Rölsdorf
Rölsdorf Stadt Düren
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Koordinaten: | 50° 47′ N, 6° 28′ O |
Postleitzahl: | 52355 |
Vorwahl: | 02421 |
![]() Lage von Rölsdorf in Düren
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Rölsdorf ist ein Stadtteil der Stadt Düren im Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen. Im Volksmund hat Rölsdorf wegen seiner einstmals zahlreichen französisch sprachigen Einwohner den Beinamen „Klein-Frankreich“.[1]
Lage
Rölsdorf liegt im Westen des alten Stadtkerns, jenseits der Rur.
Eingemeindung
Rölsdorf war bis zum 1. April 1937 eine eigenständige Gemeinde. Mit 2312 Einwohnern kam sie als erster Nachbarort zur Stadt Düren. Bei der Eingemeindung wurden die Namen folgender Straßen[2] geändert: Lindenallee (Monschauer Straße zwischen der Straße Cornetzhof und Bahnstraße), Oberstraße (Monschauer Straße zwischen Bahnstraße und Monschauer Landstraße), Friedhofstraße (Am Schlagbaum), Freiheitstraße (An Sankt Nikolaus)[3], Brückstraße (An der Ziegelei), Birgeler Straße (Monschauer Landstraße), Eisenbahnstraße (Bahnstraße).
Geschichte
Rölsdorf war schon in römischer Zeit besiedelt [4]. Beim Abbruch der alten Kirche (Standort des heutigen Pfarrheims) entdeckte man Reste einer um 1200 dort erbauten romanischen Kapelle, in deren Mauerwerk römische Ziegel gefunden wurden. Zudem fanden sich römische Baureste im Gelände nach Gürzenich. Mehrere Brand- und Skelettgräber aus dieser Zeit, die 60 Meter von der alten Kirche und in südlicher Ortslage gefunden wurden, belegen die antike Besiedlung.
Erstmals erwähnt wird Rölsdorf auf einer Urkunde vom 18. Februar 1268, durch den Namen des Johannes de Rulstorp.[5] 1357 wurde erstmals eine Kapelle erwähnt, die wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Auf einer Urkunde der Stadt Nideggen vom 25. März 1390 wird u. a. ein Henken van Ruylstorp[6] genannt. 1543 wurde Düren von Rölsdorf aus von den Truppen Kaiser Karls V. belagert. Rölsdorf ging in Flammen auf. Im Jahre 1748 wurde die erste Steinbrücke über die Rur gebaut. Am Lendersdorfer Mühlenteich wurde zwischen 1785 und 1790 eine Farbmühle in Betrieb genommen. Am 31. Oktober 1866 wurde Rölsdorf zur Pfarre St. Nikolaus erhoben.
1871 wurden 719 Einwohner gezählt. Das Jugendstadion, eingeweiht am 14. August 1921, erhielt zwei Jahre später eine Radrennbahn, auf der nach dem Kriege auch Motorradrennen gefahren wurden.
Auch in Rölsdorf hat es vor 1933 jüdische Bürger gegeben. In Rölsdorf geboren und von den Nazis ermordet wurden: Eva Roer, Eleonore Fromm geb. Michel und ihr Ehemann Moses Fromm.[7]
Im Zweiten Weltkrieg besetzten die US-Amerikaner am 17. Dezember 1944 Rölsdorf und gingen von dort über die Rur in die Innenstadt.
Im Sommer 1945 gründeten Rölsdorf Bürger einen Antifa-Bürgerausschuss.[8] Unter Leitung dieses Ausschusses wurden ab September 1945 in Rölsdorf ehemalige Nazis zur Pflichtarbeit (Beseitigung von Kriegsschutt) herangezogen.
Von 1966 bis 1990 befand sich in Rölsdorf das Gebäude des Amtes Birgel, später Außenstelle der Stadtverwaltung Düren. Danach wurde das Gebäude in das Rölsdorfer Vereinshaus umgewandelt.
Verkehr
Schon im Jahre 1852 wurde auf der neuen Personenpoststrecke Düren–Monschau eine Haltestelle in Rölsdorf eingerichtet. Am 6. Oktober 1908 wurde die Straßenbahnstrecke Düren–Rölsdorf–Lendersdorf der Dürener Kreisbahn (DKB) eröffnet. Der Straßenbahnverkehr wurde ab 1954 von Bussen übernommen.
Bis zum Neubau der Umgehungsstraße fuhr der gesamte Verkehr in die Eifel in Richtung Monschau durch den Ortskern über die B 399. 1987 wurde die Ortsdurchgangsstraße zurückgebaut und die Bahnstraße als Ortskernumgehung genutzt.
