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Ahmadiyya

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Flagge der Ahmadiyya Muslim Jamaat

Ahmadi-Muslime (Urdu احمدیہ Ahmadiyya) verstehen sich als Nachfolger des Propheten Hazrat Mirza Ghulam Ahmad (* 1835, † 1908 aus Qadian), der diese islamische Konfession am 23.3.1889 in Indien gegründet hat. Sie teilte sich 1914 in die Untergruppen Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ, arabisch: الجماعة الأحمدية) und Lahore Ahmadiyya Movement (Ahmadiyya Anjuman Ishaat-i-Islam Lahore, AAIIL) auf.

Die Ahmadi-Muslime verstehen sich als Reformbewegung innerhalb des Islam, wobei sie eine Rückbesinnung auf den Kern der islamischen Glaubenslehre anstreben, was von Teilen der islamischen Welt als häretische Anmaßung verstanden wird. Die Ahmadi-Muslime grenzen sich allerdings scharf von militant-fundamentalistischen Strömungen ab und betonen die friedlichen und toleranten Elemente des Islam. Dabei stützen sie sich auf den Koran, die Sammlung der Taten und Aussprüche des Propheten (Hadith) und die Praxis des Propheten (Sunna). Die Ahmadiyya steht in der Scharia den Hanbaliten nahe.


Geschichte

Die Ahmadiyya-Bewegung wurde 1889 gegründet. 1891 verkündete Ahmad, der vom Propheten Mohammad (Mohammed) verheißene Mahdi und Messias zu sein, außerdem behauptete er, dass die prophezeite Wiederkunft von Jesus, Krishna und Buddha in seiner Person erfüllt worden sei. Sein gottgegebener Auftrag sei die Vereinigung aller Religionen unter dem Banner des Islam. Nach der Lehre der Ahmadiyya starb Jesus nicht am Kreuz; er wurde gerettet und emigrierte darauf nach Indien, wo er nach einer langen Lehrtätigkeit eines natürlichen Todes starb. In Srinagar, der Hauptstadt Kashmirs, soll sich sein Grab befinden.

Hazrat Mirza Ghulam Ahmad entstammt einer aristrokratischen Familie persischer Abstammung. Der Name „Ahmadiyya“ leitet sich nicht vom Namen des Gründers ab, sondern vom zweiten Namen des Propheten Mohammad, Ahmad („der Preisende“) im Gegensatz zu Mohammed („der Gepriesene“). Die Nachfolger von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad werden von der AMJ als Kalifen (Nachfolger eines Propheten) bezeichnet.


Spaltung 1914

Nach dem Tod des ersten Kalifen spaltete sich die Gemeinschaft 1914 an der Frage, ob Hazrat Mirza Ghulam Ahmad ein Prophet (nabi) sei, in zwei Fraktionen. Hielt ihn die Lahore Ahmadiyya Movement lediglich für einen Erneuerer (mujaddid) des Islam, so verehrt ihn die Ahmadiyya Muslim Jamaat als einen von Gott gesandten Propheten, der allerdings nicht gekommen war, um ein über den Koran (Qur'án) hinausgehendes neues Religionsgesetz zu begründen. Die Mehrzahl folgte der Auffassung von der Prophetschaft Ahmads und sieht in ihm ein Ebenbild und Nachfolger des Propheten Mohammed. Die AAIIL anerkannte den zweiten Kalifen nicht und bildete eine Art Präsidium. Die Kalifen der AMJ werden von einem Wahlkomitee auf Lebenszeit gewählt. Seit 2003 ist Hazrat Mirza Masroor Ahmad als Khalifatul Massih V. das geistliche Oberhaupt der AMJ und Dr. Abdul Karim Saeed Pasha ist seit 2002 Amir der AAIIL.


