Palästina (Region)
Die Region Palästina (auch Kanaan und Terra Sancta/Heiliges Land genannt, arabisch فلسطين Filastīn, hebräisch: ארץ ישראל Eretz Jisra'el/Land Israel) liegt an der südöstlichen Küste des Mittelmeeres und umfasst ungefähr das Gebiet des heutigen Staates Israel, den Gazastreifen, das Westjordanland (Palästinensische Autonomiegebiete) sowie das Ostjordanland (heutiges Königreich Jordanien ohne die östlichen Wüstengebiete). Sowohl für Judentum und Christentum als auch für den Islam besitzt die Region eine besondere geschichtliche und religiöse Bedeutung.
Herkunft des Namens
Der Name Palästina bezieht sich auf das Volk der Philister, die ab ca. 1175 v. Chr. an der Mittelmeerküste des Landes Kanaan siedelten. Daher hieß der südliche Küstenstreifen (etwa heutiger Gazastreifen) in assyrischen Texten (8. Jh. v. Chr.) "Pilaschtu". Der griechische Historiker Herodot (5. Jh. v. Chr.) verwendet die Bezeichnung "Syria palaistine" für den gesamten Küstenstreifen zwischen Phönikien (etwa dem heutigen Libanon), dessen Südgrenze er vermutlich am Karmelgebirge zieht und der Gegend von Gaza, in der die Stadt Kadytis lag (s. Herodot III, 5). Das griechische "Palaistine" ergibt ins Lateinische übertragen: "Palaestina".
Dieser damals nicht mehr gebräuchliche Name wurde ab 135 n. Chr. durch die Römer für die gesamte Provinz Judäa verordnet, quasi als Strafe für den fehlgeschlagenen 2. jüdischen Aufstand (132 - 135 n. Chr.). Auch Jerusalem wurde in "Aelia Capitolina" umgenannt. Juden war das Betreten der Stadt und ihrer Umgebung verboten, sie wurden systematisch aus ihrer Heimat vertrieben (siehe Diaspora). Im Laufe der Spätantike wurden auch einige Gebiete östlich des Jordan geographisch zur Provinz Palaestina gerechnet, die im 4. Jh. n. Chr. in drei Teile aufgeteilt wurde. Militärverwaltungstechnisch blieb Palaestina jedoch damals eine Einheit. Zur Zeit der Türkenherrschaft wurde die Gegend "balad esch-scham" (das Land von Damaskus) genannt. Zu dieser Zeit wurden als Palästinenser die Juden bezeichnet, die im zukünftigen Mandatsgebiet lebten, die Araber der Region wurden nur als Araber bezeichnet.
Als palästinisch wird alles bezeichnet, was auf die Gegend bezogen mit dem antiken Palästina zu tun hat, zum Beispiel "palästinische Juden". Palästinensisch hingegen bezieht sich auf die heutige arabische Bevölkerung Palästinas, beispielsweise in "palästinensischer Aufstand".
Geschichte
Anfänge
In der Region sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Stadtstaaten nachweisbar. Hier trafen die Verkehrswege von drei Kontinenten aufeinander. Dadurch entwickelte sie sich zum Brennpunkt für religiöse und kulturelle Einflüsse aus Ägypten, Syrien, Mesopotamien und Kleinasien.
Ägyptische Vormacht
Durch die Einwanderung von Amoritern, Hethitern und Hurritern im 2. Jahrtausend v. Chr. sahen sich die Ägypter in ihrer Vormachtstellung bedroht und drängten diese Stämme zurück. Diese gingen im Volk der Kanaaniter auf.
Ab dem 13. Jahrhundert v. Chr. verlor Ägypten an Macht. Neue Einwanderer kamen in die Region, diesmal die Israeliten, eine Gruppe semitischer Nomadenstämme aus Mesopotamien, andere aus dem Sinai und den umliegenden Wüstenzonen (s. a. Hebräer/Habiru in ägypt. u. hurritischen Quellen) und die Philister, ein Volk wahrscheinlich indogermanischer Abstammung aus der Ägäis. Einiges deutet darauf hin, dass hebräische Stämme schon zusammen mit den Hyksos im 17. Jahrhundert v. Chr. nach Kanaan und Ägypten einwanderten und nach der Hyksoszeit aus Ägypten wieder verdrängt wurden und somit von Ägypten aus nach Kanaan einwanderten, mehr oder weniger kriegerisch.
Das vorstaatliche Israel
Die These der Amphiktyonie von Martin Noth
Eine der wichtigsten Thesen zum vorstaatlichen Israel ist die These der „Amphiktyonie“ von Martin Noth. Er geht in seinem Buch „Das System der zwölf Stämme Israels“ von dem im Alten Testament vielfach erwähnten Umstand aus, dass das vorstaatliche Israel als eine aus zwölf Stämmen zusammengesetzte Einheit gesehen wird, was letztlich darauf zurückgeführt wird, dass der Erzvater Jakob, der auch Israel heißt, zwölf Söhne gehabt habe, von denen zehn als Stammväter der zwölf Stämme Israel gelten – die Stammväter der zwei letzten Stämme sind Kindeskinder Jakobs (Gen 46, 1-26; 49,1-27 und Num 26,5-51). Dieses für Israel und seine Umwelt in der Bibel bezeugte Phänomen ist von Noth mit der Erscheinung der Amphiktyonien in der gr. Welt verglichen worden. Die Analogien sieht Noth in der Zahl zwölf bzw. sechs. Außerdem nimmt die Stellung eines Zentralheiligtums eine große Bedeutung für ihn ein. Dieses Heiligtum sieht er in der Bundeslade. Ferner weist er auf die Liste in Ri 10,1-5 die einen bestimmten Turnus intendiere. Schließlich sieht er im Bericht von sog. Landtag zu Sichem das entscheidende Ereignis in der Geschichte der altisraelischen Amphikyonie. Die Erweiterung von sechs auf zwölf Stämme und zugleich die Übernahme des JHWH-Glaubens.
Kritik an der These
Es hat im Laufe der Forschungsgeschichte immer wieder Kritik an dieser These gegeben. Dabei stellen sich folgende Fragen:
- 1. Kann eine geschichtliche Erscheinung eines bestimmten Lebens- und Kulturbereiches als Analogie überhaupt benutzt werden?
- 2. Fehlt nicht ein Name für den altisraelischen Stämmeverband?
- 3. Kann die mobile Lade als zentrales Kultheiligtum verstanden werden?
- 4. War der Stämmeverband die Bezugsgröße für die Richter, oder waren es eher die Städte und deren Einzugsbereich?
