Westönnen
Westönnen Stadt Werl
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Koordinaten: | 51° 33′ N, 7° 58′ O |
Höhe: | 88 m |
Einwohner: | 2577 (31. Dez. 2010) |
Eingemeindung: | 1. Juli 1969 |
Postleitzahl: | 59457 |
Vorwahl: | 02922 |

Westönnen ist ein Ortsteil von Werl und liegt im Kreis Soest. Der Ort hat 2656 Einwohner und ist damit der zweitgrößte Ortsteil von Werl. Der momentane Ortsvorsteher ist Martin Beudel (Stand 2010).
Geschichte


Der fruchtbare Boden der Soester Börde, die Lage am Hellweg und Quellen in der Nähe, begünstigten die Ansiedlung seit jeher.
Westönnen wurde zum ersten Mal im Jahre 973 im Verzeichnis des St. Cäcilia-Ordens in Köln erwähnt und ist somit über 1000 Jahre alt. Früher hieß Westönnen Westuenen oder Westunen. Ein Ministerialengeschlecht de Tuinen wurde in einer Urkunde des Patroklistiftes von 1169 erwähnt.[1]
Der Ausbruch der Soester Fehde führte in der Gegend zu Plünderungen und Brandstiftungen, nach 1448 war die Fehde beendet und Westönnen blieb beim Erzstift Köln.
Während des Dreißigjährigen Krieges musste der Ort viele Soldaten aufnehmen und verpflegen. Dies brachte die Menschen an den Rand ihrer Belastbarkeit, 1636 brach die Pest aus und forderte viele Opfer.
Für 1707 sind 68 Haushaltungen mit etwa 480 Einwohnern belegt. Die rote Ruhr brach 1740 aus, es starben 82 Menschen.
Im Jahr 1761, während des Siebenjährigen Krieges, lagerten in der Umgebung um 260.000 Soldaten.
Während einer Brandkatastrophe im Jahr 1829 brannten im Ortszentrum sechs Bauerhöfe bis auf die Grundmauern nieder, seither wird jährlich eine Brandprozession abgehalten.[2]
Zugehörigkeit
Von Anfang an bis zum Jahr 1803 gehörte Westönnen zum Erzbistum Köln. Auch während der Soester Fehde (1444) schlugen sich die Westönner auf die Seite der kölnischen Kurfürsten und Bischöfe. Von 1803 bis 1816 war Westönnen dem Großherzogtum Hessen-Darmstadt zugeschlagen, danach kam es endgültig zu Preußen. Am 1. Juli 1969 wurde Westönnen nach Werl eingemeindet.[3] Eine Sehenswürdigkeit ist das Haus Lohe.
Kirchliche Verhältnisse
Vermutlich hat das Caecilienstift in Köln die Errichtung einer Pfarrei und den Bau einer Kirche angeregt, diese Schlussfolgerung wird aus dem Patrozinium der Cäcilia gezogen. Eine genaue Zeit dieser Abläufe ist nicht überliefert, allerdings ist dies sicherlich noch im 13. Jahrhundert geschehen. Ostönnen gehörte noch im 16. Jahrhundert unter de Moder to Westönnen (unter die Mutter in Westönnen) und für den 15. Februar 1296 ist ein Pleban Johannes in Ostönnen urkundlich erwähnt. In einem Heberegister, das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts abgeschlossen wurde, übernahm der Propst des Klosters Rumbeck J. v. Falckenberg Eintragungen, die auf das Vorhandensein einer Pfarrei zum Ende des 13. Jahrhunderts hindeuten.[4] Die Pfarrer wurden von der Äbtissin des Cäcilienstiftes ernannt, ohne jemals den Ort besucht zu haben. Vor dem Konzil in Trient war es durchaus üblich, sich nach dem Empfang der niederen Weihen (manchmal noch nicht einmal das), sich eine oder auch mehrere Pfarreien übertragen zu lassen, nur zu dem Zweck, aus dem Ertrag der Pfründe, ein sorgenfreies Leben zu führen. Der erste in Westönnen urkundlich erwähnte Pfarrer war Johannes Plebanus, der 1288 urkundlich genannt wurde. Danach kamen 1315 Godefridus, 1363 Reckewyn und vor 1475 Johannes Brunstein.