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Perserteppich

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Mantes-Teppich, Detail, mit Tier- und Jagdszenen, 16. Jh., Louvre

Ein persischer Teppich (Farsi: قالی, qālī) ist ein schweres Gewebe, hergestellt für einen weiten Bereich nützlicher und symbolischer Zwecke, der im Iran und den umgebenden Gebieten des ehemaligen Perserreichs hergestellt wird. Perserteppiche werden zum eigenen Gebrauch, zum Handel vor Ort und für den Export produziert.

Der persische Teppich ist ein Grundbestandteil persischer Kunst und Kultur. Als Perserteppich ist er umgangssprachlich im deutschen Sprachraum bekannt. Innerhalb der Gruppe der Orientteppiche hebt sich der persische Teppich durch besondere Vielfalt und Sorgfalt des Designs heraus. 2010 wurde die „traditionelle Kunst des Teppichknüpfens“ in Fars und Kashan in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1][2]

Geschichte

Der gut konservierte aber nicht vollständig erhaltene Pasyryk-Teppich, aus achämenidischer Zeit 5. Jahrhundert v. Chr.

Zu den ältesten Fundstücken gehören die Teppiche aus Ostturkestan, die man in das dritte oder fünfte Jahrhundert datiert, und einige Knüpfstücke der Seldschuken aus Anatolien, die in der Türkei ausgestellt sind. Während einer Ausgrabung im Jahre 1949 wurde in Sibirien der einzigartige Pazyryk-Teppich im Grab eines skythischen Prinzen entdeckt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass der Teppich im fünften Jahrhundert v. Chr. gewoben worden sein muss. Der 1,83 mal 2 Meter große Teppich hat 36 Knoten pro cm².[3] Er befindet sich im Museum Eremitage in Sankt Petersburg.[4] Aufgrund der fortschrittlichen Knüpftechnik scheint der Beginn des Teppichknüpfens noch länger zurückzuliegen. Wann die Geschichte des Teppiches im Iran anfing, ist jedoch unbekannt.

In persischen Manuskripten aus dem 6. Jahrhundert wird ein Baharistan-(Persisch: Frühling)Teppich erwähnt, der in der Literatur „Frühling des/von Chosrau“ genannt wird. Einige Wissenschaftler meinen, dass er dem persischen Herrscher aus dem Hause der Sassaniden: Chosrau I. Anoscharwan (»mit der unsterblichen Seele«) gehörte, Großkönig 531-579. Andere schreiben ihn seinem Enkel Chosrau II. Parwees (»der Siegreiche«) zu, Großkönig 590/591-628. Der legendäre Teppich aus dem Sassanidenpalast Taq-e Kisra in Ktesiphon (pers. Tisfun) soll im Thronsaal gelegen und einen Garten dargestellt haben. Er war aus Wolle und Seide sowie mit Gold- und Silberfäden und außerdem mit Perlen und Edelsteinen ausgestattet. Er wurde nie gefunden, und es wird vermutet, dass er als Kriegsbeute aufgeteilt und teilweise zerstört wurde, als Ktesiphon 637 von den Arabern erobert wurde.[5]

Da der Lauf der Zeit Materialien wie Baumwolle, die zur Teppichproduktion verwendet werden, zerfallen lässt, können Archäologen unter normalen Umständen kaum brauchbare Funde aufweisen. So blieben aus der Zeit vor der Seldschukenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert nur wenige verschlissene Teppiche erhalten.

1892 erwarb das Victoria und Albert Museum den Ardebil-Teppich, die Engländer nennen ihn den „Heiligen Teppich“. Dieser äußerst fein geknüpfte Teppich misst 11,52 x 5,34 m und hat eine Knotendichte von über 520.000 Knoten/m². Das besondere ist eine Kartusche sowohl mit dem Datum des islamischen Jahres (AH 947), das entspricht AD 1540, und dem Namen des Knüpfers Maksud al-Kaschani. Schah Tahmasp (1524–1576) gab diese Teppiche für den Schrein seiner Vorfahren, Scheich Safi ad-Din, in Auftrag. Dieser Teppich stellt den Höhepunkt in der Entwicklung des persischen Medaillonteppichs dar. Der Teppich wurde als Paar angefertigt. Das zweite, nur teilweise erhaltene Stück befindet sich in Los Angeles.

Die ältesten in Museen erhaltenen Perserteppiche entstanden während der Safawidenherrschaft (1501–1736) im 16. Jahrhundert. Jedoch beweisen Gemälde eine Teppichproduktion schon vor dieser Zeit. Die klassischen persischen Teppiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert zeichnen sich durch eine große Mannigfaltigkeit aus. Beliebte Motive zeigen verzweigte Weinreben, islamische Ornamentierung, Anthemione, Wolkenbänder oder sich überschneidende geometrische Muster. Oft sind Jagd- oder Festszenen dargestellt. Ein Großteil dieser Teppich besteht aus Wolle, doch sind auch einige seidene Exemplare aus Kaschan erhalten (Siehe Kaschan (Teppich)).

Obwohl heutzutage die meisten Teppiche nicht mehr in Handarbeit produziert werden, sind dennoch traditionell gewobene Teppiche häufig zu finden. Diese werden dann auch zu höheren Preisen verkauft als die Teppiche aus Massenfertigungen.

In Teheran sind viele handgeknüpfte Exemplare im Iranischen Teppichmuseum ausgestellt.

Frühgeschichte: circa 500 v. Chr. – 200 n. Chr.

Persische Teppiche werden erstmals gegen 400 v. Chr. vom griechischen Autor Xenophon in seinem Buch Anabasis erwähnt:

"αὖθις δὲ Τιμασίωνι τῷ Δαρδανεῖ προσελθών, ἐπεὶ ἤκουσεν αὐτῷ εἶναι καὶ ἐκπώματα καὶ τάπιδας βαρβαρικάς", (Xen. anab. VII.3.18)

Danach ging er zu Timasion dem Dardanier, denn er hatte gehört, dass dieser einige persische Trinkgefäße und Teppiche hatte.

"καὶ Τιμασίων προπίνων ἐδωρήσατο φιάλην τε ἀργυρᾶν καὶ τάπιδα ἀξίαν δέκα μνῶν." [Xen. anab. VII.3.27]

Timasion trank auch auf seine Gesundheit und schenkte ihm einen silbernen Kelch und einen Teppich, der 10 Minen wert war.[6]

Xenophon beschreibt persische (wörtlich: „barbarische“, nicht-griechische) Teppiche als kostbar, und eines diplomatischen Geschenkes wert. Es ist nicht bekannt, ob diese Teppiche geknüpft waren, oder mithilfe einer anderen Technik hergestellt worden sind, bspw. als Flachgewebe, oder Stickerei, aber es erscheint interessant, dass die erste Erwähnung von Perserteppichen in der Weltliteratur sie schon in einen Kontext von Luxus, Prestige, und Diplomatie stellt.

Aus der Zeit der Achaemeniden (553–330 v. Chr.), Seleukiden (312–129 v. Chr.), und Parther (ca. 170 v. Chr. – 226 n. Chr.) haben keine Teppiche die Zeit überstanden.

Sasanidenzeit: 224–651

Das Sasanidenreich, welches das Partherreich ablöste, war über 400 Jahre hinweg neben dem benachbarten Byzanz eine der führenden Mächte seiner Zeit.[7] Die Sasaniden etablierten ihre Herrschaft ungefähr innerhalb der Grenzen, die schon von den Achämeniden gesetzt worden waren. Ihre Hauptstadt war Ktesiphon. Diese letzte persische Dynastie vor der Ankunft des Islam folgte dem Zoroastrianismus als Staatsreligion.

Wann und wie genau die Perser begonnen haben, Teppiche zu knüpfen, ist noch unbekannt, aber das Wissen um ihre Herstellung und die Kenntnis geeigneter Designs für textile Bodenbedeckungen war in dem Byzanz, Anatolien und Persien umfassenden Gebiet sicher schon länger bekannt. Anatolien, zwischen Byzanz und Persien gelegen, war schon seit 133 v. Chr. unter römischer Herrschaft. Geographisch und politisch, in wechselnden Bündnissen als auch durch Handel, verband Anatolien das Byzantinische mit dem Perserreich. Auf künstlerischem Gebiet entwickelten beide Reiche ähnliche Stile und dekoratives Vokabular, wie aus Mosaiken und der Architektur des römerzeitlichen Antiochia deutlich wird.[8] Ein türkisches Teppichmuster, abgebildet auf Jan van Eycks Gemälde Jungfrau mit Kind des Kanonikus van der Paele konnte auf spätrömische Ursprünge zurückgeführt und in Verbindung gebracht werden mit umayyadischen Bodenmosaiken aus Khirbat al-Mafdschar.[9] Die Architektur-Elemente im Baukomplex von Khirbat al-Mafdschar werden als beispielhaft für die Aneignung und Weiterentwicklung präislamischer Muster in der frühen islamischen Kunst angesehen (Broug, 2013, S. 7[10]).

Flachweberei und Stickerei waren während der Sasanidenzeit bekannt. Fein gearbeitete sasanidische Seidenstoffe haben sich in europäischen Kirchen erhalten, wo sie häufig benutzt wurden, um Reliquien darin einzuhüllen.[11] Mehr Textilien dieser Art blieben in tibetischen Klöstern erhalten, von wo sie von Mönchen mitgenommen wurden, die vor der Chinesischen Kulturrevolution nach Nepal flohen. Auch aus Begräbnisstätten wie in Astana, auf der Seidenstraße nahe Turfan gelegen, sind ähnliche Funde erhalten. Das hohe künstlerische Niveau der persischen Weber geht aus den Berichten des arabischen Historikers al-Tabari über den Bahār-e Kisra, oder "Frühling des Ḵosrow"-Teppich hervor, der als Kriegsbeute den arabischen Eroberern von Ktesiphon 637 n. Chr. in die Hände fiel. Die Beschreibung, die al-Tabari von dem Teppich gibt, macht es eher unwahrscheinlich, dass dieser Teppich einen geknüpften Flor besaß.[12]

Fragmente von Knüpfteppichen aus Fundstätten im nordöstlichen Afghanistan, wahrscheinlich aus der Provinz Samangan, wurden mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf den Zeitraum zwischen Ende des zweiten Jahrhunderts bis zur frühen Sasanidenzeit datiert. Einige dieser Fragmente zeigen Abbildungen von Tieren wie verschiedenen Hirschen (manchmal zu Prozessionen aufgereiht wie auf dem Pazyryk-Teppich), oder verschiedene geflügelte Fabeltiere. Kette, Schuss und Flor sind aus grob gesponnener Wolle. Die Fragmente sind mit asymmetrischen Knoten wie in späteren persischen und fernöstlichen Teppichen geknüpft. Alle drei bis fünf Schussreihen sind Stränge ungesponnener Wolle und Streifen aus Stoff und Leder eingewoben.[13] Diese Fragmente werden heute in der Al-Sabah-Sammlung im Haus der Islamischen Kunst (Dar al-Athar al-Islamyya), Kuwait, aufbewahrt.[14]

Die Teppichfragmente, obwohl zuverlässig in die frühe Sasanidenzeit datierbar, scheinen jedoch in keiner Beziehung zu den prachtvollen Hofteppichen zu stehen, die die arabischen Eroberer beschreiben. Ihre grobe Knüpfung und die Einarbeitung von Flor auf der dem Boden zugewandten Seite sprechen eher dafür, dass diese Gewebe der besseren Isolation gegen die Bodenkälte gedient haben. Angesichts ihrer grob gezeichneten Tier- und Jagddarstellungen geht man eher davon aus, dass diese Teppiche von und für Nomaden hergestellt worden sind.[15]

Ausdehnung des Islam und Kalifenherrschaft: 651–1258

Die arabische Eroberung Persiens führte 651 zum Ende des Sasanidenreichs, und zum NIedergang der zoroastrischen Religion in Persien. Persien wurde ein Teil der Islamischen Welt und von Kalifen regiert.

