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Tadschikistan

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Tadschikistan (tadschikisch in kyrillischer Schrift: Тоҷикистон Todschikiston; amtlich Republik Tadschikistan, tadschikisch Ҷумҳурии Тоҷикистон Dschumhurii Todschikiston, russisch Республика Таджикистан Respublika Tadschikistan, in nicht-deutscher Transkription meist Tajikistan oder Tadjikistan) ist ein Binnenstaat in Zentralasien. Hauptstadt Tadschikistans ist Duschanbe.

Geographie

Satellitenbild von Tadschikistan

Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, das an Usbekistan, Kirgisistan, die Volksrepublik China und Afghanistan grenzt. Mehr als zwei Drittel der Fläche sind Hochgebirge. Fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von 3000 m und höher. Der Osten des Landes wird vom Pamir-Gebirge und dem größten Teil des Pamir-Hochlandes geprägt. Dort befindet sich auch der höchste Berg des Landes, der 7495 m hohe Pik Ismoil Somoni (früher Pik Kommunismus). Im Norden des Landes erstreckt sich die Gebirgskette des Alai. Südlich der Serafschankette liegt im Westen das Fan-Gebirge. Nur im äußersten Norden besitzt Tadschikistan mit einem Teil des Ferghanatals Tiefland, das durch den größten Fluss des Landes, den Syrdarja, bewässert wird und intensiv ackerbaulich genutzt werden kann. Im größten Teil des Landes ist wegen der Höhenlage und des Reliefs nur extensive Viehzucht möglich. Der größte See ist der Karakul (380 km²) im Osten des Landes; weitere große Seen sind der Saressee (≈ 80 km²) und der Zorkulsee 38,9 km². Der größte Stausee ist der Kairakkum-Stausee (520 km²) am eben genannten Syrdarja. Insgesamt verfügt Tadschikistan über mehr als 60 Prozent der zentralasiatischen Wasserressourcen in fester und flüssiger Form. [3]

Klima

Klimadiagramm Duschanbe
Klimadiagramm Chorugh

Tadschikistan befindet sich in der trockenen subtropischen Klimazone. Das Klima ist extrem kontinental mit kalten Wintern und heißen Sommern. Außer in den Tal- und Beckenländern, wo ein subtropisches feuchtes Klima herrscht, werden in den Sommermonaten Temperaturen von bis zu 45 °C erreicht. Es bestehen große Temperaturunterschiede zwischen den tiefer und den höher gelegenen Regionen des Landes. Die Jahresniederschlagsmengen sind relativ niedrig, so dass Steppenvegetation vorherrscht. Im Ferganabecken beträgt die Niederschlagsmenge gerade einmal 140 mm Niederschlag im Jahr. Nur die Südhänge des Hissargebirges sind mit 1700 mm im Jahr sehr niederschlagsreich.

Bevölkerung

Die 84,3 % der Bevölkerung (2010) bildenden Tadschiken sind ein iranisches Volk in Zentralasien. Es leben dort verschiedene Minderheiten von Usbeken (13,8 % der Bevölkerung) und Kirgisen (0,8 %). Weitere Minderheiten sind Russen (0,5 %), Tataren, Ukrainer, Deutsche und andere. Nach seinem Austritt aus der Sowjetunion und im Verlauf des anschließenden Bürgerkriegs haben viele Nicht-Tadschiken das Land verlassen. Lebten 1989 noch fast 400.000 Russen in Tadschikistan, so waren es 2005 noch knapp 140.000. Viele Bucharische Juden und Aschkenasen (1989 noch etwa 15.000 Menschen) verließen das Land, so dass sich die Gesamtzahl der Juden Tadschikistans auf rund 1000 reduzierte.[4] Ein Teil der Auswanderer wurde 1992 in einer wenig bekannten Luftbrücke nach Israel ausgeflogen.[5] Der Anteil der Tadschiken stieg von 62 % im Jahr 1989 auf fast 80 % im Jahr 2000.[6]

Religionen

Die Einwohner Tadschikistans sind zu über 90 % Anhänger des Islam, vorwiegend sunnitisch. Lediglich im Osten gibt es einige Anhänger des schiitischen Islam, vor allem Ismailiten. Daneben leben auch ungefähr 230.000 (3,1 %) Christen im Land (Russisch-Orthodoxe, Evangeliumschristen-Baptisten, Tadschikische Katholiken, Siebenten-Tags-Adventisten, Koreanische Protestanten, Tadschikische Lutheraner sowie Zeugen Jehovas). Die Siebenten-Tags-Adventisten und vor allem die Baptisten zeichnen sich durch beständige Missionierung und durch Katastrophenhilfen aus. Außerdem leben in Tadschikistan noch Bahais, Zoroastrier, Anhänger von Hare Krishna und Juden (0,014 %), darunter sowohl Aschkenasim als auch Bucharische Juden.

