarten und nehmen eine herausragende Stellung sowohl in der Kultur wie auch im sozialen Leben dieses Volkes ein.
Kastensystem
Die Gesellschaft der Roma ist in vier Kasten gegliedert. Eine Kaste besitzt mehrere Merkmale:
- Sie ist eine geschlossene soziale Gruppe, die auf Erblichkeit basiert.
- Sie ist eine unabhängige Organisation mit eigenem Oberhaupt und Rat.
- Sie hat bestimmte festgelegte Bräuche und Feste (v.a. bezüglich Nahrung und Heirat).
- Ihre Mitglieder üben meistens denselben Beruf aus.
- Jedes Mitglied kann von den anderen Mitgliedern bei triftigen Gründen bestraft werden, was bis zur Ausstoßung aus der Kaste führen kann.
Gesellschaftliches Leben, Sitten und Gebräuche
In dem Kris, einer Art Gericht, klären Roma auch heute noch Streitigkeiten innerhalb einer Gruppe. Die „Richter“ werden dafür von Fall zu Fall von den Kontrahenten einvernehmlich bestimmt. In der Regel sind das drei bis fünf Personen, die sich in der Vergangenheit durch kluge Urteile einen Namen gemacht haben. Auch Ehen werden durch das Kris bestätigt. Der Älteste unterscheidet sich von den anderen durch seine äußeren Merkmale und Symbole. Er darf einen Bart tragen, hat einen besonders geschmückten Anzug und ein silbernes Zepter. Bei einer Roma-Gruppe in Rumänien ist das Symbol des Vorsitzenden ein silberner Becher, Rupuno tahtaj.
Musik
Das Lied Djelem, djelem wurde zur Nationalhymne aller Roma erklärt.
In Spanien, genauer in Andalusien, haben die "Zigeuner" (Gitanos) den Flamenco stark geprägt.
- siehe auch Romamusik
Bekannte Persönlichkeiten
- Harri Stojka
- Ceija Stojka
- Farruquito
- Lolita Flores
- Rosario Flores
- Antonio Flores
- José el Francés
- Isabel Pantoja
- Pastora Vega
- Romani Rose
Musiker
Insbesondere als Musiker sind einige Sinte und Roma zu großer Popularität gelangt:
- Django Reinhardt und Kussi Weiß
- Manitas de Plata und Sándor Déki Lakatos
- Nicolae Neacsu in Rumänien
- Marianne Rosenberg (*1955): Die Schlagersängerin ist die Tochter des langjährigen Vorsitzenden der Sinti in Berlin-Brandenburg Otto Rosenberg
- Zoltán Farkas und Csaba Farkas von der ungarischen Metalband Ektomorf. Sie besitzen eine Roma-Herkunft, was man der Musik deutlich anhören kann.
- Muharem Šerbezovski und Esma Redzepova aus dem Balkan.
- Karl Ratzer und Harri Stojka aus Österreich, zwei Gitarristen, die sowohl für die heimische und internationalen Jazzszene außergewöhnliche Beiträge geliefert haben.
- Schnuckenack Reinhardt: Der Jazzmusiker hat große Anerkennung erlangt.
- Camarón de la Isla und José Menese El Agujetas aus Andalusien mit Einfluß auf den Flamenco
- Paco de Lucía, spanischer Gitarrist.
- Romano Drom
Autoren
Der kanadische Schriftsteller und Journalist Ronald Lee konnte mit seinem autobiographischen Roman "Verdammter Zigeuner" international Aufsehen erregen.
Bildende Künstler
Berühmte bildende Künstler aus dem Volk der Roma sind die Maler:
- Antonia Solario (*1495)
- Serge Poliakoff (1906-1969)
- Mica Popović (1923-1996)
- Dušan Jovanović (*1949)
- Nikola Džafo (*1950)
- Bruno Morelli (*1957).
In dem bosnischen Dorf Bara bildeten Roma eine Künstlergruppe, die sich naiver bildender Kunst widmete. Zu ihr gehörten die Brüder Ismet, Rifet und Selio Bajramović.
- Siehe auch: Liste berühmter Sinti und Roma
Aktuelle Entwicklungen
Im Februar 2004 kam es im Osten der Slowakei zu einer Revolte der Roma.
Literatur
- Samuel Roberts, The Gypsies, London: Longman, 4. Aufl., 1842.
- Michael Genner, Spartakus, 2 Bde., München: Trikont, 1979-80.
- Rajko Đurić, Jörg Becken, Bertolt Bengsch: Ohne Heim, ohne Grab. Aufbau Verlag. 1992
- Ulrike Fey-Dorn, Jerzy Ficowski (Hrsg.): Kindermärchen der Sinti und Roma. Gütersl. VH. 1994.
- Katrin Reemtsma: Sinti und Roma. Geschichte, Kultur, Gegenwart. Verlag C.H. Beck, 1996
- Susan Tebbutt (Hrsg.): Sinti and Roma: Gypsies in German-Speaking Society and Literature (Culture and Society in Germany , Vol 2). Berghahn Books. 1998
- Helmut Samer, "Die Roma von Oberwart", Zur Geschichte und aktuellen Situation der Roma von Oberwart", Lex Liszt, 2001
- Yves Leresche, Blaise Willa: Rroma in Rumänien. 2002. ISBN 3716512842 - sehr schöner Bildband, der Fotograf wurde für seine Fotoarbeiten mit Roma mit dem world press photoaward ausgezeichnet.
- Inzko 1988: V.I., Die systematische Germanisierung. Leben lassen ist nicht genug. Minderheiten in Österreich (hg. v. R. Henke). Wien, 80ff.
- Lage und Perspektiven der Volksgruppen in Österreich, Wien 1989; Österreichische Rektorenkonferenz (Hrsg.)
- Klemens Ludwig: Ethnische Minderheiten in Europa. Ein Lexikon. München: Beck, 1995, 235 S.
Weblinks
- romani.uni-graz.at/rombase Rombase - Didaktisch aufbereitete Informationen über Roma und Sinti
- Geschichte und Situation der Roma in der Europäischen Union von Jessica Heun
- http://burgenland-roma.at Homepage über Roma im Burgenland
- http://www.verein-roma.at/
- http://www.kv-roma.at/
- Hungrige Roma im Schlamm. Wo die Revolte anfing: Erkundungen bei den Ausgestoßenen zwischen Kosice und Trebisov. Eine Fahrt durch die Ostslowakei
- Fotos von Roma in Osteuropa by Helge Lindau
- Jenische, Roma und Sinti in der Schweiz
- Webring zum Thema mit vielen guten, meist englischsprachigen Websites
- Wie die deutsche Sprache unter die Betroffenen fiel