Die These von der segmentären Gesellschaft
Als alternative These gilt die These der segmentären Gesellschaft. Sie wurde vor allem von dem Ethnosoziologen Christian Sigrist (*1935) in seinem Buch "Regulierte Anarchie" (1967/1994, 3te Auflage, 2005 4te Auflage) geprägt, der dabei die Theorien des Soziologen Emile Durkheim zu segmentären Gesellschaften erweitert und einer Revision unterzieht. Er vergleicht die Gesellschaft des vorstaatlichen Israel mit der sozialen Struktur afrikanischer Stämme, die während der englischen Kolonialzeit beobachtet wurde. Entscheidend für diese Gesellschaft ist das Fehlen einer zentralen Spitze. Sie sind organisiert nach Stammesverbänden, die gleichrangig nebeneinander stehen und zusammen die Gesellschaft bilden. Hierbei wirkt das Geschichtsbewusstsein entscheidend und konstitutiv. Vor allem die Bedeutung der Verwandtschaftsbeziehungen verbindet die Gesellschaften Afrikas und die des vorstaatlichen Israels auffallend. Allerdings steht die These in der Gefahr, die schriftlichen Quellen außer Acht zu lassen.
Fazit
So scheint eine Synthese aus mehreren Theorien, wie sie Schäfer-Lichtenberger vorschlägt, plausibler. Wichtig erscheint hierbei allerdings, dass das für die vorstaatliche Zeit zu postulierende Einheitsbewusstsein Israels im Wesentlichen durch eine religiöse Komponente zu definieren ist, verbunden mit einer Verpflichtung auf ein allgemein verbindliches Recht.
Ob es ein Einheitsbewusstsein in so früher Zeit gab, ist nicht bewiesen. Die Einheitsideologie ist vielmehr eine Einführung des 7. Jahrhunderts, das bemüht war, die Stämme Israels, so wie sie nach der Assyrischen Zeit vorlagen, zu sammeln und zu einen. Dazu gehörten auch einige inzwischen eingewanderte nichtisraelitische Stämme. Der Mythos von den 12 Stämmen ist ein typischer äschatologischer Mythos, wie es ihn auch im alten Griechenland gab, der einzig dazu dient, die Zusammengehörigkeit und Abhängigkeit der Bevölkerung, den gemeinsamen Ursprung der Nation zu erklären. Er ist somit eine künstliche Konstruktion, die Zahl 12 vermutlich von rein magischer Bedeutung, hinter der sich sowohl tatsächliche Verwandtschaft wie auch konstruierte und postulierte Zusammengehörigkeit verbirgt.
Das Israelitische Reich
Hauptartikel: Königreich Israel, Nordreich Israel, Juda (Reich)
Die Hauptquelle für die Geschichte Palästina ist das Alte Testament, das in seinen wesentlichen Teilen wohl während des "Babylonischen Exils" der hebräischen Oberschicht in Babylonien im 6. Jahrhundert entstand. Eine erste bedeutende Sammlung und Redaktion der Schriften erfolgte bereits im ausgehenden 8. Jahrhundert nach der Eroberung durch die Assyrer. Seine Angaben sind unter Historikern im Einzelnen umstritten. Daneben gibt es heute umfangreiche Archäologische Erkenntnisse, die teilweise nicht mit den Berichten der Bibel übereinstimmen, aber geeignet sind, diese in einem neuen Licht zu analysieren und einzuordnen und eine Fülle außerbiblischer Zeugnisse, die ebenfalls zu den Berichten in Beziehung gesetzt werden.
Die Israelitenstämme wanderten demnach in das Gebiet teilweise wahrscheinlich schon einige Jahrhunderte vor der in der Bibel berichteten Versklavung in Ägypten (bis 1270 v. Chr.) ein. Josua eroberte 1230 v. Chr. Teile des damals Kanaan genannten Gebiets - soweit zumindest der Bericht des Alten Testaments. Kanaan lag im Einflussgebiet Ägyptens, im Sinai und im Süden befand man sich auf ägyptischem Gebiet. Das Ägyptische Joch könnte sich durchaus auf diese Tatsache beziehen, daneben ist es denkbar, dass kleine Gruppen von Hebräern am Nil in der Sklaverei oder als Untertanen tätig waren (Josefslegende), zumal in der Hyksoszeit. Die biblischen Berichte ziehen vermutlich solche Überlieferungen zusammen.
Die moderne Forschung geht davon aus, dass es eine Wieder-Einwanderung der Israeliten in Palästina mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegeben hat. Der biblische Bericht von Exodus und Landnahme ist nach Ansicht der Mehrheit der Wissenschaftler eine literarische Fiktion. Viele der Städte, deren Einnahme das Alte Testament schildert, lagen zur fraglichen Zeit längst in Ruinen oder existierten noch nicht. Der archäologische Befund belegt hingegen, dass die Israeliten einheimische Beduinenstämme waren, die die Schwächeperiode der Städte und Ägyptens um 1200 ausnutzen und die Siedlungen einnehmen konnten.
Die Historizität der biblischen Angaben wird heute von dem größeren Teil der Gelehrten bezweifelt. Kaum bezweifelt wird jedoch, dass die biblischen Schriften tatsächlich archaisches Material enthalten oder auf solchem basieren, deshalb sind sie nach wie vor für Historiker interessant.
Die Israeliten organisierten sich nach diesen Berichten als ein lockerer 12-Stämmebund um ein jeweiliges Stammesheiligtum. In Zeiten der Gefahr waren die Stämme unter Führung eines Richters zu gegenseitiger Hilfe verpflichtet (Buch der Richter). Diese Richter waren sporadisch berufene charismatische Führergestalten. Man glaubte, dass Gott in Zeiten der Gefahr einen Menschen mit besonderen Fähigkeiten ausstattet (salbt), um dem Volk zu helfen. Ihre Macht war nicht, wie bei Stammesoberhäuptern, durch ihre Herkunft begründet, und auch nicht erblich. Das hebräische Wort schofet, welches traditionell mit Richter wiedergegeben wird, bedeutet eigentlich "der zum Recht verhilft". Eine juristische Tätigkeit ist damit nicht unbedingt gemeint.
Der Kampf gegen die Philister erwies sich allerdings als besonders schwierig. Diese hatten an der südlichen Mittelmeerküste einen aus fünf Stadtstaaten bestehenden Bund gegründet und fielen von dort ins Landesinnere ein. Sie waren militärisch besser organisiert und setzten bereits Eisenwaffen ein, so dass die Israeliten um 1050 v. Chr. eine schwere Niederlage erlitten. Die Bedrohung durch die Philister veranlasste die Israelitischen Stämme dazu, sich zu vereinigen. Es entstand der Wunsch, die Herrschaft einer charismatischen Führergestalt zu "veralltäglichen".
