Karpfen
Karpfen | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cyprinus carpio | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Karpfen (Cyprinus carpio L.) ist eine Fischart aus der Familie der Karpfenfische (Cyprinidae). Zu dieser Fischgruppe gehören etwa 1500 Arten.
Herkunft, Vorkommen und Zuchtformen
Ursprünglich stammt der Karpfen aus Asien, die Römer brachten ihn nach Europa. Im Mittelalter wurde er von den Klöstern als Nebennutzung in Teichen gehalten, deren ursprünglicher Zweck die Wasserrückhaltung war. Daraus hat sich eine Karpfenteichwirtschaft entwickelt. Besonders in Franken, in der mittleren Oberpfalz im Landkreis Schwandorf sowie im Oberpfälzer Stiftland (Landkreis Tirschenreuth) gibt es zahlreiche Karpfenzuchtbetriebe. Eine weitere wichtige Region für die Karpfenzucht und -vermarktung ist die Lausitz. In Peitz, unweit von Cottbus, befindet sich das grösste, zusammenhängende Teichgebiet Europas. Der größte Karpfenteich (Schwarzenberg-Teich mit ca. 260 ha Fläche) liegt aber im südböhmischen Karpfenteichgebiet, dem Wittigau bei Trebon. Dieses Gebiet hängt mit dem österreichischen Teichgebiet im Waldviertel zusammen. Wichtige österreichische Karpfengebiete liegen ferner in der südlichen Steiermark und im südlichen Burgenland. Größere Bedeutung hat die Karpfenteichwirtschaft auch in Polen, Ungarn, Slowenien und Kroatien sowie in Israel und weiten Teilen Asiens. Lediglich in Australien soll das Züchten "aufgrund der warmen Witterung" gesetzlich verboten sein.
Karpfen sind beliebte Speisefische, in Deutschland und Österreich insbesondere zu Weihnachten und Silvester. Ein großer Teil der Produktion aus der Teichwirtschaft geht deshalb in den Markt für Speisefische. Einen wesentlichen Anteil hat aber auch die Erzeugung von Satzfischen für die Angelfischerei in freien Gewässern.
Karpfen kommen im warmen, flachen Süßwasser wie Teichen, Baggerseen und langsam strömenden warmen Bereichen von Flüssen vor; sie gehen sogar bis in die Brackwasserregion der großen Ströme. Als Friedfisch ernährt sich der Karpfen in natürlichen Gewässern von Kleinlebewesen wie Insektenlarven, Schnecken und Würmern. Die Überwinterung erfolgt in tiefen Bereichen bzw. in speziellen tieferen Winterungsteichen der Teichwirtschaft.
Die Länge beträgt bei Speisekarpfen meist ca.35 cm bei einem Gewicht vom ca. 1 kg. In freien Gewässern erreichen sie in seltenen Fällen bis 110 cm. Es wurden schon Exemplare mit 1,2 m und bis über 35 kg gefangen. Der Körper ist seitlich abgeflacht; Zuchtformen wie der "Aischgründer" sind oft besonders höchrückig. Der Karpfen hat eine Rückenflosse, eine schwach gegabelte Schwanzflosse, 2 kurze und 2 lange Barteln neben dem Maul. Karpfen können mehr als 50 Jahren alt werden. Sie werden aber in der Teichwirtschaft normalerweise nach 2 Jahren (wärmere Gebiete) bis 3 Jahren als Speisefisch mit ca. 1 kg vermarktet. Die Laichzeit liegt in Europa zwischen Mai und Juli . Die Paarung bzw. der Laichvorgang erfolgt nur bei einer Temperatur von mehr als 17°C, spontan bei Wassertemperaturen zwischen 18° und 20°C in der Uferregion von Teichen oder ruhigen Flussabschnitten, vor allem Altwässern und überschwemmten Wiesen. In der Teichwirtschaft wird das Laichen meist künstlich herbeigeführt (z.B. durch Gabe von Hypophysenextrakt).
Von den Karpfen gibt es diverse Formen, die aber alle der Art Cyprinus carpio angehören:
- Wildkarpfen, die Urform, vollständiges Schuppenkleid und flachem spindelförmigen Körper. Unregelmässige Schuppenanordnung.
- Schuppenkarpfen, mit vollständigem Schuppenkleid, Hochrückiger als der Wildkarpfen. Gleichmässige Schuppenanordnung.
- Zeilkarpfen, mit einer oder selten mehreren Reihen von gleich großen Spiegelschuppen auf den Körperseiten entlang der Seitenlinie.
- Spiegelkarpfen, mit wenigen, verschieden großen und unregelmäßig an der Seite verteilten sog. Spiegelschuppen. Vom Kopf bis zum Schwanz verläuft am Rücken meist eine kontinuierliche Reihe von Schuppen und auch der Schwanzstiel ist beschuppt.
- Lederkarpfen (Nacktkarpfen), ohne oder mit nur wenigen vereinzelten Schuppen.
- Koi, bunte Zuchtform aus Japan, als Zierfisch gehalten. "Koi" ist das japanische Wort für Karpfen allgemein und bezeichnet dort nicht ausdrücklich die bunten Formen. Von den Koi gibt es eine Vielzahl von Unterformen, die auch die Schuppen-, Zeil-, Spiegel- und Lederkarpfen in verschiedenen Färbungen sowie eine besonders metallisch glänzende Schuppenvariante (Ginrin) mit diversen Spezialnamen umfassen.
