Deutsch-Sowjetischer Krieg
Der Russlandfeldzug 1941–1945 (Deckname Unternehmen Barbarossa) bezeichnet Angriffe der deutschen Wehrmacht am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion als Beginn des Russlandfeldzuges während des Zweiten Weltkrieges. Die ursprüngliche Bezeichnung des Wehrmachtführungsstabes, welche Hitler persönlich änderte, war Fall Fritz.
Vorgeschichte
Die Eroberung der Sowjetunion war seit dem Beginn seiner politischen Laufbahn das erklärte Ziel Hitlers. Dies hatte er bereits in seinem Buch Mein Kampf beschworen. Da er das erstrebte Bündnis mit Großbritannien, das Deutschland freie Hand im Osten geben sollte, nicht erreichen konnte, riskierte er den Krieg mit den Westmächten, um Rückenfreiheit für seinen Krieg gegen die Sowjetunion zu erhalten. Den Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 sah er dabei nur als vorübergehende Episode. Nach dem überraschenden Sieg gegen Frankreich im Frühsommer 1940 erwog Hitler einen sofortigen Angriff gegen die Sowjetunion, musste sich aber von der Wehrmacht überzeugen lassen, dass dies ohne längere Vorbereitungen nicht ginge.
Hitlers „Weisung Nr. 21 Fall Barbarossa“
Am 18. Dezember 1940 erteilte Adolf Hitler durch den Generalstab|im Oberkommando der Wehrmacht den Oberkommandos der drei Wehrmachtteile in der „Weisung Nr. 21“ den Auftrag, einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten: Es seien Vorbereitungen schon jetzt in Angriff zu nehmen um auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen (Unternehmen Barbarossa) Es gelte die im westlichen Russland stehende Masse des russischen Heeres zu vernichten und eine Linie zu erreichen, von der aus die sowjetische Luftwaffe deutsches Gebiet nicht mehr angreifen könne. Endziel sei die Abschirmung gegen das asiatische Russland auf der allgemeinen Linie das heißt, die Besetzung der gesamten europäischen Sowjetunion. Trotz der bereits angelaufenen Vorbereitungen wurde am 10. Januar 1941 noch ein Wirtschaftsabkommen mit der Sowjetunion unterzeichnet.
Im Frühjahr 1941 begann der Aufmarsch mehrerer deutscher Heeresgruppen. Der Angriffstermin wurde wegen des andauernden Balkankrieg (1940-1941 mehrmals verschoben. Stalin wurde über den genauen Starttermin von seinem Spion aus Tokio und von den Engländern informiert, misstraute aber den Nachrichten.
Planung des Vernichtungskrieges
Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion gilt als der „ungeheuerlichste Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg“ der Geschichte. Am 30. März 1941 proklamierte Hitler vor 250 Generälen den kommenden Krieg als „Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander“ und als einen „Vernichtungskampf“ und er forderte die "Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz".
Diese Forderung Hitlers floß in eine Reihe von Anordnungen für den bevorstehenden Kampf ein:
- In den „Richtlinien für die Behandlung der politischen Kommissare“ vom 6. Juni 1941 (Kommissarbefehl) wurde der Wehrmacht befohlen die „politischen Kommissare grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.“
- Die „Richtlinien auf Sondergebieten zur Weisung Barbarossa“ vom 13. März 1941 übertrugen Himmler besondere Vollmachten für "Sonderaufgaben im Auftrag des Führers, die sich aus dem endgültig auszutragenden Kampf zweier entgegengesetzter politischer Systeme ergeben". Dazu wurden 4 Einsatzgruppen gebildet die den Befehl hatten die kommunistische Intelligenz und die Juden auszurotten.
- Der „Erlaß über die Ausübung der Kriegsgerichtbarkeit im Gebiet Barbarossa“ vom 13. Mai 1941 befreite die Wehrmachtsangehörigen faktisch von allen Bindungen an Völkerrechtsnormen und erlaubte ihnen jeden Willkürakt gegenüber der sowjetischen Bevölkerung.
- Die „Richtlinien für das Verhalten der Truppe in Rußland“ vom 19. Mai 1941 forderten von der Truppe „rücksichtsloses und energisches Durchgreifen gegen bolschewistische Hetzer, Freischärler, Saboteure, Juden“
- Die „Bestimmungen über das Kriegsgefangenenwesen“ von 16. Juni 1941 forderten "rücksichtsloses und energisches Durchgreifen bei den geringsten Anzeichen von Widersetzlichkeit, insbesondere gegenüber bolschewistischen Hetzern"
- Bis zum Beginn des Rußlandfeldzuges war auf der Innenseite des Umschlags des Soldbuches jedes Soldaten ein Blatt eingeklebt: ‚Zehn Gebote für den deutschen Soldaten‘. Mit Beginn des Rußlandfeldzuges wurde dieses Blatt aus den Soldbüchern entfernt.
Alternativplan
Insbesondere der Baltendeutsche Alfred Rosenberg befürwortete das Konzept, den Krieg gegen die Sowjetunion als Befreiungskrieg vom Kommunismus zu führen und die nationalen Strömungen im Land gegen die Zentralregierung zu fördern. In der Tat war das Stalin-Regime in weiten Kreisen der Bevölkerung und der Armee verhaßt und viele Länder - die Ukraine z.B. - hätten sich gern von Moskau gelöst. Hitler lehnt alle diese Vorstellungen strikt ab, da sich seiner Meinung nach die 'befreiten' Menschen unweigerlich gegen die Eroberer gewendet hätten. Erst 1943, als es längst zu spät war, gab er widerwillig die Erlaubnis, unter General Wlassow eine russische Armee aufzustellen.
Großer Vaterländischer Krieg
In der Sowjetunion wurde der Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland von der Invasion am 22. Juni 1941 bis zur bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 als Großer Vaterländischen Krieg bezeichnet, in Anlehnung an der Vaterländischen Krieg von 1812 gegen die französischen Truppen Napoléon Bonapartes
Durch die spezielle Bezeichnung stellte Stalin eine Kontinuität mit der russischen Geschichte her. Da der Kampf gegen die Wehrmacht von der Bevölkerung nur widerwillig als Kampf zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus akzeptiert wurde setzte die Sowjetführung auf Patriotismus. Neben der stärkeren Betonung des "russischen Anteils" des Krieges in der Propaganda wurden unter anderem ältere Offiziersränge wiedereingeführt und die orthodoxe Kirche, die in den Jahren zuvor brutal verfolgt wurde erhielt Privilegien zurück und führte Waffensegnungen durch.