Der erste König wurde Saul, er führte vermutlich ein Stadtkönigtum um Hebron. Er konnte sich zeitweise gegen die Philister behaupten, letztlich aber wurde er von ihnen geschlagen. Sein Nachfolger David besiegte die Philister um 1000 v. Chr. und eroberte den Thron Sauls. Er war von 1004 bis 965 der König des Reiches. Die Erstarkung Israels und die Schwäche der angrenzenden Reiche ermöglichten es David, einen großen, unabhängigen Staat zu schaffen, dessen Hauptstadt er nach Jerusalem verlegte. Bei der Eroberung durch die Israeliten ist Jerusalem ein altes, aber strategisch unbedeutendes Dorf mit wenigen hundert jebusitischen Einwohnern und etwa zwei Hektar Ausdehnung auf einer Kuppe südlich des heutigen Tempelberges. Aber es liegt an der Nahtstelle zwischen Juda und Israel. Zur Zeit Davids wird Jerusalem kultisches Zentrum der Juden und Aufbewahrungsort der Bundeslade. Das Reich hatte – glaubt man der Bibel – etwa die vierfache Größe des heutigen Israel. Nach den archäologischen Befunden und weiteren Quellen wird es sich um ein eher kleines Reich um Jerusalem gehandelt haben. Die wesentlich bedeutenderen Städte und Stadtstaaten des Nordens sind vermutlich nie unter die Vorherrschaft Jerusalems gekommen.
Unter der Herrschaft von Davids Sohn und Nachfolger König Salomo genoss das Land eine Zeit des Friedens und des Wohlstandes. Nach Salomos Tod im Jahr 922 v. Chr. weigerten sich die nördlichen Stämme den Sohn Salomos als neuen König anzuerkennen. So soll das Reich wieder zerfallen sein. Das Israel im Norden mit dem Hauptheiligtum Sichem, nahm in der Folge, auf Grund der politischen Schwäche der Großreiche Ägyptens und Assyriens unter der Omridendynastie einen enormen Aufschwung. Juda im Süden blieb hingegen so unbedeutend, dass Assyrien es später nicht einmal angreifen wird. Die politische Unabhängigkeit und Blütezeit vor allem des Nordreiches Israel währte über 200 Jahre.
Die umliegenden Reiche erstarkten und fingen an, sich erneut auszudehnen. Vor allem Assyrien begann im ausgehenden 8. Jahrhundert die wohlhabenden Städte des Nordens anzugreifen und besiegte das Nordreich Israel zwischen 722 und 721 v. Chr. Die Bevölkerung wurde an den Euphrat deportiert und Assyrer wurden angesiedelt. Die Bevölkerung nannte man von nun an nach der Hauptstadt Samaria Samaritaner.
Jerusalem mit dem Staat Juda wurde nicht angegriffen und konnte in der Folgezeit wachsen. Als die Macht der Assyrer schwand, war die Chance gekommen von Jerusalem aus unter der ideologischen Führung der Jawehpriesterschaft und dem König Josia das Land wieder zu einigen. Es gab starke Bemühungen die heterogenen Bevölkerungsgruppen und Stämme über die alten Traditionen zu einen und auf die israelitische Vergangenheit einzuschwören, was aber nur teilweise gelang. In dieser Zeit hat die Biblische Schrift ihre erste umfassende Redaktion erfahren. Die alten Geschichten und Bücher wurden zusammengetragen und unter einer nationalen Ideologie redaktionell bearbeitet mit dem Ziel ein einiges Königreich Israel zu schaffen. Das gelang nur zum Teil. Nach über 100 Jahren erstarkte Babylon zur Großmacht und versuchte die Macht Jerusalems zu brechen.
Das Südreich Juda wurde 586 v. Chr. durch die Babylonier unter Nebukadnezar II. besiegt und die Bevölkerung nach Babylon umgesiedelt. Jerusalem wurde zerstört und die meisten der dort lebenden Juden verbannt. Die Juden im babylonischen Exil konnten ihre nationale und religiöse Identität bewahren. Hier liegen die Wurzeln des Judentums mit der Neubildung der Synagoge. Als Kyros der Große von Persien Babylon 539 v. Chr. erobert hatte, erlaubte er den Juden nach Judäa zurückkehren und gab ihnen eine relative Selbständigkeit. Die Juden bauten die Stadtmauern von Jerusalem, der Stadt Davids, wieder auf.
Literatur
- Clauss, Manfred: Das alte Israel, München 1999.
- Finkelstein, Israel/Silberman, Neil A.: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel, 5. Aufl., München 2003.
Hellenistische Herrschaft
Im Jahr 332 v. Chr. nahm Alexander der Große die Region in Besitz ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Er ließ die Eroberung von Generälen zu Ende bringen, die auch die Grundlage für die hellenistische Herrschaft schufen. Nach dem Tode Alexanders (323 v. Chr.) wurde das Land von Kriegen um das Erbe überzogen und wechselte mehrfach den Besitzer. 301 fiel es Ptolemaios I. von Ägypten zu und blieb bis 200 v. Chr. unter ptolomäischer Herrschaft, allerdings nicht unangefochten. Die Seleukiden, eine andere mazedonische Dynastie erhob ebenfalls Ansprüche.
Eine Auswirkung der Hellenistischen Herrschaft war die Veränderung der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung. Bis zur Eroberung des Landes lebten in der Region Judäern, Phönizier, Samariter, Edomiter und Nabatäer in ihren angestammten Gebieten. Das Landesinnere war vorwiegend von den Judäern und Samaritern bewohnt, die nördliche Küstenebene von Phöniziern, der Süden von Nabatäern, die die Edomiter etwas nach Norden abgedrängt hatten. Dazu kamen die griechischen (mazedonischen) Besatzer, die sich hier ansiedelten.
Die hellenistische Kultur färbte besonders auf die Städte ab, die sich die sozialen Verhaltensweisen der Polis zueigen machten. Am stärksten passten sich die Phönizier an. Die Orte im Landesinneren behielten dagegen weitestgehend ihren semitischen Charakter. Obwohl das ptolomäische Regime hohe Steuern erhob, erlaubte es eine zügellose Ausbeutung und Versklavung der Einheimischen nicht.
Die Region profitierte in dieser Zeit von der wirtschaftlichen Blüte, die das Ptolemäerreich gerade erlebte. Die Handelsbeziehungen dehnten sich aus und in die Landwirtschaft wurden neue Methoden eingeführt.
Im 2. Jahrhundert v. Chr. revoltierten die Juden jedoch unter Führung der Makkabäer gegen die Seleukiden. Sie errichteten zwischen 141 und 63 v. Chr. einen unabhängigen jüdischen Staat, bis das Land von Pompeius für Rom erobert wurde und zu einer römischen Provinz wurde, die von jüdischen Königen regiert wurde.
