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Hochchinesisch

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Mandarin – 北方话 – Běifānghuà
Standard Mandarin – 普通话 – Pǔtōnghuà

Gesprochen in

Volksrepublik China, Taiwan (Republik China), Singapur, Indonesien, Malaysia
Sprecher 867,2 Millionen (Platz 1 Liste von Sprachen nach der Zahl ihrer Muttersprachler)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Volksrepublik China, Taiwan (Republik China), Singapur
Sprachcodes
ISO 639-1

zh

ISO 639-2 (B) chi (T) zho

MandarinPinyin: Běifānghuà für den eigentlichen Dialekt anhören/? und Pǔtōnghuà für die Hochsprache – ist die allgemein geläufige Bezeichnung für Hochchinesisch, der offiziellen gesprochenen Sprache in der Volksrepublik China und Taiwan, wo die Bezeichnung Guóyǔ gebraucht wird (国语 bzw. 國語). Daneben ist Mandarin eine der vier Amtssprachen in Singapur. Die Schriftsprache stellt wie bei anderen chinesischen Sprachen die chinesische Schrift dar.

Mandarin wird von über 880 Millionen Menschen (auf dem Festland und auf Taiwan) gesprochen und ist damit die meistgesprochene Sprache der Welt. Dies ist zu einem großen Teil das Ergebnis von Anstrengungen sowohl der kommunistischen Regierung auf dem Festland als auch der nationalistischen Regierung in Taiwan, Mandarin als Standardsprache des Chinesischen durchzusetzen.

Neben dem Mandarin gibt es noch viele andere chinesische Sprachen, von denen einige Dialekte des Hochchinesischen sind, andere sich jedoch so sehr unterscheiden, dass sie eigenständige Sprachen gelten. Die überwiegende Mehrheit der Einwohner Chinas ist in der Lage, Mandarin zumindest zu verstehen. Mit Personen, die Mandarin nicht verstehen, können Auswärtige dann nur noch kommunizieren, indem sie chinesische Schriftzeichen niederschreiben – diese sind unabhängig vom "Dialekt" immer (mehr oder weniger) identisch.

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Dialektregionen in der Osthälfte Chinas

Name

Der Name Mandarin kommt vom portugiesischen Wort mandarim (aus dem Malaiischen menteri [1][2] und dem Sanskrit-Wort mantrin-), welches 'Ratgeber, Minister' bedeutet. Das ist die Übersetzung des chinesischen Wortes Guānhuà (官话 bzw. 官話), das wörtlich als 'Sprache der Mandarins' (der kaiserlichen Beamten) zu übersetzen ist. Guānhuà wird von den Chinesen heute als archaisch empfunden, aber es wird von Sprachwissenschaftlern manchmal als Terminus benutzt, der alle Dialekte und Variationen des Mandarin (also nicht nur Pǔtōnghuà und Guóyǔ) einschließt.

Ein anderer Terminus, der alle Variationen des Mandarin umfasst, ist Běifānghuà (北方话 bzw 北方話), was für 'Dialekte des Nordens' steht.

Die standardisierte Form des Mandarin in der Volksrepublik China heißt Pǔtōnghuà (普通话 bzw. 普通話; 'gemeinsame Sprache/Dialekt'). In Taiwan wird das standardisierte Mandarin offiziell Guóyǔ genannt (国语 bzw. 國語; 'Nationalsprache'). Unter den Überseechinesen, besonders in Südostasien, ist Mandarin als huáyǔ bekannt (华语 bzw. 華語 'chinesische Sprache').

Die Bezeichnung Hànyǔ (汉语 bzw. 漢語), oder 'Sprache der Hàn', wird oft mit Mandarin synonym verwendet, was nicht ganz korrekt ist, denn nicht alle Hàn-Chinesen haben Mandarin als Muttersprache. Stattdessen bezeichnet Hànyǔ alle chinesischen Dialekte. So betonen Hakka-Sprecher, dass ihr Dialekt als Hànyǔ bezeichnet werden solle, da die Grammatik der Hakka-Sprache klassischen chinesischen Texten am nächsten ist.