Die sowjetische Rüstungstechnik war – mit Ausnahme weniger geradezu richtungweisender Produkte wie beispielsweise dem Panzer T-34 – vergleichsweise primitiv jedoch in großen Mengen vorhanden. Darüber hinaus war auf Seiten der Sowjets der Nachschub an Waffen und Munition in jeder Phase des Krieges sichergestellt. Dass dies möglich wurde, hatte im wesentlichen zwei Gründe: Ein großer Teil der Industriebetriebe im Westen der Sowjetunion konnte rechtzeitig weiter nach Osten evakuiert und so dem Zugriff der Invasoren entzogen werden – eine gewaltige Leistung, die zuvor niemand der Sowjetunion zugetraut hätte. Zum anderen leisteten Großbritannien und später die USA eine bedeutende Unterstützung insbesondere durch Lieferung von Ausrüstungsgegenständen, Kraftfahrzeugen, Nahrungsmitteln und Rohstoffe wie z.B. Aluminium über die Nordmeerroute und den Persischen Golf. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die sowjetische Industrie in Sibirien, außerhalb der Reichweite der deutschen Luftwaffe, weiter ausgebaut und konnte die Front ausreichend beliefern.
Mit 25 Millionen Todesopfern, darunter 16 Millionen Zivilisten, hatte die Sowjetunion die meisten Opfer eines Landes im Zweiten Weltkrieg zu beklagen. Diese Anzahl entsprach, Schätzungen zufolge, einem Sechstel der sowjetischen Bevölkerung zu Beginn des Krieges. Der Abgang des faschistischen Deutschland an der Ostfront war dreimal so groß wie an der Westfront.
Minderheiten wie die Russlanddeutschen, Krimtataren oder Tschetschenen wurden als potentielle bzw. tatsächliche bzw. beschuldigte Kollaborateure zwischen 1941 und 1944 nach Zentralasien und Sibirien deportiert.
1941
Der Balkanfeldzug hatte den Angriffszeitpunkt für einen Überfall auf die Sowjetunion um vier Wochen verschoben. Der Angriff unter dem Decknamen Unternehmen Barbarossa fand nun erst am 22. Juni 1941 statt. Diese Verzögerung und ein im Allgemeinen als ungewöhnlich früh einsetzend bezeichneter Winter (Meteorologen wiesen allerdings später nach, dass der Winter weder ungewöhnlich früh noch ungewöhnlich kalt war) führten dazu, dass der Vormarsch nicht wie geplant ablaufen konnte und das operative Ziel, das Erreichen der Linie Archangelsk–Astrachan, nicht erreicht wurde. Obwohl man auf deutscher Seite errechnete, dass die Versorgung der Wehrmacht nur bis zu einer Linie ermöglicht werden könnte, die entlang Pskow, Kiew und der Krim verlief, verlangte Hitler die Eroberung Moskaus im Rahmen eines einzigen, ununterbrochenen Feldzuges. Durch die rücksichtslose Requirierung von Nahrungsmitteln und kriegswichtigem Material in den von der Wehrmacht zu erobernden Gebieten sollte das erwartete Versorgungsproblem gelöst werden. Wegen der menschenverachtenden Grundeinstellung gegenüber den "Untermenschen" Russlands sind von über drei Millionen Kriegsgefangenen 2 Millionen verhungert. Eine Million Kriegsgefangene sind vom SD erschossen worden. Nach ursprünglicher Planung hätte der Feldzug bis zum Wintereinbruch beendet sein und nur etwa 50–60 Besatzungsdivisionen im Land bleiben sollen. Daher war nur für diese Anzahl an Divisionen Winterkleidung vorhanden. Für den Überfall standen drei Heeresgruppen (Nord, Mitte, Süd) bereit. Die Heeresgruppe Nord (von Leeb) sollte die baltischen Staaten erobern und dann nach Leningrad vorstoßen. Auf der Heeresgruppe Mitte (von Bock) lag die Hauptlast. Sie sollte nach Moskau vorrücken und war entsprechend stark gerüstet. Die Heeresgruppe Süd (von Rundstedt) sollte die Ukraine erobern.
Ebenfalls an dem Feldzug beteiligt waren italienische, finnische, rumänische und ungarische Verbände; auch die Slowakei stellte zwei schwache Infanterie-Divisionen sowie eine motorisierte Brigade. Im Laufe des Sommers kam noch eine spanische Freiwilligendivision, die sog. Blaue Division zur Heeresgruppe Nord und ein französisches Infanterieregiment zur Heeresgruppe Mitte. Insgesamt ergab sich damit eine Gesamtstärke zum 10. September 1941 von 648.000 Mann.
Auch vom besetzten Norwegen aus wurden Angriffe gegen die Sowjetunion unternommen. Sie zielten insbesondere auf Murmansk und die dortige Eisenbahnverbindung, die Murman-Bahn, über die britische und US-amerikanische Hilfslieferungen nach Moskau gelangten. Mehrere Unternehmen in Richtung Murmansk (Operation Silberfuchs, Platinfuchs) und auf die Murman-Bahn (Operation Polarfuchs) blieben erfolglos. Dies lag zum einen an den extremen klimatischen Verhältnissen sowie dem wegelosen Tundren-Gelände, zum anderen an den hier nur schwachen deutschen Kräften.

In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 begann der Vormarsch von 149 Divisionen (darunter alle motorisierten und gepanzerten deutschen Kräfte) über die sowjetische Grenze. Zwei Divisionen operierten von Finnland aus, acht Divisionen waren in Norwegen stationiert, eine Division stand in Dänemark, 38 verblieben im Westen. Zwei Divisionen kämpften in Nordafrika und sieben Divisionen standen im Balkan.
Trotz vieler Hinweise (z.B. durch den Spion Dr. Richard Sorge) war die untere und mittlere Führung der Sowjetunion nicht auf einen Angriff eingestellt. Viele der sowjetischen Soldaten an der Grenze ergaben sich ohne Widerstand, während die motorisierten deutschen Truppen zunächst zügig vormarschieren konnten.
Erst am 29. Juni fasste sich die sowjetische Führung und rief den Großen Vaterländischen Krieg aus. Kurz zuvor war bereits Minsk in der Kesselschlacht bei Bialystok und Minsk eingeschlossen und wenig später besetzt worden. Nach diesem Erfolg stieß die Wehrmacht mit ihren verbündeten Truppen nach Smolensk vor, wo die – wiederum für sie erfolgreiche – Kesselschlacht bei Smolensk geschlagen wurde. Entgegen der Ratschläge seines Generalstabs, nämlich einem direkten Marsch nach Moskau, wandte sich Hitler Anfang September der Ukraine als primärem Ziel zu. Diese Entscheidung wurde aufgrund wirtschaftlicher Faktoren und der zu dem Zeitpunkt gerade gewonnenen Kesselschlacht bei Uman gefällt.
