Zum Inhalt springen

Anime

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Januar 2006 um 10:21 Uhr durch 193.7.145.70 (Diskussion) (Anime im deutschen Fernsehen: golden boy lnk korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Anime (jap. アニメ) ist eine Abkürzung des englischen Begriffs animation (jap. アニメーション animēshon) und bezeichnet außerhalb von Japan, speziell in den westlichen Ländern, in Japan produzierte Zeichentrickfilme charakteristischer Machart. In Japan selbst steht Anime für alle Arten von Zeichentrickfilmen, für die im eigenen Land produzierten genauso wie für importierte.

Historische Entwicklung

Siehe unter Geschichte des Anime

Inhalt moderner Anime

Während europäische und amerikanische Zeichentrickfilme hauptsächlich auf ein jüngeres Publikum abzielen, kindgerechte Inhalte und Comedy daher im Vordergrund stehen und andere Genres eher Randerscheinungen darstellen, gibt es bei Anime ein breit gefächertes Themenspektrum für alle Altersstufen. Von Literaturverfilmungen (z. B. Das Tagebuch der Anne Frank) über Horror bis hin zu Sciencefiction werden nahezu alle Bereiche und Altersklassen abgedeckt. Auch gibt es Genres bei Anime, die fast ausschließlich in diesen vorkommen (z. B. Mecha-Serien über überdimensional große Roboter). Ein Schwerpunkt der Produktionen liegt allerdings auch in Japan bei TV-Serien für Kinder und Jugendliche, denen oft etwas mehr „zugemutet“ wird als in westlichen Kinderfilmen üblich.

Anime-typische Bildsprache

Die meisten Animes haben alle eines gemeinsam: ihre eigentümliche Bildsprache. In sehr vielen Animes werden übergroße Körperteile als Betonung für bestimmte Situationen benutzt. So sind z. B. hochrote Köpfe ein Anzeichen für eine besonders große Peinlichkeit, viele Schweißtropfen im Gesicht zeigen die Ahnungslosigkeit von manchen Personen, eine große Schweißperle an den Schläfen zeigt die Verlegenheit und Wut wird meist durch einen sehr großen Körper dargestellt, der sich über einen anderen beugt und diesen anschreit. Doch nicht in allen Animes wird diese Bildsprache benutzt, eine so derart ausgeprägte Bildsprache wird nur in den Animes für das jüngere Publikum benutzt, wie in den Serien Pokémon, Digimon, Hamtaro usw. Animes für das ältere Publikum wie z. B. Armitage III, X (Film und Serie), Akira und Prinzessin Mononoke verzichten komplett auf eine solche Bildsprache, um auf ihre Weise nah an die Realität zu kommen.
Die satirisch konzipierte Excel Saga wiederum übertreibt diese Stilelemente bis ins Maßlose, um den Anime als solchen zu verballhornen.

Bedeutung von Anime in Japan

Anime sind ein fester Bestandteil des japanischen Kulturgutes. Die Bedeutung der Anime in Japan kann man an der Tatsache erkennen, dass die drei (bis 2003) erfolgreichsten Kinofilme in Japan Anime sind: Mononoke Hime (engl.: Princess Mononoke, dt.: Prinzessin Mononoke), Pokémon: Der Film und Sen to Chihiro no Kamikakushi (engl.: Spirited Away, dt.: Chihiros Reise ins Zauberland).

Pornographische Anime (sog. Hentai) machen nur einen kleinen Teil des japanischen Kaufvideo-Marktes aus, im Fernsehen und im Kino werden sie in Japan überhaupt nicht gezeigt. Im Gegensatz zu weit verbreiteten Vorurteilen liegt der Hentai-Anteil bei Anime nur bei ca. 5% der Gesamtproduktion. Dennoch beinhalten viele Anime erotische Ansätze, obwohl sie nicht den Hentai zugeordnet werden.

Anime-Industrie in Japan

Veröffentlichungsarten

Anime-TV-Serien haben, ebenso wie auch westliche Cartoonserien, für gewöhnlich 13, 26 oder 52 Folgen, so dass bei wöchentlicher Ausstrahlung eine Laufzeit von einem viertel, einem halben oder einem ganzen Jahr erreicht wird. Im Gegensatz zu westlichen Serien sind die meisten Anime-Serien nicht als Endlosserien ausgelegt, obwohl insbesondere Manga-Verfilmungen oft auf weit mehr als 100 Folgen kommen können.