Deutschland

Die AAIIL baute 1922/23 die älteste Moschee Deutschlands in Berlin und die AMJ nach dem Krieg die Moscheen in Hamburg (1957) und Frankfurt/Main (1959). Nach der Teilung Indiens verlegte die AMJ ihren Hauptsitz 1954 nach Rabwah (Pakistan). Wegen der sich verschärfenden Verfolgung verlegte der vierte Kalif seinen Sitz 1984 nach London. Rabwah und Qadian gelten aber nach wie vor als die geistlichen Zentren der AMJ.


Führung

Kalifen der AMJ


Amire der AAIIL

Lehre

Ahmadi-Muslime teilen die zentralen Werte des Islam (Gebet, Almosen, Fasten, ...). Die Lehre der Ahmadiyya unterscheidet sich – ausgenommen der nachfolgenden Details – kaum vom der des orthodoxen Islam. Besonders die Frage der Nachfolge der Prophetschaft Mohammeds provoziert die Feindseligkeit der übrigen Muslime zur Ahmadiyya. Ahmadi-Muslime unterscheiden sich vom Mainstream des Islam in folgendem:

  • Der Qur'an enthält keine Widersprüche und es sind keine seiner Ayats aufgehoben (Abrogation), und der Qur'an hat Vorrang über Hadith und Traditionen. Das bedeutet, dass kein Koranvers einem anderen widerspricht und kein Hadith kann Versen des Qur'an widersprechen. Hadith, die im Widerspruch zum Qur'an stehen, werden von Ahmadi-Muslimen nicht akzeptiert. [1]
  • Jesus Christus, der am Kreuz hing, überlebte und wurde genesen in einer Grabkammer. Er starb in Kaschmir, nachdem er die „Verlorenen Stämme Israels“ gesucht hat. [2] Er hat auch die Ankunft des Propheten Muhammads vorhergesagt, was Christen als „Heiliger Geist“ missverstanden.
  • Der Jihaad darf nur zur Verteidigung in extremen Situationen von religiöser Verfolgung, nicht aber als politische Waffe oder als Vorwand für die Eroberung fremder Territorien. [3] Die Auswanderung ist dem Kampf vorzuziehen. (Sure 8:72, 22:58)
  • Der „Messias“ und „Imam Mahdi“ ist ein und dieselbe Person und der Islam wird den Anti-Christ (Dajjal) besiegen in einer ähnlich langen Zeitspanne, die das werdende Christentum brauchte sich zu etablieren (300 Jahre). Mainstream-Muslime glauben, dass Jesus Christus leibhaftig in den „Letzten Tagen“ vom Himmel steigen wird, um „die Schweine zu töten und die Kreuze zu brechen“ – und dies in wörtlicher Weise –, um den Islam wiederzubeleben. Ahmadi-Muslime glauben, dass die „Wiedergeburt“ des Islam durch eine spirituelle Erneuerung stattfindet (töten der Schweine), und der Sieg über das Christentum durch die Kraft der Argumente (brechen des Kreuzes) erreicht wird.


