Zum Inhalt springen

Naila

Diese Seite befindet sich derzeit im Review-Prozess
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. April 2006 um 00:41 Uhr durch Schubbay (Diskussion | Beiträge) (Religion: Gramm.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Karte
Deutschlandkarte, Position von Naila hervorgehoben
Basisdaten
Staat: Deutschland
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Hof
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 501 m ü. NN
Fläche: 37,05 km²
Einwohner: 8.410 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 227 Einwohner je km²
Postleitzahl: 95119
Vorwahl: 09282
Kfz-Kennzeichen: HO alt: NAI
Gemeindeschlüssel: 09 4 75 156
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 12
95119 Naila
Offizielle Website: www.naila.de
Politik
Bürgermeister: Frank Stumpf (FWG)

Naila ist eine Stadt im Frankenwald und liegt etwa 18 Kilometer westlich der Kreisstadt Hof. Naila hat seit 1454 Stadtrechte, ist seit 1993 Mittelzentrum und zählt derzeit 8.410 Einwohner.

Geografie

Naila im Frankenwald, Stadtansicht mit Pfarrkirche

Naila liegt im östlichen Frankenwald am Flüsschen Selbitz. Die Höhenmarke am Nailaer Bahnhof zeigt 501 Meter über Normalnull. Der höchste Punkt im Gemeindegebiet liegt in 701 Metern Höhe bei Döbrastöcken am Anstieg zum Döbraberg, der niedrigste in 488 Metern an der Selbitz am Eingang des Höllentales.

Stadtgliederung

Naila gliedert sich in insgesamt sechs Ortsteile. Neben der Stadt selbst sind dies die Ortschaften Culmitz, Lippertsgrün und Marlesreuth im Südwesten sowie Marxgrün und Hölle nördlich im Selbitztal.

Flächennutzung

Innerhalb der Gemarkungsgrenzen von Naila (37,05 km²) befinden sich: 19,22 km² landwirtschaftliche Nutzflächen, 1,69 km² öffentliche Verkehrsflächen, 13,7 km² Waldflächen, 0,22 km² Gewässer, 0,1 km² Park- und Grünanlagen und 0,065 km² unbebaute Industrie- und Gewerbeflächen.

Geschichte

siehe Hauptartikel: Geschichte von Naila und Landkreis Naila

Die erste urkundliche Erwähnung Nailas als dorf zu Neulins datiert vom 9. Januar 1343, erste Spuren menschlicher Siedlungstätigkeit sind aber schon ab ca. 640 n. Chr. nachweisbar, wie aufgrund aufgefundener Keramikscherben und Holzkohlereste bestimmt werden konnte. Die ersten Siedlungszellen befanden sich längs der Culmitz und des Dreigrünbachs.

Im 15. Jahrhundert waren die blühenden Hauptwirtschaftszweige Bergbau und Hüttenwesen, die Kupfer- und Eisenerze wurden bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts abgebaut. Ein tiefer Einschnitt in der städtischen Entwicklung stellte der große Brand vom 3. August 1862 dar, da dabei fast die gesamte Altstadt vernichtet wurde.

Mit dem Bahnanschluss nach Hof 1887 setzte auch in Naila die Industrialisierung ein. Es entwickelte sich eine starke mittelständische Industrie mit den Schwerpunkten Textil- und Schuhherstellung, wenngleich einige Branchen nach dem Zweiten Weltkrieg und im ausgehenden 20. Jahrhundert wegbrachen. Zur Jahrhundertwende wurde das Eisebahnnetz um Naila stark erweitert:

Bis zum Zweiten Weltkrieg war Naila das wirtschaftliche Zentrum im Frankenwald. Nach 1945 wurden die Verbindungen ins damals sowjetisch besetzte Thüringen unterbrochen, wichtige Absatzmärkte gingen verloren.