Arabische Geografen und Historiker, die durch Persien reisten, berichten erstmals auch von Teppichen als Bodenbedeckung. Der unbekannte Autor des Hudūd al-ʿĀlam berichtet dass in Fārs Teppiche geknüpft wurden. 100 Jahre später berichtet al-Muqaddasi von Teppichen aus dem Qaināt. Yāqūt ar-Rūmī erwähnt im 13. Jahrhundert Teppiche aus Azerbaidschān. Der große arabische Reisende Ibn Battuta berichtet, dass ein grüner Teppich vor ihm ausgebreitet wurde, als er die Winterresidenz des Bakhthiarischen Atabeg in Izeh besuchte. Die Berichte deuten darauf hin, dass während des Kalifats in Persien Teppiche durch Nomadenstämme oder in ländlichen Werkstätten hergestellt worden sind.[16]

Die Herrschaft der Kalifen über Persien endete, nachdem das Kalifat der Abbasiden mit der Eroberung von Bagdad (1258) dem Mongolenreich unter Hülegü unterlegen war. Die Abbasiden zogen sich in das Mamluken-Sultanat von Kairo zurück. Der Mamluken-Sultan Baibarssetzte den Abbasiden al-Mustansir II. 1261 als nächsten Kalifen ein. Obwohl ohne politischen Einfluss, konnte die Dyastie doch ihre religiöse Autorität bis zur Eroberung Ägyptens 1517 durch das Osmanische Reich behaupten. Unter der Mamluken-Dynastie wurden in Kairo großformatige Teppiche hergestellt, die als „Mamlukenteppiche“ bekannt sind.[17]

Invasion der Seldschuken und turko-persische Tradition: 1040–1118

Mit der Invasion Anatoliens und Nordwest-Persiens durch die Seldschuken entwickelte sich eine eigene Türkisch-Persische Tradition. Fragmente von Knüpfteppichen wurden in der Alaeddin-Moschee in der türkischen Stadt Konya und der Moschee von Eşrefoğlu in Beyşehir gefunden, und in die Zeit des Sultanats der Rum-Seldschuken (1243–1302) datiert.[18][19] Weitere Teppichfragmente wurden in Fustāt aufgefunden.[20] Diese Fragmente geben eine Vorstellung davon, wie Seldschuken-Teppiche ausgesehen haben mögen. Die Funde aus Ägypten beweisen auch, dass schon zu dieser Zeit Exporthandel getrieben worden ist. Ob und wie diese Teppiche die persische Produktion beeinflusst haben, ist noch unbekannt, weil aus dieser Zeit keine eindeutig persischen Teppiche existieren, oder wir sie nicht als solche identifizieren können. Es wird angenommen, dass die Seldschuken zumindest neue Muster nach Persien eingeführt haben, wenn nicht sogar das Handwerk des Teppichknüpfens selbst.[12]

Mongolisches Ilkhanat (1256–1335) und Timuridenreich (1370–1507)

Mongolischer Prinz, den Koran studierend. Illustration von Rashid-ad-Din's Gami'at-tawarih, Täbris (?), 1. Viertel 14. Jh.

Zwischen 1219 und 1221 wurde Persien von den Mongolen überfallen. Nach 1260 trugen die Nachkommen von Hülagü Chan den Titel "Ilchane". Gegen Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Ghazan Ilchan eine neue Hauptstadt in Shãm, nahe Täbris. Er ordente an, dass die Böden seiner Residenz mit Teppichen aus Fārs bedeckt werden sollten.[16]

Mit dem Tode von Ilkhan Abu Said Bahatur 1335 zerfiel die Herrschaft der Mongolen in Persien, und das Land verfiel in politische Anarchie. 1381 fiel Tamerlan in Persien ein und begründete das Reich der Timuriden. Seine Nachfolger behielten die Herrschaft über einen Großteil Persiens bis sie 1468 dem Bündnis der Aq Qoyunlu unter Uzun Hasan unterlagen; Uzun Hasan und seine Nachkommen beherrschten Persien bis zum Aufstieg der Safaviden.

1463 ging der Senat von Venedig auf der Suche nach Verbündeten im Osmanisch-Venezianischen Krieg diplomatische Beziehungen mit dem Hof Uzun Hasans in Täbris ein. 1473 wurde Giosafat Barbaro als Botschafter nach Täbris entsandt. In seinen Berichten an den venezianischen Senat erwähnt er mehrfach die prachtvollen Teppiche, die er im Palast sah. Einige davon, schreibt er, waren aus Seide.[22]

1403-05 war Ruy Gonzáles de Clavijo Botschafter König Heinrichs III. von Kastilien am Hof von Tamerlan. Er berichtet, dass in Tamerlans Palast in Samarkand, „der Boden überall mit Teppichen und Schilfmatten belegt war.“[23] Miniaturen aus der Timuridenzeit zeigen Teppiche mit geometrischen Mustern, Reihen von Oktogonen und Sternen, Knotenornamenten und Bordüren, die manchmal kufischer Schrift ähnlich sind. Aus der Zeit vor 1500 sind keine Teppiche aus persischer Manufaktur bekannt.[16]

Safavidenzeit: 1501–1732

"Salting"-Teppich, Wolle, Seide, Metallfäden, safavidisch, um 1600.
"Rothschild"-Seidenmedaillon-Teppich, Mitte 16. Jhdt Museum für Islamische Kunst (Doha)
Ardabil-Teppich im V&A. Inschrift am oberen Feldrand nahe der Bordüre.
Der "Clark 'Sichelblatt'-Teppich, Kirman, 17. Jhdt.

Im Jahr 1499 kam eine neue Dynastie an die Macht. Ihr Begründer, Schah Ismail I., war ein Verwandter Uzun Hasans. Er wird als der erste nationale Herrscher Persiens seit der Arabischen Expansion angesehen, und etablierte den schiitischen Islam als Staatsreligion Persiens.[24] Ismail I. und seine Nachfolger, Schah Tahmasp I. und Schah Abbas I. wurden zu wichtigen Förderern der safavidischen Kunst. Hofmanufakturen wurden wahrscheinlich schon von Schah Tahmasp in Täbris eingerichtet, sicher aber von Schah Abbas, als er seine Hauptstadt während des Osmanisch-Safavidischen Kriegs (1603–18) von Täbris im Nordwesten nach Isfahan in Zentralpersien verlegte. Für die Kunst des Teppichknüpfens in Persien bedeutete dies, wie A.C. Edwards schrieb: "dass sie in kurzer Zeit von einem dörflichen Niveau zur Würde einer hohen Kunst aufstieg."[16]

In die Zeit der Safaviden fällt einer der Höhepunkte der Persischen Kunst, einschließlich des Teppichknüpfens. Teppiche aus der späten Safavidenzeit sind noch erhalten, die zu den feinsten und bestgearbeiteten Knüpfungen zählen, die wir heute kennen. Das Phänomen, dass die ersten vollständig erhaltenen persischen Teppiche schon von so vollendeter Gestaltung sind, lässt vermuten, dass das Teppichknüpfen als Kunsthandwerk schon eine Zeitlang bekannt war, bevor solch großartige Teppiche hergestellt werden konnten. Nachdem leider keine Teppiche aus der frühen Safavidenzeit erhalten sind, hat sich das Interesse der Forschung auf Buchillustrationen und Miniaturen aus der Timuridenzeit gerichtet. Diese Gemälde bilden farbenprächtige Muster aus gleichgroßen geometrischen Ornamenten ab, oft in schachbrettartiger Weise angeordnet und mit „kufischen“ Bordüren, die aus der Islamischen Kalligraphie stammen. Die Muster sind anatolischen Teppichen, speziell den „Holbein-Teppichen“, so ähnlich, dass ein gemeinsamer Ursprung wahrscheinlich ist: Timuridische Muster haben vielleicht sowohl in persischen als auch in anatolischen Teppichen der frühen Safaviden- und Osmanenzeit überdauert.[25]

„Musterrevolution“

Im späten 15. Jh. veränderten sich die in den Miniaturen abgebildeten Muster grundlegend. Großformatige Medallions treten auf, die Ornamente beginnen in kurvilinearer Weise zu fließen. Große Spiralen und Ranken, florale Ornamente, Abbildungen von Blumen und Tieren erscheinen oft in gespiegelter Darstellung entlang der langen oder kurzen Achse des Teppichfelds und erzeugen so Harmonie und Rhythmus. Das ältere „kufische“ Bordürendesign wird durch Rankenwerk und Arabesken abgelöst. Alle diese Muster setzten ausgefeiltere Knüpftechniken voraus als jene, die für die geraden, rectilinearen Muster erforderlich waren. Ein solcher Teppich kann nicht rein aus dem Gedächtnis geknüpft werden, sondern braucht Künstler, die das Design erfinden, geschickte Weber, die das Muster auf dem Webstuhl ausführen, sowie eine Möglichkeit, die Ideen des Künstlers auf effiziente Weise dem Weber zu vermitteln. Heute wird dies durch Vorlagen („Kartons“) ermöglicht.[26] Wie die safavidischen Manufakturen damit umgingen, ist unbekannt. Das Ergebnis ihrer Arbeit jedoch war die grundlegende Änderung der geknüpften Muster, für die Kurt Erdmann den Begriff der „Musterrevolution“ prägte.[27]

Offensichtlich wurden die neuen Designs zunächst von Miniaturenmalern entwickelt, denn sie erscheinen zuerst auf Buchilluminationen und Bucheinbänden des frühen 15. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit also wurde das Muster etabliert, das prägend für das „klassische“ Design islamischer Teppiche wurde: Das Medaillon-und-Ecken-Design (pers.: Lechek Torūnj) wurde zuerst auf Bucheinbänden verwendet. 1522 stellte Ismail I. den berühmten Miniaturenmaler der Herat-Schule, Kamāl ud-Dīn Behzād als Leiter des königlichen Ateliers ein. Behzād übte entscheidenden Einfluss auf die spätere Entwicklung der safavidischen Kunst aus. Die uns bekannten Safaviden-Teppiche unterscheiden sich von den Abbildungen in den Miniaturen, so daß die Buchillustrationen keine Hilfe bieten, die uns bekannten Teppiche zu klassifizieren und zu datieren. Das Gleiche gilt leider auch für europäische Gemälde, denn im Gegensatz zu den hier gut dokumentierten anatolischen Teppichen werden vor dem 17. Jh. keine persischen Teppiche auf europäischen Gemälden abgebildet.[21] Da einige wenige Teppiche wie die Ardabil-Teppiche eingeknüpfte Inschriften mit Datum aufweisen, gehen die wissenschaftlichen Versuche einer Klassifizierung und Datierung von diesen aus.

„Ich kenne keine andere Zuflucht in dieser Welt als Deine Schwelle.
Es gibt keinen Schutz für mein Haupt außer dieser Tür.
Das Werk des Sklaven der Schwelle Maqsud aus Kashan im Jahr 946.“

Eingeknüpfte Inschrift der Ardabil-Teppiche

Das AH-Jahr 946 entspricht AD 1539-40, so dass der Ardabil-Teppich in die Regierungszeit Schah Tahmasps datiert werden kann, der die Teppiche für das Grabmal Sheikh Safi ad-Din Ardabilis in Ardabil, den geistlichen Vater der Safavidendynastie, gestiftet hatte.

Eine weitere Inschrift kann auf dem Jagdteppich, heute im Museo Poldi Pezzoli, Mailand, identifiziert werden, und datiert diesen Teppich in das Jahr 949 AH/AD 1542–3:

„Durch die Sorgfalt des Ghyath ud-Din Jami wurde vollendet
Dieses berühmte Werk, das uns durch seine Schönheit berührt.
Im Jahre 949“

Inschrift des Mailänder Jagdteppichs
Gesandtschaft Shah 'Abbas I. nach Venedig, en:Carlo Caliari, 1595. Dogenpalast, Venedig

Die Quellen zu einer präziseren Datierung und Herkunftsbestimmung fließen während des 17. Jh. reicher. Safavidische Teppiche kamen mit der Intensivierung des diplomatischen Austauschs häufiger als Geschenke in europäische Städte und Staaten. 1603 schenkte Schah Abbas I. dem venezianischen Dogen Marino Grimani einen Teppich mit eingewobenen Gold- und Silberfäden. Europäische Adelige fingen an, Teppiche direkt bei den Manufakturen von Isfahan und Kashan zu bestellen, die in der Lage waren, spezielle Muster, beispielsweise europäische Wappen, in die Teppiche zu knüpfen. Gelegentlich kann der Erwerb genau nachvollzogen werden: 1601 wurde der Armenier Sefer Muratowicz vom polnischen König Sigismund III. Wasa nach Kashan entsandt, um acht Teppiche mit dem eingeknüpften Wappen des polnischen Herrscherhauses zu bestellen. Am 12. September 1602 konnte Muratowicz dem König die Teppiche und seiner Schatzkanzlei die Rechnung für Teppiche und Reisekosten vorlegen.[21] Irrtümlich glaubte man, repräsentative Safavidenteppiche aus Seide mit eingewobenen Silber- und Goldfäden seien in Polen geknüpft worden. Obwohl der Irrtum schnell aufgeklärt wurde, behielten Teppiche dieses Typs den Gattungsnamen „Polnische“ oder „Polonaise-Teppiche“. Kurt Erdmann hat vorgeschlagen, den Teppichtyp besser als „Schah-Abbas-Teppiche“ zu bezeichnen.[21]

Meisterstücke safavidischer Teppichknüpfung

A. C. Edwards eröffnet sein bekanntes Buch über persische Teppiche mit der Beschreibung von acht Meisterstücken aus safavidischer Zeit:

Safavidische „Vasentechnik“-Teppiche aus Kermān

Sanguszko-Teppich, Kirmān, 16./17. Jh. Miho Museum
Bogenzwickel mit Jagdszenen. Spätes 17. Jh. Isfahan/Iran. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Eine besondere Gruppe safavidischer Teppiche wurde von May H. Beattie aufgrund struktureller Gemeinsamkeiten identifiziert und der Region von Kerman zugeordnet.[28] Sieben verschiedene Typen sind unterscheidbar:

  1. Gartenteppiche (Abbildungen förmlicher Gärten und Wasserläufe);
  2. Teppiche mit zentralisiertem Muster, gekennzeichnet durch ein großes Medaillon;
  3. Vielfachmedaillons mit diagonal versetzten Medaillons und gereihter Unterteilung;
  4. gerichtete Muster mit individuell arrangierten kleinen Szenen;
  5. Sichelblatt-Designs in denen lange, gebogene, manchmal zusammengesetzte gezahnte Blätter das Feld dominieren;
  6. Arabeskendesigns;
  7. Gitterdesigns.