Am 26. September fand darauffolgend die Schlacht um Kiew, die größte Kesselschlacht der Geschichte, ihr Ende; die deutsche Seite machte 665.212 Gefangene. Im Gesamteindruck stellt sie für die Sowjets eine Niederlage von einmaligem Umfang dar: Die Truppen der sowjetischen Südwestfront mit vier Armeen sowie starke Teile von zwei weiteren Armeen waren vernichtet, und der Zusammenhang der sowjetischen Front war in einer Breite von über 400 km aufgerissen. Der deutsche Sieg schuf die erwarteten Voraussetzungen für die Fortführung der Operationen der an ihm beteiligten Heeresgruppen Süd und Mitte; somit konnte die ukrainische Hauptstadt besetzt werden. Auf der Krim erzielte Geländegewinne waren nur vorübergehend, wobei von deutschen Truppen zurückgelassene Schwerverwundete umgebracht wurden.
In Deutschland wuchs inzwischen die Euphorie. Über 660.000 Gefangene wurden in der Doppelschlacht bei Wjasma und Briansk gemacht. Eine völlig neue Methode bei diesen Umfassungsschlachten – sogenannte moderne Cannaes – bestand darin, dass die Umfassungskräfte aus zwei Ringen zusammengesetzt waren. Den inneren Ring bildeten die Infanteriedivisionen, den äußeren die Panzerkräfte. Aufgrund der gewaltigen Erfolge meldet das Oberkommando der Wehrmacht (kurz: OKW) schon im Oktober, dass die Entscheidungsschlacht bevorstünde. Auch die deutsche Bevölkerung glaubte, dass die Soldaten noch vor dem Winter zu Hause sein könnten. Doch schon im selben Monat begann es zu schneien und zu regnen. Sehr viele Wege wurden aufgeweicht und somit für Fahrzeuge unpassierbar; die deutsche Offensive blieb somit buchstäblich im Schlamm stecken und nur noch wenige Gebietsgewinne waren zu verzeichnen.

Weil die deutschen Soldaten Moskau immer näher rückten, kam es am 10. Oktober zu einer Panik, bei der Menschenmassen versuchten, per Zug oder Auto nach Osten zu entkommen. Diese Unruhen wurden von der sowjetischen Führung brutal niedergeschlagen, wobei viele Moskowiter umkamen.
Am 16. Oktober wurden in Moskau Regierungsstellen und Diplomatisches Corps nach Kujbyschew evakuiert; nur Stalin beschloss zu bleiben. Am 20. Oktober ging die Wehrmacht aus der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk wiederum erfolgreich hervor, so dass sie den Vormarsch in Richtung Moskau fortsetzen konnte. Mitte November setzte der Frost ein, so dass die Wege einfroren und nun wieder befahrbar wurden.
Die Schlacht um Moskau blieb wegen erheblicher sowjetischer Gegenwehr stecken. Am 5. Dezember setzte unter General Schukow sogar eine sowjetische Gegenoffensive mit frischen Einheiten aus Sibirien ein. Gleichzeitig führten die tiefen Temperaturen bis –30 Grad Celsius dazu, dass Gewehre und Geschütze verklemmten, Motoröl und Benzin eindickte und Soldaten die Gliedmaßen erfroren.
Die Rote Armee hatte sich neu organisiert. Die Kriegsproduktion wurde, unerreichbar für die deutsche Luftwaffe, hinter den Ural verlegt. Neue Soldaten kamen nun aus den fernen Ländern des sowjetischen Reiches, und der neue Panzer T-34 wurde in weitaus größeren Mengen produziert als die deutschen Panzermodelle.
Während der Kämpfe vor Moskau wurde hier dringendst benötigtes Material und Panzer im Reichsgebiet zurückgehalten. Nach Hitlers Vorstellung sollten acht schnelle Divisionen im Westen „tropeneinsatzfähig“ gemacht werden. Es bestand die Absicht, über den Kaukasus den Nahen Osten anzugreifen. Im Hochgefühl der deutschen Siege war man ursprünglich von einer „Expeditionsarmee“ im Umfang von etwa 30 motorisierten und Panzerdivisionen ausgegangen.
Überdies waren die deutschen Truppen in keiner Weise für den Winter ausgestattet, da Hitler an einen schnellen Feldzug geglaubt hatte und der Meinung war, Russland könnte innerhalb weniger Monate erobert werden. Daher trugen die Soldaten viel zu dünne Sommeruniformen; im Deutschen Reich wurde eine Pelz- und Wollsammlung zugunsten der Truppe durchgeführt.
Am 16. Dezember gab Hitler den Befehl zum Halten. Er verbot gleichzeitig jegliche Rückwärtsbewegung, da er befürchtete, dass die gesamte Front auseinander fallen könnte. Bis zum Ende des Jahres wurde die Wehrmacht dennoch weiter zurückgedrängt. Damit hatte sie die erste große Schlacht im Osten verloren und man spricht in der Forschung heute von der Kriegswende vor Moskau. Die Beweglichkeit der Truppe und ihre Versorgung mit Nachschubgütern aller Art sanken durch die erheblichen Verluste/Ausfälle an Kraftfahrzeugen sowie an Zugmaschinen und Pferden weiter ab und überstiegen die Zuweisungsmöglichkeiten deutlich. Bis Ende 1941 wurden über 400.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten im Rahmen des Russlandfeldzugs getötet oder verwundet.
Finnland
Nach Sowjetischem Angriff am 25. Juni versuchte Finnland im Fortsetzungskrieg mit deutscher Unterstützung, die im Winterkrieg an die Sowjetunion verlorenen Gebiete in Karelien zurückzuerobern. Nachdem es dieses Ziel im Sommer 1941 erreicht hatte, blieb Finnland jedoch nicht defensiv, sondern setzte die Offensive bis in den Dezember fort, um umstrittene, aber nie zuvor finnisch gewesene, karelische Gebiete zu besetzen.
