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Geschichte der Juden in der Spätantike

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Die über dreitausendjährige Geschichte des Jüdischen Volkes lässt sich in zwei Perioden unterteilen:

(1) die Periode von den Anfängen bis zur zweiten Zerstörung des jüdischen Tempels in Jerusalem 70 n.Chr. und

(2) die darauffolgende Periode bis heute, die in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Europas vom rabbinischen Judentum geprägt wurde, das aus der antiken jüdischen Strömung der Pharisäer, nach dem Krieg Israels gegen Rom entstand.

Von den Anfängen bis zur Landnahme

Die historisch einigermaßen nachweisbare Zeit beginnt erst mit der Epoche der sogenannten Richter, etwa 1.250 v.Chr.. Dieser Epoche ging eine Zeit des Nomadentums vor allem in Mesopotamien, in den Wüsten rund um Palästina und unter fremden Völkern voraus. Eine wesentliche Quelle für das Geschichtsverständnis der Juden ist die biblische Schilderung in der Tora, die als kontinuierliche Geschichtsschreibung vom Tage der Schöpfung an verstanden sein will. Sie genügt nur eingeschränkt den wissenschaftlichen Anforderungen der modernen Geschichtsforschung. Es gibt aber kaum noch Zweifel, dass die Bibel sehr viel archaisches Material wiedergibt, das zum großen Teil aus der Vergangenheit der Völker Mesopotamiens und der übrigen Nachbarschaft und Kanaans selbst stammt aus einer Zeit weit vor den Richtern. Diese sehr alten Geschichten lebten unter den Hebräern als Mythen fort und bildeten die Grundlage der ältesten Schichten der Heiligen Schrift. Zumindest jedoch haben die biblischen Berichte als Nationalepos eine historische und religiöse Bedeutung für das jüdische Volk.

Die Erzväter (Patriarchen)

Der erste Erzvater Abraham stammt aus Ur, am östlichen Ende des Fruchtbaren Halbmondes. Er bekam von Gott den Befehl: "Geh weg von deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus, in ein Land das ich dir zeigen will" (Gen 12). Darauf hin zog er auf dem Weg über die nördlichen Städte des Fruchtbaren Halbmondes nach Kanaan, einer Gegend an der Ostküste des Mittelmeeres zwischen dem Libanongebirge und der Negevwüste.

Abrahams Enkel Jakob geriet dem Bericht der Genesis zufolge am östlichen Ufer des Flusses Jabbok in einen Ringkampf mit einem Engel (Gen 32). Er erhielt darauf hin von Gott den Namen "Israel" (hebräisch Jisrael = Kämpfer mit o. für Gott). Er hatte zehn Söhne und zwei als Söhne angenommene Enkel, die zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels (Israeliten) wurden: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Isaschar, Sebulon, Benjamin, Dan, Naphtali, Gad, Asser und Joseph.

Joseph, der Lieblingssohn Jakobs, wurde aus Neid von seinen Brüdern an ägyptische Sklavenhändler verkauft. Durch seine Talente gelangte er in eine einflussreiche Position am Pharaonen-Hof und konnte seine Angehörigen nachholen.

Die Israeliten in Ägypten

Hier in Ägypten wuchsen nach dem Bericht der Bibel die Israeliten zu einem Volk heran. Über den dortigen Aufenthalt im Lande Goschen (östliches Nil-Delta) und den anschließenden Exodus gibt es keine außerbiblischen Quellen. Jedoch spiegeln die biblischen Berichte historische Erscheinungen des zweiten Jahrtausends v.Chr. deutlich wider. Die Einwanderung erfolgte zusammen mit anderen kanaanäischen Gruppen, die bereits Ende des dritten Jahrtausends einsetzte und wirtschaftlich motiviert war. Einige der Einwanderer erlangten hohe Stellungen; die Einwanderer insgesamt fügten sich aller Wahrscheinlichkeit relativ nahtlos in die ägyptische Gesellschaft ein (siehe die spätere jüdische Militärkolonie Elephantine).