Ihre gemeinsame, kennzeichnende Struktur besteht aus asymmetrischen Knoten; die Kettfäden aus Baumwolle sind gestaffelt, und es gibt immer drei Schussfäden. Der erste und dritte Schuss sind aus Wolle und liegen tief im Inneren des Flors. Der mittlere Schuss ist aus Seide und geht von der Flor- zur Bodenseite hin und her. Bei der unvermeidlichen Abnutzung des Teppichs wird der mittlere Schussfaden sichtbar, und es entsteht ein visueller Effekt wie der von Eisenbahnschienen, die über den Teppich laufen.

Die bekanntesten Vasentechnik-Teppiche aus Kerman sind die der soganannten Sanguszko-Gruppe, benannt nach dem Haus Sanguszko, zu dessen Sammlung das außergewöhnlichste Stück einmal gehörte. Das Medaillon-und Ecken-Design ähnelt dem anderer Teppiche aus dem 16. Jh., aber die Farben und der Stil der Abbildungen sind besonders. Im Zentralmedaillon erscheinen Paare von menschlichen Figuren jeweils in kleineren Medaillons und sind umgeben von einer Tierkampfszene. Andere kämpfende Teiere sind im Feld abgebildet, während Reiter in den Eckmedaillons erscheinen. Auch die Hauptbordüre enthält gelappte Medaillons mit Huris, kämpfenden Tieren oder einander gegenüberstehenden Pfauen. Zwischen den Medaillons der Bordüre kämpfen Phönixe mit Drachen. Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Mosaiken in den Bogenzwickeln des Ganjali-Khan-Gebäudekomplexes im Bazar von Kerman, deren Vollendung inschriftlich für das Jahr 1006 AH/AD 1596 belegt ist, können diese Teppiche auf das späte 16. oder beginnende 17. Jhdt datiert werden.[29] Zwei weitere Teppiche in Vasentechnik haben Inschriften mit einem Datum: Der eine trägt das Datum 1172 AH/AD 1758 und gibt den Namen des Knüpfers an: Meister Muhammad Sharīf Kirmānī. Der andere besitzt drei Inschriften, die anzeigen, dass er von Meister Mu'min, Sohn des Qutb al-Dīn Māhānī, 1066-7 AH/AD 1655-6 hergestellt worden ist. Teppiche in safavidischer Tradition wurden in Kerman also noch nach dem Sturz der Dynastie im Jahr 1732 geknüpft (Ferrier, 1989, S. 127[29]).

Das Ende der Regierung von Abbas II. im Jahr 1666 bedeutete den Anfang des Endes für die Safaviden-Dynastie. Das im Niedergang befindliche Land wurde wiederholt an seinen Grenzen angegriffen. Ein Anführer der Ghilzai- Paschtunen namens Mir Wais Hotak entfachte einen Aufruhr in Kandahar und besiegte die Safavidische Armee, geführt von Gurgin Khan. 1722 eroberte Zar Peter der Große im Russisch-Persischen Krieg (1722–1723) viele der kaukasischen Gebiete Persiens, darunter Derbent, Şəki, Baku, sowie Gilan, Mazandaran und Gorgan. 1722 marschierte die afghanische Armee des Mir Mahmud Hotaki durch Ostpersien, und nahmen Isfahan ein. Mahmud proklamierte sich selbst zum Schah von Persien. Die Osmanen und Russen nutzten die entstehende Verwirrung und annektierten weitere Territorien.[30] Diese Ereignisse setzten dem Safavidenreich ein Ende.

Galerie: persische Teppiche aus der Safavidenzeit

Afschariden- (1736–1796) und Zand-Dynastie (1750–1796)

Die territoriale Einheit Persiens wurde durch Nadir Schah, einen Kriegsherren vom Turkvolk der Afschariden aus Khorasan, wiederhergestellt. Er besiegte sowohl die Afghanen als auch die Osmanen, setzte die Safaviden wieder als Herrscher ein und verhandelte mit dem Russischen Reich über die Rückgabe der kaukasischen Territorien Persiens in den Verträgen von Resht und Ganja. 1736 wurde Nadir selbst zum Schah gekrönt. Aus der Zeit der Afschariden und der nachfolgenden Zand-Dynastie ist nichts über die Teppichherstellung bekannt. Edwards beschreibt die Teppichknüpferei aus dieser Zeit als „unbedeutendes Handwerk“.[16]

Kadscharen-Dynastie: 1789–1925

Teppich aus Täbris, 18./19. Jh., Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt

1789 wurde Aga Mohammed Khan zum Schah von Persien gekrönt, der Gründer der Kadscharen-Dynastie, die für lange Zeit Ordnung und vergleichsweise fridliche Verhältnisse in Persien herstellte. Das Wirtschaftsleben erwachte. Drei wichtige Kadscharenherrscher, Fath Ali Schah, Nāser ad-Din Schah, und Mozaffar ad-Din Schah belebten alte Traditionen der persischen Monarchie wieder. Diese Gelegenheit nutzten die Teppichknüpfer von Täbris, indem sie seit etwa 1885 ihre Manufakturbetriebe ausweiteten, und somit zu den Begründern der modernen Teppichknüpferei in Persien wurden.[16]

Pahlavi-Dynastie: 1925–1979

In der Zeit nach der Russischen Oktoberrevolution wurde Persien erneut Schauplatz von Auseinandersetzungen. 1917 nutzte Großbritannien Persien als Basis für eine Intervention im Russischen Bürgerkrieg. Die Sowjetunion reagierte mit der Annexion von Teilen Nordpersiens und errichtete dort die kurzlebige Sozialistische Sowjetrepublik Iran. Um 1920 hatte die persische Regierung de facto die Kontrolle über das Land an britische und sowjetische Kräfte abgegeben.

1925 setzte Reza Schah Pahlavi mit Unterstützung der britischen Regierung den letzten Schah der Kadscharen, Ahmad Schah Kadschar ab und gründete die Phlavi-Dynastie. Er setzte eine konstitutionelle Monarchie ein, die bis zur Islamischen Revolution 1979 Bestand hatte. Reza Schah führte soziale, wirtschaftliche, und politische Reformen in seinem Land ein, das nach seinem Willen in Iran umbenannt wurde. Um ihre Herrschaft zu legitimieren, suchten Reza Schah und sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi alte persische Traditionen wiederzubeleben. Auch die Teppichknüpferei wurde gefördert, oft unter Rückbesinnung auf traditionelle Muster, hatte einen wichtigen Anteil an diesen Bemühungen. 1935 gründete Reza Schah die "Iran Carpet Company", die die Teppichherstellung unter nationalstaatliche Kontrolle brachte. Sorgfältig ausgeführte Teppiche wurden für den Export geknüpft und auch als diplomatische Geschenke an andere Staaten verwendet.[31]

Die Pahlavi-Dynastie modernisierte und zentralisierte die iranische Verwaltung und versuchte, effektive Kontrolle und Autorität über all ihre Bürger auszuüben. Reza Schah war der erste Monarch, dem hierzu moderne Waffen zur Verfügung standen. Das Militär setzte seine Anordnungen durch. 1930 wurde die nomadische Lebensweise für unrechtmäßig erklärt, die traditionelle Stammeskleidung sowie die benutzung von Jurten und Zelten wurden im Iran verboten. Unfähig umherzuziehen, verloren die Nomaden ihre Herden, und viele verhungerten. Während der 1940er und 1950er Jahre, während der Iran in den Zweiten Weltkrieg verwickelt war, und nachdem Reza Schah 1941 gezwungen war, abzudanken, konnten die Nomadenstämme in relativem Frieden leben. Mohammed Reza Schah konsolidierte seine Macht während der 1950er Jahre. Das Landreform-Programm von 1962, Bestandteil der Weißen Revolution[32] bot zwar Vorteile für Landarbeiter ohne Grundbesitz, zerstörte aber die traditionelle politische Organisation der Nomadenstämme wie der Kaschgai und deren traditionellen, nomadischen Lebensstil. Die jahrhundertealte Tradition der nomadischen Teppichknüpferei, die schon mit der Einführung synthetischer Farben geringer Qualität im späten 19. Jh. empfindlich getroffen war, wurde durch die letzte kaiserliche Dynastie des Iran fast zunichte gemacht.

Um 1970 beobachtete J. Opie, dass das traditionelle Teppichknüpfen bei den großen Nomadenstämmen fast zum Erliegen gekommen war.[33][34]

Moderne

Datei:Tabriz Lilac.jpg
Moderner persischer Teppich "Tabriz Lilac", 2010, Hossein Rezvani
Moderner Gabbeh-Teppich

Nach der Islamischen Revolution war zunächst wenig Information über die Teppichproduktion im Iran verfügbar. Während der 1970er und 1980er Jahre erwachte das Interesse europäischer Kunden an Gabbeh-Teppichen, die ursprünglich von den Nomadenstämmen für den eigenen Gebrauch hergestellt wurden, und die sich von geplantem Manufakturdesign durch ihre naiven, abstrakten Muster, die grobe Knüpfung und die Verwendung natürlicher Farben unterscheiden.

1992 zeigte die erste Große Persische Konferenz und Ausstellung ("Grand Persian Conference and Exhibition") erstmals moderne persische Teppichdesigns. Iranische Meisterknüpfer wie beispielsweise Razam Arabzadeh oder Hossein Rezvani stellten Teppiche aus, die mit den traditionellen Techniken hergestellt sind, aber ungewöhnliche moderne Muster zeigen (Eilland, 1994, S. 40–46[35]). Nachdem die "Grand Conferences" in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, zeichnen sich zur Zeit zwei Trends in der iranischen Teppichproduktion ab. Einerseits sieht man moderne und innovative künstlerische Designs, erfunden von den iranischen Herstellern, die somit die alte Tradition in das 21. Jahrhundert weitertragen. Andererseits wurde das erneuerte Interesse an Naturfarben (Opie, 1992, S. 26–29[36]) von kommerzieller Seite aufgegriffen.[37] Die Firmen beauftragen Knüpfer aus Stammesdörfern mit der Herstellung von Teppichen, liefern das Material und Angaben zum Design, lassen den Knüpfern aber einen gewissen Grad von künstlerischer Freiheit. Somit bietet die Teppichknüpferei auch wieder eine Einkommensquelle für die iranische Landbevölkerung, insbesondere für ehemals nomadisch lebende Stämme.

Als kommerzielle Haushaltsware treffen persische Teppiche heute auf Wettbewerb aus anderen Ländern mit niedrigeren Löhnen und günstigeren Produktionsmethoden: Maschinell hergestellte Schlingenware oder von Hand hergestellte Teppiche in Schlingenwebung erzeugen Teppiche mit "orientalischem" Muster, jedoch ohne künstlerischen Wert. Traditionell handgeknüpfte Teppiche in Naturfarben erzielen höhere Preise, weil sie mit einem hohen Aufwand an Handarbeit hergestellt werden, der sich im Wesentlichen seit alter Zeit nicht verändert hat.

Herstellung

Übersicht: Herstellung eines Knüpfteppichs

Das Knüpfen eines Teppichs in traditioneller Handarbeit ist ein zeitaufwendiger Prozess, der je nach Größe und Qualität Monate bis sogar Jahre dauern kann. Teppiche werden auf einem Webstuhl hergestellt. Auf diesem werden Kettfäden aufgespannt, in die im Verlauf abwechselnd Knotenreihen eingeknüpft und Schussfäden eingewoben werden.

Das Weben des Teppichs beginnt vom unteren Ende des Webstuhls aus, indem man eine Anzahl von Schussfäden quer zu den Kettfäden einbringt. Die Kett- und Schussfäden bilden die Grundlage des Teppichs. Die Ränder an den Schmalseiten bestehen oft aus mehr oder weniger breiten Streifen von Flachgewebe ohne Flor. Knoten aus Woll-, Baumwoll- oder Seidengarnen werden dann nebeneinander um die Kettfäden geknüpft. Wenn eine Reihe Knoten fertiggestellt ist, werden ein oder mehrere Schussfäden eingewoben, um die Knoten zu fixieren. Mit einem kammähnlichen Instrument werden die Schussfäden auf die Knotenreihe herabgeklopft und das Gewebe somit verdichtet. Wenn der Flor fertiggestellt ist, wird oft erneut ein Rand aus Flachgewebe eingefügt, bevor der Teppich vom Webstuhl genommen wird. Die überstehenden Enden der Kettfäden werden befestigt und bilden die Fransen. Auch die langen Seiten des Teppichs werden befestigt und bilden die Ränder ("Schirazeh" oder falsch "Schirazi" [38], engl.: "selvedge"). Der Flor wird anschließend auf einheitliche Länge gekürzt und der Teppich abschließend gewaschen.

Traditionelle Formen von Webstühlen in Persien

Aufgabe des Webstuhls ist es, die Spannung der Kettfäden aufrecht zu halten und Vorrichtungen zu bieten, um diese auf verschiedenen Ebenen ("Fächer") zu halten und hierdurch die Schussfäden leichter jeweils ober- oder unterhalb eines Kettfadens durch das Gewebe führen zu können.