Dass oppositionelle Islamisten die Errichtung eines islamischen Gottesstaates anstreben, dient der Regierung als Vorwand, um seit 2007 Moscheen zu schließen. Im gleichen Jahr verbot das Kulturministerium die Zeugen Jehovas wegen ihrer Wehrdienstverweigerung (es gibt in Tadschikistan keinen zivilen Ersatzdienst) und ihrer öffentlichen Missionstätigkeit.[7]

2009 trat ein neues, restriktives Religionsgesetz in Kraft. Gemäß diesem „Gesetz über die Gewissensfreiheit und religiöse Vereinigungen“ ist jede religiöse Betätigung ohne staatliche Registrierung verboten. Alle bestehenden Religionsgemeinschaften mussten um neue Registrierung ansuchen. Mangels erfolgter Registrierung ist derzeit die Tätigkeit zahlreicher Moscheen, der einzigen Synagoge des Landes und einiger protestantischer Gruppen wie der Baptisten verboten, Gotteshäuser wurden vom Staat konfisziert.[8]

2011 wurde ein neues Gesetz beschlossen, das Minderjährigen jegliche Teilnahme an Gottesdiensten, religiösen Veranstaltungen und Religionsunterricht nichtregistrierter Glaubensgemeinschaften verbietet. Eltern, die ihren Kindern trotzdem religiöse Werte und Überzeugungen zu vermitteln versuchen, werden mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht.[9]

Sprache

Die primäre Amtssprache in Tadschikistan ist das Tadschikische, das teilweise auch als Dialekt der persischen Sprache klassifiziert wird. Die offizielle Bezeichnung lautet „‎Tādschikī“ (Taschikisch), umgangssprachlich wird auch die Bezeichnung Persisch („Fārsi“) verwendet. Im Unterschied zu der im Iran und in Afghanistan verwendeten Standardvarietät verwendet das Tadschikische die kyrillische Schrift statt des persischen Alphabets.[10]

Eine wichtige Umgangssprache ist Russisch, in Tadschikistan die Sprache der internationalen Politik und Wirtschaft. Im Jahr 2011 erhielt Russisch wieder eine offizielle Stellung. Es wurde in der tadschikischen Verfassung offiziell als Sprache der „interethnischen Kommunikation“ festgelegt. Ebenfalls eine gewisse Rolle spielt die usbekische Sprache, aufgrund der starken usbekischen Minderheit im Land. In den Seitentälern des Pjandsch und im Pamir existieren noch viele kleine iranische Sprachen, wie z. B. Jaghnobi.

Deutsche Minderheit

In Tadschikistan lebt auch heute noch eine kleine Minderheit von Deutschstämmigen. Ihre Zahl ist jedoch stark zurückgegangen, insbesondere nach dem Zerfall der Sowjetunion:

Jahr Anzahl
1979 39.000
1989 20.000
2006 ca 1700

Heute gehören deutschstämmige Menschen zur ärmsten Bevölkerungsschicht in Tadschikistan. Sie leben inzwischen weniger in eigenen Dörfern (z. B. Thälmann) in der Provinz Chatlon als vielmehr in der Hauptstadt Duschanbe. Ehemalige deutsche Siedlungen wie die in den 1940er Jahren von Deutschen in der Provinz Sughd gegründete Stadt Taboschar werden heute von Tadschiken bewohnt. Die deutsch-tadschikische Stiftung „Wiedergeburt“ hat den Erhalt von deutschen Gotteshäusern und Friedhöfen zum Ziel. Vor einigen Jahren veranstaltete die Botschaft in Duschanbe eine Weihnachtsfeier für die deutschstämmige Bevölkerung.

