Cripps Pink
Cripps Pink | |
---|---|
![]() | |
Art | Kulturapfel (Malus domestica) |
Herkunft | Australien |
Züchter | John Cripps |
Züchtungsjahr | 1973 |
Abstammung | |
Kreuzung aus | |
Liste von Apfelsorten |
Cripps Pink ist eine mittel- bis großfrüchtige Apfelsorte, mit einem Fruchtdurchmesser von 70 bis 75 mm und konischer Form. Die Schale ist lila-rot mit gelbgrünen Anteilen, das Fruchtfleisch wird als cremeweiß, knackig, fest, eher süß und mäßig saftig beschrieben. Die Sorte zeichnet sich durch gute Lagerfähigkeit aus, sie neigt nicht dazu, bei langer Lagerung mehlig zu werden.[1] [2]
Cripps Pink entstand 1973 in Australien im Rahmen eines staatlichen Zuchtprogramms aus der Kreuzung der Sorten Lady Williams und Golden Delicious. Mit dieser Kreuzung sollten die Lagerfähigkeit von Lady Williams mit dem süßen Geschmack von Golden Delicious kombiniert werden. Benannt wurde die Sorte nach ihrem Züchter, John Cripps, vom Western Department of Agriculture in Stoneville, Australien. Die Sorte Cripps Pink wurde 1986 im Markt eingeführt.[3] [2] [Patent 1]
Die Bezeichnung Pink Lady ist kein Sortenname und auch kein Synonym von Cripps Apple, sondern eine sogenannte Clubsorte. Äpfel der Sorte Cripps Pink, die bestimmten vom Inhaber der Rechte an dem Markennamen Pink Lady festgelegten Qualitätskriterien entsprechen, namentlich ein Anteil roter Schale von mindestens 40 % und ein Fruchtdurchmesser von mindestens 55 mm, können unter dem Namen Pink Lady vermarktet werden.[2]
Für die Nutzung des Markennamens Pink Lady müssen alle Anbauer und Vermarkter Lizenzgebühren an den Rechteinhaber abgeführen. Dieser garantiert im Gegenzug höhere Erlöse für die Anbaubetriebe, da die Verkaufspreise für Früchte die als Pink Lady vermarktet werden können, um 70 bis 100 % über den Preisen für nicht den Qualitätsansprüchen genügende Cripps Pink liegen.[4] Cripps Pink war die erste und ist heute eine der bekanntesten Clubsorten. Vermarktet wird der Apfel mit einem Aufkleber, der ein pinkfarbenes Herz darstellt.[1] [5]
Baum und Früchte
Cripps Pink benötigt eine lange Vegetationsperiode, da sich die charakteristische rote Färbung der Äpfel erst am Ende der Reifezeit entwickelt. Aus diesem Grund wird die Sorte vorrangig in Ländern wie Frankreich, Spanien, Chile, Südafrika und Australien angebaut. Da die Sorte auf der Nord- und Südhalbkugel der Erde angebaut wird, und die Äpfel eine gute Lagerfähigkeit besitzen, stehen sie dem Markt ganzjährig zur Verfügung. Cripps Pink ist besonders anfällig für einen Befall mit Echtem Mehltau.[5] [6]
Die Früchte reifen nur in klimatisch sehr günstigen Lagen vollständig aus. Die Grundfarbe der Früchte ist zunächst gelbgrün, erst kurz vor der Reife entwickelt sich die rote Deckfarbe und nimmt bis zur Ernte zu, insbesondere an der der Sonne zugewandten Seite. Die rote Deckfarbe entsteht durch die Synthese von Anthocyanen in der Schale, hervorgerufen durch hohen Lichteinfall in Verbindung mit kühlen Nächten und nicht zu warmen Tagestemperaturen. Eine zu heiße Witterung kann die Herausbildung der gewünschten roten Farbe verhindern und zu Sonnenbrand führen.[4]
Der Großhandel bewertet die Qualität der geernteten Früchte umso höher, je größer der Anteil der roten Schale ist, und je tiefer die rote Färbung ausgeprägt ist. Da sich die rote Farbe erst gegen Ende der Reifeperiode verstärkt kann das Verlangen des Handels die Fruchtqualität, insbesondere die Lagerfähigkeit, negativ beeinflussen, weil eine zu lange herausgezögerte Ernte die Früchte überreif werden lässt.[7]
Fleischbräuneanfälligkeit
