Skyguide
Skyguide (offiziell Schweizerische Aktiengesellschaft für zivile und militärische Flugsicherung) ist eine privatrechtliche Schweizer Aktiengesellschaft, die im Auftrag der Eidgenossenschaft für die Sicherheit im gesamten Luftraum der Schweiz sowie teilweise in den Nachbarländern sorgt, kurz also Flugsicherung betreibt. Im Schweizer Luftraum ist Sykguide sowohl für die zivile als auch die militärische Flugsicherung verantwortlich. Skyguide nahm Anfang 2001 als Nachfolgerin der früheren Swisscontrol ihren Betrieb auf; trotz Privatisierung der Schweizer Flugsicherung besitzt die Eidgenossenschaft weiterhin als Hauptaktionär über 99 Prozent des Skyguide-Aktienkapitals und ist entsprechend auch im Verwaltungsrat vertreten. Bei Skyguide arbeiten rund 1.400 Mitarbeiter, davon etwa zwei Drittel im Bereich der Flugsicherung, die übrigen mehrheitlich in der Verwaltung.
Wichtige Partner von Skyguide sind die International Civil Aviation Organisation (ICAO), EUROCONTROL (Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt) und die Civil Air Navigation Services Organisation (CANSO). In Belgien besitzt Skyguide ausserdem seit Ende 2000 eine Tochtergesellschaft namens Skynav, das der Verbindung zur Europäischen Union dient.
Skyguide in Zahlen
Skyguide überwacht pro Jahr rund eine Million Flugzeuge respektive etwa zwei Millionen Flugbewegungen. 2002 zählte Skyguide insgesamt 1.059.555 Instrumentenflüge, wobei 626.791 davon ohne Start oder Landung den Luftraum durchquerten. Die Einnahmen betrugen 2002 306 Millionen Franken bei Ausgaben von 292 Millionen Franken, womit ein Gewinn von 14 Millionen Franken resultierte.
Standorte
Die wichtigsten Standorte befinden sich mit den beiden Bezirksleitstellen am Flughafen Zürich und am Genfer Flughafen in Cointrin, wo sich auch der administrative Hauptsitz von Skyguide befindet. Für 2006 ist geplant die Zürcher Bezirksleitstelle in Neubauten am Militärflugplatz Dübendorf zu verlegen [1].
Weitere Standorte von Sykguide befinden sich am Flughafen Bern, am Flughafen Lugano-Agno und an zahlreichen militärischen Flugplätzen. Kleinere, mehrheitlich militärisch genutzte Standorte sind Alpnach, Dübendorf, Emmen, Locarno, Meiringen, Payerne und Sion. Am Flughafen St.Gallen-Altenrhein und am Aéroport des Eplatures übernehmen lokale Unternehmen im Auftrag von Skyguide die Flugsicherung.
Geschichte
- Am 1. Januar 1931 beauftragt die Eidgenossenschaft die damalige Radio Schweiz AG (RSAG) mit der Flugsicherung in der Schweiz. Die RSAG war am 23. Februar 1922 als Marconi Radio AG zur Entwicklung der drahtlosen Telegraphie gegründet worden, nachdem der Erste Weltkrieg die Bedeutung dieser Art von Telekommunikation aufgezeigt hatte. Am 10. Mai 1928 hatte sich die Marconi Radio AG in RSAG umbenannt, um ihren schweizerisch-nationalen Charakter zu betonen.
- Bis Ende des Zweiten Weltkrieges bedient die RSAG vor allem die telegraphischen Kommunikationsbedürfnisse der Eidgenossenschaft. Erst ab 21. Dezember 1948 beginnt die RSAG nach einer Vereinbarg mit der Eidgenossenschaft, wonach diese und die Flughäfen die Kosten der Flugsicherung tragen, mit der Überwachung des Luftraums.
- Per 1. Januar 1988 werden die Flugsicherungs-Aktivitäten der RSAG restruktiert und sind neu im staatlichen Unternehmen Swisscontrol mit Sitz in Bern beheimatet. 1996 wird die Swisscontrol als Aktiengesellschaft privatisiert und verlegt ihren Sitz nach Genf, wo sie ab 1998 am dortigen Flughafen ein eigenes Gebäude besitzt.
- Anfang 2001 wird die bisher getrennte zivile und militärische Flugsicherung unter dem neuen Namen Skyguide in einer Unternehmung vereinigt. Skyguide verwaltet nun als erste Flugsicherung in Europa den gesamten Luftraum eines Landes.
- Am 1. Juli 2002 stiessen im von Skyguide kontrollierten süddeutschen Luftraum über Überlingen am Bodensee eine Tupolev 154 der russischen Bashkirian Airlines (Republik Baschkortostan) und eine Boeing 757 von DHL Express Worldwide in einer Höhe von 12.000 Metern zusammen und stürzten danach ab; 71 Menschen kamen dabei ums Leben. Im Februar 2004 wurde der Flugverkehrsleiter, der in der Unglücksnacht bei Skyguide Dienst tat, von einem russischen Angehörigen der Opfer des Unglücks ermordet [2]. Im Mai 2004 ergab der Flugunfalluntersuchungsbericht des deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), dass neben Fehlern des erwähnten Fluglotsen auch die Piloten des russischen Flugzeuges sowie das Management von Skyguide und die Schweizer Luftfahrtbehörden massgeblich fürs Unglück verantwortlich waren [3].