Römische Herrschaft
Zwei weitere jüdische Aufstände wurden in den Jahren 66 bis 73 und 132 bis 135 n. Chr. trotz aller Entschlossenheit niedergeschlagen. Nach dem zweiten Aufstand wurden viele Juden getötet oder als Sklaven verkauft. Der Tempel in Jerusalem wurde zerstört und für den Großteil der Juden begann die Diaspora. Judäa wurde von den Römern in Syria Palaestina umbenannt, um die Verbundenheit der Juden mit der Region und die Erinnerung an das jüdische Königreich abzubrechen.
Palästina erlangte neue Bedeutung, als der römische Kaiser Konstantin I. das Christentum 313 zur religio relicita (= gleichberechtigten Religion) erklärte. Seine Mutter Helena besuchte Jerusalem, und Palästina wurde nun das Heilige Land der Christen. Es folgte ein Zeitalter, geprägt durch Wohlstand, Sicherheit und eine kulturelle Blüte, in der der größte Teil der Bevölkerung christianisiert wurde. Die byzantinische Herrschaft wurde durch eine persische Besetzung (614-629) unterbrochen und endete, als muslimische Araber in Palästina einfielen und 638 Jerusalem eroberten.
Islamisierung
Im Jahr 638 wird Jerusalem von der Armee des zweiten Kalifen Omar Ibn al-Chattab erobert. 691 errichten die Muslime auf dem Tempelberg den Felsendom. Es folgten 1.300 Jahre muslimische Präsenz in der Region, die auf arabisch Filastin genannt wurde. In dieser Zeit wurde Jerusalem nach Mekka und Medina zur drittwichtigsten Stadt des Islam.
Die muslimische Religion wurde der Bevölkerung jedoch nicht aufgezwungen. Es dauerte mehr als 100 Jahre, bis die Mehrheit der Bevölkerung zum Islam konvertiert war.
Die Region profitierte nun vom Handel des Reiches und von seiner religiösen Bedeutung während der ersten Kalifendynastie der Umayyaden von Damaskus, unter denen die arabischen Eroberungen ihren Höhepunkt erreichten. Nachdem die Abbasiden im Jahr 762 Bagdad zum politischen Zentrum gewählt hatten, nahm die Bedeutung Palästinas ab. Das Gebiet war wiederholt Schauplatz von Kämpfen und wurde von Seldschuken, Fatimiden (siehe Kalifat) und europäischen Kreuzfahrern beherrscht. Palästina profitierte jedoch auch von den Errungenschaften der muslimischen Welt, als diese ihr goldenes Zeitalter der Wissenschaft, Kunst, Philosophie und Literatur erlebte. Erst unter den Mamelucken brach die Weiterentwicklung Palästinas ab.
Mit dem Beginn der Kreuzzüge und der Errichtung der Kreuzfahrerstaaten im Jahr 1099 wurde der Konflikt zwischen Islam und den Nachfolgestaaten des Weströmischen Reiches nach Palästina getragen.
Osmanische Herrschaft
Die osmanischen Türken besiegten die Mamelucken 1516 und beherrschten Palästina mit kurzen Unterbrechungen 400 Jahre lang. Das Land war in verschiedene Bezirke unterteilt. Den christlichen und jüdischen Gemeinden wurde ein großes Maß an Autonomie zugebilligt. Während des 16. Jahrhunderts erlebte Palästina eine erneute Blüte bis zum Abstieg des Osmanischen Reiches im 17. Jahrhundert. Während dieser Zeit der osmanischen Herrschaft war Palästina nur dünn bevölkert und stagnierte wirtschaftlich. Am Anfang des 19. Jahrhunderts lebten zwischen 275.000 und 300.000 Menschen im Land. 90% von ihnen waren muslimische Araber, 7.000 bis 10.000 Juden und 20.000 bis 30.000 christliche Araber. Zwischen 1831 und 1840 dehnte Muhammad Ali Pascha (türkisch Mehmed Ali), Vizekönig und Begründer des modernen Ägypten, seine Herrschaft über Syrien aus.
1881, zu Beginn der jüdischen Einwanderung lebten 457.000 Menschen in Palästina. 400.000 waren Muslime, 13.000-20.000 Juden und 42.000, meist griechisch-orthodoxe Christen. Hinzukamen einige tausend Juden, die zwar dauerhaft in Palästina lebten, aber keine osmanischen Bürger waren. Die im Lande wohnenden Juden (der alte Jischuw), sowohl Sepharden als auch Aschkenasi, waren meist Orthodox und recht arm; sie wurden von Glaubensgenossen aus dem Ausland unterstützt. Siedlungszentren waren die vier heiligen Städte Jerusalem, Hebron, Safad und Tiberias. Etwa ein Drittel der Bevölkerung lebte um diese Zeit in Städten. Jerusalem zählte 30.000 Seelen (davon waren die Hälfte Juden), Gaza 19.000, Jaffa 10.000 und Haifa 6.000.
Von der Ankunft der ersten jüdischen Einwanderer in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts gingen Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus. In den folgenden Jahrzehnten wanderten – auch deshalb – viele weitere Menschen, Juden wie Araber, in Palästina ein.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts suchten zahlreiche Juden aufgrund des zunehmenden Antisemitismus und Pogromen in Europa eine neue Heimat. Die erste Masseneinwanderung (Alija) von Juden nach Palästina erfolgte um 1882. Diese Einwanderer waren in erster Linie Juden, die vor politischer und religiöser Unterdrückung aus ihren Herkunftsländern geflohen waren.
Im Jahre 1897 berief Theodor Herzl den ersten Zionistenkongress in Basel ein und legte damit einen wichtigen Grundstein für die spätere Gründung eines jüdischen Staates. Erst bei der zweiten Einwanderungswelle spielte der Gedanke des Zionismus eine Rolle. Im religiösen und historischen Bewusstsein der Juden (und abgeschwächter Weise im Bewusstsein des Okzidents) war Israel immer das "Heilige Land" geblieben, das mit der Bibel und der Geschichte des jüdischen Volkes verbunden ist. Die Bedürfnisse der arabischen Bevölkerung spielten in dieser Tradition kaum eine Rolle. Führende Zionisten waren sich der Problematik allerdings bewusst und strebten neben einer internationalen Legitimation, die zweifellos von der Denkweise des Kolonialismus geprägt war, auch eine Einigung mit den Arabern an. Im 19. Jahrhundert engagierten sich europäische Staaten auf der Suche nach Rohstoffen und neuen Absatzmärkten im Nahen Osten. Auch strategische Interessen spielten eine Rolle.
