Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus
Das Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus ist eine Gedicht von Bertolt Brecht. Es wurde in den Svendborger Gedichten veröffentlicht. Quelle ist der Legendenroman Der Pilger Kamanita des dänischen Schriftstellers Karl Gjellerup.
Entstehung
Das Gedicht entstand 1937 für die Sammlung Gedichte im Exil während sich Brecht im Exil in Svendborg(Dänemark) befand. Es wurde zum ersten Mal Mitte 1939 in den Svendborger Gedichten, welche während Brechts schaffen an der Sammlung trug sie den Namen Gedichte im Exil. Die Sammlung wurde von Wieland Herzfelde publiziert, nach Brechts erfolgreicher Aufführung von Furcht und Elend des Dritten Reiches ihn dazu drängte sein Werk zu publizieren. 1938 sagte er: "Du kannst mir jetzt die entscheidende Position verschaffen, die ich in der Emigrantenliteratur bisher nicht habe. Und Du kannst gleichzeitig den Verlag [Malik] zum dominierenden machen.“ [1]
Inhalt
Das Gedicht erzählt vom Buddha Siddharta Gautama, der die Lehre vom Rad der Gier erklärt und vom Nirwana lehrt. Dann fragen einige seiner Schüler nach dem Nirwana und dessen existenzielle Bedeutung sowie die Auslegung dieser Prinzipien auf ihr Leben. Sie fragen den Buddha, wie ihr Weg zu Leben nichts sei. Denn sie alle wollen ihm folgen, aber verstehen nicht gänzlich alles, was der Buddha ihnen lehrt. Der Buddha denkt ein wenig darüber nach und antwortet dann mit den Worten: „Keine Antwort ist auf eure Frage“[2] Doch später wendet sich der Buddha an seine anderen Schüler, die nicht gefragt hatten und er stellte ihnen sein Gleichnis vor. Der Buddha erzählt, wie er neulich ein Haus sah, dessen Dach in Flammen stand. Er rannte zum Haus und bemerkte, dass noch Menschen darin waren, also trat er ein und wollte die Leute warnen. Doch statt ihm zuzuhören fanden die Menschen es viel wichtiger, dem Buddha allerlei Fragen zu stellen, z.B. wie denn das Wetter sei und ob es ein weiteres Haus gäbe, in dass sie dann gehen könnten. Dies alles geschieht, während das Haus mehr und mehr von den Flammen eingeschlossen wird. Der Buddha beschließt nun, die unwichtigen Fragen nicht zu beantworten und verlässt das Haus. Er weiß, dass sie erst lernen werden, wenn sie einmal verbrannt sind. Dies ist die Geschichte, welche der Buddha seinen Schülern erzählt. Im letzten Teil bringt Brecht einen persönlichen Kommentar ein. Er kritisiert, wie blind und gleichgültig die Menschheit heutzutage ist und beschreibt diese Blindheit als große Gefahr, die laut ihm zu dem größten aller Übel, dem Krieg, führt.
Form
Obwohl Das Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus ein Gedicht ist, trägt es keine Reime, wie bei Gedichten sonst üblich, in sich. Die Zeilenlängen sind ebenfalls stark unterschiedlich. Des weiteren Existiert keine klare Vers oder Strophentrennung, ausserdem ist keine eindeutiges Versmass zu finden.
Interpretation
Das Fragen
Das Motiv des Fragenden kommt in mehreren Inkarnationen vor. Zum einen als die fragenden Schüler des Buddha, welche ihn nach dem Sinn der Existenz befragen. Die Personen die im Gleichnis beschrieben werden sind ebenfalls sehr auf ihr Fragen fokussiert. Doch die zwei fälle haben verschiedene Bedeutungen. Die Schüler sind einfach die moderne Generation, welche alles verstehen wollen, obwohl ein erfahrener und weiser Mensch akzeptieren würde dass es Fragen ohne Antworten gibt und der Sinn der Existenz ist so eine Fragen, laut Buddha.
Die Verleugnung
Die Menschen welche sich im brennenden Haus aufhielten wiederum, missbrauchen die Fragen als eine Ablenkung um sich von der direkten Gefahr des Feuers abzulenken. Dieses Verhalten ist eine Metapher für Leuten welche versuchen sich von Problemen abzuschotten und somit sich in noch grössere Gefahr begeben als sie wären, wenn sie sich einfach ihren Problemen stellen würden.
Das Feuer
Das Feuer dient hier als die symbolische Darstellung der Gefahr der die Menschen ausgesetzt sind. Doch die Gefahr ist nicht eine sofortige, denn das Feuer fing beim Dach an und bewegte sich nur langsam zu den Menschen. Damit sind sich die Leute im Haus zwar der Gefahr bewusst, aber sie selbst denken dass dieses Problem, diese Gefahr noch weit entfernt ist.
Brechts Kommentar
Der Kommentar gibt uns eine kontemporäre Interpretation des Gleichnisses. Die Gefahr in Brechts Augen ist der Nationalsozialismus welcher sich langsam in Deutschland ausbreitete. Es war ein langsamer Prozess und obwohl viele Leute die Gefahren eines Dritten Reichs vorhersahen, gab es trotzdem nur wenige welche die Gegeninitiative ergriffen. Somit wurden die Menschen im Haus, bei Brecht das deutsche Volk, vom Feuer verschlungen, bei Brecht bedeutet dies die Machtergreifung der NSDAP und die Installation Hitlers als Bundeskanzler. Brecht selbst stellt sich in der Form des Buddha dar, welcher versucht die Menschen Deutschlands vor der Gefahr zu warnen, doch als diese ihm kein Gehör schenken wollten, verliess er dass Land und flüchtete nach Dänemark, genau wie der Buddha auch die Leute im Haus zurück gelassen hatten.
Wirkung/Rezeption
Das Gleichnis des Buddha dient der Demonstration. Es zeigt seinen Schülern dass die Kunst des Schweigens und des logischen Denkens eine wichtige Fähigkeit ist. Die Aussage des Buddha stärkt auch den nachfolgenden Kommentar Brechts da Brecht direkte Themen des Gleichnisses aufgreift und in seine Argumente einbaut.
Weblinks
Literatur
Heinrich Detering, Maren Ermisch, Pornsan Watanangura: Der Buddha in der deutschen Dichtung. Wallstein, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8353-2554-8
Bertolt Brecht, Denise Kratzmeier: Kalendergeschichten. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-22343-7