Geschichte der Schweizer Eisenbahn

Die Geschichte der Eisenbahn in der Schweiz war bis zur Eröffnung der ersten Strecke (von Straßburg) nach Basel 1844 erst einmal eine Geschichte der Planungen: Seit den 1820er Jahren arbeiteten die damals noch souveränen Kantone und private Industrielle fortgeschrittene Projekte aus, die jedoch infolge der politischen Instabilität während der Restauration und der gegensätzlichen Interessen der Kantone nicht umgesetzt werden konnten. Die erste, ausschliesslich auf Schweizer Boden gebaute Eisenbahnstrecke wurde 1847 zwischen Zürich und Baden eröffnet. Ein richtiger Eisenbahnbauboom setzte erst mit der Verabschiedung des Eisenbahngesetzes 1852 ein. Es legte fest, dass Eisenbahnen durch Private oder Kantone gebaut und betrieben werden sollten, was zu einem erbitterten Konkurrenzkampf der verschiedenen Privatbahngesellschaften und 1878 zum Konkurs der Schweizerischen Nationalbahn führte. Dies war einer der Gründe, die zu einem Meinungsumschwung führten und die Forderung nach einer Verstaatlichung der Bahngesellschaften laut werden liessen. Dies geschah im Zeitraum zwischen 1901 und 1909, als die fünf grossen Privatbahnen in die Schweizerische Bundesbahnen überführt wurden. Zwar wurden weiterhin Privatbahnen gegründet; diese befanden sich jedoch nicht in den Händen von Privateigentümern, sondern grösstenteils in kommunaler oder staatlicher Hand. Infolge der fehlenden Kohle in der Schweiz wurde schon früh mit der Elektrifizierung der Strecken, welche durch die beiden Weltkriege noch gefördert wurde, begonnen. Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Konkurrenz durch den Strassenverkehr zu, so dass einige Strecken stillgelegt wurden; allerdings nicht in jenem Ausmass wie im übrigen Europa.
Erst 1975 konnte mit der Heitersberglinie die erste neue Strecke seit dem 2. Weltkrieg eingeweiht werden.[1] Die Einführung des Taktfahrplans 1982 war ein weiterer Quantensprung in der Organisation des schweizerischen Eisenbahnwesens, der durch die S-Bahn Zürich und der Aufbau anderer S-Bahn-Netze befördert wurde. Mit der Eröffnung der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist im Jahr 2004 war das Kernstück des Konzept der Bahn 2000 fertiggestellt. Während der Lötschbergbasistunnel schon fertiggestellt ist, wird am zweiten Tunnel der Neue Eisenbahn-Alpentransversale, dem Gotthardbasistunnel noch gearbeitet. Die mittelfristigen Ausbaumassnahmen werden im Projekt Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur zusammengefasst.
Vorgeschichte

Obschon die Schweiz als europäisches Land spät mit dem Bau von Eisenbahnstrecken begann, war das allgemeine Verkehrsnetz der Landstrassen bereits früh gut ausgebaut. Während den «magischen 1830er Jahren» verkehrten Dampfschiffe auf den Seen und Alpenpässe am Splügen und Gotthard wurden ausgebaut. Die Strassenqualität war von Gemeinde zu Gemeinde verschieden und als Strassenbelag wurden Kiessteine oder Naturasphalt aus dem Kanton Neuenburg verwendet.[2]
Nach dem Ende der Helvetischen Republik 1803 unterlag das Postwesen nicht mehr den Kantonen. Viele private Unternehmer boten daher Personenbeförderungsdienste an. In den 1820er Jahren gab es mehrere Eilwagendienste zwischen Zürich und Chur sowie zwischen Genf über Lausanne nach Freiburg und von Bern nach Zürich. Als die Passstrassen zwischen 1827 und 1831 weiter ausgebaut wurden, beschreibt ein Reisebericht die Fahrt von Altdorf nach Bellinzona, die rund 15 Stunden Fahrt in Anspruch nahm. Die Reisezeiten von Nord nach Süd verkürzten sich noch mehr, als zwischen Luzern und Flüelen 1839 das erste Dampfschiff verkehrte. Die heute noch berühmten Werbeplakate im Personentransportgeschäft wurden 1844 zum ersten Mal erstellt: Das Postamt von Altdorf warb mit dem «täglichen Eilwagen-Cours», welcher die schnellste und bequemste Verbindung zwischen Italien und dem südlichen Deutschland sei; die Fahrt von Luzern nach Mailand dauerte rund 31 Stunden.[3]
Pionierzeit


Schweizer Kaufleute und Zeitungen berichteten um die Mitte des 19. Jahrhunderts vermehrt von Fahrten mit dem neuen Verkehrsmittel Eisenbahn, dessen Bau in den umliegenden Ländern wie Deutschland und Österreich bereits fortgeschritten war. Kaufleute realisierten, dass mit der Eisenbahn geringe Transportkosten anfielen, was wiederum tiefere Preise für Waren zur Folge hätte. Damit verbunden waren aber auch Ängste lokaler Gewerbezweige und der Landwirtschaft, durch den Bau einer Eisenbahn von billigeren Konkurrenzprodukten aus anderen Teilen Europas überschwemmt zu werden, was wiederum Widerstand gegen Bahnprojekte mobilisierte. Die erste Eisenbahnstrecke auf Schweizer Boden führte von St. Louis nach Basel. Sie war der südlichste Teil der Bahnstrecke Straßburg–Basel, gebaut und betrieben von der Compagnie de Strasbourg à Bâle unter der Leitung von Nicolas Koechlin. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 15. Juni 1844, der Französische Bahnhof in Basel wurde als permanenter Bahnhof jedoch erst am 11. Dezember 1845 fertiggestellt.