Neben TV-Serien und Kinofilmen gibt es noch ein weiteres Format für Anime: OVA (Original Video Animation), auch OAV (Original Animated Video) genannt, das speziell für den Kaufvideo- und DVD-Markt produzierte Animes bezeichnet. Die Zielgruppe sind meist junge Erwachsene, daher sind die Inhalte in der Regel mit viel Fanservice versehen.

Zusammenarbeit mit anderen Medien

Die meisten Anime und Anime-Serien beruhen auf erfolgreichen Mangas (z. B. Akira, Ghost in the Shell, Rurouni Kenshin). Es gibt gelegentlich aber auch den umgekehrten Fall, bei dem aufgrund eines erfolgreichen Animes ein entsprechender Manga gezeichnet wird (zum Beispiel Neon Genesis Evangelion, Tenchi Muyo!). Manchmal wird der Manga nicht neu gezeichnet, sondern aus Einzelbildern des Anime und eingefügten Sprechblasen zusammengesetzt, was in Ermangelung eines standardisierten Fachbegriffes gewöhnlich als „Anime-Comic” bezeichnet wird (zum Beispiel bei Oh! My Goddess oder Card Captor Sakura). Oft ist auch die Computerspiel-Industrie in die Anime-Produktion involviert (zum Beispiel bei .hack, Pokémon, Yu-Gi-Oh, Digimon, Megaman).

Bekannte Anime-Studios

Das bekannteste und erfolgreichste japanische Anime-Studio ist Studio Ghibli, in dem seit 1985 unter der Leitung von Hayao Miyazaki ein Blockbuster nach dem anderen entsteht (z. B. Prinzessin Mononoke 1997, Chihiros Reise ins Zauberland 2001, Das wandelnde Schloss 2004).

Seinen bisher größten weltweiten Erfolg feierte Studio Ghibli mit Chihiros Reise ins Zauberland: Der Film erhielt neben zahlreichen internationalen Zuschauer- und Kritikerpreisen im Jahr 2002 den Goldenen Bären auf der Berlinale und im Jahr 2003 den Oscar als bester Animationsfilm, was ihn zum meistausgezeichneten Zeichentrickfilm aller Zeiten macht.

Weitere profilierte Produktionsstätten sind:

Arbeitsbedingungen japanischer Anime-Zeichner

Laut einer im Jahr 2005 durchgeführten Studie arbeiten japanische Anime-Zeichner im Durchschnitt 10,2 Stunden pro Arbeitstag bzw. 250 Stunden pro Monat. Zwei Drittel aller Zeichner verdienen weniger als 3 Millionen Yen (ca. 21.700 Euro) pro Jahr, 27 % geben sogar einen Jahresverdienst von weniger als 1 Million Yen (ca. 7.200 Euro) an. 80 % aller Zeichner arbeiten nach einem festen Bezahlungsschema, bei dem sie pro Einzelbild im Durchschnitt 186,9 Yen (ca. 1,35 Euro) erhalten.


Anime in Deutschland

Anime im deutschen Kino

Der erste Anime in Deutschland war der Kinofilm Der Zauberer und die Banditen (jap. 少年猿飛佐助 shōnen sarutobi sasuke [1], engl. Magic Boy) von Studio Toei aus dem Jahr 1959. Er hatte seinen deutschen Kinostart am 16. März 1961.

Seither sind im deutschen Kino insgesamt ca. 25 bis 30 Anime-Filme gezeigt worden, u. a. Akira (1991), Ghost in the Shell (1997), Perfect Blue (2000), Prinzessin Mononoke (2001), Chihiros Reise ins Zauberland (2003) und Das wandelnde Schloss (2005). Die bisher höchsten Zuschauerzahlen hatten die drei im Kino gezeigten Filme zur Pokémon-Serie.

Anime im deutschen Fernsehen

Die erste Anime-Serie im deutschen Fernsehen war die Serie Speed Racer (Tatsunoko Productions, 1967), von der im November und Dezember 1971 in der ARD drei Folgen gezeigt wurden. Die vierte Folge war zwar für den 23. Dezember 1971 angekündigt, ihre Ausstrahlung wurde jedoch aufgrund von Protesten von Eltern kurzfristig gestrichen und die Serie vollständig abgesetzt.