Nach Angaben der "Jewish Colonization Association" für das Jahr 1903 lebten im Jahre 1898 5200 Juden in Palästina in landwirtschaftlichen Mustersiedlungen (Siehe auch "Altneuland", 1904 Heft 11, Seite 339).

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaßen viele Landbewohner nicht mehr ihren eigenen Grund, sondern bestellten ihn als Pächter. Beinahe alle Großgrundbesitzer (Effendis) waren Stadtpatrizier, einige lebten außerhalb des Landes, viele in Beirut, Damaskus und Paris. Zwischen 1904 und 1914 erfolgte die zweite Alijah. Bereits im Jahre 1909 wird mit Tel Aviv die erste moderne jüdische Stadt gegründet.
Erster Weltkrieg und die Balfour-Deklaration
Aufgrund des Eintrittes des Osmanischen Reichs in den 1. Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte ging Großbritannien von der Politik ab, das Osmanische Reich als Bollwerk gegen die Ausbreitung Russlands zu erhalten. In der Balfour-Deklaration 1917 wurde das Wohlwollen der britischen Regierung für eine jüdische Heimstatt in Palästina erklärt. 1916 wurde jedoch im geheimen Sykes-Picot-Abkommen mit Frankreich und dem zaristischen Russland eine Vereinbarung über die Aufteilung des Osmanischen Reichs getroffen, welche die Bolschewiki 1918 publizierten. In einer dritten Vereinbarung (der Hussein-McMahon-Korrespondenz 1915/1916) wurde den Arabern die Selbstständigkeit versprochen, wenn sie Großbritannien im Kampf gegen die Türken unterstützten.
Durch den Sieg der Briten im 1. Weltkrieg wurde 1917 die osmanische Herrschaft beendet. Von Ägypten her eroberte General Allenby Südpalästina. Nach der Kapitulation des Osmanischen Reichs besetzten Großbritannien und Frankreich die von ihnen im Sykes-Picot Abkommen ausgehandelten Gebiete: Frankreich den Libanon und Syrien; Großbritannien Palästina und den Irak. Der Amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson vertrat die Auffassung, Gebietsgewinne durch den Weltkrieg sollten möglichst verhindert werden. Allerdings war man der Ansicht, die vorher von den unterlegenen Mächten kontrollierten Länder nicht sich selbst überlassen zu können. Die Lösung, die von dem damaligen südafrikanischen Premier Jan Christiaan Smuts vorgeschlagen wurde, war die Einrichtung eines Mandats in diesen Gebieten. Palästina gehörte wie Syrien in die Kategorie A, das heißt die Unabhängigkeit war ein mittleres Ziel, die Staaten wurden als relativ entwickelt angesehen aber noch nicht reif für diesen Schritt.
Auf der Völkerbundkonferenz von San Remo 1920 wurde Palästina von den Siegermächten Großbritannien als Mandatsgebiet übertragen. Im Jahre 1922 übertrugt der Völkerbund auf der Friedenskonferenz von Paris Großbritannien das Mandat für Palästina für das Gebiet, das heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird. Zu den Mandatsbedingungen gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollen, in der sie am 2. November 1917 die "Gründung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk" versprochen hatten, deren Grenzen jedoch nicht bestimmt waren. Hierzu wurde die Mandatsmacht aufgefordert, die jüdische Einwanderung zu ermöglichen, diese jüdischen Einwanderer geschlossen anzusiedeln und hierfür auch das ehemalige osmanische Staatsland zu verwenden. Es sollte dabei ausdrücklich dafür Sorge getragen werden, dass "nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte".
Britisches Mandat
Das Völkerbundsmandat für Palästina wurde vom Völkerbund am 24. Juli 1922 verabschiedet. Am 16. September 1922, also noch vor Inkrafttreten des Mandats, hatte die Regierung des Vereinigten Königreiches den Völkerbund davon in Kenntnis gesetzt, dass das Gebiet jenseits des Jordans (südlich des See Genezareth, 78 Prozent der Gesamtfläche) nicht zum Mandat Palästina gehören wird. (Sie setzten damit eine Empfehlung Winston Churchills vom 3. Juni 1922 um). Juden war es im Folgenden nur noch erlaubt, sich westlich des Jordan anzusiedeln (das heißt in 22 % des Gesamtareals). Dies machte die Hoffnungen nach einem Israel in den Grenzen der Zeit des Königs David und Salomon zunichte. Verantwortlich für die Gebiete wird das Kolonialministerium in London, zu dieser Zeit unter Winston Churchill. Dieser entschied auch bei einem Besuch in Jerusalem im Jahre 1921, den Sohn des Königs von Saudi-Arabien, Abdallah ibn al-Hussain zum Emir des östlichen Teils des Mandatsgebietes zu ernennen (Transjordanien). Zunächst wurden Transjordanien und Palästina noch als Verwaltungseinheit mit einheitlichen Mandatsgesetzen, der gleichen Währung und gleichen Mandatspässen betrachtet (siehe auch: Weißbuch von 1939). Mit der Unabhängigkeit Transjordaniens im Jahre 1946 wurde das Palästina der britischen Mandatszeit allerdings endgültig geteilt.
Das nicht eingehaltene Versprechen der arabischen Unabhängigkeit richtet den bisher anti-osmanischen arabischen Nationalismus gegen die Mandatsmächte. Die im Zusammenhang mit der Balfour-Deklaration zunehmende Anzahl jüdischer Einwanderer werden von den Arabern als Helfer der neuen Kolonisatoren aufgefasst.
Jabotinsky Aufstand
Es kommt während des Nebi Musa Festes im Jahre 1920 zum so genannten Jabotinsky Aufstand, der sich gegen eine Demonstration jüdischer Immigranten wendet. Dabei werden 9 Juden getötet, und 22 schwer verletzt. In diesem Zusammenhang wird der später als „Großmufti von Jerusalem“ bekannt gewordene Haddsch Muḥammad Amīn al-Husainī zu zehn Jahren verurteilt, ein Jahr später jedoch freigelassen und mit Billigung der neu eingerichteten britischen Zivilregierung zum „Großmufti“ von Palästina – er wurde nicht offiziell dazu ernannt, der Gouverneur bedeute ihm lediglich, dass die Briten nichts dagegen tun werden, wenn er sich an den Schreibtisch seines kürzlich verstorbenen Halbbruders setzen werde; dieser war der einzige, der jemals den Titel des Großmufti bekam.
Die Ziele der arabischen Bevölkerungsmehrheit waren ein arabischer Staat in dem gesamten Gebiet mit eingeschränkter (oder unterbundener) jüdischer Einwanderung. In diesem Staat sollten Juden allenfalls einen Minderheitenstatus (siehe Dhimmi) bekommen. Der Landkauf durch Juden sollte unterbunden werden. Diese Position wird im Wesentlichen noch heute von der Hamas vertreten, die PLO gab sie 1993 auf.