Wirtschaftliche Faktoren
Bereits 1939 verhinderte die unvollkommene personelle und materielle Ausstattung die einheitliche Gliederung der Infanteriedivisionen. Von Anfang an gab es ein starkes qualitatives Gefälle unter den Verbänden des Feldheeres, wobei hiermit materielle Ausstattungsmängel ebenso gemeint sind wie fehlende oder zu alte Reservisten. In den bisherigen Blitzkriegen wirkte sich dieses Manko kaum aus. In einem länger werdenden Krieg musste es sich negativ auswirken. Auch die Panzerverbände, Kernstück der Blitzkriegtaktik, litten an materieller Unterversorgung. Zu keinem Zeitpunkt des Krieges verfügten sie über die Soll-Ausstattung. So waren die Panzerkampfwagen II noch zu Beginn des Russlandfeldzuges im Einsatz obwohl dieser Panzer bereits bei Beginn des Polenfeldzuges durch neuere Panzer abgelöst sein sollte.
Die deutsche Wirtschaft wurde nur langsam auf die Kriegsproduktion umgestellt. Zum einen hielt man dies im Hinblick auf die bisherigen Blitzfeldzüge für überflüssig, zum anderen wollte man Einschränkungen bei der Zivil-Versorgung der Bevölkerung vermeiden. Es fehlte an der so genannten „Tiefenrüstung“, das heißt, dass selbst zu Beginn des „Totalen Krieges“ im Februar 1943 nicht die gesamte Wirtschaft auf die Kriegsproduktion eingestellt war.
Nur die weitgehende Motorisierung hatte die Wehrmacht mit einigen Eliteverbänden zu weiträumigen Angriffsoperationen befähigt und die Überlegenheit in der Führungskunst zur Geltung gebracht. In der Leistungsfähigkeit seiner Kraftfahrzeugindustrie lag das Reich im Vergleich an 15. Stelle. Lediglich bei Motorrädern besetzte Deutschland einen einsamen Spitzenplatz. Folgerichtig waren Kradschützen-Einheiten aufgebaut worden, die den Begriff der Schnellen Truppen mitprägten und eben die schnellste und beweglichste Waffengattung des Heeres war. Diese waren jedoch in den Staub-, Schlamm- und Schneewüsten Russlands verschlissen worden und mussten aufgelöst werden. Die Nachfolge trat bald darauf der VW-Kübelwagen an.
Russland musste im ersten Jahr des deutschen Überfalls einen großen Verlust an Truppen und Material kompensieren. Durch die Weite des Landes hatte man die Möglichkeit, die Industrie vor den vorrückenden Feindtruppen in Sicherheit zu bringen: Ganze Fabrikanlagen wurden demontiert und östlich des Ural wieder aufgebaut um dort die dringend benötigten Rüstungsgüter zu produzieren. Die Verlegung brachte aber einen zeitweiligen Produktionseinbruch mit sich. Russland erhielt in dieser kritischen Phase Hilfe durch die USA, die mit dem Lend-Lease-Act den Weg für einen groß angelegten Export von Rüstungsgütern ebnete. Nach der Umsiedlung der Industrieanlagen steigerte Russland die Kriegsproduktion in rasanter Geschwindigkeit und wuchs bis 1944. Dabei überflügelte sie in vielen Bereichen den Ausstoß der deutschen Industrie. Russland kam hier die seit der Revolution vorangetriebene Zentralisierung der Wirtschaft zu gute.
Der Partisanenkrieg
In Polen, auf dem Balkan und in Russland hatten die deutschen Besatzer von vornherein schärfere Ziele. Der „Generalplan Ost“ sah die Dezimierung der slawischen Völker um ca. 30 Millionen und die Unterdrückung der Übrigen vor. Die Maßnahmen der Deutschen waren brutal: Die Schulen in Russland wurden geschlossen, die Juden erschossen, Zwangsarbeiter wurden nach Deutschland gebracht und die Kriegsgefangenen wurden menschenunwürdig behandelt. Dies steigerte den Hass der Bevölkerung gegen die deutschen Besatzer. In Russland, in der Ukraine, in Griechenland und in Serbien (unter Marschall Tito) kämpften Partisanenarmeen, teils waren sie kommunistisch, teils nationalistisch. Die polnische Heimatarmee allerdings konnte nur auf wenig Unterstützung von außen hoffen. Aus dem ständigen Kleinkrieg gegen die deutsche Armee gingen die Partisanen häufig als Sieger hervor. Gegen Ende des Krieges konnten größere Gebiete von den deutschen Besatzern befreit werden.
Die 'Einsatzkommandos'
Schon im Vorfeld der Kriegsplanung erhielt Heinrich Himmler als Kommissar für 'Deutsches Volkstum' besondere Vollmachten, um ungestört von der Wehrmacht im Hinterland operieren zu können. Obwohl die Wehrmacht vom Polenfeldzug her genau wusste, was darunter im Klartext zu verstehen war, stimmte sie der Vereinbarung zu und übermittelte die entsprechenden Befehle an ihre Einheiten. Die Einsatzkommandos haben im ersten Kriegsjahr nach eigenen Angaben fast eine Millionen Menschen ermordet - meist Juden und Kommunisten. Die Wehrmacht verhielt sich unterschiedlich; einige Kommandeure gaben die Befehle nicht weiter, andere unterstützten die SS. Soldaten, die sich weigerten, mitzumachen, wurden nicht bestraft.
1942
Nachdem Hitler im Winter 1941 einen Haltebefehl für alle Kräfte an der Ostfront gegeben hatte, stabilisierte sich die Lage etwas. Die Rote Armee hatte inzwischen gewaltige Kräfte aufgeboten, denen aber eine entscheidende Schwächung der Deutschen noch nicht gelang. Die Schlammzeit im Frühjahr 1942 führte zu einer relativen Ruhe an der Front, da sämtliche motorisierten Kräfte stillstanden. Hitler und das OKW kamen nun zu der Einsicht, dass der Gegner noch lange nicht besiegt sei und man begann Pläne für das weitere Vorgehen im Osten zu entwickeln. Der Plan, eine möglichst defensive Haltung einzuschlagen, wurde bald verworfen; einzig und allein eine weitere Offensive würde die Sowjets weiter schwächen können. Aufgrund des langen Frontverlaufes und wegen der bisherigen hohen personellen und materiellen Verluste der Wehrmacht war an eine Großoffensive, die sich über die gesamte Front erstreckte, nicht zu denken. Während im Bereich Mitte und Nord zur Verteidigung übergegangen wurde, sollte mit allen gepanzerten und motorisierten Kräften die Sommeroffensive mit Stoßrichtung in den Kaukasus durchgeführt werden. Besonders die reichen Ölquellen in dem Gebiet standen dabei im Mittelpunkt der deutschen Offensivbemühungen.
In den Frühjahrsschlachten des neuen Jahres konnte am 28. Mai unter enorm hohen Verlusten für die Rote Armee Charkow in einem Vernichtungssieg erobert werden.
