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Bernard Dietz

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Bernard Dietz
Personalia
Voller Name Bernard Dietz
Geburtstag 22. März 1948
Geburtsort Bockum-HövelDeutschland
Größe 178 cm
Position Abwehr

Bernard „Ennatz“ Dietz (* 22. März 1948 in Bockum-Hövel) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer. Er spielte von 1970 bis 1982 für den MSV Duisburg und war jahrelang Spielführer dieser Mannschaft. Daneben war er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft und führte diese als Kapitän zum Gewinn der Europameisterschaft 1980. Von 1982 bis 1987 spielte er in der Bundesliga für den FC Schalke 04. Nach mehreren Trainerstationen kehrte er zum MSV Duisburg zurück und ist seit 2010 als Funktionär für den Klub tätig.

Dietz wurde 1970 mit 22 Jahren Profifußballer. Zunächst als Linksaußen eingesetzt, spielte er ab Sommer 1972 auf der Position des Linksverteidigers. Er wurde mit insgesamt 77 Treffern der torgefährlichste Abwehrspieler der Bundesligageschichte. Im Dezember 1974 debütierte in der deutschen Nationalmannschaft. Es folgten Teilnahmen an den Europameisterschaften 1976 und 1980 sowie an der Weltmeisterschaft 1978. Ab 1979 war er Mannschaftskapitän der Nationalelf. Nachdem er mit dem Gewinn der EM 1980 den größten Erfolg seiner internationalen Laufbahn hatte, wurde er ab 1981 nicht weiter für die DFB-Auswahl berücksichtigt.

In der Bundesliga geriet er mit Duisburg und Schalke häufig in den Abstiegskampf; die Anzahl von 221 Niederlagen bei Erstligaspielen wurde bisher von keinem Bundesligaspieler übertroffen. Mit dem MSV Duisburg erreichte er das Pokalfinale 1975. In der Saison 1978/79 kam er mit dem MSV bis ins Halbfinale des UEFA-Pokals. 1982 stieg die Mannschaft aus der Bundesliga ab und Dietz wechselte zum FC Schalke 04, bei dem er bis 1987 unter Vertrag stand.

Als Trainer arbeitete er ab 1994 für den VfL Bochum, wo er neben einer Tätigkeit im Nachwuchsbereich zweimal für einige Monate die erste Mannschaft trainierte. Beim MSV Duisburg war er von 2002 bis 2006 Coach der zweiten Mannschaft und übernahm interimsweise auch die Profimannschaft.

Kindheit und Jugend

Einstieg in den Fußball (bis 1965)

Bernard Dietz erblickte 1948 als Sohn einer Bergmannsfamilie im westfälischen Bockum-Hövel das Licht der Welt. Er war das insgesamt neunte und jüngste Kind[1], wobei drei seiner Geschwister im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen waren. Sein Vater arbeitete im Bergbau und besaß eine sehr positive Einstellung zu seiner Arbeit, doch trotz seines Einsatzes musste die Familie stets mit einem geringen Einkommen leben. Bernard wuchs dementsprechend in sehr einfachen Verhältnissen auf. Wenngleich das Leben in den Nachkriegsjahren dadurch relativ beschwerlich war, empfand er diese Jahre vor allem dank der engen Bindung zu seiner Familie dennoch als glücklich.[2]

Zeche in Bockum-Hövel

Das Fußballspielen begann er schon früh in seiner Kindheit auf der Straße. Die Nachbarschaft war stark vom Bergbau geprägt und überwiegend von Leuten bewohnt, die von der Arbeit unter Tage ihren Lebensunterhalt bestritten.[3] Zunächst war das Kicken auf der Straße für Bernard alternativlos, da ein Vereinseintritt in den 1950er-Jahren erst ab dem Alter von zehn Jahren möglich war. Bereits zu dieser Zeit entstand sein Spitzname „Ennatz“, denn so nannte ihn die kleine Schwester eines Freundes aufgrund von Schwierigkeiten bei der Aussprache seines Vornamens. Dieser Name setzte sich zunächst in Bockum-Hövel durch und begleitete den Fußballer sein Leben lang. Hinsichtlich der Schreibweise existierte mit „Enatz“ eine Alternativform und das doppelte N setzte sich erst durch, als das MSV-Maskottchen 2005 diesen Namen erhielt.[4]

Als Bernard 1958 seinen zehnten Geburtstag feierte, war der Zeitpunkt zur Anmeldung im Verein für ihn endlich gekommen. Mehrere Fußballklubs standen in seinem Heimatort zur Auswahl. Da sein Onkel im Trikot des SV Bockum-Hövel spielte und bei der Anmeldung die Initiative ergriff, trug auch „Ennatz“ fortan den Dress des SV. Dort blieb er seine gesamte Jugendzeit über und durchlebte viele Jahre, in denen er sich keinerlei Ruf als Talent erarbeiten konnte; er spielte daher auch nie für eine Auswahlmannschaft.[3]

Nachdem er mit dreizehn Jahren die Schule abgeschlossen hatte, entschied er sich für eine Schmied-Schlosser-Lehre. Seine Ausbildungszeit in dem handwerklichen Betrieb endete, als er 17 Jahre alt war[1], und etwa zur selben Zeit stand er erstmals für die Landesligamannschaft des SV Bockum-Hövel auf dem Platz.[5]

Amateurspieler in der Landesliga (1965−1970)

Die Zeit nach seinem Debüt in der Landesliga verlief zunächst relativ unspektakulär. Wie es in seiner Jugendzeit meist der Fall gewesen war, nahm er bei Bockum-Hövel eine Position im Sturm ein. Auf der Arbeit machte er teils zusätzliche Schichten, um genügend Freiraum für das Training und die Spiele zu haben. Mit 18 Jahren hatte er einen schwerwiegenden Arbeitsunfall, bei dem er Mittel- und Ringfinger an seiner rechten Hand einbüßte. Darin sah Dietz allerdings keinen Grund, das Fußballspielen aufzugeben und so behauptete er in den späten 1960er-Jahren seinen Stammplatz in der Offensivabteilung des SV.[1]

Vieles änderte sich schlagartig, als er mit 19 Toren nach zehn Spielen in die Spielzeit 1969/70 startete. Der bis dahin kaum beachtete Stürmer des SV-Bockum Hövel wurde nun in die Westfalenauswahl aufgenommen und sogar zur Amateurnationalmannschaft des DFB eingeladen, auch wenn er bei der Begegnung gegen Österreich über 90 Minuten auf der Ersatzbank blieb. Entscheidend für seine weitere Entwicklung waren jedoch zwei Anfragen von Bundesligisten, die bei ihm eintrafen: Der 1. FC Köln und kurz darauf der MSV Duisburg luden Dietz zum Probetraining.[1]

Steiler Aufstieg in Duisburg (1970−1975)

Verpflichtung durch den MSV

Zunächst sollte Dietz seine fußballerischen Qualitäten beim 1. FC Köln unter Beweis stellen. Zwar konnte er die Verantwortlichen von sich überzeugen, doch das darauf folgende Vertragsangebot enthielt die Bedingung, dass er direkt für ein Jahr an den Regionalligisten Lüner SV verliehen würde. Aufgrund dieser Klausel entschied er sich gegen die Offerte.

