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Baskische Sprache

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Baskisch (Euskara)

Gesprochen in

Spanien, Frankreich
Sprecher ca. 650.000 (Muttersprachler)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Spanien (Region Euskadi)
Sprachcodes
ISO 639-1

eu

ISO 639-2 (B) baq (T) eus

Die baskische Sprache (Baskisch) - im Baskischen je nach Dialekt euskara, eskuara oder euskera genannt - ist eine isolierte Sprache, die nach dem überwiegenden Urteil der einschlägigen Forschung mit keiner anderen bekannten Sprache verwandt ist, insbesondere gehört sie nicht zur indogermanischen, uralischen oder turkischen Sprachfamilie, denen alle anderen Sprachen Europas zuzurechnen sind. Das Baskische wird im Baskenland, der spanisch-französischen Grenzregion an der Atlantikküste, von etwa 650.000 Menschen gesprochen, davon etwa 600.000 in Spanien. Die Bezeichnung "Basken" stammt vom Lateinischen "vascones", ein Name, der ursprünglich auch für keltiberische Gruppen benutzt wurde.

Zur Sprachpolitik im Baskenland siehe den Artikel Baskische Sprachpolitik.


Einleitung

Das Baskische ist heute die einzige nicht-indogermanische Sprache Westeuropas und die einzige isolierte Sprache des gesamten europäischen Kontinents. Schon dadurch nimmt sie eine auffällige Sonderrolle ein. Baskisch konnte sich im Pyrenäen-Gebiet Spaniens und Frankreichs über Jahrtausende gegen verschiedene indogermanische Sprachen behaupten, darunter das Keltische, das Lateinische und die heutigen romanischen Sprachen. Es ist sicher nicht falsch anzunehmen, dass das Baskische der letzte überlebende Vertreter einer alteuropäischen Sprachschicht ist, die vor dem Vordringen des Indogermanischen in weiten Teilen Westeuropas verbreitet war. Allerdings kann das Altbaskische oder Vaskonische - der antike Vorgänger der modernen Sprache - entgegen einer heute als populär vertretenen Auffassung kaum als eine Art alteuropäische Gemeinsprache angesehen werden, die vor der Indogermanisierung über ganz Süd-, West- und Mitteleuropa verbreitet gewesen sei. Sicherlich gab es in diesem umfangreichen Gebiet verschiedene vorindogermanische Sprachen, die nur zum Teil mit dem Vorläufer des heutigen Baskischen verwandt waren. Zeigt doch schon das Iberische und Südlusitanische, dass es sogar auf der iberischen Halbinsel vorindogermanische Sprachen gab, die offensichtlich keine Verwandtschaft mit dem Baskischen aufwiesen.

Als eine frühe Form des Baskischen kann das Aquitanische (in Südfrankreich) gelten, das nur in etwa 500 Personen- und Götternamen auf lateinisch geschriebenen Grab- und Weihinschriften überliefert ist. Sowohl das Namengut als auch die wenigen identifizierbaren morphologischen Partikel weisen eine Verwandtschaft mit dem heutigen Baskischen auf. (Z.B. aquit. nesca "Wassernymphe", bask. neska "Mädchen"; -en(n) aquit. und bask. Genitivendung).

Ethnolinguistische Daten zum Baskischen

Sprecherzahlen

Das Baskische wird heute von etwa 650.000 Menschen vor allem in Nordost-Spanien und Südwest-Frankreich gesprochen, rund eine weitere halbe Mio. dürfen das Baskische (wenigstens ansatzweise) verstehen. Fast alle Sprecher sind zweisprachig und beherrschen zusätzlich die Nationalsprache ihrer jeweiligen Länder. In Spanien besitzt das Baskische den Status einer regionalen Amtssprache, die rigide Minderheitenpolitik Frankreichs lässt nicht einmal eine offizielle Zählung der Sprecher zu.

