New Horizons

New Horizons ist eine Raumsonde der NASA im Rahmen des New Frontiers-Programmes, die den Planeten Pluto, seinen Mond Charon sowie nach Möglichkeit zwei weitere, 2005 entdeckte kleinere Monde erforschen soll. New Horizons ist die erste Raumsonde überhaupt, die Pluto aus der Nähe untersuchen soll. Die Sonde wurde am 19. Januar 2006 um 19:00 Uhr UTC an Bord einer Atlas V(551) Trägerrakete gestartet. Nach einem Swing-by-Manöver am 28. Februar 2007 vorbei an Jupiter und dem Vorbeiflug an Pluto und Charon am 14. Juli 2015 soll sie weiter in den Kuipergürtel fliegen und dort mindestens ein Objekt passieren.
Das Projekt wird vom Applied Physics Laboratory der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland, USA geleitet. Die Kosten, einschließlich der Entwicklung und des Baus der Raumsonde sowie ihrer Instrumente, der Trägerrakete und der Missionsdurchführung bis zum Jahr 2016 betragen etwa 700 Millionen Dollar.
Missionsziele

Pluto ist der einzige Planet des Sonnensystems, der bisher von keiner Raumsonde besucht wurde. Da er sehr weit von der Sonne entfernt ist, können selbst die stärksten Teleskope kaum Details auf seiner Oberfläche ausmachen. So erreicht die Auflösung der besten mit dem Hubble-Weltraumteleskop gewonnenen Aufnahmen nur 500 km pro Pixel. Somit können Pluto und seine Monde nur durch Raumsonden umfassend studiert werden. Aufbauend darauf, was die Wissenschafter über Pluto und Charon in Erfahrung bringen wollen, unterteilte die NASA die Missionsziele einer Sonde in drei Prioritätskategorien (da die Ende 2005 entdeckten Monde 2005P1 und 2005P2 zu dem Zeitpunkt unbekannt waren, sind sie hier nicht berücksichtigt):
- Erforderlich
- Beschreibung des globalen geologischen Aufbaus und der Geomorphologie von Pluto und Charon
- Kartierung der Zusammensetzung der Oberflächen von Pluto und Charon
- Beschreibung der neutralen (nicht ionisierten) Atmosphäre von Pluto und ihrer Fluchtrate
- Wichtig
- Beschreibung der zeitabhängigen Veränderlichkeit der Oberfäche und der Atmosphäre von Pluto
- Stereo-Aufnahmen von Pluto und Charon
- Kartierung der Tag-Nacht-Grenzen (Terminator) von Pluto und Charon in hoher Auflösung
- Kartierung ausgewählter Oberflächengebiete von Pluto und Charon in hoher Auflösung
- Beschreibung der Ionosphäre Plutos und ihrer Wechselwirkung mit dem Sonnenwind
- Suche nach bestimmten chemischen Verbindungen wie Wasserstoff, Cyanwasserstoff, Kohlenwasserstoffen und Nitrilen in der oberen Atmosphäre Plutos
- Suche nach einer Atmosphäre bei Charon
- Bestimmung der bolometrischen Helligkeiten der geometrischen Albedos von Pluto und Charon
- Kartierung der Oberflächentemperaturen von Pluto und Charon
- Wünschenswert
- Beschreibung der Umgebung der energiereichen Teilchen in der Nähe von Pluto und Charon
- Verfeinerung der Parameter (Radien, Massen, Dichten) und der Umlaufbahnen von Pluto und Charon
- Suche nach Magnetfeldern bei Pluto und Charon
- Suche nach Planetenringen und weiteren Monden
Die NASA definiert die Mission von New Horizons erfolgreich, wenn alle als erforderlich eingestuften Ziele erreicht werden. Mit Hilfe ihrer sieben Instrumente soll die Sonde sämtliche Ziele aller Prioritätskategorien erreichen und damit diese Anforderungen bei weitem übertreffen können.
Außerdem wird New Horizons bei ihrem Vorbeiflug an Jupiter im Februar und März 2007 Daten sammeln. Die Raumsonde soll Wolkenbewegungen auf Jupiter beobachten, die Magnetosphäre des Planeten studieren sowie nach Polarlichtern und Blitzen in Jupiters Atmosphäre Ausschau halten. Über die vier großen Galileischen Monde können allerdings nur wenige wissenschaftlichen Daten gewonnen werden, da die Sonde diese in einer großen Entfernung passieren wird.
