Antijudaismus im Neuen Testament
Dieser Artikel befaßt sich mit einer Unterform des allgemeinen Judenhass. Für eine Übersicht zur Thematik siehe den Artikel zu Judenhass.
Antijudaismus (von gr.+lat. anti- judaei "gegen Juden") bezeichnet eine religiös motivierte Ablehnung von Gläubigen des Judentums. Er ist nicht zu verwechseln mit dem rassistischen Antisemitismus.
Sie äußert sich in Vorurteilen, Ausgrenzung und geht bis zum religiös motiviertem Mord.
Allgemeines
Ursprünglich bezeichnet Antijudaismus einen regligös begründeten Rassismus. Siehe Geschichte.
Typisch sind im Allgemeinen Vorurteile vom "reichen", "geizigen", "listigen" Juden, die sich im Zusammenhang mit der Geschichte der Juden in Europa entwickelt haben.
Beim klassischen Antijudaismus werden religiöse Argumentationen vorgeschoben. Es gelten aber die gleichen Ursachen wie für jeden religiösen Konflikt.
Entstehung
Der Antijudaismus ist ein christliches Phänomen und war eine Gegenbewegung zum Antichristianismus der jüdischen Elite im ersten Jahrhundert. Das Judentum bedrängte und grenzte das neu entstehende Christentum scharf aus und verfolgte seine Anhänger, wie es unter anderem im Testimonium Flavianum dokumentiert wurde; im christlichen Schrifttum äußerte sich das zum Beispiel in Form des von einem Judenchristen geschriebenen Evangelium des Matthäus oder der Offenbarung des Johannes.
Der Konflikt nahm eine Wendung, als 70 Titus den Tempel von Jerusalem zerstörte und die Juden in die Diaspora vertrieb. 313 mit dem Edikt von Mailand gewann das Christentum dann entgültig die Oberhand, und 429 endete das jüdische Patriarchat, und damit das Judentum in Israel, bis es im Jahre 1492 nach der Reconquista auf Einladung der islamischen Herrscher erneut entstand.
Bei der Reconquista wurden auch die unterschiede zwischen Theorie und Praxis des Antijudaismus sehr deutlich: Auch getaufte Juden waren als "Marranos", Schweine, verschrien, teils noch bis in die zweite Generation. Zu beobachten ist dabei, daß die verwendeten Argumentationen damals dem Antiislamismus heute, der mit der Taqiyya argumentiert, sehr ähneln.
Antijudaismus und Antisemitismus
Im Zuge der Bewegung gegen die Französische Revolution 1789 entstand der Nationalstaatliche Gedanke. Dabei wurde aus einem rein rechtlichen Status der Nation eine Nationalität gesehen, die sich aus völkischer Zugehörigkeit ableitet. Sehr schnell entstand daraus der Rassismus, der sich in Deutschland in einer nunmehr theoretisch untermauerten Ablehnung von Minderheiten aufgrund ihrer Volksgruppenzugehörigkeit ableitete. So wurde der rein religiös motivierte Antijudaismus, dem sich ein Jude wenigstens theoretisch durch die Taufe entziehen konnte, zum herkunftsbestimmten Antisemitismus, neben dem auch andere Minderheiten im Antiziganismus und Antisorabismus ausgegrenzt wurden.
Dieser unterscheidet sich grundlegend vom Antijudaismus, da er die Juden als minderwertige Rasse betrachtet.
Der so genannte Antizionismus richtet sich hingegen im Prinzip gegen den militanten Zionismus, nicht gegen alle Juden.
Beide Begriffe werden aber zwecks Polarisierung vertauscht, d.h. Antijudaisten behaupten, sie wären Antizionisten, und Anhänger des militanten Zionismus behaupten, Antizionisten wären Antisemiten.
Die Übergänge zwischen den Begriffen sind fliessend und schwer zu trennen.
Der Nahostkonflikt wird nahezu ausnahmslos von Antisemiten instrumentalisiert.
Ausserdem glauben Antijudaisten mitunter an Teile der nationalsozialistischen Propaganda gegen die Juden, sind aber z.B. keine Anhänger der nationalsozialistischen Rassenlehre.
Verbreitung
Aufgrund der Geschichte in allen europäischen Ländern und ehemaligen Kolonien mit hoher Bevölkerungsdichte, z.B. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, transportiert durch Menschen europäischer Abstammung.
In diesen Ländern mit generellen rassistischen Tendenzen jeder Art gibt es auch Anhänger des Nationalsozialismusses und dessen antisemitischer Weltanschauung.
