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Fernsehen

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Phoenix-Reporter Heinz Abel bei einer Liveübertragung aus München

Als Fernsehen (auch kurz TV, vom griechisch-lateinischen Kunstwort Television) bezeichnet man im Allgemeinen eine Technik zur Aufnahme von Bildern an einem Ort, deren Übertragung an einen anderen Ort, sowie ihrer dortigen Wiedergabe. Es werden dabei an einem Ort die Bilder abgetastet und zerlegt, über einen Übertragungsweg verbreitet und später an einem anderen Ort mit Hilfe des Fernsehgerätes wiedergegeben.

Im Speziellen bezeichnet Fernsehen heute eine Technik, bei der die Bilder bewegt sind und zusätzlich passender Ton übertragen wird. Letzterer wird mit Mikrofonen aufgenommen und meist mit Lautsprechern wiedergegeben.

Technik

Fernsehkamera mit Teleprompter

Werden lediglich Helligkeitsunterschiede bei Aufnahme und Wiedergabe der Bilder berücksichtigt, so spricht man von Schwarz-Weiß-Fernsehen. Im Unterschied dazu wird vom Farbfernsehen gesprochen, wenn auch Farbinformationen aufgenommen und wiedergegeben werden.

Falls die Bilder und Töne auf einem Speichermedium, etwa einer sogenannten "MAZ", aufgezeichnet werden, können sie auch zu einem späteren Zeitpunkt, gegebenenfalls nach einer Bearbeitung, über einen Übertragungsweg gesendet werden. Das sofortige Senden der aufgenommenen Daten wird als Liveübertragung bezeichnet.

Die direkte Wiedergabe der Daten vom Speichermedium, z.B. Videokassette oder DVD, an einem Fernseher ohne einen (längeren) Übertragungsweg zählt man im Allgemeinen nicht zum Fernsehen.

Für das Fernsehen wird üblicherweise modulierte Hochfrequenzübertragung über Antennen oder erdgebunden in Koaxial- oder Lichtleiterkabeln (Kabelfernsehen) genutzt. Die Übertragung über Antennen erfolgt dabei entweder über terrestrische Frequenzen (Antennenfernsehen, auch terrestrisches Fernsehen genannt) oder aber nicht-terrestrisch mit Hilfe von Fernsehsatelliten (Satellitenfernsehen).

Im Bereich des Antennen- und Kabelfernsehens ist bis heute die analoge Übertragung der Informationen teilweise noch in Betrieb (analoges Fernsehen), obwohl die Aufnahme und Bearbeitung der Bilder und Töne schon seit einigen Jahren digital erfolgt. Die Umstellung auf digitale Übertragung der Daten (digitales Fernsehen) ist aber beim terrestrischen Fernsehen bereits in vollem Gange (siehe Umstellung bei DVB-T). Beim Satellitenfernsehen (siehe DVB-S) ist die Umstellung auf digitales Fernsehen bis auf Deutschland weltweit abgeschlossen. Beim Kabelfernsehen (siehe DVB-C) ist die Umstellung in der Endphase. Eine Beendigung der analogen Übertragung ist bereits angekündigt (siehe dazu Analoger "switch-off").

Datei:Giga1.JPG
Regie bei GIGA real in Berlin

Die vollständige Umstellung im Bereich des analogen Rundfunks sollte in Deutschland bis 2010 abgeschlossen sein. Das Antennenfernsehen wird vorraussichtlich bis Ende 2008 umgestellt sein. Zum Empfang ist ein zusätzlicher Digital-Decoder (eine so genannte Set-Top-Box) oder ein geeigneter Fernseher (in dem der Decoder genauso wie das heute übliche analoge Empfangsteil schon integriert ist) oder ein digitaler Fernseher, der keinen Decoder mehr benötigt, nötig (siehe auch digitale Fernseher).

Auf welcher Weise die Bild- und Tondaten bei der Übertragung kodiert werden, wird von der Fernsehnorm festgelegt. Sie ist nötig, damit Sender und Empfänger "die gleiche Sprache sprechen". Es gibt weltweit eine Vielzahl von Fernsehnormen, die jedoch auf wenige Grundparameter reduziert werden können; die Methode der Farbübertragung ist dabei der entscheidende Parameter, der oft schon alleine als "Fernsehnorm" bezeichnet wird.


Die gebräuchlichsten Farbübertragungsnormen sind in Amerika, Japan und Südkorea NTSC und im Rest der Welt PAL und SECAM.

