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Safer Sex

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Im Zuge der Diskussion um HIV bzw. AIDS ist der Begriff geschützter Sex bzw. Safer Sex aufgekommen. Safer Sex bedeutet "Sichererer Sex", also Sex der das Risiko einer Infektion mit Geschlechtskrankheiten vermindert.

Safer Sex bedeutet, Sex so zu gestalten, dass das Risiko der Übertragung von HIV und Erregern anderer sexuell übertragbarer Krankheiten möglichst gering gehalten wird. Safer (Komparativ zu safe: englisch für sicherer, Steigerung von sicher) bezieht sich dabei auf den Schutz vor Krankheiten, die bei ungeschütztem Sex übertragen werden können. Die Verwendung der Steigerungsform Safer Sex anstelle von Safe Sex soll vor Augen führen, dass auch die Beachtung von Safer-Sex-Regeln keinen vollständigen Schutz bietet, aber dennoch in jedem Fall besser als ungeschützter Geschlechtsverkehr und dringend anzuraten ist.

Verbreitung fand der Begriff vor allem, nachdem die Immunschwächekrankheit AIDS in das Bewusstsein der Öffentlichkeit trat. Groß angelegte Werbeaktionen sollen die Menschen zum Praktizieren von Safer Sex, insbesondere zum regelmäßigen und selbstverständlichen Gebrauch von Kondomen bewegen und damit der Ausbreitung von AIDS, aber auch der wesentlich ansteckenderen Hepatitis B und C Einhalt gebieten.

Letztlich beruht Safer Sex auf einer Abwägung zwischen den möglichen Risiken, und den Bedürfnissen der beteiligten Personen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Menschen allgemein das subjektive Risiko von Gefahren, die alltäglich sind auf die sie direkten Einfluß nehmen können, wie beispielsweise Rauchen, ungesundes Essen, Auto oder Motorrad fahren, unterschätzen, während sie Gefahren durch ungewöhnliche Ereignisse, die nicht in ihrer Hand liegen, wie Unfälle beim Fliegen, Blitzschlag, oder Krebs durch gesundheitsschädliche Substanzen, überschätzen. Die Risiken durch sexuell übertragbare Krankheiten gehören zur ersten Kategorie.


Regeln zur Vermeidung von HIV-Infektionen

Zur Vermeidung einer HIV-Infektion sollte man vermeiden, dass eine der infektiösen Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Vaginalsekret) mit Schleimhäuten (Vagina, Anus, Eichel, Mund, Augen, Nase) oder Wunden in Berührung kommt. Zu diesem Zweck sollten Kondome sowohl beim Analverkehr als auch beim Vaginalverkehr verwendet werden. Beim Oralverkehr wird der Gebrauch von Kondomen oder Lecktüchern empfohlen. Insbesondere sollte der Samenerguss in den Mund vermieden werden.

Sollte es doch einmal zu einem solchen Kontakt kommen, empfiehlt es sich, die betroffene Stelle umgehend gründlich zu waschen, idealerweise unter Verwendung eines geeigneten Desinfektionsmittels. Beispielsweise hochprozentiger Alkohol, Jodtinktur oder 3%ige Wasserstoffperoxidlösung.

Gehört der Partner zu einer Hochrisikogruppe oder ist bekannt positiv, sollte man idealerweise binnen 2, maximal jedoch 48 Stunden einen Arzt aufsuchen. Mit einem Schnelltest kann, das Einverständnis des Partners vorrausgesetzt, binnen ca. 30 Minuten dessen Serostatus ermittelt und gegebenenfalls einen sogenannte Postexpositions-Prophylaxe eingeleitet werden. Diese vermindert das Ansteckungsrisiko um etwa 80%.

Empfängnisverhütung

Die Vermeidung unerwünschter Schwangerschaften wird zum Safer Sex hinzugerechnet. Wichtig ist, daß Verhütungsmethoden nur dann einigermaßen sicher funktionieren, wenn sie sehr konsistent angewandt werden. Besonders wichtig ist eine solide Empfängnisverhütung, wenn z. B. in einer Phase erster Verliebtheit zwischen den Partnern keine Übereinstimmung über einen Kinderwunsch besteht oder der Partner nicht sehr vertraut ist. Gängige Methoden wie z. B. Kondome haben bei typischer Benutzung eine Versagensquote (Pearl-Index) von ca. 12 % pro Jahr. Das heißt bei etwa acht von einhundert Paaren, die ausschließlich mit Kondomen verhüten, kommt es im Verlauf eines Jahres zu einer Schwangerschaft, weshalb eine Kombination von mehreren Verhütungsmethoden sinn