Horizontaler Webstuhl

Der horizotale Webstuhl ist die einfachste Form; seine Balken werden auf den Boden gelegt und mit Pflöcken in der Erde befestigt. Die notwendige Spannung der Kettfäden wird durch eingetriebene Keile gesichert. Dieser einfache Webstuhl ist für die nomadische Lebensweise geeignet, denn er ist leicht auf- oder abzubauen und gut transportabel. Teppiche, die auf horizontalen Webstühlen geknüpft werden sind oft kleinformatig. Wenn der Webstuhl öfter auf- und abgebaut wird, wird die Spannung der Kettfäden jeweils unterschiedlich sein, so dass der Teppich am Ende unregelmäßiger wird und nicht so flach auf dem Boden liegt wie ein Teppich, der auf einem stationären, professionellen Webstuhl entstanden ist (Edwards, 1952, S. 22–28[16]).

Aufrechte Webstühle

Die stationären vertikalen Webstühle sind technisch fortgeschrittener und werden in dörflichen und städtischen Manufakturen verwendet. Man unterscheidet drei Typen aufrechter Webstühle, die auf verschiedene Weise technisch modifiziert sein können: Den festen Dorfwebstuhl, den Täbris- oder Bunyan-Webstuhl, und den Rollbalken-Webstuhl.

  1. Der feste Dorfwebstuhl wird überwiegend im Iran verwendet und setzt sich zusammen aus einem fixierten oberen und einem beweglichen unteren Balken ("Stoffbalken"), der in Schlitzen in den Seitenbalken befestigt ist. Die richtige Spannung der Kettfäden wird durch Keile erzeugt, die in die Schlitze der Seitenbalken eingetrieben werden. Die Knüpfer arbeiten auf einer höhenverstellbaren Planke, die dem fortschreitenden Teppich folgend immer höher gestellt wird. Ein auf einem solhen Webstuhl hergestellter Teppich kann maximal so lang sein wie der Webstuhl hoch ist.
  2. Der nach der gleichnamigen Stadt benannte Täbris-Webstuhl wird traditionell im nordwestlichen Iran benutzt. Die Kettfäden setzen sich hinter dem Webstuhl ähnlich wie ein senkrechtes Fließband fort. Die Spannung der Kettfäden wird mit Keilen eingestellt und aufrechterhalten. Die Knüpfer behalten eine feste Position ein. Wenn ein Abschnitt des Teppichs fertig ist, werden die Kettfäden gelockert und der Abschnitt nach unten auf die Rückseite des Webstuhls gezogen. Dieser Prozess wiederholt sich so lange, bis der Teppich fertig ist. Technisch bedingt kann auf einem Täbris-Webstuhl ein Tepich geknüpft werden, der maximal doppelt so lang ist wie der Webstuhl hoch.
  3. Der Rollbalken-Webstuhl findet weite Verwendung in den Ländern, die Teppiche herstellen. Er besteht aus zwei beweglichen Balken, um die die Kettfäden gewickelt sind. Die Balken sind mit Rasten befestigt. Wenn ein Teppichabschnitt fertig ist, wird er auf den unteren Balken aufgewickelt. Theoretisch kann auf einem Rollbalken-Webstuhl ein Teppich jeder beliebigen Länge hergestellt werden. In manchen, besonders in türkischen, Manufakturen werden auch mehrere Teppiche hintereinander auf den selben Kettfäden geknüpft und erst am Schluss auseinander geschnitten.[16]

Weitere Werkzeuge

Traditionelle Werkzeuge zur Teppichherstellung: Scheren, Messer mit Knüpfhaken, kleiner Kammklopfer, Garnspindel

Zum Knüpfen braucht man eine Anzahl wichtiger Werkzeuge: ein Messer um das Garn abzuschneiden; ein schweres kammähnliches Instrument mit einem Griff ("Kammklopfer", engl. "comb beater") um die Schussfäden und Knoten zu verdichten, eine Schere um den Flor nach dem Einbringen einer oder einer kleinen Anzahl von Knotenreihen zu kürzen. In Täbris befindet sich an der Spitze des Messers ein Knüpfhaken, mit dessen Hilfe die Knoten schneller geknüpft werden können. Manchmal wird ein Stahlkamm benutzt, um überschüssiges Garn auszukämmen, wenn eine Reihe Knoten fertig ist.

Zusätzliche Instrumente werden verwendet, um den Flor weiter zu verdichten, besonders in denjenigen Regionen des Iran, die sehr feine Teppiche herstellen. In [Kerman (Provinz)|[Kerman]] benutzen die Knüpfer hierzu ein besonderes Werkzeug in Form eines Schwertes, das horizontal in das Fach (den Zwischenraum zwischen den beiden Ebenen der Kettfäden) eingeführt wird. In der Region um Bidschar führt man einen nagelähnlichen Stab zwischen die Kettfäden und schlägt fest darauf, um das Gewebe noch weiter zu verdichten. Bidschar ist auch für seine Technik des Nasswebens bekannt. Florgarn, Kett- und Schussfäden werden kontinuierlich befeuchtet, um sie während des Knüpfens kompakt zu halten. Nach dem Trocnen dehnen sich Wolle und Baumwolle aus, so dass ein sehr schweres und steifes Gewebe entsteht. Bidschar-Teppiche sind so dicht geknüpft, dass sie schwer zu falten sind ohne das Gewebe zu beschädigen.

Weitere Klingen wurden traditionell verwendet, um nach der Vollendung des Teppichs den Flor auf geichmäßige Höhe zu scheren. Diese Arbeit wird heute schneller und leichter von Maschinen, die einer Schleifmaschine ähnlich über den Teppich geführt werden, erledigt. Wenn ein Reliefeffekt erzeugt werden soll, wird der Flor entang der Farbgrenzen an den gewünschten Stellen schräg eingeschnitten. Reliefeffekte sind in klassischen persichen Teppichen sehr selten, in chinesischen und tibetischen Knüpfteppichen häufig zu sehen.[16]

Spinnen

S- und Z-gesponnene Garne

Die Fasern von Wolle, Baumwolle oder Seide werden entweder von Hand mittels Handspindel oder mechanisch mit Hilfe eines Spinnrads oder industrieller Spinnmaschinen durch Verziehen und Drehen der Fasern zu einem Garn gesponnen. Mehrere einzelne Garne werden der größeren Dicke und Stabilität wegen meist zu einem Zwirn gedreht. Die Richtung, in welche das Garn gesponnen und gezwirnt wird, wird entweder als "Z-" oder "S-"Drehung bezeichnet.[39] Üblicherweise werden handgesponnene einzelne Garne mit Z-Drehung gesponnen und anschließend mit S-Drehung verzwirnt. Dies gilt auch für nahezu alle Orientteppiche einschließlich des persischen Teppichs, mit der Ausnahme der S-gesponnenen und Z-gezwirnten Garne der Mamlukenteppiche.

Färben des Garns

Mit Naturfarben gefärbte Wolle in einer türkischen Teppichmanufaktur

Der Prozess des Färbens beginnt mit der Vorbereitung des Garns durch Beizen, um es für die eigentlichen Farbstoffe aufnahmefähig zu machen. Die Farbstoffe werden in Wasser aufgelöst, die Wolle hinzugegeben, und bleibt für eine bestimmte Zeit in der Färbelösung. Anschließend muß das gefärbte Garn in Luft und Sonne trocknen. Einige Farbstoffe, besonders dunkelbraun, benötigen eisenhaltige Beizen, die die Wolle des Garns angreifen können. Deshalb nutzen sich braungefärbte Florbereiche schneller und stärker ab, was bei antiken Teppichen zu einem Relief-Effekt führen kann.

Pflanzenfarbstoffe

Naturfarbstoffe, die in persischen Teppichen verwendet werden, werden aus Pflanzen und Insekten gewonnen. 1856 hatte der englische Chemiker William Henry Perkin die erste Anilinfarbe entwickelt, das Mauvein. Im Folgenden wurde eine Vielzahl weiterer synthetischer Farben erfunden. Verglichen mit Naturfarbstoffen waren sie billiger und einfacher anzuwenden. Ihre Verwendung in Knüpfteppichen ist seit ca. Mitte der 1860er Jahre dokumentiert. Synthetische Farbstoffe haben die Herstellung von Knüpfteppichen so grundlegend (nachteilig) verändert, dass die Tradition des Färbens mit Naturfarbstoffen fast völlig verloren ging. In den frühen 1980er Jahren wurde sie in der Türkei wiederbelebt: Chemische Analysen aus Wollproben antiker Teppiche führten zur Identifikation der zum Färben verwendeten Pflanzen, und die Färberezepte und -prozeduren wurden experimentell rekonstruiert.[40][41]

Demnach wurden folgende Pflanzen zum Färben von Teppichgarnen verwendet:

Einige Farbstoffe wie beispielsweise Indigo oder Färberkrapp waren Handelsware und überall erhältlich. Gelbe oder braune Farbstoffe wurden meist lokal aus Pflanzen der Umgebung gewonnen und variieren deshalb stark von Region zu Region. Viele Pflanzen liefern gelbe Farbstoffe, neben den oben genannten auch Weinblätter und Granatapfelrinde. Safran als Gelbfarbstoff wird oft erwähnt, die tatsächliche Nutzung dieses kostbaren, aber wenig haltbaren Farbstoffs konnte bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden.[42]

Im Iran wurde das traditionelle Färben mit Pflanzenfarben in den 1990er Jahren wiederbelebt. Das generelle Interesse der Kunden an traditionell gefärbten Teppichen traf auf Färbemeister wie Abbas Sayahi, der das Wissen um die traditionellen iranischen Rezepte bewahrt hatte.[36]

Insektenfarbstoffe

Karminrote Farben werden auch aus den harzigen Absonderungen der Cochenilleschildlaus (Coccus cacti), und anderen Schildläusen der Art Porphyrophora (Porphyrophora hamelii (Brandt), Armenische Schildlaus; Porphyrophora polonica, Polnische Schildlaus) gewonnen. Cochenillerot, das sogenannte "laq", wurde zunächst aus Indien, später aus Mexiko und von den Kanarischen Inseln importiert. Karminfarben wurden überwiegend in Regionen verwendet, in denen der Färberkrapp nicht gedieh, wie in West- und Nordwestpersien (Edwards, 1952, S. 33-34[16]).

Synthetische Farbstoffe

Frühe synthetische Farbstoffe erwiesen sich gegenüber Licht und Feuchtigkeit äußerst unbeständig. Sie enttäuschten so sehr, dass Nāser ad-Din Schah und sein Nachfolger Mozaffar ad-Din Schah versuchten, ihre Verbreitung gesetzlich und mit Steuermaßnahmen einzuschränken. (Gans-Ruedin 1978, S. 13[43]). Im Gegensatz hierzu kann mit modernen Farben nahezu jede Farbe und Farbintensität erreicht werden. Bei einem sorgfältig hergestellten modernen Teppich ist es nahezu unmöglich mit bloßem Auge festzustellen, ob natürliche oder künstliche Farben verwendet wurden (Eilland, 2003, S. 50–59[44]).

Abrasch

Das Auftreten feiner Abweichungen innerhalb derselben Farbe wird als "Abrasch" bezeichnet (Türkish abraş, wörtlich, “fleckig, scheckig”). Abrasch sieht man nur in traditionell gefärbten Teppichen. Wenn Abrasch auftritt, deutet dies darauf hin, daß wahrscheinlich nur eine einzige Person an dem Teppich gearbeitet hat, die nicht genug Zeit oder Ressourcen hatte, um das ganze Garn auf einmal zu färben, das sie für den Teppich brauchte. Es wurden also nur kleine Mengen des jeweils benötigten Garns von Zeit zu Zeit gefärbt. Wenn das Garn aufgebraucht war, wurde neues gefärbt. Weil der exakt gleiche Farbton mit Naturfarben kaum jemals ein zweites Mal erreicht wird, verändert sich die Farbe des Teppichflors wenn eine neue Knotenreihe mit dem neu gefärbten Garn geknüpft wird. Diese Farbänderung läßt auf eine Teppichherstellung durch Angehörige eines Nomadenstammes oder in einem kleinen Dorf schließen. Abrasch kann aber auch absichtlich durch vordefinierte Farbveränderung in einem Manufakturteppich erzeugt werden.[45]

Galerie: Farben und Farbstoffe

Knüpftechniken

Persische Teppiche werden hauptsächlich mit zwei verschiedenen Knoten geknüpft: Der symmetrische Knoten, auch türkischer oder "Giordes"-Knoten genannt, wird in der Türkei, im Kaukasus, in Ostturkmenistan und einigen Kurdengebieten im Iran verwendet. Der asymmetrische Knoten, auch persischer oder "Senneh"-Knoten, wird außer im Iran auch in Indien, Pakistan, der Türkei (beispielsweise bei den Teppichen der osmanischen Hofmanufaktur oder bei Hereke-Teppichen), Ägypten und China verwendet. Der Begriff "Senneh-Knoten" ist mißverständlich, da in der Stadt Senneh traditionell symmetrische Knoten verwendet werden.[16]

  • Um einen symmetrischen Knoten zu knüpfen, wird ein Ende des Garns zwischen zwei nebeneinander liegenden Kettfäden durch-, und unter einem Kettfaden nach vorne zurückgeführt, dann um beide Kettfäden kragenartig herumgelegt und zwischen ihnen nach vorne herausgezogen.[16]
  • Der asymmetrische Knoten wird geknüpft, indem das Garn nur um einen Kettfaden gewickelt und dann hinter dem danebenliegenden Kettfaden vorbeigeführt und nach vorne gezogen wird, so dass dieser die beiden Enden des Garns trennt. Je nachdem wie der Knoten angesetzt wird, öffnet er sich später nach rechts oder links.[16]