Vergleich der Dogmen

Glaubenssatz Islamische Orthodoxie Lahore Ahmadiyya Movement Ahmadiyya Muslim Jamaat
Die Wiederkunft von Hazrat Isâ In den „Letzten Tagen“ wird Jesus leibhaftig vom Himmel herabsteigen. Jesus wird nicht leibhaftig wiederkommen. Die Berichte über seine Wiederkunft sind allegorisch zu verstehen.
Er würde „östlich von Damaskus“ auf ein Minarett herabsteigen und er würde die Erde nicht betreten können bevor jemand ihm eine Leiter anstelle. Die Prophezeiungen des zweiten Auftretens von Jesus wurde in der Person von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad erfüllt. Als Zeichen dieser Erfüllung wurde das „Weiße Minarett“ in Qadian gebaut, das östlich von Damaskus liegt.
[4] [5] [6]
Die Stellung von Ghulam Ahmad Die Meinungen gehen auseinander, aber die Überzeugung, dass er ein Apostat sei ist weit verbreitet. Viele Orthodoxe glauben, dass Mirza Ghulam Ahmad einer von 30 falsche Propheten ist, vor denen Prophet Muhammad vor 1400 Jahren gewarnt hatte. [7] Er ist Prophet nur im allegorischen Sinn. [8] Er ist Prophet in vollem Wortsinn mit der Ausnahme, dass er kein neues Gesetz (Qur'an) brachte.
Er war der „Mujaddid des 14. islamischen Jahrhunderts“. Er ist der Verheißene Messias (2. Erscheinen von Jesus) und der Imam Mahdi. [9]
Kalima Schahada Das Sprechen der Kalima ist notwendig, um Muslim zu sein. In manchen Ländern (Pakistan [10], Bangladesh, ...) ist die Zustimmung zur Aussage „Mirza Ghulam Ahmad ist ein Apostat“ Voraussetzung, um als Muslim zu gelten. [11] Niemand, der die Kalima Schahada spricht, kann von jemand anders zum Nicht-Muslim erklärt werden.
  Trotzdem werden orthodoxe Muslime, die die Kalima sprechen, als „Kafir“ in Bezug auf ihren Unglauben an der Prophetenschaft von Mirza Ghulam Ahmad bezeichnet. [12]
Der Abschluss des Prophetentums Der Ausdruck im Qur'an „Siegel der Propheten“ wird dahingehend verstanden, dass Hazrat Muhammad der letzte Prophet ist. Hazrat Muhammad ist der letzte Prophet. Hazrat Muhammad ist der „größte“ und „beste“ Prophet, nicht aber der „letzte“ Prophet. Er brachte das Prophetentum zur Perfektion und schloss das religiöse Gesetz (Qur'an) ab.
Trotzdem schließt das nicht das Wiedererscheinen eines „alten“ Propheten aus, z.B. die Wiederkunft Jesu in den „Letzten Tagen“. [13] Kein Prophet, weder ein neuer noch ein alter, kann nach ihm kommen. [14] Propheten nach Muhammad müssen seiner Sunna (Beispiel) und Hadith (Botschaft) folgen. Sie müssen den Stempel Muhammads (Siegel) tragen, dürfen kein neues Gesetz (Qur'an) bringen und können ihn nicht in Perfektion übertreffen.
Mirza Ghulam Ahmad war der Mujaddid (Reformer) des 14. Islamischen Jahrhunderts, aber kein Prophet. [15] Mirza Ghulam Ahmad war der Mujaddid (Reformer) des 14. Islamischen Jahrhunderts und ein (Muhammad nachgeordneter) Prophet. [16]
Jesus, Sohn der Maria Hazrat Isâ (Jesus) wurde in wunderbarer Weise durch die Jungfrau Maria (Maryam) geboren. Er starb nicht am Kreuz. [17]