Aus seiner Sicht besser verlief es, als er sich wenig später beim MSV Duisburg präsentieren durfte. Der Verein bot ihm einen Platz für den Bundesligakader zur Saison 1970/71. Dennoch gab es für ihn einen Grund zum Zögern, da ihm kurz zuvor eine Zugehörigkeit zur Olympia-Nationalmannschaft 1972 in Aussicht gestellt worden war; an diesem Turnier im eigenen Land hätte er nur als Amateur teilnehmen können. Dank der Aussicht einer dauerhaften Profilaufbahn fiel seine Entscheidung aber doch zugunsten des MSV[1], bei dem er einen Kontrakt mit 1.200 DM Grundgehalt zuzüglich 100 DM Siegprämie unterschrieb.[2]

Die Verpflichtung durch die Meidericher stellte den jungen Mann vor praktische Herausforderungen, da er in Bockum-Hövel wohnen bleiben wollte und zu diesem Zweck innerhalb kurzer Zeit seinen Führerschein machen musste. Darüber hinaus kaufte er sich einen gebrauchten VW Käfer.[3]

Der Linksaußen entdeckt die Bundesliga (1970−1972)

Beim MSV Duisburg war Dietz anfangs für die offensive Position des Linksaußen vorgesehen. In seine erste Spielzeit in der deutschen Eliteklasse startete er als Ergänzungsspieler. Am zweiten Spieltag ging es für die „Zebras“ gegen den FC Schalke 04 und der Neuverpflichtete saß erstmals auf der Bank, ohne jedoch zum Einsatz zu kommen. Dies änderte sich bei der nächsten Auswärtsbegegnung: Beim 2:0-Sieg über Werder Bremen am 5. September 1970 stand er nicht nur von Beginn an auf dem Feld, sondern erzielte in der 59. Minute auch den Führungstreffer. Dies gelang ihm, obwohl er bereits in der 20. Minute von Nationalspieler Horst-Dieter Höttges hart getroffen worden war und geblutet hatte. Beim nachfolgenden Heimspiel stand er erneut in der Startformation und wurde dabei von mehreren hundert Leuten aus Bockum-Hövel vor Ort unterstützt.[6]

Im weiteren Verlauf der Hinrunde wurde er zum unangefochtenen Stammspieler und erlebte einen deutlichen Aufwärtstrend der im Vorjahr fast abgestiegen Mannschaft mit. Während eine 0:5-Niederlage bei Eintracht Braunschweig am 22. Spieltag negativ herausstach, blieb die Elf von Trainer Rudi Faßnacht im heimischen Wedaustadion ungeschlagen. Beim Saisonfinale im Juni 1971 wurde der FC Bayern München zuhause mit 2:0 geschlagen, wodurch die Münchener die Meisterschaft zugunsten von Borussia Mönchengladbach verspielten.[7] Dies war der Auftakt zu einer Reihe von Siegen gegen die sonst meist siegreichen Bayern, welche den MSV zu Zeiten von Dietz mehrfach in die Schlagzeilen brachten. Er selbst kommentierte später diesen Umstand:

„Hätte die Saison aus 34 Heimspielen gegen die Bayern bestanden, dann wären wir ganz locker Deutscher Meister geworden.“[8]

Neben einem Sieg gegen die Spitzenmannschaft aus München war zum Saisonende ein siebter Tabellenrang herausgesprungen, weswegen für die nachfolgende Spielzeit 1971/72 ein gewisser Optimismus aufkam. Mit Klaus Wunder und Rudi Seliger kamen überdies zwei sehr junge und talentierte Spieler, die an der Seite von Dietz zu den wichtigsten Spielern der nächsten Jahre zählen und es beide in die Nationalelf schaffen würden. Aus der eigenen Jugend rückte mit Ronald Worm ein weiterer künftiger Leistungsträger und Nationalspieler auf. Trotzdem durchlebten Bernard Dietz und der Rest der Mannschaft ein von Beginn an eher schwaches Jahr, das auf dem vierzehnten Platz mit einigen Punkten Vorsprung zu den Absteigern endete. Als besonderes Positiverlebnis blieb lediglich ein 3:0-Heimsieg gegen die Bayern in Erinnerung.[9]

Wechsel in die Abwehr und erste Höhepunkte (1972−1975)

Eine wichtigen Wendung in der Karriere des gelernten Stürmers ereignete sich in der Sommerpause des Jahres 1972. Teile davon verbrachten die Duisburger Kicker in England, wo Trainer Faßnacht bei einer Serie von Testbegegnungen die Idee entwickelte, Dietz auf der linken Abwehrseite aufzubieten. Der überzeugte dabei mit sehr starken Leistungen, sodass er von da an in der Defensive gesetzt war.[6] Seine besondere Stärke war, dass er sich auch nach dem Positionswechsel weiterhin rege ins Offensivspiel einschaltete. Wenngleich die Saison 1972/73 erst sein drittes Bundesligajahr darstellte, galt er bereits als einer der wichtigsten Leistungsträger der Mannschaft. Der MSV startete stark in diese Austragung der ersten Liga und durfte sich dank eines sechsten Platzes zur Winterpause berechtigte Hoffnungen auf eine Qualifikation zum europäischen Wettbewerb machen. Am Ende reichte es für einen soliden zehnten Rang.[10]

Das Bundesligajahr 1973/74 war wesentlich turbulenter als das vorausgehende. Im Herbst fanden sich „Ennatz“ und seine Kollegen auf dem letzten Rang wieder und mussten sich dazu noch mit 1:3 vor heimischem Publikum und trotz guter Leistung von Dietz dem Aufsteiger Fortuna Köln geschlagen geben. Dies hatte zur Folge, dass Trainer Faßnacht am 21. Oktober freiwillig und gegen den Willen der Profis das Handtuch warf. Mit Willibert Kremer wurde dessen bisheriger Assistent, der bis 1971 selbst Teil der Mannschaft gewesen war, zum Chefcoach befördert. Er vertraute Dietz das Amt des Mannschaftskapitäns an und stärkte damit seine ohnehin schon sehr wichtige Rolle innerhalb des Teams; zuvor hatte Detlef Pirsig die Aufgaben des Spielführers wahrgenommen. Kurz vor Weihnachten schaffte die Elf mit Erfolgen gegen Schalke und Bremen nach neun sieglosen Spielen in Serie eine Trendumkehr, überwinterte aber ganz am Ende der Tabelle. Die Rückrunde lief etwas besser, doch der Abstieg drohte bis weit in den Frühling hinein. Am 30. Spieltag besorgte Dietz mit einer starken Leistung und einem Kopfball zum 1:0-Endstand gegen Rot-Weiss Essen einen Sieg, der den Auftakt zum entscheidenden Schlussspurt der „Zebras“ darstellte. Aus den letzten fünf Partien holten sie neun von zehn möglichen Punkten (es galt das Zwei-Punkte-System) und konnten sogar schon einen Spieltag im Voraus den Klassenerhalt bejubeln.[11]

Nachdem man dem Abstieg knapp entgangen war, orientierten sich die Duisburger sehr schnell in die andere Richtung und beanspruchten am Ende des zweiten Spieltages nach Siegen gegen Schalke 04 und den Wuppertaler SV die Tabellenspitze für sich. Zwar konnte dieses Niveau nicht gehalten werden und nach einem stetigen Abwärtstrend reichte es in der Endabrechnung nur für Rang vierzehn, doch hielt die Saison gleich mehrere positive Höhepunkte für Dietz bereit. Einerseits gelang ihm im Dezember 1974 sein Einstand für die Nationalmannschaft, zu der er fortan regelmäßig eingeladen wurde. Dazu war es mit für einen Verteidiger bemerkenswerten acht Treffern sein bis dahin torreichstes Jahr, wobei er sowohl 1978/79 als auch 1980/81 erneut diese Bilanz aufweisen konnte. Allerdings ging das recht offensiv geprägte Spiel des MSV zulasten der Hintermannschaft, die sich 77 Gegentore einfing. Deutlich besser lief es im DFB-Pokal, denn nachdem unter anderem die Bayern geschlagen werden konnten, ging es gegen den Reviernachbarn Borussia Dortmund um den Einzug ins Endspiel. Gegen den Zweitligisten mussten die Duisburger beim Stand von 1:1 in die Verlängerung und es war Dietz, der sie letztlich ins Finale schoss.[12] In Hannover traf der MSV am 21. Juni 1975 auf Eintracht Frankfurt und musste in einem turbulenten Spiel, dessen Bedingungen durch ein Unwetter erschwert wurden, in der 57. Minute ein Gegentor durch Karl-Heinz Körbel hinnehmen. Der Rest der Partie verlief unglücklich aus Sicht der Meidericher, denn Klaus Thies verpasste frei vor dem Tor die Chance zum Ausgleich und Bernd Lehmann traf lediglich den Pfosten. Es blieb also beim 1:0 zugunsten der Eintracht, doch der MSV konnte sich zumindest mit der trotzdem erreichten Qualifikation für den UEFA-Cup trösten.[13]

