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Synergetik-Therapie

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Die Synergetik-Therapie ist ein umstrittenes alternativmedizinisches Verfahren, das in Deutschland von Laien oder medizinisch-psychotherapeutisch vorgebildeten Personen ausgeübt werden kann. Das Therapieangebot richtet sich dabei an Menschen mit allen Arten von Erkrankungen, bis hin zu schweren chronischen Krankeiten.

Hintergrund

Die Synergetik-Therapie beruht aus Sicht ihrer Vertreter auf den Prinzipien der Selbstorganisation. Als Grundlage dient die Synergetik (= Lehre vom Zusammenwirken). Die Synergetik wurde durch den Physiker und Mathematiker Hermann Haken begründet. Haken entdeckte in seiner Lasertheorie ein Selbstorganisationsprinzip, welches er mathematisch formulierte. In den 1950er Jahren tauchte die Idee der Selbstorganisation auch in der Gehirnforschung auf. Das menschliche Gehirn wird dabei analog zur Technik als komplexes Netzwerksystem verstanden. Der Gehirnwissenschaftler Humberto Maturana z.B. hält die Wahmehmungsleistung des Gehirns für selbstorganisierend - ständig werden neue Beziehungen innerhalb des neuronalen Netzwerkes hergestellt.

Der Physik-Ingenieur und ehemalige BKA-Mitarbeiter Bernd Joschko übertrug die Prinzipien der synergetischen Mustererkennung auf die in Tiefenentspannung auftretenden "inneren Bilder" und begründete die Synergetik-Therapie. Joschkos Hypothese besagt, dass in der eigenen Psyche Selbstorganisationsprozesse ausgelöst werden können, die heilend wirken. Dazu sei es notwendig, die sogenannte Energiebildstruktur, d.h. die Muster der inneren, imaginierten Bilder, zu verändern.

Alle Erinnerungs- und Symbolbilder der Neurowelt sollen in ständiger Wechselwirkung stehen und Muster bilden. Z.B. Kindheitserinnerungen, Symbol- und Reinkarnationsbilder, Bilder aus dem Kollektivpool, sowie das Morphogenetische Feld (Sheldrake). Es gebe krankmachende Muster, die man nach den von Haken gefundenen Gesetzmäßigkeiten der Mustererkennung finden könne, und zwar in einem freilaufenden assoziativen Suchprozess. Dies wird Synergetik Profiling genannt. Eine Innenweltreise ohne vorgegebenes Thema beinhaltet immer Selbsterfahrung und somit eine Lebenskompetenzerhöhung und kann zur unspezifischen Selbstheilung führen. Daher nennt Joschko diese Innenweltreisen eine "Anleitung zur Selbstheilung." Zwei Berufe entstanden: Der Synergetik Therapeut heilt synergetisch und der Synergetik Profiler heilt bionisch. Die Wurzeln der Synergetik Therapie reichen zurück auf Joschkos Ingenieurarbeit 1975, wo er evolutionsbionische Prinzipien anwendete und das Selbstorganisationsprinzip nutzte. Er definierte daraus die Psychobionik.

Anwendung

Bei der Synergetik-Therapie hört der Klient mit verbundenen Augen entspannende Musik von einem Tonband. In entsprechender Umgebung wird versucht, einen tiefen Entspannungszustand zu erreichen. Der Klient soll dann bildlich eine Treppe hinabsteigen, durch eine Tür einen Raum betreten, visuelle Eindrücke beschreiben, und mit ihnen eine Art Dialog führen (sog. freilaufender synergetischer Suchprozess). Dann sollen Konflikte und Erkrankungen mit dem Therapeuten besprochen werden, um zur Aufdeckung der angeblich im Gehirn des kranken Menschen verankerten pathogenen "Informationsstrukturen" zu gelangen. Eine Veränderung dieser "Informationsstrukturen" durch den Klienten führe dann zu Selbstheilungsprozessen (Strukturkippung). Der Therapeut greift helfend ein, indem er dem Klienten Figuren und Bilder beschreibt (z.B. das Bild des "inneren Löwen"). Gelegentlich sollen die Therapeuten den Klienten mit einem kleinen Stock den Kopf schlagend berühren um ein "deterministisches Chaos" entstehen zu lassen. (Diese Behauptung stammt von Goldner und ist absoluter Schwachsinn - kein einziger Klient ist je so "behandelt" worden.- Bernd Joschko)

Synergetik-Therapie soll eine "Anleitung zur Selbstheilung durch Erhöhung der Lebenskompetenz" sein, keine Krankheitsbehandlung. Damit stehe sie nicht im Gegensatz zur ärztlichen Heilkunst. Diese Abgrenzung hat in Deutschland juristische Konsequenzen, da die Behandlung von Krankheiten nur Ärzten, psychologischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern erlaubt ist und einige Synergetik-Therapeuten keine Erlaubnis zur Ausübung von Heilkunde nach dem Heilpraktikergesetz besitzen.