Im September 2000 wurde in Tasmanien erstmals an Äpfeln der Marke Pink Lady festgestellt, dass sie von Fleischbräune (englisch Flesh Browning (FB) disorder) befallen waren, In den folgenden Jahren wurden aus zahlreichen Anbauregionen in Australien und anderen Ländern weitere Fälle gemeldet, schließlich wurden 2003 in Großbritannien 35 Container mit Pink Lady aus Australien wegen Flesh Browning zurückgewiesen. Damit war nicht nur für den australischen Obstbau ein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden, die Marke Pink Lady drohte darüber hinaus an Ansehen und an wirtschaftlicher Bedeutung zu verlieren. Erschwerend kam hinzu, dass die Beeinträchtigungen nur sporadisch und in Bezug auf die Zeit und die Anbauregion nicht vorhersehbar auftraten.[8]
Die Beeinträchtigung zeigt sich in drei verschiedenen Formen: eine das gesamte Fruchtfleisch betreffende Verfärbung (Diffuse Flesh Browning (DFB) disorder) und eine strahlenförmig von innen nach außen verlaufenden Bräunung (Radial Flesh Browning (RFB) disorder). Hinzu kommt als dritte Form eine durch zu hohen Gehalt von Kohlendioxid und Sauerstoffmangel in der CA-Lageratmosphäre verursachte und schon länger bekannte Schädigung, die sich als braune Flecken darstellt, aus denen Hohlräume im Fruchtfleisch entstehen können.[9] [8]
Die beiden neuen Formen treten bei ungünstigen klimatischen Bedingungen zwischen der Vollblüte und der Ernte auf, dabei kommt es zu Schäden der Zellstruktur im Fruchtfleisch durch Kälteeinwirkung (DFB) oder durch eine Überalterung wegen der verlängerten Zeit bis zur Ernte (RFB).[9] Der Calciumgehalt des Bodens, der Reifezustand der Früchte bei der Ernte und die Lagerbedingungen, namentlich eine zu kühle Lagerung oder ein überhöhter Gehalt an Kohlendioxid in der Lageratmosphäre, tragen ebenfalls zum Auftreten der Symptome bei.[10] Binnen dreier Jahre konnten im Rahmen internationaler Forschungsprojekts unter Leitung der Universität Sydney die verschiedenen Ursachen der Schäden festgestellt und Maßnahmen zur Verringerung des Risikos entwickelt werden. Diese bestehen vorrangig in organisatorischen Veränderungen wie der früheren Ernte bedrohter Kulturen und der Anpassung der Lagerbedingungen, jeweils ausgerichtet auf das anhand mehrerer Faktoren ermittelte Risiko für die Entwicklung von DFB oder RFB.[2]
Marktbedeutung

Cripps Pink ist eine späte Sorte und hat den Marktvorteil, dass sie für die Anbaubetriebe und den Großhandel die Erntesaison verlängert. Damit gehört sie zu den zahlreichen „neuen Sorten“ der jüngeren Zeit, die aufgrund besonderer Eigenschaften ihre Marktanteile rasch und zum Nachteil alter und etablierter Obstsorten ausbauen.[11] Im Handel ist Cripps Pink inzwischen weit verbreitet. Die Sorte Cripps Pink ist in vielen Ländern als Obstsorte, aber nicht markenrechtlich geschützt. Ein Obstbauer kann die Pflanzen uneingeschränkt vermehren und die Früchte unter beliebigen Namen vermarkten.[5]
Inhaber der Marke Pink Lady ist hingegen die Apple and Pear Australia Ltd., die die Rechte am Markennamen Pink Lady in über 70 Ländern besitzt. Im Jahr 2012 wurden weltweit (ohne China) 450.000 Tonnen Cripps Pink geerntet, von denen 325.000 Tonnen als Pink Lady vermarktet wurden.[12] In ihrem Herkunftsland Australien trug die Marke Pink Lady im Jahr 2006 mit einem Drittel zum Apfelexport bei.[3]
In den meisten Anbauländern wird für die Nutzung der Marke Pink Lady eine Lizenzgebühr von 77 Euro pro Tonne abgenommener Äpfel berechnet, amerikanische Anbaubetriebe müssen die Gebühr jedoch nur für exportierte Früchte zahlen.[12] Zwei Drittel der Erlöse werden in das Marketing investiert, ein Drittel fließt an die Eigentümer der Marke zurück und wird in die Durchsetzung der Markenrechte und in Forschungen zur Verbesserung der Apfelsorte investiert.[5]