Bernard Dietz hatte 1975 nicht nur über das Pokalfinale mit der Frankfurter Eintracht zu tun: Er erhielt einige Zeit vor dem Endspiel ein Angebot des hessischen Bundesligarivalen und traf sich in Düsseldorf mit Frankfurts Trainer Dietrich Weise zu Verhandlungen über einen möglichen Wechsel. Beide Seiten wurden sich einig und sein demnach bevorstehender Wechsel aus Duisburg machte in der Presse die Runde. Auf dem Parkplatz des Wedaustadions traf Dietz auf ein Paar mit Kind, das ihn unter Tränen eindringlich um den Verbleib beim MSV bat. Dies führte bei ihm zu einem Umdenken, das er im Nachhinein folgendermaßen beschrieb: „Du kannst den Fans [...], die mit dem ganzen Herzen am MSV hängen, einen Wechsel nicht antun.“ Am Abend nach der Begegnung sagte er den Hessen daher ab und blieb in Duisburg.[6][14]

Idol des „MSV Dietzburg“ (1975−1982)

Mit den „Zebras“ in Europa (1975−1979)

In der ersten Runde der UEFA-Pokalsaison 1975/76 wartete mit dem zyprischen Klub Enosis Neon Paralimni ein Gegner, der im heimischen Wedaustadion mit 7:1 abgefertigt wurde und auch im Rückspiel mit 2:3 unterlegen war. Mit Lewski Sofia zog der MSV anschließend ein schweres Los, gewann aber das Hinspiel zuhause mit 3:2. In Bulgarien stand es zunächst 1:1, bis ein Stürmer der Elf aus Sofia Detlef Pirsig rüde foulte und dennoch den Freistoß für sich zugesprochen bekam. Nach dessen Ausführung wehrte Bernard Dietz den Ball im Strafraum mit der Hand ab und war somit der Pechvogel, der den Elfmeter zum 1:2-Endstand verursachte. Aufgrund der Auswärtstorregel schieden die Meidericher dadurch aus.[15]

Der Start in die Bundesliga verlief nach der Sommerpause 1975 schwach und nach neun Spieltagen befand sich das Team einmal mehr im Besitz der „roten Laterne“ des Letztplatzierten. Dank einer positiven Serie endete die Hinrunde doch noch auf Platz neun, bevor es im neuen Jahr wieder abwärts ging und Trainer Kremer als Folge darauf im März 1976 durch seinen Assistenten Rolf Schafstall ersetzt wurde. Am Ende stand Dietz mit seinen „Zebras“ auf Platz zehn und durfte sich auf die Teilnahme der Europameisterschaft dieses Sommers mit der deutschen Elf freuen.[16]

Zur Bundesligaaustragung 1976/77 wurde mit Otto Knefler ein Coach nach Duisburg geholt, den Dietz später als den für ihn prägendsten Mann in dieser Funktion beschrieb. Ferner charakterisierte er ihn als Vaterfigur, die viel Wert auf Disziplin legte.[1] Überzeugen konnte er auch durch Resultate, denn gleich zum Auftakt wurde dem Meister aus Mönchengladbach ein 1:1-Remis abgetrotzt und bei der Heimpremie gelang sogar ein 5:2 gegen den FC Bayern. Nach dem 20. Spieltag belegte die Mannschaft den dritten Rang, doch die Hoffnungen auf eine Teilnahme am europäischen Wettbewerb erfüllte sich mit einem neunten Platz in der Endabrechnung nicht.[17]

Am 6. August 1977 traf Duisburg zur Saisoneröffnung vor heimischem Publikum auf den Hamburger SV mit seinem neuverpflichteten Starspieler Kevin Keegan. Mit einer herausragenden Leistung vermieste „Ennatz“ dem Engländer seinen Einstand in der Bundesliga und ermöglichte einen 5:2-Erfolg seines Teams. Nur Wochen später folgte eine absolute Sternstunde, als am 5. September die Bayern an die Wedau reisten. Der Linksverteidiger war vornehmlich für die Abwehrarbeit gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Karl-Heinz Rummenigge vorgesehen[18], schaltete sich allerdings von Beginn an in die Angriffsbemühungen ein und brachte den MSV nach 20 Minuten mit 1:0 in Führung. Bis zur Pause drehten die Münchener das Spiel, ehe Dietz in der 49. Minute zum 2:2 ausgleichen konnte. Acht Minuten später traf Gerd Müller für die Bayern, doch in den Minuten 76 bzw. 78 sorgte „Ennatz“ für einen Doppelschlag, bevor seine Mannschaftskameraden sogar noch auf 6:3 erhöhten.[19] Ihm gelangen damit als einzigem Verteidiger der Ligageschichte[1] vier Treffer, noch dazu gegen den deutschen Rekordmeister und Nationaltorwart Sepp Maier. Der Kicker titelte daraufhin: „MSV Dietzburg gegen Bayern München 6:3“.[20] Um seine Bedeutung für den Verein hervorzuheben, wurde der Spitzname „MSV Dietzburg“ während seiner aktiven Zeit in Duisburg insbesondere von der Presse[21] sehr häufig verwendet.[22][23]

Die Zebras machten im weiteren Verlauf der Saison 1977/78 ordentlich weiter, woran sich auch nichts änderte, als am 1. Dezember Trainer Knefler aus gesundheitlichen Gründen verabschiedet werden musste; nach zwei Interimstrainern übernahm erneut Rolf Schafstall die Aufgabe. Am letzten Spieltag schlüpfte Dietz erneut in die Heldenrolle, als er gegen Schalke 04 zum 1:0-Endstand traf und den MSV so zurück in den europäischen Wettbewerb brachte.[24]

1978 war das Jahr, in dem seine Amtszeit als Kapitän endete und gleichzeitig eine neue begann: Beim MSV wurde er in der Funktion trotz seiner weiterhin herausragenden Rolle durch Kees Bregman ersetzt, wohingegen er beim DFB erstmals Spielführer war. Einige Zeit später übernahm er auch beim MSV wieder diese Aufgabe.[25] Die folgende Hinrunde in der Bundesliga verlief schwach, wofür auch eine Formschwäche des sonst so wichtigen Dietz mitverantwortlich war. Angesichts einer langen Verletztenliste nutzte er seinen großen Einfluss beim Verein und forderte eine weitere Spielverpflichtung, die Anfang September mit dem vormaligen Schalker Manfred Dubski vollzogen werden konnte. Aufgrund der schlechten Resultate kam in der nächsten Zeit negative Stimmung im gesamten Umfeld auf. Der inzwischen 30-jährige Dietz sah einen Anlass für Kritik an der Führung, bedauerte die Abgänge von Theo Bücker sowie MSV-Rekordspieler Michael Bella und äußerte sich über die aus seiner Sicht zu starke Ausrichtung auf junge, unerfahrene Akteure: „Mit einem halben Dutzend junger Burschen ist auf die Dauer kein Staat zu machen.“ Nach Platz 16 im Winter ging es in der Rückrunde etwas bergauf und am Ende stand der dreizehnte Rang. Erklärbar war dies neben der Unerfahrenheit mit der Dreifachbelastung aus Liga, DFB- und UEFA-Pokal.[26] Weil für Dietz noch die Nationalmannschaft hinzukam und er trotzdem keine Auszeit in Anspruch nahm, waren es für ihn insgesamt 54 Pflichtspiele in einer Saison.[27]

Völlig anders als im Ligaalltag lief es für die „Zebras“ 1978/79 im europäischen Wettbewerb. Nachdem sie sich in der ersten Runde deutlich gegen den polnischen Klub Lech Posen durchsetzten, stand anschließend ein Duell mit dem DDR-Oberligisten Carl Zeiss Jena an. Zum Auftakt gab es bei den Thüringern ein torloses Unentschieden und auch beim Rückspiel im Wedaustadion stand es nach 90 Minuten. Dann war es einmal mehr Dietz, der in einem wichtigen Moment für den MSV traf und in der Verlängerung zum 1:0 einnetzte; am Ende wurde es sogar ein 3:0-Sieg für die Mannschaft in den blau-weißen Trikots. Im Achtelfinale ging es gegen Racing Straßburg und nach einem 0:0 in Frankreich schafften die Duisburger mit einem 4:0-Erfolg den Sprung in die Runde der letzten Acht. Gegen Honvéd Budapest profitierten sie nach einem 3:2 in Ungarn und einem 1:2 vor heimischem Publikum von der Auswärtstorregel, sodass der sensationelle Einzug ins Halbfinale glückte. Im Kampf um die Qualifikation für das Endspiel musste der MSV zu zwei „internationalen“ Begegnungen gegen den regionalen Nachbarn Borussia Mönchengladbach antreten. Nach einem 2:2 zuhause kassierte die Elf weiter südwestlich am Niederrhein eine 1:4-Schlappe. Es blieb dennoch das erfolgreichste Abschneiden des MSV Duisburg im europäischen Wettbewerb.[28] Allerdings hätte Dietz sich und seinen Kollegen noch mehr zugetraut: „Es fehlte dieses europäische Flair. [...] Die Gladbacher lagen uns nicht so.“ Nach seinem Glauben hätte es gegen einen europäischen Gegner, zu dem die Verbindung nicht so eng gewesen wäre, für das Weiterkommen reichen können.[29]