Erste Ideen zum Bau einer Binnenbahnstrecke regte die Zürcher Handelskammer 1836 an: Eine Eisenbahnstrecke zwischen Zürich und Basel entlang der Limmat, der Aare und dem Rhein. Nachdem aber die beiden Halbkantone Baselland und Basel-Stadt den Bau abgelehnt hatten, beschlossen die Zürcher Kaufleute, den Streckenverlauf auf Zürich–Baden–Koblenz–Waldshut zu ändern, um einen Anschluss an die deutsche Badische Hauptbahn garantieren zu können. Da jedoch das Geld nicht für die ganze Strecke ausreichte, konnte nur die Strecke zwischen Zürich und Baden im Kanton Aargau eröffnet werden.[4] Sie gilt als erste Schweizer Eisenbahnstrecke und wurde von der Schweizerischen Nordbahn betrieben. Sie mass 23 Kilometer und erhielt ihren Spitznamen von einer Badener Spezialität, den spanischen Brötli, einem Hefegebäck. Die Einweihung der «Spanisch-Brötli-Bahn» wurde am 7. August 1847 festlich gefeiert und erweckte die Hoffnung vom technischen Fortschritt.
Zu dieser Zeit gab es schon viele Pläne und oft konkurrierende Projekte für weitere Bahnverbindungen. 1846, bereits vor der Gründung des Bundesstaats, sprach sich eine Konferenz von zehn sogenannten Eisenbahnkomitees für den Bau einer schweizweiten Strecke zwischen Bodensee und Genfersee aus. Die neue Bundesverfassung von 1848 schuf dann die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Entstehung eines Streckennetzes, obwohl die Eisenbahnen darin nicht ausdrücklich erwähnt wurden. Das Eisenbahngesetz von 1852 beendete sodann die Diskussionen über ein durch den Bund geführtes Staatsbahnsystem, indem man sich für private Eisenbahn-Gesellschaften unter der Oberaufsicht der Kantone entschied.[5]
Das Eisenbahngesetz von 1852

