Benutzer:Greenx/Wirtschaft des Dritten Reiches
Als Wirtschaft im nationalsozialistischem Deutschland wird die Entwicklung der deutschen Wirtschaft von der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges beschrieben.
Hintergrund
Weltwirtschaftskrise und die Weimarer Republik
Der Vertrag von Versailles legte Gebietsabtrennungen fest, der die Möglichkeiten der Eigenversorgung innerhalb der verengten Grenzen bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum verschlechterte. Die Einbuße entsprach 75 % der deutschen Eisenerzgewinnung, 26 % der Bleierzeugung und 7 % der Industrienternehmen. Weiters fehlten die Agrarüberschussgebiete Westpreussen und Posen. Solange der Welthandel intakt war, konnten der Bedarf an Agrar- und Produktionsgütern durch Import wettgemacht werden. Die im Oktober 1929 ausbrechende Weltwirtschaftskrise zog neben dem Abzug von Auslandsanleihen- und krediten einen Zusammenbruch des internationalen Handels mit sich.
Zwar sanken die Importe schneller als die Exporte und führten so kurzfristig zu einer positiven Außenhandelsbilanz, welche zusätzlich zur Deflation beitrug. Doch das gesamte Volumen des Welthandels schwand stark. Sinkendes Welthandelsvolumen, dadurch schrumpfender Export, bewirkten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der daraus resultierende Kaufkraftschwund führte zu einem Rückgang der Inlandsnachfrage, ein sinkendes Binnenhandelsvolumen führte zu mehr Arbeitslosigkeit. Dieser Kreislauf wurde von der Deflation beschleunigt, da sie effektiv einer Reallohnerhöhung entsprach und zusätzliche Arbeitslose schuf.
1929 versuchte die Regierung unter Franz von Papen durch vorsichtige staatliche Maßnahmen die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Schaffung von Arbeitsplätzen wurde mit der Vergabe von Steuergutscheinen belohnt, was einer indirekten Arbeitbeschaffung gleichkam. Der Stimulus für die Wirtschaft war zu schwach um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Die 1932 nachfolgende Regierung Kurt von Schleicher hoffte auf einen weltweiten Wirtschaftsaufschwung, angesichts dessen mäßige nationale Korrekturen bereits greifen würden. Für direkte Arbeitsbeschaffung, also das Auftreten des Staates als Auftraggeber und Kunde, wurden 500 Millionen Reichsmark veranschlagt. Es ist unklar, inwiefern diese Mittel mittelfristig zum Ziel geführt hätten. Die Arbeitslosigkeit erreichte 1932 ihren Höhepunkt mit über sechs Millionen gemeldeten Arbeitslosen.
Wirtschaftskonzepte der „Reformer“ und der NSDAP
Die negativen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die Wirtschaft des Deutschen Reiches führten zur Entwicklung und Vorstellung von nationalen Konzepten durch einen breit gefächerten Personenkreis aus Wirtschaft, Finanz, Wissenschaft und Presse. Die hier als Reformer bezeichneten Persönlichkeiten sahen das selbstregulierende, liberale und nur auf Angebot und Nachfrage basierende Konzept der Weltwirtschaft gescheitert.
Die Forderung nach Autarkie zur Loslösung von zukünftigen Krisenherden gewann zusehends an Bedeutung. Dabei sollte aber der Rahmen des Handelns über die bestehenden Grenzen des Reiches ausgedehnt werden. Weltweit kristallisierten sich abgegrenzte Handelsblöcke heraus, wobei England und Frankreich mit ihren Kolonien eigene Blöcke bildeten. Für das Konzept der "Reformer" bot sich eine Verbindung mit den baltischen Staaten, Österreich, Osteuropa und dem Balkan an. Ein Gebiet, das mit verschiedenen Variationen als Zwischeneuropa bezeichnet wurde. Innerhalb dieses Raumes sollten Agrarprodukte, Rohstoffe und Industriegüter zollfrei getauscht werden, die Produktion staatlich gelenkt werden und Deutschland die Vormachtstellung zukommen. Die Weltwirtschaft sollte durch eine Großraumwirtschaft abgelöst werden.
Diese Strömung spielte der NSDAP, die vor der Weltwirtschaftskrise keine schlagkräftigen wirtschaftlichen Konzepte aufweisen konnte, in die Hände. Die zentrale Vorstellung einer Lebensraumideologie Adolf Hitlers konnte in die Theorie der Großraumwirtschaft eingepasst werden. Autarkie wurde zu einem Schlagwort für die ökonomische Kompetenz der NSDAP, die bei den Wahlen im September 1930 zweitstärkste Partei wurde. Die Verschlechterung der Wirtschaftslage in Deutschland ging direkt mit dem Aufstieg der NSDAP einher.
Wehrwirtschaft
Unter dem Begriff "Wehrwirtschaft" versteht man "[...] die Gestaltung der Volkswirtschaft im Frieden für den Krieg unter militärischen Gesichtspunkten". [1]
Wenige Tage nach dem Amtsantritt Adolf Hitlers wurde klargestellt, dass nicht nur Arbeitsbeschaffungsprogramme, die bis Jahresende 1933 mit 3.110 Millionen Reichsmark verbucht wurden, die Wirtschaftskrise überwinden sollten. Eine Ausdehnung der territorialen Basis des Reiches nach rassischen und machtpolitschen Gesichtspunkten war das ideologische Konzept der NSDAP. Der Aufbau der Wehrmacht war für die gewaltsame territoriale Ausdehnung notwendig. Die Verwirklichung der Lebensraumideologie und des Autarkieprogrammes erforderten zielgerichteten Einsatz der staatlichen Mittel. Wehrwirtschaftler aus verschiedenen Disziplinen, wie Militär, Publizistik und Wirtschaftswissenschaft, waren über die Erfordernisse der Wirtschaft in Friedenszeiten einig. Das waren unter anderen:
- Feststellung des Rohstoffbedarfes für die aus Rüstungsindustrie und Zivilindustrie bestehende Gesamtwirtschaft
- Bereitstellung von Treibstoffen
- Anpassung des Verkehrswesens auf zukünftige militärische Verhältnisse
- Regelung der Finanzierung der indirekten und direkten Rüstung
Wesentliche Beiträge dazu waren eine Intensivierung eines bereits 1929 begonnenen Straßen- und Brückenbauprogrammes und die Förderung der Fahrzeugindustrie. Organisator und Chefplaner des Reichsautobahnbaus wurde der technische Geschäftsführer der Firma Sager&Woerner, Fritz Todt. Die militär-strategische Bedeutung der Reichsautobahnen muss dabei allerdings relativiert werden. Obwohl eine breite Motorisierung Deutschlands damit einher ging, was in Folge vielen Personen eine Ausbildung als Kraftfahrer in Friedenszeiten ermöglichte, hatten die Reichsautobahnen wenig Bedeutung für den Transport von schweren Waffen und Truppen in die künftigen Kriegsgebiete. Diese wurden hauptsächlich von Eisenbahn und Pferden geleistet. Als Arbeitsbeschaffung für die schwer vermittelbare Gruppe der unausgebildeten Arbeitskräfte war das Straßenbauprogramm äußerst wirksam. Deutlich mehr Bedarf an Arbeitskräften entstand in den hauptsächlich für die Rüstung produzierenden Bereichen Schiffs- und Flugzeugbau. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 führte zu einem Anwachsen der Truppenstärke von rund 100.000 auf 2,7 Millionen Soldaten bei Kriegbeginn und trug so ebenfalls erheblich zur Vollbeschäftigung bei. Als eine harmlose Methode zur Arbeitsbeschaffung wurde der 1935 gegründete Reichsarbeitsdienst (RAD) gesehen. Er war für männliche Jugendliche zwischen 19 und 24 Jahre verpflichtend, ab 1. September 1939 auch für weibliche Jugendliche. Bis 1938 waren 350.000 Jugendliche in dieser in 30 Arbeitsgaue aufgegliederten Organisation erfasst.
Mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und damit der zahlenmäßigen Vergrößerung der Arbeitnehmerschaft ging eine Demontage der Arbeitnehmerrechte einher. Am 2. Mai 1933, einem Tag nach dem "Tag der nationalen Arbeit", wurden die Gewerkschaftsgebäude besetzt, Vermögen beschlagnahmt und führende Funktionäre verhaftet. Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20. Januar 1934 führte zu einer Umdeutung der Arbeitgeber in "Betriebsführer" und der Arbeitnehmer in "Gefolgschaft". Ab 1936 vollzog sich ein Wandel von der Arbeitsbeschaffung zur Arbeitszuteilung bis hin zur Zwangsarbeit. Durch die Einführung des Arbeitsbuches, das jeder Arbeiter zu führen hatte, wurden die individuellen Karrieremöglichkeiten durch Unternehmenswechsel stark eingeschränkt. Die Organisation der Deutschen Arbeitsfront (DAF) übernahm in Hinkunft die formale Vermittlung zwischen Arbeiterschaft und Unternehmen, streng auf die Möglichkeiten der Leistungssteigerung der "Gefolgschaft" ausgerichtet. Ein von der Propaganda häufig verwertetes Instrument war das Amt Kraft durch Freude (KdF), das für die staatlich gelenkte Erholung zuständig war.
| Arbeitslosigkeit im Verhältnis zu RAB und Fahrzeugindustrie | 1932 | 1933 | 1934 | 1935 | 1936 | 1937 |
| Als arbeitslos gemeldete Personen, Jahresdurchschnitt (1.000.000) | 6,02 | 4,80 | 2,71 | 2,15 | 1,59 | 0,91 |
| Beschäftigte bei der Reichsautobahn (RAB), Jahresdurchschnitt (1.000) | o.A. | <4,0 | 60,2 | 85,6 | 102,9 | o.A. |
| Entwicklung der deutschen Fahrzeugproduktion, Index (1932=100) | 100 | 204 | 338 | 478 | 585 | o.A. |
| Beschäftigte in der Flugzeugindustrie (1.000) | o.A. | 4,0 | 16,8 | 59,6 | 110,6 | 167,2 |
| Ausgaben für den Schiffbau (in Millionen Reichsmark) | 49,6 | 76,1 | 172,3 | 287,0 | 561,3 | 603,1 |
Der konservative Präsident der Reichsbank Hjalmar Schacht, ab Oktober 1934 Reichswirtschaftsminister, fasste die Maßnahmen der Wehrwirtschaft als Neuen Plan zusammen. Bis heute ist umstritten, inwiefern die Bosse der Wirtschaft Hitler für ihre Zwecke benützen wollten, oder sie von Hitler selbst benutzt wurden. Nicht jede Industrie, und innerhalb einer Industrie nicht jeder Betrieb, hatte zu den Ideen der Autarkie und der Militarisierung die selbe Haltung. Bis 1935 hielten sich die direkten Militärausgaben mit 18 % des gesamten Haushaltes in Grenzen, die zunehmende Motorisierung war ein Gradmesser des Bevölkerungswohlstandes und die Deutschen Reichsautobahnen waren ein Prestigeobjekt zur Demonstration der nationalsozialistischen Leistungsfähigkeit. Bis 1936 schienen der versprochene Wiederaufschwung geschafft und die Rückkehr in die Weltwirtschaft noch möglich. Doch mit dem Aufschwung erhielten Hitler und die NSDAP die Bestätigung, die angeblichen "Machenschaften des Weltjudentums" als Ursache der Weltwirtschaftskrise durch nationale politische Maßnamen überwunden zu haben.
Für die innenpolitische gestärkte Riege der Autarkie- und Lebensraumideologen war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu setzen: die Intensivierung der direkten Rüstung als Vorbereitung für einen Eroberungskrieg.
Finanzierung und Währung
Die beiden Bereiche Arbeitsbeschaffung und Rüstung bedurften bereits ab 1933 des Einsatzes der Notenpresse zu ihrer Realisierung. Der damals von vielen Finanztheoretikern als Sicherheit gegen Inflation angestrebte Goldstandard konnte nicht gehalten werden. Hjalmar Schacht als Reichbankpräsident ermöglichte den Umlauf von "Sonderwechseln", die von der Reichsbank gedeckt und vom Staat garantiert wurden. Die Zusammenhänge um diese Wechsel blieben der Öffentlichkeit zunächst verborgen. Einerseits sollte keine Klarheit über das Ausmaß der künftigen Rüstungsinvestitionen und damit über den Bruch des Versailler Vertrages bestehen. Andererseits sollte am Geldmarkt keine Unsicherheit über die Stellung der Reichsmark und damit eine ungewünschte Entwertung (Inflation) erfolgen.
Für diesen Zweck wurde eine Scheinfirma, die Metallurgische Forschungsgesellschaft m.b.H., durch vier namhafte deutsche Unternehmen, nämlich Siemens, Gutehoffnungshütte, Krupp und Rheinmetall gegründet. Die Mefo GmbH hatte keine weitere Funktion bzw. Geschäftszweck. Für Rüstungsausgaben allein wurden 11,9 Milliarden Reichsmark von 1934 bis zum von Schacht verhängten Ausgabestopp der Mefo-Wechsel 1938 durch diese gedeckt. Das entsprach 30% der bis dahin getätigten Wehrmachtsausgaben.
Daneben wurden unverzinsliche Reichsanweisungen (U-Schätze) und ab Mai 1939 so genannte NF-Steuergutscheine ("Neuer Finanzplan") ausgestellt. Damit wurden Rechnungen, die an das Deutsche Reich ausgestellt wurden, zu 40 % sofort bezahlt un der Rest als Steuernachlass gutgeschrieben.
Der finanzielle Bedarf für Rüstung wurde als mittelsfristiges Problem gesehen, eine hohe Verschuldung insbesondere durch kurzfristige Kredite wurde dafür in Kauf genommen. Es sollte eine durch begrenzte militärische Aktionen erzwungene territoriale Expansion folgen.
Die von vielen Wirtschaftswissenschaftlern befürchtete Inflation, die man aufgrund der Abkehr vom Goldstandard und der Mehrverschuldung erwarten konnte, trat nicht ein. Die staatliche Festlegung der Marktordnung, die Kontrolle über die Preisgestaltung und Gewinnmargen setzten marktwirtschaftliche Prinzipien ausser Kraft. Der Verbraucherpreisindex stieg lediglich mit durchschnittlich einem Prozent pro Jahr. Da die so erzwungene Stabiliät der Reichsmark rein politisch und nicht wirtschaftlich begründet war, konnte die Währung am internationalem Geldmarkt kein Vertauen schaffen. Große internationale Investitionen in die deutsche Wirtschaft blieben aus, was eine latente Devisenknappheit zur Folge hatte.
Rohstofflage
Landwirtschaft und Ernährung
Bereits im Früjahr 1933 wurde vom Reichslandbund, einem der NDSAP nahestehendem Verband, die Gleichschaltung aller agrarpolitischen Interessensorganisationen betrieben. Am 4. April 1933 übernahm eine neugeschaffene "Reichsführergemeinschaft" die Vertretung des gesamten deutschen Bauernstandes nach außen. Einen Tag spätere sagte der deutsche Landwirschaftsrat als Dachorgan der Landwirschaftskammern der Regierung seine volle Unterstützung zu.

Walter Darré, Reichsbauernführer der NSDAP, wurde zu dessen Präsident gewählt. Im 1933 fasste Darré, inzwischen Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, verschieden Zweige der Landwirtschaft im Reichsnährstand als Zentralverband durch Zwangsmitgliedschaft zusammen. Dazu zählten die Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und Jagd, landwirtschaftliche Genossenschaften, der Landhandel sowie die Be- und Verarbeitung landwirtschaftlicher Güter. Bis 1945 liefen nun die Fäden der agrarischen Produktions- und Verteilungsysteme dort zusammen.
Die bis 1935 geschaffene Marktordnung war eine Vorstufe der späteren Kriegsernährungsordnung. Diese unterschied sich von der Marktordnung in Friedenszeiten "nicht in der Art, sondern nur dem Grade nach". (Merkel/Wöhrmann, Bauernrecht)
Obwohl es bis 1935 zu einem Anstieg der Verbraucherpreise und der Löhne im Agrarbereich kam, musste eine weitere Verteuerung der Grundnahrungsmittel verhindert werden. Der zur Berechnung der geplanten Aufrüstung relevante durchschnittliche Industrielohn sollte ein stabiler Faktor bleiben und nicht durch Preissteigerungen in die Höhe getrieben werden. So fielen bis 1938 die Verbraucherpreise wieder auf das Niveau von 1933 zurück. Das Reichserbhofgesetz von 1939, das eine Veräusserung von Höfen ab einer gewissen Größe durch die Eigentümer oder ihre Erben verbot, trug dazu bei, die Landflucht zu verhindern. Kein anderer Sektor erlebte im Dritten Reich eine engerer Verflechtung zwischen Partei und Wirtschaft.
Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche wurden trotz Ausrufung der "Enährungsschlacht" durch Walter Darré von 1933 bis 1939 um ca. 800.000 ha geschrumpft. Grund dafür war die Beanspruchung der Flächen durch die Reichsautobahn und die Wehrmacht. Allein die Errichtung des Westwalls forderte 120.000 ha landwirtschaftlichen Gebietes. Zudem fehlten Anreize in der Preispolitik und Düngemittel. Es bahnte sich die Stagnation der Getreideproduktion an, die kaum an die Produktionszahlen von 1913 herankam. Nach Kriegsbeginn entwickelte die Produktion sich sogar wieder zurück. Das größte Defizit herrschte aber bei der Versorgung durch Fette und pflanzliche Öle, die bis zu 50 % durch Clearing-Verträge mit Dänemark und den baltischen Staaten eingeführt werden mußten.
1939 konstantierte sich das Großdeutsche Reich, nunmehr mit dem Saarland, Österreich, dem Sudetenland, dem Protektorat Böhmen und Mähren und dem Memelland, im Ernährungbereich eine 83%ige Selbsversorgungsfähigkeit.
Außenhandel
Schon vor 1929 war ein Trend bemerkbar, daß sich der europäische Außenhandel zunehmend auf Handelspartner in Europa oder in Nachbargebiete mit einer Landgrenze zu Lasten der Überseestaaten bewegte. Der gelenkte Außenhandel unter den Voraussetzungen des "Neuen Planes" suchte ausserdem nach rohstoffreichen europäischen Ländern, die an einem direkten Warenaustausch mit Handelsgütern der deutschen Industrie interessiert waren. So kamen 1934 Handelsabkommen mit Jugoslawien und Ungarn zustande, bei dem die Ein- und Ausfuhr in ein bestimmtes Land mittels Clearing wertmäßig aufgerechnet und bilanziert wurde. Diese moderene Art des Tauschhandels schonte die Devisen -und Goldreserven des Deutschen Reiches, welche für den Ankauf von Rüstungsgütern benötigt wurden. Auch im Norden erschloßen sich Staaten wie Schweden, Dänemark und die baltischen Staaten für Handelsabkommen mit dem devisenschwachen Dritten Reich. Allein der rüstungswichtige Eisenerz-Import aus Schweden stieg von etwa 1.500 Tonnen im Jahr 1932 auf 8.200 Tonnen im Jahr 1936 an. Der kontinuierlich steigende Bedarf an Eisenerzen konnte dennoch nicht gedeckt werden und führte 1937 sogar zu Rückgängen in der Flugzeugproduktion, auch der Flottenausbauplan der Marine wurde durch den Eisenerzmangel gebremst.
| Lieferanten von Eisenerz nach Anteilen in Prozent | 1934 | 1935 | 1936 | 1937 | 1938 | 1939 |
| Schweden | 56,8 | 39,1 | 44,6 | 44,0 | 41,0 | 48,7 |
| Frankreich | 19,5 | 39,9 | 37,1 | 27,8 | 23,0 | 13,4 |
| Spanien | 7,6 | 9,3 | 5,7 | 6,7 | 8,2 | 5,9 |
| Norwegen | 6,4 | 3,6 | 2,8 | 2,4 | 5,0 | 5,0 |
Trotz devisenschonender Clearing-Verträge und einem Anwachsen des Binnenhandels wurde bis 1936 das Volumen des Aussenhandels nicht wesentlich vergrößert. Der Anteil an rüstungsrelevanten Rohstoffen wurde aber durch staatliche Lenkung deutlich erhöht, der Anteil an von Konsumgütern entsprechend verringert. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Einfuhr von Metallen, Treibstoffen, Kautschuk und Baumwolle.
Rassenpolitik und Korruption
Der für das Dritte Reich typische "erlösende" Antisemitismus zielte gleichermaßen auf die persönliche Vernichtung und die Beraubung der jüdischen Bevölkerung. Während das Regime die Verschleppung und Ermordung der Menschen als "Umsiedlung" verharmloste, wurde Raub und Erpressung als "Arisierung" von zuvor mit angeblich betrügerischen Methoden erwirtschaftetem und daher unrechtmäßigem Besitz von Menschen jüdischer Herkunft bezeichnet.
Dabei zog sich die Bereitschaft, sich an den Opfern des Antisemitismus persönlich zu bereichern, durch praktisch alle soziale und politische Schichten. Da die "Arisierung" nicht zentral durch ein Ministerium überwacht wurde, sondern an die Gauleitungen delegiert war, wurden auch Personen im Umkreis von unteren politischen Führungsebenen durch Raub und Erpressung begünstigt.
In der Regel schöpften die Täter ihre moralische Berechtigung aus der Selbstwahrnehmung als Opfer während der "Kampfzeit" der NSDAP bis 1933. Die propagandistische Aussage, dass "tausende und abertausende" Anhänger der NSDAP erhebliche persönliche und wirtschaftliche Opfer gebracht hätten, ja durch die finanzielle Ausbeutung durch das Judentum in den Selbstmord getreiben worden wären, ließ moralische Ansprüche entstehen. Nachdem sich Parteigenossen nach 1933 auf breiter Basis an der Bereicherung an geraubten Gütern, insbesondere Immobilien, beteiligt hatten, kam es zu einer weiteren Radikalisierung in der "Judenfrage". Die Vorstellung, die verschleppten rechtmäßigen Eigentümer des in Beschlag genommenen Besitzes könnten zurückkehren und ihr Eigentum beanspruchen, war zunehmend unerträglich. Zusammen mit bereits vorher gehegten Rassen-Ideolgien wurde eine "Endlösung" dieser Situation für viele wünschenswert.
Wiewohl das Deutsche Reich das Verfügungsrecht über das "arisierte" Vermögen beanspruchte, ist es fraglich und bis heute nicht nachvollziehbar, zu welchem Prozentsatz die erbeuteten Werte tatsächlich an Regierungsstellen weitergegeben wurden. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 veranlasste Herrmann Göring eine Zwangsabgabe von etwa einer Million Reichsmark durch die jüdische Bevölkerung an das Deutsche Reich, was angeblich etwa sechs Prozent der Steuereinnahmen entsprach. Vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der für die Verteilung des Raubgutes offiziell zuständig war, bis zum Reichschatzmeister der NSADP wurden zwar Uneigennutz und Rechtskonformität gefordert, in der Praxis aber je nach Bedarf und Gelegenheit mit oder ohne Wissen der Partei gebrochen. Im Fall von Himmler wurde für ihn ein "Sonderkonto S" eingerichtet, auf das Spendenbeträge des Freundeskreises Reichsführer-SS, auch als Kepplerkreis bekannt, in Millionenhöhe eingingen. Die Mitglieder des Freundeskreises wurden im großen Stil zu Profiteuren der "Arisierung". Zur Verfügung der SS wurde ausserdem in geheimer Übereinkunft mit Wirtschaftsminister Funk ein Sonderkonto eingerichtet, das von den Wertgegenständen der in den Konzentrations-und Vernichtungslagern beraubten und ermordeten Juden bedient wurde.
Nach aussen hin und entsprechend der nationalsozialistischen "Ehrvorstellung" durfte nach Himmler die Verfolgung der Juden nur nach ideologischen, nicht aber nach gewinnsüchtigen Motiven betrieben werden. Das hätte unter Umständen zur Verschonung von besitzlosen jüdischen Mitmenschen geführt. In der Umsetzung aber wurden Bereicherungen an jüdischem Besitz nur in Ausnahmefällen verfolgt, beispielsweise wenn damit gleichzeitig ein unliebsamer Parteigenosse entfernt werden konnte.
Die Palette der Übergriffe reichte von Schutzgelderpressung lokaler SA-oder SS-Gruppen an Privatleuten bis zur Erpressung von Industriellen im Ausmaß mehrerer Millionen Reichsmark mittels vorgedruckter "Spendenformulare" bei Androhung sofortiger Erschießung. Geraubte Kunstschätze fanden starke Verbreitung unter Parteigrößen, Soldaten wurden häufig mit Immobilien "beschenkt". Schon unmittelbar mit Amtsantritt Adolf Hitlers wurden so genannte "Sonderfonds" geschaffen, die sich jeder Kontrolle durch den Rechnungshof entzogen. Darin wurden ausser "arisiertem" Vermögen auch private Spenden, Parteispenden und Erlöse aus dem Zwangserkauf von Hitlers Buch "Mein Kampf" gesammelt. Bis zum Ende des Dritten Reiches wurden eine Vielzahl solcher "Sonderfonds" durch verschiedene Personen oder Gruppen bedient und ausgeschöpft. Adolf Hitler verließ sich offenbar nicht immer auf die idiologische Solidarität seiner Gefolgschaft, sondern versuchte auch, sie durch erhebliche materielle Zuwendungen unter Umgehung des Fiskus zur verpflichten. Groß war daher die Empörung, als bekannt wurde, dass einige Verdächtige der Verschwörung um das Attentat des 20. Juli 1944 Bezieher solcher Zuwendungen waren.
