Katzbachbahn
Die Katzbachbahn ist eine Nebenbahn von Bruchsal nach Odenheim, die früher bis Hilsbach führte.
Der Name "Katzbachbahn" rührt daher, dass die Strecke von Stettfeld bis Odenheim dem Katzbach folgt.
Geschichte
Planung und Eröffnung der Strecke
In den siebziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts hatte sich Bruchsal zusammen mit den am Kraichbach gelegenen Orten Ubstadt, Unteröwisheim, Oberöwisheim, Münzesheim und Gochsheim vergeblich um eine Eisenbahnverbindung bemüht.
Mehr als ein Jahrzehnt später ergriff die Barockstadt daraufhin im Jahr 1888 zusammen mit den Gemeinden im Kraichbachtal und im Katzbachtal eine Initiative, die darauf abzielte, eine schmalspurige Nebenbahn mit zwei Ästen zu bauen. In Ubstadt sollte die Verzweigung beginnen. Der nördliche Ast sollte über Odenheim bis nach Elsenz verlaufen, der südliche Ast durch das Kraichbachtal bis nach Gochsheim.
Ursprünglich bis nach Elsenz geplant, entschloss man sich aufgrund des hügeligen Geländes zwischen Odenheim und Elsenz, die Strecke vorerst nur bis Odenheim zu bauen.
Am 5. März 1896 wurde die sog. Katzbachbahn von Bruchsal nach Odenheim zusammen mit der Kraichtalbahn Bruchsal - Menzingen, mit der sie betrieblich gesehen eine Einheit bildet, schließlich eröffnet. Betrieben wurde die Strecke zunächst von der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (WeEG).
In den ersten Betriebsjahren war auf der Strecke im Personenverkehr eine hohe Nachfrage vorhanden, auch der Güterverkehr entwickelte sich positiv. Daher bekamen auch die Gemeinden Tiefenbach, Eichelberg, Elsenz und Hilsbach, Interesse daran, an die Bahnstrecke angeschlossen zu werden. Langfristig sollte die Bahnline sogar in Richtung Sinsheim verlängert werden.
1898-1931: Die Jahre unter der B.L.E.A.G.
Im Oktober 1898 übertrug die WeEg die Katzbach- und die Kraichtalbahn an die Tochtergesellschaft Badische Lokal Eisenbahn Aktiengesellschaft (B.L.E.A.G.).
Am 7. September 1899 lag dann die Gemehmigung die die Streckenverlängerung bis nach Hilsbach vor. Allerdings gestalteten sich die Bauarbeiten sehr schwierig, da das dortige Geländer deutlich hügeliger als das zwischen Bruchsal und Odenheim war. So bestand allein zwischen Tiefenbach und Elsenz ein Höhenunterschied von rund siebzig Metern. Deshalb musste beispielsweise zwischen Eichelberg und Elsenz ein dreibogiges Viadukt gebaut werden. Außerdem mussten eigens für die Streckenverlängerung in Odenheim einige Reihenhäuser abgebrochen werden.
Am 3. September 1900 wurde die Katzbachbahn dann von Odenheim bis Hilsbach verlängert; die Pläne, die Katzbachbahn in Richtung Sinsheim zu verlängern, wurden allerdings nicht mehr in die Tat umgesetzt. Die Kraichtal- und die Katzbachbahn waren in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts sogar die B.L.E.A.G.-Strecken die beiden rentabelsten.
1931 musste die B.L.E.A.G. im Zuge der Weltwirtschaftskrise allerdings Konkurs melden.
1931-1963: Die Jahre unter der DEBG
Anschließend übernahm die Deutsche Eisenbahn-Betriebsgesellschaft (DEBG), die Strecke. Der DEBG gelang es zunächst, die beiden Strecken, die von der Weltwirtschaftskrise in Mitleid gezogen worden war, wieder voranzubringen.
Vor allem zwischen Tiefenbach und Hilsbach ging die Nachfrage sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr in den Nachkriegsjahren sehr stark zurück. Am 1. Oktober 1960 wurde daher der Abschnitt Tiefenbach-Hilsbach im ÖPNV stillgelegt, zwölf Tage später nach einer Entgleisung auch im Güterverkehr. In den Folgejahren wurden die Schienen auf diesem Abschnitt abgebaut. Der schwache Oberbau auf diesem Abschnitt hatte generell dazu geführt, dass dort Entgleisungen nicht gerade selten vorkamen.
