CrossPoint
CrossPoint (abgekürzt meist XP) ist ein textorientiertes Mailprogramm für verschiedene Mailboxnetze wie das Z-Netz, FidoNet und das MausNet. Darüber hinaus beherrscht XP auch Internet-Mail und Usenet-News, dies sowohl über UUCP als auch mittels externer Clients über die Protokolle POP3/SMTP und NNTP. XP ist damit auch in Zeiten grafischer Benutzeroberflächen ein vollwertiger Mail- und Newsreader, der unter nahezu allen bekannten Betriebssystem-Plattformen eingesetzt werden kann.
Programmzweck
Ursprünglich war CrossPoint ein sogenanntes Pointprogramm, d. h. eine Software zum automatisierten Senden und Empfangen von privaten und öffentlichen Mitteilungen zu einem Mailbox-Rechner. Pointprogramme sind darauf optimiert, die Online-Zeiten des Benutzers möglichst kurz zu halten, zum einen, um Online- bzw. Telefongebühren zu minimieren, zum anderen um die Telefonleitung der Mailbox für andere Benutzer wieder frei zu machen. Dabei wurden zur Versendung anstehende Nachrichten abgesendet, während abzuholende Nachrichten heruntergeladen wurden. Danach wurde die Verbindung getrennt. Diese Prozedur wurde für gewöhnlich einmal täglich durchgeführt.
Entwicklungsgeschichte

Das Programm entstand 1992 zunächst als Shareware für das Betriebssystem DOS. CrossPoint v1.0 war ein reines Pointprogramm für das Z-Netz und das Datenaustausch-Protokoll ZConnect. Ende 1992 wurde die Version 2.0 veröffentlicht, die zudem noch FidoNet, MausNet, MagicNet und QuickMail unterstützte. CrossPoint war damit das erste Pointprogramm, das von Haus aus und ohne zusätzlich zu installierende Konverter mit nahezu allen damals relevanten Mailbox-Netzen zusammenarbeitete. In der Blütezeit der Mailboxnetze Mitte der 90er Jahre war es das mit Abstand am weitesten verbreitete Pointprogramm, speziell im deutschen FidoNet.
Seit Version 2.15β (August 1993) beherrscht CrossPoint auch Internet-Mail und Usenet-News über das Protokoll UUCP. Mit den Freeware-Paketen UKA_PPP oder UKAD für DOS bzw. VSoup oder UKAW für Windows, die in der CrossPoint-Originalversion über DOS-Batchdateien und in den weiterentwickelten Versionen über eine eigens dafür implementierte Schnittstelle eingebunden werden, kann man auch über TCP/IP-Verbindungen die Protokolle POP3/SMTP und NNTP nutzen und so auf beliebige Mail- und Newsserver im Internet zugreifen.
Im Dezember 1999 gab der Autor Peter Mandrella die Quelltexte von CrossPoint 3.20β unter einer eigenen Lizenz frei, die auf deren Basis entwickelten Nachfolgeversionen blieben jedoch (zunächst noch) registrierungspflichtig. Im Februar 2001 wurden die Quelltexte in einer zusätzlichen Lizenz dann unter die GNU General Public License (GPL) gestellt; die Registrierungspflicht für unter dieser Lizenz weiterentwickelte Versionen entfiel. Bereits unter der bisherigen Lizenz begonnene Weiterentwicklungen hatten die Wahl, diese (und damit sowohl Registrierungspflicht wie auch den Namen „CrossPoint“) beizubehalten, oder zur GPL zu wechseln (und damit das Programm nicht mehr „CrossPoint“ nennen zu können, es sei denn gegen kostenpflichtige Lizensierung dieser von Peter Mandrella eingetragenen Marke).
Auf Initiative des Maintainers von FreeXP (damals noch OpenXP/16) hat Peter Mandrella im Juni 2003 die Registrierungspflicht auch für die unter der ursprünglichen Lizenz entwickelten Versionen aufgehoben, so daß die ehemalige Shareware unabhängig von der jeweils geltenden Quelltext-Lizenz nun sowohl Freeware (im Sinne von nicht mehr kostenpflichtig) als auch Freie Software (im Sinne frei zugänglicher Quelltexte) ist.
Der Preis der Multinetzfähigkeit
Die in der Netzwelt wohl einmalige Eigenschaft von CrossPoint, praktisch sowohl alle (ehemals) relevanten Mailboxnetze als auch aktuelle Internet/Usenet-Standards unter einem Dach zu vereinen und zu unterstützen, hat nicht nur Vorteile.
Durch Benutzeroberfläche und Dokumentation zieht sich nahezu durchgehend die ursprüngliche Z-Netz-Terminologie („Brett“ statt „Newsgroup“, „PM“ statt „Mail“, „AM“ statt „Posting“), und die Nachrichten werden in einer Datenbank für alle Netztypen einheitlich im ZConnect-Format abgelegt und müssen daher (außer beim direkten Austausch mit ZConnect-Mailboxen) in beiden Richtungen einen Konvertierer durchlaufen.