[5] Die seelsorgerischen Aufgaben wurden zum großen Teil von Leutepriestern wahrgenommen, die von den Pfarren eingesetzt wurden. Die Pfarrstelle war im Mittelalter gut dotiert, seit 1400 gehörte der ertragreiche Hof Risse in Mawicke zu ihr. Der Pfarrer Johannes Ketteler vermachte 1665 in seinem Testament 200 Reichstaler, als Grundlage für die Errichtung einer Vikarie zum heiligen Johannes. Der Vikar hatte an den Sonn- und Feiertagen und jeden Dienstag und Freitag eine Messe zu lesen. Die Stiftung sollte der Mehrung der Ehre Gottes sowie der beständigen Erziehung der Jugend dienen. Die Zinsen aus dem Kapital sollte der Lehrer bekommen, was ein Vorhandensein einer Schule im Ort belegt.[6] Zur Kirche gehörte ein Pfarrhaus mit einem Garten, das früher umgräftet war und so wie ein Gräftenhof wirkte. Die Gräfte wurde Ende des 19. Jahrhunderts zugeschüttet.[7] Knapp 90 % aller Westönner sind Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde. Seit dem Frühjahr 2005 ist Westönnen in einem Gemeindeverbund mit der St.-Walburga-Kirche in Werl, da der Pastor in den Ruhestand ging und kein Nachfolger gefunden werden konnte.
St. Cäcilia
Das Gebäude der Kirche besteht aus Grünsandstein aus dem nahe gelegenem Steinbruch. Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert zerstört und wieder errichtet.
St. Josef-Schule
Pastor Johannes Ketteler stiftete 1665 testamentarisch die Johannes-Vikarie. Der Inhaber war verpflichtet, die Jugend des Kirchspiels im Schreiben, Lesen und im Christentum zu unterweisen. Die Vikarieschule war um 1800 die einzige Schule im Kirchspiel Westönnen. Nach dem Kulturkampf erlosch die Schulvikarie 1876.
260 Kinder besuchten 1880 die Schule. Sie wurden von zwei Lehrererinnen und einem Lehrer unterrichtet. Einhe vierte Klasse wurde 1902 und 1931 eine fünfte eingerichtet. Ein neues Schulgebäude wurde 1905 erstellt, das 1935 erweitert wurde. Wegen des Zuzuges von Vertriebenen wurden 1947 zwei weitere Klassen eingerichtet. Ein weiterer Schulneubau erfolgte 1964.
Verkehrsanbindung
Der Ort lag von jeher am Hellweg, einer mittelalterlichen Handelsverbindung und verhalf ihm zu einem gewissen Wohlstand. Die preußische Regierung ließ von 1822 bis 1823 die Chaussee, die später zur Reichsstraße und danach zur Bundesstraße 1 wurde, bauen. Sie verläuft von Aachen bis Königsberg.</ref>Reichsstraße und B1</ref>
Die Ruhr-Lippe Kleinbahn richtete 1898 für die Strecke Hamm–Werl–Ostönnen einen Haltepunkt im Ort ein. Zur Verbesserung der Verkehrsanbindung versuchte die Gemeinde von der Reichsbahn einen Bahnhof an der Strecke Dortmund-Soest zu bekommen, eine entsprechende Haltestelle wurde am 1. Oktober 1901 eingerichtet.
Gewässer
Im Ort gibt es etliche Teiche, Bäche und Tümpel. Der Mühlenbach ist der größte der Bäche, er kommt von der Haar und berührt das nördliche Gemeindegebiet. Er fließt in Werl in den Salzbach und speiste früher die Lohmühle. Der Siepenbach ist ein Zufluss des Mühlenbaches, er entspringt im Börn, einem Quellteich. Der Börn versiegte nach der Überlieferung noch nie, er ist etwa einen Meter tief, 10 Meter breit und 50 Meter lang.[8]
Der größte Teich im Ort ist der Tagelteich mit einer Tiefe von etwa 2,50 Metern und einem Ausmaß von 60 x 75 Metern, er war früher mit Karpfen besetzt, heute laichen hier Erdkröten.