Sollte die Finanzierung des wissenschaftlichen Betriebes der Raumsonde über die 2016 endende Primärmission hinaus gesichert sein, können auch ein oder mehrere Objekte im Kuipergürtel angeflogen und untersucht werden.
Technik


Die etwa Piano-große New Horizons Raumsonde hat die Form eines Dreiecks mit einem zylinderförmigen Radioisotopengenerator (RTG), der an einer Spitze des Dreiecks angebracht ist. Außerdem verfügt die Sonde über eine 2,1 m Parabolantenne zur Kommunikation mit der Erde, die an einer Seite des Dreiecks befestigt ist. Die Abmessungen des Sondenkörpers ohne den RTG und der Antenne sind: 0,7 m hoch, 2,1 m lang und 2,7 m an der breitesten Stelle. Die Gesamthöhe der Sonde von dem Nutzlastadapter bis zum oberen Ende der Antenne beträgt 2,2 m. Die Gesamtmasse inklusive 77 kg Treibstoff und 30 kg wissenschaftliche Nutzlast beträgt 478 kg. Bei einem Flug ohne einen Swing-By am Jupiter würde die Startmasse der Sonde bei etwa 20 kg weniger liegen. Die Differenz betrifft jedoch nur die Menge des mitgeführten Treibstoffs und ergibt sich aus der Tatsache, dass die Trägerrakete bei einem direkten Start zum Pluto höhere Endgeschwindigkeit erreichen muss und so weniger Nutzlast befördern kann. Die ursprünglichen Planungen sahen eine Startmasse der vollbetankten Sonde von 465 kg vor, nach der Prüfung der Leistung der neuen Atlas-V-Trägerrakete durch vorangegangene Starts konnte die Startmasse leicht angehoben werden.
Die tragende Struktur der Sonde besteht aus einem zentralen Aluminium-Zylinder, der den aus Titan gefertigten Treibstofftank beherbergt und als ein Nutzlastadapter zwischen der Sonde und der Trägerrakete sowie als eine Schnittstelle zwischen der Sonde und dem RTG dient. Das RTG ist mit Hilfe eines 4-seitigen Titan-Sockels an der Raumsonde befestigt. Um die Masse der Sonde gering zu halten, sind die Panele des Sondenkörpers aus Aluminium in Honigwabenbauweise mit sehr dünnen (so dick wie zwei Lagen Papier) Frontalplatten gefertigt.
New Horizons kann sowohl 3-Achsen-stabilisiert als auch spinstabilisiert betrieben werden. Um eine Spinstabilisierung während des Flugs zu ermöglichen, wurde die Sonde vor dem Start mit zusätzlich angebrachten Gewichten ausbalanciert.
Energieversorgung

Die Energieversorgung der Sonde erfolgt durch einen mit etwa 10,9 kg Plutonium 238 gefüllten Radioisotopengenerator. Die Kapseln mit Plutonium werden vom Los Alamos National Laboratory des Departments of Energy (DOE) hergestellt und an NASA geliefert. Jedoch wurden Mitte 2004 alle Arbeiten des Los Alamos National Laboratory, u.a. auch an dem Plutonium für New Horizons, gestoppt, da festgestellt wurde, dass angeblich einige Festplatten mit geheimen Informationen verschwunden sind. Dadurch wurde das gesamte New Horizons Projekt in Gefahr gebracht, da bei einer unzureichenden Energieversorgung die Sonde keine oder nur eingeschränkte Beobachtungen durchführen könnte. Die Sicherheitsprobleme des Los Alamos National Laboratory konnten jedoch nach einiger Zeit gelöst werden und die Arbeiten an den Plutoniumkapseln wurden wieder aufgenommen. Ende 2005 wurde der RTG geliefert und in die Sonde eingebaut, allerdings ist nicht bekannt, wieviele Kapseln tatsächlich zur Verfügung stehen. Ursprünglich war geplant, dass die Leistung des Generators mit voller Plutonium-Ladung beim Start 285 W und 225 W beim Pluto-Vorbeiflug im Jahr 2015 betragen wird (Senkung der Leistung aufgrund von Zerfall des Plutoniums). Nach den Problemen mit der Herstellung sprach DOE von etwa 190 W Leistung beim Vorbeiflug am Pluto. Dies wäre für einen normalen Betrieb der Sonde am Pluto ausreichend (mindestens 182 W sind nötig) und könnte die Sonde sogar bis etwa ins Jahr 2025 am Leben erhalten. Nachdem im Oktober 2005 der nun fertiggebaute RTG Tests unterzogen wurde, stellte sich heraus, dass der Generator sogar etwas mehr Energie liefert als erwartet. Man geht nun von etwa 240 W am Anfang der Mission und 200 W beim Pluto-Vorbeiflug aus.