Ein indirekter historischer Beleg für den Aufenthalt der Israeliten in Ägypten könnte die Erwähnung von Volksgruppen Namens habiru in ägyptischen Urkunden aus dem 15. bis 12. Jahrhundert sein. Einige Forscher setzen diese habiru mit den hibri, den Hebräern gleich. Der Begriff stand aber vermutlich weniger für ein Volk als eher für einen sozialen Status (etwa die Fremden oder die Anderen) und muss nicht unbedingt die Israeliten gemeint haben.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich bei dem in der Bibel beschriebenen Pharao um Ramses II.. In seine Amtszeit fielen umfangreiche Bauvorhaben, zu denen die habiru, ebenso wie das gewöhnliche Volk, zwangsweise zur Saisonarbeit herangezogen wurden. Wegen seiner außenpolitischen Orientierung nach Asien verlegte Ramses seine Residenzen in das östliche Nil-Delta, also in die Nähe des biblischen Goschen.

Exodus und Offenbarung am Berg Sinai

Schenkt man dem Bericht in Exodus 2 Glauben, so muss der Auszug der Israeliten aus Ägypten unter Merenptah, dem Nachfolger Ramses II., stattgefunden haben. Auf seiner Siegesstele von ca. 1220, dessen fünftem Amtsjahr, rühmt sich Merneptha, die Israeliten besiegt zu haben. Dies ist zugleich die erste außerbiblische Erwähnung des Namens Israel. Das kriegerische Zusammentreffen fand auf kanaanäischem Boden statt. Die Israeliten indessen waren dem biblischen Bericht zufolge zu diesem Zeitpunkt noch nicht aus Ägypten ausgewandert. Die Bezeichnung Israel kann hier nicht die noch ausziehende Exodusgruppe, sondern muss anderweitige Bewohner Kanaans meinen. Der Begriff Israel ist hier also kritisch zu sehen. Einige Historiker legen nahe, dass der Exodus nicht geschlossen, sondern in mehreren Schüben geschah.

Dass der Exodus in zeitgenössischen Quellen keinen Niederschlag gefunden hat, kann bedeuten, dass der biblische Bericht bezüglich der Größe der Exodusgruppe eine volkstümliche Übertreibung darstellt. Der Auszug aus Ägypten hatte möglicherweise kaum dieselbe 'weltpolitische' Bedeutung, wie er sie für ein kleines Volk hatte, das der Sklaverei entflohen war.

Ein derartig großer Fluchtversuch scheint kaum möglich - zumal dann, wenn der Pharao davon Kenntnis nahm und ihn militärisch zu verhindern suchte. Das Land Kanaan selbst war ägyptisch besetzt, und auf der Route dorthin lagen gleich mehrere ägyptische Befestigungen samt ganzer Garnison - eine Flucht aus Ägypten endete wieder in Ägypten.

Die Marschroute, welche die Israeliten nach Kanaan nahmen, lässt sich trotz der biblischen Wegbeschreibung nicht genau rekonstruieren. Die genauen Lagen des Jam-suf (Schilfmeer) und des Berges Sinai sind ebenfalls nicht geklärt.

Nach dem biblischen Bericht war es Mose, der die Israeliten aus Ägypten führte. Er gilt noch heute im Judentum als der bedeutendste Prophet. Daher auch die Bezeichung "Mosaischer Glauben" für das Judentum. Am Berg Sinai offenbarte sich den Juden der Gott JHWH, der sich ihnen als der Gott ihrer Erzväter vorstellte. Hier erhielten die Juden durch Mose die Tora (Weisung) und schlossen einen Bund mit Gott, dieses Gesetz zu halten. Der Bund umfasst eine vollentwickelte soziale und moralische Botschaft, die in den Zehn Geboten (Dekalog) zusammengefasst ist.