Am 31. Januar 1974 startete mit Wickie und die starken Männer der nächste Anime im deutschen Fernsehen, dieses Mal im ZDF. Weitere Starttermine bekannter und inzwischen zum Kult gewordener Anime-Serien:

5. November 1974: Barbapapa (ZDF; japanisch-französische Koproduktion)
9. September 1976: Die Biene Maja (ZDF)
8. September 1977: Pinocchio (ZDF)
18. September 1977: Heidi (ZDF)
21. September 1978: Sindbad (ZDF)
6. September 1980: Marco (ARD)
27. September 1980: Captain Future (ZDF)
29. August 1981: Nils Holgersson (ARD)

Mit Ausnahme von Captain Future, gegen das es zahlreiche Proteste von Eltern gab und vor dem in den 1980er-Jahren sogar in einigen Schulbüchern gewarnt wurde, umfassten Animes im deutschen Fernsehen lange Zeit nur Serien für Kindergarten- und Grundschulkinder – und dass es sich dabei um Zeichentrickfilme japanischen Ursprungs handelte, ist selbst heute teilweise noch nicht bekannt. (Zum Vergleich: Das Altersspektrum der in Frankreich, Spanien und Italien ausgestrahlten Anime reichte schon Ende der 1970er-Jahre bis zu älteren Jugendlichen, eine gezielte Anime-Fanbewegung entwickelte sich dort bereits im Laufe der 1980er-Jahre.)

Am 11. Januar 1988 ging aus dem Musikvideo-Abspielprogramm musicbox der Privatsender Tele 5 hervor. In seinem Nachmittagsprogramm Bim Bam Bino wurden ca. ab 1989 zum ersten Mal in Deutschland auch Anime für ältere Kinder und Jugendliche ausgestrahlt. Serien wie Miyuki, Mila Superstar (jap. Attack No. 1), Die Königin der tausend Jahre (jap. Shin Taketori Monogatari Sennen Joō) und Saber Rider und die Starsheriffs (jap. Sei Jūshi Bismark) führten zur Gründung von ersten Anime-Fanclubs in Deutschland, die sich aber oft auf die jeweilige Serie beschränkten. Nach der Umwandlung von Tele 5 in das Deutsche Sportfernsehen (DSF) am 1. Januar 1993 wurden einige dieser Anime von anderen Privatsendern übernommen, andere wurden jedoch nie wieder gezeigt.

Einen entscheidenden Schub erlebte die deutsche Anime-Fanszene durch die fünf Staffeln bzw. 200 Folgen lange Serie Sailor Moon (jap. Bishōjo Senshi Sailor Moon). Beim Zeigen der ersten TV-Staffel von Oktober 1995 bis September 1996 im ZDF wurde die Serie allerdings wegen ihrer Ausstrahlung inmitten eines Zeichentrick-Programmblocks von den meisten TV-Zeitschriften nicht gesondert erwähnt. Erst durch die erneute Ausstrahlung ab Mai 1997 bei RTL II wurde Sailor Moon, dessen primäre Zielgruppe in Japan eigentlich Mädchen in der Pubertät waren, zum Kultfaktor einer neuen Fanbewegung. Es folgte eine ganze Welle von weiteren Animeserien, zum Teil um Dekaden verspätet (Dragonball u.a.)

Eine sehr stiefmütterliche Behandelung widerfuhr den Anime, die auf VOX bzw. VIVA um die Jahrtausendwende ausgestrahlt wurden. Serien wie u.a. Hellsing, Noir und Golden Boy wurden auf VIVA aus Jugendschutzgründen unter der Woche zur Nacht gesendet. Noch ungünstiger war die Handhabe auf VOX, dass u.a. Record of Lodoss War und Neon Genesis Evangelion (in Jp. die erfolgreichste Animeserie bisher) zu zweistündigen Blöcken zusammenfaste, sie mit semiprofessionellen dt. Untertiteln belegte, um die Synchro einzusparen, und unregelmäßig nach Mitternacht sendete. Trotz dieser ungünstigen Vorgehensweise erlangten diese Serien hierdurch auch in Dtl. Kultstatus, wenn auch nur in kleinerem Kreise.