Negativer Trend und Abstieg (1979−1982)

Der Beginn der Spielzeit 1979/80 verlief positiv, unter anderem mit einem 5:0-Sieg gegen Bayer Leverkusen am dritten Spieltag. Dietz, der trotz seines verhältnismäßig hohen Alters etwas Neues wagte und sich testweise auf der Liberoposition aufstellen ließ, warnte vor Euphorie, als der MSV nach drei Siegen in Serie zwischenzeitlich Platz vier belegte: „Das waren sechs Punkte für den Klassenerhalt!“ Eine 0:2-Heimniederlage gegen Köln verdeutlichte dies und bildete zudem den Anlass dafür, dass „Ennatz“ wieder auf der linken Seite verteidigen durfte. Es ging weiter bergab und nach einem 1:2 gegen Schalke musste der erst im Sommer geholte Trainer Heinz Höher seinen Platz zugunsten seines Assistenten Friedhelm Wenzlaff räumen. Durch eine Serie von drei gewonnenen Partien erreichte die Mannschaft am 32. Spieltag den Klassenerhalt.[30]

Im Anschluss an das von Abstiegssorgen geprägte Jahr sollte er nach dem Willen von Hennes Weisweiler zum von ihm trainierten New York Cosmos in die Vereinigten Staaten wechseln. Zwar hätte er dort zumindest für einen kurzen Zeitraum an der Seite von Franz Beckenbauer gekickt und auch der legendäre Brasilianer Pelé hatte bereits seine Spuren bei den New Yorkern hinterlassen, doch er entschied sich für einen Verbleib in Duisburg.[6]

Seine Entscheidung zugunsten des Meidericher Spielvereins hatte zur Folge, dass er sich erneut dem Abstiegskampf stellen musste. Anfangs blieb das Team sechsmal ungeschlagen und war auf einem guten Kurs, bis eine 3:4-Heimniederlage gegen Köln eine negative Wendung einleitete. Insbesondere bei einem 1:5 in Dortmund präsentierte sich der Kapitän schwach, weswegen von mancher Seite gefordert wurde, ihn zeitweise aus der Startelf zu verbannen. Dietz bekam aber weiterhin das Vertrauen von Trainer Wenzlaff und konnte sich mit seinen „Zebras“ letztlich ein erneutes Mal retten. Am 31. Spieltag besiegelte man den Klassenerhalt durch ein 5:1 gegen die Schalker, bei dem Dietz einmal traf und das den FC Schalke 04 die Zugehörigkeit zur Bundesliga kostete. Der Vertrag von Friedhelm Wenzlaff wurde trotz stetiger Diskussionen über den Sommer 1981 hinaus verlängert, was vor allem auf die Unterstützung durch „Ennatz“ zurückzuführen war.[31]

Zunächst rechtfertigte der Trainer das Vertrauen, da das Austragungsjahr 1981/82 zufriedenstellend für den MSV begann. Der 26. September 1981 wurde für Dietz und seine Mitspieler hingegen zu einem schwarzen Tag, da es beim Hamburger SV eine 0:7-Niederlage gab. Dies war der Auftakt zu einer steilen Talfahrt, am 30. November wurde Wenzlaff durch Kuno Klötzer ersetzt, was den Abwärtstrend jedoch nicht stoppte. Am 29. Mai 1982 lief „Ennatz“ zum letzten Mal für Duisburg in der Bundesliga auf und musste trotz eines 2:1-Siegs gegen Fortuna Düsseldorf den Abstieg hinnehmen, den Dietz auf die fehlende mannschaftliche Geschlossenheit zurückführte.[1] Dieser leitete nach zwölf Jahren seinen Abschied vom MSV ein, da der Klub ihn aufgrund massiver Einsparmaßnahmen, bedingt durch die mit dem Abstieg noch verschärften finanziellen Probleme, abgeben wollte.[32] „Eigentlich wäre ich nie gewechselt“, beschrieb er diese Situation später, doch habe der Verein darauf bestanden. „Als das klar war, habe ich die Sachen gepackt und geweint“, erzählte er weiter.[1]

Letzte Jahre auf Schalke (1982−1987)

Runter und wieder rauf (1982−1984)

Der bereits 34 Jahre alte Linksverteidiger fand umgehend wieder Arbeit, als er beim Bundesligaaufsteiger Schalke 04 unterschrieb. Zwar hatte sich der Klub mit einigen vermeintlichen personellen Verstärkungen für die Bundesliga gerüstet, doch ließ der Zusammenhalt im Team schnell zu wünschen übrig. Dietz durfte sich über einen sicheren Stammplatz freuen, musste aber zugleich feststellen, dass dies nicht die einzige Parallele zu seinen letzten Jahren beim MSV war: Auch der Abstiegskampf blieb Teil seiner Arbeit. Es hagelte eine Reihe von Niederlagen, darunter ein 2:6 gegen den Hamburger SV am 17. Spieltag. Diese Pleite verhalf den Norddeutschen zur Herbstmeisterschaft, wohingegen die Gelsenkirchener auf einem Abstiegsplatz überwintern mussten. Dietz erhielt immer wieder das Vertrauen seines Trainers Sigfried Held und auch das des ab Januar 1983 amtierenden Nachfolgers Jürgen Sundermann, wodurch er trotz seines hohen Alters als einziger Spieler keine Partie verpasste.[33] Die zweite Saisonhälfte verlief allerdings ähnlich schlecht, sodass die „Knappen“ sich in der Relegation gegen den Zweitligadritten Bayer Uerdingen behaupten mussten. Immerhin stellte die Teilnahme an diesem erst im Vorjahr eingeführten Endkampf gegen den Abstieg ein Novum in der langen Karriere des Nationalspielers dar, doch bewahrte sie seine Mannschaft nicht vor dem Abstieg: Nach einem 1:3 in Krefeld reichte es zuhause nur zu einem 1:1-Unentschieden.[34]

Nach dreizehn Jahren musste „Ennatz“ also Abschied von der höchsten deutschen Liga nehmen und trat mit Schalke den Gang in die Zweitklassigkeit an. So kam es für ihn zu einer weiteren Premiere, als er am 5. August 1983 bei einem 3:0-Heimsieg gegen den SC Charlottenburg im Alter von 35 Jahren sein Zweitligadebüt gab. Da er nach wie vor unumstritten war und an nahezu bei allen Begegnungen auflief, blieb ihm im November das Zusammentreffen mit seinem Ex-Klub nicht erspart. Für Zweitligaverhältnisse außergewöhnliche 32.000 Zuschauer waren im Duisburger Wedaustadion anwesend, als Dietz und die Schalker sich 1:1 vom MSV trennten.[35] Unter dem neuen Trainer Diethelm Ferner ordneten sich die „Königsblauen“ schnell in der Spitzengruppe ein, verloren insgesamt nur sechsmal und wurden so am Saisonende Tabellenzweiter hinter dem Karlsruher SC - damit war der Wiederaufstieg geschafft. Jenseits davon hielt die Spielzeit im Pokal einen Höhepunkt bereit, der für Dietz eines der ungewöhnlichsten Spiele seiner Laufbahn darstellte, wenngleich er anders als beim 6:3 gegen die Bayern 1977 nicht selbst in der Hauptrolle steckte. Ebenjene Münchener waren im Halbfinale im Gelsenkirchener Parkstadion zu Gast und sollten dem späteren Nationalspieler Olaf Thon zu großer Bekanntheit verhelfen: Bereits nach 20 Minuten stand es 3:2 zugunsten der Gäste, am Ende der regulären Spielzeit war es ein 4:4, zu dem Thon bereits zwei Treffer beigetragen hatte. In der Verlängerung fügte sich auch Dietz in diese Geschichte ein, als er nach dem erneuten Führungstreffer der Bayern in der 115. Minute zum 5:5 ausglich. Dieter Hoeneß traf ein weiteres Mal für die Süddeutschen, bevor Thon sich durch das 6:6 unmittelbar vor Abpfiff endgültig zum Helden machte. Im fälligen Wiederholungsspiel gab es eine 2:3-Niederlage, weswegen Dietz ein mögliches zweites DFB-Pokalfinale nach 1975 verpasste.[36]