Das Ziel der jüdischen Bevölkerungsminderheit war eine Forcierung der Einwanderung, ein möglichst großer jüdischer Staat und, zu diesem frühen Zeitpunkt, eine Beibehaltung des Mandats. Diese positive Einstellung änderte sich in den 1930er- 1940er Jahren. Zwischen 1924 und 1932 kam es zur vierten Immigrationswelle, von 1933 bis 1939 kam die fünfte, wodurch die jüdische Bevölkerung in Palästina stark wuchs.
Arabischer Aufstand
In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Unruhen, die die britische Mandatsmacht stellenweise unter großen Druck setzte und zu Zugeständnissen an die Araber zwang. Als es 1921 zu ersten Aufständen kam, wurde die jüdische Einwanderung erstmals minimal eingeschränkt und als in den Jahren 1936-1939 der große arabische Aufstand die Briten herausforderte, wurde die jüdische Einwanderung komplett verboten. Die Problematik der eingeschränkten Einwanderung kritisierte Chaim Weizmann vor der Peel-Kommission folgendermaßen: :"In diesem Teil der Welt (Europa) gibt es 6.000.000 Menschen (...) für die die Welt geteilt ist in Orte, an denen sie nicht leben können, und Orte, die sie nicht betreten können."
Siedlungspolitik
Wie im Mandatstext vorgegeben wollte London die jüdische Einwanderung fördern, ohne die Rechte der arabischen Bewohner zu schmälern. In erster Linie sollte dieses Ziel durch die Errichtung gut geordneter Siedlungen erreicht werden. Jüdische Siedlungen und Städte wie Tel Aviv entstanden neben den historischen Siedlungen, der Araber. Hierin war auch von Bedeutung, dass der Direktor des landwirtschaftlichen Entwicklungsprogramms unabhängig von der Verwaltung arbeitete und nur dem Oberkommissar unterstand. Durch das fortdauernde Misstrauen zwischen den jüdischen Einwanderern und der arabischen Bevölkerung, sowie dem mangelnden Einvernehmen, blieb die Lösung der Siedlungsfrage problematisch. Der wehrhafte Charkter der Siedlungsbewegung, der Kibbutzim und Moshavim zu umzäunten mit Toren versehene Wehrdörfer werden ließ, könnte hierin seinen Ursprung finden.
Peel und Woodhead Kommission
Im Jahre 1937 legte die britische Peel-Kommission erstmals einen Teilungsplan vor, der, gemäß der prozentualen Bevölkerungsverteilung, Galiläa und einen Küstenstreifen als israelischen und den größeren Rest als arabischen Teil vorsah. Dieser Vorschlag wurde von den Arabern abgelehnt. Die jüdische Seite war gespalten. Die Mehrheit, zu der auch Golda Meir gehörte, lehnte den Vorschlag ab, aber eine starke Minderheit um David Ben Gurion sah in diesem Kleinststaat die Basis für eine spätere Expansion, Zitat: "...nachdem wir eine große Macht aufgebaut haben, werden wir die Teilung des Landes beseitigen und über ganz Erez Israel expandieren" (Brief an seinen Sohn); "Das Ja zur Teilung verpflichtet uns nicht zum Verzicht auf Transjordanien" (Ben Gurion,Memoiren Bd.4, S.151). Die Teilung des Landes wurde von der Woodhead-Kommission, die 1939 das MacDonald Weißbuch veröffentlichte, wieder verworfen. Mit dieser Politik versuchte das Vereinigte Königreich die Araber als Bündnispartner zu gewinnen. Wie es McDonald ausdrückte: "Die Araber können sich den Nazis anschließen, die Juden nicht". Das Weißbuch wurde von den im Lande lebenden Juden abgelehnt, da es die Auflösung der Selbstverteidigungseinheiten, wie etwa der Hagana, verlangte.
Zweiter Weltkrieg
Im 2. Weltkrieg kämpften schließlich 27.500 jüdische Soldaten aus Palästina in der britischen Armee. Diese bildeten später einen wichtigen Teil der israelischen Armee. Männer wie Dajan oder Rabin kämpften etwa gegen das vom Vichy-Regime verwaltete Syrien. Zu Kampfeinsätzen in Deutschland kam es jedoch kaum. Ben Gurion vertrat das Konzept des Palästino-Zentrismus, das davon ausging, in Europa nicht handlungsfähig zu sein. Gleichzeitig versuchten die Juden deshalb die illegale Einwanderung zu verstärken und somit den europäischen Juden einen Fluchtort zu geben. Denn zwischen 1939 und 1944 konnten nur 15.000 legal einwandern.
Die Araber hofften während des Krieges zu großen Teilen auf einen Sieg Deutschlands, bekanntestes Beispiel ist Al-Husseini, der eng mit Nazi-Deutschland kooperierte. Auch in Ägypten gab es pro-deutsche Bestrebungen, die etwa von Anwar as-Sadat unterstützt wurden. Im Jahre 1941 kam es etwa zu einem pro-deutschen Putschversuch im Irak.
In den letzten Kriegsjahren versuchte Ben Gurion die Kontakte in die USA zu verbessern, die er als neue Macht im Nahen Osten aufsteigen sah, während bei Chaim Weizmann der Fokus weiterhin auf dem Vereinigten Königreich lag.