1963-1994: Die Jahre unter der SWEG
Am 1. Mai 1963 übernahm die Südwestdeutsche Eisenbahngesellschaft mbH (SWEG) die Strecke. Die vom Land Baden-Württemberg gegründete SWEG war bemüht, die Strecke zu modernisieren. So wurden ab den sechziger Jahren zunehmend Dieseltriebwagen eingesetzt, die die bisherigen Dampfzüge ablösten.
1968 wurde außerdem im Osten von Odenheim der Haltepunkt "Odenheim Ost" in Betrieb genommen. Weitere zusätzliche Halte, die auf der Katzbachbahn in den Folgejahren eingerichtet worden waren, waren "Ubstadt Nord" (ab Mitte der neunziger Jahre: "Ubstadt Uhlandstraße"), der vor allem zur Erschließung des Schulzentrums in Ubstadt diente, "Zeutern Ost" und "Odenheim Weberei" (ab 1977: "Odenheim West").
Am 31. Januar 1975 wurde dann der Abschnitt Odenheim Ost-Tiefenbach stillgelegt. Der erst 1968 eingerichtete Haltepunkt "Odenheim Ost" wurde somit zum neuen Endpunkt der Strecke. Waren bei der der Errichtung des Haltepunkts zwei Bahnsteige errichtet worden, die jeweils beidseitig zu einer Straßenkreuzung angelegt worden waren, so wurde der hintere Bahnsteig richtung Tiefenbach aufgelassen und der verbliebene mit einem Prellbock versehen.
Ab Oktober 1981 kamen auf der Katzbachbahn verstärkt Dieseltriebwagen des Typs NE 81 zum Einsatz. Allerdings war die Strecke trotz der Modernisierungsmaßnahmen der SWEG immer mehr von der Gesamtstilllegung bedroht. Am 1. Juni 1986 kam schließlich auch das Aus für den Abschnitt Odenheim-Odenheim Ost.
1994-1998: Übernahme durch die AVG und Ausbau zur Stadtbahn
Um die Katzbach- und Kraichtalbahn vor der Stillegung zu bewahren, übernahm die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) im Jahr 1994 beide Strecken von der SWEG. Zunächst wurden die Dieseltriebwagen, unter anderem auch jene vom Typ NE 81, die zuletzt unter Regie der SWEG verkehrten, übernommen. Im Zuge der Gründung des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) erhielt die Katzbachbahn die Bezeichnung "R31".
Nachdem die AVG den zuletzt unter der SWEG existierenden Fahrplan übernommen hatte, nahm sie ein halbes Jahr später Verbesserungen in diesem vor und führte dabei auch einen Taktfahrplan ein; ein solcher hatte vorher nicht existiert.
Mit der Übernahme durch die AVG wurde gleichzeitig ein Ausbau der Strecke zur Stadtbahn beschlossen. Nachdem auf der Kraichtalbahn bereits 1996 der Stadtbahnbetrieb eröffnet worden war, gab es für die Katzbachbahn nochmals einige Verbesserungen im Fahrplan, da von nun an mehr Wagenmaterial zur Verfügung stand. Außerdem waren im Zusammenhang mit Eröffnung der Kraichtalbahn zwischen dem Bruchsaler Bahnhof und dem Bahnhof "Ubstadt Ort" mit "Bruchsal Schlossgarten" und "Bruchsal Stegwiesen" zwei neue Haltepunkte in Betrieb genommen worden, an denen fortan auch die Züge der Katzbachbahn hielten.
Im Sommer 1998, wenige Monate vor Aufnahme des Stadtbahnbetriebes, stießen zwei solcher Dieseltriebwagen (AVG VT 453, VT 454) in Zeutern zusammen, da einer der Fahrer ein Lichtsignal übersehen hatte.
Seit 1998: Betrieb der Katzbachbahn als Stadtbahn
Im September 1998 wurde die Katzbachbahn als S31 in das Netz der Karlsruher Stadtbahn integriert, nachdem die Kraichtalbahn zwei Jahre zuvor schon auf Stadtbahnbetrieb umgestellt worden war. Bereits zwei Wochen zuvor wurden auf der Strecke Stadtbahnwagen im Schülerverkehr eingesetzt. Mit der Stadtbahneröffnung wurde mit "Zeutern Sportplatz" auch ein neuer Haltepunkt in Betrieb genommen.