Die im nationasozialistischem System der Machterhaltung begründete Korruption hatte negative Auswirkungen auf den Staatshaushalt, von 1937 bis 1941 wurden vom Reichsschatzmeister der NSDAP über 10.000 Anzeigen wegen Hinterziehung von Parteivermögen durch Parteimitglieder behandelt. Der Wirtschaftsaufschwung des Deutschen Reiches wurde durch die "Arisierung" nicht gefördert. Sie führte volkswirtschaftlich gesehen lediglich zu einer Verschiebung vom rechtmäßigen zum unrechtmäßigen Eigentümer, nicht aber zu einer Wertschöpfung. Durch die Verschleppung, Ermordung und Auswanderung großer Teile der jüdischen Bevölkerung kamen der deutschen Wirtschaft qualifizierte Facharbeiter und Führungskräfte abhanden.
Aufrüstung im Zeichen des Vierjahresplanes
Nach beinahe vier Jahren Wehrwirtschaft unter nationalsozialistischer Herrschaft waren die volkswirtschaftlichen Reserven an Rohstoffen und Nahrungsmitteln erschöpft. Der Aussenhandel war stagniert, Deviseneinkünfte durch Export waren nicht zu erwarten, da die deutsche Industrie durch die Autarkiebewegung am Export gehindert wurde. Der Aufbau der deutschen Kriegsmaschinerie konnte ohne zusätzliche Rohstoffe nicht in dem Maße fortgesetzt werden, wie es Adolf Hitler forderte. Ein Vorschlag aus der Industrie, der IG-Farben, legte nahe, dass die defizitäre Rohstofflage durch ein gebündeltes Ausrichten aller Kräfte auf Produktionssteigerung im Lande soweit vorangetrieben werden konnte, dass zumindest begrenzte militärische Aktionen möglich wären. Die im Besitz von IG-Farben befindlichen Patente zur Herstellung von synthetischem Kautschuk (Buna) und zur Treibstoffherstellung aus Braunkohlehydrierung sollten dazu beitragen.
Dadurch bestärkt, verkündete Adolf Hitler beim Reichsparteitag in Nürnberg, an dessen Inszenierung der spätere Rüstungsminister Albert Speer teilnahm, im September 1936 die Einführung eines Vierjahresplanes zur "Sicherung des deutschen Volkes" gegen eine "Bedrohung durch den Bolschwismus". Darin wurde, ganz im Sinn der Bündelung aller Kräfte auf die Rüstung, die Mitwirkung der Arbeiterschaft unter vorläufigem Verzicht auf Konsumgüter gefordert. Die erfolgreiche Bekämpfung der Arbeitslosigkeit war Pfand für das vom Führer geforderte Opfer.
Reichswirtschaftsminister Schacht war skeptisch gegenüber einer derartigen Zuspitzung auf die Rüstung. Obwohl er selbst die Finanzierung der Rüstung bis dahin gewährleistete, sah er die Grenzen der Rüstung mit den Grenzen der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft erreicht. Eine weitere Entwicklng sah er nur in Verbindung mit einem Ausbau des stagniertem Welthandels zur Auffüllung und Bevorratung der Rohstoffreserven.
Den Vierjahresplan sollte ein energischer, aber linientreuer Vertreter der Wehrmacht verwirklichen. Die Wahl fiel nach Empfehlung durch Hjalmar Schacht auf Hermann Göring, Oberbefehlshaber der im Aufbau befindlichen Luftwaffe. Später bedauerte Schacht, den wachsenden Einfluß Görings unterschätzt zu haben.
Er wurde mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet, die Anweisungen an alle Reichministerien und alle Ebenenen der Partei gestatteten. Auch das Wirtschaftsministerium, das ebenfalls für Rüstung zuständig war, war seinen Anweisungen untergeordnet. Für die institutionelle Verankerung wurde eine Vierjahresplan-Behörde geschaffen, das in Abteilungen und zahlreiche Fachgruppen unterteilt war. Den Fachgruppen standen von Göring ausgewählte Personen aus Militär und Índustrie vor. Die Aufgabenstellung durch den "Führer" war:
- Die deutsche Armee muss in 4 Jahren einsatzfähig sein.
- Die deutsche Wirtschaft muss in 4 Jahren kriegsfähig sein.
Die Ausrüstung der Wehrmacht sollte eine begrenzte militärische Aktion zur territorialen Erweiterung erlauben. Die Kriegswirtschaft sollte eingeschränkte Teilnahme am Konsum ermöglichen und durch Ausbeutung der territorialen Vergrößerung profitieren. Auf Tiefenrüstung, also auf Bevorratung durch kriegswichtige Rohstoffe, konnte nach Meinung Hitlers wegen der zu erwartender territorialen Gewinne verzichtet werden. Eine geheime Denkschrift Hitlers über die Schwerpunkte des Vierjahresplan verlangte:
- Erhöhung der deutschen Mineralöförderung zur Deckung des Wehrmachtsbedarfes innerhalb von 18 Monaten.
- Massenherstellung Synthetischen Gummis (Buna) und Gewinnung von Zellwolle aus Holz.
- Deckung des Bedarfs an industriellen Fetten durch Kohleverarbeitung.
- Steigerung der Eisenerzförderung ohne Rücksicht auf den Ferro-Gehalt des Gesteins unter Ausklammerung der Rentabilitätsfrage (wie in der gesamten Roh-und Ersatzstoffgewinnung).
Die im letzten Punkt geforderte "Ausklammerung der Rentabilitätsfrage" führte direkt zu einem schweren Konflikt mit der deutschen Hüttenindustrie. Diese lehnte es ab, in ein Unternehmen zu investieren, das wirtschaftlich scheitern musste. Durch die Verhüttung von 30prozentigem Eisenerz anstelle von 60prozentigem wurde doppelt so viel Kapazität verschlungen als vom Kosten-Nutzen Effekt ihrer Ansicht nach vertretbar war.
Diese Ansicht fand durch Wirtschaftsminister Schacht Unterstützung:
„Ich kann und darf nicht einfach beliebig unwirtschaftlich arbeiten, weil ich damit die Substanz des deutschen Volkes aufbrauche“
Hitler entgegnete anläßlich der Internationalen Automobil-und Motorradausstellung im Februrar 1937, die Privatwirtschaft erweise sich
„[...] entweder als fähig, das Eisenerzproblem zu lösen, oder sie verwirke das Recht, als freie Wirtschaft weiter zu bestehen.“
In diesem Sinne gründete Hermann Göring am 23. Juli 1937 die "A.G. für Erzbergbau und Eisenhütten Herrmann Göring" als Grundstock der späteren Hermann-Göring-Werke. Die notwendigen privaten Erzfelder wurden enteignet, der Staat übernahm die Kontrolle über die gesamte Stahlproduktionskapazität in privater Hand. Im Prinzip sollte die Volkswirtschaft derart ausgezehrt werden, dass ein Krieg, wenn auch lokal begrenzt, zur Auffüllung der Resourcen unausweichlich wurde. Schacht, dessen Wirtschaftsministerium durch die Verfügungsgewalt Görings in seiner Bedeutung gemindert wurde, suchte zunächst Unterstützung für seine Kritik bei dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht Werner von Blomberg. Dieser war Hitler jedoch loyal ergeben. Im Novemder 1937 trat Schacht als Reichswirtschaftsminister zurück, behielt aber seine Funktion als Präsident der Reichsbank bis März 1939 bei.
Der zuvor im Propagandawesen tätige Walther Funk wurde im Februar 1938 zum Reichswirtschaftsminister ernannt und übernahm 1939 auch die Präsidentschaft der Reichsbank von Schacht. Er erfüllte diese Aufgabe, wie er bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen 1946 erläuterte, als "Befehlsempfänger" Görings. Funk war maßgeblich daran beteiligt, Juden aus dem Wirtschaftsleben hinauszudrängen. Mit der "Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden" vom 6. Juli 1938 und der "Dritten Verordnung zum Reichsbürgergesetz" vom 14. Juni 1938 wurde die wirtschaftliche Tätigkeit von Juden erfasst, kontrolliert und schließlich zum Erliegen gebracht.