Nachdem 1941 die Krim bis auf die Halbinsel Kertsch und das Belagerungsgebiet um Sewastopol in deutscher Hand war, sollte 1942 der restliche Raum als Vorbereitung der Offensive in Richtung Kaukasus in Besitz genommen werden. Vorbedingung war die Rückeroberung der Halbinsel Kertsch. Vom 15. bis 21. Mai fanden die Kämpfe ihr Ende. Die Parpatsch-Stellung war durchbrochen worden und Trümmer der zerschlagenen sowjetischen Verbände retteten sich über die Straße von Kertsch auf die Taman-Halbinsel. Insgesamt 170.000 Rotarmisten, etwa 21 Divisionen, gerieten in deutsche Gefangenschaft. Am 2. Juni begann die eigentliche Schlacht auf der Krim um Sewastopol, dessen Verteidiger sich erbittert wehrten und endete am 5. Juli. Hierbei wurde erstmals Dora, das größte Eisenbahngeschütz aller Zeiten mit einem Kaliber von 80 cm eingesetzt. Die Krim hatte knapp neun Monate lang eine ganze Armee gebunden, auf einem zwar nicht nebensächlichen, doch isolierten Kriegsschauplatz. Propagandistisch wurden mit diesem Sieg sowie der fast gleichzeitigen Einnahme Tobruks in Nordafrika erneut große Hoffnungen in der deutschen Bevölkerung geweckt.
Am 21. Juli überschritten deutsche Kräfte den Don, wodurch die ersten Schritte für den Vormarsch auf Stalingrad eingeleitet wurden. Zwei Tage später konnte Rostow am Don erobert werden. Nach der Teilung der Heeresgruppe Süd in die Heeresgruppen A (Generalfeldmarschall List, ab November unter Generaloberst von Kleist) und B (Generaloberst Freiherr Maximilian von Weichs) begann die Heeresgruppe A am 26. Juli den konzentrischen Vormarsch in Richtung Kaukasus, während die Heeresgruppe B auf die Wegnahme Stalingrads angesetzt wurde. An den Kämpfen im Kaukasus beteiligten sich 20 von den späteren 90 Ostlegionen. Diese Aufstellungen nationaler Minderheiten unter deutschem Kommando waren Ausdruck einer seit dem Winter 1941/42 verstärkten Bemühung, die rein militärische Kriegsführung im Osten mit einer Form politischer Kriegsführung zu verbinden. Der Masseneintritt ehemaliger Rotarmisten in die deutschen Streitkräfte war die Stalin bewusste „Achillessehne“ der russischen Wehrkraft und wird in der Geschichtsschreibung des „Großen Vaterländischen Kriegs“ bis heute gerne übergangen. In der Roten Armee häuften sich Anzeichen von Disziplinlosigkeit, ganze Truppenverbände liefen zu den Deutschen über. Beim Vormarsch wurde von stark antibolschewistischer Einstellung russischer Bevölkerungsteile berichtet.
In dieser Krisensituation befahl Stalin „Rückzugsstimmung der Truppe“ bedingungslos zu unterbinden. Nun entstanden die berüchtigten Sperrverbände des NKWD. Unmittelbar hinter unzuverlässigen Divisionen sollten sie im Fall eines ungeordneten Rückzugs jeden Flüchtenden erschießen.
Insgesamt liefen die Operationen, was den Raumgewinn im Kaukasus betrifft, innerhalb weniger Wochen ab. Am 4. August wurde Stawropol eingenommen, am 9. August Krasnodar- und der Kuban überschritten. Den rumänischen Verbündeten gelang es die sowjetische Verteidigung an der Ostküste des Asowschen Meeres von Norden her aufzurollen und die Taman-Halbinsel von „rückwärts“ her zu öffnen. Maikop fiel am 9. August in deutsche Hand und die Zugänge zur Ossetischen- und Grusinischen Heerstraße wurden in Besitz gebracht. Auch das Elbrus-Massiv selbst wurde genommen, am 21. August wehte auf dem 5.633 m hohen Gipfel die Reichskriegsflagge. Ein am 26. August beginnender Angriff auf Tuapse wurde nach zwei Tagen angehalten, dafür wurden am 31. August und am 6. September nach schweren Kämpfen die Hafenstädte Anapa sowie Noworossijsk, wichtigster Stützpunkt der Schwarzmeerflotte, genommen. Im Hochgebirge hatten deutsche Truppen die wichtigsten Passübergänge eingenommen und vorübergehend auf breiter Front nach Süden überschritten – sie standen 20 km vor der Küste des Schwarzen Meeres bei Gudauta. Östlich des Elbrus standen die deutschen und rumänischen Truppen in den Flussabschnitten des Baksan und des Terek bis Naurskaja. Nördlich davon verlor sich die Front an der Kuma, in der Nogajer Steppe und in der Kalmykensteppe.
Am 9. September enthob Hitler Feldmarschall List seines Kommandos als Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A. Bis zum 22. November 1942 übernahm er die Führung der Heeresgruppe persönlich und beauftragte dann Generaloberst v. Kleist mit dem Oberbefehl. Die Offensivbewegungen der Heeresgruppe waren ohnehin bereits zum Abschluss gekommen, als durch die Einkreisung der 6. Armee bei Stalingrad eine ernste Gefahr für die südlich des Don stehenden Truppen heraufzog. Als die sowjetischen Truppen am 27. Dezember die Stalingrader Front durchstießen, mussten die besetzten Gebiete im Kaukasus von der Heeressgruppe A aufgegeben werden. Die am 31. Dezember eingeleitete Rückzugsbewegung vollzog sich in drei Etappen, wobei der Kuban-Brückenkopf trotz ständiger Einengung bis zum 9. Oktober 1943 behauptet werden konnte.
Zeitlich parallel zur Schlacht von Stalingrad fand unter dem Decknamen Operation Mars westlich von Moskau eine weitere Großoffensive gegen die deutsch Front statt. Diese sowjetische Offensive gegen die deutschen Verteidiger unter General Model geriet zu einem solchen Desaster, daß die Sowjets alle Aufzeichnungen darüber unter Verschluß hielten. Daher war diese Schlacht bis zur Veröffentlichung des Historikers David M. Glantz praktisch in Vergessenheit geraten.