In der Regenerationszeit waren alle kantonsüberschreitenden Eisenbahnprojekte mit Ausnahme der Linie Zürich-Baden der Schweizerischen Nordbahn an der politischen Zersplitterung der Schweiz (Staatenbund) und an den gegensätzlichen Interessen der Kantone gescheitert. Das änderte sich erst mit der Annahme der Schweizerischen Bundesverfassung von 1848, mit der auf dem Gebiet der Schweiz eine politische Zentralgewalt (Bundesstaat) und damit indirekt die institutionelle Voraussetzung geschaffen wurde, eine für alle Kantone verbindliche Eisenbahngesetzgebung auf Bundesebene zu erlassen. Bereits im September 1849 initiierte eine Gruppe von 14 Nationalräten mit einer Motion an den Bundesrat den Gesetzgebungsprozess für ein bundesweites Eisenbahngesetz.
Die Initianten hatten unterschiedliche Motive, die sich in drei Gruppen zusammenfassen lassen. Erstens war in breiten Kreisen der politischen Öffentlichkeit die Befürchtung laut geworden, die Schweiz werde ohne Eisenbahnen «den Anschluss an die Zeit» verpassen und durch die rege Bahnbautätigkeit im Ausland in naher Zukunft abseits der europäischen Hauptverkehrsachsen liegen, was Einbussen bei den Zolleinnahmen und im Transportwesen (die Schweiz besass damals ein gut ausgebautes Landstrassennetz) zur Folge gehabt hätte. Zweitens versprachen sich Kaufleute und Gewerbetreibende durch die Eisenbahnen einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die Verbilligung und Beschleunigung des Transports. Ein dritter, massgeblicher Grund lag in der Eigenschaft der Eisenbahn als Investitionsobjekt, das in einer Zeit billigen Geldkapitals befriedigende Renditen versprach.
Der 1849 angestossene Gesetzgebungsprozess erstreckte sich aufgrund der umfangreichen Vorabklärungen bezüglich Streckenführung, Finanzierungsmöglichkeiten und Einfluss auf das Schweizer Gewerbe sowie aufgrund der mehrfachen Verschiebung des Entscheids durch die beratende Eisenbahnkommission über zweieinhalb Jahre. Wurde 1849 die Staatsbahn im Zuge der noch lebendigen nationalen Einigungsbewegung von der Mehrheit der Parlamentarier und Zeitungen geradezu euphorisch als «grosser Nationalbau» befürwortet, verlor die Idee der Staatsbahn während der zweieinhalb Jahre des Gesetzgebungsprozesses sukzessive an Boden. Als am 8. Juli 1852 der Nationalrat über die zwei konkurrierenden Gesetzesentwürfe der Eisenbahnkommission - Staatsbahn und Privatbahn - zu entscheiden hatte, stimmten 69 Räte für den Bau und Betrieb der Eisenbahn durch Private und 22 für den Bau und Betrieb durch den Bund. Am 28. Juli 1852 bestätigte der Ständerat den Entscheid des Nationalrats, womit das «Bundesgesetz über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen im Gebiete der Eidgenossenschaft»[6] in Kraft trat. Damit wurde der Eisenbahnbau in der Schweiz privaten Unternehmern überlassen, wobei die Kantone jedoch die Konzessionen zu vergeben hatten und die Bahnprojekte durch den Bund genehmigt werden mussten. Mit der Aufsichtsfunktion von Kantonen und Bund sollte sichergestellt werden, dass bei der Linienführung die militärischen Interessen der Schweiz gewahrt, die Linien technisch kompatibel gebaut und die Verbindungen gewährleistet wurden.
Der Entscheid des Schweizer Parlaments zugunsten des privaten Baus und Betriebs der Eisenbahnen verweist auf eine komplexe und sich verändernde Interessenlage von Kantonen und politischen Gruppierungen zwischen 1849 und 1852. Für das Scheitern der Staatsbahnidee lassen sich letztlich zwei Gründe anführen:
1. Die 1848 noch vorherrschende Begeisterung für die neue politische Zentralgewalt in der Schweiz wich in den Folgejahren einer Ernüchterung, hervorgerufen durch die konfliktvolle Gesetzgebung im Post-, Zoll- und insbesondere im Münzwesen sowie in der Mass- und Gewichtsordnung, welche naturgemäss nicht alle regionalen Interessen gleichmässig berücksichtigen konnte. Dies rief insbesondere in der Westschweiz eine zunehmend antizentralistische Haltung quer durch alle politischen Lager hervor. In der Eisenbahnfrage führte es dazu, dass die meisten Westschweizer, aber auch antizentralistische Deutschschweizer Parlamentarier durch den Staatsbahnbau eine weitere Ausdehnung der Bundestätigkeit (Zentralismus) und damit eine Beschneidung kantonaler Kompetenzen befürchteten und somit mehrheitlich für die Privatbahn stimmten. Verstärkt wurde diese Befürchtung durch die unsichere Rentabilität des geplanten gesamtschweizerischen Eisenbahnnetzes, das im Fall eines Defizits den Bund zu weiteren Steuererhebungen hätte verleiten können. Manche glaubten sogar, dass die Belastung durch das Eisenbahnnetz den finanziell noch nicht konsolidierten Bundesstaat destabilisieren könnte.
2. Die von Bundesrat und Kommission ausgearbeiteten Gesetzesentwürfe konnten bei der Streckenführung aufgrund der hohen Baukosten des Eisenbahnnetzes nicht die Wünsche aller Kantone berücksichtigen. Zudem sollte zur Minimierung des finanziellen Risikos das Eisenbahnnetz etappenweise gebaut werden, was den Bau in einigen Regionen um Jahre verzögert hätte. Diese «künstliche Verknappung der Ressource Eisenbahn» schürte die kantonalen Interessengegensätze, die der Bundesrat nicht zu entschärfen vermochte, teils aufgrund fehlender Expertise in Eisenbahnangelegenheiten, teils aufgrund fehlenden Gespürs für das akute Konfliktpotential dieser Interessengegensätze. Das führte schliesslich dazu, dass viele Parlamentarier der leer ausgegangenen Kantone sowie die Parlamentarier jener Kantone, die aufgrund hoher Rentabilitätserwartungen in ihren Regionen schnell Eisenbahnen bauen wollten oder grundsätzlich eine vom Gesetzesentwurf abweichende Streckenführung bevorzugten, mehrheitlich für den Privatbau stimmten.[7]
Erste Privatbahnwelle