Über das Kreuzigungsgeschehen gibt es mehrere Versionen: a) Gott hat Jesus errettet, indem er ein großes Durcheinander heraufbeschwor, so dass niemand recht weiß was geschah, b) ein anderer als Jesus wurde gekreuzigt (Verwechslungstheorie) oder c) Jesus hing zwar am Kreuz, wurde aber durch direktes Eingreifen Gottes vor dem Tod bewahrt und in den Himmel gezogen. [18] Hazrat Jesus entkam dem „verfluchten Tod“ am Kreuz und starb eines natürlichen Todes. Er wird nicht leibhaftig wiederkommen.
Jesus befindet sich im Himmel [19] und wird von dort kurz vor der „Stunde“ wieder auf die Erde zurückkommen. [20] Obwohl Hazrat Jesus (der als Prophet gilt) wiederkommen soll, berührt das nicht den Anspruch Hazrat Muhammads, der letzte Prophet zu sein. Die Jesus-Lehre ist sehr ähnlich der von AMJ. Allerdings ist die Jesus-Lehre (bis auf die Jungfraugeburt) kein wesentlicher Glaubensbestandteil und der persönlichen Überzeugung des Einzelnen überlassen. [21] Nach der Errettung vom Kreuz wanderte Hazrat Jesus bis nach Kaschmir auf der Suche nach den „Verlorenen Stämmen“. Er starb nach einem langen Leben und wurde in Srinagar unter dem Namen Yus Asaf (Jesus-Grab) beerdigt. [22]
Jihaad saghir Der gewaffnete Dschihad ist prinzipiell auch heute noch möglich. Traditionell wurde dieser Dschihad vom Amir-ul Mumin, dem Führer der Gläubigen ausgerufen. Mit der Abschaffung des osmanischen Kalifats und die Nationalstaaterei der islamischen Welt ist dies in dieser Form nicht mehr möglich. Hazrat Mirza Ghulam Ahmad hat das Recht, aus Glaubensgründen zur Waffe zu greifen, für aufgehoben erklärt. Es gehört zu den Prophezeiungen über das Erscheinen des Verheißenen Messias, dass er den (religiös begründeten) bewaffneten Dschihad abschaffen würde. [23]
Heute muss die Ausrufung des Dschihad wohl unter „Psychologischer Kriegsführung“ verbucht werden. Die Vorstellungen über die Voraussetzungen für den Dschihad variieren stark. Terroristische Gruppen verwenden den Dschihad-Begriff, um ihre Aktivitäten propagandistisch aufzuwerten und zu legitimieren. Heute steht Muslimen, die verfolgt und unterdrückt werden, die Möglichkeit offen auszuwandern und ein Gebiet zu finden, in dem sie in Frieden leben können. Der bewaffnete Dschihad wurde durch den Dschihad des Argumentes abgelöst. Nach einem Hadith ist „Tinte des Gelehrten wertvoller als das Blut des Märtyrers“.
Führung der Umma Sunnis: Der Kalif wird von der Umma entweder gewählt oder mindestens seine Ernennung bestätigt.
Der letzte osmanische Kalif wurde 1924 von Kemal Atatürk abgesetzt. Die Wiederaufrichtung des Kalifats ist zwar immer wieder Diskurs in der islamischen Welt, die Erfolgsaussichten werden allerdings als sehr gering eingeschätzt.
Der Nachfolger von Hazrat Ghulam Ahmad war Hakeem Maulvi Nooruddin. Nach seinem Ableben kam es zur Spaltung.
Shia: Der Imam muss Nachfolger von Muhammad und Ali sein. Die Schiiten warten auf das Wiedererscheinen des „Verborgenen Imam“. In Iran (12er-Schiiten) führt der ranghöchste Ayatollah stellvertretend die Führung der Umma. Die Fraktion, die die Idee des Kalifentums verwarf, wurde nach ihrem Hauptsitz kurz „Lahori“ genannt. Sie bildete eine Art Präsidium mit einem Amir als Leiter. Die Gruppe, die am Kalifentum festhält, wurde nach ihrem Hauptsitz auch kurz „Qadiani“ genannt. Sie wählte Hazrat Basheerudin Ahmad zum 2. Khalifa.