Elektronik
New Horizons besitzt zwei Computersysteme: das Command and Data Handling System zur Steuerung der Sonde sowie zur Arbeit mit wissenschaftlichen Daten und das Guidance and Control System zur Lagekontrolle. Jedes der Computersysteme ist aus Gründen der Redundanz doppelt vorhanden, sodass die Raumsonde damit über vier separate Rechnersysteme verfügt. Die Bordrechner verwenden jeweils einen Mongoose-V Prozessor. Dies ist eine 12 MHz schnelle, gegen Strahlung gehärtete Version des MIPS R3000 Prozessors.
Das Command and Data Handling System verfügt über zwei Flash-Recorder (eines dient als Reserve) mit jeweils 8 GByte (64 Gbit) Speicherkapazität, um die während des Betriebs der Instrumente gewonnenen wissenschaftlichen Daten zwischenzuspeichern, bevor sie zur Erde übertragen werden können.
Um Platz und Gewicht zu sparen, ist die Elektronik der Raumsonde und die Schnittstellen zur Elektronik ihrer Instrumente in einem "Integrated Electronics Module" (IEM) untergebracht. An Bord befinden sich zwei redundante IEM's.
Kommunikation

Das Kommunikationssystem der Raumsonde arbeitet im X-Band und verfügt über eine 2,1 m Hochgewinnantenne (High-Gain-Antenna – HGA) mit einem Öffnungswinkel von 0,3 Grad, eine 30 cm Mittelgewinnantenne (Medium-Gain-Antenna – MGA) mit einem Öffnungswinkel von 14 Grad und zwei Niedriggewinnantennen (Low-Gain-Antenna – LGA), die sich auf entgegengesetzten Seiten der Raumsonde befinden. Alle Antennen sind fest am Sondenkörper angebracht, so dass die komplette Sonde auf die Erde ausgerichtet werden muss, damit eine Kommunikation erfolgen kann. Die Sonde verfügt über zwei redundante 12 Watt Wanderfeldröhrenverstärker, die unter der HGA montiert sind.
Die Hochgewinnantenne und die Mittelgewinnantenne werden zur Datenübertragung genutzt, die Datenübertragungsrate der HGA zu einer 70 m Antenne des Deep Space Networks beträgt dabei beim Pluto etwa 700 Bit pro Sekunde (am Jupiter noch 38 Kbit pro Sekunde). Für den Fall, dass die Sonde nicht auf die Erde ausgerichtet werden kann und diese Antennen nicht zur Verfügung stehen, können die zwei Niedriggewinnantennen der Sonde verwendet werden. Diese brauchen nicht auf das Ziel ausgerichtet zu werden, erreichen dafür aber auch nur sehr niedrige Datenraten. Da die Sonde über zwei dieser Antennen verfügt (jeweils eine deckt einen vollen Halbkreis ab), kann sie aus einer beliebigen Lage Signale sowohl senden als auch empfangen. Die Antennen werden während des Starts und zur Kommunikation in der Nähe der Erde verwendet, dienen aber auch einer Absicherung der Kommunikation in einem Notfall.
Antriebssystem
Für Kurskorrekturen hat die Sonde Hydrazin an Bord, die damit erreichbare Geschwindigkeitsänderung nach dem Start beträgt ca. 400 m/s (minimal waren 290 m/s vorgesehen).
Navigationssystem
Zur Navigation werden Sternkameras verwendet.
Temperaturkontrolle
Instrumente
Die Sonde trägt sieben wissenschaftliche Instrumente, die im Folgenden beschrieben werden. Dabei werden einige Instrumente in Gruppen zusammengefasst: so enthält Pluto Exploration Remote Sensing Investigation (PERSI) die Instrumente Ralph und Alice und Particle Spectrometer Suite (PAM) die Instrumente SWAP und PEPSSI.