Führend hierbei waren die Basler Schweizerische Centralbahn-Gesellschaft und die 1853 als Nachfolgerin der Schweizerischen Nordbahn gegründete Schweizerische Nordostbahn (NOB). Am 19. Dezember 1854 eröffnete die Centralbahn ihren ersten Abschnitt Basel–Liestal und in der Folgezeit begann man die Versäumnisse der vergangenen Jahre rasch aufzuholen: Die Nordostbahn des Zürcher «Eisenbahnkönigs» Alfred Escher eröffnete die Strecke Oerlikon–Winterthur–Romanshorn, die Chemins de fer Ouest Suisse, älteste Vorgängerin der späteren grossen Jura–Simplon-Bahn, nahm auf dem Abschnitt Yverdon–Morges den Betrieb auf und mit der Bahnstrecke Wil–St. Gallen der Sankt Gallisch-Appenzellische Eisenbahn wurde der Grundstein für das spätere Netz der Vereinigten Schweizer-Bahnen gelegt. Fünf Jahre später hatte das Streckennetz bereits eine Länge von mehr als 1000 km, es gab über Zürich–Olten–Herzogenbuchsee–Solothurn–Neuchâtel–Lausanne eine durchgehende Verbindung vom Bodensee bis nach Genf, an die auch Bern, Luzern, Chur, St. Gallen, Schaffhausen und Basel angeschlossen waren.
1857 fusionierten die St. Gallen–Appenzeller Bahn, die schweizerische Südostbahn und die Glattalbahn zu den Vereinigten Schweizer Bahnen. Der Vereinigung ging die Fusion der st. gallisch-appenzellischen Eisenbahngesellschaft sowie der Südostbahn im Jahre 1856 hervor. Die st. gallisch-appenzellische Eisenbahngesellschaft wurde 1852 von Karl von Etzel gegründet und umfasste die Linie von Winterthur zum Rorschacher Hafen.
Die Südostbahn bestand aus der Rheinlinie vom Rorschacher Bahnhof via Sargans nach Chur und der Linthline von Rapperswil–Sargans sowie der Glarnerlinie Weesen–Glarus. Mit der Linie Rorschach–Chur sollte das erste Teilstück einer Eisenbahn vom Bodensee über den Lukmanier an den Lago Maggiore und mit der Bahnstrecke Sargans–Rapperswil die zweite Zufahrtslinie über der nie gebauten Lukmanierbahn in der Richtung nach Zürich und Basel hergestellt werden. Diese Bestrebungen greifen bis auf das Jahr 1839 zurück und haben als hauptsächlichsten Anreger den Ingenieur Richard La Nicca gehabt. Die dritte Bahn, die Glattalbahn, umfasste die Linie von Uster nach Wallisellen, zu der später die Strecke von Uster nach Rapperswil hinzukam.
Über den richtigen Weg der seit langem geplanten Alpenüberquerung wurde viele Jahre heftig gestritten. Erst nachdem Österreich (Semmering 1854, Brenner 1867) und Frankreich mit Italien (Mont Cenis 1871) ihre Alpenbahnen eröffnet hatten, fiel auch in der Schweiz eine Entscheidung und 1882 konnte nach Fertigstellung des 15 km langen Scheiteltunnels die Gotthardbahn ihren Betrieb aufnehmen.
Das Netz der privaten Eisenbahngesellschaften war in der gesamten Schweiz weiter gewachsen und hatte die Schwächen dieses Systems immer deutlicher werden lassen. Besonders in der Westschweiz waren Pleiten, Fusionen und Neugründungen der alleine aus Gewinnstreben errichteten Bahnen fast an der Tagesordnung; die 1890 schliesslich gegründete, bereits halbstaatliche Jura-Simplon-Bahn hatte in 35 Jahren rund 20 Vorgängergesellschaften. Vor allem aber der immer stärker werdende Einfluss ausländischen Kapitals gab der Staatsbahnidee neuen Auftrieb.
Verstaatlichung

In einem ersten Schritt war 1872 die Eisenbahn-Hoheit (z.B. Konzessions-Erteilung) von den Kantonen auf den Bund übertragen worden. Der Wettbewerb unter verschiedenen privaten Bahngesellschaften verhinderte eine koordinierte Gesamtentwicklung. Nach der Volksabstimmung vom 20. Februar 1898 übernahmen deshalb die neu gegründeten Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ab 1902 zunächst die vier grossen Gesellschaften SCB, NOB, VSB und JS sowie einige kleinere Schweizer Privatbahnen. 1909 wurde auch die Gotthardbahn verstaatlicht. Schliesslich wurden folgende Privatbahnen in die SBB eingegliedert:
- Schweizerische Centralbahn (SCB)
- Schweizerische Nordostbahn (NOB) inkl. Bodenseeflotte
- Vereinigte Schweizerbahnen (VSB)
- Jura-Simplon-Bahn (JS) inkl. Brünigbahn (ab 1903)
- Gotthardbahn-Gesellschaft (GB) (ab 1909)
- Jura-Neuchâtelois (JN) (ab 1913)
- Tösstalbahn (TTB) inkl. Wald-Rüti-Bahn (ab 1918)
- Seetalbahn (STB) (ab 1922)
- Uerikon-Bauma-Bahn (UeBB) (ab 1948)
Damit umfasste das SBB-Netz eine Streckenlänge von fast 2700 km.
Eigentümer der zahlreichen kleineren Privatbahnen waren und blieben überwiegend die Kantone und Gemeinden. Das Fernstreckennetz war in den davorliegenden Jahrzehnten kontinuierlich erweitert und um zahlreiche Nebenstrecken ergänzt worden.
Die nach ihrem Verkehrsaufkommen grösste Privatbahn, die Berner Alpenbahn-Gesellschaft oder Bern–Lötschberg–Simplon-Bahn (BLS) nahm 1913 mit dem Simplontunnel die auf lange Zeit letzte grosse Ergänzung des normalspurigen Netzes in Betrieb.
Zweite Privatbahnwelle