Die Bezeichnungen Peking-Chinesisch (北京话 bzw. 北京話 Běijīng huà oder 北京方言 Běijīng fāngyán) oder auch Peking-Akzent sind ebenfalls ungenau. Sie werden unter anderen in Taiwan als abwertender Begriff von jenen verwendet, die die Unabhängigkeit Taiwans befürworten und der Meinung sind, dass die taiwan(es)ische Sprache die nationale Sprache Taiwans sein sollte.

Die standardisierten Formen des Mandarin, Pǔtōnghuà und Guóyǔ, verwenden als Basis die Aussprache des Peking-Dialektes ohne seine regionalen Spezifika. Trotzdem gibt es regionale Variationen in der Aussprache, und das aus zwei Gründen:

  • In dem riesigen geographischen Gebiet, in dem Mandarin Muttersprache ist, zeigen sich Unterschiede, wenn man sich von einem Ort zu einem anderen bewegt. Die Unterschiede lassen sich mit den Dialekten und Akzenten der deutschen Sprache vergleichen.
  • Menschen, für die Mandarin Zweitsprache ist (d. h. ihre Muttersprache ist eine andere der chinesischen Sprachen), geben ihrer Mandarin-Aussprache einen sehr starken regionalen Akzent. So haben die Einwohner Taiwans eine starke und konsistente Abweichung von dem Mandarin, das die Bildungsbehörden als Standardsprache definiert haben.

Geschichte

Die heutigen "chinesischen Dialekte" bzw. "sinitischen Sprachen" entwickelten sich aus einer frühen gemeinsamen Sprache.

Die meisten Chinesen, die in Nordchina, Sìchuān und in einem breiten Band von der Mandschurei im Nordosten Chinas bis in den Südwesten (Yúnnán) leben, haben verschiedene Dialekte des Mandarin als Muttersprache. Die Vorherrschaft des Mandarin in Nordchina ist auf die großen Ebenen dieser Region zurückzuführen. Im Süden hingegen hat das von Flüssen zerklüftete Bergland die linguistische Diversität gefördert. Dass im bergigen Sìchuān Mandarin gesprochen wird, liegt an einer großen Pestepidemie im 12. Jahrhundert, die die Region entvölkerte. Später wurde sie von mandarinsprechenden Nordchinesen neu besiedelt.

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sprachen die Einwohner Südchinas kein Mandarin. Die Beamten und Bürger sprachen viele verschiedene chinesische Sprachen. Das Peking-Mandarin wurde aber während der Qīng-Dynastie zum dominanten Dialekt, obwohl im Qīng-Reich offiziell die mandschurische Sprache als Amtssprache gesprochen wurde. Seit dem 17. Jahrhundert hatten die Qīng Sprachakademien gegründet, deren Ziel es war, die Aussprache zu normieren und dabei den Peking-Dialekt als Vorbild zu nehmen. Diese Bemühungen hatten aber nur wenig Erfolg.

Dies änderte sich, als in der Volksrepublik China und in der Republik China (Taiwan) ein Grundschulsystem eingeführt wurde, dessen Ziel das Unterrichten und Durchsetzen des Mandarin war. In dessen Folge wird Mandarin heute von der Mehrheit der Menschen auf dem Festland und Taiwan fließend gesprochen. In Hongkong und Macao ist die Bildungssprache offiziell nach wie vor Kantonesisch, wobei Mandarin an Einfluss und Popularität gewinnt.

