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Sankt Vith

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Sankt Vith
Flagge
Sankt Vith (Lüttich)
Sankt Vith (Lüttich)
Sankt Vith
Staat: Belgien Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Lüttich
Bezirk: Verviers
Koordinaten: 50° 17′ N, 6° 8′ OKoordinaten: 50° 17′ N, 6° 8′ O
Fläche: 146,93 km²
Einwohner: 10.071 (1. Jan. 2024)
Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner je km²
Höhe: 400 m
Postleitzahl: 4780 (Sankt Vith, Recht)
4782 (Schönberg)
4783 (Lommersweiler)
4784 (Crombach)
Vorwahl: 080
Bürgermeister: Christian Krings (FBL)
Adresse der
Kommunal-
verwaltung:
Hauptstraße 43
4780 Sankt Vith
Website: www.st.vith.be

Sankt Vith (historisch auch St. Vieth, franz.: Saint-Vith) ist eine Stadtgemeinde in Belgien im Osten der Provinz Lüttich und liegt im Süden der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Geographie

St. Vith liegt an der Schnittstelle von Eifel und Ardennen. Neben St. Vith gehören zur Großgemeinde die Dörfer und Weiler Alfersteg, Amelscheid, Andler, Atzerath, Breitfeld, Crombach, Eiterbach, Galhausen, Heuem, Hinderhausen, Hünningen, Lommersweiler, Neidingen, Neubrück, Neundorf, Nieder-Emmels, Ober-Emmels, Recht, Rödgen, Rodt, Schlierbach, Schönberg, Setz, Steinebrück, Wallerode, Weppeler und Wiesenbach.

Etymologie

Der Ortsname ist auf den Heiligen Veit (Sankt Vitus) zurückzuführen. Ob hier auch zeitweise Reliquien des Heiligen verehrt wurden, ist nicht überliefert.[1]

Geschichte

Der Ursprung von St. Vith ist nicht geklärt. Der Ort ist zuerst 1130/31 als Kirchenstandort urkundlich erwähnt.

Die Österreichischen Niederlande umfassten auch diese deutschsprachige Region nördlich von Luxemburg in der westlichen Eifel (Hohes Venn). 1815 wurde das vorübergehend französisch regierte St. Vith durch den Wiener Kongress dem preußischen Regierungsbezirk Aachen in der späteren Rheinprovinz angegliedert. Bis Ende 1820 war St. Vith Kreisstadt des Kreises St. Vith und gehörte bis 1920 dem Kreis Malmedy an.

1887 wurde die Stadt an die Vennbahn von Aachen über St. Vith nach Troisvierges (Ulflingen) in Luxemburg angeschlossen. Nur ein Jahr später kam die Verbindung zur Westeifelbahn nach Gerolstein hinzu und es entwickelte sich ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum. Spätestens 1917, bei Herstellung der Verbindung an die Bahnstrecke Libramont–Bastogne–Gouvy wurde St. Vith zu einem bedeutenden Eisenbahnknoten mit wichtiger Reparaturwerkstatt der deutschen und später belgischen Eisenbahnen. Weitere Haltepunkte befanden sich in Neidingen, Crombach, Lommersweiler und Steinebrück. In der Blütezeit des Eisenbahnbetriebs wurden täglich 30 Personen- und 80 Güterzüge abgefertigt, 1200 Personen waren im Bahnbetrieb beschäftigt.

Stadtansicht
Handschriftlicher Postkartengruss aus St. Vith (Autor: Silvio Gesell) um 1920

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden mit dem Versailler Vertrag die Kreise Eupen und Malmedy dem Königreich Belgien zugeschlagen.

Der Zweite Weltkrieg begann für St. Vith am 10. Mai 1940, als deutsche Truppen einmarschierten und die heutigen Ostkantone Belgiens vom Deutschen Reich annektiert wurden. Die ersten Kriegshandlungen in St. Vith fanden am 9. August 1944 statt, wobei die Kirche und der Bahnhof von Bomben zerstört wurden. Am 3. oder 4. September wurde die Stadt evakuiert und am 13. September rückten US-Truppen kampflos in Sankt Vith ein. Sie gaben die Verwaltung in belgische Hände.

Die Ardennenoffensive begann am 16. Dezember unter anderem mit dem Beschuss St. Viths. Die Stadt wurde von der 2. US-Infanterie-Division unter General Bruce C. Clarke bis zum 22. Dezember standhaft verteidigt; dann zogen wieder deutsche Truppen ein. An den beiden Weihnachtstagen 1944 legten alliierte Bomberverbände Sankt Vith Stadt in Schutt und Asche. Dabei starben 153 Einwohner sowie über 1.000 Soldaten, fast 600 Gebäude (über 90% des Bestandes) wurden zerstört oder schwer beschädigt. Die Schlacht um St. Vith hat den Ausgang der Ardennenoffensive entscheidend beeinflusst[2], der Wiederaufbau dauerte bis in die 1960er Jahre.[3]

Sehenswürdigkeiten

Im etwa zwei Kilometer südöstlich von St. Vith gelegenen Ort Wiesenbach befindet sich die im 9. Jahrhundert erbaute St.-Bartholomäus-Kapelle.

Der zur Großgemeinde gehörige Ort Recht wurde durch den Rechter Blaustein bekannt. Seit 2007 befindet sich dort ein Besucherbergwerk.

Wappen

Das 1925 verliehene Wappen geht auf die Herrschaft Valkenburg (Faulquemont), eine Linie der Herzöge von Limburg, zurück und zeigt einen doppelschwänzigen roten Löwen, blaugezungt und -bewehrt mit goldener Krone auf silbernem Schild. Der Löwe findet sich in stilisierter Form auch im Wappen der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Wirtschaft

Handel, Tourismus und die holzverarbeitende Industrie sind bedeutende Wirtschaftszweige der Stadt.

Verkehr

Westlich von Sankt Vith verläuft die A27, die mit der Gemeinde über die Anschlussstellen Recht (13), Sankt-Vith-Nord (14), Sankt-Vith-Süd (15) und Lommersweiler (16) verbunden ist. Außerdem befinden sich im Gemeindegebiet die Nationalstraßen N62, N626, N646, N659, N670, N675 und N695.

Über einen Bahnanschluss verfügt St. Vith seit den 1980er Jahren nicht mehr. Ursprünglich war die Stadt ein Eisenbahnknoten an den teilweise aus strategischen Gründen erbauten Bahnlinien Westeifelbahn, Vennbahn, der Bahnstrecke Libramont–Sankt Vith und der Strecke (Sankt Vith-) Born–Vielsalm. Der Bahnhof wurde im Dezember 1944 bei amerikanischen Luftangriffen völlig zerstört. Die Bahnlinien sind mittlerweile nach ihrer Stilllegung alle abgebaut und teilweise zu Fernradwegen umgestaltet worden. Als Beispiele sind die RAVeL Route 48, die RAVel Route 47 oder der internationale Eifel-Ardennen-Radweg über Prüm nach Gerolstein zu nennen.

Die Buslinien der TEC verbinden Sankt Vith heute u.a. mit Eupen und Malmedy.

Städtepartnerschaften

Persönlichkeiten

In St. Vith geboren

Mit St. Vith verbunden

Commons: Sankt-Vith – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Sankt Vith – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Sankt Vith auf der Homepage der Stadtgemeinde
  2. »www.worldwartours.be«
  3. Homepage Geschichtsverein zvs.be