Adolf Hitler
Adolf Hitler (* 20. April 1889 in Braunau am Inn, Österreich; † 30. April 1945 in Berlin) war seit 1920 Führer der NSDAP, seit 1933 Reichskanzler und seit 1934 als "Führer und Reichskanzler" zugleich Regierungschef und Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches. Er regierte das Deutsche Reich diktatorisch, ließ alle Oppositionsparteien verbieten und politische Gegner in Konzentrationslager einsperren und umbringen, entfesselte den Zweiten Weltkrieg und betrieb die systematische Entrechtung und Ermordung von Millionen europäischer Juden, Zigeuner (Sinti und Roma), Homosexueller, Behinderter und politischer Gegner.
Biographie
Sebastian Haffner hat in seinem Werk "Anmerkungen zu Hitler" (s.u.) auf die "unerklärliche Kluft" zwischen der ersten und der zweiten Lebenshälfte des Diktators hingewiesen: "Dreißig Jahre lang ein obskurer Versager; dann fast sofort eine politische Lokalgröße und am Ende der Mann, um den sich die ganze Weltpolitik dreht." Was es so schwer macht, dies zu erklären, ist jene zweite ungeheure Kluft, die sich zwischen Hitlers äußerst dürftiger Persönlichkeit und seiner gewaltigen Wirkung auftut - auch wenn diese Wirkung am Ende nur zerstörerisch gewesen ist. Bis heute hat noch niemand eine schlüssige Antwort darauf geben können, wie ein so mediokrer Charakter wie Hitler die Landkarte Europas verändern konnte.
Die frühen Jahre
Um seine Herkunft und sein Leben vor dem Eintritt in die Politik nach dem Ende des Ersten Weltkriegs machte Hitler stets ein Geheimnis. "Sie dürfen nicht wissen," sagte er 1930 über seine politischen Gegner, "woher ich komme und aus welcher Familie ich stamme." (zit. nach Krockow, s.u.) Die Heimatdörfer seiner Eltern und Großeltern im österreichischen Waldviertel ließ er im Sommer 1938, gleich nach dem Anschluss Österreichs evakuieren und zerstören, um einen Truppenübungsplatz anzulegen. Offensichtlich schämte sich Hitler seiner kleinbürgerlichen und überdies ungeklärten Herkunft. Dazu kam, dass er bis zu seiner Militärzeit nichts aus seinem Leben gemacht hatte. Seine eigenen Angaben in "Mein Kampf" zu seinen frühen Jahren dienten vor allem der Selbststilisierung und sind daher wenig vertrauenswürdig.
Herkunft und Kindheit
Adolf Hitler wurde 1889 in der oberösterreichischen Grenzstadt Braunau als viertes von sechs Kindern des Zollbeamten Alois Hitler und seiner Frau Klara (geb. Pölzl) geboren. Von allen Kindern erreichten nur er und seine Schwester Paula das Erwachsenenalter.
In "Mein Kampf" schildert Hitler den Vater als jähzornigen Tyrannen, tatsächlich weist aber nichts darauf hin, dass Alois Hitler seinen Sohn strenger erzogen hätte, als damals üblich. Was Hitler dem Vater zeitlebens zugute hielt, war die Tatsache, dass der uneheliche Sohn der Bauernmagd Anna Maria Schicklgruber 1876 seinen Nachnamen in Hitler hatte ändern lassen. Ob der spätere Ehemann von Alois' Mutter tatsächlich Adolf Hitlers Großvater war, ist bis heute ungeklärt. Der Müllergeselle Johann Georg Hiedler hat die Vaterschaft jedenfalls nie anerkannt. Von Interesse ist dies auch nur, weil Hitler selbst zeitlebens seiner Herkunft nicht sicher war und nach den eigenen Rassekriterien nicht einmal Mitglied der SA oder SS hätte werden können.
Wegen des Berufs von Alois Hitler zog seine Familie häufig um, von Braunau nach Passau, Lambach und Leonding bei Linz. Auf den verschiedenen Volksschulen, die Adolf Hitler besuchte, war er ein guter Schüler, auf der Realschule in Linz versagte er dagegen völlig. Bereits das ersten Jahr dort, (1900/01), musste er wiederholen, und seine Lehrer bescheinigten ihm "mangelnde Arbeitslust".