Der Glaube an den einzigen Gott (Monotheismus) stellt eine Neuerung in der Religionsgeschichte dar. Er unterscheidet sich vom monolatrischen Glauben der Patriarchen, der die Existenz anderer Götter nicht negierte. Allerdings belegt sowohl die Archäologie als auch die Bibel selbst den Fortbestand monolatrischer Verhältnisse in Israel bis weit in die nach-exilische Zeit.

Landnahme und Ansiedlung

Datei:Judäa.JPG
Judäa

Das Buch Exodus erzählt, dass die Israeliten, nachdem sie sich in Ägypten angesiedelt hatten, dort in die Sklaverei gerieten. Mose führt sie in die Freiheit. Der historische Nachweis dieser Schilderung ist nach heutiger Forschungslage nicht zu führen und äußerst fragwürdig. Nach dem biblischen Bericht erhielten sie auf diesem Weg die Tora durch Mose und schlossen mit Gott einen Bund, dieses Gesetz zu halten. Die Israeliten kehrten dem Bericht zufolge in das Land Kanaan zurück, das sie unter der Führung Josuas erobern mussten. Man bezeichnet diese Epoche auch als Landnahme.

Die Ansiedlung israelitischer Volksstämme im Gebiet des heutigen Staates Israel und den umgebenden Regionen ist ab ca. 1250 v.Chr. nachweisbar.

Die Richterzeit

Die Israeliten lebten etwa 200 Jahre in loser Stammesorganisation - in einer 12er Stammesamphiktionie - jeweils um ihr Stammesheiligtum herum - zusammen, und wurden in Kriegsfällen von kurzweilig auftretenden Volkshelden, den sogenannten großen Richtern, angeführt. Das Wort Richter hatte dabei die tiefere Bedeutung "die zum Recht verhelfen". Ob diese Volkshelden auch Richter im Sinne von Juristen waren, ist umstritten. Unter ihrer Führung wurde das Land gegen angreifende Völker verteidigt. Einen ständigen Heerbann kannte das vorstaatliche Israel noch nicht - im Kriegsfall war man auf die Unterstützung der Mehrheit der in Sippen und Stämmen organisierten Männer angewiesen, die sich freiwillig zur Erreichung beschränkter militärischer Ziele miliz-ähnlich zusammenschlossen, nach dem Krieg aber sofort wieder nach Hause zurückkehrten.

Vom vereinten Königreich bis 70 n.Chr.

Das Königreich Davids und Salomos

Um 1000 v.Chr. mussten die Israelitischen Stämme sich laut dem biblischen Bericht auf Grund des stärker werdenden militärischen Druckes durch die Philister zu einem Königreich zusammenschließen. Die Bibel gibt mit ziemlicher Sicherheit die Jerusalemer Tradition wieder wonach der erste König Saul war. Seine Nachfolger David und dessen Sohn Salomo begründeten ein unabhängiges Königreich mit Jerusalem als Hauptstadt. Historisch gesehen dürfte die tatsächliche Bildung von nennenswerten Königreichen in Israel und Juda, die über die Größe eines Stadtstaates samt Umland hinausgehen, sehr viel später anzusetzen sein. Gerade das karge und bevölkerungsarme Juda scheint erst besonders spät, ggf. erst ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., einen funktionierenden zentralistisch gelenkten Staatsapparat erhalten zu haben. Das Nordreich Israel hingegen war in seinen weiten Ebenen weitaus fruchtbarer und bevölkerungsreicher und stieg alsbald zu einer lokalen Größe auf, die Neid und Interessen der benachbarten Großreiche auf sich zog. Ein einheitliches Nordsüdreich, zudem auch Jerusalem unter Führung der Daviden gehörte, hat es also vermutlich nicht gegeben.

Die Zeit der zwei Reiche

Die Tradition berichtet nun von einer Spaltung nach Salomo in die beiden Kleinstaaten Israel und Juda. Was vermutlich auch bedeutet, daß es eine Einheit nicht gegeben hatte. Das Nordreich war in der Folge ein wirtschaftlich und politisch erstarkender Pufferstaat, der in der Zeit politischer Schwäche Ägyptens und Mesopotamiens gedeihen konnte. Erst das Erstarken der Assyrischen Größmacht beendete diesen Zustand.