Aufgrund der jüngeren Geschichte kommt der Antijudaismus auch in neuer Form bei Muslimen vor.
In der Regel ist der Antijudaismus in der westlichen Welt heute moderat, d.h. die wenigsten würden gegen Juden Gewalt anwenden. Sie stärken aber mit ihrer offen geäußerten Abneigung die Position gewaltbereiter Neonazis bzw. Terroristen.
Anhänger
Gruppen, in denen Antijudaismus verbreitet wurde/wird, sind:
- Christen allgemein, sowohl östliche als auch westliche Tradition
- Protestanten, vorrangig durch Martin Luther
- konvertierte Juden
- Islamisten und seit wenigen Jahrzehnten auch gemäßigtere Moslems
Hinzu kommen Einzelpersonen, die sich durch antijudaistische/antisemitische Betätigung einen persönlichen Vorteil verschaffen oder verschafft haben.
Geschichte
spätrömisches Reich
Nach einem Aufstand der Juden wurde Judäa 135 von den Römern| zerschlagen, in Palästina umbenannt und die Juden in der ganzen damals bekannten Welt verstreut.
Damit entstand ein elementares Problem: es gab keinen Staat mehr, in dem sie ihrer Kultur und Religion ungestört nachgehen konnten. Siehe auch Zionismus und Rassismus.
Mit der Erklärung des Christentums zur Staatsreligion des Römischen Reichs im Jahre 391 wurde dann der Grundstein für alle folgenden Konflikte gelegt.
Juden waren zwar im Gegensatz zu Ungläubigen als dem Christentum und Islam nahe stehenden Religionsanhängern sowohl in christlichen als auch islamischen Ländern geduldet, wurden aber ausgegrenzt.
438 verbot Theodosius II. den Bau von Synagogen, christliche Konzile grenzten die Juden aus.
Frühes Mittelalter
Im Frankenreich unter Karl dem Großen fanden Juden eine sichere Zuflucht. Karl der Große versicherte ihnen kirchlichen Schutz und räumte ihnen als Händler besondere Privillegien ein.
Im Zuge dessen florierte das Judentum; einige Juden wurden sehr reich, aber zumindest ging es allen durch das weit gesponnene Handelsnetz deutlich besser, als der nichtjüdischen Bevölkerung.
Dadurch traten viele aus der katholische Kirche zum Judentum über.
Da Juden in Europa im Wesentlichen nur Handel und Zinsgeschäfte möglich waren, entwickelte sich aber auch das Stereotyp des reichen, habgierigen Juden.
Das Mittelalter
Im Hochmittelalter führten Neid und persönliche Interessen zu einer Neubewertung der Juden in der Bevölkerung und Kirche. Es entstand der europäische Antijudaismus, der sich mit dem Katholizismus im Verlauf der Kreuzzüge ausweitete.
In dieser Zeit herrschte endzeitliche Angst und Not, ausserdem brachen Seuchen aus. Dies führte zur Hexenverfolgung und Inquisition, aber auch Pogromen an Juden.
Besonders bekannt ist der Vorwurf der Brunnenvergiftung.
siehe auch: Antisemitismus (Früh- und Hochmittelalter)
Die Reformation
Mit Martin Luther verschärfte sich der Konflikt abermals. Zuerst waren die Juden für Luther noch "Brüder der Christen". Als sich aber herausstellte, dass die Juden nicht zum Protestantismus konvertieren wollten, wurde Martin Luther einer der größten Hetzer gegen die Juden, was er durch viele verbale Exzesse unter Beweis stellte.
Als Gründer pflanzte er damit den Antijudaismus auch in seiner neuen Kirche.
siehe auch: Antisemitismus (Spätmittelalter-Frühe Neuzeit)
Juden versus Kommunismus
Mit der Industrialisierung kam die kommunistische Bewegung, bzw. sozialistische Bewegung. In beiden wurde gegen Juden gehetzt, teilweise nur auf bekannte, reiche jüdische Familien bezogen, im Allgemeinen aber basierend auf das verfestigte Stereotyp des reichen Juden.
Der Kommunist Willhelm Marr prägte 1879 den Begriff "Antisemitismus", der später von den Nationalsozialisten übernommen wurde. In dieser Zeit entwickelten sich auch diverse Verschwörungstheorien, denen zufolge Juden immer das Weltgeschehen kontrollierten, mal mit der einen, mal der anderen Partei unter einer Decke steckend.