Mandarin und Peking-Dialekt

Es ist ein häufiges Missverständnis, dass Mandarin und der Peking-Dialekt das Gleiche seien. Es stimmt zwar, dass Standardaussprache und Grammatik der Unterrichtssprache Mandarin auf dem Peking-Dialekt aufbauen, jedoch ist das Standard-Mandarin ein künstliches Idiom, ähnlich wie die deutsche Schriftsprache. In dem riesigen Gebiet von der Mandschurei im Nordosten Chinas bis nach Yúnnán im Südwesten ist die Muttersprache Mandarin im weiteren Sinne, aber diese Muttersprachen weichen vom Standard-Mandarin in Aussprache, Vokabular, Semantik und Grammatik mehr oder weniger stark ab.

Was den eigentlichen Peking-Dialekt angeht, so werden die retroflexen Anlaute (zh-, ch-, sh-, r-) konform zum Standard-Mandarin ausgesprochen, aber es wird an die Silbe häufig ein er angehängt, häufig als Diminutiv, oder einfach, um Nomina zu kennzeichnen. In anderen Regionen Chinas wird das nicht gemacht, weshalb das Mandarin in Peking als 儿音 éryīn bezeichnet wird. Daneben gibt es eine große Anzahl an Wörtern, die außerhalb Pekings nicht benutzt oder vielleicht nicht einmal verstanden werden. Darüber hinaus gibt es in Peking, wie auch in deutschen Großstädten, mehr als einen lokalen Akzent.

Mit Ausnahme dieser Beispiele ist die Pekinger Aussprache mit der des Standard-Mandarin weitestgehend identisch. Man kann allgemein sagen, dass der Unterschied in der Aussprache wächst, je weiter man sich von Peking entfernt. So haben die Einwohner der Stadt Tiānjīn ebenfalls eine Aussprache, die dem Standard-Mandarin entspricht.

Im Nordosten Chinas werden die j-Anlaute häufig zu g-Anlauten oder k-Anlauten; ebenso sprechen die Leute die r-Anlaute anders aus.

In den südlichen Teilen Chinas werden die retroflexen Anlaute des Standard-Mandarins nicht ausgesprochen. So wird zh- zu z-, ch- zu c-, sh- zu s- und r- klingt mehr wie z-. Das ist im Mandarin von Taiwan sehr üblich. In anderen Gebieten wird nicht zwischen l und n unterschieden, während in wieder anderen Gegenden die ng-Auslaute wie n-Auslaute gesprochen werden.

Das Standard-Mandarin kennt den "leichten Ton" für Silben, die zu kurz und unbetont ausgesprochen werden, um einen erkennbaren Ton zu haben. Besonders im Süden werden jedoch alle Silben mit ihren Tönen klar und differenziert ausgesprochen.

Varianten des Mandarin

Aus offizieller Sicht gibt es zwei Mandarins: Die Regierung in Peking nennt das Mandarin des Festlandes Pǔtōnghuà oder 'gemeinsame Sprache', wohingegen die Regierung in Taipei die offizielle Sprache als Guóyǔ bzw. Kuo2-yü3 ('Nationalsprache') bezeichnet. Offiziell beinhaltet Pǔtōnghuà Aussprachen aus verschiedenen Regionen, während Kuo-yü zumindest theoretisch nur auf der Pekinger Aussprache beruht. Wenn man die Wörterbücher vergleicht, die in den beiden Chinas herausgebracht werden, dann wird man ziemlich große Unterschiede feststellen. Allerdings sind die Versionen vom Mandarin, das in den beiden Regionen gesprochen wird, vom Standard-Mandarin sowieso sehr unterschiedlich.

Nicht alle Varianten des gesprochenen Mandarin sind überall verständlich. SIL International [3] schreibt:

Die Versionen des Mandarin der Tiefebene von Shaanxi sind für Putonghua-Muttersprachler nicht verständlich. Ebenso ist das Mandarin von Guilin und Kunming für Putonghua-Muttersprachler schwer zu verstehen.

Trotzdem werden gebildete Einwohner der südwestlichen Städte wie Guilin oder Kunming in der Lage sein, neben ihrer Muttersprache ein verständliches Pǔtōnghuà zu sprechen.