Geographische Verteilung

Das Sprachgebiet umfasst einen 50 Kilometer breiten Küstenstreifen von Bilbao in Spanien bis Bayonne in Frankreich, insgesamt ein Gebiet von etwa 10.000 km². In Spanien sind das die Provinzen Guipozcoa, Teile von Biscaya und Navarra, eine Ecke von Alava; in Frankreich der westliche Teil des Department Pyrénées Atlantiques mit den Bezirken Labourd, Basse-Navarre und Soule. Die Sprecherzahlen betragen in Spanien knapp 600.000, in Frankreich etwa 60.000 (von rund 300.000 ethnischen Basken), 8.000 Sprecher leben in den USA. Im Baskenland besteht eine starke Zersplitterung der Sprachlandschaft.

Dialekte, Euskara Batua

Die Sprachwissenschaft unterscheidet meist sieben Hauptdialekte des Baskischen:

  • in Spanien: Biskaya, Gipuzkoa, Araba, Nafarroa (Navarrisch)
  • in Frankreich: Lapurdi (Laburdinisch), Nafarroa Behera (Nieder-Navarrisch), Zuberoa (Suletinisch)

Diese Dialekte lassen sich aber noch einmal in mindestens 25 Subdialekte untergliedern. Man erkennt in den baskischen Dialektbezeichnung unschwer die spanischen und französischen Provinznamen, denen sie zugeordnet sind. Die Dialektunterschiede sind nicht sehr groß, Nachbardialekte sind gut gegenseitig verständlich, am stärksten weicht der östlichste französische Dialekt, das Zuberoa (Souletin) ab.

Aus dem zentralen Gipuzkoa-Dialekt hat die Baskische Akademie unter der Führung von L. Michelena seit 1968 einen Sprach- und Schriftstandard Euskara Batua (Gemeinsames Baskisch) geschaffen. Seit 1980 sind mehr als 80 % aller baskischen Publikationen - immerhin rund 5000 Titel - in dieser standardisierten Sprache erschienen, die sich langsam auch als gesprochene Hochsprache durchzusetzen beginnt. (Dazu weitere Details im Artikel Baskische Sprachpolitik.)

Geschichte der baskischen Sprache

Zu Beginn unserer Zeitrechnung wurde das Baskische nachweislich nördlich und südlich der Pyrenäen und in weiten Teilen Nordspaniens gesprochen. Der Rückzug in abgelegene Gebiete rettete es vor der völligen Verdrängung durch das Lateinische. Nach der römischen Herrschaft dehnte sich das Sprachgebiet weiter nach Südwesten bis in die Provinz Rioja Alta aus. Die östlichsten baskischen Dialekte ("Aquitanisch") wurden früh von den romanischen Sprachen verdrängt. Im Mittelalter konnte sich das ländliche schriftlose Baskische nur schwer gegen die aufstrebenden romanischen Schrift- und Kultursprachen (z.B. Navarresisch und Okzitanisch) behaupten. Im Süden verlor das Baskische gegen das weiter vordringende Spanische, hat aber heute etwa denselben geographischen Umfang wie im 16. Jhdt. behalten, obwohl es in den letzten beiden Jahrhunderten in den industriellen Zentren des Baskenlandes und in den Grenzgebieten einen harten Überlebenskampf führen musste.

Lateinische Inschriften meist aus Südwest-Frankreich bewahren einige eindeutig baskische Personennamen. Seit 1000 n. Chr. bleiben baskische Eigennamen, aber auch baskische Formeln und kurze Sätze häufiger erhalten. Das erste baskische Buch wurde 1545 gedruckt, es war der Beginn einer ununterbrochenen literarischen Überlieferung. Die Etablierung der gemeinsamen Schrift- und Hochsprache Euskara Batua, die weite Verbreitung des Baskischen bei den ethnischen Basken und deren Nationalbewusstsein trägt sicherlich wesentlich zur längerfristigen Behauptung dieser Sprache bei, obwohl sie nicht einmal 1 Mio. Sprecher hat.

Beziehungen des Baskischen zu anderen Sprachen

Der Nachweis einer Verwandtschaft des Baskischen mit anderen Sprachen ist schon deshalb schwierig, weil

  • größere schriftliche Zeugnisse erst aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert vorliegen, so dass ältere Sprachstufen nur schwer rekonstruiert werden können;
  • andere altiberische Sprachen nur lückenhaft bekannt sind und man also nicht entscheiden kann, ob die existierenden baskisch-altiberische Wortgleichungen nicht vielleicht auf Entlehnung oder Sprachkontakt zurückgehen (siehe "iberische Hypothese").