Soziales

Bildung

Öffentliche Bildungsausgaben lagen im Zeitraum 2002–2005 bei 3,5 % des BIP.[11] Etwa ein Viertel der Mädchen in Tadschikistan vollendet die Grundschule, die an sich Pflicht ist, wegen Armut und geschlechtsspezifischer Diskriminierung nicht.[12] In Tadschikistan befinden sich mehrere Universitäten, die bekannteste davon die Tadschikische Nationaluniversität.

Gesundheit

2004 betrugen die öffentlichen Gesundheitsausgaben 1 % des BIP. In den frühen 2000er Jahren waren etwa 200 Ärzte pro 100 000 Einwohner vorhanden. 2005 lag die Säuglingssterblichkeit bei 5,9 % der Lebendgeburten.[11]

2010 kam es zu einem vermehrten Auftreten von schlaffen Lähmungen (Kinderlähmung), bis Ende Juni 2010 wurden 643 Fälle gemeldet. In 334 Fällen konnte das Poliowildvirus Typ 1 (WPV Typ 1) nachgewiesen werden, darunter 14 Todesfälle. Es handelt sich hierbei um 75 % der Poliomyelitis-Fälle weltweit für 2010. Tadschikistan war bislang von der WHO als poliofrei deklariert. In Tadschikistan wurde eine großangelegte Impfaktion durchgeführt, auch in den benachbarten Ländern Afghanistan und Usbekistan wurden Impfkampagnen gestartet.[13]

Geschichte

Datei:Атлас Союза Советских Социалистических Республик 1928 - Узбекская С.С.Р..jpg
Karte der Usbekischen SSR in ihren Grenzen von 1928 mit der damaligen Tadschikischen ASSR

Für den Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit und vom Nomadentum zu einer sesshaften Ackerbaukultur steht in Tadschikistan beispielhaft die proto-urbane Siedlung Sarasm, die von etwa 3500 v. Chr. bis 2000 v. Chr. existierte. In dieser Zeit entwickelte sich Sarasm zu einem der größten Zentren für die Verarbeitung von Zinn und Kupfer in Zentralasien und für den Fernhandel mit Metallen bis nach Mesopotamien und ins Indus-Tal.

Ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet Tadschikistans abwechselnd unter der Herrschaft der Perser und Saken, ab etwa 330 v. Chr. gehörte es zum Reich Alexanders des Großen. Im 8. Jahrhundert erreichte der Islam die Region. Während des Mittelalters gehörte Tadschikistan zum Kaiserreich Persien. 1868 wurde Tadschikistan Kolonie Russlands, 1924 entstand die der Usbekischen SSR unterstellte Tadschikische ASSR, die 1929 – erweitert um die Region um Chodschent – zur Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik erhoben wurde.

1991 erklärte sich Tadschikistan für unabhängig und versank sofort im Tadschikischen Bürgerkrieg zwischen islamischen Fundamentalisten und der Regierung von Emomalii Rahmon. Der Bürgerkrieg endete mit einer Regierungsbeteiligung der Fundamentalisten.

Zur Beilegung über Jahrhunderte andauernder Grenzstreitigkeiten mit China hat das tadschikische Parlament nach zwölf Jahren Verhandlungen am 12. Januar 2011 ein Gesetz zur Übergabe von 1100 km² unbewohntem Hochland im Pamir an das östliche Nachbarland ratifiziert. Dadurch soll die Stabilität und Sicherheit des Landes gewährleistet bleiben.[14]

Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 wurden US-Truppen in Chorugh und Duschanbe sowie Soldaten Frankreichs in Duschanbe stationiert. Trotzdem spielt Russland nach wie vor durch seine Truppenpräsenz die Rolle einer wichtigen Ordnungsmacht der Region (die Grenzsicherung nach Afghanistan erfolgte bis zum Sommer 2005 durch russische Truppen).

Politik

Tadschikistans Präsident Emomalii Rahmon
Palast der Nation, das Parlament

Tadschikistan ist laut seiner Verfassung eine demokratische Präsidialrepublik. Nationalfeiertag ist der 9. September (Tag der Unabhängigkeit). Zu Tadschikistan gehört die Autonome Provinz Berg-Badachschan im Osten des Landes, die 44,5 % der Fläche des Landes umfasst.

Präsident Tadschikistans ist der zuletzt 2013 wiedergewählte Emomalii Rahmon, der bei der Wahl am 6. November 2013 83,92 % aller Stimmen erhielt. Das demokratische Zustandekommen des Ergebnisses wird angezweifelt, da drei ernsthafte Gegenkandidaten ihre Kandidatur zurückzogen, was nicht zuletzt daran liegt, dass Rahmon rigoros gegen die Opposition vorgeht.