Langsamer Abschied (1984−1987)

Nach dem erreichten Aufstieg stahl ihm der von Werder Bremen zurückgeholte Klaus Fichtel mit seinen beinahe 40 Jahren den Rang des „Oldies“ in der Mannschaft, doch seine Rolle als Stammspieler konnte Dietz nach wie vor behaupten. Abgesehen von Fichtels Rückkehr verlief die nachfolgende Spielzeit eher unspektakulär, da Schalke sich als solider Aufsteiger präsentierte und am Ende mit dem achten Rang sogar in der oberen Tabellenhälfte stand.[37]

Ähnlich höhepunktsarm verlief die Saison 1985/86, in der die „Königsblauen“ allerdings wieder in Abstiegsgefahr gerieten. Die bemerkenswerteste Partie war wohl ein 6:1-Heimsieg gegen den Rivalen Borussia Dortmund, bei dem es zur Halbzeit noch 0:0 gestanden hatte.[38] Dietz steuerte inzwischen merklich dem Ende seiner Karriere entgegen und hatte zu dieser Zeit mit Verletzungen zu kämpfen[39], weswegen er kurz nach seinem 38. Geburtstag im März ausfiel und von da an nur noch zusehen konnte, wie seine Teamkameraden gegen den Abstieg kämpften und sich am vorletzten Spieltag schließlich retteten.

Nach der Sommerpause 1986 erhielt er unter dem neuen Trainer Rolf Schafstall, den er noch aus Duisburger Zeiten kannte, zunächst wieder Chancen auf Einsätze, doch seine Verletzungen wie auch sein schwieriges Verhältnis zu Schafstall bereiteten ihm massive Probleme.[39] Am 8. November 1986 nahm er bei einer 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach zum 495. und letzten Mal an einer Begegnung in der Bundesliga teil. Noch bis zum Saisonende stand er im Kader, doch zur Sommerpause 1987 endete seine Zeit als Bundesligakicker endgültig; während seines letzten Jahres hatte er parallel bereits die Schalker A-Jugend als Trainer betreut.[40]

Dietz wurde im Verlauf seiner 495 Bundesligapartien nicht ein einziges Mal vom Platz gestellt und hält bis heute bemerkenswerte Rekorde: Zum einen ist er der Spieler der deutschen Eliteklasse, der mit 221 Niederlagen am häufigsten ohne Punkte ausging. Wenngleich es einige Akteure mit mehr Einsätzen gab, nahm „Ennatz“ mit Duisburg und Schalke so häufig wie kaum ein anderer am Abstiegskampf teil, was diesen Rekord erklärt. Daneben setzte er aber auch eine positive Bestmarke, denn mit 77 Treffern ist er der torgefährlichste Abwehrspieler in der Ligageschichte.[23] Für seinen endgültigen Abschied von der Liga kehrte der mittlerweile 40-Jährige am 10. Mai 1988 ins Duisburger Wedaustadion zurück, wo er vor 25.000 Zuschauern gegen die Nationalelf antrat und zahlreiche Stars des deutschen Fußballs zu seinen Ehren erschienen.[41][42]

Nationalmannschaft

Durchbruch und Turnierteilnahmen (1974−1978)

Bereits 1970 war Dietz von der Amateurnationalmannschaft eingeladen worden und hatte bei einem Qualifikationsspiel gegen Österreich im Kader gestanden, ohne eingesetzt zu werden.[3] Des Weiteren absolvierte er in den Jahren 1974 und 1975 drei Begegnungen für die B-Auswahl.

Ende 1974 erhielt der damals 26-Jährige eine Einladung in die A-Nationalmannschaft unter der Führung von Trainer Helmut Schön und debütierte für diese am 22. Dezember dieses Jahres, als er bei einem 1:0-Sieg auf Malta von Beginn an auf dem Platz stand. Im Anschluss daran wurde er regelmäßig nominiert und nahm im April bzw. Mai 1976 an den Playoffs teil, bei denen sich die Deutschen, die zuvor Sieger ihrer Qualifikationsgruppe geworden waren, mit einem 1:1 und einem 2:0 gegen Spanien das Ticket zur Europameisterschaft 1976 sicherten. Der Wettbewerb wurde zur damaligen Zeit unter lediglich vier Mannschaften entschieden, womit das Turnierdebüt von Dietz am 17. Juni bereits das Halbfinale darstellte. Nach einem anfänglichen 0:2-Rückstand setzte sich die DFB-Elf in der Verlängerung mit 4:2 gegen Gastgeber Jugoslawien durch und traf im Endspiel auf das Nachbarland Tschechoslowakei. Da es sowohl nach 90 als auch nach 120 Minuten 2:2-Unentschieden stand, musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Auch Bernard Dietz, der beide Turnierspiele über ihre volle Länge bestritten hatte, sollte zu den Schützen gehören, war dem in diesem Moment aber nicht gewachsen: Er behauptete, er würde unter Wadenkrämpfen leiden und wurde daher von der Liste der Schützen gestrichen. Weil Uli Hoeneß den vorletzten deutschen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel schoss und alle Tschechoslowaken treffsicher waren, wurde der Titel verpasst; weil Dietz ohnehin als letzter Schütze noch nach Hoeneß vorgesehen gewesen wäre, hatte sein Rückzieher aber letztlich keine Auswirkung.[1]

Bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien zählte er ebenfalls zum Aufgebot und gehörte in der Regel der ersten Elf an. Nachdem die Mannschaft die Vorrunde überstanden hatte, musste sie in einer Zwischenrunde, die auch im Gruppenmodus ausgetragen wurde, um den Einzug ins Finale kämpfen. Nach zwei Unentschieden gegen Italien und die Niederlande wurden die Ambitionen jedoch durch die so genannte Schmach von Córdoba endgültig verspielt. Dietz stand auf dem Platz, als Deutschland den Österreichern mit 2:3 unterlag und die Qualifikation fürs Endspiel letztlich klar verfehlte. Als wesentliche Ursache für das Scheitern beschrieb Dietz im Nachhinein die fehlende mannschaftliche Geschlossenheit und die schlechte Stimmung in Folge der lagerartigen Unterbringung während des Turniers.[43]

Kapitänsamt und Triumph bei der EM (1978−1981)

Im Anschluss an die WM 1978 erhielt die Nationalelf mit Jupp Derwall einen neuen Trainer. Derwall traf kurz nach seinem Amtsantritt die Entscheidung, Dietz hinter Bayern-Torwart Sepp Maier die Rolle des stellvertretenden Kapitäns zu übertragen.[6] Diese neue Funktion durfte Dietz zum ersten Mal am 20. Dezember 1978 ausüben, als Maier gegen die Niederlande nicht aufgeboten wurde und er somit nachrückte.[44] Durch einen 1979 erlittenen Unfall war Maier schließlich gezwungen, seine Laufbahn zu beenden und so stieg der Duisburger Verteidiger dauerhaft zum Spielführer auf.[45]

Nach der enttäuschenden WM konnte sich die deutsche Elf einen der acht Startplätze zur Europameisterschaft 1980 sichern. Der Modus sah zwei Gruppen vor, aus denen sich die jeweils Erstplatzierten direkt für das Endspiel qualifizierten. Die von Dietz angeführte Mannschaft schlug die Tschechoslowakei sowie die Niederlande und kam ohne Mitwirkung des Kapitäns nicht über ein 0:0 gegen Griechenland hinaus. Dennoch reichte es für den Einzug ins Finale, das am 22. Juni in Rom gegen Belgien ausgetragen wurde. Sein zweites EM-Finale nach 1976 verlief für „Ennatz“ glücklicher als das vorausgehende, denn Horst Hrubesch erzielte kurz vor Ende der regulären Spielzeit den 2:1-Siegtreffer. Dank seiner Rolle in der Mannschaft durfte er bei der nachfolgenden Siegerehrung nicht nur den größten Erfolg seiner Karriere feiern, sondern auch den Pokal als Erster in die Höhe recken. „Kaum zu glauben, da stand der kleine Arbeiter aus dem Ruhrpott plötzlich ganz oben und war Europameister“[46], kommentierte er die Situation rückblickend selbst.