Dennoch gab und gibt es zahlreiche Versuche, das Baskische mit anderen Sprachen und Sprachfamilien genetisch in Beziehung zu setzen. Offensichtlich bot die Isolation des Baskischen inmitten indogermanischer Sprachen dazu einen besonderen Anreiz. R.P.G. Rijk 1992 beschreibt das Ergebnis dieser Bemühungen lapidar: For all the ink spent on its genetic affiliations over the past hundred years, the matter is still unclear.

Die iberische Hypothese

Der deutsche Philologe H. Schuchardt stellte Ende des 19. Jhdts. die Hypothese der Verwandtschaft des Baskischen mit dem Iberischen auf. Zu dieser heute meist verworfenen Hypothese einige Hinweise. Das Iberische - nicht zu verwechseln mit dem Keltiberischen, einer keltischen und somit indogermanischen Sprache - ist eine nicht-indogermanische Sprache des vor- und frührömischen Spaniens (6. bis 1. Jahrhundert v. Chr.), die zunächst vereinzelt in griechischer, später in größerem Umfang in einer eigenen - von den Phöniziern und Griechen beeinflussten - iberischen Schrift auf zahlreichen Inschriften und Münzen in Spanien, auf den Balearen und in Südfrankreich überliefert wurde. Obwohl die Entzifferung der iberischen Buchstaben-Silben-Schrift gelungen ist (M.G. Moreno 1922-24), sind die iberischen Texte kaum verständlich geworden. Insbesondere war - entgegegen der ursprünglich Erwartung - das Baskische zu ihrem Verständnis bisher in keiner Weise hilfreich, was allein schon eine nähere Verwandtschaft dieser beiden Sprachen unwahrscheinlich macht. Dennoch wird von einigen Forschern die baskisch-iberische Hypothese nach wie vor vertreten, während die Mehrheit sie inzwischen ablehnt. Einige iberisch-baskische Wortgleichungen (z.B. mit bask. bizkar "Felswand", argi "hell", ilun "dunkel", hiri "Stadt") sind durch den engen Kontakt des Altbaskischen mit dem Iberischen zu erklären

Afrikanische Verwandte?

Andere verbanden das Baskische mit dem Afroasiatischen (z. B. den Berber-Sprachen Nordafrikas) oder afrikanischen Sprachen, die man heute zum Nilosaharanischen rechnet (z.B. den saharanische Sprachen). Keine dieser Hypothesen konnte sich durchsetzen, typologisch waren sie äußerst fragwürdig.

Die kaukasische Hypothese

Diese Theorien wurden zudem bald durch die baskisch-kaukasische These verdrängt, die das Baskische mit den Kaukasus-Sprachen insgesamt oder einer Teilgruppe davon in Verbindung brachte. Unter den kaukasischen Sprachen versteht man die alteingesessenen Sprachen des Kaukasus, die weder indogermanisch, noch turkisch noch semitisch sind. Der Kaukasologe G.A. Klimov setzte sich mit verschiedenen Autoren der baskisch-kaukasischen These kritisch auseinander und kommt zu einer völligen Ablehnung (Klimov 1994).

Klimovs Hauptgründe für die Ablehnung einer Verwandtschaft des Baskischen mit den kaukasischen Sprachen sind:

  • die verschiedenen genetischen Einheiten des Kaukasischen (das in mindestens drei verschiedene Gruppen zerfällt) werden beim Sprachvergleich nicht berücksichtigt
  • das Baskische wird nach Bedarf mit einzelnen der rund 40 modernen Kaukasussprachen verglichen, anstatt rekonstruierte kaukasische Proto-Sprachen heranzuziehen
  • Lautgesetze zwischen dem Baskischen und kaukasischen Einheiten werden selten etabliert
  • die Argumentation ist generell stark typologisch geprägt, wodurch sie keinerlei genetische Beweiskraft besitzt
  • semantische Anachronismen werden herangezogen (z. B. werden Wörter der Eisenverarbeitung zum Vergleich benutzt, obwohl das Baskische und die Kaukasus-Sprachen sich vor mindestens 5000 Jahren getrennt haben müssten; damals gab es keine Eisenverarbeitung)
  • indogermanische Lehnwörter werden in den Vergleich einbezogen