Hitler stellte dies später als Folge einer Art von Lernstreik gegen den Vater dar, der ihn in eine Beamtenlaufbahn habe drängen wollen, während er selbst den Beruf des Kunstmalers anstrebte. An dieser Darstellung ist insofern etwas Wahres, als Hitler sich zeitlebens als verkannter Künstler sah, regelmäßige Arbeit scheute und Starrsinn zu seinen hervorstechendsten Eigenschaften gehörte. Gegen den "Lernstreik" spricht jedoch, dass Hitlers Vater schon am 3. Januar 1903 im Alter von 65 Jahren starb. Der Erziehungsdruck auf den 13-jährigen ließ also nach, ohne dass aber seine Leistungen deshalb besser wurden. Mit 16 verließ Hitler die Schule ohne Abschluss. Mehr als eine aus obskuren Quellen wahllos zusammen gelesene Halbbildung hat er in seinem Leben nie erworben.
Ziellose Jugend
Von 1905 an konnte Hitler dank einer Halbwaisen-Rente und der Unterstützung durch seine Mutter eine ungebundene Bohème-Existenz führen. Nachdem er 1907 und 1908 wegen mangelnder Begabung von der Wiener Kunstakademie abgelehnt worden war, machte er keine Anstalten mehr, einen Beruf oder auch nur eine Berufsausbildung anzugehen. Am 21. Dezember 1907 starb seine Mutter Klara an Brustkrebs. Anders als die rührseligen Schilderungen seiner Jugendzeit in "Mein Kampf" suggerieren, konnte Hitler von seiner Waisenrente anfangs relativ gut leben. Sein Einkommen, zusätzlich aufgebessert durch den Verkauf selbst gemalter Bilder und Postkarten, lag über dem Anfangsgehalt eines Lehrers.
1908 zog Hitler nach Wien. Dort kam er zum ersten Mal mit rassistischem Gedankengut in Berührung, etwa durch die pseudowissenschaftlichen Pamphlete des entlaufenen Mönchs Jörg Lanz von Liebenfels oder durch die antisemitische Polemik von Politikern wie dem "Führer" der Deutschvölkischen Partei Georg Ritter von Schönerer und dem Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Seine Vorstellung von einer überlegenen arischen Herrenrasse dürfte sich damals gebildet haben. Wiederum anders als er in "Mein Kampf" behaupten sollte, kann sein Antisemitismus damals noch nicht sehr ausgeprägt gewesen sein, da er wegen des Verkaufs seiner Bilder nachweislich Kontakte zu jüdischen Händlern pflegte. Mehr als an Politik und scheint sich Hitler damals an Opern berauscht zu haben, insbesondere an denen Richard Wagners.
Nach der zweiten Ablehnung durch die Kunstakademie, ging Hitler allmählich das Geld aus. Er landete 1909 im Obdachlosenasyl und Anfang 1910 in einem Männerheim. Als Maler von Sehenswürdigkeiten Wiens fand er ein bescheidenes Auskommen. Nachdem ihm im Mai 1913 das Erbe des Vaters ausgezahlt worden war, zog er von Wien nach München um. Hier entdeckte er sein Interesse für Architektur und las die Schriften Houston Stewart Chamberlains und Dietrich Eckarts. Der Umzug hatte auch den Zweck, dem Militärdienst zu entgehen. Wenn es stimmt, dass dabei seine deutschnationale Gesinnung und eine Abneigung gegen den österreich-ungarischen Vielvölkerstaat eine Rolle spielten, wäre dies eine erste erkennbare politische Entscheidung gewesen. Dass Hitler nicht prinzipiell dem Kriegsdienst aus dem Weg gehen wollte, zeigte sich 1914: Als der 1. Weltkrieg ausbrach, meldete er sich umgehend als Kriegsfreiwilliger.
Im 1. Weltkrieg
Als Gefreiter des 16. Bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments "List" verbrachte Hitler fast die gesamte Kriegszeit an der Westfront. Sebastian Haffner nennt diese Fronterfahrung Hitlers "einziges Bildungserlebnis", da er in seinem späteren Leben von militärischen Fragen durchaus etwas verstanden habe. Auffallend ist aber, dass Hitler - obwohl mehrfach verwundet und als Meldegänger mit dem "Eisernen Kreuz" beider Klassen ausgezeichnet - nie auch nur zum Unteroffizier befördert wurde.