Zu Beginn des Jahres wollte er im Anschluss an sein 50. Länderspiel seinen Rücktritt aus dem Nationalteam verkünden, doch auf Drängen des Bundestrainers Jupp Derwall verzichtete er auf diesen Schritt. Im weiteren Verlauf des Jahres kam es unter anderem durch die Rückkehr von Paul Breitner zu Verstimmungen innerhalb der Mannschaft. Gleichzeitig setzte Derwall, der Dietz noch Monate zuvor zum Bleiben bewegt hatte, seinen Kapitän zwischenzeitlich nur noch auf die Bank. Bei einer 1:2-Niederlage gegen Brasilien am 19. Mai 1981 bestritt Dietz sein 53. Länderspiel und wurde von da an nicht mehr nominiert. Die Kapitänsbinde hatte er bis dahin 19 Mal getragen.[6][47]

Zeit als Trainer (1986−2006)

Einstieg und Jahre im Amateurbereich (1986−1994)

Schon während der Spielzeit 1986/87, als er noch dem Schalker Bundesligakader angehörte, übernahm er die Trainerverantwortung für die A-Jugend des Klubs. Er trug dazu bei, dass der spätere Nationaltorwart Jens Lehmann durch die Gelsenkirchener verpflichtet werden konnte. Mit seinem Abschied aus der ersten Mannschaft endete zur Sommerpause 1987 gleichzeitig seine Tätigkeit im Jugendbereich, er verließ Gelsenkirchen und wurde für die nachfolgende Saison 1987/88 als Coach des Oberligisten ASC Schöppingen eingestellt. In der damals noch drittklassigen Oberliga Westfalen erreichte der ASC unter Dietz mehrfach Spitzenplatzierungen: Bereits 1988 betrug der Rückstand auf den zweiten Westfalia Herne lediglich einen Punkt, womit eine eventuelle Teilnahme an der Deutschen Amateurmeisterschaft entsprechend knapp verpasst wurde. Der Rückstand auf den Meister Preußen Münster, der an der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga teilnehmen durfte, war hingegen sehr deutlich. 1989 und 1990 behauptete die Elf den dritten Rang, wenn auch mit größerem Rückstand. Ein bedeutender Erfolg gelang 1990 mit dem Gewinn des Westfalenpokals durch einen 5:0-Finalsieg gegen den DSC Wanne-Eickel. So durfte Dietz wieder an dem Wettbewerb teilnehmen, bei dem er 1975 im Finale gestanden hatte: Schöppingen hatte sich über den Westfalenpokal für den DFB-Pokal qualifiziert und traf am 4. August 1990 auf den Bundesligisten Eintracht Frankfurt, gegen den Dietz mit dem MSV einst in besagtem Endspiel unterlegen gewesen war. Mit einer 1:2-Niederlage präsentierte sich seine Mannschaft stark gegen den klaren Favoriten, doch der Einzug in die nächste Pokalrunde wurde verpasst.

Das Auftreten im Pokal bildete den Auftakt zu einer Spielzeit, die noch eine Steigerung zu den Vorjahren darstellte und auf dem zweiten Platz endete. Am Ende fehlte hinter dem SC Verl nur ein Punkt zur Meisterschaft und der damit verbundenen Aufstiegsrunde zur Zweitklassigkeit. Zumindest durfte die von Dietz trainierte Elf um den Titel des Deutschen Amateurmeisters 1991 mitspielen, kam aber trotz eines 3:3-Unentschieden gegen den namhaften Mitbewerber Alemannia Aachen nicht über die Gruppenphase hinaus. Die nachfolgende Saison 1991/92 brachte einen leichten sportlichen Abwärtstrend, endete aber auf einem soliden siebten Tabellenrang in der Oberliga. Finanzielle Gründe setzten den erfolgreichen Jahren der Westmünsterländer im Anschluss an die Spielzeit ein rasches Ende und zwangen sie zum Rückzug aus der höchsten Amateurliga. Dies war für Dietz zugleich auch das Ende seiner Zeit in Schöppingen, während der er die erfolgreichste Zeit des Vereins mitgestaltet hatte. Darüber hinaus kann er für sich verbuchen, dass er mit Alfred Nijhuis und Jörg Lipinski, die jeweils 1991 zum MSV Duisburg bzw. zu Rot-Weiss Essen wechselten, zwei Akteuren zum Sprung in den Profifußball verhalf.[40][48]

Nach seinem Abschied aus Schöppingen fand er 1992 im vormaligen Oberligakonkurrenten SC Verl einen neuen Arbeitgeber. Er konnte dabei an seine vorausgehenden Erfolge als Trainer anknüpfen und führte das Team in seinem ersten Jahr zum zweiten Tabellenplatz. Daher durften die Ostwestfalen an der Amateurmeisterschaft 1993 teilnehmen, schieden jedoch nach vier Niederlagen in der Gruppenphase chancenlos aus. Die nachfolgende Spielzeit 1993/94 stellte durch eine anstehende Ligenreform einen Sonderfall dar, weil mit der landesweit nur noch in vier Staffeln ausgetragenen Regionalliga eine neue dritthöchste Klasse geschaffen wurde, für die sich die sechs besten Mannschaften qualifizierten. Mit fünf Punkten Vorsprung auf den siebtplatzierten VfL Gevelsberg sicherten sich Dietz und seine Spieler einen Startplatz für die West/Südwest-Staffel. Direkt im Anschluss daran verließ er den Klub, um beim VfL Bochum Jugendtrainer zu werden.[40]

Nachwuchsförderer in Bochum (1994−2001)

Beim Profiklub aus Bochum übernahm er Verantwortung im Nachwuchsbereich, indem er die A-Jugend und später auch die Amateurmannschaft trainierte. 1994 hatte er die A-Junioren unter schwierigen Bedingungen übernommen und sorgte für einen positiven Schub für die U-19-Mannschaft, der sich unter anderem im Gewinn des Westfalenpokals dieser Altersklasse ausdrückte. Von der U-19 wechselte er zu den Amateuren des Vereins. Die zweite Auswahl führte er zurück in die viertklassige Oberliga Westfalen, bevor 1999 sogar der Aufstieg in die Regionalliga glückte; durch den gleichzeitigen Abstieg der Profis spielten die Amateure nun nur noch eine Klasse tiefer als die Zweitligamannschaft der Bochumer. Kurz darauf wechselte Dietz die Seiten, als er im Oktober 1999 Ernst Middendorp beerbte und für eine Übergangszeit zum Trainer der Profielf wurde. Als solcher verhalf er einigen Nachwuchskräften aus der U-23 wie dem späteren Nationalspieler Paul Freier zum Durchbruch bei den Profis. Auch in sportlicher Hinsicht lief es unter seiner Ägide gut, weswegen eine weitere Beschäftigung in dieser Funktion zum Thema wurde; Dietz selbst hatte daran aber ohnehin kein Interesse und kehrte am Jahresende zu den Amateuren zurück.[6]

Am Saisonende 1999/2000 musste er mit seinen Nachwuchskickern den Wiederabstieg in die Oberliga hinnehmen. Parallel schafften die Profis den Aufstieg in die Bundesliga, mussten allerdings schon 2001 wieder ins Unterhaus zurückkehren. Im Anschluss an den direkten Wiederabstieg wurde Dietz erneut zum Cheftrainer der ersten Garde des VfL Bochum befördert. Sportlich lief es relativ gut und der VfL befand sich dicht hinter den Aufstiegsplätzen, als Dietz am 3. Dezember 2001 überraschend das Handtuch warf. Seinen Rücktritt begründete er damit, dass er die Mannschaft entgegen seiner Pläne noch nicht auf einen Aufstiegsplatz hatte führen können und sagte weiter: „Ein maßgeblicher Grund [...] war die mangelnde Berufsauffassung einiger Spieler der heutigen Fußballer-Generation.“ Die gemeinten Mitglieder der Mannschaft titulierte er außerdem als „Möchtegern-Fußballer“. Auf eine eventuelle Abfindung verzichtete er und auch zu einer denkbaren Rückkehr zur Amateurmannschaft kam es nicht.[49] Stattdessen kehrte er Bochum nach sieben Jahren den Rücken und war vorübergehend ohne Arbeitgeber im Fußball.