Klimovs Fazit: Die baskisch-kaukasische These wird heutzutage nur noch von Journalisten oder von solchen Sprachforschern aufrechterhalten, die mit den Fakten des Baskischen oder der kaukasischen Sprachen nicht vertraut sind (Klimov 1994).

Die dene-kaukasische Hypothese

Die neuesten Versuche zielen darauf ab, das Baskische als ein Glied einer hypothetischen europäisch-asiatisch-nordamerikanischen Makrofamilie, dem sogenannten Dene-Kaukasischen, zu etablieren. Diese Makrofamilie geht im Kern auf S. Starostin 1984 zurück, die Hinzunahme des Baskischen wurde unter anderen von Ciribka 1985 vorgeschlagen. Nach dieser These wäre das Baskische mit dem Nordkaukasischen, dem Sino-Tibetischen und den Na-Dene-Sprachen Nordamerikas verwandt. Die dene-kaukasische Hypothese wird allerdings bisher nur von wenigen Forschern unterstützt, somit ist auch die Frage einer Einordnung des Baskischen in diese Makrofamilie völlig ungeklärt.

Baskisch und Alteuropäisch

Eine neuere äußerst umstrittene Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass ein vaskonisch genannter Vorläufer des Baskischen, nach den Erkenntnissen der Onomastik (Namensforschung), einst in weiten Teilen Europas verbreitet war und sich noch heute in vielen vor-indogermanischen Orts- und Flussnamen findet (Literatur: E. Hamel, T. Vennemann 2002). Nach dieser These gibt es u. a. Übereinstimmungen zwischen Ortsbezeichnungen in ganz Europa und baskischen Wörtern. Nahezu alle Forscher haben diesen Ansatz verworfen.

Isolierte Sprache

Man muss abschließend feststellen, dass bis heute kein hinreichender Nachweis für die Verwandtschaft des Baskischen mit irgendeiner anderen bekannten Sprache oder Sprachfamilie gelungen ist. Sie ist als isoliert einzustufen.

Zur Sprachstruktur des Baskischen

Das Baskische unterscheidet sich typologisch völlig von den heute benachbarten romanischen und allen indogermanischen Sprachen: es besitzt eine Suffix-Deklination (wie agglutinierende Sprachen, z. B. die uralischen und turkischen Sprachen), kein grammatisches Geschlecht und ein äußerst formenreiches und kompliziertes Verbalsystem mit der Markierung der Person von Subjekt, direktem und indirektem Objekt in jeder finiten Verbalform.

Ergativsprache

Das Baskische ist eine Ergativ-Sprache, das heißt es gibt für das Subjekt eines transitiven Verbums einen besonderen Fall, den Ergativ, während für das Subjekt intransitiver Verben der Absolutiv benutzt wird. Dieser Absolutiv dient gleichzeitig als direktes (Akkusativ-) Objekt transitiver Verben. Der Ergativ wird im Baskischen durch das Suffix /-(e)k/ gekennzeichnet, der Absolutiv bleibt unmarkiert, er stellt die Grundform des Nomens dar.

  • Jon dator > John kommt (intransitiv, Jon im Absolutiv)
  • Jonek ardo dakar > John bringt Wein (ardo) (transitiv, Jon im Ergativ, ardo im Absolutiv)
  • Oinak zerbitzatzen du eskua > Der Fuß (oina) bedient die Hand (eskua),
  • eta eskuak oina > und die Hand den Fuß.