Die Unterscheidung in mechanisches Fernsehen und elektronisches Fernsehen, die während der ersten Fernsehversuche entstand, ist heute unbedeutend: mechanische Aufnahme- und Wiedergabegeräte wurden nur experimentell verwendet.

Mechanisches Fernsehen wurde sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe mit der Nipkow-Scheibe realisiert; elektronisches Fernsehen erstmals mit der Ikonoskop-Röhre bei der Aufnahme und der Kathodenstrahlröhre bei der Wiedergabe. Da die Ikonoskopröhre erst später als die Kathodenstrahlröhre entwickelt wurde, gab es zwischenzeitlich auch eine Mischform. Eine weitere Übertragungsart ist das amplitudenmoduliertes Fernsehen, kurz AMTV.

Finanzierung

Beim Medium Fernsehen stehen wenige Programmanbieter einem Massenpublikum von bis zu mehreren Millionen Zuschauern gegenüber.

Dieser Umstand ist in den meisten Ländern historisch bedingt, da aufgrund der bestehenden Gesetze das Fernsehen ausschließlich von öffentlichen Anstalten betrieben wurde. Dies änderte sich mit sinkenden Sendekosten und der Liberalisierung des Marktes. Die Kosten zur Produktion der Inhalte werden seitens der Programmanbieter auf verschiedenen Wegen eingenommen (siehe hierzu auch Duales Rundfunksystem).

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die einen staatlich festgelegten Programmauftrag haben, an dem sich die Inhalte zu orientieren haben, finanzieren sich in Deutschland zu einem großen Teil aus staatlich festgelegten Gebühren (siehe hierzu auch GEZ) und Werbung. Einige weitere Einnahmequellen bestehen im Weiterverkauf oder in der Lizenzierung eigener Fernsehproduktionen.

Die privaten Fernsehsender finanzieren sich dagegen fast nur durch Werbung. Fernsehproduktionen werden in der Regel nur in Auftrag gegeben und ein Großteil der Programminhalte gekauft oder lizenziert. Bei den gekauften oder lizenzierten Produktionen der deutschen privaten Fernsehsender handelt es sich meist um umsatzträchtige US-amerikanische Serien oder Filme, teilweise ganze Fernsehformate.

Neben den öffentlich-rechtlichen und den privaten Fernsehsendern gibt es noch so genannte Bezahlfernsehsender (engl. Pay-TV-Sender), die vom Zuschauer direkt bezahlt werden (z.B. Premiere oder BSkyB). Diese verschlüsseln ihre Sendungen, die so nur mit speziellen Dekodern gesehen werden können. Der Zuschauer bezahlt dann je nach System entweder pro Programm beziehungsweise Programmpaket oder pro Sendung. Für die Zukunft ist auch eine Bezahlung auf Bestellung geplant. Da Werbung vom Zuschauer meist als störend empfunden wird, verzichten Bezahlfernsehsender in der Regel auf Werbung zur Finanzierung. Dies gilt auch oft als Hauptargument, sich für ein Bezahlfernseh-Abonnement zu entscheiden.

In Großbritannien existiert auch eine Zwischenform. Das dortige BSkyB ist zwar Bezahlfernsehen, es enthält jedoch trotzdem etwa soviel Werbung wie werbefinanziertes Privatfernsehen.

Nutzung und Inhalte

Fernsehstudio der Sendung Kripo Live des mdr Fernsehen

Das Fernsehen zählt zu den Massenmedien.

Genutzt wird das Fernsehen seitens der Zuschauer hauptsächlich zur Unterhaltung, Feierabendgestaltung sowie zur Informationsbeschaffung oder Bildung. Entsprechend unterteilt man die Fernsehsendungen auch in Unterhaltungssendungen, Nachrichtensendungen und Bildungsfernsehen. Letzteres wird in Deutschland, mit Ausnahme von Dokumentationen, gemäß ihres Bildungsauftrages fast nur von öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten angeboten. Zunehmend werden Bildung und Nachrichten mit Unterhaltung zum so genannten Infotainment vermischt. Diese Art von Sendungen wird auch zunehmend von privaten und Pay-TV-Sendern angeboten.

Das Spektrum der Unterhaltungssendungen ist äußerst vielfältig und umfasst unter anderem Filme, Serien und Unterhaltungssendungen, die sich in weitere Sparten unterteilen lassen. Zur Rubrik Bildungsfernsehen gehören Dokumentationen, Politik-, Ratgeber- und Wissenschaftssendungen.