- Ralph
- Ralph soll sowohl hochauflösende farbige Karten der Oberflächen des Plutos und Charons erstellen, als auch die Zusammensetzung der Oberflächen beider Körper kartieren. Dazu verfügt das Instrument über ein 6-cm Teleskop, dessen eingesammeltes Licht zu zwei getrennten Kanälen geleitet wird: dem Multispectral Visible Imaging Camera (MVIC) und dem Linear Etalon Imaging Spectral Array (LEISA). Dabei arbeitet MVIC im sichbaren Lichtbereich und LEISA im infraroten Bereich bei 1,25-2,50 µm Wellenlänge. Die Auflösung des MVIC beträgt 20 µrad, des LEISA 62 µrad.
- Alice
- Ein Ultraviolett-Spektrometer zur Untersuchung der Atmosphäre von Pluto. Es ist eine weiterentwickelte Version des Alice-Instrumentes der europäischen Rosetta-Sonde, das ebenfalls von den USA bereitgestellt wurde.

- LORRI (Long Range Reconnaissance Imager)
- Eine hochauflösende CCD-Kamera für sichtbares Licht, die an einem 20,8-cm Teleskop montiert ist. Das Instrument verfügt über einen sehr einfachen Aufbau, es gibt keine Filter oder bewegliche Teile. Bei dem nahen Vorbeiflug am Pluto wird LORRI Strukturen bis 100 m Größe auflösen können.
- REX (Radio Experiment)
- Ein Radiowellenexperiment, das mit der Hauptantenne der Sonde durchgeführt wird. Dazu werden nach dem Passieren des Plutos mit Hilfe von Antennen des Deep Space Networks Signale zur Sonde gesendet, die durch den Transit durch Plutos Atmosphäre verändert werden und in diesem Zustand zu New Horizons gelangen. Die Signale werden gespeichert und später zurück zu Erde übertragen. Dadurch lässt sich die Zusammensetzung der Atmosphäre studieren.

- SWAP (Solar Wind Analyzer around Pluto)
- Ein Instrument mit dem geladene Teilchen des Sonnenwindes bis zu Energien von 6,5 KeV in der Nähe von Pluto gemessen werden. Dadurch lässt sich feststellen ob Pluto über eine Magnetosphäre verfügt, außerdem werden so Daten über die Atmosphäre gesammelt.
- PEPSSI (Pluto Energetic Particle Spectrometer Science Investigation)
- Ein Ionen- und Elektronenspektrometer, der nach neutralen Atomen, die Plutos Atmosphäre verlassen und vom Sonnenwind aufgeladen werden, suchen wird. Es werden Ionen mit Energien von 1-5000 KeV und Elektronen mit Energien von 20-700 KeV erfasst.

- SDC (Student-built Dust Counter)
- Ein Instrument zur Messung von Staubpartikeln entlang der gesamten Flugroute. SDC wurde primär von Studenten der University of Colorado gebaut.
Ablauf der Mission

Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre gab es Bestrebungen, eine solche Mission zu Pluto zu starten. Vorranging war dabei, Pluto zu erreichen, bevor seine dünne Atmosphäre ausfriert, denn die Umlaufbahn des Planeten ist stark exzentrisch und Pluto erreichte den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn (Perihel) bereits 1989. Gegenwärtig entfernt er sich von der Sonne, sodass es auf Pluto immer kälter wird; erst im Jahr 2247 wird er sein nächstes Perihel wieder einnehmen. Die ersten Konzepte einer Mission jedoch (Pluto Fast Fly-By, Pluto Kuiper Express) scheiterten an technischen und finanziellen Schwierigkeiten. Ende 2000 gab es mit New Horizons einen neuen Vorschlag einer Pluto-Mission. Schließlich wurde dieser am 29. November 2001 als erste Mission des neu geschaffenen New Frontiers-Programms zur Realisierung genehmigt.
Die Instrumente der Sonde wurden zwischen Juli 2004 und März 2005 ausgeliefert, Zusammenbau und Prüfung liefen von August 2004 bis Mai 2005. Vom Mai bis September 2005 wurde die fertiggebaute Sonde ausgiebig getestet, am 24. September 2005 erfolgte der Transport zum Kennedy Space Center am Cape Canaveral.