Naila wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Garnisonsstandort der US-Streitkräfte. 1966 zog die 16. Kompanie des Fernmelderegimentes 32 der Bundesluftwaffe mit mobilen Radarstationen in die neu erbaute Frankenwaldkaserne ein. Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die Kaserne im Jahr 1992 aufgelöst.

Bis 1972 war Naila Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Seit der Gebietsreform gehört die Stadt zum Landkreis Hof.

Wappen

Im Jahre 1454 wurden Naila von Herzog Johann IV zu Brandenburg-Kulmbach zur Stadt erhoben. Die Stadt erhielt dabei folgendes Wappen:

Gespalten; vorne geviert von Schwarz und Silber; hinten in Rot auf grünem Boden zwischen zwei grünen Bäumen stehend ein wilder Mann mit grünem Laubkranz und grünem Blätterschurz, der mit der Rechten eine goldenen Keule schwingt.

Schwarz und Silber ist Symbol für die hohenzollerischen - später brandenburgischen - Landesherren. Daneben steht der wilde Mann für die rauhe Natur und die Abgeschiedenheit des Frankenwaldes. Das Wappen ist nur einmal im Jahr 1819 verändert worden. Nach dem Anschluss an Bayern wurden die schwarzen Flächen blau gefärbt, um die Bayerischen Landesfarben darzustellen. Diese Änderung wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert wieder rückgangig gemacht.

Herkunft des Stadtnamens

Die Entstehung des Stadtnamens liegt bis heute im Dunkel der Geschichte verborgen, obwohl sich schon viele Gelehrte den Kopf darüber zerbrochen haben (u. a. Magister Johann Will, Paul Daniel Longolius, Dr. Wilhelm Götz).

Es kamen folgende Variationen des Ortsnamens vor:

  • Neulins, Newlins und Newlin (alle von 1343 bis 1429 in dieser Reihenfolge, teilweise auch parallel)
  • Neilein (ab 1424)
  • Neylein (ab 1429)
  • Neyla (ab 1478)
  • Naila (ab 1643)

Es gibt mehrere Deutungsversuche für diese Varianten.

Slawische Deutungen - Legt man die slawische Sprache zu Grunde ergibt sich folgende Erklärung:

  • Nahly (bedeutet etwa soviel wie "steil")
  • Na und Glina: von Glina, dem slawischen Wort für "Lehm" und Na, in etwa "Lokal" oder "Kneipe", zusammengesetzt also "Lokal auf dem Lehm".

Altdeutsche Deutungen - Stammt die Bezeichnung "Naila" aus dem altdeutschen, dann lässt sie sich so erklären:

  • Eiförmige Anlage (bezieht sich auf die erste Anlage, welche ei- oder ovalförmig gewesen sein muss); dies würde Eila oder Eilau geschrieben. Das N hätte sich dann wahrscheinlich aus der regionalen Mundart ergeben.
  • Neue kleine Ansiedlung: Die älteste bekannte Schreibweise von Naila, Neulins, bietet das "Neu" an, während -lins, -lein oder eben später -la eine Verkleinerung zum Ausdruck bringt. Dies ist auch im Einklang mit der heutigen Mundart, wo -la als Verkleinerungs- oder Verniedlichungsform gebräuchlich ist und die wahrscheinlichste Deutung.
  • Neu-Waldsiedlung: Auch hier das ziemlich wahrscheinliche Ursprungswort "Neu", das mit relativer Sicherheit im Ursprung des Wortes enthalten ist. -La wird hier allerdings als Loh interpretiert, was damals auch in anderen Quellen anzutreffen war. Loh würde auf Wald hinweisen, was zwar den geographischen Gegebenheiten entspricht, allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die erste urkundliche Erwähnung der zweiten Silbe -lins war und -la erst später aufgetreten ist.