Seitens der Wirtschaft wird das Fernsehen zur Werbung benutzt. In kurzen Werbespots werden einzelne Produkte und/oder Marken präsentiert und deren Kauf empfohlen. Neben den Werbespots gibt es auch so genannte Verkaufsshows oder Dauerwerbesendungen. Einige spezialisierte Sender, so genannte Home-Shopping-Sender zeigen den ganzen Tag nichts anderes als solche Verkaufsshows.

Für die Werbeindustrie ist das Fernsehen eines der wichtigsten Medien, denn Fernsehen stellt eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigung dar. Im Schnitt sieht der Bundesbürger mehrere Stunden am Tag fern, so dass auf diesem Weg viele Menschen erreicht werden können. Außerdem eignet sich das Fernsehen für die Werbeindustrie, weil man mit diesem Medium besonders gut Gefühle und Emotionen beim Konsumenten wecken kann.

In Deutschland regeln gesetzliche Auflagen Dauer und Häufigkeit der Werbung pro Sendung beziehungsweise Sendezeit. Die Rechte zur Ausstrahlung von Werbung in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind stärker eingeschränkt. Sie dürfen beispielsweise nach 20 Uhr keine Werbung mehr ausstrahlen.

Staat und Politik benutzen das Fernsehen hauptsächlich zur Informierung der Bevölkerung und Meinungsbildung. Das Spektrum der Inhalte reicht dabei von Hinweisen auf wichtige Ereignisse bis zu Katastrophenwarnungen. Politiker versuchen oft über das Fernsehen die Bevölkerung von ihren eigenen Ansichten zu überzeugen oder ihre Arbeit zu rechtfertigen. In vielen Staaten wird Fernsehen auch häufig seitens der Regierung zur Propaganda eingesetzt.

Ein weiteres Anwendungsgebiet der Fernsehtechnik besteht in Videoüberwachung, die zunehmend günstiger wird, da die Technik einerseits qualitativ besser und gleichzeitig billiger wird, andererseits die besonders kostenintensive Herstellung von Inhalten entfällt.

In der Weltraumforschung, die sowieso hohe Kosten für Missionen veranschlagt, wird die Fernsehtechnik ebenfalls eingesetzt. Allerdings werden hier selten bewegte Bilder aufgenommen. Stattdessen kommen Spezialkameras zum Einsatz, die oft besonders hohe Auflösungen besitzen und/oder Licht anderer Spektralbereiche, als die vom menschlichen Auge wahrgenommen, aufzeichnen und teilweise zeitversetzt zur Erde senden.

Rechtliche Regelung in Deutschland

Fernsehen wird in Deutschland vom Rundfunkrecht geregelt. Als meinungsbildendes Medium fällt es in die Kulturhoheit der Bundesländer und wird daher in erster Linie von ihnen geregelt und verwaltet. Um bundesweit einheitliche Regelungen zu schaffen, haben sich alle Bundesländer mit dem Rundfunkstaatsvertrag auf ein einheitliches Regelwerk geeignet. Dieses enthält insbesondere Regelungen für die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten, über die Zulassungsvoraussetzungen von privaten Rundfunksendern, Form und Dauer der Werbung, Jugendschutz, die Kurzberichterstattung und der Berichterstattung über Großereignisse.

Soziologische Betrachtung

Datei:Familie beim Fernsehen, ca. 1958.jpg
Eine amerikanische Familie beim Fernsehen, ca. 1958

Fernsehen ist ein Massenmedium und hat sich seit den 1950er Jahren in den Industriestaaten zum Leitmedium entwickelt. Inzwischen haben rund 98 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät, 40 Prozent davon sogar zwei oder mehr. Für viele Menschen ist es Teil des Alltags geworden und strukturiert oft sogar den Tagesablauf. Es erfährt eine Zuwendung durch alle Schichten und Altersgruppen und tritt mit einer zuvor nicht gekannten Wirksamkeit an die Stelle aller Institutionen mit publizistischem Anspruch, ohne diese aber vollständig zu ersetzen.