An der Gründung der als kommunistisch geplanten Sowjetunion 1917 wirkten dennoch auch ehemalige Juden mit u.a. Leo Trotzki. Sie setzten voraus, dass sich praktisch alle Russen der kommunistischen Ideologie unter ordnen würden, wer an Religionen fest hielt, sollte umgebracht werden.
Dies hatte u.a. die Ermordung und Verfolgung zahlloser Juden zur Folge.
Juden versus Rassenhygiene
Die Nationalsozialisten entwickelten eine neue Form des Antijudaismus: den Antisemitismus. Dieser baut auf den alten antijudaistischen Vorurteilen auf, erklärt zudem aber Juden zu einer - minderwertigen - Rasse.
Jeder, der auch nur Generationen zurück jüdische Vorfahren hatte, war erklärter Feind. Und wer sonst noch Feind war, dem dichtete man gegf. Jüdisches an.
U.a. stellte man den Kommunismus als eine jüdische Verschwörung dar, und diskreditierte damit den einzigen ernst zu nehmenden politischen Widersacher der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik.
Siehe auch: Antisemitismus (Neuzeit)
Die Gründung Israels
Der weltweit verbreitete Antijudaismus und vorallem die akute Verfolgung der Juden führte zum Zionismus, zu der Auswanderung ins biblische Judäa und zur Gründung von Israel 1948. Damit entstand ein neuer Feind: die Araber bzw. alle Moslems, die die Juden bis dahin in ihren Ländern geduldet haben.
Der arabische Antijudaismus bedient sich ähnlicher Darstellungen wie der nationalsozialistische Antisemitismus: neben den typisch jüdisch-orthodoxen Kennzeichen Hut, Bart und Löckchen überdimensionale Hakennasen und Ohren.
Ausserdem ist er unzertrennlich mit dem Hass auf die USA verbunden, denen nicht unbegründet unterstellt wird, Israel zu unterstützen.
Der arabische Antijudaismus ist der Nährboden für den heutigen Islamismus und islamistischen Terror, welcher besonders seit Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und dem Pentagon in Washington D.C. am 11. September 2001 ins Zentrum des öffentlichen Interesses gerückt ist.
Die Geschichte im Bezug auf den Staat Israel ist ein immer neuer Affront gegen alle Moslems und Araber, in dem sie immer als Benachteiligte durch die westliche Welt hervor gehen.
Typische Argumentationen
Jesus-Mörder
Bei Christen wird vorallem die Hinrichtung von Jesus von Nazareth seit dem Mittelalter als Argument gegen die Juden instrumentalisiert.
An dieser wird den Juden die Schuld gegeben, weil es Juden waren, die Pontius Pilatus zu dem Urteil gedrängt hatten. Siehe auch Kollektivschuld. - Ein von Historikern nicht unumstrittenes Ereignis, da es nur vom Neuen Testament belegt ist.
Hierbei sei angemerkt, dass Jesus von Nazareth, wie seine Jünger und viele der ersten Christen Juden waren.
Brunnenvergifter
Wenn im Mittelalter Seuchen ausbrachen, wurden immer wieder Hexen und Juden beschuldigt, dafür verantwortlich zu sein. Man sah Seuchen durchaus aber auch als Strafe Gottes für ein sündiges Leben.
Die Ursache lag vorallem in der mangelnden Hygiene im Mittelalter. Die meist organischen Abfälle, Kericht und Abwässer wurden in den Städten einfach auf die Strasse geschüttet, bis man überall durch verfaulenden Schlamm watete.
Das bakterienverseuchte Regenwasser gelangte auch in die Brunnen, wodurch eine Cholera-Epidemie vorprogrammiert war.
Die Thora schrieb hingegen den Juden neben vielen Reinlichkeitsgeboten unter anderem vor, dass sie ihre Brunnen besonders tief anlegen sollten.
Dadurch bekamen sie frisches Trinkwasser und wurden auch nicht krank.
Dass die Juden, die aus ihren eigenen Brunnen tranken, nicht krank wurden, die restliche Stadtbevölkerung aber ausnahmslos, führte zu der Behauptung, die Juden hätten deren Brunnen vergiftet.
Literatur
- Benz,Wolfgang: Bilder vom Juden, C.H.Beck Verlag, München 2001
==Siehe auch:== Nationalsozialismus, Antisemitismus, Holocaust, Zionismus, Nahostkonflikt, Antizionismus, Neonazi