Politik

Sitzverteilung im Stadtrat

(ab Mai 2002 - Stadtratswahl vom 3. März 2002)

Wirtschaft

Naila war früher ein wichtiger Standort der Textilindustrie, die heute nur noch teilweise erhalten ist. Die aufstrebenden Säulen der Wirtschaft sind heute die Speditionen, ein starker Mittelstand sowie seit der Wiedervereinigung der Einzelhandel. Die Speditionen können dank der Osterweiterung der Europäischen Union durch die zentrale Lage und die gute Verkehrsanbindung hohe Wachstumsraten ausweisen. Im Allgemeinen ist Naila von der Rezession in der Region Hochfranken weniger betroffen als andere Städte und Gemeinden, da die abklingende Nachfrage nach Textilien hier relativ gut durch das wachsende Logistik-, Dienstleistungs- und Einzelhandelsgewerbe und die starke Maschinenbau- und Kunststoffindustrie aufgefangen wurde.

Zu den großen Unternehmen in Naila zählen die Spedition Bischoff, die LIBA Maschinenfabrik (Textilmaschinenbau), Ontec Automatisierungstechnik, TLS - Transport Logistik Systeme (u.a. Omnibusverkehr), Rehau AG+Co. - Werk Marlesreuth (Kunststoffindustrie) und Thierron Fassadensysteme

Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den heutigen Gebietsstand (die eingemeindeten Orte sind mit enthalten).

Bildung

Das Ferdinand-Rüger-Gymnasium, die Staatliche Realschule, die Grund- und Hauptschule (Volksschule Frankenwald I und II) sowie 4 Kindergärten komplettieren das Angebot an regulären Schulen. Des weiteren gibt es neben einer allgemeinen Berufsschule die Staatliche Fach- und Berufsfachschule für Bekleidung (vormals Staatliche Stickereifachschule) und die Sonderschule Schule am Martinsberg, angeschlossen an das Heilpädagogisch-Psychotherapeutische Kinderdorf Martinsberg. Die Stadt unterhält auch eine eigene Volkshochschule, in die 2001 die Musikschule Naila einbezogen wurde.

Verkehrsanbindung

Straße

Naila liegt in der Nähe der Bundesautobahn 9 (Berlin - München), Anschlussstelle 32-Naila/Selbitz. Südlich von Naila verläuft die Bundesstraße 173, die Hof im Osten mit Kronach im Westen verbindet. Weitere Landes- und Kreisstraßen verbinden Naila mit Bad Steben im Norden, Berg im Nordosten und Selbitz im Südosten.

Schiene

Durch Naila führt die Bahnstrecke Hof-Bad Steben. Bis 1945 hatte diese Strecke eine Anbindung durch das Höllental nach Saalfeld und Triptis in Thüringen. Auf Grund der Zonengrenze, die etwa 12 Kilometer nördlich von Naila verlief, wurde die Bahnstrecke unterbrochen. Die Verbindung nach Thüringen ist auch heute noch eingestellt. Außerdem zweigte in Naila eine Stichbahn nach Schwarzenbach am Wald ab, die heute ebenfalls eingestellt ist.

Freizeit und Kultur

Zu erwähnen wären der Frühlings- und der Herbstmarkt, das jährliche Woodland Open-Air-Festival am Ludelbachtal, das von den drei Nailaer Jugendvereinen "Tabula Rasa", "Katholische Jugend Naila" und "Bewegung-Kultur-Zeitgeist" organisiert wird, das Sportangebot von Tennis, Karate, Kickboxen, Fußball, Handball, Kung-Fu, Motorsport, die zahlreichen Naherholungsgebiete in der Region, beispielsweise das Höllental sowie Ostersamstags der Brauch des Eier walchens (Eier rollens), der in früheren Zeiten große Bedeutung in Naila hatte (Die Namensgebung mehrerer Straßen ist auf den Brauch zurückzuführen). In Naila selbst gibt es außerdem eine Minigolfbahn, das beheizte Freibad sowie den Skatepark und im Froschgrüner Park fährt in den Sommermonaten sonntags eine öffentliche Gartenbahn, auf der mitgefahren werden kann. Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen in Naila und Umgebung werden oft vom "Forum Naila" veranstaltet.

