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Hakenblatt

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Hakenblatt
Hakenblatt (juvenile Pflanze)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Nelkenähnliche (Caryophyllidae)
Vorlage:Ordo: Nelkenartige (Caryophyllales)
Vorlage:Familia: Hakenblattgewächse
(Dioncophyllaceae)
Vorlage:Genus: Hakenblätter (Triphyophyllum)
Wissenschaftlicher Name
Triphyophyllum peltatum
(Hutch. & Dalz.) Airy Shaw 1951

Das Hakenblatt (Triphyophyllum), auch Dreifaltigblatt genannt, ist eine monotypische Gattung aus der Familie der Hakenblattgewächse (Dioncophyllaceae), ihre einzige Art ist das Hakenblatt (T. peltatum), eine zeitweise fleischfressende Pflanze.

Beschreibung

Das Hakenblatt ist eine Liane, die nur temporär karnivor ist.

Blätter

Die Pflanze durchläuft während ihrer Entwicklung drei verschiedene Stadien, in jedem hat sie eine andere Blattform.

Junge Pflanzen bilden eine bodenständige Rosette (mit kurzen Internodien) aus mit bis zu 40 cm langen, flachen, lanzettförmigen Blättern, dieses Stadium kann bis zu mehreren Jahren dauern.

Danach tritt sie in ihr karnivores Stadium ein, eine Phase, die allerdings nicht zwingend ist. Dabei tritt ihre Verwandtschaft mit den Taublattgewächsen zutage: sie bildet, diesen ähnlich, passive Klebefallen in Gestalt langer, tentakelbesetzter Fangblätter aus. Die Funktion der Karnivorie hierbei ist, der Pflanze für den nun folgenden Wachstumsschub genügend Nährstoffe zu verschaffen, soweit das Nährstoffangebot im Boden jedoch ausreichend ist, wird das Stadium der Karnivorie ausgelassen und die Pflanze beginnt direkt mit dem Austrieb. Als Beute scheinen insbesondere Schwebfliegen in Frage zu kommen.

Mit dem Übergang in das erwachsene Stadium bildet die Pflanze dann einen Trieb mit verlängerten Internodien aus, der nach wenigen Wochen bereits mehrere Meter hoch ist. Die jetzt gebildeten Blätter ähneln stark denen der verwandten Nepenthes und tragen an der Spitze zwei Haken zum Klettern. Die nun ausgewachsene Liane wird im Alter bis zu 50 m lang.

Blüten

Aus den Blattachseln der adulten Pflanze bildet sich (in Kultur im Mai / Juni, mit weiteren möglichen Blütezeiten im selben Jahr, über Blütezeiten in der Natur ist nichts bekannt) ein kurzer Trieb mit einem sympodialen Blütenstand aus bis zu achtzig Blüten an Zweigen von bis zu zwei Zentimetern Länge, bestückt mit je fünf Einzelblüten. Jede Blüte steht an einem bis zu vier Zentimetern langen, unbehaarten und dunkelroten Blütenstiel. Die Blüten sind sternförmig, klein und weiß, sie duften schwach und blühen eintägig von Tagesanbruch bis zur Dämmerung. Über mögliche Bestäuber ist wenig bekannt, sicher ist nur, daß es sich um ein Tagtier handelt, möglicherweise eine Schwebfliegenart. Die Blüten sind zwar nicht autogam, aber selbstfertil.

Früchte und Samen

Die sich ausbildenden Samen sind 5 bis 8 cm groß, rot und regenschirmförmig. Die Kapselfrüchte öffnen sich schon bevor die Samen reif sind. Sie gelten als die einzigen bekannten Samen des Pflanzenreiches, die größer sind als die Früchte, die sie hervorbringen.

Inhaltsstoffe

2003 konnte im Hakenblatt ein Naphthylisoquinolin-Alkaloid namens Habropetalin A nachgewiesen werden, das sich als wirksam gegen den Erreger der tropischen Malaria, Plasmodium falciparum, erwies.

Systematik

Das Hakenblatt gehört zu einer monophyletischen Klade innerhalb der Nelkenartigen, die gebildet wird zum einen aus den Hakenblattgewächsen und den Ancistrocladaceae sowie den Kannenpflanzengewächsen, den Sonnentaugewächsen und den Taublattgewächsen. Die beiden Schwesterfamilien Hakenblattgewächse und Ancistrocladaceae haben dabei die Karnivorie wieder verloren, allein das Hakenblatt verfügt noch darüber.

Verbreitung

Die Pflanze entstammt den Regenwäldern Westafrikas, der Côte d'Ivoire, Liberias und Sierra Leones. Sie bedarf als tropische Liane Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit, sowie schwach saurer und nährstoffarmer Lateritböden.

Das Hakenblatt ist durch die massive Abholzung des tropischen Urwaldes in der Region extrem bedroht.

Etymologie

Der Gattungsname entstammt ihrer Eigenart, im Laufe ihres Lebens drei verschiedene Blattformen auszubilden, der Artname verweist auf die schildförmigen, gestielten Samen.

Botanische Geschichte

Das Hakenblatt wurde zwar bereits 1907 entdeckt, aber erst 1951 von Airy Shaw beschrieben. Die Erkenntnis ihrer Karnivorie geht zurück auf das Jahr 1979.

1999 gelang es dem Botanischen Garten der Universität Würzburg erstmals Pflanzen von der Aussaat bis zur Blüte und Fruchtbildung durch ihren gesamten Lebenszyklus hindurch erfolgreich in Kultur zu nehmen. Damit sind die Aussichten für die Erhaltung der Art zumindest in Kultur erheblich gestiegen.

Literatur

  • Shaw, Airy: On the Dioncophyllaceae, a remarkable new family of flowering plants. Kew Bulletin 327–347, 1951
  • Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: Karnivoren. Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
  • Bringmann, G.: Ancistrocladaceae and Dioncophyllaceae: Botanically Exciting and Phytochemically Productive Tropical Lianas. Volltext Online
  • Bringmann, G., Schlauer, J, Wolf, K., Rischer, H., Buschboom, U., Kreiner, A., Thiele, F., Duscheck, M., & L. Ake Assi. 1999, Cultivation of Triphyophyllum peltatum (Dioncophyllaceae), the part-time carnivorous plant, Carnivorous Plant Newsletter. 28: 7-13. Volltext Online
  • Meimberg, H.; Dittrich, P.; Bringmann, G.; Schlauer, J.; Heubl, G.: Molecular Phylogeny of Caryophyllidae s.l. based on matK sequences with special emphasis on carnivorous taxa, in: Plant Biol. 2000, 2, 218-228.
  • Bringmann, G., Rischer, H., Schlauer, J., & K. Wolf. 2002, The tropical liana Triphyophyllum peltatum (Dioncophyllaceae): formation of carnivorous organs is only a facultative prerequisite for shoot elongation., Carnivorous Plant Newsletter. 31: 44-52.
  • Bringmann, G.; Messer, K.; Schwobel, B.; Brun, R.; Ake Assi, L.: Habropetaline A, an antimalarial naphthylisoquinoline alkaloid from Triphyophyllum peltatum., in: Phytochemistry. 2003 Feb; 62(3):345-9.