Obwohl die gute und ausführliche Dokumentation die spezifischen Begrifflichkeiten der einzelnen Netztypen erläutert und gegenüberstellt, gelingt es manchen CrossPoint-Usern immer wieder, durch die Verwendung fremder und unpassender Begriffe bei den übrigen Teilnehmern Belustigung bis Unverständnis hervorzurufen. Problematisch speziell in eher technisch orientierten Foren ist auch die ungefilterte Wiedergabe von ZConnect-Headerzeilen, die z.B. im RFC-Raum (Usenet) gänzlich unbekannt sind. Hier wäre manchen Usern im eigenen und im Interesse aller bisweilen eine größere Flexibilität und Sachkenntnis zu wünschen.
Die Konvertierung von Nachrichten unterschiedlichster technischer Standards vom und ins ZConnect-Format ist eine komplexe Aufgabe und daher nicht immer problemlos. Speziell mit den MIME-Standards im RFC-Raum haben sich frühere CrossPoint-Versionen stellenweise sichtlich schwer getan. Hier haben aber die seit Freigabe der Quelltexte weiterentwickelten Nachfolgeversionen deutliche Fortschritte gemacht und können (besonders im Falle FreeXP) im direkten Vergleich mit manch anderem Mail- und Newsreader mittlerweile als durchaus vorbildlich gelten.
Da die Multinetzfähigkeit die internen Strukturen und den Quelltext des Programms nicht eben einfacher und übersichtlicher machen, wirkt sich dies auch nachteilig auf die Entwicklungsgeschwindigkeit aus. Nahezu jede Änderung z.B. im Bereich Nachrichtenversand wächst sich zu einer komplexen Angelegenheit aus, kann unmittelbar zu unerwarteten Seiteneffekten führen und muß daher aufwendig auf selbige untersucht werden.
Nachfolger

Nach der Freigabe der Quelltexte entstanden verschiedene Weiterentwicklungen (die meisten unter der ursprünglichen Lizenz, eine unter der GNU GPL) sowie Portierungen auf andere Systeme. Die Weiterentwicklung der unter der „alten“ SLizenz stehenden Versionslinien FreeXP und XP2 findet weiterhin unter dem Namen „CrossPoint“ statt, während die unter der GNU GPL weiterentwickelte Version OpenXP diesen nicht mehr verwenden darf. Alle Versionen tragen in ihrem (ggf. zusätzlichen) Eigennamen aber das Kürzel XP, das schon seit Version 1.0 die gebräuchliche Abkürzung für CrossPoint ist.
Da die herkömmlichen Mailbox-Netze inzwischen keine nennenswerte Rolle mehr spielen, steht bei der Weiterentwicklung vor allem der Ausbau der Fähigkeiten von XP als Mail- und Newsreader für Internet/Usenet im Vordergrund. Alle weiterentwickelten XP-Versionen sind (allerdings in unterschiedlich hohem Maß) MIME- und multipart-fähig, unterstützen je nach Version eine unterschiedlich große Anzahl von Zeichensätzen (inkl. UTF-7/8), während die letzte Originalversion v3.12d vom ursprünglichen Autor Peter Mandrella nichts von alledem bietet und daher aus heutiger Sicht für den Mail- und News-Einsatz im Internet/Usenet nicht mehr empfohlen werden kann.
Die Quelltexte aller weiterentwickelten Versionen sind öffentlich verfügbar, entweder über ein Versionsverwaltungssystem wie CVS oder SVN, oder sie werden als Komplettpaket zum Download angeboten. Aktuelle Entwicklungen sind:
FreeXP (DOS, Windows)
Ursprünglich der von OpenXP im Januar 2002 übernommene und eigenständig zunächst unter dem Namen OpenXP/16 weitergeführte 16bit-Zweig; die Namensänderung erfolgte im Juli 2003 unter anderem wegen des seitdem geltenden Freeware-Status. Nicht zuletzt wegen der aufwendig betriebenen Weiterentwicklung des Nachrichtenkonvertierers „UUZ“ die Version mit dem höchsten Grad an RFC-Konformität und aufgrund zusätzlich implementierter Funktionen wie MIME-Multipart-Versand und „Reply-To-All“, unzähliger Bugfixes und der bekannten Stabilität das wohl derzeit auch am häufigsten eingesetzte XP-Derivat.
OpenXP (Windows, Linux)
Die einzige bekannte Weiterentwicklung unter der GNU GPL (32bit). OpenXP hätte durch die aufwendige Umstellung auf 32bit-Code eigentlich die besten Voraussetzungen und Perspektiven, leidet aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt immer noch unter einer Vielzahl von (auch kritischen) Bugs, die den täglichen Einsatz derzeit primär für experimentierfreudige Anwender ratsam erscheinen lassen.
XP2 (DOS)
2000 entstandener Fork vom OpenXP-Projekt, seit 2002 gibt es jedoch keine neue öffentliche Beta-Version und die Weiterentwicklung „ruht“ nach offizieller Lesart. Wegen der in FreeXP noch fehlenden Funktionen „MsgID-Request“ und „HdrOnly“ erfreut sich XP2 bei einigen Anwendern aber immer noch einer hohen Akzeptanz, speziell in Kooperation mit dem XP2-kompatiblen und von FreeXP entwickelten „Enhanced UUZ“. Es existiert keine Freeware-Version von XP2, in der die Beschränkungen der registrierungspflichtigen Fassung deaktiviert bzw. entfernt wurden.
Weblinks
- CrossPoint (Originalversion)
- FreeXP
- OpenXP
- XP2