Die zweite Welle von Gründungen von Eisenbahngesellschaften begann in den 1880er Jahren und reicht bis in die 1920er Jahre, wobei es sich hier grösstenteils um Ergänzungen zum bestehenden Streckennetz handelt, die auf Initiative von Gemeinden und Kantonen zurückgehen und in erster Linie zur Feinerschliessung erbaut wurden. Darunter fallen auch die vielen Schmalspurbahnen und die Bergbahnen. Obwohl sie in der Schweiz als Privatbahnen bezeichnet werden, befindet sich bei diesen die Aktienmehrheit meist in öffentlicher Hand.
1871 hatte die Vitznau-Rigi-Bahn als erste Zahnradbahn der Schweiz ihren Betrieb aufgenommen und 1889 wurde die mit Steigungen von 48 Prozent bis heute steilste Zahnradbahn (Pilatusbahn) von Alpnachstad auf den Pilatus eröffnet.
Mit dem 1873 fertiggestellten Abschnitt Lausanne–Cheseaux der Lausanne–Echallens–Bercher-Bahn (LEB) begann die Entstehung der zahlreichen Schmalspurbahnen. Zwar meist nur kurze Nebenstrecken, die aus topographischen und wirtschaftlichen Gründen in Normalspur kaum hätten gebaut werden können, haben sie zusammen mit den überwiegend auch schmalspurigen Zahnradbahnen in ihrer bunten Vielfalt heute einen Anteil von fast 30 Prozent am Schienennetz der Schweiz.
Allerdings gibt es in der Schweiz auch flächendeckende Netze von Schmalspurbahnen. Die Rhätische Bahn stellt in gewisser Weise die Staatsbahn des grössten Schweizer Kantons Graubünden dar, da die Bundesbahnen bereits in der Kantonshauptstadt Chur vom Norden her kommend ihre Endstation haben. In den Jahren 1888 bis 1922 wurden mehrere Strecken eröffnet. Diese erschlossen bekannte Ferienorte wir Davos, Arosa, St. Moritz, Pontresina und Scuol. Vom Netz der Rhätischen Bahn erstreckt sich eine weitere Linie in Richtung Westen: Die schmalspurige Strecke Disentis–Andermatt–Gletsch der Furka–Oberalp-Bahn (FO) in Richtung Brig und weiter auf der 1891 eröffneten Strecke der Brig-Visp-Zermatt-Bahn nach Zermatt. Mit ihrer Fertigstellung der Furka-Oberalp-Bahn wurde 1926 der Bau von Schmalspurbahnen in der Schweiz im Wesentlichen abgeschlossen.
Die Rhätische Bahn erschliesst einen weiteren Übergang über die Alpen: Die von ihr betriebenen Strecken der Albulabahn und der Berninabahn verbinden auf schmaler Spur über Chur und Tirano die mittel- und südeuropäischen Verkehrsräume von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien.
Erste Elektrifizierung