Nominalmorphologie

Definite und indefinite Form, Pluralbildung

Das Nomen besitzt eine indefinite numerusfreie Grundform und eine definite Form mit Singular und Plural. Im Absolutiv (siehe oben) lauten die Formen wie folgt:

Definitheit/Numerus Form Übersetzung
Absolutiv indefinit katu Katze
Absolutiv Singular (definit) katu-a die Katze
Absolutiv Plural (definit) katu-ak die Katzen

Kasusbildung

Das Baskische bildet die Kasus eines Nomens durch Anfügen feststehender Suffixe. Die Suffixe der Deklination sind in reiner Form bei den Eigennamen und indefiniten Formen erhalten. Die definiten Singularsuffixe werden durch Einfügen des Definit-Markers /-a-/ gebildet, die Plurale meist durch Wegfall des suffixeinleitenden /-r-/. Ein grammatisches Geschlecht kennt das Baskische (fast) nicht. Die folgenden Tabelle gibt eine Übersicht über die regelmäßige Deklination im Baskischen.

Die wichtigsten Fälle und ihr Suffix nach Vokal:

Kasus indefinit Singular
definit
Plural
definit
Bedeutung
Absolutiv - -a -ak (siehe oben)
Ergativ -k -ak -ek (siehe oben)
Dativ -ri -ari -eizu für
Genitiv -ren -aren -en possessiver Genitiv
Benefaktiv -rentzat -arentzat -entzat zugunsten von
Komitativ -rekin -arekin -ekin zusammen mit
Instrumental -z, -taz -az -ez mittels
Inessiv -tan -an -etan in, bei
Allativ -tara -ra -etara nach, zu
Ablativ -tatik -tik -etatik von, durch
Separativ -tako -ko -etako von - her

Die Deklination von Nomina, die auf einen Konsonanten auslauten, unterscheidet sich nur unwesentlich: das suffixeinleitende /-r/ entfällt bei den indefiniten Formen, vor manchen Suffixen wird ein /-e-/ eingefügt.

Personalpronomina

Die Deklination der Personalpronomina erfolgt nach demselben Schema:

Kasus ich du er/sie wir ihr sie (Plural)
Absolutiv ni zu hura gu zuek haiek
Ergativ nik zuk hark guk zuek haiek
Dativ neri zuri hari guri zuei haiei
Genitiv nere zure haren gure zuen haien
Benefaktiv neretzat zuretzat harentzat gueretzat zuentzat haientzat
Komitativ nerekin zurekin harekin gurekin zuekin haiekin
Instrumental nitaz zutaz hartaz gutaz zuetat haietaz

Nominalphrasen

Die Kasusendungen werden in einer Nominalphrase aus mehreren Gliedern nur an das letzte Glied angehängt. Die vorangehenden Glieder werden nicht mitdekliniert. |Attributive Adjektive stehen hinter ihrem Nomen, bat = "ein" hat die Funktion eines unbestimmten Artikels und steht am Ende der Nominalphrase.

Beispiele von Nominalphrasen

Baskisch Deutsch
asto txuri bat ein weißer (txuri) Esel (asto)
katu beltz batengantik wegen einer schwarzen (beltz) Katze (katu)
etxe ederra das schöne (eder) Haus (etxe)
gure ahuntz politak unsere (gure) schönen (polit) Ziegen (ahuntz)
zahagi berrietan in den neuen (berri) (Wein-)Schläuchen (zahagi)

Zahlwörter

1 bat 11 hamaika 10 hamar
2 bi 12 hamabi 20 hogei
3 hiru 13 hamahiru 30 hogeitahamar
4 lau 14 hamalau 40 berrogei
5 bost 15 hamabost 50 berrogeitahamar
6 sei 16 hamasei 60 hirurogei
7 zazpi 17 hamazazpi 70 hirurogeitahamar
8 zortzi 18 hamazortzi 80 laurogei
9 bederatzi 19 hemeretzi 90 laurogeitahamar
10 hamar 20 hogei 100 ehun

Die Zehner zeigen ein klares Vigesimal-System (Zwanziger-System). Man vergleiche die Reste dieses Systems im Französischen.