Stalingrad
Am 23. August 1942 begann die deutsche Luftwaffe mit der Bombardierung von Stalingrad. Am selben Tag konnten deutsche Panzer zum ersten mal in die Außenbezirke von Stalingrad eindringen. In erbitterten Einzelkämpfen in den Häusern und Straßen der Stadt kamen die Deutschen nur unter hohen Opfern voran. Schließlich beherrschte die Wehrmacht zwar etwa 95 % der Stadt, die zum Trümmerhaufen geworden war, die vollständige Inbesitznahme misslang jedoch. Am 19. November begann die Gegenoffensive der Roten Armee, wobei die rumänischen Linien im Süden durchbrochen werden konnten. Die Rote Armee setzte bei dieser als „Operation Uranus“ bezeichneten Offensive über eine Million Soldaten, 13.000 Geschütze und 900 Panzer ein. Am 22. November vereinten sich diese Truppen in Kalatsch mit sowjetischen Verbänden, die vom Norden her die deutschen Stellungen durchbrachen. Damit war die 6. Armee und ein Korps der 4. Panzerarmee (insgesamt 22 Divisionen mit 330.000 Mann) eingekesselt. General Friedrich Paulus, ein hoch begabter Generalstabsoffizier, der jedoch kein Freund von schnellem, seiner Meinung nach unüberlegtem Handeln war, zögerte und gab Befehl, die Stellungen zu halten.
Erst im Laufe des 22.11 erhielt Paulus von der Heeresgruppe den knappen Befehl: Armee aushalten, weiterer Befehl folgt. General Paulus fasste erst jetzt den Entschluss, seine Einheiten umzugruppieren und nach Südwesten durchzubrechen und bat hierfür um volle Bewegungsfreiheit. Hitlers Antwort war entgegen dem Rat seiner Generäle folgende: Führerentscheidung! Bildung eines Kessels. Jetzige Wolgafront und jetzige Nordfront sind unter allen Umständen zu halten! Luftversorgung!
Hermann Göring, der Chef der Luftwaffe, witterte hier eine Chance, sein nach der verlorenen Luftschlacht um England angekratztes Image wieder aufzubessern. Großspurig versprach er eine Luftversorgung von 500t pro Tag. Obwohl Flugzeuge vom Typ Ju 52, die nur etwa 2,5t Material transportieren konnten, pausenlos flogen, konnte diese Menge zu keinem Zeitpunkt erreicht werden. Durch das zunehmend schlechtere Wetter und viele Abschüsse gab es zudem hohe Verluste in der Luftwaffe. Diese konnten im weiteren Kriegsverlauf nicht mehr kompensiert werden, da zugunsten der Versorgung Stalingrads auch das Luftwaffenausbildungsprogramm vernachlässigt wurde. Des Weiteren mussten Feindflüge auf anderen Kriegsschauplätzen stark reduziert werden, um den Treibstoff für die Stalingrader Luftversorgung zu erhalten.
Die schlechte Versorgung der eingeschlossenen 6. Armee führte recht bald zur Unbeweglichkeit der Verbände und zur völligen Entkräftung der Soldaten.
Generalfeldmarschall Erich von Manstein übernahm die Führung einer neuen Heeresgruppe am Don und begann am 12.Dezember mit Teilen der 4. Panzerarmee unter Hermann Hoth einen Entsatzangriff aus dem Raum Kotelnikowo, der bis 48 Kilometer an die Stadt heranführte, dann zwang eine sowjetische Gegenoffensive gegen die 8. italienische Armee (Gariboldi) zur Einstellung des Angriffs. Der letzte Ausweg, ein den Ausbruch einleitender Entlastungsangriff der 6. Armee (Unternehmen „Donnerschlag“), wurde wiederum von Hitler untersagt.
Am 8. Januar 1943 erhielt die 6. Armee eine Aufforderung zur Kapitulation. Selbstverständlich lehnte Paulus diese ab, nicht zuletzt, weil eine Kapitulation zu diesem Zeitpunkt den Zusammenbruch der gesamten Heeresgruppe Süd bedeutet hätte, denn der Kessel von Stalingrad band zu diesem Zeitpunkt etwa 90 Großverbände der Roten Armee.
Am 10. Januar begann die Rote Armee mit der Zerschlagung des Kessels (Operation „Ring“). Sieben sowjetische Armeen griffen in einer groß angelegten Offensive die deutschen Truppen an und spalteten den Kessel in zwei Teile.
Am 16. Januar verlor die 6. Armee ihre wichtigen Flugplätze Pitomnik und Bassargino, 6 Tage später den Flugplatz Gumrak. Nachschub konnte nun nur noch aus der Luft abgeworfen werden, wobei ein Großteil verloren ging. 18.000 verwundete Wehrmachtssoldaten blieben nun ohne medizinische Versorgung, die noch kämpfende Truppe ohne Lebensmittel und Munition.
Am 22. Januar gab Hitler den ausdrücklichen Befehl, die letzten Stellungen in Stalingrad zu halten. In der gespalteten 6. Armee litten viele Soldaten an Erfrierungen, der Nachschub war praktisch zusammen gebrochen.
Am 30. Januar wurde General Paulus von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert. Dies sollte Paulus zum weiteren Aushalten zwingen, da zuvor noch nie ein deutscher Generalfeldmarschall kapituliert hatte. Doch noch am selben Tag nahm Paulus Verhandlungen mit den Sowjets auf.
Am 2. Februar ergaben sich die deutschen Befehlshaber mit etwa 90.000 verbliebenen Soldaten. Nur etwa 6.000 von ihnen sollten die russische Kriegsgefangenschaft überleben und nach Deutschland zurückkehren.
1943

Die Schlacht um Stalingrad markierte einen psychologischen Wendepunkt im Krieg. Ab diesem Zeitpunkt war der Glauben an den „Endsieg“ in der deutschen Bevölkerung kaum noch vorhanden.
Die Stärke der nicht-deutschen Truppen betrug Anfang 1943 rund 176 Verbände mit rund 150.000 Mann. Hinzugekommen waren Anfang 1943 noch zwei Infanteriedivisionen.
Auf dem Südflügel entwickelte sich im Raum Charkow-Belgorod die Lage sehr kritisch. Am 9. Februar musste die Gebietshauptstadt Belgorod geräumt werden.