Zerstörung des Nordreiches Israel

Das Nordreich Israel wurde zwischen 722 und 721 v. Chr. von Assyrien erobert und in einen Vasallenstaat verwandelt. Ein Teil der Einwohner wurde zwangsumgesiedelt und durch deportierte Bewohner anderer Teile des assyrischen Großreichs ersetzt. Jerusalem und Juda waren noch zu unbedeutend, um das Interesse Assyriens zu wecken.

Untergang des Südreiches Juda

Nach der Zerschlagung des Nordreichs durch die Assyrer konnte der Staat um Jerusalem, das Südreich Juda, das von den Assyrern verschont geblieben war, erstarken. Die Könige bemühten sich in der Folge um eine Ausdehnug der Macht Judas auf die Nordgebiete und Städte des Nordens. Unter Joschija kam es zu einer Tempelreform, in deren Verlauf vermutlich die Biblischen Bücher in einer vorläufigen Revision zusammengeführt wurden. Die verschiedenen Schriften wurden zusammengefasst und vereinheitlicht, ein Prozess, der im babylonischen Exil fortgeführt und abgeschlossen wurde. Der Monotheismus und Herrschaftsanspruch JHWH's wurden mit großer Energie durchgesetzt. Es wurde der Versuch unternommen, unter dem Tanach das gesamte Volk, auch die nichtjüdischen Stämme, die z.T. unter den Assyrern eingewandert und deportiert worden waren, in Palästina zu einen. Beendet wurde diese Periode durch den Angriff des Neubabylonischen Reiches unter Nebukadnezar II.. Unter König Jojakim, dem letzten König des Südreiches, wurde auch Juda zum Vasallenstaat der Babylonier. Jojakim versuchte aber die Unabhängigkeit zu erlangen, indem er eine Niederlage Nebukadnezars ausnutzte. Schließlich eroberte Nebukadnezar 586 v. Chr. Jerusalem und verschleppte das jüdische Volk - zumindest die Oberschicht - in die babylonische Gefangenschaft.

Babylonisches Exil und Rückkehr

Im babylonischen Exil konnten die Juden ihre nationale und religiöse Identität bewahren. Die in und um Babylon angesiedelten Juden assimilierten sich dann recht schnell in die babylonische Gesellschaft. So wurde die babylonische Gefangenschaft ironischerweise zu einer der fruchtbarsten Zeiten der jüdischen Theologie. Erst in dieser Zeit entwickelte sich wahrscheinlich der rigorose Monotheismus. Mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch Nebukadnezar endete die Fixierung der Juden auf den Tempel als alleinigen Ort des Gebets, und es entstanden die ersten Synagogen.

Als Kyros II. im Jahr 539 v. Chr. Babylon erobert hatte, erlaubte er den Juden, nach Judäa zurückzukehren, und gab ihnen eine relative Selbständigkeit.

Unter hellenistischer Herrschaft

Die Zeit von Alexander des Großen bis zur Römerherrschaft prägte den gesamten Mittelmeerraum hellenistisch. Dies war die Blütezeit des Hellenistischen Judentums, das jüdische Traditionen und griechisches Denken miteinander in Einklang zu bringen versuchte. Ein wichtiges Zentrum dieser Bewegung bildete Alexandria, hier lebte und wirkte Philo, hier fand auch die griechische Bibelübersetzung statt.

So spielt die Eroberung Jerusalems und die Gefangennahme der Juden eine wichtige Rolle sowohl in der babylonischen als auch in der jüdischen Geschichte!

Der hasmonäische Staat

Der Versuch von Antiochos IV. Epiphanes, den zweiten jüdischen Tempel durch die Aufstellung einer Statue des Zeus Olympios zu entweihen, führte zum Aufstand der Makkabäer. Die Aufständischen setzten ein unabhängiges jüdischen Königreich durch, das von 165 v. Chr. bis 63 v. Chr. währte. Durch das expandierende römische Reich und den Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus fand es sein Ende.