Fernsehen wirkt orientierend und nivellierend. Wichtiges Instrument dafür ist die ständige Wiederholung. Dadurch wird es zur Grundlage der allgemeinen Geschmacks- und Stilbildung und dient der gesellschaftlichen Kommunikation. Durch das verstärkte Aufkommen von Spartenkanälen verbunden mit der wachsenden Rolle des Internets bzw. digitalen Fernsehens im gesellschaftlichen Leben geht die stilbildende Funktion des Fernsehens allerdings wieder zurück. Jedermann kann in gewissen Grenzen sein eigener Programmdirektor werden. Dies bewirkt eine zunehmende Zersplitterung und Fragmentierung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Kommunikation. Damit sachgemäß umzugehen ist Aufgabe der Medienpädagogik.

Fernsehsender erheben oft den Anspruch, dem Zuschauer einen Blick auf die komplexe Gesellschaft zu präsentieren. Immer mehr und unterschiedlichere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfahren eine breiterwerdende mediale Beachtung. Aber der darzustellende Lebensbereich muss interessant, verständlich und optisch umsetzbar sein. Damit geht von vornherein eine Selektion einher, verbunden mit einer Reduktion der vielfältigen kommunikativen Codes und Zeichensysteme, sowie einer Spezialisierung und Perfektionierung akustisch-visueller Signale. Tatsächlich ist es in vielen Fällen sogar so, dass Fernsehen die Themen, über die Verständigung lohnenswert scheint, erst schafft. Auf der Suche nach neuen Themen, die die Zuschauer binden durchbrechen die Fernsehmacher oft Grenzen, die in den Augen vieler oft bis zum Tabubruch führen.

Geschichte

(siehe auch Geschichte des Fernsehens und Chronologie des Fernsehens)

allgemein

Im Jahr 1883 erfand Paul Nipkow das „Elektrische Teleskop“, welches mit Hilfe einer rotierenden Scheibe („Nipkow-Scheibe“), die mit spiralförmig angeordneten Löchern versehen war, Bilder in Hell-Dunkel-Signale zerlegte beziehungsweise wieder zusammensetzte. Nipkow gab damit erstmals eine realisierbare Form für eine funktionierende Fernsehbildübertragung an, die jedoch erst viele Jahre später realisiert werden konnte. Durch die grundlegende Idee zur Realisierung wird Paul Nipkow als Erfinder des Fernsehens bezeichnet. Die Technik zur Bildzerlegung und -wiedergabe nach Nipkow war jedoch mechanisch und damit nicht besonders leistungsfähig.

In den 1920er Jahren ersetzte Leon Theremin die Löcher in der Nipkow-Scheibe durch Spiegelanordnungen und erreichte 1927 bereits Übertragungen bei Tageslicht und Bilder mit 100 Zeilen auf großflächigen Projektionen. Allerdings wurden seine Ergebnisse nicht publiziert, sondern vom sowjetischen Geheimdienst zur Personenüberwachung genutzt. (Der bekannte Weltrekord war damals 48 Zeilen.)

Historischer Fernseher
(Braun HF 1 von 1958)
Historische Fernsehkamera

Das erste elektronische Fernsehen entwickelte 1926 Karl Tihany: das „Radioskop“ (das zugehörige Patent ist mittlerweile in das Weltdokumentenerbe aufgenommen worden). Auch Manfred von Ardenne arbeitete an einem System 1931, das ebenso auf Grundlage der im Jahr 1897 von Ferdinand Braun zusammen mit Jonathan Zenneck entwickelten Kathodenstrahlröhre (auch Braunsche Röhre genannt) funktionierte. Diese ist die Grundlage für die bis heute am weitesten verbreitete Methode, Bilder für das Fernsehen darzustellen. Die ersten Anwendungen fand sie aber in Messapparaturen. Die für das Fernsehen entscheidenden Weiterentwicklungen der Kathodenstrahlröhre steuerte Wladimir Sworykin bei, der 1923 den ersten brauchbaren elektronischen Bildabtaster, die Ikonoskop-Röhre erfand, welche ab 1934 in Serie hergestellt wurde, heute aber keine Verwendung mehr findet. Tatsächlich hatte Philo Farnsworth schon 1927 unabhängig von Sworykin eine Kathodenstrahlröhre entwickelt, also bevor dieser sein Patent realisiert hatte. 1929 erfand Sworykin die Kineskop-Röhre zur Bildwiedergabe. Diese ist bis heute Vorbild in allen Fernsehgeräten, die auf der Kathodenstrahlröhre basieren. Damit ebnete Sworykin den Weg zum vollständig elektronischen Fernsehen.