Mit die Vierjahresplan-Behörde sollte ein Instrument geschaffen werden, das den Vorrang der militärischen Interessen gegenüber den privatwirtschaftlichen Einfluß absicherte. Zu diesem Zweck wurde vom Oberkommando der Wehrmacht (OKW) der Titel des Wehrwirtschaftsführers an zivile Industrielle verliehen. Dies sollte die Bindung an die miltärische Struktur vertiefen. Der Leiter des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes Georg Thomas zeichnete für diese Initiative verantwortlich. Doch die personelle Zusammensetzung der Vierjahresplan-Behörde führte zu einer Erweiterung des Einflusses der beteiligten Industriellen. Die Wehrmacht als Gesamtheit war durch Wehrmachtsführungskrisen in einer einheitlichen Entwicklung gehindert. Die einzelnen Wehrmachtsteile Heer, Luftwaffe und Marine standen in Konkurenz zueinander und wurden nach gutdünken Ihrer Oberbefehlshaber hochgerüstet. Ein einheitliches, von der Politik vorgegebenes "Kriegsbild" fehlte. Technologien wie die Funkmesstechnik (Radar), das Strahltriebwerk oder die Nuklearwaffenentwicklung ("Uranprojekt") wurden in ihrer Bedeutung für einen möglichen "großen" Krieg verkannt. Stattdessen wurden Prestigeobjekte wie ein nie fertiggestellter Flugzeugträger oder nur auf Stückzahlen ausgerichtete Produktionslinien bereits veralteter Flugzeuge bewilligt. Die angestrebte Autarkie konnte annähernd nur im Nahrungsmittelbereich und im Bereich Chemie verwirklicht werden. Bei Kriegsausbruch betrug die Auslandsabhängigkeit bei Rohstoffen rund 35 Prozent des Gesamtbedarfes, in vielen rüstungswichtigen Bereichen erheblich mehr.
| Auslandsabhängikeit bei Kriegsausbruch 1939 | Eisenerz | Kupfer | Mineralöle | Kautschuk | Nahrungsmittelfett |
| Auslandsabhängikeit in Prozent vom Gesamtbedarf | 75 | 70 | 65 | 85-90 | 50 |
| Davon als "blockadesicher" eingeschätzt (Prozent) | 54 | 15 | 22 | 4 | 75 |
Nach den aussenpolitischen Aggressionen des Jahres 1938 wurde die UDSSR zum wichtigsten Außenhandelspartner des "Großdeutschen Reiches", ohne dessen Importe nach der Einschätzung der Wehrmacht 1939 Deutschland nicht kriegsfähig wäre.
Der "Anschluss" Österreichs und die "Sudetenfrage"
Zwei Jahre nach der Proklamation des Vierjahresplanes und der Bildung einer umfangreichen Bürokratie zu dessen Umsetzung war die zwischenzeitliche Zielsetzung nicht erfüllt. Durch eine militärische Beteiligung am spanischen Bürgerkrieg 1936 waren Erwartungen im Sinne einer intensiven Rohstoffausbeute entstanden. Spanien, das nach Schweden und Frankreich drittwichtigster Eisenerzlieferant blieb und auch den Bedarf an Schwefelkies zu 50% deckte, widersetzte sich unter Francisco Franco erfolgreich einer weiteren Schröpfung durch das Dritte Reich.
Obwohl im Bereich der Treibstoff-und Bunaproduktion starke Zuwächse verzeichnet wurden, die auf das rüstungspolitische Engagement der IG-Farben zurückzuführen waren, blieb die Steigerung der Stahlproduktion stark hinter den Erwartungen der Rüstung zurück. Obwohl die Vierjahresplanbehörde versuchte, alle Wirtschaftsbereiche zu kontrollieren, wurden die Defizite im Bereich der Konsumgüter gerade von nicht-erfassten Betrieben ausgeglichen.
Unter dem Aspekt der defizitären Entwicklung ist es bemerkenswert, dass gerade Hermann Göring maßgeblich am "Anschluss", der Besetzung und Einverleibung Österreichs am 12.März 1938 beteiligt war, und zwar vom Schreibtisch aus über Telefonate mit den österreichischen Entscheidungsträgern. Österreich war, wie der britische Historiker Richard Overy es formulierte, das erste Land, das "mit dem Telefon erobert" wurde, und Göring war der Gesprächs-"Partner" auf der Seite des Deutschen Reiches.
Durch die Einverleibung der österreichischen Stahlproduktion, der überschüssigen Agrarproduktion besonders bezogen auf die dringend benötigten Fette, der Erdölförderung, der ungenützten Wasserkraft zur Energiegewinnung und des Staatsschatzes an Gold und Devisen war die Halbzeitvorgabe des Vierjahresplanes erreicht.
Bereitsein Monat später rückte die "Sudetenfrage" in den Brennpunkt des aussenpolitischen Interesses. Ermutigt durch die Zeichen eines heraufziehenden Krieges legte die IG-Farben den Wehrwirtschaftlichen Neuen Erzeugungsplan vor. Dieser sah im Bereich Chemie Zuwachsraten zwischen 60 (Alluminium)und 2300 Prozent (Buna) bis zum Planungsjahr 1942/43 vor. Der Wehrwirtschaftliche Neue Erzeugungsplan, auch Krauch-oder Karinhallplan genannt, revidierte den Vierjahrsplan nach oben und führte zum Aufstieg von IG-Farben Direktor Carl Krauch zum mächtigsten Mann in der Vierjahresplan-Organisation hinter Göring. Im August 1938 erfuhr dieser Plan eine Erweiterung zum "Schnellplan", der die Laufzeit um ein Jahr verkürzte. Damit wurde das Risiko eines Ruins der Volkswirtschaft in Kauf genommen, in Erwartung einer durch Eroberungskriege Kriegsbeute.
Die Sudetenkrise wurde jedoch unter dem Aspekt der Appeasement-Politik diplomatisch durch das Münchner Abkommen beigelegt und erlaubte dem Deutschen Reich die Angliederung der Sudetengebiete. Zwar wurden die dadurch erworbenen Resourcen unverzüglich in den Vierjahresplan und den Wehrwirtschftlichen Neuen Erzeugungsplan eingegliedert, kompensierten aber die Kosten für die devisen-und rohstoffintensive Kriegsvorbereitung nicht. Eine wehrwirtschaftliche Perspektive bot vielmehr die Eingliederung der so genannten "Rest-Tschechei", also das Staatsgebiet der Tschechoslowakei ausser dem Sudetengebiet. Da die Tschechoslowakei selbst angesichts der Bedrohung die militärische Mobilmachung veranlasste, konnte das Großdeutsche Reich neben Devisen, Rohstoffen und Industriellen Anlagen auch eine bedeutende Menge fertiggestellter Rüstungsgüter als Beute erwarten. Am 15. März 1939 schließlich marschierten deutsche Truppen in Prag ein und errichteten das "Protektrat Böhmen und Mähren", das zwar konzeptionell unabhängig sein sollte, de facto aber zur Gänze auf die Bedürfnisse des Großdeutschen Reich abgestimmt war. Noch während des Einmarsches wurden erbeutete Rüstungsgüter im großen Maßstab nach Deutschland abtransportiert. Die einen Tag zuvor für unabhängig erklärte Slowakei stand ebenfalls unter direkter Kontrolle Deutschlands.
Kriegswirtschaft
Wenn auch trotz aggressiver terretorialer Expansionpolitik bis September 1939 keine Kriegserklärung an das "Großdeutsche Reich" erging, waren Vorbereitungen dafür getroffen. Ende August 1939, drei Tage vor dem mit 1.September festgelegtem Beginn des Zweiten Weltkrieges, begann die Verteilung von Lebensmittelkarten in Deutschland. Eine Hungersnot wie im Ersten Weltkrieg sollte die fehlende Begeisterung der Bevölkerung für einen neuen großen Krieg nicht in offfenen Protest verwandeln. Die Wirtschaft selbst änderte sich in der ersten Kriegshälfte kaum im Vergleich zur Wehrwirtschaft der Vorkriegsjahre. Die zügige, mit der UDSSR geheim abgesprochene Eroberung Polens war eine Weiterverfolgung der schrittweisen territorialen Ausdehnung, die 1938 mit dem "Anschluss" Österreichs begann. Trotz Lebensmittelrationierung wurde war die Wirtschaft weiterhin mit der Herstellung von Konsumgütern befasst, so dass bis zum Beginn des Bombenkrieges gegen Deutschland die Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung als milde empfunden wurden. Die Arbeit an aussermilitärischen Großobjekten wie der Welthauptstadt Germania wurde bis 1943 fortgesetzt. Die Organisation der Wirtschaft war durch zahlreiche Ämter der Reichregierung, der NSDAP und der Wehrmacht unübersichtlich geworden, das "Handeln nach direktem Befehl", beispielsweise durch Führererlass wurde zum Ersatz für koordinierte Planung. Die Vierjahresplanbehörde bestand auch nach dem Ablauf von vier Jahren 1940 bis zum Kriegsende weiter, wurde aber in seiner Bedeutung durch den Kriegsverlauf zurückgedrängt.