Unter Römischer Herrschaft

Ein im Jahr 66 n. Chr. begonnene Aufstand gegen das römische Reich scheiterte im Jahr 70, und endete mit dem Fall Jerusalems und der Zerstörung des jüdischen Tempels (Flavius Josephus: Der jüdische Krieg). Juden konnten weiter in ihrem Land leben, bis der Aufstand unter Simon Bar Kochba und der folgende Gegenschlag viele Juden um Leben oder Freiheit brachte.

Schon zu dieser Zeit lebten Juden im gesamten Mittelmeerraum (insbesondere in Alexandria und Kleinasien), sowohl Emigranten als auch Konvertierte. Zusammen mit den durch die Aufstände vertriebenen und verschleppten Juden bildeten diese Juden die Diaspora ohne Heimatland oder religiöses Zentrum.

Von 70 n.Chr. bis zum Ende der Antike

Die talmudische Periode

Die talmudische Periode der jüdischen Geschichte beginnt mit der Zerstörung des Zweiten Tempels zu Jerusalem (70. nach Chr.) und der Errichtung des Lehrhauses zu Jabne durch Rabbi Jochanan ben Zakkaj. In ihre Zeit fallen religionsgeschichtlich die Abfassung der Mischna, des Talmud Jerushalmi, des Talmud Bavli, der Tosefta, der Midrashim und der Hekhalot-Literatur. Wichtige geschichtliche Ereignisse sind:

115 bis 117 nach Chr. Aufstände der Juden in verschiedenen Diaspora-Gemeinden. 132 bis 135 nach Chr. der Aufstand des Simon bar Kochba.

Im Zuge der Expansion des Islam, der den monotheistischen Juden gegenüber relativ tolerant war, gelangten Juden bis in den Mittleren Osten (heute Pakistan/Indien), nach Nordafrika und nach Südwesteuropa.

Das Mittelalter

Juden in Westeuropa

Viele Juden wanderten nach den jüdischen Aufständen durchs gesamte Römische Reich und ließen sich besonders an dessen Grenzen, so z.B. in vielen rheinischen Städten wie Worms, nieder. Im heutigen Niedersachsen wurden im 13. Jahrhundert die ersten Juden erwähnt. Im Mittelalter bildeten die christliche Kirche und der Staat eine Einheit. Die Christen betrachteten Juden als Angehörige einer fremden, veralteten Religion. Sie begegneten dieser religiösen Minderheit mit Misstrauen und Feindschaft. Wo Krieg, Krankheit, Hunger auftraten, gaben die Menschen den Juden die Schuld. Massenmorde an Juden, Verbrennungen und Folterungen erhielten den kirchlichen Segen, wodurch die Täter von ihrem schlechten Gewissen befreit wurden. Über Jahrhunderte durften Juden, die stark zusammenhielten, nur in bestimmten Wohnbezirken (Ghettos) leben. Sie waren in den Zünften der christlichen Handwerker nicht zugelassen, konnten keine öffentlichen Ämter bekleiden und keinen Grundbesitz erwerben. Daher waren sie immer stärker in Handel und Geldgeschäften tätig. Da Christen kein Geld gegen Zinsen verleihen durften, übernahmen dies die Juden und kamen so in den schlechten Ruf Wucherer zu sein und zu hohe Zinsen zu nehmen; besonders wurde dies von Schuldnern, die ihren Kredit nicht zurückzahlen konnten, aufgebracht. Für die christliche Kirche waren alle Juden "Gottesmörder und Brunnenvergifter". Die mittelalterlichen Kreuzzüge bildeten den ersten traurigen Höhepunkt der religiös begründeten Judenfeindschaft. Kreuzritter plünderten auf dem Weg ins Heilige Land jüdische Stadtviertel und Dörfer, vor allem im Rheinland. Viele Juden flüchten in andere Regionen Deutschlands, eine große Zahl bis weit nach Osteuropa und nahmen ihre Sprache, das Jiddische mit. Daher hatten und haben viele osteuropäische Juden deutschklingende Namen. Wormser Privileg (Juden), Kammerknechtschaft