Die B 264 geht nur auf einem kurzen Teilstück durch den Ort.
Wirtschaft
- Papierverarbeitung: Fripa Papierfabrik Albert Friedrich, In der Mühlenau
- Herstellung von Indikatorpapieren: Macherey-Nagel, Bahnstraße und Valencienner Straße
- Maschinenbau: Zimmermann & Jansen, Bahnstraße
- Maschinenbau: August Philipp Denis Detombay, Monschauer Straße (verlagert nach Langerwehe)
- Industrie-Ofen-Bau: Elino Industrie-Ofenbau GmbH, Zum Mühlengraben
- Gießerei: Gebr. Hannemann Cie., Bahnstraße (2013 abgerissen)
- Telekom: Am Ellernbusch
- Baumarkt: Toom Baumarkt, Bahnstraße
- Supermärkte: real, Am Ellernbusch, Aldi, Monschauer Straße u. a.
- Altenheim: St. Nikolaus, Dr.-Overhues-Allee
- Ziegelei (abgebrochen): Ziegelei Brück, An der Ziegelei (1977 als letzte Dürener Ziegelei stillgelegt)
- Hotels, Gastronomie: Hotel Jägerhof, Gaststätte Gohr u. a.
Bis in die 1970er Jahre gab es in Rölsdorf noch eine kleinteilige Einzelhandelstruktur.[9] Hierzu gehörten: Eine Postfiliale, zwei Bäcker (Karl Schüller, Wilhelm Schüller), eine Gärtnerei (Jakob Richter), vier Metzgereien (Josef Mohren, Hermann Junggeburt (Baptist Kuhl), Peter Klinkenberg, Otto Bartsch), acht Lebensmittelgeschäfte (Hans Becker, Maria Biergans, Richard Himmburg, Ulrich Klinkenberg (REWE), Maria Heinen, Willi Limburg (Discount-West), Maria Zens, Käthe Ismar) zehn Gaststätten (Eberhard Hartmann, Friedhelm Gohr, Anna Bonn, Bürgerstube, Zur Glocke, Gambrinus, Katharina Fenger, Cilly Prummebaum (Louise Hermanns), Hubert Junghertz (Bierklause), Julius Hasseler (Siedlerklause)), zwei Herren-Friseure (Werner Bein, Wilhelm Vilvo), drei Damen-Friseure (Maria Bernards, Günter Platzeck (Parfümerie), Elisabeth Müller), zwei Zeitungs- und Tabakgeschäfte (Josef Borg (Lotto), Peter Hall), zwei Drogerien (Katharina Kraemer (Parfümerie/Foto), Peter Boich (Foto)), eine Apotheke (Max Hepple), ein Fischgeschäft (Konrad Stass), einen Gemüsehandel (Anneliese Veith), ein Textil- und Kurzwarengeschäft (Maria Koertgen), drei Schuhmacher (Franz Emunds, Herbert Schmitz (Michels), Arnold Müllejans), ein Schuhgeschäft (Gertrud Michels), drei Schreinereien (Wilhelm Stolz, Paul Fassbender, Hubert Gottschalk), zwei Papier- und Schreibwarengeschäfte (Helene Reheis, Marita Johnen), zwei Elektrogeschäfte (Jean Müllejans, Hermann Blens (Radio)), ein Farbengeschäft (Maria Rudolf), eine Hühnerfarm (Richard Malingriaux), einen Kohlenhändler (Jakob Fassbender) und ein Blumengeschäft (Wilhelm Mohren). Mit der Eröffnung des extra-Marktes (jetzt real,-), Am Ellernbusch, verschwand diese Struktur bis auf einige wenige Geschäfte.
Schule
In diesem Stadtteil gibt es eine Grundschule und Kindergärten. Weiterführende Schulen gibt es in der Innenstadt.