Nach der Shoah
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte sich die Frage nach dem zukünftigen Status Palästinas und der jüdischen Einwanderung erneut. Earl G. Harrison sollte im Auftrag Harry S. Trumans Großbritannien davon überzeugen, die Lage der Juden zu verbessern. Die Briten lehnten jedoch ab und wollten den USA das Mandat übertragen. In der Folge wurde das Anglo-American Committee of Inquiry gegründet, das vorschlug, zumindest 100.000 Juden die Einreise zu ermöglichen, das Mandat 10 weitere Jahre fortzusetzen und Verhandlungen zwischen Palästinensern und Juden zu beginnen. Das Komitee tagte an mehreren Orten und hörte viele Zeugen, zu denen auch Albert Einstein gehörte. Abermals machten die Briten die Entwaffnung der jüdischen Einheiten, unter ihnen der Hagana zur Voraussetzung, was abermals abgelehnt wurde. Die Folge dieser Politik war ein bewaffneter Aufstand der drei größten Gruppen Hagana, Irgun und Lechi gegen militärische Ziele der Briten. Zwischen September 1945 und Juli 1946 wurden Landebahnen, Kasernen, Eisenbahnlinien, aber keine zivilen Ziele angegriffen. Die Leitung der Operationsabteilung unterstand Golda Meir. Die Hagana versuchte mit allen Mitteln die illegale Einwanderung zu verstärken, attackierte britische Radaranlagen, die den Schiffsverkehr überwachten und befreite Flüchtlinge aus den Internierungslagern. Die Briten internierten zeitweise mehrere 10.000 Holocaust-Flüchtlinge auf Zypern. Leon Uris verarbeitete dies in seinem Roman Exodus dessen Hauptperson Ari Ben Canaan zumindest teilweise auf Jitzchak Rabin basiert. In den Jahren 1945 und 1946 häuften sich die Terroranschläge jüdischer Untergrundbewegungen auf britische Einrichtungen in Palästina. Polizeistationen und Militärcamps waren bevorzugte Objekte dieser Angriffe. Aber auch die Dörfer der Templer in Palästina waren immer wieder Ziele für Übergriffe. Die britische Verwaltung konnte diesen Zustand nicht länger dulden. Die Palestine Police plante darum zusammen mit dem britischen Militär eine Operation, die die jüdischen Gruppen schwächen sollte. Darum begann die britische Armee mit massiven Schlägen gegen die jüdischen Untergrundbewegungen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 100.000 Mann der britischen Armee in Palästina. Es gab Ausgangssperren in den größeren Städten und das Gebäude der Jewish Agency wurde durchsucht und Akten beschlagnahmt. 4.000 Juden, unter ihnen etwa Mosche Scharet und Jitzchak Rabin wurden verhaftet. Meir wurde als Frau verschont und Ben Gurion hielt sich gerade in Frankreich auf. Als Antwort darauf planten die drei großen Untergrundorganisationen einen Anschlag auf den Südflügel des King David Hotel in Jerusalem, in dem sich das Hauptquartier des Vereinigten Königreichs befand, auch um die beschlagnahmten Akten zu vernichten. Im letzten Moment zog die Hagana zurück und der Irgun unter Führung des späteren Premierministers Menachem Begin führte die Aktion alleine aus. Obwohl die Briten von ihnen gewarnt wurden und auch eine Nachrichtenagentur sowie die Palestine PostJerusalem Post, als auch die Franzosen informiert worden waren, kamen bei dem Anschlag 91 Menschen ums Leben. Seit Mai 1946 verfolgte Ben Gurion eine neue Strategie um Druck auf die USA auszuüben. Er förderte nach Pogromen etwa in Polen die Einwanderung von osteuropäischen Juden nach Deutschland, Österreich und Italien, damit diese in den Einflussbereich der Amerikaner kämen und diese damit zum Handeln zwängen. Dies wurde als die Bricha-Bewegung bekannt. Die Hagana begann, osteuropäische Juden schon in Deutschland im Hebräischen zu unterrichten. Im Lande wurden jüdische Siedlungen an strategisch wichtigen Orten eingerichtet. Beispielsweise wurden an Jom Kippur 1946 zehn Siedlungen im Nördlichen Negev gegründet. Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen für den Krieg. Man begann militärisch nicht mehr in kleinen Einheiten wie im Widerstand gegen die Mandatsmacht zu denken. Wichtige Organisatoren der Hagana zu dieser Zeit waren Mosche Sneh, Jisrael Galili und Jaakow Dori; Chef der Operationsabteilung der Hagana war Jigael Jadin.
Es ist unter Historikern immer noch umstritten wer oder was den Rückzug der Briten letztlich bewirkte. Es gab unbestreitbar wichtige britische Interessen in der Region. Die Interessen der Briten in diesem Gebiet lagen insbesondere in der Mittellage zu Indien begründet. Und tatsächlich, als Indien 1947 geteilt und unabhängig wurde, versuchte das Vereinigte Königreich das Mandat erst an die USA dann an den Völkerbund zurückzugeben. Ein wichtiger Punkt waren die Ölreserven der Region - eine Pipeline ging etwa von dem Irak in den wichtigen Hafen Haifas. Die Lage des Landes am Mittelmeer und in relativer Nähe zum Sueskanal war ebenfalls von strategischer Bedeutung. Der britische Generalstab sah die Region deshalb für den Fall eines dritten Weltkrieges als unverzichtbar an. Allerdings waren sich die Briten der Tatsache bewusst, dass sie weder von Juden noch von Arabern im Land gewünscht waren. Sie erkannten, dass zumindest die Juden im Land bereits ein halbstaatliches Gebilde, mit regem kulturellem Leben aufgebaut hatten. Das militärische Engagement war zudem sehr kostspielig, auch kam es zu nicht unerheblichen Verlusten an Menschenleben. Die öffentliche Meinung im Königreich stand dem Mandat, besonders aufgrund der Meldungen über den jüdischen Widerstand, zunehmend ablehnend gegenüber. Hinzu kam der Druck der USA, die die unmenschliche Behandlung der Holocaustflüchtlinge kritisierte. Die Abhängigkeit des Königreiches von amerikanischer Wiederaufbauhilfe in Milliardenhöhe gerade nach dem harten Winter wird deshalb sicherlich eine Rolle gespielt haben.
UNSCOP
Die UNSCOP unter dem schwedischen Juristen Emil Sandstrom folgte die Ereignisse des Exodus-Zwischenfalls und sprach sich in überwältigender Mehrheit für eine Teilung des Landes aus. Nur Jugoslawien, Indien und der Iran sprachen sich für einen föderalistischen Staat aus. Im April 1947 schließlich schlugen die UNO in einem Teilungsplan die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staats vor. Dem gingen intensivste diplomatische Bemühungen der jüdischen Palästinenser, angeführt von Abba Eban voraus. Während Westeuropa und der Sowjetische Block der Teilung zustimmten, musste die dritte Welt und der südamerikanische Block überzeugt werden. Die südamerikanischen Staaten, unter Einfluss des Vatikans, wollten schließlich nur einem Plan zustimmen, der Jerusalem unter internationale Verwaltung stellte. Dies wurde von den Juden schweren Herzens akzeptiert. Die Zustimmung Trumans war wegen intensiven Drucks aus dem amerikanischen Außen- und Verteidigungsministerium nicht sicher, obwohl er die amerikanische Bevölkerung hinter sich wusste. Truman setzte sich nach Lobbyarbeit Weizmanns jedoch immerhin dafür ein, die Negev-Wüste dem jüdischen Staat zuzuschlagen. Das britische Commonwealth enthielt sich der Stimme.