Vor allem der Bahnhof Odenheim wurde für den Stadtbahnbetrieb komplett umgebaut: Das Bahnhofsgebäude wurde abgerissen, ebenso entstand eine Wagenhalle.
Da allerdings zum Zeitpunkt der Streckeneröffnung noch nicht genügend Stadtbahnwagen vorhanden waren, fuhr ein Zugpaar noch mit Dieseltriebwagen. Da die AVG seit dem Zusammenstoß (s.o.) keine solchen mehr vorrätig hatte, kaufte sie einen von der SWEG ab. Nach einigen Jahren konnte das Zugpaar auch mit Stadtbahnwagen verkehren, die mittlerweile ausreichend vorhanden waren.
Spuren des stillgelegten Abschnitts Odenheim-Hilsbach
Unmittelbar nach dem Endpunkt Odenheim beginnt nach Überquerung der Straße ein Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse. Ein Zugsignal, das beim Abbau vergessen wurde, wurde erst vor einigen Jahren entfernt. Auch das Eisenbahnviadukt bei Eichelberg ist heute noch erhalten. Es wurde 1988 von der Stadt Östringen mit einem Kostenaufwand von insgesamt 155.000 DM renoviert und ebenso zum Rad- und Wanderweg umfunktioniert. Das Bahnhofsgebäude von Elsenz wurde inzwischen zum Wohnhaus umgebaut, ansonsten ist in Elsenz die Bahntrasse überbaut. Daneben gibt es noch weitere kleinere Brücken über Bäche, die inzwischen Wanderwegen dienen.
Betrieb
Fahrplan
Die Katzbachbahn ist als S31 (Odenheim - Bruchsal - Karlsruhe Hbf. Malsch - Rastatt - Freudenstadt) in das Stadtbahnnetz von Karlsruhe integriert. Züge, die anstatt nach Forbach nach Baden-Baden oder Achern fahren, wechseln in Ubstadt Ort die Liniennummer zu S32. Zu Hauptverkehrszeiten fahren die Züge im Zwanzig-Minuten-Takt. Kreuzungsmöglichkeiten bestehen in Ubstadt Ort, Stettfeld, Zeutern und Odenheim. Alle anderen Haltepunkte auf der Katzbachbahn sind Bedarfshalte.
Auf der gesamten Strecke gilt der Tarif des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).
Bahnsteige
Im Bahnhof Bruchsal sowie auf allen Unterwegshalten von Ubstadt Uhlandstr. bis Odenheim Bf. (mit Ausnahme von Zeutern Bf.) beträgt die Bahnsteighöhe 55 Zentimeter, auf den übrigen drei Halten Bruchsal Schlossgarten, Bruchsal Stegwiesen, Ubstadt Ort und Zeutern Bf. beträgt diese 38 Zentimeter.
Streckenverlauf
Nach dem Bahnhof Bruchsal verläuft die Katzbachbahn zusammen mit der Kraichtalbahn eingleisig parallel zur Baden-Kurpfalz-Bahn und bedient dort die Bedarfshalte "Bruchal Schlossgarten" und "Bruchsal Stegwiesen", ehe sie rechts nach Ubstadt Ort schwenkt, wo sie sich von der Kraichtalbahn trennt. Die Katzbachbahn fährt geradeaus weiter zum Haltepunkt "Ubstadt Uhlandstr.", biegt anschließend ab, folgt ab da dem namensgebenden Katzbach und passiert die hügelige Kraichgaulandschaft mit den Orten Stettfeld und Zeutern, bis sie den Endpunkt Odenheim erreicht.
Unterwegsstationen
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Literatur
- Daniel Riechers Von der Stadtbahn zur Nebenbahn 100 Jahre Bahn von Bruchsal nach Menzingen und Odenheim Verlag Regionalkultur 1996 ISBN 3-929366-26-6
- Hans-Wolfgang Scharf: Die Eisenbahn im Kraichgau. Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar. EK-Verlag, Freiburg 2006, ISBN 3-8825-5769-9