Rückkehr nach Duisburg und letzter Versuch in Ahlen (2002−2006)

Mit Detlef Pirsig war es ein alter Bekannter aus Spielerzeiten, der 2002 das Amt des Sportdirektors bei den Duisburgern innehatte und Dietz nach langen Jahren der Abwesenheit zu einer Rückkehr bewegte. Wie zuvor in Bochum lag der Fokus auf der Nachwuchsarbeit, denn er war für die Amateurmannschaft des MSV Duisburg zuständig. Schon bald ging es für ihn allerdings weiter zur zweitklassig spielenden Profimannschaft, als er am 3. November 2002 übergangsweise den Posten des zuvor entlassenen Cheftrainers Pierre Littbarski übernahm. Anschließend gewann die Mannschaft unter seiner Leitung fünf von sechs Spielen, was am Saisonende maßgeblich zum Klassenerhalt beitrug. Ab Mitte Dezember konnte er sich wieder voll seinen Amateuren zuwenden, musste allerdings am Ende der Spielzeit mit ihnen den Abstieg in die fünftklassige Verbandsliga hinnehmen. 2004 führte er die Talente zum direkten Wiederaufstieg in die Oberliga Nordrhein. In den nachfolgenden Jahren belegte das Team Platzierungen im Tabellenmittelfeld. Mit Beginn der Spielzeit 2006/07 gab Dietz die Verantwortung ab und übernahm dafür den Regionalligisten Rot Weiss Ahlen.

In Ahlen startete er nach seinem Abschied aus Bochum einen neuen Versuch, als fester Cheftrainer außerhalb des Nachwuchsbereichs Fuß zu fassen. Für den Zweitligaabsteiger lief es unter Dietz jedoch relativ schlecht und der Klub geriet auch eine Liga tiefer in die Nähe der Abstiegszone. Wenngleich sein Engagement am 29. Oktober 2006 erfolglos wieder endete, hatte „Ennatz“ in Ahlen zumindest eins erreicht: Mit Kevin Großkreutz hatte er einen gerade 18-jährigen Fußballer in die Mannschaft integriert, der es später bis in die Nationalelf schaffte.[40] Nach eigenen Angaben hatte er vor seinen Abschied durch die schwierige interne Situation „den Spaß am Fußball verloren“. Infolgedessen traf er die Entscheidung, seine Trainerlaufbahn zu beenden.[1] Im August 2012 machte er eine Ausnahme, als er sich dem MSV Duisburg übergangsweise als Co-Trainer zur Verfügung stellte.[42][50]

Verantwortlicher beim MSV (seit 2010)

Dietz 2011

Im Juli 2010 gab der MSV Duisburg bekannt, seinen ehemaligen Spieler und Trainer künftig in einer Funktion als Berater für den Vorstand in die Vereinsstrukturen zu integrieren. Dietz zeigte sich nach der Ankündigung überrascht und hatte nach eigener Auskunft im Vorfeld nichts davon gewusst, signalisierte aber Gesprächsbereitschaft und seinen grundsätzlichen Willen, dem Zweitligisten bei der Bewältigung vorhandener Probleme zu helfen.[51] Die Zusammenarbeit kam zustande, sodass er im September desselben Jahres in seine neue Rolle als „Vorstandsberater und Repräsentant“ eingeführt werden konnte. Zu seinen Aufgaben zählte insbesondere die Förderung der Außendarstellung bei Sponsoren und Anhängern, aber auch die Kontaktpflege zu ehemals für den Klub aktiven Spielern. Seine Motivation zur Arbeit im Verein beschrieb er mit den Worten:

„Der MSV ist meine Heimat, ich habe hier im Fußball alles erlebt, einmal MSV – immer MSV.“[52]

Im November 2011 wurde seine Aufnahme in den Aufsichtsrat der aus dem Hauptverein ausgegliederten Profiabteilung beschlossen.[53] Bereits anderthalb Jahre später kam es zu einem Postenwechsel, auch weil Dietz bei sich selbst nicht die notwendige wirtschaftliche Kompetenz für die Arbeit im Aufsichtsrat sah. Infolgedessen gab er diese Tätigkeit auf und wurde am 2. Mai 2013 stattdessen einstimmig in den Vorstand des Vereins gewählt.[54]

Der Fanmarsch war eine der Aktionen, die auf Dietz’ Unterstützungsaufruf folgten

Am 29. Mai 2013 und damit nur wenige Wochen nach seinen Eintritt in den Vorstand wurde bekannt, dass dem MSV durch die DFL keine Lizenz für die kommende Zweitligaspielzeit erteilt wurde. Bereits einen Tag später wandte sich Dietz mit einem offenen Brief an die Fans des Traditionsvereins. Dieser enthielt abschließend den Aufruf: „Zeigt euch und uns, zeigt der Liga und der Stadt und ganz Fußball-Deutschland, dass unser MSV im Profifußball bleiben muss! [...] Zeigt Streifen! Jetzt!“[55] Die Formulierung „Zeigt Streifen“ war eine Anspielung auf den bekannten Beinamen „Zebras“ zur Bezeichnung der Mannschaft und sie erfreute sich in der nachfolgenden Zeit reger Verwendung, unter anderem auch für die Spielankündigungsplakate in der nachfolgenden Saison.[56] Nach seinem Aufruf verstärkten die Anhänger des Klubs einerseits in hohem Maße dessen optische Präsenz in der Stadt Duisburg und organisierten andererseits zahlreiche Aktionen; ein Höhepunkt war der „Fanmarsch“ am 4. Juni, der 6.000 Unterstützer des Vereins auf die Straßen brachte.[57] Wenngleich der Zwangsabstieg im Juni bestätigt wurde, erhielt der Verein zumindest die Lizenz für die dritte Liga und konnte einen tieferen Sturz damit abwenden.

Charakter, Spiel- und Arbeitsweise

Der „Malocher“: Bernard Dietz auf dem Spielfeld

Geprägt wurde der spätere Profi in seiner Kindheit von der wirtschaftlich schwierigen Situation in seiner Familie: Er entwickelte auf diesem Wege eine starke Bescheidenheit, während für ihn gleichzeitig der Zusammenhalt untereinander im Vordergrund stand. Gleichzeitig ging er schon früh mit Begeisterung dem Fußballspielen nach und begann mit 13 Jahren eine Ausbildung, womit er früh in die Realität des Berufsalltags einstieg.[1] Auch auf dem Platz und im Training legte er harte Arbeit und Kampfgeist an den Tag, wodurch das Bild eines Malochers entstand.[58] Gleichzeitig hatte das Geldverdienen für ihn nie eine vorrangige Bedeutung: Nach eigenen Angaben musste er einen beträchtlichen Teil seines Anfangsgehaltes beim MSV Duisburg für Spritkosten ausgeben, da er ständig nach Bockum-Hövel pendelte.[2] „Ich habe nie für Geld Fußball gespielt, sondern aus Leidenschaft“, stellte er rückblickend fest.[1]

Den Hauptteil seiner Laufbahn erlebte er als Linksverteidiger, doch nachdem er im Jugend- und Amateurbereich als Stürmer und in seinen ersten Profijahren als Linksaußen gespielt hatte, schaltete er sich weiterhin regelmäßig ins Offensivspiel ein. Dieser Hintergrund erklärt, warum er mit 77 Treffern der torgefährlichste Verteidiger der Bundesligageschichte ist. Einzig in der Nationalmannschaft blieb er stärker auf die Defensive beschränkt und schoss in seinen 53 Länderspielen daher nie ein Tor. Untypisch für seine taktische Rolle war weiterhin seine bemerkenswerte Fairness, durch die er in 16 Jahren Bundesliga nie vom Platz gestellt wurde und lediglich zwölf gelbe Karten sah - zum Teil wurde er sogar in mehreren aufeinanderfolgenden Spielzeiten kein einziges Mal verwarnt.[42]