Am Morgen des 16. Februar musste die Stadt Charkow aufgegeben werden, um der drohenden Einkesselung zu entgehen – die spektakulärste Niederlage in den Wochen nach Stalingrad. Am 21. Februar begann die deutsche Gegenoffensive. Manstein verfügte lediglich über 354 Panzer, wobei ihm etwa 1.800 sowjetische Panzer gegenüberstanden. Bis zum 5. März wurde das Gebiet bis zum mittleren Donec zurückerobert. Es wurden erhebliche Geländegewinne erzielt, einem völlig irritierten Gegner hohe Verluste beigebracht und wieder eine geschlossene Front hergestellt, wodurch der völlige Zusammenbruch der Ostfront im Frühjahr 1943 verhindert wurde. Charkow wurde am 14. März zurückerobert. Eine weitere Offensive im Sommer, die Operation Zitadelle, sollte den Frontbalkon bei Kursk ausräumen, musste jedoch auf dem Höhepunkt der Schlacht wegen der Landung der Alliierten auf Sizilien abgebrochen werden. Die Rote Armee konnte die Offensive unter hohen Verlusten zum Stehen bringen (Panzerschlacht bei Kursk, genauer: Prochorowka).
Nach mehreren sowjetischen Gegenoffensiven in den folgenden Monaten musste die Wehrmacht an der ganzen Front den Rückzug antreten, wobei auch die Halbinsel Krim bis April 1944 geräumt werden musste. Bis November 1943 war Kiew wieder in der Hand der Sowjets, Deutschland lief Gefahr, seine Verbündeten zu verlieren und in Italien errichteten die Alliierten eine zweite Front.
1944
Am 14. Januar begann der sowjetische Angriff auf den deutschen Belagerungsring um Leningrad. 900 Tage hatte die Stadt ausgeharrt und konnte nur im Winter über den zugefrorenen Ladogasee mit Nachschub versorgt werden. Die Sowjets setzten nach: ihre Frühjahrsoffensive brachte weitere Gebietsgewinne, und die Wehrmacht musste sich weiter zurückziehen bis zum Peipus-See. Hitler befahl wie Stalin zu Beginn des Krieges die Taktik der verbrannten Erde, durch die den Sowjets keine kriegswichtigen Einrichtungen hinterlassen werden sollte.
Vom 9. April an konzentrierten sich die sowjetischen Anstrengungen auf die Rückeroberung der Halbinsel Krim, die am 12. Mai wieder fest in sowjetischer Hand war. Die deutschen und rumänischen Einheiten retteten sich großenteils über das Schwarze Meer.
Nach einer kurzen Ruhephase während der schlammigen Frühjahrszeit griffen die Rotarmisten im Juni wieder an. Am 9. Juni begann die Offensive an der finnischen Front auf der karelischen Landenge. Ende Juni kam dieser Angriff auf Höhe der alten Grenze von 1940 zum Stehen.
Ziel der Sowjets war die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte. Am 23. Juni (Operation Bagration) brachen die Angreifer durch die Verteidigungsfront und kesselten große deutsche Verbände bei Witebsk und Bobruisk ein. Am 29. Juni kapitulierten diese Truppen, worauf die Heeresgruppe Mitte praktisch aufgelöst war und die Rote Armee bis kurz vor Warschau und an die Grenzen von Ostpreußen vorstoßen konnte. Diese Niederlage der Deutschen Wehrmacht war verheerender und folgenreicher als die Schlacht um Stalingrad eineinhalb Jahre vorher: denn die Wehrmacht verlor mehr Soldaten (schätzungsweise 500.000 Tote und 400.000 Gefangene) und Gerät, die ganze Ostfront geriet ins Wanken.
Am 3. Juli eroberte die Rote Armee Minsk zurück und kesselte die Reste der deutschen 4. Armee ein, die bald kapitulierte. Weiter südlich drang ab dem 13. Juli in Galizien eine weitere sowjetische Offensive bis Lemberg zur Weichsel vor.
Am 20. Juli 1944 versuchten deutsche Widerständler im Hauptquartier in Ostpreußen ein Attentat auf Hitler, das aber ebenso scheitert wie der anschließende Versuch eines Staatsstreiches in Berlin. Die Attentäter wurden hingerichtet.
Am 1. August begann der Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee. Die traditionelle Sicht der sowjetischen Haltung zu diesem Aufstand (die unter anderem von Churchill selbst vermittelt wurde) wirft Stalins Regierung vor, mit Absicht die Zerschlagung des Aufstands durch die Wehrmacht nicht verhindert zu haben um antikommunistische Kräfte zu schwächen. Demgegenüber weist etwa der britische Historiker Richard Overy (Russlands Krieg. Rowohlt 2003. ISBN 349805032X) jüngst darauf hin, dass die Möglichkeiten der Roten Armee zu diesem Zeitpunkt (nach einer umfangreichen und raumgreifenden Offensive gegen die Heeresgruppe Mitte) begrenzt waren, Entlastungsangriffe am deutschen Widerstand scheiterten und die polnische Heimatarmee es ablehnte, ihre Aktivitäten mit sowjetischen und polnisch-kommunistischen Einheiten zu koordinieren.
Mit dem Beginn der Operation Jassy-Kischinew im August marschierte die Rote Armee in Rumänien ein und vernichtete die (neue) deutsche 6. Armee bei Chişinău. Am 23. August wechselte König Michael von Rumänien die Fronten und erklärte Deutschland den Krieg. Die Erfolge der Sowjets zwangen die Wehrmacht zum Rückzug aus Griechenland, am 13. Oktober rückten britische Einheiten in Athen ein.
Am 5. September nahm die Rote Armee Bulgarien ein; dort inszenierten die Sowjets am 9. September einen kommunistischen Staatsstreich und marschierten am 19. September in Sofia ein. Ein weiterer Verbündeter Deutschlands fiel an diesem 19. September weg, als Finnland einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion schloss.
Am 20. Oktober eroberten sowjetische Einheiten und jugoslawische Partisanen unter Tito die Hauptstadt Belgrad und zwangen die deutsche Heeresgruppe E zum Rückzug bis zur Drina.
Im Norden zog sich die Heeresgruppe Nord am 13. Oktober aus Riga nach Kurland zurück. Ab dem 20. Oktober, als die Rote Armee zur Mündung der Memel vorstieß, war sie vom Rest der Ostfront abgeschnitten, konnte aber von der Roten Armee in zahlreichen Kämpfen nicht vernichtet werden.
Auch in Ostpreußen kam die Offensive der Sowjets im Oktober nach anfänglichen Erfolgen zum Erliegen. Punktuell konnte die Wehrmacht Boden gutmachen.
In der ungarischen Hauptstadt Budapest wurden am 24. Dezember 70.000 deutsche und ungarische Soldaten eingeschlossen, die Stadt konnte am 11. Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen werden.
1945
Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee vom Baranow-Brückenkopf aus mit einer breit angelegten Großoffensive. Die Wehrmacht war zu diesem Zeitpunkt zusätzlich geschwächt, weil bedeutende Kräfte für die Ardennen-Offensive nach Westen abgezogen waren.
