Sidonie Werner
Sidonie Werner (* 16. März 1860, † 27. Dezember 1932) war Mitbegründerin des Jüdischen Frauenbundes (JFB) und eine hervorragende Hamburger Sozialpolitikerin im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, deren Wirken weit über die Hansestadt ausstrahlte.
1904 gründeten Bertha Pappenheim und Sidonie Werner gemeinschaftlich den JFB. Seine Ziele waren: Bekämpfung des Antisemitismus, Stärkung des jüdischen Gemeinschaftsgefühls, Verbesserung der Situation arbeitender Frauen und Mädchen, Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten für jüdische Mädchen und Frauen sowie Bekämpfung des Mädchenhandels insbesondere mit jüdischen Frauen aus Osteuropa. Zahlreiche soziale Einrichtungen und Heime wurden unter Mitwirkung Sidonie Werners vom JFB gegründet, z.B.
- Mädchenwohnheim für ledige jüdische Mütter und deren Kinder in Hamburg, 1906
- Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg, 1907
- Kinderheim in Altona 1910
- Heim für bedürftige jüdische Kinder in Bad Segeberg, 1908, von 1920-1939 „Sidonie-Werner-Heim“
- Heim für tuberkulosegefährdete jüdische Kinder in Wyk auf Föhr, 1927-1938
An der Gündung der norddeutschen Einrichtungen war der Israelitisch-humanitäre Frauenverein zu Hamburg (IHFV) beteiligt, dessen Vorsitz Sidonie Werner 1908 übernommen hatte. Seit 1917 war sie auch Vorstandsmitglied der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. In den 20er Jahren hielt sie sich sommers regelmäßig in Bad Segeberg auf, um das dort von ihr begründete Heim, das sich auf drei Häuser in der Bismarckallee ausgedehnt hatte, zu betreuen.
Überliefert ist von Sidonie Werner ein Referat, das sie 1907 vor der Delegiertenversammlung des JFB gegen den Mädchenhandel hielt. Sie forderte und bewirkte den Beitritt zum Deutschen Nationalkomitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels, die Einrichtung der Jüdischen Bahnhofshilfe (1926 60 deutsche Dienststellen) und die Aufhebung der Doppelmoral: „Auch unsere Söhne sind zur Keuschheit zu erziehen, nicht nur die Töchter.“
Sidonie Werner starb einen Monat vor dem Ende der Weimarer Republik.
Literatur
- Kaplan, Marion: Die jüdische Frauenbewegung in Deutschland 1904-1938, Hamburg 1981 ISBN 3-7672-0629-3
- Lorenz, Ina: Die Juden in Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik, Hamburg 1989 ISBN 3-7672-1094-0
- Gleiss, Friedrich: Jüdisches Leben in Segeberg, Norderstedt, 2002 ISBN 3-8311-3215-1
Weblink
http://www.berlin-judentum.de/frauen/jfb.htm
Personendaten | |
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NAME | Werner, Sidonie |
KURZBESCHREIBUNG | Hamburger Sozialpolitikerin |
GEBURTSDATUM | 16. März 1860 |
STERBEDATUM | 27. Dezember 1932 |