Das erste echte elektronische Fernsehbild sendete 1926 in Japan Kenjiro Takayanagi, der die Braunsche Röhre umgebaut hatte (s. Japanisches Fernsehen). Als Aufnahmeinstrument setzte Takayanagi jedoch eine Nipkowscheibe ein.

Geschichte Ab dem 22. März 1935 wurde in Deutschland das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt ausgestrahlt (s. Fernsehsender Paul Nipkow, Berlin). Ihren Höhepunkt erlebten die Sendungen im Dritten Reich, die nur wenige tausend Zuschauer in so genannten Fernsehstuben und Großbildstellen in Berlin und später Hamburg erreichten, mit den umfangreichen Übertragungen von den Olympischen Sommerspielen 1936. Obwohl die Nationalsozialisten auch das Fernsehen für ihre Zwecke zu nutzen versuchten, blieb das Radio (s. Hörfunk) wegen der Reichweite das wichtigste Medium für die nationalsozialistische Propaganda. Im Winter 1944 wurden die Fernsehsendungen im Deutschen Reich eingestellt. In der Bundesrepublik Deutschland sollte erst am 25. Dezember 1952 der Fernsehbetrieb wieder aufgenommen werden.

Einer der Pioniere des Farbfernsehens war John Logie Baird, dem es 1941 gelang, erste farbige Fernsehbilder zu übertragen. Aber erst 1953 wurde in Nordamerika die NTSC-Norm für Farbfernsehen eingeführt. Damit waren die Amerikaner den Europäern weit voraus. Diese führten erst 12 bis 13 Jahre später mit der PAL-Norm von Walter Bruch das Farbfernsehen ein. Der Vorsprung der Nordamerikaner hatte aber auch seinen Preis. Die NTSC-Norm besitzt einige Schwächen, so dass es häufig zu Farbfehlern bei der Darstellung kommt. Daher wird die Abkürzung NTSC scherzhaft auch mit "Never The Same Color" übersetzt.

Das Zeitalter des Satellitenfernsehens begann am 12. August 1960. An diesem Tag wurde mit Echo 1 der erste passive Kommunikationssatellit in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. Die Qualität der übertragenen Fernsehbilder war allerdings sehr mäßig. Der erste aktive Fernmeldesatellit Telstar wurde am 10. Juli 1962 in seine Umlaufbahn gebracht. Mit seiner Hilfe wurde am 23. Juli die erste Live-Sendung für die Eurovision aus den USA gesendet. Am 26. Juli 1963 wurde mit Syncom 2 erstmals ein Kommunikationssatellit in eine fast vollständige geostationäre Umlaufbahn gebracht. Dies ermöglichte es, von einem festen Punkt auf der Erde ununterbrochen Signale an einen Satelliten zu senden oder von diesem zu empfangen.

Geschichte des Fernsehens in Deutschland

  • 22. März 1935 - seit damals wurde in Deutschland vom Fernsehsender Paul Nipkow, Berlin) das erste regelmäßige (sehr kurze) Fernsehprogramm der Welt ausgestrahlt - alles Livesendungen.
  • 1936 - Bei den Olympischen Sommerspielen ein erster Höhepunkt für die nur wenigen tausende Zuschauer in so genannten Fernsehstuben und Großbildstellen in Berlin und später Hamburg. 1944 wurden diese Fernsehsendungen im Deutschen Reich (kriegsbedingt) eingestellt.
  • 25. Dezember 1952: Der offizielle Fernsehbetrieb wird wieder aufgenommen, Versuchsprogramme gab es ab Mitte 1950
  • 1953/ 54 erste Verbreitung von Schwarzweißempfängern in der BRD zur Krönung von Königin Elisabeth II. und zur Fußballweltmeisterschaft in Bern. Die Sender der ARD hatten eigene und gemeinsame Sendungsanteile in einem kurzen Abendprogramm.
  • 1963 Start des ZDF (Mainz) als bundesweit einheitliches Programm. Der Besitz eines Fernsehers ist Teil des dt. Wirtschaftswunders
  • Ab 1964: Die ARD-Sender bieten zusätzlich regional dritte Programme an.
  • 60er Jahre - Das Kinosterben setzt ein. Beschleunigt wird es Ende der 1970er Jahre durch heimische tv-Speichermöglichkeiten: 1971 wurden von Philips und Grundig die ersten Video-Cassetten-Rekorder nach dem VCR-System vorgestellt.
  • 1967: Das Farbfernsehen wird zur IFA eingeführt.
  • August / September 1972 senden ARD und ZDF gemeinsam ein volles Programm in Farbe von den XX. Olympischen Sommerspielen in München (weltweiter Vertrieb).
  • 1980 Der gemeinsame Videotext von ARD und ZDF bietet den Zuschauenden eine Zusatzinformation zu aktuellen Sendungen und Nachschlagemöglichkeiten (Serviceteil) an
  • 1983 Beginn des Kabelfernsehzeitalters (Breitbandkabel aus Kupfer) mit 20 bis xx Kanälen
  • 1984: Erster deutscher Privatsender: PKS (heute SAT 1)
  • 1991: Erster deutscher Pay-TV-Sender: Premiere. (Von 1984 bis 1991 wurde Pay-TV in Deutschland nur vom Schweizer Teleclub ausgestrahlt).
  • 2003: Die Region Berlin ist die erste, in der das analoge Antennenfernsehen abgeschaltet und durch DVB-T ersetzt wird.