Die Rote Armee stieß von Warschau (Befreiung am 17. Januar) aus nach Norden vor und schnitt damit Ostpreußen vom Rest des Reiches ab. Die deutsche Bevölkerung floh in Scharen, denn die Rotarmisten verbreiteten durch Plünderungen, Morde, Brandschatzungen und Vergewaltigungen Angst und Schrecken unter den Zivilisten. Insgesamt gelangten über 2 Millionen Flüchtlinge über das Meer nach Westen. Das KdF-Schiff Wilhelm Gustloff, das Flüchtlinge und deutsche Soldaten aus Ostpreußen evakuierte, wurde von sowjetischen Torpedos versenkt. Bis zum Kriegsende kamen Menschen über die Ostsee nach Westen: Der letzte Evakuierungskonvoi von der Halbinsel Hela (die bis zum Kriegsende von deutschen Truppen gehalten wurde) nach Dänemark mit insgesamt über 40.000 Menschen dauerte vom 5. bis zum 9. Mai 1945.
Die 4. Armee, die Ostpreußen verteidigen sollte, wurde bis Ende März vernichtend geschlagen. Königsberg wurde am 30. Januar eingekesselt, kurzzeitig von deutschen Einheiten entsetzt, fiel aber am 9. April endgültig an die Sowjets.
Am 27. Januar erreichte die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, das aber von der SS zuvor schon aufgegeben worden war. Am selben Tag erreichten erste sowjetische Einheiten Küstrin und damit die Oder.
Nach der sowjetischen Winteroffensive stand die Rote Armee Ende Januar 1945 entlang der Oder und Neiße von Stettin bis Görlitz knapp 80 Kilometer vor Berlin. Im Februar und März brachten die Sowjets rund 2,5 Millionen Soldaten mit über 6.000 Panzern sowie 7.500 Flugzeugen für den Angriff auf Berlin in Stellung. Ihnen gegenüber standen rund eine Million deutsche Soldaten mit knapp 800 Panzern sowie Verbände der Wlassow-Armee.
Die Hauptangriffsrichtung aus vorbereiteten Brückenköpfen folgte der Reichsstraße 1 (heute Bundesstraße 1) über Seelow direkt nach Berlin. Die Höhen von Seelow bildeten dabei ein steil aufsteigendes, natürliches Hindernis, und um diese Höhen wurde eine der größten Schlachten des 2. Weltkrieges geschlagen. Die Schlacht um die Seelower Höhen begann am 16. April mit einem der stärksten Artilleriebombardements der Geschichte: rund 18.000 Artilleriegeschütze und Raketenwerfer konzentrierten ihr Feuer auf gerade einmal 4 km Frontlinie. Im Laufe des 18. April errang die zahlenmäßig weit überlegene Rote Armee die Oberhand und entschied nach gewaltigen Verlusten die Schlacht für sich.
Unterdessen wurde im Süden der sowjetische Belagerungsring um Breslau am 15. Februar geschlossen, welches allerdings erst am 6. Mai in die Hände der Roten Armee fiel. Am 6. März versuchte die 6. SS-Panzerarmee einen Gegenstoß in Ungarn, wurde aber zurückgeschlagen. Am 16. März begann die sowjetische Gegenoffensive, die bis zum 4. April ganz Ungarn eroberte. Wien fiel am 13. April in die Hände der Sowjets, die von Osten aus auch Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark eroberten. Am 8. Mai erreichte die Rote Armee Graz.
Am 25. April schloss sich der Belagerungsring um Berlin und in Torgau begegneten sich erstmals sowjetische und US-amerikanische Kampfeinheiten. Auf deutscher Seite kämpfte neben Einheiten der Wehrmacht und der Waffen-SS auch der Volkssturm und Einheiten der Hitler-Jugend. Am Morgen des 26. April fand der letzte größere und erfolgreiche deutsche Panzerangriff statt, Bautzen wurde zurückerobert (Schlacht um Bautzen). Am 28. April scheiterte der Versuch der 12. Armee unter General Walther Wenck, die Hauptstadt zu entsetzen, am 30. April tötete Adolf Hitler sich selbst im Bunker unter der Reichskanzlei. Am 2. Mai kapitulierten die letzten Verteidiger von Berlin vor der Roten Armee.
Am 8. Mai, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, besetzte die Rote Armee Dresden, am 10. Mai rückten sowjetische Einheiten auch in Prag ein.
Literatur
- Horst Boog/Jürgen Förster/Joachim Hoffmann/Ernst Klink/Rolf-Dieter Müller/Gerd R. Ueberschär: Der Angriff auf die Sowjetunion. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 11008, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596110084. – Textidentisch mit Band 4 (1983) der vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg/Br. herausgegebenen Schriftenreihe Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Standardwerk.
- Gerd R. Ueberschär/Wolfram Wette (Hg.): Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. „Unternehmen Barbarossa“ 1941. Fischer Taschbuch Verlag Nr. 4437 Frankfurt am Main 1991, ISBN 3596244374. – Sammlung von Aufsätzen bekannter Fachhistoriker mit umfangreichem Anhang wichtiger Dokumente.
- Walther Hubatsch (Hg.): Hitlers Weisungen für die Kriegsführung 1939–1945. Dokumente des Oberkommandos der Wehrmacht. Bernhard & Graefe Verlag, Frankfurt am Main 1962.
- Wolfgang Fleischer: Unternehmen Barbarossa 1941, Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-79090-654-9
- Richard J. Overy: Russlands Krieg: 1941–1945, Reinbek bei Hamburg, 2003 ISBN 3-498-05032-X
- Zum Thema Russland-Feldzug und unmittelbare Folgen werden in der bibliographischen Datenbank RussGUS insgesamt mehr als 2.800 Publikationen nachgewiesen (Suchen bei Formularsuche / Sachnotationen: 12.3.4.5.3* ). Suche nach Einzelaspekten ist möglich.
Weblinks
- http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/sowjetunion/
- Unternehmen Barbarossa bei Shoa.de
- Die Präventivkriegsthese
- Hitlers „Erlass über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet 'Barbarossa' und über besondere Maßnahmen der Truppe“ vom 13. Mai 1941
- Stalin „Über den Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion“
- Veröffentlichung von David M. Glantz über Operation Mars
- Erinnerungen des Leutnants d.R. Wilhelm Radkovsky 1940-1945 Berichte eines deutschen Soldaten über seine Erlebnisse an der Ostfront
- Taschendolmetscher für Frontsoldaten, Deutsch-Russisch, 1943