Das Marketing von Pink Lady ist einer der bedeutendsten Versuche, Früchte in ähnlicher Weise wie die Spitzenmarken der großen Lebensmittelkonzerne zu vermarkten. Pink Lady wird im Markt mit großem Aufwand als Premiummarke positioniert und so auch von den Verbrauchern angenommen, die in Großbritannien bis zum Vierfachen des für andere Sorten verlangten Preises zahlen. Dies wurde in Großbritannien, dem bedeutendsten Exportmarkt für Pink Lady, mit einer intensiven Werbung mit Anzeigen in großen Lifestyle-Magazinen, Sponsoring medienwirksamer Ereignisse wie dem (gescheiterten) Versuch einer Atlantiküberquerung in einem Ruderboot 2004, und Promotionskampagnen in den großen Supermarktketten unterstützt.[5] [3]
In Europa wurden in den Jahren vor 2012 jährlich mehr als 10 Millionen Euro für das Marketing von Pink Lady ausgegeben. Dem steht gegenüber, dass zum Beispiel in Großbritannien, das die Sorte nicht anbaut, jährlich mehr als 3 Millionen Kisten à 13 kg Pink Lady importiert wurden. Dort lagen im Jahr 2011 die Verbraucherpreise für Pink Lady um mehr als 50 % über denen für Cripps Pink.[12]
Mutationen
Seit Ende der 1990er Jahre wurden weltweit einige Mutationen der Sorte Cripps Pink entdeckt und teilweise patentiert oder unter Sortenschutz gestellt. Die meisten Mutationen zeichnen sich durch eine kräftigere Färbung aus oder reifen früher. Von den Linien mit stärkerer Färbung erhoffen sich die Anbauer eine kräftige Farbe unter eigentlich zu warmen Anbaubedingungen, zudem fordern manche Abnehmer statt der für Pink Lady ausreichenden 40 % roter Schale 60 %, so dass eine stärkere Färbung für die Obstbauern einen größeren Anteil marktfähiger Früchte bedeutet. Von den früher reifenden Linien wird erwartet, dass sie in Klimaten mit frühen Frosteinbrüchen rechtzeitig geerntet werden können.[12]
Die Rechte an den Mutationen sind das Eigentum ihrer Entdecker oder der Anbaubetriebe, die ihre neuen Linien als Sorten patentieren oder unter Sortenschutz stellen können, und das in einigen Fällen auch getan haben. Es kann aber auch eine Lizenz für die Nutzung der Markenbezeichnung Pink Lady erlangt werden, sofern die Früchte den Anforderungen entsprechen. Apple and Pear Australia Ltd. versucht darauf hinzuwirken, dass die Mutationen als Pink Lady vermarktet werden. Für beide Parteien kann das vorteilhaft sein, den Obstbauern bleiben der Aufwand und das unternehmerische Risiko der Einführung einer neuen Marke erspart, und die Vermarktungsgesellschaft behält ihren Einfluss und vermeidet einen neuen Wettbewerber auf dem Markt.[12]
Beispiele für Mutationen:
Sorte | Markenname | Patent | Beschreibung, Vergleiche bezogen auf Cripps Pink |
---|---|---|---|
Lady in Red | Pink Lady | US2007283465 | kräftigere Farbe, etwa eine Woche frühere Ernte, 1996 in einer Baumschule in Hawke’s Bay, Neuseeland entdeckt[Patent 2] |
Maslin oder PLMAS98 | Pink Lady (in Prüfung) | US2008263732 | bis zu 14 Tage frühere Ernte, im April 1999 in einer Baumschule in Manjimup, Westaustralien entdeckt[Patent 3] |
Pink Rose | Pink Kiss | in Sortenprüfung | kräftigere Farbe, reift sehr spät aus[13] |
PLBAR B1 | US2009055978 | kräftigere Farbe, 14–18 Tage frühere Ernte, während der Saison 1999/2000 in einer Baumschule in Pemberton, Westaustralien entdeckt[Patent 4] | |
Pink Belle oder PLFOG99 | Pink Lady (in Prüfung) | US2009007305 | kompakterer Wuchs, bis zu 14 Tage frühere Ernte, 1999 in einer Baumschule in Kirup, Westaustralien entdeckt[Patent 5] |
RGLORS | US2009199315 | rauhe Schale, in einer Baumschule in Migliaro, Italien als Mutation von Rosy Glow (nächste Zeile) entdeckt[Patent 6] | |
Rosy Glow | Pink Lady | US2004168235 | kräftigere Farbe auf einem größeren Anteil der Schale, Farbe bildet sich früher und auch an der Schattenseite aus, im April 1996 in Masons Road, Forest Range, Südaustralien entdeckt[Patent 7] |