Persönlichkeiten
- Ernst Neumann-Neander, Motorrad- und Autobauer, Erfinder, Künstler
- Manfred Donike, Radsportler und „Anti-Dopingpapst“
- Anton Schumacher, Fußballtorwart
- Leonhard Meurer, Pfarrer
Sonstiges
Burg
Die Rölsdorfer Burg[10] stand auf dem Gelände des jetzigen Volksparks. Auf der zwischen 1801 und 1828 unter Jean Joseph Tranchot durchgeführten Topographische Aufnahme der Rheinlande ist dort eine dreieckige Hofanlage eingezeichnet. 1563 wird Gerhard Dommermoit (Thummermuth v. Ruilstorf) mit dem Burghof zu Rölsdorf belehnt. Das Wappen der Familie:[11] Weißer Schild mit waagerechtem, schwarzem Balken in der Mitte, oben zwei und unten ein schwarzes Antoniuskreuz. Das Wappen findet sich in Stein gehauen innen im rechten Seitenschiff der Kirche in Lendersdorf. Mehrere Mitglieder der Familie Dommermoet[12] (Dommermuth) waren Schultheiß im benachbarten Gericht zu Lendersdorf. Mitte des 17. Jahrhunderts ging die Burg durch Heirat in den Besitz der Familie von Schellart über, die Anfang des 19. Jahrhunderts noch Besitzer waren. Der Abriss der Burg erfolgte in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Letzter Bewohner der Burg war Matthias Krudewig.
Haussteine

Zwischen 1955 und 1961 wurden durch Studenten der Kölner Werkschulen auf Veranlassung des damaligen Pfarrers Leonhard Meurer etwa 60 Haussteine, vergleichbar einer Hausmarke, aus Ton oder Schiefer angefertigt. Diese Mastaba-Reliefs sind noch heute an vielen Häusern zu finden. In ihrer Vielzahl sind sie einzigartig in der Umgegend.
Vereine
In Rölsdorf gibt es eine Vielzahl von Vereinen, von der Maigesellschaft bis zum Schützenverein, die hier wegen des Umfanges nicht aufgezählt werden können.
Kino
Bis in die 1960er Jahre gab es in Rölsdorf das „Scala-Theater“. Es befand sich auf der Monschauer Straße etwa gegenüber der Straße „Zum Volkspark“. Heute befindet sich auf dem Grundstück das Haus Monschauer Straße 144 mit einem Garagenhof. Das Kino war in einem heute nicht mehr vorhandenen Anbau (Saal).
Literatur
- Helmut Knabel (Red.): Rölsdorfer Geschichte(n): 125 Jahre Schützenbruderschaft Constantia 1877 e. V. Hrsg.: Schützenbruderschaft Constantia 1877 e. V. Hahne und Schloemer, Düren 2002, ISBN 3-927312-50-9.
- Das Dürener Land, Bildatlas der Kreissparkasse Düren, Düren, 1971, S. 20, Rölsdorf
Einzelnachweise
- ↑ Hans Seeling: Wallonische Industrie-Pioniere in Deutschland. Wahle, Lüttich 1983, ISBN 3-87011839(?!), S. 88.
- ↑ Adreßbuch von Stadt und Kreis Düren, 1932/1933, Druck und Verlag: Hamel`sche Druckerei und Verlagsgesellschaft m. b. H., Düren, Rheinland, S. 29-34
- ↑ Josef Geuenich: Die Dürener Straßennamen, Düren 1965
- ↑ Das Dürener Land, Bildatlas der Kreissparkasse Düren, Düren, 1971, S. 20, Rölsdorf
- ↑ Theodor Joseph Lacomblet: Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Erster Band, Druck: J. Wolf, Düsseldorf 1840, S. 343/344.
- ↑ Jörg Füchtner: Inventar des Archivs der Stadt Nideggen bis 1794. Rheinland Verlag, Bonn 1973, ISBN 3-7927-0164-2, S. 29.
- ↑ Regina Müller: Um Heimat und Leben gebracht. Düren 1989, ISBN 3-927312-02-9, S. 106.
- ↑ Stadtarchiv Düren, Signatur: B 1700: Antifa-Bürgerausschuß Düren an Bürgermeister Düren, 21. Oktober 1945.
- ↑ Einwohner Adressbuch der Stadt Düren, Heinrich Jakobs Adreßbuch-Verlag, Rheydt 1966–1974.
- ↑ Wer fragt? – Wer antwortet? Rölsdorfer Burg. In: Heimat Blätter, Beilage der Dürener Zeitung. Nr. 6, 20. Februar 1925.
- ↑ Anton Fahne: Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter. Band 1, 1848, S. 34 (google books [abgerufen am 21. Dezember 2015]).
- ↑ Lothar Müller-Westphal: Wappen und Genealogien Dürener Familien. In: Dürener Geschichtsverein (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Dürener Landes. Band 20. Dommermoet, 1989, ISSN 0343-2971, S. 244–246.
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Kasino, ehem. Zimmermann & Jansen
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Das denkmalgeschützte Hotel Jägerhof
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Die Marienkapelle
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Gut Boisdorf
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Das Rölsdorfer Vereinshaus, früher Amtsverwaltung Birgel