Hepatitis

Für Menschen, die durch ihre sexuellen Praktiken erhöhte Risiken eingehen, z. B. BDSM-Praktizierende, Besucher von Darkrooms, oder Personen mit einer nicht streng monogame Lebensweise (z. B. polyamorösen Beziehungen), ist eine HIV-Infektion nicht das einzige Risiko, das abgewägt werden muss. Beispielsweise wird Hepatitis B erheblich leichter übertragen als HIV, und kommt in der breiten Bevölkerung relativ häufig vor (Rate einer chronischen Infektion in Deutschland 0.6 %); Bei Menschen aus vielen Regionen (Asien, Afrika, Lateinamerika, Osteuropa) oder Angehörigen bestimmter Subkulturen ist die Infektion weit verbreitet - in einigen Ländern sind bis zu 30 % der Bevölkerung chronisch infiziert.

Eine akute Infektion mit Hepatitis B nimmt, je nach Alter, in 0.5 % bis 1 % der Fälle einen fulminanten Verlauf, der zu Leberversagen und Tod führt, falls keine Transplantation vorgenommen werden kann. Eine Infektion wird bei gesunden Erwachsenen mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 5 % chronisch, was langfristig mit etwa 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit wiederum zu Leberversagen oder Leberkrebs führen kann. Somit können ungeschützte Sexualkontakte in Bezug auf Hepatitis ein um ein vielfaches höheres langfristiges Risiko darstellen als zum Beispiel das Fahren eines Motorrads.

Hepatitis hat, im Vergleich zu HIV, ein wesentlich höheres Risiko, durch z. B. orale Praktiken wie Cunnilingus oder Fellatio übertragen werden. Die Gefahr einer Infektion kann drastisch verringert werden durch Verwendung von Barrieremethoden (Kondom, Lecktuch), sowie durch eine Impfung, die in vielen Fällen von den Krankenkassen übernommen wird. Auch gemeinsame Benutzung z. B. von Sexspielzeug oder Zahnbürsten kann das Virus übertragen, und muss daher vermieden werden.

Weitere Risiken

Weitere Risiken sind beispielsweise Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydien, Papillomaviren, die genitale Form von Herpes. Es ist nicht möglich, alle Risiken vollständig zu eliminieren, jedoch kann das persönliche Risiko durch eine informierte Abwägung und konsequentes Verhalten drastisch reduziert werden. Um konsequentes Verhalten zu ermöglichen, ist es nicht hilfreich das eigene sexuelle Verlangen völlig zu unterdrücken oder sich unrealistische Regeln aufzuerlegen - Studien zeigen, dass dies lediglich riskantes Verhalten fördert.

Enthaltsamkeit und Treue als Ersatz

Immer wieder wird diskutiert, dass z. B. Kondome wegen ihrer Versagerquote keinen 100 prozentigen Schutz vor Infektionen geben können. So wird von manchen (vor allem durch das Lehramt der Katholischen Kirche) die Beschränkung von Sex auf die Institution der Ehe oder Enthaltsamkeit und Keuschheit als absoluter Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten empfohlen.

Während echte Treue oder völlige Enthaltsamkeit das Risiko der Ansteckung ausschließen, ist der bloße Vorsatz dazu nicht ausreichend. Ungeschützter Geschlechtsverkehr in angeblichen, aber nicht wirklich monogamen Beziehungen ist einer der Hauptinfektionswege für HIV und AIDS. Vielen Statistiken über Seitensprünge zufolge verhält sich die Mehrzahl der Menschen, auch in langfristigen Partnerschaften, nicht vollständig monogam.

Rechtliche Aspekte

Wer beispielsweise HIV-positiv ist und nicht auf Safer Sex achtet, bedroht das Leben seines Sexualpartners und begeht damit eine Straftat. Das gilt auch dann, wenn dieser ebenfalls HIV-positiv ist. Denn das HI-Virus kann in sehr unterschiedlichen Versionen vorliegen, wodurch das Risiko eines Ausbruchs oder eines verfrühten Ausbruch der Aidserkrankung erhöht wird.

Literatur

The Ethical Slut - a guide to infinite sexual possibilities. Dossie Easton, Catherine A. Liszt. Greenery Press, San Francisco 1997, ISBN 0-890159-01-8

Virus-Hepatitis - Eine Orientierunghshilfe. Herausgegeben von der Deutschen AIDS-Hilfe, Bestellnummer 020070.

Siehe auch