Asymmetrische Knoten erlauben flüssigere, oft kurvilineare ("florale") Muster, während symmetrische Knoten eher für die kräftigen rectilinearen ("geometrischen") Muster geeignet sind. Wie die Senneh-Teppiche mit ihrem ausgearbeitet feinen Muster zeigen, die in symmetrischen Knoten geknüpft werden, hängt die Feinheit des Musters jedoch eher von den Fähigkeiten der Knüpfer ab als vom verwendeten Knotentyp.[16]

  • Ein weiterer Knoten, der oft in persischen Teppichen verwendet wird, ist der "Jufti"-Knoten, der um vier Kettfäden geknüpft wird, anstelle um zwei. Ein brauchbarer Teppich kann auch mit Jufti-Knoten hergestellt werden, und Jufti-Knoten werden oft in den größeren einfarbigen Bereichen eines Teppichs benutzt, um Material und Zeit zu sparen.[42] Da Teppiche, die teilweise oder ganz mit Jufti-Knoten geknüpft werden nur die Hälfte des für die traditionelle Knüpfung benötigten Materials erfordern, ist ihr Flor weniger widerstandsfähig, und die Teppiche sind nicht so lange haltbar.[16]

Üblicherweise werden die Knoten Reihe für Reihe jeweils übereinander auf denselben Kettfäden geknüpft. Wenn die Knoten pro Reihe um einen Kettfaden seitlich versetzt zueinander eingeknüpft werden, spricht man von "versetzter Reihung" oder "offset"-Knoten. Diese Technik erlaubt das Knüpfen feinerer kurvilinearer Muster, besonders von Diagonalen, und kommt häufig bei turkmenischen Teppichen, selten bei persischen Teppichen vor.[42]

Daneben gibt es noch weitere Strukturkriterien: Die beiden zu einem Knoten gehörenden Kettfäden liegen entweder in derselben Ebene (wie abgebildet) oder in zwei durch einen straff eingebrachten Schussfaden getrennten Ebenen ("geschichtet"). Beim persischen Knoten liegt dann der ganz umschlungene Kettfaden auf der Unterseite des Teppichs. Die meisten im persischen Knoten geknüpften Teppiche sind geschichtet, Teppiche der Nomadenstämme öfter ungeschichtet. Durch den geringeren Platzbedarf der geschichteten Knüpftechnik wirken solche Teppiche feiner als die ungeschichteten. Alte Teppiche aus dem Westen Persiens (Täbris, Heris, Bidschar, Senneh, Hamadan, Farahan) sind im symmetrischen Knoten geknüpft.

Knotendichte

Rückseite eines Teppichs aus Ghom mit sehr hoher Knotendichte

Die Knotenzahl wird in "Knoten pro Quadratdezimeter" oder, beispielsweise in englischsprachigen Auktionskatalogen, in "knots per square inch (kpsi)" angegeben (Umrechnung: dm² : 15.5 = si). Am besten lassen sich die Knoten auf der Rückseite des Teppichs zählen. Wenn die Kettfäden nicht zu tief geschichtet sind, bleiben die beiden Schlingen eines Knotens sichtbar und müssen als ein Knoten gezählt werden. Bei tiefer Schichtung ist nur eine Schlinge sichtbar. Am besten erkennt man dies, indem man Abschnitte des Flors mit farblich abgesetzten Einzelknoten sucht, beispielsweise in Diagonalen oder Linien.

Zusätzliche Informationen erhält man, indem horizontale und vertikale Knoten getrennt angegeben werden. Bei besonders fein geknüpften Teppichen (bspw. Seidenteppichen aus Kaschan) findet man oft ein Verhältnis horizontaler zu vertikaler Knoten bei 1:1, wofür der Knüpfer erhebliche Fähigkeiten benötigt.[46] Teppiche in dieser Knüpfweise sind besonders dicht und dauerhaft.[47]

Die Knotendichte informiert über die Feinheit der Knüpfung und somit über den Arbeitsaufwand bei der Herstellung des Teppichs. Der künstlerische und Gebrauchswert des Teppich hängt aber kaum von der Knotenzahl ab, sondern von der Qualität und Ausführung des Musters und den verwendeten Materialien. Persische Teppiche aus Heris haben beispielsweise oft recht niedrige Knotenzahlen verglichen mit den äußerst fein geknüpften Teppichen aus Kaschan, Ghom oder Nain, sind aber oft künstlerisch befriedigend gestaltet und sehr haltbar.

Muster und Ornamente

Bestimmte, sich wiederholende Ornamente, Motive und Muster sind ein Hauptmerkmal jedes persischen Teppiches.

Rectilineare und curvilineare Gestaltung

Datei:Antique Silk Tabriz Persian Rug 7991 Nazmiyal.jpg
Seidenteppich aus Täbris mit überwiegend kurvilinearem („floralem“) Muster
Serapi-Teppich, Herisgebiet, mit überwiegend rectilinearem („geometrischem“) Muster
Grundelemente des Teppichmusters
Bucheinband aus einer Literatursammlung (Kulliyat), 10. Jh. AH/AD 16. Jh., Walters Art Museum

Ein Muster kann gestaltlich entweder als rectilinear (oder „geometrisch“), oder curvilinear (oder „floral“) beschrieben werden. Curvilineare Muster zeigen abgerundete, fließende Linien, oft in Form pflanzlich wirkender Ornamente wie Ranken oder gekrümmte Blätter. Die Zeichnung ist flüssiger, die Knüpfung oft kompliziert. Rectilineare Muster erscheinen kräftiger und eckiger. Es ist auch möglich, florale Muster in rectilinearer Gestalt zu zeichnen, diese sind dann meist abstrakter, oder stärker stilisiert. Aus diesem Grund wird in der neueren Literatur das Begriffspaar „recti-/kurvilinear“ gegenüber Bezeichnungen wie „floral/geometrisch“ bevorzugt. Rectilineare Mustergestalt wird mit Dorf- oder Nomadenteppichen in Verbindung gebracht, während die komplizierteren curvilinearen Muster der künstlerischen Planung einer Manufaktur vorbehalten sind (Ford, 1981, S. 170[26]).

Gliederung des Felds, Medaillon und Bordüre

Das Muster eines Teppichs kann nach der Art beschrieben werden, wie seine Ornamente im Flor angeordnet sind. Ein Grundmuster kann das ganze Feld dominieren, die Fläche kann aber auch durch sich wiederholende Ornamente bedeckt sein.

In Regionen mit traditionellen, seit Alters her geachteten lokalen Mustern können die Teppichknüpfer aus dem Gedächtnis arbeiten, da die spezifischen Muster Teil der Familien- oder Stammestradition sind. Für die weniger ausgefeilten, oft rectilinearen Muster reicht dies vollkommen aus. Aufwändigere, vor allem kurvilineare, Muster erfordern einen sorgfältig geplanten Entwurf. Hierzu werden die Muster maßstäblich in den Originalfarben auf Millimeterpapier aufgezeichnet, heute oft mit Hilfe von Computerprogrammen. Den hieraus entstandenen Plan bezeichnet man als "Karton". Die Knüpfer knüpfen für jedes Kästchen auf dem Millimeterpapier einen Knoten in den Teppich. Jeder Knoten stellt somit einen „Bildpunkt“ dar, aus deren Gesamtheit das Musterbild entsteht. Die traditionellen Hauptmuster blieben über Jahrhunderte hinweg unverändert (Eilland 2008, S. 66[42]).

Die Fläche des Teppichfeldes ist auf typische Art arrangiert und geordnet, die trotz aller Vielfalt im Einzelnen in ihrer Gesamtheit immer als "persisch" erkennbar bleibt. Ein Muster kann wiederholt werden und das Feld vollständig ausfüllen („Musterrapport“ oder „allover“-Muster). Wenn das Ende des Feldes erreicht ist, kommt es vor, dass das Muster am Rand wie abgeschnitten erscheint. Es entsteht dann der Eindruck, das Muster setze sich über die Bordüre hinaus fort. Diese Art mit Mustern, besonders geometrischen, umzugehen, ist generell typisch für die islamische Kunst.[48] Das Feldmuster eines orientalischen Teppichs ist oft auf komplizierten, sich überlagernden Spiral- und Rankenmustern in „unendlichem Rapport“ aufgebaut (Erdmann, 1943, S. 20[49]).

Die Musterelemente können hierarchisch aufgebaut sein. Ein typisches Muster verwendet das Medaillon, ein symmterisches Ornament meist im Zentrum des Felds. Abschnitte des Medaillons oder ähnliche, korrespondierende Elemente, füllen die vier Ecken des Felds. Die persische „Lechek Torūnj“ (Medaillon-und-Ecken)-Anordnung entwickelte sich in Persien aus Mustern, die im 15. Jahrhundert für Buchdeckel und Miniaturen entworfen worden sind. Während der Safavidenzeit im 16. Jahrhundert fand es Eingang in das Repertoire der Teppichmuster. Es kann mehr als ein Medaillon verwendet werden, und diese können im Feld in verschiedenen Formen und Abständen auftreten. Das Feld kann in rechteckige, quadratische oder rautenförmige Kompartimente gegliedert sein (Ford, 1981, S. 170[26]).

Im Gegensatz zu anatolischen Teppichen stellt das persische Teppichmedaillon meist das primäre Muster dar. Der unendliche Rapport des Feldes ordnet sich ihm unter, so dass der Eindruck entsteht, das Medaillon „treibe“ auf dem Feld (Erdmann, 1965, S. 47–51[50]).

In den meisten persischen Teppichen ist das Feld umgeben von Streifen, den Bordüren. Deren Anzahl variiert von einer bis zu mehr als zehn, doch meist findet sich eine breitere Hauptbordüre, die von schmaleren Neben- oder Wächterbordüren eingefasst wird. Die Hauptbordüre wird oft mit komplexeren Mustern ausgefüllt. Die Nebenbordüren haben einfachere Muster wie beispielsweise mäandernde Weinranken. Feld und Bordüren sind traditionell immer getrennt, das Muster kann aber auch dahingehend variiert werden, dass das Feld in die Bordüre übergreift. Dies wird häufiger in Teppichen aus Kerman aus dem 19. Jahrhundert beobachtet. Man nimmt an, dass Elemente aus französischen Tapisserien der Manufakturen von Aubusson oder der Savonnerie hier Pate standen.[26]

Die Verbindung der Bordürenecken stellt eine besondere Herausforderung für den Entwurf dar. Die Ornamente sollen in einer Form geknüpft werden, dass dasMuster sich um die Ecke zwischen horizontaler und vertikaler Bordüre herum ohne Unterbrechung fortsetzt. Dies fordert der Knüpferin hohe Fertigkeit ab, wenn sie ohne Karton arbeitet. Wenn sich die Ornamente in den Ecken korrekt aneinander anschließen, spricht man von „aufgelösten“ Ecken oder „gelungener Ecklösung“. In Dorf- oder Nomadenteppichen, die ohne Karton geknüpft werden, sind die Ecken oft nicht aufgelöst. Die Knüpfer brechen das Muster einer Bordüre dann einfach ab, wenn beispielsweise die horizontale Bordüre die vorgesehene Höhe erreicht, und beginnen mit der vertikalen Bordüre. Es kommt auch vor, dass die Knüpfer bei der Ecklösung improvisieren, also das Ornament nicht vollständig passend um die Ecke führen. Die Analyse der Ecklösungen erlaubt es, Nomaden- oder Dorfteppiche von der Produktion der städtischen Manufakturen zu unterscheiden.[26]

Feldmotive

Boteh-Muster
Turkmenischer Teppich mit den Göls des Tekke-Stammes
Bidschar-Teppich mit durchgängigem Herati-Muster
  • Boteh: (pers. Mandel) bekanntestes Teppichmotiv, die Form ist einer Mandel nachempfunden. Das innere Muster variiert stark je nach Herkunftsregion.
  • Gol: (pers. Blume) achteckiges Motiv, Rot ist die meist überwiegende Farbe
  • Herati: benannt nach der Stadt Herat im heutigen Afghanistan; zusammengesetztes Motiv aus einer Raute, die eine Rosette umschließt. Die Ecken der Raute sind wiederum mit kleineren Rosetten verbunden.
  • Chartschang: (pers. Krabbe) unter der Herrschaft des Schah Abbas eingeführtes Motiv
  • Minah Chani: an eine Blumenwiese erinnerndes Muster. Es besteht aus vier Blumen, die zu einem Rechteck angeordnet sind und in deren Mitte sich eine kleinere Blume befindet.
  • Sil-e Sultan: besteht aus zwei übereinander gestellten Vasen, die mit Rosen und blühenden Zweigen geschmückt sind. Meistens befinden sich außerdem Vögel auf der Vase. Dieses sehr junge Motiv entstand im 19. Jahrhundert.
  • Schah Abbasi: dieser Name vereinigt eine ganze Reihe von Motiven, die während der Herrschaft von Schah Abbas erfunden wurden. Sie basieren alle auf Blumenornamenten nach dem Vorbild der heraldischen Lilie.