Verbalmorphologie

Während sich die Flexion des Nomens im Baskischen trotz der vielen Fälle recht übersichtlich gestaltet, ist die Verbalmorphologie geradezu berüchtigt für ihre außerordentlich vielfältige und komplizierte Formenbildung. Grammatiker des 18. Jhdt. zählten nicht weniger als 30.952 Formen eines einzigen Verbs. Ursache dafür: die Formen des finiten Verbs im Baskischen enthalten nicht nur einen Bezug auf die jeweilige Person des handelnden Subjekts (das ist der Normalfall etwa in indogemanischen Sprachen: ich liebe, du liebst, er liebt u.s.w.), sondern zusätzlich auf die Person des direkten und des indirekten Objekts der Handlung.

Z.B. Einige Formen des Präsens vom Verbum ukan = haben (3sg = 3. Pers. Sing. usw.):

Baskisch Übersetzung Subjekt direktes
Objekt
indirektes
Objekt
du er hat es 3sg 3sg -
gaitu er hat uns 3sg 1pl -
zaitugu wir haben dich 1pl 2sg -
diot ich habe es für ihn 1sg 3sg 3sg
dizut ich habe es für dich 1sg 3sg 2sg
dizkizut ich habe sie für ihn 1sg 3pl 3sg
dizkigute sie haben sie für dich 3pl 3pl 2sg

Man erkennt sofort, zu welcher Formenfülle diese dreifache Markierung der Verbalformen führen muss. Eine übersichtliche Darstellung des Paradigmas müsste dreidimensional sein.

Das Baskische unterscheidet eine sog. einfache Konjugation, bei der die Formen direkt vom Verb selbst gebildet werden (wie das deutsche Präsens) und eine zusammengesetzte (periphrastische) Konjugation mit Hilfsverben (wie das deutsche Perfekt "ich habe geliebt").

Die "einfache" Konjugation

Die sog. einfache Konjugation findet nur für eine kleine Gruppe häufig verwendeter Verben Anwendung. Die einzelnen Formen dieser Verben sind unregelmäßig, somit kann man auch von einer starken Konjugation reden. Stark oder einfach konjugiert werden die Verben izan sein, ukan haben, egon sein, etorri kommen, joan gehen, ibili sich bewegen, eduki haben, halten, jakin wissen, esan sagen. Im literarischen Baskischen werden noch einige weitere Verben stark konjugiert, wie ekarri bringen, erabili benutzen, eraman tragen, etzan liegen, iraun dauern. Der Anteil der sog. einfachen Verben war in früheren Sprachphasen größer, Texte aus dem 16. Jhdt. enthalten etwa fünfzig. Heute werden sie als Mittel des gehobenen Stils verwendet. Alle anderen Verben werden periphrastisch (d.h. mit Hilfsverben) konjugiert. Die einfache Konjugation besitzt heute nur noch zwei Tempora (Präsens und Präteritum) und einen Imperativ.

Beispiel: Präsens vom Verbum ekarri "bringen" mit einigen Varianten des Subjekts und direkten und indirekten Objekts (3sg = 3. Pers. Sg.):

Baskisch Übersetzung Subjekt direktes
Objekt
indirektes
Objekt
dakart ich bringe es 1sg 3sg -
dakark du bringst es 2sg 3sg -
dakar er bringt es 3sg 3sg -
darkarte sie bringen es 3pl 3sg -
dakartza er bringt sie 3sg 3pl -
nakar er bringt mich 3sg 1sg -
hakar er bringt dich 3sg 2sg -
dakarkiote sie bringen es zu ihm 3pl 3sg 3sg
dakarzkiote sie bringen sie zu ihm 3pl 3pl 3sg

Ein vollständiges Schema des Präsens des häufig benutzten Hilfsverbs ukan "haben" mit festem direktem Objekt in der 3. Sg. 'es' und variablem Dativ-Objekt zeigt folgende Tabelle:

Subjekt Person des indirekten Objekts
ohne 1sg 2sg 3sg 1pl 2pl 3pl
1sg dut - dizut diot - dizuet diet
2sg duzu didazu - diozu diguzu - diezu
3sg du dit dizu dio digu dizue die
1pl dugu - dizugu diogu - dizuegu diegu
2pl duzue didazue - diozue diguzue - diezue
3pl dute didate dizute diote digute dizuete diete

Zum Beispiel heißt diguzue "ihr habt es für uns". Die entsprechenden Formen für ein direktes Objekt in der 3. Pers. Pl. werden bei den Formen mit Dativbezug durch Einschub von -zki- hinter der ersten Silbe di- erzeugt, z. B. dizkiot "ich habe sie für ihn".