Im Kurort Bad Steben (ca. 8 Kilometer nordwestlich) befindet sich eine Therme mit Saunalandschaft und eine Spielbank. Möglichkeiten zum Skiabfahrts- und Snowboardfahren am Schlepplift bieten sich in Schwarzenbach am Wald (ca. 8 Kilometer südwestlich). In der Umgebung von Naila finden sich außerdem zahlreiche Ski-Langlaufloipen und Wanderwege. In der Geschäftsstelle des Frankenwaldvereins, der Ende des 19. Jahrhunderts in Naila gegründet wurde gibt es dazu weiterführende Informationen.

Durch Naila führt außerdem der Frankenweg.

Religion

Die Naila ist Sitz eines Dekanates der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das Dekanat Naila umfasst den ehemaligen Landkeis Naila.

Neben der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche „St. Veit“ am Marktplatz und der römisch-katholischen Kirche „Verklärung Christi“ gibt es einen Versammlungraum der Zeugen Jehovas, eine evangelisch-methodistische Kirche sowie eine neuapostolische Kirche und ein Freizeitheim des CVJM.

Wissenswertes

Die Nailaer Mobilfunkstudie

Siehe Hauptartikel: Nailaer Mobilfunkstudie

Diese in der Fachpresse meist nur Naila-Studie genannte Studie wurde 2004 präsentiert. Ihr Thema war die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen elektromagnetischer Strahlung von Mobilfunkmasten und der Auftretenswahrscheinlichkeit von Krebs. Die Bewohner wurden anhand ihrer Entfernung zu einem Mobilfunkmasten aufgeteilt und ihre Krebshäufigkeit nach 10 Jahren Beobachtung mit frappierenden Ergebnissen miteinander verglichen. Die Studie ist allerdings heftig umstritten.

Ballonflucht aus der DDR

Am 16. September 1979 flogen die Familien Strelzyk und Wetzel aus Pößneck mit einem selbstgenähten Heißluftballon nachts über die innerdeutsche Grenze und landeten nach 28 Flugminuten und 22 Kilometern (Luftlinie) in einem Feld bei Naila. An Bord befanden sich vier Erwachsene und vier Kinder. Der Original-Ballon ist im Nailaer Museum ausgestellt.

1981 wurde in Großbritannien der Film "Night Crossing" (deutscher Titel: Mit dem Wind nach Westen) mit u.a. John Hurt, Sky Dumont und Jane Alexander von Disney gedreht, der auf den Ereignissen basiert.

Kuriosa

In einem Bild-Zeitungsartikel der 1980er Jahre wurde Naila [sprich: Na-ila] fälschlicherweise Afrika zugeordnet, was zu einigen Belustigungen geführt hat.

In der Umgebung werden die Nailaer Bürger seit dem großen Brand von 1862 sowie dem gehäuften Abbrennen von Scheunen und Gebäuden neckisch Naalicher Ozünder (Nailaer Anzünder) genannt. So wurde inzwischen auch ein Ozünderweg ausgeschildert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Willi & Reinhard Feldrapp: Naila - damals und heute, 2005, Atelier Feldrapp
  • Sabine Raithel/Reinhard Feldrapp: Frankenwald, 1997, Verlag Fränkischer Tag, ISBN 3-928648-30-6
  • Reinhard Feldrapp: Frankenwald mit Umgebung, 1991, Wir-Verlag Walter Weller ISBN 3-924492-57-3
  • Friedrich Matthaei: Im Osten, 1987, Oberfränkische Verlagsanstalt Hof
  • Hans Knopf/Reinhard Feldrapp: Naila, 1986, Oberfränkische Verlagsanstalt Hof ISBN 3-921615-71-2
Commons: Naila – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

.