1918, kurz vor Kriegsende, wurde Hitler nach einem Gasangriff in das Lazarett der vorpommerschen Stadt Pasewalk eingewiesen. Die vorübergehende Blindheit, deretwegen er dort behandelt wurde, führte er selbst auf eine Augenverletzung in Folge des Gasangriffs zurück. Neuere Forschungen, die auf Krankenakten des Lazaretts beruhen, lassen aber auch den Schluss zu, dass die Blindheit erst eine nachträglich eingetretene, hysterische Reaktion auf die Niederlage Deutschlands gewesen sein könnte. Hitler wurde jedenfalls von einem Militärarzt für Psychiatrie behandelt und von diesem als Psychopath eingestuft, der zu Führungsaufgaben völlig ungeeignet sei.
Hitler hat später behauptet, die Empörung über den verlorenen Krieg und den "Verrat der Novemberverbrecher" habe in ihm den Entschluss reifen lassen, Politiker zu werden. Auch dies darf angezweifelt werden. Hitlers Verzweiflung hatte mit Sicherheit mehr damit zu tun, dass die einzige Phase seines Lebens, in der er so etwas wie Sinn und Anerkennung erfahren hatte, zu Ende ging und er mit fast 30 Jahren wieder vor dem Nichts stand. Von politischen Ambitionen ist in Hitlers Leben in der unmittelbaren Nachkriegszeit nichts festzustellen
Politische Anfänge
Nach dem Krieg wandte sich Hitler zunächst unfreiwillig der Politik zu. Im Dienste der Reichwehr besuchte er in München Veranstaltungen politischer Parteien und Zirkel, die nach dem Krieg wie Pilze aus dem Boden schossen. Nachdem er erstmals am 12. September 1919 eine Versammlung der DAP besucht hatte, trat er im Auftrag seiner Vorgesetzten am 19. Oktober 1919 in die "Deutsche Arbeiterpartei"(1) ein. Seit 1921 war er Erster Vorsitzender der NSDAP. Ein Versuch zusammen mit dem ehemaligen 1. Generalquartiermeister der OHL, Erich Ludendorff, die "rote Reichsregierung" durch einen Marsch auf Berlin, nach dem Vorbild Mussolinis (Marsch auf Rom Oktober 1922), gewaltsam zu stürzen, scheiterte am 9. November 1923 (Hitlerputsch) bereits an der Münchner Feldherrenhalle. Am 11. November 1923 wurde er deshalb in die Haftanstalt in Landsberg am Lech eingeliefert. Am 26. Februar 1924 wurde der Prozess gegen ihn eröffnet. Während Ludendorff am 1. April freigesprochen wurde, wurde Hitler zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt, kam jedoch schon am 20. Dezember 1924 wieder frei. Während seiner Haftzeit schrieb Hitler mit Hilfe seines Sekretärs Rudolf Hess den ersten Teil seines Buches Mein Kampf. Eine Abrechnung (ursprünglich geplanter Titel: "Viereinhalb Jahre des Kampfes gegen Lügen, Dummheit und Feigheit"), in dem er offen seine politischen Ziele und die Ideologie des Nationalsozialismus beschrieb.
Der Weg zur Macht
Nach seiner Haftentlassung begann Hitler damit, die NSDAP wieder aufzubauen. Diesmal versuchte er, auf legalem Weg die Macht im Staat zu erlangen. Zu Hilfe kamen ihm Spenden und logistische Hilfen von Junkern, Kaisertreuen, Wirtschaftsführern und Militärs (z.B. aus Freikorps) aus dem Deutschen Reich und auch aus den USA, sowie die Wirtschaftskrise, die die Situation in der politisch nicht besonders gefestigten Weimarer Republik weiter destabilisieren half. Zwischen 1913, als er Österreich ohne polizeiliche Abmeldung in Richtung München verlassen hatte (1925 dann auf eigenen Wunsch aus der österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen worden) und 1932 war Hitler staatenlos. Erst die Anstellung als Regierungsrat beim Braunschweiger Landeskultur- und Vermessungsamt verschaffte ihm Ende Februar 1932 die deutsche Staatsbürgerschaft und somit die formale Vorraussetzung zur Kandidatur bei der Reichspräsidentenwahl. Nachdem die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1932 stärkste Partei wurde, ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg auf Anraten nationalkonservativer Kreise Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler.
Errichtung der Diktatur
Nach dem Reichstagsbrand, der den Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschaftern untergeschoben wurde, schalteten hitlertreue Kräfte und Polizeieinheiten einen Teil des Reichstags (vorwiegend die 81 KPD-Abgeordneten) verfassungswidrig aus. Auf diese Weise stellte er sicher, dass das so genannte Ermächtigungsgesetz am 23. März 1933 beschlossen wurde, das ihm außerordentliche Vollmachten zugestand.