Siehe auch: Geschichte des Anime

Anime auf deutschen Kaufmedien

Die ersten deutschen Kauf-Anime gab es im Jahr 1975 auf so genannten TED-Bildplatten (Television Discs), analogen Vinyl-Bildplatten, die eine Spieldauer von ca. 10 Minuten pro Seite hatten und nur von einem einzigen Abspielgerät der Firma Telefunken gelesen werden konnten [2]. Sie verschwanden bereits im folgenden Jahr wieder vom Markt. Bei den darauf angebotenen Animes handelte es sich um einzelne Folgen der Serien Speed Racer, Hotte Hummel, Judo Boy und Calimero (japanisch-italienische Koproduktion [3]).

Der erste vollständige Anime-Spielfilm, den es in Deutschland zu kaufen gab, war der Film Perix der Kater und die drei Mausketiere (jap. 長靴をはいた猫 nagagutsu wo haita neko [4]) von Studio Toei aus dem Jahr 1969, der Ende der 1970er-Jahre von der Firma piccolo film auf Super-8-mm-Film angeboten wurde (Ton/farbig, 2 Rollen à 120 m Lauflänge, Spielzeit ca. 90 Min.).

In den 1980er-Jahren erschienen zahlreiche Animes auf VHS-Kassetten, wobei es sich meistens um Kinderserien handelte und nicht auf die Herkunft der Serien oder Filme verwiesen wurde. Beispielsweise erschien der Film Lupin III: Cagliostro no Shiro (engl. Titel: Lupin III: Castle of Cagliostro) in einer aus Frankreich stammenden, stark geschnittenen Version unter dem Titel Hardyman räumt auf. Damals wurde mit Angel, das Blumenmädchen (jap. 花の子ルンルン hana no ko lun-lun [5]) auch die erste Magical-Girl-Serie in Deutschland auf VHS veröffentlicht.

Die ersten VHS-Kassetten, mit denen gezielt Fans japanischer Animationen angesprochen werden sollten und bei denen ausdrücklich Japan als Produktionsland genannt wurde, stammten aus dem Jahr 1986. Damals wurden unter dem Label „Japan Home Video“ einzelne Folgen der Serien Die Abenteuer der Honigbiene Hutch, Demetan der Froschjunge und Macross veröffentlicht, wobei darauf geachtet wurde, das Originalmaterial möglichst unverändert zu lassen – der japanische Vor- und Abspann blieben erhalten, und vorkommende Songs wurden japanisch belassen. „Japan Home Video“ verschwand jedoch bereits 1987 wieder vom Markt.

Der nächste Versuch eines eigenen deutschen Anime-Labels begann 1995 mit dem Film Plastic Little, der in einer offiziellen Auflage von 2.500 VHS-Kassetten erschien und zugleich der erste deutsche Kauf-Anime im japanischen Original mit deutschen Untertiteln war. In der Folgezeit wurden immer mehr Anime-Kaufvideos veröffentlicht (z. B. Gunsmith Cats, Bubblegum Crisis, Devil Hunter Yohko). Das dabei auftretende Problem, dass die Fans Originalfassungen mit Untertiteln bevorzugten, während für den Massenmarkt eher synchronisierte Fassungen erforderlich waren, löste sich mit dem Aufkommen der DVD, auf der beide Formate gleichzeitig angeboten werden konnten.

Insgesamt wurden Anime in Deutschland bisher auf folgenden Medien verkauft (in der ungefähren zeitlichen Reihenfolge des Erscheinens; die Jahreszahlen beziehen sich auf die Veröffentlichung von Anime auf dem jeweiligen Medium, nicht auf die Erscheinungszeit des Mediums an sich):

Literatur

  • Antonia Levi (1996): Samurai from Outer Space: Understanding Japanese Animation. Open Court Publishing Company. ISBN 0-812-69332-9 (englisch)
  • Gilles Poitras (1998): The Anime Companion: What's Japanese in Japanese Animation? Stone Bridge Press. ISBN 1-880-65632-9 (englisch)
  • Jonathan Clements, Helen McCarthy (2001): The Anime Encyclopedia: A Guide to Japanese Animation Since 1917. Stone Bridge Press. ISBN 1-880-65664-7 (englisch)
  • Susan J. Napier (2001): Anime from Akira to Princess Mononoke: Experiencing Contemporary Japanese Animation. Palgrave. ISBN 0-312-23863-0 (englisch)
  • Patrick Drazen (2002): Anime Explosion! - The What? Why? & Wow! of Japanese Animation. Stone Bridge Press. ISBN 1-880-65672-8 (englisch)

Siehe auch

Wiktionary: Anime – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen