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Französische Revolution

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Die Begriff Französische Revolution bezieht sich auf den historischen Zeitraum zwischen 1789 und 1799 in Frankreich, in dem Republikaner die Monarchie stürtzten und die römische katholische Kirche notgedrungen radikalen Veränderungen unterworden wurde, sie markiert eine Zäsur in der europäischen Geschichtsschreibung.

In dem Zeitraum vom 14. Juli 1789 bis zum 9. November 1799 vollzog sich der Übergang Frankreichs von der absoluten Monarchie zur Republik. Obwohl die Republik endgültig und dauerhaft erst 1871 etabliert werden konnte, veränderte die Revolution die Gesellschaft Frankreichs und Europas grundlegend. Hier wurde das Modell der modernen Staats- und Gesellschaftsordnung geschaffen. Die Errungenschaften der Revolution wie persönliche Freiheit, Meinungs- und Pressefreiheit und Gleichheit aller vor dem Gesetz, eine unabhängige Justiz, eine gleiche Besteuerung, das allgemeine Wahlrecht, das Selbstbestimmungsrecht des Volkes, die Bindung des Staates an eine Verfassung und die Berufs- und Gewerbefreiheit sind heute fundamentaler Teil des Bewusstseins der Bürger der westlichen Demokratien, und, zumindest auf dem Papier, Grundlage des Rechtes der meisten Staaten der Erde. Die Zeit des Terrors im Verlauf der Französischen Revolution war für viele Zeitgenossen (vgl. z. B. Goethe) ein abschreckendes Beispiel und begründet bis heute für viele Menschen ihre Ablehnung des Versuchs eines radikalen Umsturzes der bestehenden Verhältnisse. Als positives Gegenbild galt und gilt vielen die Entwicklung in den USA auf der Grundlage der Unabhängigkeitserklärung von 1776.

Geschichte der Französischen Revolution

Einleitung und Kurzüberblick

Als Beginn der Revolution wird oft der sogenannte "Sturm" auf die Bastille in Paris am 14. Juli 1789 (seit 1880 Nationalfeiertag Frankreichs) gesehen, der jedoch weniger ein Sturm war, als eine friedliche Übergabe, die im Nachhinnein von Revolutionshistorikern zum heute berühmten "Sturm auf die Bastille" umgedichtet wurde. Der eigentliche Auslöser der Revolution war das Zusammenrufen der Generalstände und der Streit über deren Wahlmodus infolgedessen sich der dritte Stand zur alleinigen Vertretung der Nation erklärte.

Das häufig mit der Revolution von 1789 assozierte Hauptmotiv, die Trias "Liberté, Egalité, Fraternité" ("Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit"), wurde erst zu Beginn der Dritten Republik 1871 als Devise eingeführt und im Nachhinein zum Hauptmotto der Revolution erklärt. Im Verlauf der Revolution war diese nur eine von vielen Dreierformeln wie "Heil, Kraft, Einheit" und "Kraft, Gleichheit, Gerechtigkeit", die man in den historischen Dokumenten aus dieser Zeit keinesfalls häufiger findet als die letztgenannten.

Die Französische Revolution markiert die gesellschaftliche Transformation von der feudalen zur kapitalistischen Gesellschaft. Zum ersten Mal übernahm das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum auch die politische Herrschaft vom Adel, der breits zuvor zunehmend an Bedeutung verlor. In der Geschichtswissenschaft wird die Revolution von 1789 als Datierung für das Ende der Frühen Neuzeit verwendet.

Nach der Erklärung des dritten Standes innerhalb der Generalstände zur Nationalversammlung, verkündeten diese 1789 auch die erste Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, deren im Original in der französischen wikipedia (wikipédia:Déclaration des Droits de l'Homme et du Citoyen) nachzulesen ist.

Im Verlauf der Revolution wurde König Ludwig XVI. gestürzt und zusammen mit seiner Frau, Königin Marie-Antoinette zunächst inhaftiert und 1793 durch die Guillotine hingerichtet.

Die Französische Revolution brachte dem Volk jedoch nicht die erhoffte Freiheit, sondern endete in einem Terrorregime unter Robespierre und Danton, das zunächst durch ein Direktorium und nach wenigen Jahren durch die Alleinherrschaft Napoléons abgelöst wurde (1804), der sich letztlich zum Kaiser Frankreichs krönte aber wesentliche Errungenschaften der französischen Revolution beibehielt und auch in anderen europäischen Staaten etablierte (vgl. z.B. Code Civil als erstes Beispiel eines bürgerlichen Gesetzbuches BGB).

Ursachen und Vorgeschichte

Voraussetzung: Die Krise des Ancien régime im 18. Jahrhundert

Vor allem durch Misserfolge in der Außenpolitik wie den langen und opferreichen Kriegen nach dem Tode Ludwigs XIV. war das Ansehen der französichen Monarchie in allen Bevölkerungsgruppen gesunken. Daneben bewirkte vor allem der auf Handel ausgerichtete Merkantilismus, den Frankreich wirtschaftspolitisch umzusetzen versuchte, einen grundlegende Umstrukturierung der feudalen Ordnung. Das im Handel oft aktive Bürgertum erstarkte wirtschaftlich, während große Teile des niederen Adels in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit zu sinken drohten.

Dank des wirtschaftlichen Aufschwung Frankreichs in der Epoche von 1715 - 1789 bildete sich aus Kaufleuten, industriellen Unternehmern, Finanzpächtern und anderen ein Bürgertum heraus. Dieses war zwar was seine Bildung und sein Vermögen anging dem Landadel überlegen, aber infolge der hohen Privilegierung des Adels (Steuerfreiheit, Monopol des Zugangs zu öffentlichen Ämtern) stark benachteiligt. Das Bürgertum genoß auch sozial nicht die seinem Gewicht und seinem Selbstgefühl entsprechende Schätzung. In den breiteren, kleinbürgerlichen Schichten sank der Lebensstandard.

Das Steuersystem war veraltet und durch viele Mängel und Mißbräuche belastet. Von der wichtigsten direkten Steuer, der Taille, waren Klerus und Adel befreit. Die Einziehung der indirekten Steuern lag in den Händen von Generalpächtern. Diese zogen die Steuern gegen Zahlung einer fixen Pacht selbständig ein. Die Generalpächter versuchten nun, aus den ihnen anvertrauten Gebieten das höchstmögliche Steueraufkommen herauszupressen, um ihren persönlichen Gewinn zu maximieren.

Die Mißstände waren der Bevölkerung nur um so bewusster, da seit Mitte des Jahrhunderts der kritische Geist der Aufklärung die Gesellschaft beherrschte. Große Teile des Adels glaubten nicht mehr an die althergebrachten Privilegien, denen sie ihren ihre Stellung verdankten. Die Salons, Zeitschriften, Debattierclubs und Freimaurerlogen wurden Träger der immer kritischer werdenden öffentlichen Meinung. In die breiten Schichten drangen einfache Schlagworte, die Gründe für und einen Ausweg aus der desolaten Situation lieferten. Reformversuche der Regierung scheiterten an der Opposition des Parlamentsadels, der seine Feudalrechte und seine ständischen Privilegien nicht aufgeben wollte.

Die Regierung konnte, trotz ihrer (theoretisch) absoluten Gewalt, der steigenden Staatsverschuldung nicht Herr werden. Der [[Amerikanischer_Unabh%E4ngigkeitskrieg|Amerikanische Unabhängigkeitskrieg]], den Frankreich unterstützte, belebte alle radikalen Tendenzen.

Eine Industrie- und eine Agrarkrise Ende der 1780er Jahre steigerten die Unzufriedenheit, während der Glaube an den Fortschritt die Wünsche nach Neuerung und schließlich nach Umsturz beflügelte. Die große Hauptstadt Paris, mit ihren damals 650.000 Einwohnern, gab allen Bewegungen die stärkste Resonanz. 1788 - 1789 wurde die Stadt mit Broschüren überflutet; so fragte [[Emmanuel_Joseph_Siey%E8s|Sieyès]]: Was ist der Dritte Stand? Alle Forderungen gipfelten in die Losung: Freiheit und Gleichheit.


Das Ende der feudalen Ordnung

Eine wesentliche Grundlage des Feudalsystems, die Abgaben, die Bauern und Bürger an den ersten (Klerus) und zweiten (Adel) Stand zu leisten hatten und der dafür im Gegenzug von Adel und Klerus organsierte Schutz und die Aufrechterhaltung der Ordnung, war durch den Absolutismus schon lange aus dem Lot geraten: Während die Privilegien von Klerus und Adel vor allem durch den Widerstand der Parlamente, die von erstem und zweiten Stand dominiert wurden, unangetastet blieben und der dritte Stand nach wie vor Abgagen zu leisten hatte, waren erster und zweiter Stand von ihren staatlichen Aufgaben vollständig entbunden. Das fehlende Abhängigkeitsverhältnis wird in vielen späteren Revolutionsschriften, in denen der dritte Stand zur autarken Nation und erster wie zweiter Stand zu "Parasiten" der französischen Volkswirtschaft erklärt werden, deutlich (vgl. z.B. die Schriften von Abbé Sieyès).


Die Erstarkung des Bürgertums

Innerhalb des dritten Stands hatte sich außerdem eine finanzstarkes Bürgertum herausgebildet, das im Absolutismus und der damit einhergehenden Entbindung des Adels von immer mehr staatlichen Aufgaben, auch eine immer wichtigere Rolle für den französischen Staat z.B. als Beamte spielte. Auch für die Wirtschaft Frankreichs war das Bürgertum von entscheidener Bedeutung. Adligen war es - mit Ausnahme von Kononialgeschäften - verboten sich im florierendem Handel zu betätigen, da dies als nicht standesgemäß galt, von den zunehemend unter dem Merkantilismus leidenden Bauern, konnten sie kaum noch Steuern verlangen. Die ökonomische Gewichtung verlagerte sich klar zu Gunsten des Großbürgertums, gerade der niedere Adel verarmte zusehens. Die Grenze zwischen Adel und Nichtadel verschwusch außerdem, da König und Hof mit Blick auf die finanzielle Lage immer mehr Bürgerlichen, gegen entsprechende Zahlungen, den Eintritt in den Adelsstand erlaubten. Ausdruck fand das gesteigerte Selbstbewusstsein des Bürgertums beispielsweise in den Ende des 17. Jahrhunderts enstehenden Cafés und privaten bürgerlichen Zirkeln, in denen sich Richter, Rechtsanwälte, Schriftsteller, Ärzte sowie Fachangestellte der zivilen oder militärischen Verwaltung trafen. Bald verbreietete sich in diesem Umfeld eine Diskussionkultur, für die u.a. Voltaires Schriften zum englischen Parlamentarismus, Montesquies Ansichten zur Trennung der Staatsgewalten und Rousseaus Forderungen nach Volkssouveränität entscheident waren. Auch absolutismuskritische Theaterstücke wie Die Hochzeit des Figaro wurden aufgeführt und nur durch einflussreiche Persönlichkeiten am Hof des Königs von der Zensur verschont.


Divergierende Interessen in den drei Ständen

Innerhalb des dritten Stands - der von vermögenden Kapitalrentnern bis zu armen Bauern und Tagelöhner 98% der französischen Bevölkerung umfasste - kam es zu sehr großen wirtschaftlichen Gegensätzen und damit auch zu unterschiedlichen Interessen. Während die unter dem Merkantilsmus leidenden Bauern eine Befreiung von Abgaben und Frondiensten forderten, forcierte die neu entstandene Schicht des reichen Großbürgertums - inbesondere mit Blick auf England, in dem die bürgerliche Oberschicht großen Enfluss ausübte - ihre Forderungen auf politische Mitspracherechte. Niederer Adel und Hochadel kämpften um die Wiederherstellung bzw. Erhaltung ihrer politischen Mitspracherrechte gegenüber dem König und standen somit prinzipiell in Opposition zum absolutisch ausgerichteten Herrscher. Gemeinsam war ihnen das Interesse keinerlei Privilegien an den aufstrebenden Teil der Bügertums abzugeben.


Der drohende Staatsbankrott des absolutistischen Frankreichs

Das Haushaltsdefizit des französischen Staates nahm zwischen 1736 und 1789 rapide zu. Die Unterstützung der Unabhängkeitskriege amerikanischer Siedler gegen den Erzfeind England traf den französischen Staatshaushalt hart, auch der Friedensschluss mit England brachte keine wirtschaftliche Erholung. Im Gegenteil: Das industriell weiter entwickelte England überschwemmte den französichen Markt mit billigen Textilien, Industriewaren und landwirtschaftlichen Güter, während die heimische Wirtschaft unter Missernten litt.


Der Machtkampf zwischen König und Parlamenten

König Ludwig XVI. und seine Minister hatten längst erkannt, dass eine Haushaltssanierung des mit einer Reformierung des Staates und einem damit einhergehenden Abbau von Privilegien des ersten und zweiten Stands funktionieren konnte. Das von Adel und Klerus dominierten Parlament von Paris und weitere 13 Regionalparlamente erwiesen sich jedoch als stärkste Opposition gegenüber den absolutischen Reformbemühungen. Mit der Berufung von Baron Anne Robert Jacques Turgot, einem Vertreter der phsysiokratischen Wirtschaftstheorie, zum Finanzminister 1774, wurde zunächst eine radikal reformistische Wirtschaftspolitik betrieben. Turgot beendete viele staatliche Eingriffe in die Wirtschaft, schuf eine einheitliche Grundsteuer für alle Stände, befreite die Bauern von einigen Frondiensten , etablierte mit der Abschaffung der Zünfte die Gewerbefreiheit, erhob eine Steuer auf Grundbesitz und gab das Privileg des Getreidehandels für alle Franzosen frei. Mit diesen Maßnahmen stieß er auf den erbitterten Widerstand der Parlemente. Nachdem er außerdem die hohen Hofhaltungskosten des Königs sowie Frankreichs Engagement im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kritisierte, nahm Ludwig XVI. dies zum Anlass, Turgot 1776 zu entlassen. Sein Nachfolger Jacques Necker, einem bügerlichen Bankier aus Genf, betrieb eine entgegengesetzte Wirtschaftspolitik. Er nahm hohe Staatsanleihen auf, suchte die Unterstützung der Priviligierten, indem er die Wiederrichtung der Provinziallandtage unterstützte und beeinflusste die Wirtschaft durch staatliche Eingriffe, indem er beispielsweise die Getreidepreise festsetzte. Da er jedoch wie - bereits Turgot - eine Steuerreform anstrebte, die jedoch mit Unterstüzung der Parlamente vollzogen werden sollte, scheiterte er wie sein Vorgänger am Widerstand der Priviligierten und des Hofadels. Als er in einem Rechenschaftsbericht, der 100,000 mal gedruckt wurde, das Haushaltsdefizit Frankreichs veröffentlichte, entließ Ludwig XVI. auch ihn. Seinem 1783 zum Nachfolger berufendem Charles Alexandre de Calonne, der ebenfalls eine Steuerreform anstrebte, war klar, dass sich diese nicht zusammen mit den Parlamenten durchsetzen ließ. Daher berief er die Notabeln, ein 144köpfiges vom König bestimmtes Gremium aus Männer von hoher Bildung, Rang und Vermögen. Diese jedoch verweigerten die Zusammenarbeit und forderten die Zusammenrufung der Generalstände, die der erneut zum Finanzminister berufende Jacques Necker auf Befehl des Königs am 5. März 1789 zusammenrief.


Verlauf

Die Versammlung der Generalstände

Die seit 1614 erstmalige Zusammenrufung der Ständeversammlung Frankreichs durch König Ludwig XVI. im Krisenjahr 1789 gilt heute unter Historikern als der entscheidene Auslöser der französischen Revolution. Die Einberufung der Generalstände ging bereits mit zahlreichen Zugeständnissen des Königs an den Dritten Stand einher. So besaß zum ersten Mal jeder männliche französische Bürger, der das 25 Lebensjahr vollendet hatte, das passive und aktive Wahlrecht, falls er sich namentlich in die Steuerliste eingetragen hatte und die Abgeordnetenzahl des dritten Stands wurde auf 621 Deligierte in etwa verdoppelt. Die Wünsche und Beschwerden der Wähler im ganzen Land sollten dabei den Delegierten, die in der klassischen Vorstellung ein imperatives Mandat innehatten, in Form von Beschwerdeheften ("cagiers de doléances") mitgegeben werden.


Wahlverfahren und Zusammensetzung

Die Wahl der Generalstände fand auf der Ebene der königlichen Verwaltungsbezirke in drei getrennten Wahlverfahren statt, die sich für den Klerus in einer Übergewichtung niederer Geistlicher und im dritten Stand in einer Übergewichtung großbürgerlicher Interessen niederschlug. Demenstprechend zeichnete sich die Zusammensetzung des dritten Stands durch eine domierende Anzahl von Personen aus dem Großbürgertum aus: So waren unter den 585 bis 621 (die Angaben dazu schwanken) Abgeordneten des dritten Stands großbürgerliche Berufe wie Rechtsanwälte, Notare, Grundbesitzer, Händler, Richter, Bürgermeister und Ärzte stark überrepräsentiert. Daneben fanden sich auch Finanzfachleute, Adlige, Angestellte der militärischen Verwaltung und nicht ausübende Priester unter den Vertretern des dritten Stands.


Revolution in Versailles

Der Zusammenrufung der Generalstände wurde von allen Parteien mit sehr stark divergierenden Vorsätzen und Erwartungen entgegengesehen. Während der König den Zweck in der Beschließung neuer Steuern sah, war es das erklärte Ziel von Klerus und Adel ihre Priviligien nicht nur zu verteidigen, sondern auch ihre politische Bedeutung wiederzugewinnen, also eine Abschwächung des absolutistischen Systems zu erreichen. Der dritte Stand hoffte dagegen, dass seine gewachsene ökonomische Rolle auch politisch gewürigt wird und politische Mitspracherechte in Form einer Verfassung garantiert werden. Außerdem gab man sich mit dem tradiotionellen Wahlverfahren nach Ständen nicht zufrieden. Die erhöhte Abgeordnetenzahl sollte auch bei der Abstimmung berücksichtigt werden, weshalb von fürhenden Abgeordneten des dritten Stand gefordert wurde, nicht nach Ständen, sondern nach dem Mehrheitsprinzip abzustimmen.

Der Streit über den Wahlmodus zog sich über Wochen hin, bis sich am 17. Juni <der Brockhaus gibt hier den 9. Juli an, was aber AFAIK falsch ist> 1789 schließlich die Abgeordneten dritten Stands sich geschlossen zur einzig legitimen Vertretung des Volkes, also zur verfassungsgebenden Nationalversammlung erklärten, wobei sie die Abgeordneten der anderen beiden Stände aufforderten, sich ihnen anzuschließen. Teile des Adels und des Klerus schlossen sich ihnen an, mehrheitlich blieb ihr Widerstand aber ebenso ungebrochen wie der des Königs. Wegen angeblicher Bauarbeiten wurde somit das Parlamentsgebäude geschlossen, um die Arbeit der neuen selbsternannten Nationalversammlung zu blockieren. Daher zogen die Abgeordneten der neuen Nationalversammlung in das nahe gelegende Ballhaus um, um dort den brühmt gewordenen Ballhausschwur zu leisten, in dem sie unter anderem schworen sich "[...] niemals zu trennen und sich überall zu versammeln, wo es die Umstände erfodern werden, solange bis die Verfassung geschaffen ist und auf festen Grundlagen beruht". Als sie sich außerdem weigerten einen vom König verfassten Beschluss vom 20. Juni, der die Erklärung vom 17. Juni für illegal erklärte, zu folgen, fügte sich Ludwig XVI. den neuen politischen Umständen und erklärte, die Abgeordneten sollten sich der verfassungsgebenden Nationalversammlung ("Constituante") anschließen.


Die Revolte des dritten Stands in Paris

Etwa zeitgleich zur Einberufung der Generalstände begann sich auch die Stimmung in Paris unter dem dritten Stand aufzuheizen. Die Brotpreise waren aufgrund der Missernte im Jahre 1788 nach wie vor hoch. Als der König am 11. Juni 1789 den bürgerlichern Finanzminister Necker entließ, der vielen Bürgerlichen als Garant notwendiger Veränderungen galt, auch wenn seine zögerliche Reformpolitik weit hinter der seiner Vorgänger zurückblieb, gab dies den Anlass zu ersten Zusammenstößen zwischen erregten Handwerkern und königlichen Truppen. Es verbreitete sich schnell das Gerücht, der König wolle seine Truppen zusammenziehen, um die Konstituierung der neuen Natioanversammlung in Versailles gewaltsam zu verhindern. Das in Paris starke Bürgertum übernahm große Teil der Stadtverwaltung und ordnete für jeden Pariser Bezirk die Bildung bewaffneter Bürgerwehren an. Die neue Nationalgarde trug die Farben weiß und rot.


Der "Sturm" auf die Bastille
Datei:Sturm auf die Bastille.jpg
Prise de la Bastille le 14 juillet 1789

Am 14. Juli 1789 ziehen einige bewaffnete Pariser, verarmte Vorstädter und Bürger zum Pariser Stadtgefägnis, der Bastille, um Kanonen, die von Bastille-Kommandant de Launey in das Gefängnis gebracht worden waren, für die neue Nationalgarde zu konfiszieren. In der Bastille, ein Gefängnis vor allem für Adlige, wo es diesen teilweise gestattet war, Diener mitzunehmen, waren auch sehr berühmte und für die bürgerliche Revolution symbolträchtige Personen wie Voltaire inhaftiert gewesen, der dort auch einige seiner Schriften verfasste. Zum diesem Zeitpunkt allerdings war das Gefängnis, das sich wahrscheinlich bereits in einem schlechten Zustand befand, mit Ausnahme einiger invalider Wachsoldaten und nicht mehr als zehn Gefangenen so gut wie leer. Das bürgerliche Rathaus von Paris fragte den kommandierenden Offizier de Launey zuvor, was er zu tun gedenke, wenn sich das Stadtvolk von Paris die Kanonen mit Gewalt aneignen würde. Dieser erwiederte darauf, dass er dem Pariser Volk zwar keine Waffen aushändigen könne, aber auch keine Gewalt anwenden würde, so lange er nicht beschossen würde. Die aufgebrachte Menge vor dem Pariser Rathaus dringt jedoch mit Gewalt in die Bastille ein, wird durch die Gegenwehr der darin befindlichen Wachsoldaten überrascht und zieht sich bald darauf zurück. Nach einigen Verhandlungen mit Delegationen von Bürgern, in denen die Bastille-Besetzung erklärt, sie werde die Bastille übergeben, falls die Bürger tatsächlich legitime Vertreter der Pariser Stadtregierung seien, kommt es dann aus heute nicht geklärten Gründen zu einer zweiten kleinen Schießerei, bei der es einige Tote und Verwundete unter den belagernden Bürgern gibt.

Die Bürger beginnen daraufhin damit, die Bestallungen und Küchen und Wagenschuppen außerhalb der eigentlichen Festung zu plündern. Um dies zu stoppen, gibt die Bastille-Besatzung einen Schuss mit der Kanone auf die Plünderungen ab, woraufhin diese allerdings ihrerseits mit zwei Kanonen zurückschiessen, die inzwischen mit Hilfe einer Pariser Gardekompanie herbeigeschafft wurden. Daraufhin hissen de Launey und seine invaliden Wachsoldaten eine weiße Flagge zum Zeichen ihrer Kapitulation. Die Bastille wird friedlich übergeben, das Pariser Stadtvolk lyncht die in der Bastille verbliebenden Soldaten und den Kommandanten und zieht als Zeichen des Triumphes mit de Launeys Kopf durch die Straßen Paris.

Ingesamt hat es mit etwa zehn Toten an diesem Nachmittag bedeutend weniger Tote als bei anderen vorausgegangenen Zusammenstößen zwischen königlichen Truppen und Bürgerlichen gegeben.

Während die Versammlung der Generalstände unter Historikern lange Zeit unterschätzt wurde, kommen heute viele Experten zu dem Schluss, dass der sog. "Sturm auf die Bastille" zum Geschichtsmythos hochstirilisiert wurde.

Der König besucht Paris

Am 17. Juli besuchte der König, der über die Vorgänge in Paris sehr besorgt war, die Stadt und heftete sich im Rathaus als Symbol mit der Verbundenheit zum Volk die blau-weiß-rote Kokarde an seinen Hut. Sie vereinte Blau, die Farbe der französischen Monarchie sowie Weiß und Rot, die Farben der bürgerlichen Nationalgarde von Paris, miteinander. Zu diesem Zeitpunkt scheint eine Revolution mit dem König möglich. Insgeheim arbeitet Ludwig XVI. jedoch schon längst an seiner Flucht und an der Mobilisierung eines antirevolutionären Widerstands im Ausland. Er war entschlossen, wie die später bei der Erstürmung der Tuilerien entdeckte Korrespondenz mit dem Ausland zeigte, die Wiederherstellung der alten Ordnung Frankreichs zu forcieren.


Die Revolution der Bauern in ganz Frankreich

Auch die große Zahl der Bauern in ganz Frankreich, die immer noch unter der großen Missernte von 1788 litten, ließen sich durch die revolutionäre Stimmung und Gerüchten von umherziehenden Räuberbanden anstecken. Die "Große Furcht" brach aus, in der sich die Bauern bewaffneten, Klöster und Schlösser stürmten und viele Dokumente, wie beispielsweise solche, die zu leistende Frondienste und Abgaben der Bauer regelten, vernichteten. Die bürgerlichen Mitglieder der Nationalversammlung waren über die Nachrichten vom Land größtenteils schockiert, da sie eines der Prinzipien der frühen Revolution - das Schützen des Eigentums (eine weit verbreitete Formel lautete zu Beginn "Freiheit, Gleichheit, Eigentum") - bedroht sahen. Etwa 100 Abgeordnete der Nationalsversammlung, die sich im Bretonischen Klub zusammengeschlossen hatten, um ihr gemeinsames Vorgehen zu koodinieren, schlug daher vor, die Eigentumsrechte der Feudalherren zu opfern, um die bürherlichen Eigentumsrechte zu schützen. In den nun folgende Debatte konnten sich die Abgeordneten des Bretonischen Klubs durchsetzen, alle feudalen Privilegien wie das explizite Jagdrecht des Adels, die Leibeigenschaft und die feudale Steuerbefreiung abgeschafft. Jeder Bürger (citoyen) besaß von nun an gleiche Rechte und Pflichten. Das "Ancien régime" war nun endgültig Vergangenheit.

Das neue Frankreich

Die Erklärung der Menschenrechte

Am 26. August 1789 verkündet die Nationalversammlung auf Vorschlag des Abgeordneten Maquis de Lafayette die aus 17 Artikeln bestehende Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. In ihr werden die Ideale der Aufklärung als für alle Männer und zu allen Zeiten gültige Gesetze formuliert. Insbesondere wurde darin die Rechte der Freiheit, des Eigentums, der Sicherheit und das Recht auf Widerstand gegenüber Unterdrückung postuliert. Aber auch moderne staatstheoretische Gedanken wie die Gewaltenteilung, die Volkssouverenität, Meinungs- und Religionsfreiheit und rechtstaatliche Prinzipien finden Eingang in die Erklärung, die mit großer Merheit verabschiedet wird.

Auszüge:

»Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Soziale Unterschiede können nur im Wohle der Gemeinschaft gerechtfertigt sein (§ 1). Der Zweck jeder staatlichen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unverjährbaren Menschenrechte. Diese Rechte sind: Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung (§ 2).« 
»Der Ursprung jeder Herrschaft liegt im Prinzip und ihrem Wesen nach in der Nation: Keine Körperschaft und kein einzelner kann eine Autorität ausüben, die sich nicht ausdrücklich von ihr herleitet (§ 3). Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet [...]. Die Grenzen der Freiheit können allein durch das Gesetz bestimmt werden (§ 4).«

Trotz aller progressiven Elemente der Erklärung, wurden Menschenrechte damals noch mit Männerechten gleichgesetzt. Dass sie die Erklärung nur auf Männer bezieht, wird in der Eklärung nicht ausdrücklich erwähnt, verstand sich jedoch von selbst. Als Reaktion veröffentlichte die damalige französische Rechtsphilosophin und Schriftstellerin Olympe de Gouges 1791 die Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne ("Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin"), in der sie die völlige Gleichstellung der Frau mit dem Mann forderte.

Blockbildung in der Nationalversammlung: "Links" und "rechts" entstehen

Innerhalb der Nationalversammlung war es bis dato noch nicht zur Parteinbildung über die klassisch Dreieilung in Klerus, Adel und dritten Stand gekommen. Im Zuge der Diskussion um die Menschen- und Bürgerrechte, kristallisierten sich aber zunehmend zwei verschiedene Lager im dritten Stand heraus: Das eine Lager forderte eine schnelle und konsequente Durchfürchung der Revolution und trat für Werte wie Freiheit, Gleichheit und demokratische Prinzipien ein. Die "Patrioten" gannante Gruppierung, besetzte nach und nach die vom Parlamentspräsidenten aus sich links befinden Plätze des Gebäudes, um möglichst weit weg von den auf den Ehrenplätzen zur Rechten des Parlamentspräsidenten sitzenden Abgeordneten der ersten beiden Stände zu sitzen. In den obersten Reihe der Patrioten saßen die radikalsten Verfechter revolutionärer Werte wie Robbiespiere und Danton. Auf der rechten Seiten saßen die monarchistischen Abgeordneten des dritten Stands, die eine konstitutionelle Monarchie befürworteten, in der König ein absolutes Vetorecht besaß. Ihn schlossen sich die aristokratischen Abgeordneten am äußersten rechten Rand an, die eine völlige Restaurierung der alten feudalen Ordnung Frankreichs forderten. Die bis heute genutzte Einteilung in linke Politik und rechte Politik stammt aus dieser Zeit.


Die Jakobiner

Angesichts der damals chaotische Zustände währen den Parlementsdebatten, bei denen auch zahlreiche Zuschauer anwesend waren, setzte sich der gut organisierte Bretonisch Klub, der zu Linken gehörte, bei den meisten Entscheidungen durch. Bald taufte sich der Klub in Klub der Jakobiner um, da sie in einem Kloster des heiligen Jakobs tagten. In der Satzung ds Jakobinerklubs vom 8. Februar 1790 heißt es u.a., das Ziel der Jakobiner sei die "Einheitlichkeit von Wünschen, Grundsätzen, und Handeln der Revolution zu vollenden". Angesichts dieses Zieles und der guten internen Organisation wurde der Jakobinerklub, dem allein rund 400 Abegordneten der Linken angehörten, im Laufe der Zeite eine Konkurrenz zur Nationalversammlung, in dem viele Anträge zunächst intern besprochen wurden, bevor sie der Nationalversammlung zur Diskussion vorgelegt wurden.


Wahlrecht und Pressefreiheit

In Artikel 11 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte hieß es "Die freie Mitteilung der Gedanken und Meinungen ist eines der kostbarsten Menschenrechte". Der Artikel sah zwar bereits auch eine Einschränkung der Meinungsfreiheit vor, die jedoch erst im Herbst 1791 in Kraft trat. Die meist aus nur wenigen tausend Exemplaren pro Auflage bestehenden Zeitungen nutzten die Meinungsfreiheit ausgiebig, teilweise auch in verleumderische Weise gegen einzelne Abgeordneten und zum Aufruf zu Demonstrationen, um revolutionären Druck auf die Abeordneten der Nationalversammlöung auszuüben.

Über die Rechte eines Bürgers (citoyen) gab es in der Nationalversammlung einen großen Disput zwischen den Anführern der radikalen Linken wie Robbiespiere, die ein allgemeines Wahlrecht für alle männlichen Bürger forderten und den gemäßigten Linken wie der Abbé Sieyès, die ein Wahlrecht nur für das männliche Besitzbürgertum forderten. Entscheidend für diese Position war die Überlegung, dass nur ein nicht käuflicher und unabhängiges Bürger, das Wahlrecht ausüben sollte.


Die Entstehung der Nation

Vor der französischen Revolution wurden die Begriffe Volk und Nation synonym gebraucht, bezeichenete also Angehörige einer durch Sprache, Kultur, und Geschichte verbundende Gruppe von Menschen. So sprache man beispielwesie auch an europäischen Universitäten von einer "deutschen Nation", "englischen Nation" aber auch "bretonischen Nation" als Bezeichnung für die Gruppe der Studenten aus den jeweiligen Ländern. Mit der französischen Revolution wurde der Begriff einer Neudefinition unterzogen. Ein Teil der Nation war nunmehr jeder Bürger, der sich zu den politisch-gesellschaftlichen Werten der Nation bekannte, die einen Staat bildete. Von nun an, gab es also nicht mehr eine bretonische Nation, korsische Nation oder elsässische Nation, sondern nur noch eine franzöische Nation, die sich zunächst nicht über eine gemeinsame Sprache oder Kultur definierte, sondern über gemeinsame Grundsätze und Werte. Jeder, der sich zu den Werten der Revolution bekannte, konnte französischer Staatsbürger werden. Im Zuge der Bildung dieser Nation kam es zunächst zu zahlreichen Vereinheitlichungen der Rechtsgepflogenheiten und zu regionalen Bündnissen zwischen benachbarten Städten und Provinzen. Die Entstehung eines so immer dichter vernetzten Geflecht aus befreundeten Städten wurde am 14. Juli 1790 mit dem Fest der Verbrüderung in Paris und vielen anderen Orten gefeiert. Später war dies Ausgangspunkt für eine erneute Umdeutung des Begriffs der Nation, in der die Nation wieder auch über Sprache und Kultur definiert wurde, was in Frankreich zu einer Unterdrückung regionalistischer Sprachen und Gebräuchen fürhrte. Neben den bis dato bestimmenden Zielen der Revolution - Freiheit, Gleicheit und Eigentum - entstand nun der vierte, später oft assozierte Leitbegriff der Revolution: die Brüderlichkeit (la fraternité).