Mit dem Inkrafttreten des Ermächtigungsgesetzes begann im Deutschen Reich die nationalsozialistische Diktatur, die Zeit des Nationalsozialismus, anfänglich in der Propaganda auch als "Drittes Reich" bezeichnet. Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 ließ Hitler die Reichswehr auf sich vereidigen und nannte sich fortan Führer und Reichskanzler.
Judenverfolgung und Rassenpolitik
Tragende Elemente seiner Politik waren der extreme Rassismus, Antikommunismus, Antislawismus und Antisemitismus, der im Holocaust, der so genannten "Endlösung der Judenfrage" gipfelte und u. a. sechs Millionen jüdischen Menschen unvorstellbares Leid und einen entsetzlichen Tod, in den Konzentrationslagern und Vernichtungslagern brachte.
Im Oktober 1939 erließ er einen Befehl ([1]), der zur "Euthanasie" der Aktion T4 führte, der Tötung von ca. 100 000 körperlich und geistig behinderte Menschen. Vertreter beider großen Kirchen wandten sich gegen die Mordaktionen an den Behinderten, danach liefen die Tötungen (durch Vergasen, Erschießen, Verhungern oder Giftspritze) im Geheimen weiter. Nervenheilanstalten, Irrenhäuser, Krankenhäuser und Heilanstalten wurden in Vernichtungsstätten umfunktioniert.
Aufrüstung und Expansion
Hitler verfolgte außenpolitisch die Revision des Versailler Vertrag und verkündete immer wieder - nicht jedoch in seinem Buch "Mein Kampf" und einigen Reden - den Willen zu einer friedlichen Außenpolitik. Gleichzeitig ließ er jedoch die Wehrmacht in enormem Tempo aufrüsten und bereitete sich so auf einen Krieg vor. Begleitet wurde dies durch seine Parteinahme im Spanischen Bürgerkrieg auf Francos Bitte, zum Anschluss seiner Heimat Österreich als Ostmark und der des Sudetenlandes an das Deutsche Reich zum "Großdeutschen Reich" führte sowie zur Besetzung der "Rest-Tschechei", was zur Bildung des Protektorats Böhmen und Mähren führte. Die einzelnen Aggressionshandlungen machten den Eindruck einer Improvisation, verfolgten (wahrscheinlich) aber alle ein Gesamtziel, nämlich die Eroberung Osteuropas bis zur gedachten Linie Archangelsk - Ural - Astrachan. Etwa von 1937 an war Hitlers Denken nur noch auf den Krieg fixiert, um andere politische Angelegenheiten kümmerte er sich nicht mehr.
Hitler aus zeitgenössischer Sicht
1938, ein Jahr vor der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs in Europa, beriet das Osloer Nobelpreiskomitee über die Verleihung des Friedensnobelpreises an Adolf Hitler oder Mahatma Gandhi. Die Nominierung Hitlers wirkt heute schockierend, damals aber betrachteten viele Menschen im Westen den deutschen Führer als Bollwerk gegen den Bolschewismus. Da keine Einigung hergestellt werden konnte, ging der Preis an die "Internationale Nansen-Hilfe für Flüchtlinge und Staatenlose". Im gleichen Jahr hatte das Time Magazin Adolf Hitler zum ›Mann des Jahres‹ erkoren und manches Positive über ihn verfasst. Im Herbst 1938 befand sich Hitler offenbar auf dem Höhepunkt seines nationalen wie internationalen Ansehens.
Entfesselung des 2. Weltkriegs
Der von Hitler im Westen begonnene Krieg gegen Polen am 1. September 1939 führte aufgrund von Garantieerklärungen zur Kriegserklärung von Frankreich und Großbritannien gegen Hitlerdeutschland am 3. September 1939 und damit zum Einstieg in den Beginn des Zweiten Weltkrieges in Mitteleuropa. Wie in dem geheimen Zusatzprotokoll des sogenannten Hitler-Stalin-Paktes festgelegt, begann Stalin danach seinen Eroberungskrieg im Osten und ließ am 17. September seine Rote Armee in Ostpolen einmarschieren. (s. auch Sowjetisch-Finnischer Krieg 1938).