Hinsichtlich der Einstellung entdeckte der frühere Nationalspieler maßgebliche Unterschiede zwischen sich und jüngeren Spielergenerationen, sowohl bezüglich der Disziplin als auch mit Blick auf die Allgegenwärtigkeit persönlicher Berater. Er hingegen verzichtete während seiner gesamten Laufbahn auf einen ihm zur Seite stehenden Berater.[6]

Sein Privatleben

Wie weite Teile seines Lebens steht auch seine Ehe in Zusammenhang mit Fußball, denn „Ennatz“ heiratete die Tochter des Wirtsehepaars der Vereinsgaststätte des SV Bockum-Hövel, bei dem seine Laufbahn begonnen hatte; später hatte das Paar zwei Kinder.[2][1] Eine langjährige Heimat fand er später im nahegelegenen Dorf Walstedde.[59] Seine Heimattreue war auch dadurch gekennzeichnet, dass er sich für seine Arbeit im Fußball nie allzu weit von seinem Zuhause in Westfalen entfernte.

Für seine Gesundheit blieb die lange Zeit als aktiver Profi nicht ganz ohne Folgen, denn seine beiden Knie haben einen dauerhaften Schaden davongetragen.[18] Seine Trainerkarriere endete in Ahlen hingegen mit bloßer Enttäuschung, weswegen er laut eigener Auskunft den „Spaß am Fußball“ verloren habe.[1] Die reine Nachwuchsförderung interessierte ihn hingegen nach wie vor, sodass er im September 2007 gemeinsam mit seinem Sohn Christian die Fußballschule Dietz ins Leben rief.[39] Dort werden die Kinder auf den Sportanlagen verschiedener Vereine im Rahmen ein- bis dreitägiger „Camps“ geschult.[60] Ihr Konzept stellt die Freude an der Sportart sowie die Ausprägung sozialer Fähigkeiten durch das Spiel in den Vordergrund und praktiziert eine nicht leistungsorientiert ausgerichtete Förderung.[61]

Anerkennung durch den MSV und seine Fans

Am 19. Februar 2002 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des MSV Duisburg verliehen.[62] Als weitere Anerkennung für seine Leistungen im Zebradress stehen ihm und seiner Frau beim MSV Dauerkarten auf Lebenszeit zu.[14]

2005 sollten die Anhänger der Duisburger über den Namen des Vereinsmaskottchens abstimmen. Zur Wahl stand auch sein Spitzname „Ennatz“, der sich bei der Abstimmung mit einem deutlichen Vorsprung von rund 2.000 Stimmen durchsetzen konnte.[63] Im Vorfeld der Spielzeit 2010/11 hatte er wieder den weitaus größten Anteil an Fans hinter sich, als es um die Wahl der Vereinslegenden ging: Seither darf sich Dietz als größte Legende in der über 100-jährigen Geschichte des Klubs bezeichnen.[52]

Commons: Bernard Dietz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o Das große RS-Interview: Bernard „Ennatz“ Dietz wird 60 Jahre, reviersport.de
  2. a b c d Bernard Dietz wird 60, youtube.com Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „yt60“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. a b c d Spruchreif: MSV Duisburg-Legende Bernard Dietz zur wirtschaftlichen Situation des Vereins, youtube.com
  4. Leser fragen – Kees Jaratz antwortet: Was bedeutet der Name Ennatz?, zebrastreifenblog.wordpress.com
  5. je nach Quelle ist umstritten, ob er mit 16, 17 oder erst 18 in die erste Mannschaft aufrückte.
  6. a b c d e f g h Wollten Sie Duisburg nie verlassen, Bernard Dietz?, 11freunde.de
  7. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 102f.
  8. Kicker-Sportmagazin, Ausgabe 85/2014 (erschienen am 16. Oktober 2014)
  9. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 106f.
  10. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 108f.
  11. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 110f.
  12. Bernard Dietz erinnert sich an das DFB-Pokalfinale 1975, derwesten.de
  13. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 112f.
  14. a b Bernard Dietz: „Wir sind mal wieder dran“, transfermarkt.de
  15. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 114
  16. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 116
  17. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 118
  18. a b MSV-Ikone "Ennatz" Dietz wird 65 - In aller Bescheidenheit, derwesten.de
  19. Die Spielstatistik MSV Duisburg - FC Bayern München, fussballdaten.de
  20. Das Fangedächtnis des MSV Duisburg – Zu meiner Zeit. Teil 4: MSV-Fan sein, gestern und heute, zebrastreifenblog.wordpress.com
  21. Mallocher mit goldenem Besteck: EM-Kapitän „Ennatz“ Dietz wird 65, msv-duisburg.de
  22. Mallocher mit goldenem Besteck: EM-Kapitän „Ennatz“ Dietz wird 65, msv-duisburg.de
  23. a b Der Schmied aus Bockum-Hövel wird 65, 50jahre.bundesliga.de
  24. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 120f.
  25. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 127
  26. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 122
  27. Bernard Dietz, fussballdaten.de
  28. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 124
  29. Uefa-Cup: Der Pokal war deutsch, tagesspiegel.de
  30. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 125
  31. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 127
  32. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 128f.
  33. FC Schalke 04 - Bundesliga 1982/83, fussballdaten.de
  34. Schalke 04 Saisonrückblick 1982 83, karpfen04.de
  35. Die Spielstatistik MSV Duisburg - FC Schalke 04, fussballdaten.de
  36. Schalke Saisonrückblick 1983 84, karpfen04.de
  37. Schalke Saisonrückblick 84 85, karpfen04.de
  38. Schalke Saisonrückblick 85 86, karpfen04.de
  39. a b c 22. März 1948: Bernard Dietz wird geboren, tradition.schalke04.de
  40. a b c d Karriere als Trainer, fussballschule-dietz.de
  41. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 104
  42. a b c Bernard Dietz, fussballdaten.de; diese Quelle dient als Grundlage für statistische Angaben im Artikel
  43. Bernard Dietz: Ich saß verkatert mit den Österreichern im Flugzeug, zeit.de
  44. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 122
  45. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 117
  46. Bernard Dietz – der kleine Arbeiter aus dem Ruhrpott, rp-online.de
  47. Bernard Dietz - Nationalmannschaft, transfermarkt.de
  48. Bernhard Dietz übernimmt das Ruder, asc-schoeppingen.de
  49. Interview mit Bernard Dietz: "Ich hatte die Schnauze voll", spiegel.de
  50. Bernard Dietz, weltfussball.de
  51. Sport News: Peinlicher Eklat beim MSV Duisburg, zeit.de
  52. a b Dietz wird Vorstandsberater beim MSV, derwesten.de
  53. MSV: Legende Dietz erhält Sitz im Aufsichtsrat, reviersport.de
  54. Bernard Dietz rückt beim MSV Duisburg vom Aufsichtsrat in den Vorstand, derwesten.de
  55. Bernard Dietz schreibt offenen Brief an die MSV-Fans, 11freunde.de
  56. Spielankündigungsplakate Saison 2013 / 2014 als ZIP, msv-duisburg.de
  57. Trotzig in Trümmern, tagesspiegel.de
  58. ROT-WEISS AHLEN: Interview mit Bernard Dietz, reviersport.de
  59. Bockum-Höveler unterstützt das Museum, wa.de
  60. Tagescamp, fussballschule-dietz.de
  61. Konzept - Fussballschule Dietz, fussballschule-dietz.de
  62. Dagmar Dahmen, Hermann Kewitz, Bernd Bemmann: MSV Duisburg – die Chronik: wo Meiderich siegt … Hrsg. von MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA. Duisburg: Mercator-Verlag, 2. Auflage, 2005; ISBN 3-87463-391-8; S. 105
  63. "Ennatz" Dietz: Der Europameister lebt für seinen MSV, dfb.de