Die missglückte Flucht des Königs

Am 20. Juni 1791 versuchte der König samt seiner Famlie in das benachbarte Lothringen, das von seinem habsburger Schwager Leopold II. regiert wurde, zu fliehen. Er ließ einen an die Franzosen gerichteten Brief zurück, in dem er seine baldige militärisch geschützte Rückkehr und die gewaltsame Auflösung der Nationalversammlung ankündigte. Bei einer Posstation in Varennes wurde er jedoch erkannt und aufgehalten, um danach - von Angheörigen der Nationalgarde eskortiert - zur Rückkehr nach Paris gewzungen wurde. Der so moralsich geschwächte König sah sich genötigt einen Eid auf die neue von der Nationalversammlung ausgearbeitete Verfassung von 1791 abzulegen, die die Herrschaft des Königs auf ein suspensives Vetorecht für von der Nationalversammlung ausgearbeitete Gesetze beschränkte.


Konstitutionelle Monarchie oder Republik: Die Spaltung der Linken

Schon in der Verfassung von 1791 war ein klares Bekenntnis zur Volksouveränität enthalten, da sie die Funktion des Königs auf sein Vetorecht sowie representative Aufgaben beschränkte. Eine Republik ohne König wurde vor dessen Flucht nur von wenigen radikal-linken und demokratischen Gruppierungen wie dem Cordiliers-Klub gefordert, dessen Mitglieder aber mangelns Eigentum größtenteils nicht wählbar waren und somit auch kaum politischen Einfluss innherhalb der Patriotischen Partei gewinnen konnten. Um die Errungenschaften der bisherigen bürgerlichen Revolution zu sichern, versuchte ein Teil der Patrioten, also dem linken Flügel des Parlaments, einen Ausgleich mit dem König zu anzustreben und behauptete, der König sei von "Feinden der Revolution" entführt worden. Während der damals noch gemäßigte Jakobinerklub diese Lüge akzeptierte, forderten radikal-linke Gruppierungen wie der Cordiliers-Klub eine Amtsenthebungsverfahren gegen den König auf Grundlage einer Volksbefragung anzustreben. Bei einer Demonstration am 17. Juli 1791 versuchten etwa 5000 Handwerker und Arbeiter aus den ärmeren Schichten dieser Forderung Ausdruck zu verleihen und wurde von der revolutionären Garde beschossen. Somit kam es zur blutigen Spaltung der Patriotischen Partei, die bisher recht einvernehmlich den Gang der Revolution bestimmte.


Gefahr einer aristrokatischen Gegenrevolution?

Im Ausland sammelten sich derzeit militärische Kräfte, die eine Gegenrevolution anstrebten. Die Möglichgkeit eines jeden Menschen, der sich zu den Werten der französischen Revolution bekenne, Teil der französischen Nation zu werden, verängsigte die Adligen ganz Europas genau so wie die zahlreichen politischen Mitbestimmungsrechte, die das Bürgertum sich erkämpft hatte. Man befürchtete, die neu gewonne Freiheit der Bürger in Frankreich könne die ebenfalls ökonomisch erstarkten bürgerlichen Schichten anderer europäischer Länder ebenfalls zu revolutionären Unruhen anstiften und vermutete als Strippenzieher der Revolution gar den seit 1784 verbotenen aufklärerischen Illuminatenorden, der seitdem im Geheimen weiter operiere.

U.a. sammelten sich in Worms verarmte französische Adlige aus Treue zu ihrem König zu einer militärischen Streimacht und in Koblenz versammelten sich Mitglieder des vermögenden Hofadels um einen Bruder Ludwigs XVI.. Die in der Bevölkerung kursierenden Gerüchte einer gegenrevolutionären militärischen Verschwörung der Adligen schienen sich durch die Flucht des Königs und dessen hinterlassenden Brief zu bestätigen.

De facto hatten jedoch die meisten Fürsten aufgrund anderer kriegerischen Verwicklungen, wie dem Krieg Russlands und Österreichs gegen das Osmanische Reich 1790 und die im Jahr darauf folgenden nationalen Erhebungen Polens, kein Interesse an einem Krieg gegen Frankreich.


Krieg gegen Österreich

Die neue gesetzgebende Versammlung des Jahres 1791 bestand aus Neulingen ohne Erfahrung, da die verfassungsgebende Versammlung kurz davor beschlossen hatte, dass die Mitglieder der alten gesetzgebenden Versammlung nicht widerwählbar waren. Die Wahlen brachten als Ergebnis eine erneute Stärkung der Jakobiner und innerhalb dieser insbesondere eine Gruppe, die sich später, nach der Gironde, einer Gegend um die Stadt Bordeaux, der Herkunft vieler ihrer Wortführer wie Jacques Pierre Brissot, Girondisten nannten. Die Gerondisten forderten den Krieg ebenso wie der König, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen. Während der König auf eine Niederlage Frankreichs hoffte und dem damit einhergehen der Revolution, erhofften sich die Jakobinergruppe der späteren Girondisten eine revolutionäre Kriegsbegeisterung und die kriegerische Ausbreitung freiheitlicher Gedanken in andere Erdteile Europas. Der Krieg, der unzureichend mit Waffen und erfahrenen Offizieren gerüsteten französischen Armee, fiel mit einer zweiten Wirtschafskrise zusammen und wurde somit zum politischen Desaster.


