Lucius Neratius Priscus (Suffektkonsul 97)
Lucius Neratius Priscus war ein römischer Jurist und Politiker.
Herkunft und Familie
Lucius Neratius Priscus entstammte einer senatorischen Familie, die im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert politischen Einfluss erlangte und die von Kaiser Vespasian in den Patrizierstand erhoben wurde. Sein Bruder war Lucius Neratius Marcellus, der Suffektkonsul im Jahre 97 nach Christus, und ordentlicher Konsul im Jaher 129 geworden war[1]. Sein Vater war villeicht Marcus Hirrius Fronto Neratius Pansa, der Suffektkonsul des Jahres 74? [2].
Laufbahn
Neratius war ein sehr bedeutsamer Jurist unter Kaiser Trajan. Bereits unter der flavischen Dynastie war er politisch tätig, wurde Senator und stieg bis zum Suffektkonsul des Jahres 87 auf.[3] Er war, wie sein Bruder, mit Trajan befreundet und gehörte dessen Konsilium an.
Neratius als Jurist
Lucius Neratius Priscus war Oberhaupt der Juristenschule der Proculianer.[4] In seinen Werken dominiert die Kasuistik. Auch wenn nicht alle Werke erhalten sind, war sein Einfluss auf die römische Rechtsentwicklung so bedeutend, dass er als Rechtsquelle noch in den Digesten des Codex Justinianus deutlich sichtbar ist. Von seinen Werken, die oft wie die Epistulae durch Zitierungen anderer Autoren nur indirekt erhalten sind, enthalten die 7 libri membranarum zahlreiche Fallentscheidungen, wobei zahlreiche, auch spitzfindige Fälle ebenso überliefert sind, wie aber auch kühne Konstruktionen wie die Lehre vom ius infinitum (eingegangen in die Digesten XII, 6,2). Von einem nicht erhaltenen liber singularis de imptis berichtet Gellius.[5] Er hat außerdem auch die 15 libri regularum verfasst, von denen allerdings nur 7 Fragmente überliefert sind. Seine kasuistische Arbeitsweise ist besonders prägnant in den 3 libri responsorum[6]