In Nordchina, Sìchuān und den anderen Gebieten, wo das Nord-Mandarin gesprochen wird, sind die verschiedenen Variationen des Mandarin als Muttersprache verbreitet. Die Zeit, in welcher die Menschen die Möglichkeit zur Massenbildung haben, hat die früheren regionalen Unterschiede jedoch nicht ausgelöscht. Die Einwohner Südchinas haben die Sprache des Nordens mit ihren angestammten Sprachen gemischt, und es entstand ein Mandarin, welches in punkto Aussprache und Grammatik mit dem Standard-Mandarin nicht übereinstimmt. So wird zum Beispiel das Mandarin, das in Taiwan von taiwan(es)ischen Muttersprachlern gesprochen wird, oder das Mandarin, das von Hakka-Muttersprachlern gesprochen wird, mit anderer Grammatik und anderem Akzent gesprochen, als der Guóyǔ-Standard vorsieht. Somit haben wir eine Version von Mandarin, die man Taiwan-Mandarin nennen kann.

Obwohl Mandarin als Standarddialekt bezeichnet wird, ist es nicht unbedingt von Vorteil, Mandarin im offiziellen Akzent zu sprechen. Spricht man nicht im lokalen Mandarin-Akzent, wird man leicht als Außenseiter betrachtet. Deshalb machen sich die meisten Chinesen nicht die Mühe, Mandarin mit dem offiziellen Akzent zu sprechen. Dies schließt die politische Führung mit ein.

Umschriftsysteme

Seit Reisende aus dem Westen nach China kommen und versuchen, Mandarin zu lernen, bestand der Bedarf nach einem phonetischen Umschriftsystem (Romanisierungssystem, Transkription), um die Aussprache der chinesischen Zeichen niederzuschreiben. Mehrere solche Systeme sind seitdem entstanden. Das erste, das eine weite Verbreitung fand, war das nach ihren Erfindern benannte Wade-Giles-System im 19. Jahrhundert. Dieses System wird bis heute benutzt, jedoch nicht in der Volksrepublik China. Man kann es in alten (oder englischsprachigen) Lehrbüchern und Geschichtsbüchern finden.

Im 20. Jahrhundert wurden von Seiten der Sprachwissenschaftler verschiedene Umschriftsysteme eingeführt. Das erfolgreichste dieser Systeme war das Hànyǔ Pīnyīn, das 1958 von der Volksrepublik China als offizielles Umschriftsystem für die chinesische Sprache anerkannt wurde. Später entschlossen sich auch die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen, Pīnyīn zu übernehmen. In den 1950er Jahren, als der Kampf gegen das Analphabetentum geführt wurde, gab es sogar Überlegungen, die chinesischen Zeichen zugunsten von Pīnyīn abzuschaffen. Dies wurde jedoch aus verschiedenen Gründen wieder verworfen, wie der hohen Anzahl von Homonymen im Chinesischen und der Tatsache, dass die chinesische Schrift für alle "Dialekte" praktisch gleich ist, während ein Alphabet die großen sprachlichen Unterschiede sicht- und spürbar machen und möglicherweise ein Problem für die Einheit des Staates darstellen würde.

In Taiwan werden eine Reihe von verschiedenen Umschriftssystemen benutzt. Die Regierung der Republik China beschloss 2002 die Verwendung von Tongyong Pinyin, jedoch dürfen die lokalen Regierungen auch andere Umschriften benutzen. In Schulen wird die Aussprache mit Hilfe von Zhùyīn gelehrt. Bestrebungen, Zhùyīn zugunsten von Pīnyīn abzuschaffen, sind nicht sehr weit gediehen, weil man keine übereinstimmenden Meinungen darüber hat, welche Form des Pīnyīn man verwenden sollte, und auch wegen des großen Aufwandes der Umstellung des Lehrmaterials und der Umschulungen für die Lehrer.