| Name= Ae 3/6 I von der Seite mit Buchli-Antrieb her gesehen
Die erste elektrische Bahn der Schweiz war die 1888 eröffnete Tramway Vevey-Montreux-Chillon (VMC), die ihre bis 1958 existierende 1000 mm-Strecke mit Gleichstrom 500 Volt betrieb. 1891 nahm die ebenfalls schmalspurige Sissach-Gelterkinden-Bahn und die Bergbahn Lauterbrunnen–Mürren (BLM) ihren elektrischen Betrieb auf und 1894 gab es mit der 4 Kilometer langen Chemin de fer Orbe-Chavornay (OC) auch die erste Normalspurstrecke mit Gleichstrom-Traktion.
Die seit 1898 mit Drehstrom 550 Volt 40 Hertz betriebene Gornergratbahn (GGB) ist die älteste elektrifizierte Zahnradbahn. Für Drehstrom entschied sich auch die als erste elektrische Vollbahn Europas 1899 eröffnete Burgdorf-Thun-Bahn (BTB), die Spannung betrug 750 Volt bei 40 Hertz. Einen weiteren Fortschritt brachte 1906 die gemeinsam mit der italienischen FS durchgeführte Elektrifizierung des Simplontunnels mit Drehstrom 3300 Volt 16⅔ Hertz.
Aber schon im Jahr zuvor waren die Weichen in eine andere Richtung gestellt worden: In Zürich wurden auf dem Abschnitt Seebach–Affoltern unter Leitung der Maschinenfabrik Oerlikon Versuchsfahrten mit Einphasenwechselstrom 15 kV 50 Hz aufgenommen. Auf der 1907 bis Wettingen verlängerten Strecke fanden weitere erfolgreiche Erprobungen bei 15 kV 15 Hz statt. Zwei Lokomotiven dieses bis 1909 durchgeführeten Versuchbetriebs sind zusammen mit Fahrzeugen der VMC, der OC und der BTB im Verkehrshaus der Schweiz ausgestellt. 1912 fiel bei den SBB die Entscheidung für das heutige Wechselstrom-System mit 15 kV und 16⅔ Hz. Mit dem gleichen System wurde auch die Lötschbergbahn seit ihrer Eröffnung 1913 betreiben. Als wichtigste Strecke wurde zuerst die Gotthardbahn elektrifiziert.
Im Gotthardtunnel selbst wurde zunächst 7,5 kV verwendet, weil der Russ von den noch immer verwendeten Dampflokomotiven die Isolatoren verschmutzte und bei höherer Spannung zu Funkenüberschlägen führte. Die ersten elektrischen Gotthardloks waren umschaltbar von 7,5 auf 15 kV.
Der Kohlenmangel im Ersten Weltkrieg veranlasste die SBB, zunächst die Strecken Bern–Scherzligen (Thun) und Brig–Sion zu elektrifizieren, letztere noch mit Drehstrom als Anschluss zum Simplon-Netz. 1920 konnte dann die Rampenstrecken der Gotthardbahn elektrisch betrieben werden und bis 1928 wurde mehr als die Hälfte der SBB-Strecken elektrifiziert. Danach folgte eine Abflachung, in der nur noch Lücken geschlossen wurden. Erst der Zweite Weltkrieg führte zu einer erneuten grossflächigen Elektrifizierung der SBB mit sogenannten Notelektrifizierungen, wo mit möglichst geringem Aufwand auch die Nebenstrecken elektrifiziert wurden.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Umstellung kontinuierlich weiter und wurde 1960 mit den letzten beiden Abschnitten Cadenazzo–Luino und Niederweningen–Oberglatt abgeschlossen. 1967 fuhr die letzte Dampftraktion der SBB. Das Netz der SBB ist heute, nachdem die kurze Güterstrecke Etzwilen–Singen (Hohentwiel) 2004 stillgelegt wurde, vollständig verdrahtet. Auch die Privatbahnen werden fast ausnahmslos elektrisch betrieben, wobei die zahlreichen kurzen Schmalspurstrecken eine Gleichstrom-Domäne geblieben sind.
Streckenstilllegungen


Streckenstilllegungen hat es bei den SBB bis jetzt kaum gegeben. Stillgelegt wurden bisher die Bülach-Baden-Bahn, die Strecken Lenzburg–Wildegg, Solothurn–Herzogenbuchsee, Solothurn–Büren an der Aare, Beinwil am See–Beromünster (teilweise durch Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) ersetzt), Aarau–Suhr (Verlegung der Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) auf dieses Trassee im November 2010), Weesen–Näfels (1918) sowie die Strecke Zürich HB–Zürich Letten–Zürich Stadelhofen (ersetzt durch den Hirschengrabentunnel). Seit dem 12. Dezember 2004 ist der Rest der Bahnstrecke Etzwilen–Singen aufgrund des schlechten Zustands der Hemishofer Rheinbrücke endgültig stillgelegt. Auf einigen Strecken wurde der Personenverkehr aufgegeben, die Strecken werden aber noch durch Güterzüge befahren. Hierzu gehören die Strecken Hinwil–Bäretswil (Bäretswil–Bauma als Museumsbahnlinie der DVZO), Koblenz–Laufenburg sowie Wettingen–Mellingen.
Bei den Privatbahnen hat es zwar einige Einstellungen und Streckenverkürzungen gegeben, aber im Vergleich mit anderen Ländern nimmt sich auch ihr Umfang recht bescheiden aus. Betroffen waren überwiegend schmalspurige Nebenstrecken, die oft wegen ihrem Verlauf im Strassentrassee dem wachsenden Autoverkehr weichen mussten, etwa die Uerikon-Bauma-Bahn (1948), die Wetzikon–Meilen-Bahn (1950), die Uster–Oetwil-Bahn (1949), die Schwyzer Strassenbahnen zwischen Brunnen und Schwyz (1963), die Strassenbahn Schaffhausen–Schleitheim (1964), die Leuk–Leukerbad-Bahn (1967) oder die Sernftalbahn nach Elm GL (1969).
In den 1950er und 1960er Jahren wurden praktisch alle Bahnstrecken vom Bund darauf überprüft, ob und wie sie modernisiert werden könnten. Bei einigen fiel diese Überprüfung negativ aus. Dieser Entscheid hatte zur Folge, dass der Kantonsanteil bzw. der Anteil der Eigenmittel, der für die Modernisierung aufgebracht werden musste, stieg. Hierbei ist anzumerken, dass die Haltung des Kantons sehr wichtig war, ob danach eine Strecke wirklich stillgelegt wurde. So wurden im autofreundlichen Kanton Tessin nur zwei Bahnen (FLP FART) in Modernisierungsprogramme aufgenommen und die restlichen Strecken stillgelegt. In den eher bahnfreundlich eingestellten Kantonen war der Kahlschlag viel weniger deutlich.
Neubaustrecken / Ausbaustrecken