Die zusammengesetzte Konjugation

Die zusammengesetzte Konjugation - nach der alle anderen Verben konjugiert werden - wird mit einer Stammform des Verbums (Stamm, Partizip Perf. oder Futur, Gerundium) zusammen mit einer Form der Hilfsverben izan, ukan, edin oder ezan gebildet. Dabei werden ukan und ezan bei transitiven, izan und edin bei intransitiven Verben verwendet. Auf weitere Details soll hier verzichtet werden. (Siehe Literaturangabe.)

Vokabular, Lehnwörter

Das Baskische hat nicht nur in seiner Morphologie sondern auch in seinem Wortschatz eine augenfällige Eigenständigkeit bewahrt, trotz des übermächtigen mindestens 2500-jährigen Drucks der umgebenden indogermanischen Sprachen. Dennoch hat es im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Lehnwörter vor allem aus dem Lateinischen und den romanischen Sprachen integriert. Einige Beispiele sind: errege < lat. rex, regis = König, lege < lat. lex, legis = Gesetz, eliza < lat. ecclesia = Kirche, liburu < lat. liber = Buch, dorre < lat. torris = Turm, bake < lat. pax, pacis = Frieden, gaztelu < lat. castellum = Kastell, katu < span. gato = Katze. Eine weitere wichtige Lehnwortschicht entstammt dem Keltischen wie z.B. adar = Horn, hartz = Bär, maite = Hirsch.

Obwohl das Baskische zahlreiche Möglichkeiten besitzt, durch Ableitungen neue Wörter zu bilden, finden heute die englischen und romanischen Begriffe der modernen Technologie in großem Umfang als Fremdwörter Eingang ins Baskische. Umgekehrt gelangten nur sehr wenige baskische Lehnwörter in die umgebenden romanischen Sprachen, allerdings haben baskische Familien- und Ortsnamen in Spanien und Lateinamerika weite Verbreitung gefunden (z.B. Bolívar, Echeverria und Guevara).

Literatur

  • J. D. Bengtson: The Comparison of Basque and North Caucasian. in: Mother Tongue. journal of the Association for the Study of Language in Prehistory. Gloucester MA 5.1999. ISSN 1087-0326
  • J. I. Hualde, J. Ortiz de Urbina: A Grammar of Basque. Mouton grammar library. Bd 26. de Gruyter, Berlin 2003. ISBN 3-11-017683-1
  • Ernst Kausen: Die baskische Sprache. Gießen 2001. (DOC, online) (Der Aufsatz ist die Basis für diesen Artikel)
  • Alan R. King: The Basque Language - A Practical Introduction. University of Nevada Press, Reno 1994. ISBN 0-87417-155-5
  • Helmut Kühnel: Wörterbuch des Baskischen. Reichert, Wiesbaden 1999. ISBN: 3-89500-121-X
    (Wörterbuch Baskisch - Deutsch und Deutsch - Baskisch; Tabellen zu Wortbildungsuffixen und zur Verbalmorphologie.)
  • R. W. Thornton: Basque Parallels to Greenberg's Eurasiatic. in: Mother Tongue. journal of the Association for the Study of Language in Prehistory. Gloucester MA 7.2002. ISSN 1087-0326
  • R. L. Trask: Basque and Dene-Caucasian. in: Mother Tongue. journal of the Association for the Study of Language in Prehistory. Gloucester MA 1.1995. ISSN 1087-0326 (Mit umfangreicher und kompetenter Diskussion des Themas)
  • Elisabeth Hamel, Theo Vennemann: Vaskonisch war die Ursprache des Kontinents. in: Spektrum der Wissenschaft. Deutsche Ausgabe des Scientific American. Spektrumverlag, Heidelberg 25.2002,5,32ff. ISSN 0170-2971