UN-Teilungsplan
Die Palästinafrage wurde von dem damaligen Generalsekretär Trygve Lie als bedeutender Testfall für die Zukunft der Organisation angesehen. Am 29. November 1947 stimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit Zweidrittelmehrheit (31 pro, 13 contra, 10 Enthaltungen, 1 abwesend) für den Teilungsplan, der Westpalästina in einen jüdischen und arabischen Staat teilen sollte. Jerusalem sollte unter internationale Verwaltung kommen und die beiden Staaten sollten in einer Wirtschaftsunion zusammengefasst werden. Mit dem Ziel, tatsächlich einen unabhängigen jüdischen Staat zu gründen und den Überlebenden der Schoa eine Heimat zu schaffen, akzeptiert die jüdische Bevölkerung den Plan. Die Araber lehnten den Plan dagegen ab und es kam zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, die als die erste Phase des Unabhängigkeitskrieges interpretiert werden können. Wichtige Ziele für die Juden waren dabei, die Straßen, besonders jene zwischen Jerusalem und Tel Aviv, offen zu halten, sowie für den Schutz jeder einzelnen Gemeinde zu sorgen, damit diese nicht aufgegeben werden mussten. Die Hagana musste allerdings immer noch illegal operieren und die Amerikaner und Briten verhängten ein Waffenembargo. Die Briten zeigten sich auch sonst wenig kooperationsbereit, indem sie sich weigerten Urkunden und andere legale Papiere zu übergeben und die UN nicht ins Land ließen.
Die Strategie der Hagana war zu dieser Zeit nur defensiv, Vergeltungsschläge sollten, aus Angst die internationale Unterstützung kurz vor der Staatsgründung nicht zu verlieren, nach Willen der Führer um Ben Gurion nur mit Begrenzung ausgeführt werden.
Am 9. April 1948 kam es allerdings zu einem Massaker in dem palästinensischen Dorf Deir Jassin. Der Ort wurde von Truppen des Irgun Menachem Begins angegriffen, also nicht der Hagana, die der politischen Mitte zuzurechnen war. Zwischen 107 und 120 Palästinenser, darunter Kinder, Frauen und Greise, wurden getötet bzw. ermordet. Die Aktion erfüllte ihren Zweck - Panik unter der arabischen Bevölkerung auszulösen. Bis zum Beginn des eigentlichen so genannten Unabhängigkeitskrieges flohen schon zwischen 250000 und 300000 Palästinenser oder wurden vertrieben.
Waffen konnten nur von der Tschechoslowakei bezogen werden. Der Verkauf begann noch zu vorkommunistischen Zeiten und in der Folge wurden auch von der Tschechoslowakei produzierte deutsche Waffen geliefert, unter anderem auch Messerschmitt-Flugzeuge. Die finanziellen Mittel hierfür wurden nach Spendenkampagnen der Jewish Agency (besonders Golda Meir tat sich hier hervor) vornehmlich von amerikanischen Juden bereitgestellt.
Kurz vor dem Ende des Mandats erlitt die jüdische Diplomatie eine herbe Niederlage, als das Außenministerium der USA eine Sondersitzung der UNO einberief um den Teilungsbeschluss zurückzunehmen bzw. die Teilung zu verschieben. Zuvor gab es bereits massiven Druck auf den Präsidenten. George F. Kennan etwa bezeichnete die Teilung als Katastrophe und auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Thomas Dewey lehnte sie ab.
Unabhängigkeitskrieg
Der so genannte Unabhängigkeitskrieg wurde durch den Angriff der arabischen Staaten auf den neu gegründeten Staat Israel ausgelöst, in dessen Verlauf die israelischer Armee die Oberhand über die militärisch schlecht vorbereiteten und unkoordiniert agierenden arabischen Truppen gewann. Bis zum Ende des Krieges verloren bis zu 750.000 Palästinenser ihre Heimat - das war zu diesem Zeitpunkt ein Drittel des gesamten Volkes. Der israelische Historiker Benny Morris hat 1987 nachgewiesen, dass es sich zum Teil um direkte, fast immer um indirekte Vertreibung gehandelt hat. Die verlassenen Städte und fast 400 Dörfer wurden sofort von jüdischen Einwanderern besiedelt. Dörfer, die man nicht benötigte, wurden zerstört, um eine Rückkehr der Araber unmöglich zu machen. Die Waffenstillstandslinie deckte sich ziemlich genau mit den Grenzen, welche die Jewish Agency 1946 der UNO vorgeschlagen hatte.
Staat Israel
Am 14. Mai 1948 kam es zur Staatsgründung des heutigen Israel, weil der 15. ein Schabbath war und die Fahrt zum Versammlungsort die Ruhe verletzt hätte. Von vielen Palästinensern wird dies auch als (unerfüllter) Unabhängigkeitstag Palästinas angesehen. Der umgehende Angriff mehrerer arabischer Staaten auf Israel führte zum Palästinakrieg, in dem Israel sein Territorium über die Grenzen des UNO-Teilungsplans hinaus ausdehnen konnte. Jordanien besetzte, in Absprache mit der israelischen Regierung (Golda Meïr), das Westjordanland, Ägypten den Gazastreifen. Bis 1967 wurde von der arabischen Seite keine Anstrengung unternommen, in diesen Gebieten einen unabhängigen arabischen Staat zu gründen.
1964 wurde die PLO gegründet mit dem Ziel, den Traum der Palästinenser von einem eigenen Staat zu verwirklichen und den jüdischen Staat Israel zu zerstören. Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel die von Jordanien und Ägypten besetzten Teile Palästinas. Von nun an war es das Ziel der PLO, die 1967 den Arabern verloren gegangenen Gebiete zurückzuerhalten, und in diesen einen unabhängigen Staat „Palästina“ zu gründen. In mehreren Erklärungen ab 1988 hat die PLO ihr ursprüngliches Ziel, die Zerstörung des Staates Israel und die Errichtung eines Staates "Palästina" auf dem gesamten Territorium des historischen Palästina aufgegeben. Der Verwirklichung eines lebensfähigen Staates im Westjordanland und Gaza, das wären noch 22 % des ursprünglichen Palästina, steht nach Ansicht der Palästinenser die Siedlungspolitik entgegen, die Israel ohne Rücksicht auf vielfachen Protest der UNO und anderer Organisationen durchführt.
Im Jahre 1974 wurde die PLO von der UNO als einzig legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Im Oslo-Abkommen von 1994 wurde den Palästinensern ein Autonomiestatus gewährt. Die international ausgearbeitete Roadmap for Peace sieht als wichtigstes Ziel die Errichtung eines lebensfähigen Palästinenserstaates im Westjordanland sowie im Gazastreifen vor.
Literatur
- Fabio Maniscalco, Protection, conservation and valorization of Palestinian Cultural Patrimony, monographic collection "Mediterraneum", n. 5, Massa Publisher 2005
Siehe auch: Liste der Städte in den palästinensischen Autonomiegebieten, Palästinensisches Flüchtlingsproblem, Nahostkonflikt, Chronologie des Konflikts, Geschichte Israels, Gelobtes Land, Israel, Palästina (Staat), Palästinensisch-Arabisch