Der Opferteich in unmittelbarer Nähe der Kirche wird von mehreren Quellen gespeist, er trocknet gelegentlich aus.
Der Westönner Bach fließt seit 1954 verrohrt durch den Ort, seinen Ursprung hat er in Wietborn auf dem Hof Kerkhoff.
Eine umfangreiche Teich- und Gräftenanlage befindet sich beim Schloss Lohe[9]
Kultur und Vereine

- Die St. Sebastianus- Schützenbruderschaft wurde 1624 als dörfliche Schutztruppe gegründet.[10]
- Westönnen verfügt über eine BdSJ-Jugend.
- Am 2. Juni 2008 gewann Westönnen für seine Jugendarbeit im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ einen Förderpreis in Höhe von 400 Euro.
- 1921 gründeten 35 junge Männer das Tambourkorps Einigkeit Westönnen.[11]
- Die freiwillige Feuerwehr besteht seit 1911.[12]
- Der MGV "Cäcilia" 1854 Westönnen ist ein Männer-Gesang-Verein, er wurde 1854 mit der Maßgabe gegründet, den weltlichen und kirchlichen Gesang in gleicher Weise zu pflegen.[13]
Bekannte Persönlichkeiten
- Jürgen Tomicek Karikaturist
- Ralf König, Comic-Zeichner und Autor
- Karl-Josef Hering, (1929–1998), geboren in Westönnen, Berliner Kammersänger Heldentenor, Schauspieler und Hotelier
- Melchior Schäferhoff, (1747-1821), geboren in Westönnen, als Zisterzienser unter dem Ordensnamen Laurentius III. war er 50. und letzter Abt des Klosters Bredelar
- Heinrich Buchgeister Deutscher Meister im Speer- und Diskus-Wurf, das Heinrich-Buchgeister-Stadion in Werl ist nach ihm benannt.
- Philipp Abraham Rosenthal (* 16. Mai 1774 in Westönnen; † 17. Februar 1853 in Werl), war ein Vorfahre des Philipp Rosenthal, des Gründers der Porzellanmanufaktur Rosenthal. Erl lebte bis 1811 im Dorfzentrum und zog dann nach Werl und gründete dort eine Baumwollweberei, er wurde vermögend. Die Familie Rosenthal verkaufte ihre Güter in Werl 1880 und verließ den Ort.[14]
- Alfred Dregger besuchte von 1927 bis 1931 die Volksschule im Ort und bis 1939 das Mariengymmnasium in Werl.[15]
Literatur
- Rudolf Preising: Westönnen. Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Schriften der Stadt Werl (Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 17). Aschendorff, Münster 1977, 308 S., ISBN 3-402-05688-7
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gründung
- ↑ Ereignisse
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 93.
- ↑ Rudolf Preising: Westönnen. Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Schriften der Stadt Werl (Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 17). Aschendorff, Münster 1977, 308 S., ISBN 3-402-05688-7 Seiten 255 und 256
- ↑ Rudolf Preising: Westönnen. Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Schriften der Stadt Werl (Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 17). Aschendorff, Münster 1977, 308 S., ISBN 3-402-05688-7 Seiten 256 und 257
- ↑ Rudolf Preising: Westönnen. Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Schriften der Stadt Werl (Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 17). Aschendorff, Münster 1977, 308 S., ISBN 3-402-05688-7 Seiten 267 bis 270
- ↑ Rudolf Preising: Westönnen. Geschichte eines Kirchspiels und seiner Höfe im kurkölnischen Amte Werl. Schriften der Stadt Werl (Reihe A, Historisch-wissenschaftliche Beiträge, Heft 17). Aschendorff, Münster 1977, 308 S., ISBN 3-402-05688-7 Seite 256
- ↑ Mühlenbach
- ↑ Weitere Gewässer
- ↑ Gründung der Schützenbruderschaft
- ↑ Gründung des Tambourkorps
- ↑ freiwillige Feuerwehr
- ↑ MGV
- ↑ Rosenthal
- ↑ Dregger