Randmotive

  • Rand-Herati: unterscheidet sich vom obengenannten Motiv gleichen Namens durch seinen Wechsel von Rosetten, Blumen und blühenden Zweigen. Die Anordnung ist sonst dieselbe.
  • Rand-Boteh: entspricht dem normalen Boteh-Motiv
  • Kufi-Rand: trägt seinen Namen wegen der Ähnlichkeit zu einer arabischen Schriftart. Die Ornamente erscheinen meist weiß auf rotem Grund.
  • gezahnte Blätter: besteht aus einer Folge gezahnter Blätter (beispielsweise Weinreben)

Ornamente

Formate

Teppich im Niavaran-Palast, Teheran

Die klassischen, in Persien selbst verwendeten Teppichformate unterscheiden sich von den für den Exportmarkt hergestellten Formaten. Traditionelle persische Räume sind eher lang und schmal, da lange Holzbalken für die Decken nur eingeschränkt verfügbar waren. In der Mitte des Raums lag meist ein prachtvoller Hauptteppich, Ghali (Farsi: قالی), der selten betreten wurde. Am Kopf des Raumes befand sich ein Kopfteppich, Kelleghi, seitlich des Hauptteppichs zwei längere, schmale Seitenläufer im Kenareh-Format. Größere und breitere Teppiche wurden in traditionellen Wohnräumen seltener verwendet und eher für den westeuropäischen und amerikanischen Markt hergestellt.[16]

  • Ghali (Farsi: قالی, wörtl. "(Haupt)teppich"): großformatiger Teppich für die Raummitte (190 × 280 cm).
  • Dosar oder Sedschadeh: Der Begriff stammt von Farsi do, "zwei" und sar, eine persische Maßeinheit, die etwa 105 cm entspricht. Teppiche in Dozar-Größe messen ungefähr 130–140 cm x 200–210 cm.
  • Ghalitcheh (Farsi: قالیچه): Teppich sehr feiner Qualität im Dosarformat.
  • Kelleghi oder Kelley: Langformat, ca. 150-200 × 300–600 cm. Dieses Format wird traditionell am Kopfende eines ghali-Teppichs ausgelegt (kalleh bedeutet "Kopf" in Farsi).
  • Kenareh: Kleineres Langformat, 80–120 cm × 250–600 cm. Traditionell entlang der Langseite des Hauptteppichs ausgelegt (kenār bedeutet "Seite" in Farsi).
  • Saronim: Entspricht 1 ½ sar. Diese kleineren Teppiche sind etwa 150 cm lang.
  • Sartscharak: Format ca. 0,80 m x 1,30 m
  • Poschti: Kissen, ca. 0,40 m x 0,60 m
  • Pardeh: Format ca. 2,40 m x 1,40 m

Teppiche in Übergrößen wurden von den Schahs der Pahlavi-Dynastie zur Ausschmückung des Saadabad- und Golestanpalasts bestellt; Riesenformate werden heute beispielsweise für neu erbaute große Moscheen wie die Große Sultan-Qabus-Moschee angefertigt. Sonderformate wie quadratische oder runde Teppiche kommen selten, meist als Exportware, vor.


Einteilung

Kultureller Kontext der Teppichfabrikation: Stadt-Dorf-Nomadenstamm

Persische Teppiche können - neben dem Ort ihrer Herstellung - zunächst grob anhand des gesellschaftlichen Kontexts ihrer Knüpfer eingeteilt werden. Teppiche wurden und werden sowohl von Nomadenstämmen als auch in Dörfern, städtischen oder (früher) in Hofmanufakturen produziert.

Nomaden- und Volksstämme

Die Teppiche der Nomaden werden von verschiedenen ethnischen Stammesgruppen geknüpft, die sich durch unterschiedliche Geschichte und Traditionen voneinander absetzen. Ursprünglich stellten die Stämme Teppiche hauptsächlich für ihren eigenen Gebrauch her, deshalb haben die Nomadenteppiche noch stärker die ursprünglichen Muster und Knüpfweisen bewahrt, als die stärker kommerziellen Bedingungen unterworfenen Teppiche aus den Siedlungen und Städten. Nachdem sich im Laufe des 20. Jh. die Lebensweise der Nomaden stark zu mehr Sesshaftigkeit hin veändert hatte, war die traditionelle Teppichproduktion in den 1970er Jahren fast zum Erliegen gekommen, wurde aber in den daruf folgenden Jahrzehnten wiederbelebt.[33][34][36]

Technische Charakterisierung persischer Nomadenteppiche

zusammengefasst aus[45] Kurden Bakhtiari & Luri Chahar Mahal Qashqai & Khamseh Afscharen Belutschen
Knoten symmetrisch symmetrisch symmetrisch symmetrisch & asymmetrisch, linksöffnend symmetrisch & asymmetrisch, rechtsöffnend überw. asymmetrisch linksöffnend, selten rechtsöffnend oder symmetrisch
Kette & Schuss Wolle, manchmal Baumwolle. Kette weiß oder braun, Schuss braun oder rot Wolle, Ziegenhaar, Baumwolle. Kette braun oder weiß, Schuss braun oder rot. Baumwolle, Schuß manchmal blau Wolle, Schuss weiß (Q.) oder weiß und braun (Kh.), Schuss natürliche Farbe oder rot (Q.), oder rot und braun (Kh.) Wolle, Kette weiß und braun, Schuss orangerot oder rosa Kette weiß, Schuss dunkelbraun, später auch Baumwolle
Schirazeh Schussumkehr oder Umwicklung dunkelbraun oder Ziegenhaar, umwickelt umwickelt, schwarze Wolle umwickelt, zweifarbig (Q.), Schussumkehr und Umwicklung, naturfarbene oder gefärbte Wolle (Kh.) Schussumkehr, gefärbte Wolle umwickelt in brauner Wolle oder Ziegenhaar
Abschlüsse Flachgewebe, 2 cm bis sehr breit Flachgewebe, 2–8 cm, natürliche Farbe oder gestreift Flachgewebe, 2–5 cm Flachgewebe, 2–5 cm, oft mit verschlungenen oder broschierten Streifen Flachgewebe, 2–15 cm, natürliche Fraben oder farbige Streifen 2–25 cm, gefärbte Streifen, broschiert
Hauptfarben Gelb, natürliches oder korrodiertes Braun Dunkelblau, Hellrot, tiefes Gelb Dunkelblau, Hellrot, tiefes gelb helles, strahlendes Rot, unterschiedliche Blautöne, selten Gelb, Grün Gelb, Lachsrot Leuchtendblau

Kurden

Die Kurden sind eine ethnische Gruppe, die überwiegend in einem Gebiet leben, das die Gebiete in der jeweiligen Grenzregion der südöstlichen Türkei, den Westen des Iran, Nordirak, und Nordsyrien umfasst.[51] Die hohe Bevölkerungszahl und weite geographische Verbreitung der Kurden bedingt ein breites Spektrum an Mustern, das von den groben und naiv gestalteten Nomadenteppichen bis zu den ausgefeiltesten Mustern städtischer Manufaktur reicht. Die Teppiche können so fein und leicht geknüpft sein wie die aus Senneh oder so schwer und dicht wie die Bidschar-Teppiche.[52]

Senneh-Teppiche
Teppich aus Senneh

Die Stadt Sanandadsch, früher Senneh genannt, ist die Hauptstadt der persischen Provinz Kordestān. Die hier geknüpften Teppiche sind immer noch, auch im heutigen Iran, unter dem Handelsnamen "Senneh" bekannt. Sie gehören mit zu den am feinsten geknüpften persischen Teppichen, mit Knotenzahlen bis zu 6200/ dm2. Der Flor ist sehr flach geschoren, der Grund aus Baumwolle, in antiken Sennehteppichen auch aus Seide. Der typische Senneh-Teppich ist relativ fein geknüpft und hat durch den stark gezwirnten Florfaden und einfachen Baumwollschuss eine 'körnige' Rückseite. Manche Teppiche haben Kettfäden aus Seide, die, in verschiedenen Farben gefärbt, verschiedenfarbige Fransen ergeben, die im Handel oft als „Regenbogenfransen“ bezeichnet werden. Diese, wie auch die häufig wiederholten Boteh-Muster deuten auf einen möglichen Einfluß aus dem Indien der Moghulzeit hin. Das Feld erschient oft in der Grundfarbe Blau oder Blassrot. Das häufigste Muster ist das Herati-Muster auf kontrastierender Grundfarbe. Auch realistischer dargestellte florale Muster treten auf, scheinen aber eher für den Export geknüpft worden zu sein.[42]

Bidschar-Teppiche
Bidschar-Teppich

Die Stadt Bidschar liegt rund 80 km nordöstlich von Sanandadsch. Diese beiden Städte und ihre Umgebung waren schon im 18. Jh. als große Zentren der Teppichknüpferei bekannt. Die Teppiche aus der Bidschar-Region zeigen andere Muster als die Senneh-Teppiche. Man unterscheidet „städtische“ von „dörflichen“ Bidschar-Teppichen. Bidscharteppiche zeichnen sich durch ihren dichtgepackten Flor aus, der durch die spezielle Technik des Nasswebens und mithilfe eines speziellen Werkzeugs entsteht. Kette, Schuss und Florgarn werden während des Knüpfvorgangs durchgehend nass gehalten. Wenn der fertige Teppich trocknet, dehnt sich die Wolle aus, und das Gewebe wird sehr kompakt. Drüber hinaus wird das Gewebe während des Knüpfens durch kräftiges Hämmern auf eine nagelartiges Gerät verdichtet, das während des Knüpfens zwischen die Kettfäden geführt wird. Abwechselnd sind die Kettfäden tief geschichtet, das gewebe wird darüber hinaus nochmals verdichtet, indem Schussfäden unterschiedlicher Dicke verwendet werden. Üblicherweise ist einer von drei Schussfäden deutlich dicker als die anderen. Die Knoten sind symmetrisch, ihre Dichte beträgt 930–2100/ dm2, seltener sogar über 6200/ dm2.

Die Farben der Bidscharteppiche sind sehr erlesen, Hell- und dunkelblau und sattes bis blasses Krapprot. Die Muster sind traditionelle persische, überwiegend Herati, man sieht aber auch Mina Khani, Harshang, und einfachere Medaillonformen. Oft ist das Muster eher rectilinear. Ein Kennzeichen ist, dass den Ornamenten oft die sonst üblichen, begleitenden Konturen in Kontrastfarbe fehlt, besonders häufig bei den kleinteiligen Musterelementen. Bijarteppiche sind aber leichter an ihrer besonderen, steifen und schweren Webart zu erkennen, als anhand ihrer Musterung. Teppiche aus der Bidscharregion können nur schwer gefaltet werden, ohne daß die Grundlage beschädigt wird. Teppiche in voller üblicher Größe, die aber nur Beispiele möglicher Feld- und Bordürenmuster zeigen, werden im Handel oft als „Wagireh“ (Musterteppich) bezeichnet. Man sieht sie im Bidschargebiet häufig. Bidschar exportiert immer noch neue Teppiche, oft mit nicht ganz so ausgefeilten Heratimustern, und mit guten synthetischen Farben.[42]

Kurdische Dorfteppiche

Aus westlicher Perspektive liegt nicht viel Information zur Produktion speziell kurdischer Dorfteppiche vor. Wahrscheinlich verfügen wir deshalb nur über unzureichendes Wissen, weil kurdische Teppiche im Westen nie speziell gesammelt und publiziert worden sind. Meistens kann ein Teppich nur als „nordwestpersisch, vielleicht kurdisch“ identifiziert werden.[42]

Wie so häufig bei Dorf- und Nomadenteppichen, besteht die Grundlage von Dorfteppichen meist aus Wolle. Kurdische Schafwolle ist von besonders guter Qualität und nimmt Farben gut an. Ein Teppich mit den charakteristischen Eigenschaften "dörflicher Produktion" aus hochwertiger Wolle mit besonders sorgfältiger Färbung kann kurdischer Produktion zugeordnet werden. In den meisten Fällen bleibt diese Zuordnung aber spekulativ. Die meisten Teppichmuster und Ornamente sind so weit verbreitet, dass sie die Zuordnung zu einem bestimmten Stamm oder einer Region auch nicht erlauben. Es gibt eine Tendenz, im Zuge der so genannten „Musterwanderung“ Traditionen der umgebenden türkischen und persischen Regionen zu adaptieren. Wenn hierbei ungewöhnliche Abweichungen auftreten, kann eine kurdische Produktion aus der jeweiligen Umgebung angenommen werden. Im umgekehrten Fall haben aber auch nordwestpersische Städte wie Hamadan, Zenjan oder Sauj Bulagh in der Vergangenheit kurdische Designs übernommen. Die moderne, in den „Grand Persian Exhibitions“ gezeigte Produktion scheint hiervon aber wieder abgekommen zu sein.[42]

Kaschgai

Kaschgai-Teppich
Geknüpfte Vorderseite einer Kaschgai-Tasche

Die Frühgeschichte der Kaschgai liegt im Dunkeln. Sie sprechen einen Turksprachen-Dialekt ähnlich dem in Aserbaidschan gebräuchlichen, und sind wohl unter dem Druck des Mongolensturms während des 13. Jh. aus dem Norden in die Provinz Fars eingewandert. Karim Khan Zand ernannte den Anführer des Clans der Chahilu zum ersten Il-Khan der Kaschgai.[16] Die wichtigsten Unterstämme der Kaschgai sind die Qashguli, Shishbuluki, Darashuri, Farsimadan, und Amaleh. Die Gallanzan, Rahimi, and Ikdir knüpften auch Teppiche mittlerer Qualität. Die von den Unterstämmen der Safi Khani und Bulli hergestellten Teppiche galten als diejenigen von höchster Qualität.[34] Die Teppiche sind ganz aus Wolle, meist mit elfenbeinweißen Kettfäden, wodurch Kaschgai- von den im Muster nahe verwandten Khamseh-Teppichen unterschieden werden können. Kaschgai-Teppiche werden mit asymmetrischen Knoten geknüpft, während Kashgai-Gabbeh meist symmetrische Knoten aufweisen. Die Kettfäden sind alternierend tief gestaffelt. Die Schussfäden sind in der natürlichen Wollfarbe oder rot gefärbt. Die Ränder sind mit verschiedenfarbiger Wolle umwickelt, wodurch ein "Zuckerstangen"-Farbeffekt (engl.: "barber pole") entsteht. Beide Enden des Teppichs weisen kurze gestreifte Flachgewebe auf. Schon im 19. Jh. entstanden Werkstätten um die Stadt Firuzabad herum. In diesen Werkstätten wurden Teppiche mit wiederholten Boteh- oder Herati-Mustern und Gebetsteppiche, die den "millefleurs"-Teppichen zeitgenössischer Produktion ähneln, hergestellt. Das Heratimuster erscheint oft auseinandergezogen und fragmentiert. Die Kaschgai sind ebenfalls für ihre Flachgewebe bekannt sowie für die Herstellung kleinerer, geknüpfter Satteltaschen, größerer Taschen in Flachgewebetechnik (mafrash), und ihre Gabbeh-Teppiche.