Juden in Osteuropa

allgemein

Vermutlich sind Juden seit Ende des 7. Jahrhundert von Konstantinopel kommend in der heutigen Ukraine ansässig. Bis in das 10. Jahrhundert können jüdisch-chasarische Siedlungen zurück verfolgt werden. In der Zeit zwischen 786-809 n.Chr. trat die gesamte Oberschicht der Chasaren zum Judentum über. Die Chasaren werden daher gelegentlich auch "der 13. Stamm Israels" genannt.

Die Zahl der Bekehrten belief sich angeblich auf etwa 4.000 Menschen, die jüdische Lehre durchdrang also auch das gesamte Volk. Im Laufe der Zeit mischten sich Juden und turksprachigen Chasaren.

In den Jahrzehnten nach Einfall der Russen um 944 und durch innere Zwistigkeiten zerbrach das Chazaren-Reich schließlich.

In der Zeit der Kiewer Rus (980-1015) erlebten die Juden eine weitere Blütezeit.

Polen

Während des 12. und 13. Jahrhundert mit seinen zahllosen regionalen Verfolgungen und des 14. Jahrhundert mit deren vorläufigen Höhepunkt zur Zeit der großen Pest, kam es zu einer ständigen Zuwanderung von Juden nach Polen. Sie siedelten zunächst in den dem Deutschen Reich nahegelegenen Städten und Provinzen. Unter Mecheslav III. und weiteren Prinzen hielten Juden die Münze von Groß- und Kleinpolen. 1264 erhielten die Juden durch den damaligen Herrscher Großpolens Boleslav V, der Fromme weitreichenden Schutz und Privilegien. Das sogenannte Statut von Kalisz, das sich eng an die Privilegien die Ottokar II. den mährener Juden gewährte anlehnt, sah unter anderem vor, dass ein Rechtsstreit zwischen einem Juden und einem Christen vor dem Prinzen selbst oder dessen Vertreter in der Provinz, dem Wojwoden geführt werden. Rechtsstreite zwischen Juden wurden unter die Jurisdiktion eines "jüdischen Richters" gestellt. Auch sollte nach §32 der Statuten, "Ritualmord"-Anklagen von sechs "Zeugen" untersucht werden, von denen drei Christen und drei Juden sein sollten. Dank dieser und anderer für die Juden Polens positiven Gesetzgebung konnten sich die jüdischen Gemeinden relativ sicher entwickeln. Diese Sicherheit war zum Nutzen beider Seiten. Auch wenn schon bald Versuche unternommen wurde diese Freiheiten einzuschränken (Synoden von Breslau 1267 und Ofen 1279), so war es diese Sicherheit die beiden Seiten nutzte. Denn es waren jüdische Händler die wichtige Handelslinien nach Westen und Osten eröffneten oder ausbauten und somit nicht unwesentlich zur Orientierung Polens nach Westen beitrugen. König Kazimierz Wielki (der Große) bestätigte nicht nur die Privilegien während seiner Regierungszeit, sondern er erweiterte oder präzisierte sie in einigen Punkten und dehnte ihre Rechtsgültigkeit auch auf das Gebiet Kleinpolens aus. Jagiello, Großfürst Litauens heiratete im Jahre 1386 die Kronerbin Jadwiga. Nach seiner Taufe wird er zum König gewählt. Sein gesamtes bis zu diesem Zeitpunkt heidnisches Fürstentum wird zwangschristianisiert. Kein gutes Zeichen für alle die anderen Glaubens waren. Doch Witold, der Vetter des Königs, der zunächst den Widerstand gegen Jagiello und dessen Politik der Christianisierung leitete, gewährte den jüdischen Gemeinden von Troki, Brest-Litowsk und Grodno weitreichende Privilegien, die letztendlich einer Gleichstellung mit der sonstigen Bevölkerung gleichkamen.