Ende April 2015 lief eine der zentralen Figuren des tadschikischen Sicherheitsapparats, der Kommandeur der tadschikischen OMON („Mobiles Polizeikommando besonderer Bestimmung“), der 40-jährige Oberst Gulmurod Chalimow, zum „Islamischen Staat“ über.[15]

Am 4. September 2015 kam es nach Regierungsangaben in Duschanbe und in dem ca. 20 km östlich gelegenen Wachdat zu bewaffneten Überfällen auf eine Kaserne bzw. ein Polizeirevier. Dabei sollen acht Polizisten und neun Angreifer ums Leben gekommen sein. Das Innenministerium bezichtigte einige Stunden später den angeblich am Vortag entlassenen Vizeverteidigungsminister General Abduchalim Nasarsoda – im Tadschikischen Bürgerkrieg Kommandant der Vereinigten Tadschikischen Opposition (VTO) mit dem Kampfnamen Hadschi Halim –,[16] hinter den als Umsturzversuch bezeichneten Vorfällen zu stehen und mit der „Islamischen Partei der Wiedergeburt Tadschikistans“ (PIWT) verbunden zu sein,[17] was dieser bestritt.[18] In der Folge wurden Nasarsoda und ca. 60 seiner Anhänger im ca. 45 km nordöstlich Duschanbes gelegenen Romit-Tal nach 12-tägigen Kämpfen getötet.[19] Alternative Quellen legen dagegen unter Verwendung von Zeugenaussagen andere Abläufe und Hintergründe nahe. Danach hätten Nasarsoda und weitere VTO-Anhänger Kenntnis von ihrer bevorstehenden Verhaftung erhalten und seien aus Furcht vor den Haftbedingungen kämpfend aus Duschanbe geflohen, was die Regierung zur endgültigen Zerschlagung der PIWT genutzt habe.[20] Am 4. August 2016 teilte Generalstaatsanwalt Jussuf Rachmon mit, dass bereits 170 Beteiligte der Ereignisse verurteilt worden seien.[21]

Parlament

Das Parlament, die Oberste Versammlung Tadschikistans, ist ein bikamerales Parlament, das sich aus der Repräsentantenversammlung und dem Nationalrat (Senat) zusammensetzt. Die Repräsentantenversammlung hat 63 Abgeordnete.

Diese verteilten sich ab 2010 auf die folgenden Parteien:

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa sah in der Wahl die Verletzung demokratischer Wahlstandards. Hierzu wurde die Verfolgung der Opposition, die Fehlerhaftigkeit der Wahlzettel und die Tatsache, dass einige Familienoberhäupter für alle Wahlberechtigten ihrer Familie abstimmten, angeführt.[22]

Der Nationalrat hat 33 Mitglieder, von denen 25 durch lokale Parlamente gewählt und weitere acht vom Präsidenten ernannt werden.

Außenpolitik

Tadschikistan ist Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO), der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), der GUS, der Economic Cooperation Organization (ECO), der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Verwaltung

Politische Gliederung

Volksrepublik Chinade-facto Pakistan (von Indien beansprucht)PakistanAfghanistanUsbekistanKirgisistanKasachstanDuschanbeChatlonBerg-BadachschanSughdNohijahoi tobei Dschumhurij
Provinzen von Tadschikistan

Tadschikistan gliedert sich in zwei Provinzen (вилоятҳо/wilojatho bzw. ولایتها; in Klammern die Hauptstädte):

eine Autonome Provinz (вилояти мухтор/wilojati muchtor bzw. ولایت مختار):

einen direkt von der Zentralregierung verwalteten Distrikt (Ноҳияҳои тобеъи ҷумҳурӣ bzw. ناحیه‌های تابع جمهوری):

sowie die Hauptstadt Duschanbe, die einen Sonderstatus (шаҳр/schahr bzw. "شهر") besitzt.