Ende Oktober beschädigte in Cape Canaveral der Hurrikan Wilma einen Festoffbooster der fast fertig montierten Atlas V Trägerrakete für New Horizons, als ein Tor der Montagehalle dem Winddruck nicht standhielt. Er konnte jedoch (durch Verhängung einer Urlaubssperre für die Montagemannschaft über Weihnachten und Neujahr) noch rechtzeitig vor dem geplanten Starttermin am 11. Januar 2006 ausgetauscht werden.
Am 16. Dezember 2005 ordnete die NASA eine zusätzliche Überprüfung der Tanks der ersten Stufe an, weil bei einem Druckbelastungstest einer anderen Atlas-Rakete diese Stufe der geforderten Maximalbelastung nicht standgehalten hatte. Dadurch verschob sich der zunächst für den 11. Januar angesetzte Starttermin um sechs Tage auf den 17. Januar 2006.
Start
Startdatum | Ankunftsdatum |
---|---|
Startfenster 2006 | |
11.-27. Januar | 14. Juli 2015 |
28. Januar | 15. August 2015 |
29.-31. Januar | 12. Juli 2016 |
1.-2. Februar | 11. Juli 2017 |
3.-8. Februar | 10. Juli 2018 |
9.-12. Februar | 7. Juni 2019 |
13.-14. Februar | 20. Juli 2020 |
Startfenster 2007 | |
2.-15. Februar | 2019-2020 |
Nachdem am 17. Januar 2006 der Start wegen zu starken Windes mehrmals verschoben werden musste, sollte New Horizons am 18. Januar 2006 starten, jedoch auch dieser Termin konnte wegen eines Stromausfalls in der Bodenstation der John Hopkins University nicht gehalten werden. Am 19. Januar startete, nach mehreren Verschiebungen wegen dichter Bewölkung, New Horizons um 20:00 Uhr MEZ bzw. 19:00 Uhr UTC bzw. 14:00 Uhr EST (Startfenster war von 19:07 bis 21:07 Uhr MEZ offen) zum Pluto. Nach 44 Minuten und 55 Sekunden wurde New Horizons von der Rakete in seiner endgültigen Flugbahn ausgesetzt. Der Start erfolgte mit einer Atlas V(551) Rakete. Obwohl die Atlas V 551 eine der derzeit stärksten Trägerraketen der Welt ist, musste die Rakete mit einer zusätzlichen Star-48B Stufe ausgestattet werden, um die Sonde auf eine hohe Fluchtgeschwindigkeit beschleunigen zu können. New Horizons verließ die Erde mit der höchsten je dabei erreichten Geschwindigkeit von 16,21 km/s. (An anderen Tagen des Startfensters wäre die Geschwindigkeit etwas anders gewesen. Besonders bei Starttagen ohne die Möglichkeit eines Jupiter-Vorbeifluges hätte die Geschwindigkeit noch deutlich höher sein müssen). New Horizons soll im Februar 2007 ein Swing-by Manöver am Planeten Jupiter durchführen und am 14. Juli 2015 Pluto passieren.
Das Startfenster öffnete sich am 11. Januar und bleibt (jetzt nur noch theoretisch) bis zum 14. Februar bestehen. Allerdings wäre nur bis einschließlich 2. Februar ein Vorbeiflug am Jupiter möglich gewesen, die letzten zwölf Tage erlauben nur einen direkten Flug zu Pluto, was die Flugzeit um einige Jahre verlängert und die Menge des mitführbaren Treibstoffes um 20 kg reduziert hätte. Die ersten Tage des Startfensters konnten jedoch nicht mehr ausgenutzt werden, da der Start auf den 17. Januar angesetzt wurde.
Wäre die Sonde 2006 nicht gestartet worden, hätte es es zwischen dem 2. Februar 2007 und 15. Februar 2007 ein weiteres Startfenster gegeben, das aber ebenfalls nur einen direkten Flug zu Pluto mit den entsprechenden negativen Konsequenzen erlaubt.
Am 28. Januar 2006 wurde die erste Kurskorrektur (TCM-1A) durchgeführt, wobei die Triebwerke für etwa 5 Minuten feuerten. Am 30. Januar 2006 folgte die zweite, 12 Minuten lange Kurskorrektur (TCM-1B). Die beiden Kurskorrekturen ergaben eine Geschwindigkeitsänderung von etwa 18 m/s. Eine weitere Kurskorrektur (TCM-2) war für den 15. Februar 2006 geplant, wurde jedoch abgesagt. Die nächste Kurskorrektur (TCM-3) soll am 9. März erfolgen.