Weniger verbreitete oder veraltete Umschriftssysteme sind:

Phonologie

Konsonanten

Die Konsonanten, welche Standard-Mandarin (sowohl Pǔtōnghuà als auch Guóyǔ) verwenden, sind die folgenden:

  bilabial labio-
dental
alveolar retroflex palato-
alveolar
velar
nasp asp nasp asp nasp asp nasp asp nasp asp nasp asp
Plosive Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode     Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode         Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode
Nasal Vorlage:Unicode       Vorlage:Unicode              
Frikative     Vorlage:Unicode   Vorlage:Unicode   Vorlage:Unicode   Vorlage:Unicode   Vorlage:Unicode  
Affrikaten         Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode Vorlage:Unicode    
Approximanten             Vorlage:Unicode          
- lateral         Vorlage:Unicode              
- palatal                 Vorlage:Unicode      
- labiovelar     Vorlage:Unicode                  

asp = aspiriert; nasp = nicht aspiriert

Vokale und Töne

Die vier Töne des Mandarin

Mandarin ist, wie alle anderen chinesischen Sprachen auch, eine tonale Sprache. Eine Silbe kann einen der vier Töne oder auch gar keinen haben. Ein anderer Ton bedeutet dabei in der Regel einen anderen Sinn, aber ein Wort (Phrase, Satz) kann jeweils nur einen Ton haben, unabhängig von der Gemütsverfassung des Sprechers. Die Möglichkeiten der Intonation eines Satzes sind dadurch beschränkter als in nicht tonalen Sprachen. Die verschiedenen Töne sind:

  1. Erster Ton (hoher Ton):
    Die Tonhöhe ist konstant und hoch, der Ton fast gesungen anstatt gesprochen.
  2. Zweiter Ton (steigender Ton):
    Die Tonhöhe steigt von der unteren bis mittleren in die hohe Tonlage, ähnlich der Intonation einer Frage im Deutschen.
  3. Dritter Ton (niedriger oder niedrig-fallend-steigender Ton):
    Die Tonhöhe sinkt aus mittlerem Niveau nach unten und steigt in der Regel wieder in das mittlere Niveau.
  4. Vierter Ton (fallender Ton):
    Die Tonhöhe fällt scharf nach unten und die Silbe wird kürzer mit mehr Affekt ausgesprochen, vergleichbar mit der deutschen Betonung eines Befehles (z.b. Geh!)

Andere Tonhöhen, die manchmal Töne genannt werden:

  • Leichter Ton, neutraler Ton, nullter Ton oder fünfter Ton (轻声 qīng shēng, wörtlich: 'leichter Ton'):
    Klingt kurz und leicht und wird deshalb häufig nicht als ein eigener Ton betrachtet. In den meisten Varianten des Mandarin gibt es mehrsilbige Wörter, bei denen die zweite Silbe weniger stark ausgesprochen wird als die erste; siehe oben.
  • Eintrittston. Mandarin hatte einmal einen fünften Ton, der "Eintrittston" genannt wird und auch in anderen chinesischen Sprachen vorkam. In der Jin-Sprache ist er noch erhalten. Dieser Eintrittston klingt ein bisschen wie ein Pfeil, der in ein Holzbrett einschlägt, was bedeutet, dass er ein Ton von sehr kurzer Dauer ist und auf einen Konsonanten oder Knacklaut endet. In alten Wörterbüchern wird dieser Ton mit einer hochgestellten fünf bezeichnet. Im Standard-Mandarin ist dieser Ton jedoch nicht vorhanden.

Die meisten Umschriftssysteme wie beispielsweise Pīnyīn, MPS II und Tongyong Pinyin verwenden diakritische Zeichen über den Vokalen, um die Töne darzustellen. Auch Zhùyīn verwendet diakritische Zeichen. Wade-Giles verwendet zum Beispiel eine hochgestellte Zahl am Ende der Silbe, um den Ton zu verdeutlichen. Auf die Darstellung der Töne wird in allen diesen Umschriftssystemen im Allgemeinen verzichtet, wenn es sich nicht um Lehrbücher handelt. In Gwoyeu Romatzyh werden die Töne nicht mit speziellen Symbolen, sondern mit Buchstaben des Alphabets dargestellt. Folglich gibt es in Gwoyeu Romatzyh eine sehr komplizierte Orthographie.

Die Aussprachen der vier Töne mit dem Silbe "ma" kann man hier hören/?.

Die Aussprache der Töne ändert sich nach den Regeln des Tonsandhi. Das häufigste Auftreten des Tonsandhi ist, dass von zwei aufeinanderfolgenden Silben im dritten Ton die erste Silbe im zweiten Ton ausgesprochen wird. Folgen drei Silben im dritten Ton aufeinander, so liegt es an den regionalen Gewohnheiten und den persönlichen Präferenzen, ob die erste Silbe einen dritten oder zweiten Ton bekommt.

Aussprache

Die Anzahl an Silben im Chinesischen ist sehr klein, und jede Silbe wird nach dem Muster optionaler Anlaut + Vokal + optionaler nasaler Auslaut gebildet. Nicht jede Silbe, die nach diesem Muster gebildet werden könnte, wird wirklich benutzt. Deshalb gibt es nur ein paar hundert Silben (und folglich stark ausgeprägte Homophonie). So gibt es im Mandarin keinen m-Auslaut (wohl aber in anderen "Dialekten", z. B. im Hakka). Wenn Chinesen Englisch sprechen und einen starken chinesischen Akzent beibehalten, dann wird das englische Wort time häufig wie tyne ausgesprochen.

Grammatik

Siehe Chinesische Grammatik

Lehnwörter im Mandarin

Aufgrund der geringen Anzahl zur Verfügung stehender Silben ist es für Chinesen sehr schwierig, Worte auszusprechen, in denen viele Konsonanten aufeinander folgen, wie es in den meisten europäischen Sprachen oft der Fall ist. Dazu kommt, dass es nur für jene Silben Zeichen gibt, die auch wirklich im Chinesischen verwendet werden. Obwohl es ein offizielles System gibt, wie ausländische Wörter in chinesische Zeichen übertragen werden sollen, wird es nur für Namen verwendet, weil es häufig zu verwirrenden Ergebnissen führt.

So wurde beispielsweise das Wort Telefon in den 1920er Jahren als dalüfeng oder déléifēng 德雷风 übersetzt. Später wurde das in diànhuà (电话, elektrische Sprache, wobei "elektrisch" wörtlich "Blitz" bedeutet) geändert. Andererseits blieb man bei Mikrofon bei 麦克风, màikèfēng, wobei diese rein phonetische Umschrift gar nicht vom konkurrierenden 话筒, Sprachrohr, verdrängt werden mag.

Wegen der engen Beziehung zwischen den chinesischen Hànzì und den japanischen Kanji hat das Mandarin viele japanische Wörter übernommen, die ihrerseits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aus den europäischen Sprachen ins Japanische übernommen worden waren.

Wegen der oben genannten Schwierigkeiten bei der Umschrift aus ausländischen Sprachen ins Mandarin ist es üblicher, neue Wörter in Mandarin zu erfinden, als das ausländische Wort zu übernehmen. Dabei sind diese neuen Wörter meist mehrsilbig (d. h. sie bestehen aus mehreren Zeichen). Eine der Silben steht meist für den Oberbegriff des neuen Worts, was ähnlich der Zusammensetzung vieler chinesischer Schriftzeichen ist.

So ist es für viele technische Erfindungen geschehen – das Wort Zug heißt auf Mandarin 火车 bzw. 火車 (huǒchē) – wörtlich 'Feuerwagen'. Die vielen technischen Begriffe aus dem Lateinischen und Griechischen, die man in den meisten europäischen Sprachen findet, sind im Chinesischen nicht vorhanden.