Die Teppiche des Stamms der Schischbuluki (wörtl.: „Sechs Distrikte“) zeichnet sich durch kleine zentrale rautenförmige Medaillons aus, die konzentrisch aus der Mitte heraus angeordnet sind. Das Feld ist meistens rot, Details erscheinen in Gelb oder Elfenbein. Daraschuri-Teppiche sind denjenigen der Schischbuluki sehr ähnlich, aber gröber geknüpft.[53]

Nachdem der ursprüngliche Lebensstil der Nomaden während des 20. Jahrhunderts fast zum Erliegen gekommen ist, werden die meisten Kaschgai-Teppiche heute in den Dörfern auf aufrechten Webstühlen geknüpft und haben Baumwoll-Kett- und oft auch Schussfäden. Man verwendet weiterhin die traditionell mit den Kaschgai in Verbindung gebrachten Muster, aber es ist kaum noch möglich, einen Teppich einer speziellen Stammestradition zuzuordnen. Bei vielen Mustern, darunter dem traditionellen „Kaschgai-Medaillon“, von denen man früher angenommen hatte, dass sie echter nomadischer Tradition entstammen, ist heute nachgewiesen, dass sie eigentlich der Stadtmanufaktur entstammen. Sie wurden durch einen Stilisierungsprozess in die Knüpftradition der ländlichen Dörfer integriert.[26]

Die Wiederbelebung des Färbens mit Naturfarben hatte einen starken Einfluss auf die Teppichknüpferei der Kaschgai. Beginnend in der Stadt Schiras, wo der Färbemeister Abbas Sayahi lebte,[36] fanden besonders die Gabbeh-Teppiche großes Käuferinteresse. Diese waren ursprünglich für den Eigengebrauch grob aus ungefärbter Wolle geknüpft worden. Seit dem Wiederaufkommen der Naturfarben wurden sie in der ganzen Bandbreite der verfügbaren Farben geknüpft. In der modernen Produktion bleibt das Design von Gabbeh-Teppichen immer noch einfach, aber folgt modernen Vorstellungen.[42]

Khamseh-Konföderation

Die Khamseh-Konföderation (von arab. خمسة ḵamsa, fünf [Stämme]) wurde im 19. Jahrhundert von der persischen Regierung unter den Kadscharen gegründet, um die Macht der Kaschgai-Stämme zu schwächen. Fünf Stammesgruppen arabischer, persischer und türkischer Abstammung mit den arabischen Stämmen, den Basseri, Baharlu, Aynallu, und Nafar wurden zusammengefasst.[34] Es ist oft schwierig, einen Teppich aus Khamseh-Herstellung eindeutig zu identifizieren. Der Name „Khamseh“ wird oft als Handelsname oder aus Konvention verwendet. Kettfäden und Seitenbefestigungen aus dunkler Wolle werden meist den arabischen Khamseh-Stämmen zugeordnet. Die Kettfäden sind meist nicht geschichtet, das Farbschema eher dunkel. Ein stilisiertes Vogelmuster ("murgh"), angeordnet um eine Abfolge von kleinen rautenförmigen Medaillons, wird oft den Khamseh zugeordnet. Basseri-Teppiche sind asymmetrisch geknotet, von hellerer Farbe, mit mehr freien Flächen und kleineren Ornamenten und Figuren.[42] Aus der eher landwirtschaftlich geprägten Region des Darab, in der die Baharlu leben, sind kaum Teppiche bekannt.

Luri

Die Luren leben überwiegend im westlichen und südwestlichen Iran. Sie sind indo-europäischer Herkunft. Ihre Sprache ist dem Dialekt der Bachtiari und der südlichen Kurden eng verwandt. Ihre Teppiche kommen in Shiraz zum Markt. Sie haben meist eine Grundlage aus dunkler Wolle, mit je zwei Schussfäden nach jeder Knotenreihe. Symmetrische und asymmetrische Knoten werden verwendet. Oft ist das Muster in kleinen Abteilungen sich wiederholender Sterne gegliedert. Rautenförmige Medaillons mit ankerartigen Haken an beiden Spitzen kommen ebenfalls vor.[34]

Afshari

Die Afschari, ein Turkstamm lebten im äußersten Osten des Iran im Grenzgebiet zu Afghanistan und insbesondere heute - aufgrund zwangsweiser Umsiedlung - im südpersischen Raum zwischen Schiras und Kerman. Sie stellten hauptsächlich Teppich im Läuferformat und Taschen unterschiedlicher Größe mit rectilinearen oder curvilinearen Designs her, sowohl mit Zentralmedaillons als auch über das ganze Feld laufenden "allover"-Mustern. Die häufigsten Farbem sind Hell- und Blassrot. Die Enden der Teppiche in Flachgewebe haben oft viele schmale farbige Streifen.[45]

Belutschen

Die Belutschen leben im östlichen Iran. Sie knüpfen hauptsächlich kleinformatige Teppiche und verschiedene Taschen in dunkelroten und dunkelblauen Farbtönen, oft mit dunkelbraun und weiß kombiniert. Auch Kamelwolle wird verwendet.[45]

Traditionelle Zentren der Teppichproduktion im persischen Raum

Antiker Sennehteppich, Wolle auf Baumwolle, Mitte 19. Jahrhundert
Kompositionselemente eines Teppichs

Die größeren klassischen Zentren der persischen Teppichproduktion sind Täbris (1500–1550), Kaschan (auch Keschan) (1525–1650), Herat (1525–1650), Kerman (1600–1650) und Isfahan.

Viele Teppichmuster fanden Vorlagen in der Kalligraphie, der Buchkunst des Korans und der Persischen Miniaturmalerei.

Die Mehrheit der Teppiche aus Täbris besitzen in ihrer Mitte ein Ornament und geviertelte Eckornamente, die wirken, als bedeckten sie ein Feld von ineinander verankten Weinreben. Manchmal werden auch reitende Jäger, einzelne Tiere oder Tierkämpfe dargestellt. Das vielleicht bekannteste Werk aus Kaschan sind die Ardabil-Teppiche, die sich heutzutage in den Sammlungen des Victoria and Albert Museums[54] in London und des Los Angeles County Museum of Art[55] befinden. Im Raum Täbriz befindet sich Heriz, dessen Teppiche gröber sind, und statt abgerundeter floraler Motive geometrische Motive (nur horizontale, diagonale und vertikale Motivzeichnung) besitzen. Struktur: türkischer Knoten, geschichtet.

Teppiche aus dem Raum Hamadan haben meist geometrisch florale Motive, sind nur mittelfein geknüpft und entsprechend billiger.

Im Kurdengebiet liegen die Knüpfzentren Senneh und Bidschar. Antike Bidscharteppiche waren dick (geschichtet, sehr dicker Wollschuss), hart und fast unverwüstlich. Der typische antike Senneh ist relativ fein geknüpft und hat durch den stark gezwirnten Florfaden und einfachen Baumwollschuss eine 'körnige' Rückseite. Kaschan (auch Keschan) ist bekannt für die Produktion von Seidenteppichen. Berühmt sind die drei Meisterwerke, die sogenannten Jagdteppiche, die in den Sammlungen des Museum für angewandte Kunst (Wien), dem Museum of Fine Arts, Boston und dem Stockholmer Museum enthalten sind. Die Kaschanteppiche sind wegen der verwendeten Seide äußerst empfindlich, und der Preis dieser Werke entsprechend hoch.

Teppiche aus Herat oder ähnlich gestaltete aus Lahore oder Agra sind in westlichen Kollektionen am häufigsten vertreten. Ein rotes Feld mit Weinranken und Anthemionen (Palmette und Lotosblüten), die dunkelblau oder dunkelgrün umrahmt sind, charakterisiert diese Art von Teppichen.

Die sieben Klassen der Teppiche aus Kerman (nach Mary H. Beattie, 1976) haben eine einzigartige Struktur. Sie zeigen typischerweise Gartenmotive. Die persischen Gärten gehören zu dem Fundament persischer Kultur. Ein berühmtes Beispiel ist im Victoria and Albert Museum zu sehen. Das bis dahin teuerste islamische Kunstwerk war im Jahre 2010 ein vier Meter hoher Teppich aus Kerman aus dem 17. Jahrhundert. Dieser wurde bei Christie’s in London für 5, 5 Millionen Pfund versteigert.

Ausländische Unternehmen in Persien

Die Weltausstellungen in Wien (1873) und Paris (1878) hatten eine ansehnliche Nachfrage nach „Türkischen Teppichen“ geweckt. Diesen Namen hatten sie damals, weil der Export über Istanbul erfolgte. Das Unternehmen Ziegler bediente erfolgreich den Markt und exportierte Teppiche von Persien nach Europa, sowie in die Anrainerländer, z.B. in das damals unter britischer Herrschaft stehende Indien. Um über größere Mengen verfügen zu können, musste man auf den europäischen Geschmack ausgerichtete Teppiche in Persien produzieren lassen, und zwar regelmäßig und in ausreichenden Stückzahlen. Doch dazu fehlte es noch an leistungsstarken Knüpfereien.

Um 1875 begannen Kaufleute aus Täbriz, für ihre europäische Kundschaft Teppichmanufakturen in Soltanabad (heute Arak) aufzubauen. Anfangs kooperierte Ziegler mit den damals bereits vor Ort tätigen Sudetendeutschen Ginzkey und Reichert, die allerdings 1883 das Unternehmen verließen und von Ziegler abgefunden wurden. 1883 richteten Ziegler and Company eine Weberei in Mahal ein. 1885 folgten das deutsche Unternehmen Persische Teppich-Gesellschaft (Petag)[56] in Täbris und das holländisch-britische Unternehmen P. Hotz & Sons.

Musterknüpferei der Pers. Teppich-Ges. in Täbriz

Auch die Oriental Carpet Manufacturers (OCM) of London (später Eastern Kayam) dehnte ihre Geschäfte ab 1908 von der Türkei nach Persien aus. Von 1908 bis 1924 war A. C. Edwards Geschäftsführer der Oriental Carpet Manufacturers in Hamadan.[57] Er schrieb später eines der klassischen Werke über den persischen Teppich.[16] Weitere Unternehmen wurden 1890 in Kaschan, 1885 in Kerman und 1880 in Sarough gegründet. Auch etliche Armenier waren mittlerweile in der Teppichproduktion engagiert, wie beispielsweise Tauschandjian mit seinem persischen Vertreter Tyriakian, sowie Edward Benlian[58]. Schon weit vor dem Ersten Weltkrieg standen allein 3000 Knüpfstühle im Raum Soltanabad. Keines der mitziehenden Unternehmen erreichte allerdings jemals die Umsatzgröße von Ziegler & Co. Ltd. Ungefähr von 1890 bis 1930 wurde Merinowolle aus Manchester (dem Hauptsitz von Ziegler) importiert und verarbeitet, da diese besonders weich und fein war.

Auch Nāser al-Dīn Schah machte den persischen Teppich im Ausland bekannt. Bei seinem Besuch in England 1876 schenkte er Königin Victoria 14 persische Teppiche aus Kurdistan und Chorasan. Diese Teppiche gingen an das South Kensington Museum – heute das Victoria and Albert Museum – und begründeten dort das Interesse an weiteren Stücken Ardabil-Teppichen. 1891 sandte der Schah Teppiche in die Wiener Ausstellung, wo sie ebenfalls großes Interesse fanden. 1904, acht Jahre nach dem Tod von Schah Naser al-Din Schah, verbot die persische Regierung den Import von synthetischen Anilin-Farben. 1914 hatten sowohl Ziegler als auch OCM jeweils ca. 200.000 £ in die persische Teppich-Industrie investiert. Als dann durch den Ersten Weltkrieg der europäische Markt zusammenbrach, verloren auch die auf relativ hohe Kapazitäten ausgerichteten Knüpfereien ihre Absatzmärkte. Als Rettung erwies sich das wachsende Interesse der Käufer in den USA. Die Armenier verfügten zudem über gut funktionierende geschäftlich-verwandtschaftliche Beziehungen in den USA, woraus sich während des Ersten Weltkriegs ein Absatzerfolg des „Amerikanischen Saroughs“[59] entwickelte.