Paarung
Rogner heißen bei Fischen die Weibchen. Milchner nennt man die Männchen. Das Männchen treibt das Weibchen (Laichspiel). Wenn beide erschöpft sind, stoppen sie. Das Männchen stößt mit dem Maul gegen die Flanke des Weibchens. Das Weibchen gibt daraufhin Eier ins Wasser ab. Anschließend gibt das Männchen seine Samen dazu ins Wasser ab. Es findet eine äußere Befruchtung statt. Das Weibchen legt ~1,5Mio Eier ab. Die befruchteten Eier haften an Pflanzen. In den Eiern sind Dotter, die zur Ernährung dienen. Nach dem Ablegen schwimmen die Fische in ihr ursprüngliches Gewässer zurück. Sie kommen nur zur Paarung in überschwemmte Gewässer (bzw. Wiesen). Gründe: In überschwemmten Wiesen gibt es weniger Wasser, deshalb ist es dort wärmer und die Eier entwickeln sich folglich schneller. Am 3.-8. Tag schlüpft der Jungfisch aus der Eihülle mit dem Kopf voran. Die Fische sinken zu Boden. Die Schwimmblase ist noch nicht mit Luft gefüllt. Kurze Zeit nach dem Schlüpfen ernähren sie sich noch von dem Dotter.
Nach dem Schlüpfen schwimmen sie auf schnellstem Wege zurück zu ihren normalen Lebensräumen. Je mehr Futter sie in der ersten Zeit nach dem Schlüpfen zu Fressen bekommen, desto größer und stärker werden sie, wenn sie erwachsen sind.
Angelfischerei
Der Karpfen ist sehr beliebt bei Sportfischern, da er ein starker Kämpfer ist, sehr groß wird und sich durch Boilies sehr selektiv beangeln lässt. Das Karpfenangeln hat sich in der letzten Zeit zu einem etablierten Sport entwickelt dem viele, vor allem jüngere, Angler nachgehen. Dabei gelten Fische (je nach Gewässer) von über 20-30 Pfund als bemerkenswerter Fang. Am 25. Oktober 2005 wurde durch den Fang eines 34,65 kg schweren Schuppenkarpfens an einem deutschen Baggersee ein neuer Weltrekord für diese Zuchtform aufgestellt. Der Weltrekord für Spiegelkarpfen liegt bei 37,65 kg (mehr als 75 Pfund), ebenfalls aus dem Jahre 2005, aufgestellt an einem See in Frankreich.
In der Karpfenangelei ist es verbreitet, den Fang wieder auszusetzen. Das ist aber nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar, da hier einem Wirbeltier ohne "vernünftigen Grund", wie ihn nach dem Gesetz die Ernährung darstellt, Leiden zugefügt wird. Schlachten und danach essen ist also erlaubt.
Gastronomie
Der Karpfen ist vor allem in Böhmen und dem angrenzenden österreichischen Waldviertel, besonders zu Weihnachten ein begehrter Speisefisch - für manche Tschechen ist eine Weihnacht ohne Karpfenessen nach wie vor undenkbar. Er wird in der Regel lebend verkauft, erst zuhause geschlachtet und meist paniert (mit viel Zitrone) serviert. Es sind aber auf den Speisekarten tschechischer Gasthäuer meist fünf bis zehn verschiedene Zubereitungen angeboten, z.B. gekocht in Gewürzsud, gegrillt, scharf mit Paprikagemüse etc.
In Deutschland ist vor allem in Franken eine Hochburg des Karpfens. Die "Aischgründer Karpfen" sind eine bekannte Spezialität der Gegend. Hier wird der Karfen einschließlich Kopf und Flossen längs in zei Hälften gespalten, in Mehl gewendet und in schwimmendem Fett gebacken ("Karpfen fränkisch"). Dabei sind sogar die Flossen knusperig essbar.
Auch der "Peitzer Karpfen" aus der Lausitz gilt seit ca. 1880 als eigene Zuchtform und wird heute in der Fischgastronomie hoch geschätzt.
Ähnlich wie Muscheln isst man Karpfen in den Monaten mit "r", also von September bis April. Das liegt hauptsächlich an der Verfügbarkeit, weil in den anderen Monaten nicht abgefischt wird.
In Deutschland versucht man, den größten Nachteil des Karpfen, seinen enormen Reichtum an Zwischenmuskelgräten, mit besonderen Zubereitungsmethoden, wie dem seitlichen Einschneiden ("Schröpfen"), zu umgehen. Auch neuartige Vermarktungsformen ähnlich wie bei Fischstäbchen werden versucht. Doch der Erfolg ist hierbei mäßig.
Der Geschmack des Fisches selbst ist auch unter Gourmets umstritten. Manche nennen ihn strohig oder schlicht fade. Andere schätzen dagegen sein "nussiges" Aroma. Geschmack und Konsistenz des Karpfen hängen aber stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter).
Berüchtigt ist eine verbreitete Geschmacksbeeinträchtigung, das "Mooseln". Sie entsteht, wenn die Fische im Teich eine bestimmte Alge aufnehmen. Es handelt sich um die Teichschwingalge Oscillatoria limnetica oder deren Gattungsverwandte, die bei Überdüngung der Teiche mit Phosphor flächig am Grund wächst, wo die Karpfen typischerweise ihre Nahrung suchen.
Weblinks
- carp.de Online-Magazin für Karpfenangler
- Bio-Karpfen, Artikel im Hamburger Abendblatt vom 28.11.2005
- Koi Karpfen
- Natur-Lexikon Karpfen