Zwangsarbeit
Neben den Insassen der Vorkriegs-Konzentrationslager, die sich größtenteils aus Juden und politischen Gefangenen zusammensetzten, kamen 300.000 der insgesamt 420.000 polnischen Kriegsgefangenen noch 1939 zum "Arbeitseinsatz". Entweder in Polen selber oder im "Altreich" wurden sie unter harten Bedingungen zur Zwangsarbeit eingesetzt, zunächst hauptsächlich in der Landwirtschaft. Bei der polnischen Zivilbevölkerung beließ man es zunächst bei Anwerbungen auf freiwilliger Basis. Am 24. April 1940 erließ der Generalgouverneur des besetzten polnischen Gebietes Hans Frank einen "Aufruf", nötigenfalls auch Zwangsmaßnahmen zur "Anwerbung" einzuleiten. Insgesamt waren über 2,8 Millionen polnischer Zwangsarbeiter im Deutschen Reich im Einsatz. Der Ausdruck "Fremdarbeiter" oder "Ostarbeiter" war gebräuchlich.
Auf einem Plakat zur Anwerbung von Arbeitskräften konnte man 1942 in Weißrussland lesen:
„Durch den Arbeitseinsatz in Deutschland oeffnen sich fuer euch die Pforten dieses hochkultivierten Landes.Dieses ist von besonderem Wert fuer diejenigen unter euch, die nach der Befreiung der bolschwistischen Sklavenherrschaft die Wahrheit ueber Deutschland kennenlernen wollen.“
Die "Wertigkeit" und damit das Einsatzgebiet wurde durch rassische Kriterien festgelegt, Kriegsgefangene der Roten Armee und jüdische KZ-Insassen rangierten darin ganz unten. Ermordung durch mangelhafte Ernährung, mangelhafte Bekleidung und fehlende medizinische Betreuung von Zwangsarbeitern war ganz im Sinne der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Der Slogan "Arbeit macht frei" wurde unter grenzenlosem Zynismus als Inschrift im Bereich vieler Vernichtungslager angebracht. Gegen Kriegsende waren über neun Millionen Zwangsarbeiter, davon 7,6 Millionen Zivilisten, im Dritten Reich eingesetzt, das entspricht einem Viertel der gesamten im Arbeitsprozess stehenden Bevölkerung.
Abnützung trotz militärischem Erfolg
Obwohl der Polenfeldzug nur 17 Tage dauerte, war er für die Einsatzfähigkeit der Wehrmacht nicht ohne Folgen. Das Landheer hatte 30 Prozent seiner Fahrzeuge eingebüßt, die Luftwaffe musste in Luftflotten umorganisiert werden, die Kriegsmarine war noch mitten in der Aufbauphase und sah sich nach der Kriegserklärung Englands der Verfolgung durch die deutlich überlegene Royal Navy ausgesetzt. Ein durch mangelnde Aktivität gekennzeichneter "Sitzkrieg" an der Französisch-Deutschen Grenze ermöglichte ein halbes Jahr der militärischen Auffrischung. Die allgemeine Siegesstimmung war bedrückt durch die Ungewissheit über den weiteren Kriegsverlauf gegen Frankreich und England, beide Länder rüsteten nun gegen Deutschland auf. Die Rohstofflage wurde verschärft durch die fehlenden französischen Eisenerzimporte, die in Polen erbeuteten Vorräte konnten diesen Verlust nicht ersetzen. Eine Gefährdung der schwedischen Erzimporte durch Aktivitäten der Royal Navy in der Ostsee hätten der deutschen Rüstung ein unmittelbares Ende gesetzt. So war ein Unternehmen zur Absicherung der Ostseeküsten mit Gewinn der norwegischen Bodenschätze naheliegend: das Unternehmen Weserübung, die Eroberung Dänemarks und Norwegens. Doch der größte Einsatz von Überwasserkriegsschiffen der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg war von folgenschweren Verlusten der enorm rohstoff-und arbeitsintensiven Kriegsschiffe begleitet. Die Arbeit am Flugzeugträger "Graf Zeppelin" wurde eingestellt, um an den Reparaturen der verbleibenden Schiffe mitzuwirken. Noch immer war keine Gleichschaltung aller wirtschaftlichen Kräfte auf die Rüstung erfolgt.
Der Genaralbevollmächtigte für das Bauwesen, Fritz Todt, wurde am 17. März 1940 zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition ernannt und dominierte damit praktisch die deutsche Kriegswirtschaft. Er versuchte die Erfahrungen aus der von ihm gegründeten Organisation Todt und des Reichsautobahnbaus auf die Organisation der Gesamtrüstung anzuwenden. Unter seinem Vorsitz berief er fünf Hauptausschüsse - zuständig für Munition, Waffen und Gerät, Panzerwagen und Zugmaschinen, Allgemeines Wehrmachtsgerät und Maschinen - ein. Das Ausschusssystem sollte die Bereitstellung von Rohstoffen für bestimmte, kurzfristig geforderte Rüstungsgüter und die Aufgabenteilung bei deren Produktion rationalisieren. Diese Maßnahmen führten ab 1940 unter Anderem zu vereinzelten Stillegungen von nicht kriegswichtigen Betrieben, ab 1943 wurden solche Firmen im großen Umfang geschlossen. Der noch vor Abschluss der Weserübung begonnene Westfeldzug diktierte das Gesetz des Handelns, die Zivilbevölkerung wurde durch tägliche Erfolgsmeldungen der Wehrmacht gegen den "Angstgegner" Frankreich begeistert. Postkarten von deutschen Soldaten, die vor touristischen Motiven des eroberten Frankreichs posierten, vermittelten der "Heimat" ein Bild der Leichtigkeit.

Die zu "Wehrwirtschaftsführern" ernannten Großindustriellen aus IG Farben, Krupp und Thyssen wehrten sich erfolgreich gegen eine Zentralisierung mit Aufgabe ihres unternehmerischen Gewinnstrebens. Die Hoffnung der Bevölkerung auf eine unmittelbare bevorstehende Verbesserung der "Lage" wurde durch Propaganda und das Ausbleiben von Versorgungsengpässen genährt. Sparprogramme zur Anschaffung eines privaten Volkswagens wurden noch bis Kriegsende von der Arbeitsfront und KdF betrieben, die eingezahlten Beträge jedoch in die Rüstung umgeleitet. Nur wenige Arbeiter konnten je ihr mit Wertmarken vollgeklebtes Ansparheft gegen einen VW Käfer eintauschen.
Die Kapitulation Frankreichs im Juni 1940 führte zu einer kurzfristigen Entspannung der Rohstoffkrise und 1,9 Millionen Kriegsgefangene und mehrere hunderttausend verschleppte Juden aus den besetzten Gebieten wurden zu einem großen Teil der Zwangsarbeit in Frankreich, den Benelux-Ländern und dem Großdeutschen Reich zugeteilt. Auch die französische Flugzeug-und Fahrzeugindustrie wurde für die deutsche Rüstung verpflichtet. Doch waren nach den Verlusten der Kriegsmarine auch die Luftwaffe und das Landheer drastisch von Abnutzung betroffen. Die große Fläche der besetzten Gebiete führte zu einem Schwund an Personal, das für die Aufrechterhaltung der Ordnung laut Haager Landkriegsordnung verpflichtet war. Der hohe Personalbedarf der Wehrmacht führte zu einem Abzug von 1,5 Millionen Arbeitern aus Handel und Wirtschaft, die Frauen wurden immer stärker in die Industriearbeit rückberufen, nachdem sie durch Eheschließungskredite in der Vorkriegszeit vom Arbeitsplatz entfernt wurden.