Nach der Niederlage Frankreichs 1940 und dem Balkankrieg 1941 ließ Hitler am 22. Juni 1941 seine Truppe in das von den Sowjets besetzte Ostpolen einmarschieren und begann danach seinen Eroberungskrieg gegen die Sowjetunion, wobei die NS-Ideologie des Antikommunismus, des Antibolschewismus und Lebensraums den Hintergrund bildete. In Osteuropa vertrieb Hitler etwa 350.000 Deutschstämmige aus ihrer Heimat im Baltikum und Bessarabien in das besetzte Polen. Im Krieg der Diktatoren Hitler gegen Stalin hatte die Sowjetunion mit etwa 20-30 Millionen Toten die meisten Opfer zu beklagen. Dies entsprach dem "Generalplan Ost", die slawischen Völker um 30 Millionen zu dezimieren und die Übrigen als Arbeitskräfte (Hilfskräfte, Bauarbeiter, Hauspersonal, Landarbeiter,..) für die ?Herrenrasse? auszubeuten. Der Krieg im Westen und im Osten Mitteleuropas verbreitete sich schließlich mit dem Eintritt Japans um die ganze Welt. Insgesamt kostete der II. Weltkrieg direkt etwa 60 Millionen Menschen das Leben, weitere dutzende Millionen indirekt durch Verhungern, Erfrieren, Seuchen, Krankheiten usw. Hunderte Millionen Menschen wurden schwer und mittelschwer verletzt, wurden obdachlos, mussten flüchten oder wurden vertrieben, deportiert und inhaftiert.
Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus
Bereits vor Beginn des Krieges hatte sich im Untergrund des Deutschen Reichs der zivile, politische und militärische Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisiert. Linksextremistsiche Parteien, wie die KPD und die Rote Kapelle versuchten seit 1933 zusammen mit Teilen der SPD den Widerstand im Untergrund zu organisieren. Auch abseits politischer Gruppierungen politisch betätigten sich Bürger im Widerstand. So zum Beispiel die Geschwister Scholl, die in München versuchten, die Bevölkerung mit Plakaten und Flugblättern aufzurütteln. Ende 1942 wurden sie in der Münchner Universität vom Hausmeister an die Gestapo verraten. Die Geschwister und ihre Gesinnungsgenossen von der Weißen Rose wurden nach einem kurzen Scheinprozess im Februar 1943 verurteilt und noch am gleichen Tag hingerichtet.
Siehe auch: Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Attentate auf Hitler
Adolf Hitler ist 42 nachgewiesenen Attentaten – oft durch pures Glück – entgangen. Die Vielzahl der glücklichen Umstände (Zünder der Bombe versagt, Besprechungen kurzfristig abgesagt oder vorzeitig verlassen), die Hitler das Leben retteten, bestärkten ihn in seinem Glauben, dass er von der "Vorhersehung" auserwählt sei, das deutsche Volk "aufsteigen" zu lassen.
1939 explodierte ein von dem Einzelkämpfer Georg Elser im Münchener Bürgerbräukeller angebrachter Sprengsatz wenige Minuten nachdem Hitler den Raum verlassen hatte. Elser war Schreiner gewesen, stolz auf seinen Beruf, gläubiger Christ und wegen der Verschlechterung der Lebensbedingungen voller Hass auf Hitler.
Am 20. Juli 1944 scheiterte ein Bombenattentat im Führerhauptquartier Wolfsschanze. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der die Bombe abgelegt und einen Staatsstreich zur Beendigung des Krieges vorbereitet hatte, wurde noch am selben Tag in Berlin zusammen mit einigen Mitstreitern verhaftet und hingerichtet.
Hitlers Ende im Bunker
Im Laufe des Krieges verschlechterte sich der Gesundheitszustand Hitlers rapide, er behielt aber dennoch weiterhin seine von vielen Zeitzeugen beobachtete Suggestionskraft. Am 19. März 1945 gab er den Befehl ("Nerobefehl") zur Zerstörung der Infrastruktur im Deutschen Reich beim Rückzug der Wehrmachtsverbände. Dies entsprach ganz seinem Denken in den Gegensätzen "Sieg oder Vernichtung"; denn für den "Feind" sollte nichts mehr übrig bleiben. Die Zukunft gehörte seiner Meinung nach "dem stärkeren Ostvolk, denn die Guten sind gefallen".
Am 22. April 1945 erlitt Hitler bei der täglichen Lagebesprechung im Führerbunker unter der Reichskanzlei in Berlin einen Schwächeanfall als ihm klar wurde, dass Berlin umzingelt und auf Entsatz nicht mehr zu hoffen war. Er äußerte, dass jetzt alles verloren sei und alle ihn verraten hätten. Er entließ Teile seines Stabes und weigerte sich Berlin, trotz Bitten von Bormann, Keitel und Göring, zu verlassen. Er beauftragte seinen Chefadjutanten SS-Obergruppenführer Julius Schaub, alle seine persönlichen Unterlagen und Dokumente aus den Tresoren der Reichskanzlei und des Bunkers zu verbrennen und das Gleiche auch in München und auf dem Obersalzberg zu tun.