Motto

Liebe für alle, Hass für keinen.

Symbole

Das Weiße Minarett von Qadian.

Gegenwart

Nach eigenen Angaben hat die Ahmadiyya Muslim Jamaat heute geschätzte 200 Millionen Mitglieder. Nicht-Ahmadi-Muslime kommentieren diese Zahl so: Da die Ahmadis sich selbst zu den Muslimen zählen, wäre jeder fünfte Muslim (Gesamtzahl etwa 1000 Millionen) ein Ahmadi – dies scheint stark übertrieben zu sein. Eine eigene Grafik soll diese Zahl (bis 2002) belegen. Diese Steigerungraten solle bis heute (2006) eine deutliche größere Gesamtzahl bewirkt haben.

Die derzeitige Hauptverwaltung von Ahmadiyya befindet sich in Rabwah, Pakistan. Größere Gemeinden der Ahmadiyya Muslim Jamaat bestehen außer in Südost-Asien in Europa (England, Deutschland) und Nord-Amerika (USA, Kanada). Ihre größten Erfolge erzielte Ahmadiyya in West- und Ostafrika, wo sie sich auch im Bildungs- und Sozialwesen engagiert (Bau von Schulen und Krankenhäusern).

Verfolgung

Wegen des messianischen Charakters der Ahmadiyya-Lehre wird sie von vielen Muslimen nicht als islamisch anerkannt und ihre Anhänger in einigen Ländern (unter anderem in Pakistan) religiös verfolgt.


Pakistan 1974

Am 21.09.1974 wurde die Ahmadiyyat vom pakistanischen Parlament auf Druck der pakistanischen Mullahs zu einer nicht-muslimischen Religionsgemeinschaft erklärt. [24] Formal wurden sie damit auf eine Stufe mit Juden, Christen, Buddhisten, Sikhs und Hindus gestellt, praktisch aber führte es zur Legitimierung von Gewalt gegen Ahmadis, ihre Moscheen wurden geschändet oder niedergebrannt, usw.


Pakistan 1984

Den Mullahs ging der Beschluss von 1974 nicht weit genug, so dass die pakistanische Regierung zu weiteren Verschärfungen der Gesetze gezwungen wurde. Unter Zia-ul-Haq wurde 1984 die Ordinance XX verabschiedet, was den Ahmadis Missionstätigkeiten verbot, das Verbreiten von Schrifttum und es den Ahmadi-Muslimen verbot sich selbst als Muslime zu bezeichnen. Von ihren Moscheen wurden Schilder mit der Aufschrift "Moschee" entfernt, Schriftzüge übermalt. Nach der Ordinance ist es Ahmadis verboten sich selbst als Muslim zu bezeichnen, sei es in Wort oder Schrift oder durch visuelle Darstellung, direkt oder indirekt, oder zum Gebet aufruft wie es andere Muslime tun, ist mit Gefängnis bis zu 3 Jahren bedroht. Aufgrund dieser Schwierigkeiten verließ der 4. Kalif Mirza Tahir Ahmad Pakistan und floh nach London.


Bangladesh

In Bangladesh (dem ehemaligen Ostpakistan) sind dieselben orthodoxen Gruppen aktiv wie in Pakistan. Sie haben erreicht, dass das gesamte Schrifttum der Ahmadiyyat verbieten zu lassen. Das Drucken, der Vertrieb, der Verkauf, der Besitz und das Lesen von Ahmadiyya-Literatur wurde unter Strafe gestellt. Die Klage gegen dieses Verbot ist noch beim High Court anhängig. [25] Eine ähnliche Verschärfung der Gesetze (Ordinance XX) in Pakistan wird angestrebt.


Indonesien 2005

2005 startete die islamische Orthodoxie in Indonesien eine Initiative, um die Ahmadiyyat auch dort nach pakistanischem Vorbild amtlich zu einer nicht-islamischen Gemeinschaft erklären zu lassen. Um die indonesische Regierung unter Druck zu setzen, organisierte sie einen fanatischen Mob, der mehrere Einrichtungen und Moscheen der Ahmadiyyat in Indonesien zerstörte.

Organisation und Aufgaben (AMJ)

Jeder Ahmadi gehört einer der drei Teilorganisationen der AMJ an: Khuddam-ul-Ahmadiyya (jüngere Männer), Lajna Imaullah (Frauen) oder Ansarullah (ältere Männer). Die Mitgliederstärke ergibt sich aus den Mitgliedern der Teilorganisationen, die alle drei gleich aufgebaut sind. Es gibt die vier Ebenen der Lokalgemeinde (Lokal Jamaat), Regional Jamaat, National Jamaat und die internationale Ebene. Auf jeder Ebene gibt es einen Vorsitzenden (Sadr), dazu viele Amtsträger, die alle kleinere Aufgaben wahrzunehmen haben: Pressearbeit, Bildung, Erziehung, Literatur, Sport, usw. In großen Jamaats kann es viele Amtsträger geben, während in kleinen Jamaats mehrere Funktionen von einer Person wahrgenommen werden.