Ausblick

Satellitenschüsseln an einer Hausfassade
Datei:523 Samsung 82inch 500x317px.jpg
Ein 82-Zoll Flüssigkristallbildschirm der Firma Samsung

Viele Bestrebungen, die technische Qualität zu verbessern, sind mangels Kooperation verschiedenster Interessengruppen gescheitert. Sicher ist die Ablösung des analogen durch das digitale Fernsehen, die beim Satelliten-Fernsehen schon weitgehend abgeschlossen ist. Deutschland hat sich per Rundfunkstaatsvertrag das Ziel gesetzt, bis 2010 auf die digitale Ausstrahlung der Fernsehprogramme umzustellen. 2003 wurde in Berlin bereits die terrestrische analoge Fernsehausstrahlung auf digitale auf Basis von DVB-T umgestellt (siehe dazu Analoger "switch-off").

Erst in der Folge wird es wohl auch zu einer Verbesserung der Bild- und Tonqualität, insbesondere bei der Auflösung der Bilder (HDTV) kommen, da mit der fortschreitenden Weiterentwicklung der Computertechnik Anpassungen an zukünftige Fernsehnormen auch softwareseitig möglich werden und dies den Zwang zum Kauf neuer Geräte vermeiden helfen könnte.

Die heute überwiegend auf Kathodenstrahlröhren basierenden Fernsehgeräte werden bei sinkenden Preisen langsam von den flachen und damit platzsparenden Plasmabildschirmen oder Flüssigkristallbildschirmen abgelöst. Eine weitere alternative aber noch nicht ganz ausgereifte Technik für Flachbildschirme sind OLED-Bildschirme, die gegenüber den beiden Erstgenannten mehrere Vorteile (Blickwinkelunabhängigkeit, weiter reduzierter Stromverbrauch, schnellere Schaltzeiten, biegsam) mit sich bringen könnten.

Für großformatige, kinoähnliche Abbildungen werden Videoprojektoren (Beamer)verwendet.

Mit dem Internet entsteht eine völlig neue Verbreitungsmöglichkeit von bewegten Bildern und Ton (siehe auch IPTV), die in Konkurrenz zur klassischen Nutzungs- und Verbreitungsform des Fernsehens (siehe oben) treten könnte, aber deutlich weitergehende Möglichkeiten und Vorteile bietet. Dies könnte der klassischen Verbreitungsform von Fernsehen zunehmend das Publikum entziehen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob und wie die Contentproduzenten dabei ihre Produktionskosten einfahren können und wie das klassische Fernsehen darauf reagieren wird.

Literatur

  • Pierre Bourdieu: Über das Fernsehen. Frankfurt: Suhrkamp, 1998.
  • Knut Hickethier: Geschichte des deutschen Fernsehens. Stuttgart: Metzler, 1998.
  • Monika Bernold (Hrsg.), Screenwise : Film, Fernsehen, Feminismus ; Dokumentation der Tagung "Screenwise. Standorte und Szenarien Zeitgenössischer Feministischer Film- und TV-Wissenschaften", 15.–17. Mai 2003, in Wien, Marburg: Schüren, 2004. ISBN 3-89472-387-4
  • Albert Abramson: Die Geschichte des Fernsehens. München: Wilhelm Fink Verlag, 2002. ISBN 3-7705-3740-8

Siehe auch