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Reinhardshagen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Wappen von Reinhardshagen Deutschlandkarte, Position von Reinhardshagen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Kassel
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 159 - 472 m ü. NN
Fläche: 12,99 km²
Einwohner: 5.119 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 394 Einwohner je km²
Postleitzahl: 34359
Vorwahl: 05544
Kfz-Kennzeichen: KS
Gemeindeschlüssel: 06 6 33 022
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Amtsstraße 10
34359 Reinhardshagen
Website: www.reinhardshagen.de
E-Mail-Adresse: gemeinde@reinhardshagen.de
Politik
Bürgermeister: Lothar Merkwirth

Die Gemeinde Reinhardshagen, bestehend aus den Ortsteilen Vaake und Veckerhagen, liegt im oberen Weserbergland direkt an der Weser, ca. 10 km nördlich der Fachwerkstadt Hannoversch-Münden. Reinhardshagen gehört zum Landkreis Kassel in Hessen.

Der Ort entstand 1972 im Laufe der Gebietsreform aus den beiden Orten Veckerhagen und Vaake. Der Name der Gemeinde leitet sich vom südwestlich des Ortes liegenden Reinhardswald ab.


Vaake

Die evangelische Kirche in Vaake liegt unter alten Bäumen am Weserufer. Der spätromanische Bau wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Die steinerne Wehrkirche hat einen leicht querrechteckigen Westturm. Das daran gleich breit anschließende Langhaus ist einschiffig und hat einen etwas schmaleren, quadratischen Chor. Die zwei Portale in Holzrahmung an der Südseite sind von 1678.


Das Langhausgewölbe wurde im 30jährigen Krieg zerstört. Nur die Schildbögen und die zweitteiligen Wandvorlagen sind original erhalten. Die jetzige Deckem eine Balkendecke mit Längsunterzug und Mittelpfosten, wurde 1678 errichtet. Die 1937 freigelegten Wandmalerein in mittelrheinischem Stil wurden um das Jahr 1400 angefertigt. Sie stellen an den Wänden Passionsbilder dar, unter den Gewölben sind das Jüngste Gericht, die Marienkrönung, Symbole der Evangelisten, Bilder der Heiligen Petrus und Stephanus. Im Nordfenster und in einem Obergadenfenster sind Bilder stehender Heiliger. Das Nordfenster des Chors aus dem Jahr 1643 ist bemalt mit dem Bild eines Schäfers mit Herde.

Am Weserufer des ehemaligen Fischerdorfs Vaake bilden Fachwerkhäuser mit teils niederdeutschem Einfluss, zum Beispiel der charakterischen großen Mitteldiele, den Abschluss der 30 Meter breiten Uferpromenade.

Veckerhagen

Die evangelische Kirche in Veckerhagen ist ein 1778 bis 1780 im Übergangsstil vom Spätbarock zum Klassizismus errichteter, kreuzförmiger Fachwerkbau mit einem stattlichen Haubendachreiter in der Mitte. Das Innere ist mit dreiseitigen Emporen als Längssaal gestaltet. Die Steinsäulen der Emporen stützen gleichzeitig das Kirchendach. Die Treppen befinden sich in den räumlich abgetrennten Kreuzarmen. Die Orgel stammt aus dem Spätrokoko und wurde 1787 von Stephan Heeren gebaut.

Das Veckerhäger Schloss ist eine barocke Dreiflügelanlage und liegt nahe am Weserufer. Es wurde neben einer 1430/31 errichteten (und durch Brände 1914 und 1967 weitgehend zerstörten) "alten" Burg im Auftrag des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel als Lustschloss erbaut. In der Literatur werden verschiedene Baujahre zwischen 1683 und 1694 vorgeschlagen. Mögliche Architekten sind Paul du Ry oder Johann Konrad Giesler. Unter dem Königreich Westfalen ging das Schloss 1810 durch Verkauf an die Fabrikantenfamilie Habich über, die es noch heute einschließlich der daneben liegenden Farbenfabrik besitzt.

1666 wurde die Eisenhütte in Knickhagen aufgelassen und nach Veckerhagen verlegt. Das Hüttenensemble aus Maschinenfabrik, Gießereihaus, Rosenhaus und Veckerhäger Bergamt entstand am oberen Ende der Weserstraße am Osthang des Reinhardswaldes. Die landgräfliche Eisenhütte Veckerhagen produzierte bis 1903 eine breite Palette von hochwertigen Erzeugnissen, von der ein bereits 1834 erschienener "Gußwaren-Katalog" kündete. Neben gedrillten Stahlseilen für die in Veckerhagen über die Weser verkehrende Gierseilfähre (ca. 1866), goss man vorwiegend Reliefplatten für offene Kamine und die Teile für den weit verbreiteten "Veckerhäger Ofen", der über Bremen sogar Kunden in Skandinavien und den USA fand. Denis Papin ließ hier um 1706 den ersten Dampfzylinder der Welt gießen. 1838 untersuchte Robert Wilhelm Bunsen hier erstmalig die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Hochofengasen und des Hochofenprozesses. Die gesamte Hüttenanlage ist gemäß § 2 Hess. Denkmalschutzgesetz geschützt und wird im zukünftigen "ECOMUSEUM Reinhardswald" eine bedeutende Rolle spielen.

Literatur

  • Siegfried Lotze (Hrsg.): Veckerhagen in sieben Jahrhunderten. Beiträge zur Sozial-, Wirtschafts- und Kunstgeschichte eines Oberweserdorfes. Verein für hessische Geschichte und Landeskunde e.V. Zweigverein Hofgeismar, Hofgeismar/Reinhardshagen 1997. 364 S.
  • Magda Thierling: Vaake. Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert. Gemeinde Reinhardshagen, Reinhardshagen 1992 (Reinhardshäger Hefte, 3). 207 S.