Kritik

  • Begriffe wie Synergetik, Chaostheorie, Mustererkennung deuten einen wissenschaftlichen Zusammenhang an, der nicht belegt ist. Die Theorie Joschkos hat keine Anerkennung in Fachkreisen gefunden. Andere Begriffe wie Energie und Morphogenetisches Feld sind nicht wissenschaftlicher, sondern esoterischer Natur.
  • Es gibt keine klinischen Studien zur Wirksamkeit der Synergetik-Therapie. (Ist auch keine medizinische Heilmethode, fällt daher auch nicht unter das HP-Gesetz. Es besteht vorläufiger Rechtsschutz gemäß OVG-Beschluss vom 27.Mai 2004 - Bernd Joschko)
  • Trotz der o.g. Einschränkung wenden sich die Therapeuten auch an Menschen, die an schweren Krankeiten wie Krebs, AIDS oder MS leiden.
  • Der Vorsitzende der Akademie der Milton-Erickson-Gesellschaft für klinische Hypnose, Dirk Revenstorf, kommt zu der Einschätzung: "..dass es sich ... um ein Verfahren der Tiefenentspannung handelt, das fließende Übergänge zur hypnotischen Induktion enthält. Für diese Art der therapeutischen Intervention sind Kontraindikationen bekannt und ihre Anwendung solte nur im Rahmen eines Heilverfahrens durchgeführt werden. Dazu ist eine entsprechende psychotherapeutische Ausbildung erforderlich, wie sie etwa im Rahmen der Approbation zum psychologischen Psychotherapeuten verankert ist..."
  • Joschko wirbt auf seinen Webseiten für die "Germanische Neue Medizin", die äußerst umstritten ist. Joschko distanziert sich zwar von Ryke Geerd Hamers antisemitischen Äusserungen. Laut Aussagen von Anhängern der Synergetik-Therapie stelle sich aber häufig heraus, dass die Innenweltbilder den krankmachenden Auslösern nach Hamer entsprächen.
  • Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof definiert aktuell (5. Juli 05) die Synergetik Therapie folgendermaßen (Auszug):

"Dem Klienten wird versprochen, ihm zu helfen, sich selbst zu erkennen und was ihm seine Krankheit sagen will, damit er dadurch seine innere Wirklichkeit verändern und sich dadurch selbst heilen könne. Der Klient soll daher sein Vertrauen in diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende, ihm in den Therapiesitzungen beigebrachte Methode der Selbsterkenntnis, Selbstveränderung und darauf beruhenden Selbstheilung setzen, die sich von einer psychiatrischen, psychotherapeutischen oder von Heilpraktikern durchgeführten psychischen Behandlung nicht grundsätzlich, sondern nur graduell unterscheidet. Das Erscheinungsbild des Behandlers bei der Synergetik-Therapie unterscheidet sich daher nicht allzu weit von medizinischer Behandlung. Man könnte das Tätigwerden der Antragstellerin unwissenschaftlich auch als eine Art homöopathieähnliches psychotherapeutisches Verfahren bezeichnen, da es wie die echte Homöopathie auch auf die mit Hilfe des Behandlers durch gezielten äußeren Anstoß aktivierten Selbstheilungskräfte des Körpers abstellt und dem Klienten verspricht, ihn Instand zu setzen und zu helfen, diesen Selbstheilungsprozess in Gang zu setzen. "

Literatur

  • Colin Goldner: Die Psycho-Szene ISBN 3-932710-25-8 Alibri Verlag (eine kritische Betrachtung)
  • Hermann Haken, Günter Schiepek: Synergetik in der Psychologie. Selbstorganisation verstehen und gestalten. Verlag Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 3-8017-1686-4