Im 20. und 21. Jahrhundert wurden kleinere und grössere Strecken-Ausbauten vorgenommen, so bereits 1916 mit der Eröffnung des neuen Hauenstein-Basistunnels an der Strecke Olten–Basel, die 1975 fertiggestellte Heitersbergstrecke zwischen Zürich–Aarau–Olten, der 1983 in Betrieb genommenen Schleife bei Sargans, der Eröffnung 1980 des Flughafenbahnhofs von Zürich (erste vollständig unterirdische Bahnhof der Schweiz) und des Flughafenbahnhofs von Genf durch das Eisenbahn-Netz der SBB sowie der Bornlinie als Umfahrungen von Aarburg–Oftringen, Zollikofen (Grauholztunnel) und Pratteln (Adlertunnel, Projekt «Bahn 2000»). [8] Der erste Teil des Zimmerberg-Basistunnel wurde 2002 eröffnet.
Mit dem Bau der Zürichberglinie und dem unterirdischen S-Bahnhof im Zürcher Hauptbahnhof als Kernstück der 1990 eröffneten S-Bahn Zürich, wurde ein wichtiger Schritt bei der Förderung des Aglomarationsverkehrs gemacht. Ausserdem wurde die Sihltalbahn und Uetlibergbahn in einen zweiten, neuen unterirdischen Teil des Zürcher Hauptbahnhofs verlängert. Die meisten anderen S-Bahnen in der Schweiz wurden allerdings nur unter Einbezug der bestehenden Strecken gestaltet, ohne dazu Strecken neu erbaut wurden. Dabei wurden oft nur punktuelle Veränderungen an der Infrastruktur vorgenommen, oft in Form von zusätzlich Haltestellen. Allerdings wurden einige Strecken teilweise mit einem zusätzlichem Streckengleis ausgerüstet, oder anderen Leistung steigernden Massnahmen umgesetzt.
Ausserdem wurden die folgenden Bergstrecken ausgebaut oder neu erstellt: Bau des Furka-Basistunnels, Doppelspur-Ausbau der Lötschbergbahn und Bau des Vereina-Tunnels der Rhätischen Bahn (RhB).
2004 wurde die 52 km lange Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist dem Verkehr übergeben. Die Strecke zwischen Zürich und Bern wird mit einer Geschwindigkeit von 200 km/h befahren. Die Ausbaustrecke Solothurn–Wanzwil zweigt von der Neubaustrecke ab.
Voraussichtlich 2015/2016 wird die neue 9,6 km lange Durchmesserlinie Altstetten–Zürich HB–Oerlikon eröffnet. Durch die vier zusätzlichen Durchgangsgleise im Tiefbahnhof Löwenstrasse wird eine beachtliche Kapazitätssteigerung des Hauptbahnhofs Zürich erreicht.
Taktfahrplan

Im Sommer 1968 wurde auf der rechtsufrigen Zürichseebahn ein Fahrplan mit festen Abfahrtszeiten eingeführt. Ein solches Prinzip sollte im Sommer 1977 schweizweit auf allen Bahnlinien eingeführt werden. Auf diese Bestrebungen wies ein Zeitungsartikel «Eisenbahnfahrplan à la hollandaise» im August 1973 hin; mit hollandaise wurden dabei niederländische Fahrpläne als Vorbild genommen, da in den Niederlanden ein Taktfahrplan bereits seit 1934 die Städte mit stündlichen Zügen verband.
In der Schweiz wurde der Taktfahrplan in den 1970ern zunächst bei den Vorortsbahnen eingeführt, wie beispielsweise bei der Vereinigten Bern–Worb Bahn und der Solothurn–Zollikofen–Bern Bahn. Damals waren viele der Ansicht, dass ein landesweiter Taktfahrplan nicht durchführbar sei. Im März 1969 veröffentlichte der ETH-Bauingenieur Samuel Stähli einen 19-seitigem Bericht über die Grundfragen der Fahrplangestaltung, in dem er die Einführung empfahl. Die damaligen SBB-Fahrplanstrategen antworteten ihm mit dem Akronym «Agabu»: Alles ganz anders bei uns.
Am 23. Mai 1982 wurde in der ganzen Schweiz der Taktfahrplan eingeführt. Fortan hiess es: «jede Stunde ein Zug in jede Richtung». Dies führte zu einer Leistungssteigerung von 14 Prozent im Nahverkehr und 31 Prozent im Fernverkehr.[8]
Bahn 2000 und S-Bahnnetze