Verwaltungseinheit ISO 3166-2 Hauptstadt Fläche (km²) Einwohner (2011) Nr.
Sughd TJ-SU Chudschand 26.100 2.228.000 1
Nohijahoi tobei dschumhurij Duschanbe 28.400 1.710.000 2
Chatlon TJ-KT Qurghonteppa 24.600 2.766.000 3
Berg-Badachschan TJ-BG Chorugh 63.700 226.000 4
Duschanbe TJ-DU Duschanbe 300 720.300

Quelle: Statistisches Jahrbuch, Duschanbe, 2006 (Russisch)

Die Provinzen, die autonome Provinz und der von der Zentralregierung verwaltete Bezirk sind in insgesamt 58 Distrikte (Nohija) gegliedert, Duschanbe zudem in vier Stadtdistrikte.

Städte

Die sechs größten Städte (Stand 1. Januar 2010):

  1. Duschanbe 720.300 Einwohner
  2. Chudschand 142.838 Einwohner
  3. Kulob (russ. Kuljab) 85.960 Einwohner
  4. Qurghonteppa (russ. Kurgan-Tjube) 64.963 Einwohner
  5. Konibodom 59.243 Einwohner.
  6. Istarawschan (russ. Ura-Tjube) 57.361 Einwohner

Wirtschaft

20 Somoni Geldschein mit einem Porträt von Avicenna.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) belief sich im Jahr 2001 auf 880 Mio. Euro. Mit einem BIP pro Kopf von 141 Euro gehört Tadschikistan zu den ärmsten Ländern der Erde. Erschwerend für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Tatsache, dass Tadschikistan keinen Meereszugang hat (sogenannte "Landlocked Developing Countries"). Die Anteile der Industrie am BIP und an der Beschäftigung beliefen sich 2001 auf 29 % bzw. 9,6 %, die des Dienstleistungssektors auf 41 % bzw. 23,1 %.

Landwirtschaft

Nach wie vor ist die Bedeutung der Landwirtschaft sehr groß. Sie trug 2001 mit 29 % zum BIP bei, während 67,2 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft arbeiteten. Nur etwa 7 % des Landes sind landwirtschaftlich intensiv nutzbar. Einen Schwerpunkt bildet der Anbau von Baumwolle. Die Anpflanzung von Getreide, Gemüse, Obst und Tabak ist sekundär. Die extensive Bewässerung trägt dabei massiv zur Bodenversalzung und zum Austrocknen des Flusses Pjandsch bei. Daneben werden Rinder, Schafe und Ziegen gehalten sowie Seidenraupen gezüchtet.

Bodenschätze und Industrie

Das Land verfügt über Reserven an Erdöl, Erdgas und Braunkohle. Wichtigstes Exportgut mit einem Anteil von 50 % an den Exporterlösen ist Aluminium aus der Aluminiumfabrik TALCO in Tursunsoda; 23 % werden durch den Export von Elektrizität, die durch Wasserkraft überwiegend am Nurek-Staudamm erzeugt wird, erzielt. Derzeit sind weitere Wasserkraftwerke unter anderem mit russischer und chinesischer Unterstützung in Bau oder in Planung.

Geplant ist ein internationales Hochspannungsnetz CASA 1000. Dieses Projekt soll die technische und infrastrukturelle Basis für den Energieexport Tadschikistans und Kirgisistans nach Afghanistan und Pakistan ermöglichen.[23]

Zusätzlich kommen in Tadschikistan weitere Erze einschließlich Zinn, Blei, Antimon, Seltene Erden, Quecksilber, Silber, Gold und Uran vor, die zum Teil noch abgebaut und verhüttet werden.

Die Hinterlassenschaften des Uranbergbaus, der im Norden des Landes bis Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts stattfand, führen mit Abraumhalden, Absetzseen und technischen Einrichtungen zu einer möglichen Gefährdung der Bevölkerung und der Umwelt in diesen Regionen durch radioaktive Stoffe.[24]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,20 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,22 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsüberschuss in Höhe von 0,4 % des BIP.[25]
Die Staatsverschuldung betrug 2008 1,55 Mrd. US-Dollar oder 30,3 % des BIP.[26]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in Prozent des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Fernstraße M34 unweit des Ansob-Passes über das Hissargebirge

Die Verkehrserschließung Tadschikistans ist aufgrund der Oberflächengestalt des Landes sehr schwierig. Der Verkehr stützt sich vor allem auf das nur mangelhaft ausgebaute Straßennetz. Der Pamir Highway ist die einzige Fernstraße im Osten des Landes, die das kirgisische Osch mit der tadschikischen Stadt Chorugh verbindet. Das Land verfügt über Eisenbahnstrecken von insgesamt 510 Kilometern Länge. Die Hauptstadt Duschanbe ist durch die Transkaspische Eisenbahn an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen, mit der Verbindungen über Taschkent nach Moskau bestehen. Seit 2016 sind die bisher isolierten Strecken von Duschanbe und Qurghonteppa in das usbekische Termiz durch eine neu gebaute Gebirgsstrecke zwischen Wahdat und Jovon direkt über tadschikisches Territorium miteinander verbunden.[28]