Die Sansculotten erzwingen die Republik

Die Sansculottes

Von den verarmten Ladenbesitzern und Handwerkern Paris' wurde vor allem die verfehlte Finanzpolitik der herrschenden Revolutionäre, speziell die Gruppe der späteren Girondisten, für die erneute Wirtschafskrise verantwortlich gemacht. Schnell schlossen sie sich zu einer sozialrevolultionären Volksbewegung, den Sansculotten (von frz. sans culottes - ohne Kniebundhose, der typischen Beinkleidung Adliger), zusammen. Ihre Forderungen waren vor allem eine echte direkte Demokratie ohne Zensuswahlrecht und Eingriffe des Staates in die Wirtschaft, wie beispielsweise die Festlegung eines Höchstpreises für Brot. Im Juli 1972 stürmten Sansculotten die Tuilierien, den Aufenthaltsort des Königs in Paris. Dort zwangen sie den König u.a. die phrygische Mütze der Jakobiner aufzusetzen. Bei der zweiten Erstürmung des Tuilierienschloss am 10. August 1792, bei der sie die Schweizergarden des Königs bezwangen, floh Ludwig XVI. in das Gebäude der Nationalversammlung und wurde dort - unter dem Durck der Sansculotten von dieser des Amtes enthoben, da diese bei der Plünderung der Tuilierien Dokumente fanden, die den Verrat des Königs an der Revolution bewiesen.


Von der Revolution zum Terreur

Berg und Ebene

Nachdem die Nationalversammlung die Absetzung des Königs beschlossen hatte, verließen die Abgeordneten der Rechten aus Protest geschlossen das Parlament. Die nun noch verbliebende Linke spaltete sich entgültig. Diesmal jedoch nicht in links und rechts, sondern in oben und unten bzw. Berg und Ebene. Die dritte gewählte Nationalversammlung, der Nationalkonvent, spaltete sich in die Montagnarden (von frz. la Montagne, Berg) oder zu deutsch Bergpartei und die aus dem Jakobinerklub ausgetretenen Girondisten, die als gemäßigte bürgerliche Revolutionäre in Opposition zu den Montagnarden standen und von diesen verächtlich als Sumpf bezeichnet wurden. Die mal mit Montagnarden mal mit Girondisten stimmende Mitte wurde Ebene genannt, da sie in der Nationalversammlung unter den Abgeordneten der Bergpartei aber über den Girondisten saßen. In den obersten Reihen saßen die radikalsten Wortführer der Jakobiner wie Maximilian Robespierre und Georges Danton, die zunehmend auch mit den Sansculotten kooperierten.


Die Enthauptung Ludwig XVI.

Für die Repbulik und gegen die Monarchie stimmte der neue Konvent, eingedenk des aufgedeckten königlichen Verrats, noch geschlossen. Der erste Streit zwischen Montagnarden und Girondisten entbrannte über die Frage, wie der König zu bestrafen sei. Eine kleine Minderheit um Robbiespiere forderte die sofortige Bahandlung des Königs als Verräter, also dessen Tötung ohne Prozess. Die Mehrheit entschied sich für einen Prozess, wobei der Konvent als Gerichtsinstanz bestimmt wurde. Mitte Januar 1793 spach der Kovent fast einstimmig den König des Hochverrats schuldig, aber nur eine sehr knappe Mehrheit von einer Stimme entschied sich in einer offenen und namentlichen Abstimmung für die Todesstrafe. Die Girondisten beantragten zunächst eine Volksbefragung zum Urteil und dann ein Moratorium für die Vollstreckung der Strafe. Beides wurde mit der Stimmenmehrheit der Montagnarden' unter Führung der Jakobiner abgelehnt.


Konzentrierten sich die Girondisten noch auf die äußeren Feinde der Revolution, vermuteten die von den Jakobiner angeführten Montagnarden die Feinde im Innern.


Ende

Das Ende des Terrors

Die Herrschaft des Direktoriums

Napoléon Bonaparte

Ursachen der Französischen Revolution in Stichpunkten

Der Umsturz hatte zahlreiche Ursachen. Zu den wichtigsten gehören:

  • Die Wirtschaftskrise: Der französische Staat stand kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Zudem einen stiegen die Brotpreise 1789 deutlich an (1788er Missernte, strenger Winter 1788/89).
  • Die Verwaltungskrise: Der absolutistische Verwaltungsapparat konnte den Anforderungen nicht mehr gerecht werden.
  • Die Rechtfertigungskrise: Die Philosophie der Aufklärung während des 18. Jahrhunderts propagierte teilweise eine Abkehr von der absolutistischen hin zu einer demokratischen Staatsauffassung, die allgemeine Geltung von Menschen- und Bürgerrechten, den säkulären Staat sowie den Glauben an die Vernunft. Diese Philosophie entzog dem Herrschaftsanspruch von König (Gottesgnadentum) und Klerus die Grundlage.
  • Die Vertrauenskrise: Die ersten beiden Stände (Klerus und Adel) teilten sich die politische Macht. Bürger und Bauern waren nicht beteiligt - vor allem das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum besaß keine politische Macht. Dies und die in den anderen Punkten aufgeführten Missstände führten zu einem dramatisch schwindenden Vertrauen im dritten Stand.
  • Die Krise des Feudalismus: Die traditionell feudale Gesellschaftsordnung, die auf gegenseitiger Abhängigkeit beruhte, war aus dem Lot geraten, da der Adel zwar nach wie vor alle Privilegion genoss, politisch aber durch den Absolutismus keinerlei Aufaben mehr wahrnahm.

Die Nationalversammlung (Konstituante) (5. Mai 1789 - 2. September 1791)

Siehe :

Der Versuch der konstitutionellen Monarchie (3. September 1791- 20. September 1792)

Siehe :

Siehe :

Siehe :

Zeittafel der wichtigsten Ereignisse


Wichtige Personen der Französischen Revolution


Aufklärer

Phänomene und Begriffe der frz. Revolution

Parteien und Fraktionen während der frz. Revolution

Zeitungen während der frz. Revolution


Siehe auch: Aufklärung


Literatur

  • Propyläen (Hrsg.), Geschichte Europas, Bd. 4, Ullstein (Frankfurt/Main), 1992.
  • Goodwin, A., Die Französische Revolution, Fischer (Frankfurt/Main), 1964.
  • Ploetz (Hrsg.), Der Farbige Ploetz, Ploetz (Freiburg/Würzburg), 1982.