In der Luftschlacht um England erlebte die Luftwaffe die groben Planungsmängel der Vorkriegsrüstung. Während bis dahin die eher allgemein gestellten Aufgaben wie Bodenunterstützung und Erringen der Lufthoheit gegen unterlegene Streitkräfte gut erfüllt wurden, war ein Kampf gegen die seit 1935 auf Heimatverteidigung ausgerichtete Royal Air Force über englischem Boden von der Rüstungsindustrie nicht berücksichtigt worden. So wie die Kriegsmarine während der Weserübung erlebte nun die "Muster"-Luftwaffe Hermann Görings konzeptionell bedingte militärische Niederlagen. Im Bereich der Produktion von Jagdflugzeugen erreichte die deutsche Rüstung mit 200 Flugzeugen pro Monat nur die Hälfte der bereits ganz auf Kriegswirtschaft umgestellten englischen Rüstung. Der für die technische Entwicklung der Luftwaffe zuständige Luftzeugmeister Ernst Udet beteuerte vor seinem Selbstmord, dass er niemals durch die Politik auf einen Krieg gegen England vorbereitet wurde. Hitler selbst erläuterte noch im Januer 1939 vor einer Gruppe von U-Bootkapitänen, dass England als Kriegsgegner ausschiede. Der Rüstung blieb es also, sich kurzfristig und durch Improvisation auf die Bedürfnise des gerade im Gange befindlichen Feldzuges einzustellen. Ohne die Rohstoffimporte aus der UdSSR war eine Fortsetzung des Krieges nun nicht mehr möglich. Nach dem Balkanfeldzug entschied sich Hitler für die Durchführung des Unternehmens Barbarossa, um England wollte man sich "später kümmern". Der hauptsächlich durch die Presse strapazierte "Blitzkrieg" sollte die Eroberung Rußlands in vier Monaten ermöglichen. Doch die bislang erfolgreichen konzentrierten Angriffe am schwächsten Punkt des Gegners waren mehr ein Produkt der günstigen Gelegenheit als der langjährigen militärischen Planung innerhalb der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Im Winter 1941 kam nach Marine und Luftwaffe nun auch das Landheer in die Situation, völlig exponiert und auf einen Winterkrieg nicht vorbereitet, zu unterliegen. Zusammen mit dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 erzwang der russische Winterkrieg eine Wende der deutschen Wirtschaft von der Wehrwirtschaft zur Kriegswirtschaft. Es sollte jedoch ein ganzes Jahr dauern, bis die Zentralisierung der Industrie durch den Nachfolger des verunglückten Todt, Albert Speer, vollzogen war. Trotz einer im Vergleich zu den Vorkriegsjahren üppigen Rohstofflage war die Versorgungslage gefährdet, da es an Transportmitteln für die weitläufig verteilten Rohstoffquellen fehlte. Als rassisch minderwertig angesehene russische Kriegsgefangene wurden weitgehend von der Nahrungsmittelversorgen ausgeschlossen. Hundertausende Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter verhungerten.
Totaler Krieg
Der Beginn des Jahres 1942 war in Hinsicht auf die Kriegswirtschaft gekennzeichnet durch die Ernennung Albert Speers zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition und durch die Ernennung Fritz Sauckels zum Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA). Die Zusammenarbeit zwischen dem Organisationsgenie Speer und dem linientreuen ehemaligen Gauleiter aus einfachen Verhältnissen war für das Schicksal von über fünf Millionen Zwangsarbeitern entscheidend. Albert Speer konnte seinen Einfluss aufgrund seiner persönlichen Beziehung als gefeierter Architekt Hitlers und der unter seiner Führung gesteigerten Rüstungsproduktion schließlich weiter zum Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion ausbauen. Im Februar 1944 übernahm er zusätzlich die bis dahin von Erhard Milch geleitete Luftwaffenrüstung.

Die Royal Air Force hatte mit der Zerstörung der deutschen Städte begonnen, Grimm unter der Bevölkerung wurde bemerkbar, Flüsterwitze kamen in Umlauf. Senioren und Frauen wurden zum Dienst an der "Heimatfront" verpflichtet, also für die Organisation und den Betrieb von Luftschutzbunkern, Lazaretten, Räumkommandos und Luftwaffenhilfsdienst. Männliche Jugendliche kamen von der Hitlerjugend direkt zum Fronteinsatz. Die Propaganda zog sich auf Durchhalteparolen und die Beschwörung des "Totalen Krieges" zurück, der aussenpolitisch seit der Konferenz von Casablanca die einzige Option darstellte.
Doch auch die Rassenpolitik führte zu einer industriellen Entwicklung. Spätestens seit der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 war auf höchster Ebene die Endlösung der Judenfrage beschlossen. Die industrielle Vernichtung von über sechs Millione Juden hatte begonnen. Die sterblichen Überreste der Ermordeten wurden zur Herstellung von Seife (aus Gebeinen) und Textilprodukten (aus Kopfbehaarung) mißbraucht. Persönliches Eigentum, auch Zahnfüllungen aus Gold, wurden gesammelt und der Erlös auf ein Sonderkonto mit dem Namen "Max Heiliger" angewiesen. Die Opfer des Holocaust wurden zu einem Produktionsfaktor. Die Leiter von Konzentrationslagern wetteiferten bis zum Kriegsende mit industrieller Steigerung von Vernichtungs-"Leistung". Die Metallindustrie wurde mit der Herstellung von riesigen Krematorien beauftragt, an deren Verwendungszweck kein Zweifel herrschte. Der Totale Krieg bedeutete für Deutschland die totale Verrohung, die jedes bis dahin begangenes Verbrechen an der Menschheit in den Schatten stellte. Dies sei erwähnt, bevor man über ein oft beschriebens "Rüstungswunder" staunt.
Die Frage nach dem Grund für die Steigerungsfähigkeit der deutschen Rüstung beschäftigte ab 1944 einen Ausschuss zur Untersuchung der Wirksamkeit des strategischen Luftkrieges der Alliierten, dem United States Strategic Bombing Survey. Diese Organisation beschäftigte etwa 700 Militärpersonen und 500 Zivilisten, die Daten und Dokumente über die deutsche Kriegswirtschaft sammelten und Verhöre von über tausend Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft nach 1945 durchführten. Das Hauptinteresse lag auf der Wirksamkeit des strategischen Luftkrieges der Alliierten gegen Deutschland, das gleichzeitig seine Produktionsraten bis 1944 steigern konnte. Folgende Schlüsse wurden gezogen und 1946 veröffentlicht:
- Die politische Führung Deutschlands rechnete erst ab der gescheiterten Offensive gegen Moskau im Winter 1941/42 mit einem länger dauerndem Krieg.
- Die wirtschaftlichen Resourcen Deutschlands waren durch Versagen des Managements nicht voll genützt: Bis 1943 war die deutsche Arbeitswochenleistung im Durchschnitt schwächer als die britische, es wurde überwiegend in nur einer Schicht gearbeitet. Frauen wurden nur in geringem Maße, geringer als im Ersten Weltkrieg, in die Produktion eingebunden.
- Die deutsche Zivilbevölkerung zeigte ein unvorhergesehenes Maß an Widerstandskraft gegenüber dem Terror des Luftkrieges.
- Die Angriffe gegen Anlagen der Wirtschaftsbasis war für das Deutsche Reich schwerwiegender als die Angriffe gegen Endmontagewerke, die kurzfristig verlegt werden konnten.
- Die Zerstörung des Transportsystems brachte letztendlich die deutsche Wirtschaft zum Erliegen.
Die persönliche Nähe zu Adolf Hitler verschaffte Albert Speer die notwendige Autorität, als Zivilist die Kriegswirtschaft auf den totalen Krieg auszurichten. Von der Planung der Standorte von Konzentrationslagern bis zur Zentralisierung der Flugzeugproduktion zeichnete er verantwortlich. Der Bedarf an Arbeitskraft wurde in erster Linie durch Fritz Sauckel gedeckt, der dafür in mehreren Stufen Zwangsarbeiter aus allen besetzten Gebieten heranzog. Die Wochenarbeitsleistung wurde auf bis zu 70 Stunden angehoben, Frauen bis zum 50. Lebensjahr mussten sich ab 1944 registrieren lassen und für den Arbeitseinsatz bereithalten. 1945 setzten sich die Arbeiter in der Industrie aus 40 Prozent deutscher Frauen, 35 Prozent deutscher Männer und 25 Prozent "Fremdarbeitern" beiderlei Geschlechts zusammen.
Die Steigerungsraten waren trotz intensiver Luftangriffe bemerkenswert, im Bereich der Panzer kam es unter Mitwirkung von Ferdinand Porsche auf eine Steigerung von 500 Prozent. Doch war die Leistung oft auf einzelne Produktionsbereiche wie Jagdflugzeuge und Panzer konzentriert, so dass die fehlende Struktur einen Einsatz der hergestellten Waffen weitgehend verhinderte. Hermann Göring gab nach dem Krieg zu Protokoll, dass Einsatzstaffeln der Luftwaffe keine Ersatzteile für die Reparatur Ihrer Maschinen bekamen, dafür aber zahlreiche neue Maschinen an deren weit entfernten Produktionsstätten vergebens auf Ihre Abholung warteten. Diese Situation war für alle Waffengattungen charakteristisch.