Seit 2007 gibt es bei Pandschi Pojon (ehemals russisch Nischni Pjandsch) an der Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan eine Brücke über den Grenzfluss Pandsch. Die 670 Meter lange Konstruktion wurde von den USA mit Beteiligung Norwegens finanziert. Die Brücke verkürzt die Transportwege in der Region erheblich. Seitdem können bei diesem Übergang um ein Vielfaches mehr Fahrzeuge den Fluss überqueren.[29][30]

Kultur

Die Tadschiken sind sprachlich, kulturell und ethnisch eng mit den Persern verwandt und stellen auch im Nachbarland Afghanistan einen Bevölkerungsanteil von 30 Prozent. Zu den ältesten und wichtigsten Bräuchen des Landes gehört das traditionelle Neujahrsfest, Nouruz, das am Frühlingsanfang feierlich begangen wird. Das Wappen Tadschikistans ist eine Reinterpretation des Wappens aus der Zeit vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991.

Die traditionellen Lehmhäuser in den Altstadtvierteln (Mahalla) und Dörfern (Kischlak) im Westen des Landes sind um einen Innenhof errichtet und von der Außenwelt durch eine hohe fensterlose Umfassungsmauer getrennt, durch die nur ein hölzernes Tor hineinführt. Die Wohnhäuser, Stallungen und Nebengebäude sind mit einem Flachdach aus Holzbalken und Lehm gedeckt, das von einem meist aus Wellblech bestehenden Satteldach überragt wird, unter dessen Schutz Winterfutter für die Tiere lagert. Im Sommer bildet der Innenhof den hauptsächlichen Lebensraum der Familie. Eine im Innenhof aufgestellte, quadratische hölzerne Plattform (Taptschan) dient als Schlafstätte, Ruhe- und Essplatz. Das Essen wird dort auf einem Tischtuch (Dastarchan) serviert.

Die tadschikische Musik wird in eine Kunstmusik mit Wurzeln hauptsächlich in der persischen Tradition, die in den Städten im Westen des Landes und im Ferghanatal gespielt wird, und in eine Volksmusik im Süden und in den ländlichen Regionen unterteilt. Der wichtigste Stil der im Emirat Buchara gepflegten Kunstmusik ist der Schaschmaqam. Die Gesangsstimme wird von verschiedenen gezupften Langhalslauten, der Streichlaute Ghichak und der Rahmentrommel Doira begleitet. Beliebte Vokalstile der Volksmusik heißen Falak und Katta Aschula. In der eigenen Musiktradition von Badachschan dient vor allem die Laute Rubab der Gesangsbegleitung. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts verbinden eine Reihe von tadschikischen Komponisten den Schaschmaqam und andere eigene Stile mit westlicher klassischer Musik.

Als wichtigster Autor und „nationaler Poet“ Tadschikistans gilt Sadriddin Aini (1878–1954), der die tadschikische Sprache, die während des Emirats von Buchara unterdrückt war, in der Zeit der Sowjetunion wiederbelebte. (Bis in die 1920er Jahre war die Tschagataische Sprache Amtssprache des Emirats.) Auch Muhammadjon Shakuri (1925–2012) machte sich um den Erhalt der tadschikischen Sprache verdient.

Sport

Bei den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking gewann der Judoka Rassul Boqijew Bronze und damit die erste olympische Medaille für Tadschikistan überhaupt.