Das gute Geschäft endete mit der Weltwirtschaftskrise 1929. Die großen englischen und deutschen Teppichmanufakturen konnten ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Reza Schah griff ein und verstaatlichte 1935 die großen Teppichhersteller, indem er die persische Iran Carpet Company gründete. Den ausländischen Unternehmen blieb jedoch der Vertrieb erhalten.

Klassifizierung von Perserteppichen

Teppichhändler klassifizieren Perserteppiche nach verschiedenen Gesichtspunkten (z. B.: Design, Webetechnik etc.). Diese Kategorien sind nach Städten und Gebieten, die mit dem jeweiligen Design assoziiert werden, benannt:

Klassifizierung von Perserteppichen
Maku Marand Täbris Ahar Heris Meschkin Schahr Ardabil Saraband Sarab
Mahabad Afschar Sandschar Bidschar Sanandadsch Saraband Kermanschah Haris Qazvin
Hamadan Malayer Sarugh Farahan Ghom Teheran Borudscherd Arak Moschk Abad
Mahalat Joschghan Kaschan Semnan Schahr-e Kord Isfahan Ardestan Nā'in Schahr Resa
Mamasani Abadeh Yazd Schiras Rafsandschan Kerman Mahan Ravar Gorgan
Gonbad Ghabus Nischapur Torghabeh Maschhad Kaschmar Gonabad Ferdos Qaen Dorochsch
Birdschand Mud Zabol Herat Lahore Agra

Trivia

  • Fliegender Teppich

Ein fliegender Teppich ist ein Teppich, der auf ihm sitzende Personen auf der Stelle oder schnell an ihr Ziel befördert. Der fliegende Teppich von Tangu, auch Prinz Hosseins Teppich genannt, war ein scheinbar wertloser Teppich aus Tangu in Persien, der magische Kräfte besaß. Er kommt in der Erzählung über Aladin und in den Geschichten von 1001 Nacht vor. Es gibt noch weitere alte Mythen rund um den Teppich. Noch immer haben fliegende Teppiche ihren Platz in moderner Literatur oder im Film.

  • Teuerste Teppiche der Welt

Im April 2010 wurde vom Londoner Auktionshaus Christie’s ein persischer Vasenteppich aus dem 17. Jahrhundert nach einem Bieterwettstreit für umgerechnet 7,2 Millionen Euro an einen arabischen Interessenten versteigert. Das Augsburger Auktionshaus Georg Rehm hatte denselben Teppich zuvor mit nur 900 Euro katalogisiert. Der Vasenteppich war einst im Besitz der Comtesse Martine Marie-Pol de Béhague (1870–1939), einer bedeutenden französischen Kunstmäzenin.

Im Juni 2013 wurde ein persischer Teppich in Vasenstil-Technik für $33.8 Millionen verkauft.[60]

Literatur

  • May H. Beattie, Carpets of Central Persia - With special Reference to Rugs of Kirman, World of Islam Festival Publishing Company Ltd., Sheffield 1976 ISBN 0-905035-17-8
  • L. Dadgar, ed.: The Indigenous Elegance of [the] Persian Carpet, Carpet Museum of Iran, Tehran 2001
  • A. C. Edwards. The Persian Carpet. Duckworth, London, 1953, ISBN 0-7156-0256-X
  • Jenny Housego: Tribal Rugs - An Introduction to the Weaving of the Tribes of Iran, Scorpion Publications, London 1978 ISBN 0-905906-05-5
  • J. G. Lettenmair. Das Grosse Orientteppichbuch. Welsermühl Verlag, Welsermühl, München 1962
  • Shenâcht-e Shâhkâr-ha-ye Farsch-e Irân (Meisterwerke der Perserteppiche). Tehran, Iran 1972 (1351)
  • I. C. Neff und C. F. Maggs. Dictionary of Oriental Rugs with a monography on identification by weave. AD. Donker Publisher, London, 1977. ISBN 0-949937-35-5
  • J. Opie. Tribal Rugs of Southern Persia. James Opie Oriental Rugs, Inc., Portland, Oregon, 1981,(Library of Congress Catalog Number 81-90582).
  • A. Pope und P. Ackermann: A Survey of Persian Art from Prehistoric Times to the Present. Oxford University Press, London 1938. Neuedition 2005, ISBN 978-1568591155
  • Carol Bier, Kuratorin der Orient Sammlungen am Textile Museum in Washington, D.C., veröffentlichte einen Beitrag über ausländische Unternehmen in Persien in der Ausgabe May/June 1989 Seite 8-15 der Zeitschrift Saudi Aramco World, Houston/Texas. Text Englisch

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. UNESCO Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Abgerufen am 9. August 2015.
  2. UNESCO Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Abgerufen am 9. August 2015.
  3. S.J. Rudenko, M.W. (transl.) Thompson: Frozen Tombs of Siberia. Littlehampton Book Services Ltd, 1970, ISBN 978-0-460-07715-6.
  4. Museum Eremitage in Sankt Petersburg
  5. J. Kröger: Ctesiphon in: Encyclopaedia Iranica, Bd. VI S. 446-448
  6. https://el.wikisource.org/wiki/%CE%9A%CF%8D%CF%81%CE%BF%CF%85_%CE%91%CE%BD%CE%AC%CE%B2%CE%B1%CF%83%CE%B9%CF%82/%CE%96
  7. International Congress of Byzantine Studies Proceedings of the 21st International Congress of Byzantine Studies, London, 21–26 August 2006, Volumes 1–3 pp 29. Ashgate Pub Co, 30 sep. 2006 ISBN 075465740X
  8. MD Ekthiar, PP Soucek, SR Canby, NN Haidar: Masterpieces from the Department of Islamic Art in the Metropolitan Museum of Art. 2nd Auflage. Yale University Press, New York 2012, ISBN 978-1-58839-434-7, S. 20–24.
  9. Werner Brüggemann: Der Orientteppich. 1st Auflage. Dr Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden, Germany 2007, ISBN 978-3-89500-563-3, S. 87–176.
  10. Eric Broug: Islamic geometric design. 1. publ. Auflage. Thames & Hudson Ltd., London 2013, ISBN 978-0-500-51695-9.
  11. N. N. (kein Autor): Splendeur des Sassanides: L'empire Perse entre Rome et la Chine (224-642) = Glanz der Sasaniden: Das Perserreich zwischen Rom und China (224-642). Credit Communal, Brussels 1993.
  12. a b Wilhelm von Bode, Ernst Kühnel: Vorderasiatische Knüpfteppiche / Antique Rugs from the Near East, tra. C. G. Ellis, 1970. 5th Auflage. Klinkhardt and Biermann, München 1985, ISBN 3-7814-0247-9, S. 78. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Antique Rugs from the Near East“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  13. Friedrich Spuhler: Carpets from Islamic Lands. 1st Auflage. Thames & Hudson, London 2012, ISBN 978-0-500-97043-0, S. 14–19.
  14. Kuwait Dar al-Athar al-Islamyya rugs and textiles collection. In: http://darmuseum.org.kw/. Abgerufen am 25. Juli 2015.
  15. Friedrich Spuhler: Pre-Islamic carpets and textiles from eastern lands. 1st Auflage. Thames & Hudson Ltd., Farnborough 2013, ISBN 978-0-500-97054-6.
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r A. Cecil Edwards: The Persian Carpet. 1. Auflage. Gerald Duckworth % Co., Ltd, London 1953.
  17. Kurt Erdmann: Kairener Teppiche Teil I. Europäische und Islamische Quellen vom 15.-18. Jahrhundert. In: Ars Islamica. 5. Jahrgang, Nr. 2. Freer Gallery of Art, The Smithsonian Institution and Department of the History of Art, University of Michigan, 1938 (jstor.org [abgerufen am 19. Juli 2015]).
  18. F.R. Martin: A History of Oriental Carpets before 1800. 1. Auflage. Printed for the author in the I. and R. State and Court Print, Vienna 1908.
  19. Rudolf Meyer Riefstahl: Primitive Rugs of the "Konya" type in the Mosque of Beyshehir. In: The Art Bulletin. 13. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 1931, S. 177–220.
  20. C.J. Lamm: Carpet fragments: The Marby rug and some fragments of carpets found in Egypt (Nationalmuseums skriftserie). 1937 reprint Auflage. Swedish National Museum, 1985, ISBN 978-91-7100-291-4.
  21. a b c d Kurt Erdmann: Siebenhundert Jahre Orientteppich. 1st Auflage. Bussesche Verlagshandlung, Herford 166, S. 149. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Erdmann, Seven Hundred Years of Oriental Carpets, 1970“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  22. Worldcat. Abgerufen am 8. August 2015.
  23. Ruy Gonzáles de Clavijo: Embassy to Tamerlane, 1403-1406. Hardinge Simpole, Kilkerran 2009, ISBN 978-1-84382-198-4.
  24. Roger Savory: Iran under the Safavids. 1. publ. Auflage. Cambridge Univ. Press, Cambridge [u.a.] 2007, ISBN 978-0-521-04251-2.
  25. Amy Briggs: Timurid Carpets; I. Geometric carpets. In: Ars Islamica. 7. Jahrgang, 1940, S. 20–54.
  26. a b c d e f P.R.J. Ford: Oriental Carpet Design. 1st Auflage. Thames & Hudson Ltd., London 1981, ISBN 978-0-500-27664-8, S. 170. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Ford, Oriental Carpet Design“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  27. Kurt Erdmann: Der Orientalische Knüpfteppich. 3rd Auflage. Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen 1965, S. 30–32.
  28. May H. Beattie: Carpets of Central Persia : with special references to rugs of Kirman. World of Islam Festival Pub. Co., [S.l.] 1976, ISBN 0-905035-17-8, S. 19–28.
  29. a b R.W. Ferrier: The arts of Persia. Yale Univ. Press, New Haven 1989, ISBN 0-300-03987-5, S. 124–125.
  30. Michael Axworthy: The sword of Persia : Nader Shah, from tribal warrior to conquering tyrant. 1st Auflage. I. B. Tauris, London 2008, ISBN 978-1-84511-982-9, S. 17–56.
  31. Michael Craig Hillmann: A cultural-aesthetic analysis of a modern Persian carpet. In: Oriental Rug Review. 9. Jahrgang, Nr. 6, 1989, S. 29–31.
  32. en:White Revolution bietet mehr und besser belegte Information als Weiße Revolution
  33. a b James Opie: Tribal rugs - Nomadic and Village Weavings from the Near East and Central Asia. 1st Auflage. Laurence King Publishing, 1992, ISBN 1-85669-025-3.
  34. a b c d e James Opie: Tribal Rugs of Southern Persia. 1st Auflage. James Opie Oriental Rugs Inc., Portland, Oregon 1981.
  35. Murray L. III Eilland: Persian design: A step forward. In: The Decorative Rug. 7. Jahrgang, Nr. 9, 1994.
  36. a b c d James Opie: Vegetal Dyes: Iran restores an ancient tradition. In: Oriental Rug Review. III. Jahrgang, Nr. 10, 1992. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Opie, Vegetal dyes, Iran“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  37. Miri Iranian Knots Firmenseite. Abgerufen am 14. Juni 2015.
  38. "Schirazi", Farsi: "ein Einwohner von Schiras"
  39. Kadolph, Sara J., ed.: Textiles, 10. Auflage, Pearson/Prentice-Hall, 2007, ISBN 0-13-118769-4, S. 197
  40. Harald Boehmer: The Revival of Natural Dyeing in Two Traditional Weaving Areas of Anatolia. In: Oriental Rug Review. III. Jahrgang, Nr. 9, 1983.
  41. Serife Atlihan: Traditional Weaving in One Village of Settled Nomads in Northwest Anatolia. In: Oriental Carpet and Textile Studies. IV. Jahrgang, 1993.
  42. a b c d e f g h i j Murray L. Jr. Eilland, Murray III Eilland: Oriental Rugs - A Complete Guide. revised Auflage. Callmann & King Ltd., London 1998, S. 54. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Eilland & Eilland Complete Guide 1998“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  43. E. Gans-Ruedin: Splendeur du Tapis Persian. 1st Auflage. Office du Livre, Editions Vilo, Fribourg-Paris 1978, ISBN 978-2-8264-0110-0.
  44. Emmett Eilland: Oriental Rugs Today. 2. Auflage. Berkeley Hills Books, Albany, CA, 2003, ISBN 1-893163-46-6, S. 50–59.
  45. a b c d George O'Bannon: Oriental rugs : the collector's guide to selecting, identifying, and enjoying new and vintage oriental rugs. 1st Auflage. Courage Press, Pennsylvania, Pa. 1995, ISBN 978-1-56138-528-7.
  46. Knotendichte eines Seidenteppichs aus Kashan, Christie's Sale 10357, Lot 24. In: www.christies.com. Abgerufen am 16. September 2015.
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  60. BBCNews.com