Die wirtschaftliche Situation während der letzten Kriegsmonate wurde wesentlich vom geografischen Standort bestimmt. In städtischen Gebieten war die Zerstörung der deutschen Städte, die insgesamt etwa 305.000 Todesopfer forderte, das bestimmende Bild. Die Versorgung der Bevölkerung oblag der Improvisationskunst, besonders der Transport von Waren wurde durch Tag-und Nachtangriffe, in den letzten Monaten auch durch Tiefflieger, gefährdet. Pferdewagen kamen oft als einzige durch die in Schutt und Asche gelegten Gebiete. Aufgrund von harten Strafen bis zur Todesstrafe kam es selten zu Plünderungen, die Korruption unter Parteigenossen nahm jedoch auf allen Ebenen zu. Wenn man auf offiziellem Weg keine Konsumgüter beziehen konnte, dann eben durch Beziehungen und teilweise durch Erpressung. Um der Wohnungsnot durch die zerstörte Bausubstanz zu begegnen, wurden zahlereiche obdachlose Personen aus dem "Altreich" nach vermeintlich "bombensichere" Gebiete wie zum Beispiel Österreich ausquartiert. Kinder und Jugendliche wurden per Bahn im ländliche Gebiete zur Erholung geschickt.
In ländlichen Gebieten war der Krieg zwar durch die Kondensstreifen der Bomber und die Anwesenheit von "Fremdarbeitern" bemerkbar, hatte aber nicht annähernd die Härte wie in den Städten. Die ankommenden Städter wurden oft mit Mißtrauen betrachtet, eine Störung des Dorffriedens war in keinem Fall willkommen. Wer arbeitete, konnte mit Verpflegung rechnen.
Waren die Westallierten bestrebt, nach der Eroberung von Gebieten zügig eine deutsche Verwaltung zu installieren, so sahen sich die von der Roten Armee eroberten Gebiete eines von oberster Führung angeordneten Revanchismus ausgeliefert. Besonders die deutschen Frauen hatten unter Übergriffen der Roten Armee zu leiden, die sich der Behandlung durch ihre ehemaligen Besatzer als "Untermenschen" sehr wohl erinnerten. Die von Josef Stalin geschätzten Werke des Publizisten Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg beeinflußten viele Rotarmisten, das Ausmaß der durch Befehl legitimierten Übergriffe wurde aber durch die Kommandanten der jeweiligen Einheiten bestimmt.
Folgen
Hungersnot
Die Nahrungsmittelsituation in den in Besatzungszonen aufgeteiltem Deutschland nach Kriegsende war bedrohlich. Im letzten Kriegsjahr war die Produktion landwirtschaftlicher Fahrzeuge um 50 % zurückgeregelt worden. Der zuvor unter nazionalsozialister Organisation stehende Agrarbereich war mit Zusammenbruch des Reichsnährstandes auf Hilfslieferungen angewiesen. Doch waren die großen Hilfsprogramme der Siegermächte noch nicht in ausreichendem Maße angelaufen. Die Lebensmittelzuteilung für "Normalverbraucher" war während des Krieges stets bei 2.400 Kilokalorien pro Tag gelegen, in vielen Besatzungszonen sank sie nach 1945 in manchen Monaten auf 1.150 Kilokalorien pro Tag. Ein Aufblühen des Schwarzmarktes und verzweifelte Versuche der Stadtbevölkerung, am Land gegen Arbeit oder Tauschhandel begehrte Grundnahrungsmittel zu erwerben, bestimmte den Alltag.
Kriegsverbrecherprozesse
Wesentliche Protagonisten der Wirtschaft fanden sich nach dem Krieg auf den Anklagebänken der Kriegsverbrecherprozesse wieder. Die Verhöre im Vorfeld wurden großteils von Mitarbeitern des United States Bombing Survey geführt, die auch ein Interesse an der Beurteilung der deutschen Kriegswirtschaft hatten. Man wollte Erkenntnisse für die Zukunft erlangen, in wie fern ein opferreicher und kostspieliger strategischer Luftkrieg die gewünschten Resultate erzielen würde. Hermann Göring und Albert Speer waren dabei deren wichtigste Informationsquellen. Göring, der seit den 1920er Jahren Drogenabhängig war, gewann mit zunehmender Dauer der Verhöre und dem zwangsweisen Entzug an Konzentrationsvermögen und Urteilsschärfe. Er bemerkte zu einem Interviewer: "Je öfter Sie mich das fragen, desto klarer wird mir, wie das damals lief !" (Richard Overy, Verhöre). Er zeigte keine Reue für seine Handlungen und nahm sich vor der Urteilsvellstreckung mit einer Giftpille das Leben. Seine Bewacher verhöhnte er, indem er das Versteck einer zweiten Giftpille in seinem "Abschiedsbrief" preisgab.
Albert Speer zeigte sich von Beginn an kooperativ und erteilte ausführlich schriftlich und mündlich zu allen Fragen Auskunft. Es wurde angenommen, dass er sich für seine bereitwillige Zusammenarbeit mit den westalliierten Interviewern Strafmilderung oder sogar Straffreiheit erhoffte. In kritischen Punkten wie die Mitwisserschaft von der Endlösung ließ ihn oft sein Gedächtnis im Stich. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Hjalmar Schacht zeigte sich überrascht, dass er als Kriegsverbrecher angesehen und angeklagt wurde. Er wies den höchsten Intelligenzquotienten (143) unter den Angeklagten auf. Schacht wurde freigesprochen und im Flick-Prozess als Zeuge gehört. Fritz Sauckel fiel durch die mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache auf. Sein Todesurteil führte er auf einen Übersetzungfehler zurück, er wurde hingerichtet. Auf den Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher folgten noch mehrer Prozesse gegen einige ehemalige Wehrwirtschaftsführer, gegen die mehrjährige Haftstrafen verhängt wurden. Die große Mehrheit der ehemaligen Zwangsarbeiter bekam nie eine Entschädigung.
Prozesse, bei den Wirtschaftstreibende beteiligt waren, sind:
- Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher: 20. November 1945 bis 1. Oktober 1946.
- Milch-Prozess: 2. Januar bis 17. April 1947
- Flick-Prozess: 18. März bis 22. September 1947
- IG-Farben-Prozess: 3. Mai 1947 bis 30. Juli 1948
- Krupp-Prozess: 1. Juli 1947 bis 31. Juli 1948
Hilfsprogramme
- United Nations Relief and Rehabilitation Administration: 1943 bis 1946
- CARE International: 1945 bis 1960
- Marshallplan: 1947 bis 1951
Währungsreform
In Österreich wurde der Umstieg von der Reichsmark auf den österreichischen Schilling, und damit zum Goldstandard, noch im Dezember 1945 vollzogen. Die bis dahin gemeinsam mit der Reichsmark verwendeten alliierten Militärschilling (AMS) konnten im Wechselkurs 1:1 gegen den Schilling eingetauscht werden. 1947 kam es zu einer Entwertung um ein Drittel als Bedingung, am Marshallplan teilnehmen zu können.
In den als Bizone zusammengefassten Besatzungszonen der USA und Großbritanniens einigte man sich unter Protest der UDSSR erst 1947 auf eine Währungsreform, die im Juni 1948 eine für die drei westalliierten Besatzungszonen gültige neue deutsche Mark (D-Mark) zur Gültigkeit brachte. Die UDSSR reagierte mit der Blockade Westberlins vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949, da sie die in der Währungreform eine Abkehr vom ursprünglichen Teilungsplan Deutschlands sah. In der sowjetischen Besatzungszone wurde noch im selben Monat die "Mark der Deutschen Notenbank" (MDN) eingeführt.
Weblinks
- Webpage der ARD anläßlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes
- Seite des Deutschen Historischen Museums in Berlin über die Wirtschaft des dritten Reiches
- Nachbetrachtung der amerikanischen Regierung zur Situation der deutschen Wirtschaft unter dem Aspekt des Luftkrieges (Sprache: Englisch)
- Endbericht einer Historikerkommission aus dem Jahr 2003 über Zwangsarbeit im Dritten Reich mit Fokus auf Österreich
Literatur
- Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann: Ursachen und Vorraussetzungen des Zweiten Weltkrieges, Fischer Verlag, Frankfurt 1995, ISBN: 3-596-24432-3
- Richard J. Overy: War and Economy in the Third Reich,Oxford University Press 1995, ISBN: 0198205996 (Sprache: englisch)
- Frank Bajohr: Parvenüs und Profiteure: Korruption in der NS-Zeit, Fischer Verlag Frankfurt 2001, ISBN: 3-10-004812-1
Vorlage
Beobachtungen des Weltraumteleskops Hubble[2] ergaben, dass sich die Monde des Uranus dem Planeten nähern[3]. Bislang lehnten die Marsianer eine Stellungnahme zu diesem Vorgang ab[2]. Die New York Times[4] berichtete allerdings[4], dass ... Götz Alsmann, Brillenträger des Jahres 2000 [5], wird einen Marsianer demnächst in der Sendung „Zimmer frei“ begrüßen.