Städtepartnerschaften

Duschanbe ist seit 1973 Partnerstadt der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt sowie seit 1990 der baden-württembergischen Stadt Reutlingen.[31]

Literatur

  • Sonja Bill, Dagmar Schreiber: Tadschikistan: Zwischen Duschanbe, Pamir und Fan-Gebirge. Reiseführer. Trescher, Berlin 2016, ISBN 978-3-89794-291-2.
  • Sophie Ibbotson, Max Lovell-Hoare: Tajikistan. Bradt Travel Guides, Bucks 2013, ISBN 978-1-84162-455-6. (englisch)
  • Elke Windisch: Zentralasien: Politische Reisereportagen. Dagyeli, J & D, Berlin 2010, ISBN 978-3-93559-780-7
  • Paul Bergne: The birth of Tajikistan. National identity and the origins of the republic. London/New York 2007, ISBN 978-1-84511-283-7 (englisch)
  • Renee Browning: Tajikistan: Including Its History, the Dushanbe Zoo, the Yagnob Valley, and More. ISBN 978-1-24922-252-1 (englisch)
Wikimedia-Atlas: Tadschikistan – geographische und historische Karten
Commons: Tadschikistan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tadschikistan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikinews: Tadschikistan – in den Nachrichten
Wikivoyage: Tadschikistan – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. World Economic Outlook Database, April 2012 des Internationalen Währungsfonds
  2. Human Development Report Office: Tajikistan – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 24. Oktober 2014
  3. Sonja Bill, Dagmar Schreiber: Tadschikistan: Zwischen Dushanbe, Pamir und Fan-Gebirge. (Reiseführer) Trescher, Berlin 2016, S. 27
  4. Website der Jewish Virtual Library (Englisch), abgerufen am 30. November 2013
  5. Online-Dokument der National Coalition Supporting Eurasian Jewry (Englisch), abgerufen am 7. Juli 2016
  6. Demoskop weekly, Online-Ausgabe Nr. 191 (Russisch), abgerufen am 30. November 2013
  7. Authorized Site of the Office of Public Information of Jehovah’s Witnesses.
  8. Nachricht auf Website der Evangelischen Allianz in Deutschland.
  9. Nachricht auf Website Katholisches Magazin für Kirche und Kultur.
  10. http://www.lmp.ucla.edu/Profile.aspx?menu=004&LangID=66
  11. a b 2007/2008 Human Development Report (Memento vom 29. April 2009 im Internet Archive)
  12. unicef.org
  13. PDF bei rki.de
  14. Max Meier: Projektland:Zentralasien (Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan). (PDF; 700 kB) In: Quartalsbericht I/2011, S. 4. Hanns-Seidel-Stiftung, 2011, abgerufen am 13. Juli 2012.
  15. Commander of elite Tajik police force defects to Islamic State. In: Reuters, 28. Mai 2015. Abgerufen am 16. Mai 2015.
  16. Dossier Innerstaatliche Konflikte Tadschikistan. In: Bundeszentrale für politische Bildung, 11. November 2015. Abgerufen am 4. August 2016.
  17. Chronik: Tadschikistan im Jahre 2015. In: Länder-Analysen, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., abgerufen am 4. August 2016.
  18. Jagd auf einen General in Tadschikistan. In: Neue Zürcher Zeitung, 8. September 2015. Abgerufen am 4. August 2016.
  19. Chronik: Tadschikistan im Jahre 2015. In: Länder-Analysen, Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V., abgerufen am 4. August 2016.
  20. Tajikistan: Digging for Answers About Armed Clashes. In: EURASIANET.org, 8. September 2015. Abgerufen am 4. August 2016.
  21. Tadschikistan: Massenverurteilung wegen Militärrevolte. In: Sputnik Deutschland, 4. August 2016. Abgerufen am 4. August 2016.
  22. bpb.de/wissen.
  23. Swiss-Persian.Ch, Wirtschaft, Politik und Kultur des persischsprachigen Raums
  24. B. Heuel-Fabianek, M. Schläger (2010): Das Erbe der Urangewinnung in Tadschikistan. in: StrahlenschutzPRAXIS 4/2010, S. 53–59.
  25. a b c The World Factbook
  26. IWFPublic Debt Management (PDF; 534 kB)
  27. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  28. Inauguration connects Tajik rail networks. Railway Gazette, 30. August 2016, abgerufen am 30. August 2016 (englisch).
  29. Pressemeldung: Secretary Gutierrez Opened Afghanistan – Tajikistan Bridge with Presidents Karzai and Rahmon, auf: Webseite des Office of the Chief Information Officer, 26. August 2007, abgerufen am 7. Juli 2016
  30. Bureau of International Information Programs, U.S. Department of State: Afghanistan-Tajikistan Bridge Links Central, South Asia, america.gov, 29. August 2007, abgerufen am 7. Juli 2016
  31. Duschanbe, reutlingen.de

Koordinaten: 39° N, 71° O