Jede Teilorganisation verwaltet und führt sich selbst. Besonders ist das bei der Lajna (den Frauen) wichtig, wo es auch in der Führung keine Männer gibt. Es gibt allerdings eine Aufgabenteilung. So sind die Khuddam auch für den Aufbau der Veranstaltungen der Ansarullah und der Lajna zuständig, sowie für Sicherheitsdienste, da die Ahmadiyya Muslim Jamaat keine fremden Sicherheitsdienste nutzt. Essen wird nach Geschlechtern getrennt zubereitet – Männer kochen für Männer, Frauen kochen für Frauen. Für die Technik sind noch weitgehend die Männer zuständig, weil es an kompetenten Frauen fehlt. Es wird aber daran gearbeitet, dass die Frauen auf ihren Veranstaltungen auch die Technik selbst bedienen. Beim gemeinschaftseigenen Fernsehkanal MTA (Muslim Television Ahmadiyya) gibt es bereits Sendungen, die von Frauen gestaltet, moderiert und technisch umgesetzt werden.

Die wichtigste Veranstaltung ist die Jalsa Salana.

Moscheebau in Europa

Datei:Berlin moschee gross.jpg
Älteste Moschee Deutschlands in Berlin-Wilmersdorf

Am 10. September 1982 wurde die Moschee Basharat in Pedro Abad (Provinz Córdoba, Spanien) von Hazrat Mirza Tahir Ahmad, dem vierten Kalifen der Ahmadiyya, eingeweiht. Dies war der erste Moscheebau seit etwa 700 Jahren in Spanien.

Als erste Moschee in Europa wurde 1924 die Fazl Moschee in London eingeweiht. Mit der Baitul Futuh wurde am 3. Oktober 2003 eine 10.000 Gläubige fassende Moschee in London eingeweiht.

AMJ verfolgt einen „100-Moscheen-Plan für Deutschland“. Die Durchführung dieses Plans wird in den betroffenen Orten zum Teil kritisch gesehen. In Schlüchtern (Hessen) wurde als Reaktion auf den Plan, in der Gemeinde eine Moschee zu errichten, eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, um den Bau zu verhindern. In Usingen (Hessen) wurde in einer im Dezember 2004 eingeweihten Moschee Feuer gelegt, die Täter sind bis heute unbekannt (Stand: 2005).

Im Jahr 2004 wurden insgesamt sechs neue Moscheen in Deutschland eingeweiht, sodass sich die Anzahl der Gebetszentren, die jetzt auch als Moschee erkennbar sind, sich auf etwa 15 erhöht hat.

Kritik an der AMJ

Die Sozialwissenschaftlerin Hiltrud Schröter stellt in ihrem Buch Ahmadiyya-Bewegung des Islam die These auf, dass es sich bei der Ahmadiyya um eine Gruppierung handle, die eine Gesellschaftsordnung nach Maßgabe der Scharia anstrebe, die eine Trennung von Religion und Staat nicht vorsehe. In den Schriften der Ahmadiyya fänden sich antidemokratische, antichristliche und antisemitische Auffassungen, die die Harmlosigkeit der Ahmadiyya in Frage stellten. Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main stellte im Februar 2003 ein Ermittlungsverfahren ein, das die Ahmadiyya Muslim Jamaat e.V. wegen Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses gegen Schröter angestrengt hatte.

Literatur

  • Hiltrud Schröter: Ahmadiyya-Bewegung des Islam; Frankfurt 2002 (Dr. Hänsel-Hohenhausen); ISBN 3-8267-1206-4
  • Maha Dabbous, Hadayatullah Hübsch: Sind Ahmadis Muslime?; Frankfurt 1994 (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-94-3
  • Masud Ahmad: Jesus starb nicht am Kreuz; Frankfurt (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-81-1
  • Sir Muhammed Zafrullah Khan: Grundsätze der islamischen Kultur; Frankfurt (Verlag der Islam)
  • Sir Muhammed Zafrullah Khan: Die Frau im Islam; Frankfurt (Verlag der Islam)
  • Hazrat Mirza Ghulam Ahmad: Die Philosophie der Lehren des Islam, Frankfurt 1996 (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-97-8