Vorbeiflug am Jupiter
Da die Sonde in den ersten 23 Tagen des 2006-Fensters gestartet wurde, wird sie am 28. Februar 2007 ein Swing-by-Manöver am Jupiter durchführen und dabei das Jupiter-System und seine Magnetosphäre etwa vier Monate lang studieren. New Horizons wird drei mal näher als Cassini-Huygens am Jupiter vorbeifliegen, mit der größten Annäherung bei etwa 32 Jupiterradien. Auch ein naher Vorbeiflug an einem der Galileischen Monde des Jupiters ist möglich, allerdings hängen die exakten Daten des Jupiter-Vorbeiflugs vom Startdatum der Sonde ab. Beim Passieren des Jupiters wird die Sonde auf eine Flugbahn zum Pluto umgelenkt, wobei sie um etwa 2,5° aus der Ekliptik herausgeschleudert wird. Auf dem Weg zum Pluto ist auch ein Vorbeiflug an einem Zentaur-Objekt möglich, vorausgesetzt ein geeignetes Ziel wird gefunden und ist für die Sonde erreichbar.
Pluto und Kuipergürtel
Die genaue Ankunftszeit am Pluto war sehr vom Startdatum der Sonde abhängig. Nach dem geglückten Start der Sonde im Januar 2006 soll die Sonde Pluto am 14. Juli 2015 erreichen. Wäre die Sonde nur wenige Tage später gestartet, hätte sie ohne Swing-By am Jupiter auf einer direkten Route zu Pluto fliegen müssen und so erst zwischen 2018 und 2020 ihr Ziel erreicht; bei einem Start 2007 hätte der Vorbeiflug sogar erst zwischen 2019 und 2020 stattgefunden.
Die Beobachtungen des Pluto-Charon-Systems beginnen sechs bis vier Monate vor der größten Annäherung, zwölf Wochen vor dem Vorbeiflug wird das beste Auflösungsvermögen des Hubble-Teleskops übertroffen. Es sollen globale Karten von Pluto und Charon erstellt, Hochauflösungsfotos mit bis zu 25 m pro Pixel Auflösung gewonnen, Temperaturverteilung gemessen und die Atmosphäre des Pluto studiert werden. Es ist geplant, die Sonde in 9.600 km Entfernung an Pluto und in 27.000 km Entfernung an Charon vorbeifliegen zu lassen. Allerdings sind dies nur Zielparameter, die leicht während des Flugs geändert werden können. Zwei Wochen nach dem Vorbeiflug werden die Beobachtungen beendet und die Sonde beginnt die während des Vorbeifluges gesammelten Daten zur Erde zu übermitteln. Da die Übertragungsrate über diese Entfernung sehr gering ist, werden einige Monate vergehen, bevor alle Daten auf der Erde eingetroffen sind.
Nach dem Vorbeiflug am Pluto wird die Sonde ihre Reise aus dem Sonnensystem hinaus fortsetzen und dabei durch den Kuipergürtel fliegen, wo zwischen 2016 und 2020 Vorbeiflüge an einem oder zwei Kuipergürtel-Objekten mit einer Größe von durchschnittlich 40-90 km Durchmesser möglich sind. Die genauen Ziele dafür müssen jedoch erst gefunden werden und werden erst in der nächsten Dekade festgelegt. Der Ablauf der Beobachtungen bei diesen Objekten sollte der Beobachtung von Pluto ähneln, jedoch begrenzt durch die Abnahmen der Sonnenlichtstärke, der Energie, die der Sonde zur Verfügung steht und der Datenübertragungsrate. Schätzungen gehen davon aus, dass die Sonde bis etwa 2025 genug Energie zu Verfügung haben wird, um Beobachtungen dieser Objekte durchzuführen.
Weblinks
- New Horizons von Bernd Leitenberger (dt.)
- Offizielle Seite der Johns Hopkins University zur Sonde (engl.)
- Offizielle NASA-Seite zur Sonde (engl.)
- Umfangreiche Beschreibung von New Horizons, übernommen aus dem Launch Press Kit (engl.)
- Johns Hopkins Magazine - Mission: Pluto (engl.)
- Beschreibung der New Horizons Mission in der NDSSC Datenbank der NASA.
Siehe auch: Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen
Vorlage:Navigationsleiste Raumsonden zu aeusseren Planeten