Erste Beschuldigungen

Im Jahre 1399 kommt es in Posen zur ersten bekannten Beschuldigung wegen Hostienfrevels. Der Rabbi der Gemeinde, sowie dreizehn Gemeindeälteste und die Frau, die ihnen angeblich geweihte Hostien besorgt hatte, werden öffentlich verbrannt. Die jüdische Gemeinde zu Posen wird zur jährlichen Zahlung einer Geldstrafe an die Dominikaner verurteilt. 1407 kommt es in Krakau zur ersten bekannten Ritualmordklage. Von der Kanzel der St. Barbara-Kirche verkündet der Priester Budek der Gemeinde, die Juden hätten ein christliches Kind in der Nacht ermordet und sein Blut für rituelle Zwecke verwendet. Der Mob stürmte die jüdischen Häuser und steckte sie in Brand. Viele jüdischen Mitbürger wurden ermordet oder suchten Zuflucht in der Taufe. Alle Kinder der Ermordeten wurden zwangsgetauft.

Die Neuzeit

Aufklärung

Emanzipation in Europa und deren Scheitern

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Die französische Revolution 1789

Juden in Osteuropa

(besonders Polen, Russland)

Juden in Deutschland vor dem Nationalsozialismus

Seit der Französischen Revolution im Jahr 1789 erhielten die Juden in Europa nach und nach die Bürgerrechte und wurden zunehmend rechtlich gleichgestellt. Sie waren jetzt mehr oder minder anerkannte Mitbürger, die eben nur einer anderen Religion angehörten. In Deutschland fühlten sie sich als deutsche Bürger jüdischen Glaubens. Viele Juden traten sogar zum Christentum über. Ihr Bekenntnis zu Deutschland zeigten sie mit ihrer Teilnahme an den Befreiungskriegen 1813 bis 1815, am Deutsch- Französischen Krieg 1870/71 und am ersten Weltkrieg. Im Laufe des 19. Jahrhunderts passten sich die Juden nahezu vollständig an ihre christliche Umwelt an und galten fast als gleichberechtigte Mitbürger. Sie waren Mitglieder bei Feuerwehren oder Schützenvereinen oder stellten Bürgermeister. Teilweise akzeptierten die Christen auch die religiösen Sitten der Juden. Sie nahmen z.B. an Einweihungen von Synagogen teil oder verlegten - wie die Stadt Oberkirchen 1854 - den Markttag, wenn er auf einen jüdischen Feiertag fiel. Die Juden blieben in der Minderheit, sie stellten weniger als zwei Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Doch die Zahl der jüdischen Ärzte, Rechtsgelehrten, Maler, Dichter, Musiker und Regisseure war überproportional hoch. Der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy, die Arbeiterführer Karl Marx und Rosa Luxemburg, der Arzt und Psychiater Sigmund Freud, der Physiker Albert Einstein sind nur einige von vielen jüdischen Persönlichkeiten, die das deutschsprachige Geistes- und Kulturleben über die Landesgrenzen hinaus belebten. Unter 40 deutschen Nobelpreisträgern bis 1933 waren 11 Juden. Im 1. Weltkrieg kämpften jüdische Offiziere und Soldaten mit und es wurden einige mit hohen Orden ausgezeichnet.

Juden in den Vereinigten Staaten

Vom Aufkommen des moderenen Antisemitismus bis zur Schoa

Der Zionismus und die Gründung des Staates Israel

Nahostkonflikt

Siehe auch

Literatur

  • Eli Bar-Chen, Anthony Kauders (Hrsg.): Jüdische Geschichte. Alte Herausforderungen, neue Ansätze. Herbert Utz Verlag, München 2003, ISBN 3-8316-0291-3
  • Klaus Bringmann: Die Geschichte der Juden im Altertum, Stuttgart 2005.
  • Arno Herzig: Jüdische Geschichte in Deutschland - Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Beck 2002, ISBN 3-406-39296-2