Zeichen, die nur für die Umschreibung ausländischer Wörter verwendet werden, gibt es zwar, aber nicht häufig, und sie stammen zum Großteil aus dem chinesischen Mittelalter, wo sie gebraucht wurden, um Ausdrücke aus dem Sanskrit ins Chinesische zu übertragen.

Mandarin und andere chinesische Sprachen

Zum Missfallen aller Chinesen, deren Muttersprache nicht Mandarin ist, hat die vorherrschende Rolle des Mandarin dazu geführt, dass außerhalb Chinas das Mandarin als einzige chinesische Sprache angesehen wird. Obwohl sowohl die Volksrepublik China als auch Taiwan Mandarin zur Amtssprache erklärt haben und sich für die landesweite Verbreitung einsetzen, gibt es kein Interesse daran, die örtlichen Sprachen und Dialekte durch Mandarin zu ersetzen. Davon ist Mandarin auch weit entfernt, denn besonders im Süden der Volksrepublik und in Taiwan werden nach wie vor die dort heimischen Sprachen im täglichen Leben verwendet. Jene, die nur Mandarin sprechen, sind in diesen Gegenden sozial benachteiligt, denn viele Menschen sprechen dort nur sehr schlecht oder gar kein Mandarin; dies trifft vor allem auf alte Leute zu.

In den Regionen der Volksrepublik China, wo vor allem Han-Chinesen leben, ist die Koexistenz zwischen Mandarin und den anderen Sprachen und Dialekten im Allgemeinen problemlos. Mandarin wird als gemeinsame Arbeits- und Kommunikationssprache gefördert, gleichzeitig ist die Führung der Volksrepublik China vorsichtig, was den Status der anderen Sprachen angeht, und will deren Benutzung nicht einschränken. Mandarin wird deshalb vor allem aus praktischen Gründen gelernt und gesprochen, weil es häufig die einzige Möglichkeit der Verständigung zwischen Leuten aus verschiedenen Regionen darstellt. Zuweilen kommt es schließlich sogar vor, dass zwei chinesische Sprachen aus sehr nah beieinander gelegenen Gebieten für die Sprecher der jeweils anderen Sprache nicht verständlich sind.

In der Republik China (Taiwan) ist die Beziehung zwischen Mandarin und den lokalen Sprachen und Dialekten, speziell dem Taiwanischen, bedeutend komplizierter. Bis in die 1980er Jahre versuchte die Regierung, die Nutzung des Taiwanischen zu beschränken und gab ihm ein Image des Primitiveren. Dies hat sich in den 1990er Jahren stark geändert, was sich u.a. in der vermehrten Benutzung des Taiwanischen in Film, Funk und Fernsehen niederschlägt. Extreme Befürworter der Unabhängigkeit Taiwans lehnen das Mandarin zugunsten der taiwanischen Sprache ab, so dass die Verwendung des Taiwanischen zunehmend auch eine Frage der politischen Gesinnung ist. Der Grad ihrer Benutzung ist regional unterschiedlich, es ist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auszumachen mit Norden (Taipeh) als Mandarin- und Süden (Kaohsiung) als Taiwanisch-Hochburg. Bemühungen, Mandarin als Amtssprache durch Taiwanisch oder einen mehrsprachigen Standard abzulösen, haben bisher aber noch keine Fortschritte gezeigt.

Literatur

  • Charles N. Li, Sandra A. Thompson: Mandarin Chinese. A functional Reference Grammar. University of California Press, Berkeley 1981, ISBN 0-520-04286-7

Siehe auch

Vorlage:Wiktionary1 Vorlage:Wikipedia2 chinesische Dialekte - Min-Dialekt - Wu-Dialekt - Gan-Dialekt - Xiang-Dialekt - Kantonesisch - Hakka - Mandarin (Titel)