Im Verlaufe der nächsten Tage war das beherrschende Thema im Bunker, wie weit die Russen schon vorgedrungen wären, und welches die sicherste Methode zum Selbstmord sei. Hitler verteilte dabei wiederholt Giftampullen an seine engste Umgebung und sagte zu seiner Sekretärin, sie könne von ihrer Giftampulle Gebrauch machen, bevor "die barbarischen Russen" kämen.
Am 30. April 1945 um 15.30 Uhr verübte Hitler im Alter von 56 Jahren und seine langjährigen Lebensgefährtin Eva Braun (33), die er am Vortag geheiratet hatte, im Bunker Selbstmord. Sie setzten sich auf das Sofa im kleinen Wohnraum; Hitler nahm seine Walter PPK 7,65 mm, legte eine zweite Pistole als Sicherheit auf den Beistelltisch, biss auf eine Giftampulle und schoss sich gleichzeitig in die rechte Schläfe. Eva Braun saß mit angezogenen Beinen neben ihm und zerbiss eine Giftampulle.
Die Leichen wurden von Martin Bormann, Hitlers Fotograf Heinz Linge, seinem SS-Adjutanten Otto Günsche und einigen Leibwächtern aus dem Führerbegleitkommando in den Garten der Reichskanzlei gebracht, verbrannt und die verkohlten Überreste in einen Granattrichter verscharrt.
Die Überreste Hitlers und seiner Frau wurden in den ersten Maitagen von sowjetischen Beauftragten ausgegraben und anhand von Röntgenbildern und Zahnschemas identifiziert. Die Funde von der Leiche Hitlers hielt die UdSSR aus politischen Gründen im folgenden Kalter Krieg lange Jahre geheim. Erst Anfang der siebziger Jahre wurden die Überreste von den Sowjets in Magdeburg nochmals aus einem geheimen Grab geholt und auf Anweisung von KGB-Chef Juri Wladimirowitsch Andropow endgültig verbrannt und zerstört.
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Literatur Biographien
- Konrad Heiden, Hitler I Das Leben eines Diktators, Zürich 1936
- Konrad Heiden, Hitler II Ein Mann gegen Europa, Zürich 1937
- Hans Bernd Gisevius, Adolf Hitler Versuch einer Deutung, München 1963
- Alan Bullock, Hitler. Eine Studie über Tyrannei, Düsseldorf 1964
- Werner Maser, Adolf Hitler Legende-Mythos-Wirklichkeit, München und Esslingen 1971
- Joachim Fest Hitler. Eine Biographie, Frankfurt/M - Berlin - Wien 1973
- Brigitte Hamann, Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators, München 1996 (Wien 1907-1913: Die Jahre, die Hitler prägten)
- Ian Kershaw Hitler 1889 - 1936, Stuttgart 1998 (Aus dem Englischen)
- Ian Kershaw Hitler 1836 - 1945, Stuttgart 2000 (Asu dem Englischen)
Literatur Quellenmaterial
- Hitler. Reden, Schriften, Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933, München - London - New York - Paris 1992 - 1996 in 12 Bänden, Eine Publikation des Instituts für Zeitgeschichte
- Der Hitler-Prozess 1924. Wortlaut der Hauptverhandlung vor dem Volksgericht München I, München 1997, in vier Bänden, Eine Publikation des Instituts für Zeitgeschichte
Literatur Verschiedenes
- Joachim Fest Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin, Siedler 1994, ISBN.
- Sebastian Haffner Anmerkungen zu Hitler. Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch Verlag 1978, ISBN 3-596-23489-1.
- Christian Graf von Krockow, Hitler und seine Deutschen, München 2001
- Gerd Schultze-Rhonhof 1939 - Der Krieg, der viele Väter hatte. München, Olzog Verlag GmbH, ISBN 3-7892-8117-4.
- Carl Amery Hitler als Vorläufer, München, Sammlung Luchterhand, ISBN 3-630-62027-2.
- (1) Hans-Günter Richardi, Hitler und seine Hintermänner - Neue Fakten zur Frühgeschichte der NSDAP, München 1991, ISBN 3-7991-6508-8