Ruby Pink | US16725 | höherer Anteil roter Schale, festeres Fruchtfleisch, spätere Ernte, im Mai 1999 in einer Baumschule in Main Ridge, Victoria, Australien entdeckt[Patent 8] |
Weblinks
- Commons: Cripps Pink – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Neuheiten und Schorfresistente Sorten – Pink Lady, Verband der Bediensteten für Obstbau, Garten und Landschaft e.V. (VBOGL) Baden-Württemberg
Einzelnachweise
- ↑ a b Susan K. Brown und Kevin E. Maloney: Making Sense of New Apple Varieties, Trademarks and Clubs: Current Status. In: New York Fruit Quarterly. Fall 2009. Vol. 17, Nr. 3, S. 9–12 (Online PDF; 317 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ a b c d Applied Horticultural Research (Hrsg.): Managing the Flesh Browning Disorder of Cripps Pink Apples. A summary of Australian research investigating the causes and management of the problem. Bundeena NSW, Australien 2008 (Online PDF; 3.480 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ a b c Hannah J. James: Understanding the flesh browning disorder of ‘Cripps Pink’ apples. A thesis submitted in fulfilment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy; Faculty of Agriculture, Food and Natural Resources; The University of Sydney. Sydney, NSW, Australien 2007 (Online PDF; 5.460 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ a b Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Fouche_Increasing. - ↑ a b c d e John Gapper: All is not rosy for the Pink Lady. In: Financial Times. 20. September 2004 (Online [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ Susan K. Brown und Kevin E. Maloney: Genetic Improvement of Apple: Breeding, Markers, Mapping and Biotechnology. In: David C. Ferree und Ian J. Warrington (Hrsg.): Apples: botany, production and uses. CABI Publishing, Wallingford 2003, ISBN 0-85199-592-6, Kap. 3, S. 31–59.
- ↑ Elena de Castro, William V. Biasi und Elizabeth J. Mitcham: Quality of Pink Lady Apples in Relation to Maturity at Harvest, Prestorage Treatments, and Controlled Atmosphere during Storage. In: HortScience. Vol. 42, März 2007, ISSN 0018-5345, S. 605–610 (Online PDF; 2.840 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ a b Hannah James und Jenny Jobling: The Flesh Browning Disorder of ‘Pink Lady’™ Apples. In: New York Fruit Quarterly. Vol. 16, Februar 2008, S. 23–28 (Online PDF; 594 kB [abgerufen am 13. August 2013]).
- ↑ a b Gordon Brown: Coldrooms: When is it too cold? In: Australian Fruitgrower. Vol. 6, Nr. 3, 2012, ISSN 1447-5618, S. 14–16.
- ↑ Elena de Castro et al.: Carbon Dioxide-induced Flesh Browning in Pink Lady Apples. In: Journal of the American Society for Horticultural Science. Vol. 132, Mai 2007, ISSN 0003-1062, S. 713–719 (Online PDF; 166 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
- ↑ Desmond O'Rourke: World production, trade, consumption and economic outlook for apples. In: David C. Ferree und Ian J. Warrington (Hrsg.): Apples: botany, production and uses. CABI Publishing, Wallingford 2003, ISBN 0-85199-592-6, Kap. 2, S. 15–29.
- ↑ a b c d e Geraldine Warner: Cripps Pink is in expansion mode. In: Good Fruit Grower. 15. März 2012 (Online [abgerufen am 13. August 2013]).
- ↑ Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (Hrsg.): Apfelsorten für den versuchsweisen Anbau im Direktabsatz. Veitshöchheim o. J. (ca. 2006) – (Online PDF; 82 kB [abgerufen am 12. August 2013]).
Referenzfehler: Das in <references>
definierte <ref>
-Tag mit dem Namen „Fouche Increasing“ wird im vorausgehenden Text nicht verwendet.
Patente
<references group="Patent">
Referenzfehler: <ref>
-Tags existieren für die Gruppe Patent, jedoch wurde kein dazugehöriges <references group="Patent" />
-Tag gefunden.