Die Schweiz setzt für die Zukunft der Bahn nicht auf den Bau neuer Schnellfahrstrecken. Unter dem Motto «Bahn 2000» wurde stattdessen ein Gesamtkonzept entwickelt, welches neben einer Verkürzung der Reisezeiten weitere Massnahmen zur Attraktivitäts-Verbesserung umfasst. «Bahn 2000» ist ausgerichtet auf die Ziele: häufiger - rascher - direkter - bequemer.
Kernstück des Konzepts ist die Schaffung eines Systems von Knotenbahnhöfen, zwischen denen die Fahrzeiten einschliesslich der Aufenthalte jeweils exakt eine Stunde betragen. Dadurch können nicht nur im Fernverkehr, sondern auch bei den Anschlüssen in der Region Zeitverluste beim Umsteigen wesentlich reduziert werden. Neben dem Ausbau vorhandener Strecken sind auch einige Neubau-Abschnitte notwendig, deren Gesamtlänge sich jedoch auf nur etwa 120 Kilometer beschränkt, das sind weniger als 2,5 Prozent des gesamten Schienennetzes. Als Höchstgeschwindigkeit sind dabei 200 km/h ausreichend. Bei den meist relativ kurzen Reisedistanzen brächte auch ein höheres Tempo keinen grossen Zeitgewinn.
«Bahn 2000» betrifft nicht nur allein die SBB, sondern ebenso die Privatbahnen, bei denen vor allem Anschlüsse optimiert und die Verkehrsdichte erhöht wird. Dazu sind auch bei diesen viele Anpassungen und Ausbauten nötig. Die Bahn 2000 nahm mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 problemlos ihren Betrieb auf.
In der Schweiz werden 2013 die folgenden S-Bahn-Systeme betrieben oder sind in Planung:
- S-Bahn Aargau
- Regio S-Bahn Basel
- S-Bahn Bern
- S-Bahn Chur
- S-Bahn Freiburg
- S-Bahn Léman
- S-Bahn Luzern
- S-Bahn Schaffhausen
- S-Bahn St. Gallen
- S-Bahn Tessin
- S-Bahn Zürich
- Stadtbahn Zug
Neue Eisenbahn-Alpentransversale

Die zentralen Bauwerke des NEAT-Projektes bilden die beiden grossen Basistunnel durch die Alpen. Der 38 Kilometer lange, vorwiegend einspurige Lötschberg-Basistunnel wurde bereits im Jahre 2007 in Betrieb genommen. Er kann allerdings neben dem CIS und den Intercity im Stundentakt zumindest tagsüber nur wenige Güterzüge aufnehmen.[9]
Wesentlich leistungsfähiger wird der 57 Kilometer lange, doppelspurige Gotthard-Basistunnel sein, der im Rohbau praktisch fertig ist. Durch die beiden Röhren dieses längsten Eisenbahntunnels der Welt sollen ab 2017 die Reisezüge mit 250 km/h fahren.[9]
In Verbindung mit dem ebenfalls bereits im Bau befindlichen, 15,4 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel zwischen Bellinzona und Lugano ergibt sich dann die erste Flachbahn durch die Alpen, die nirgendwo eine grössere Steigung als 12,5 Promille hat, so dass alle Güterzüge durchgehend ohne zusätzliche Vorspann-, Schub- oder Zwischenlokomotiven verkehren können.[9]
Ausblick

Beim Stand von 2010 hat die Schweiz mit 5.035 Kilometern auf einer Fläche von 41.285 km², ebenso wie die Tschechische Republik und abgesehen von den Stadtstaaten Monaco und Vatikanstaat, das dichteste Eisenbahnnetz der Welt.
Seit 1. März 2001 ist der Netzzugang zum Schweizer Schienennetz frei, zunächst für inländische Eisenbahnverkehrsunternehmen.[10]
Die zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur ist Teil der vom schweizerischen Bundesrat am 17. Oktober 2007 beschlossenen Botschaft zur «Gesamtschau FinöV». Auf Nachfrageprognosen beruhend, sieht ZEB einen Ausbau des Normalspurnetzes vor, der ein erweitertes nationales Verkehrsangebot für den Personenfern- und den Güterverkehr für den Planungshorizont 2030 ermöglichst. Die Erarbeitung erfolgte gemeinsam zwischen den Schweizerischen Bundesbahnen und dem Bundesamt für Verkehr.
Schweizer Strecken im Ausland, ausländische Strecken in der Schweiz





In der Schweiz werden Eisenbahnstrecken nicht nur von den SBB und vielen grösseren und kleineren Privatbahnen betrieben, sondern auch von einigen ausländischen Bahngesellschafften. Im Gegenzug betreiben Schweizer Bahngesellschaften im grenznahen Ausland eigene Strecken.
Bahnstrecke Strasbourg–Basel und Bahnhof Basel SNCF
Am 15. Juni 1844, rund drei Jahre vor der ersten innerschweizerischen Bahnstrecke, der Spanisch-Brötli-Bahn, erreichten erstmals Eisenbahnzüge Schweizer Boden. Die Compagnie du chemin de fer de Strasbourg à Bâle baute die Bahnstrecke Strasbourg–Basel und den ersten Bahnhof in Basel. Heute gehört die Strecke nach vielen Besitzwechseln der französischen Netzbetreiberin Réseau ferré de France RFF. Der Bahnhof Basel SNCF ist ein Gemeinschaftsbahnhof mit dem Bahnhof Basel SBB und ist diesem angegliedert.
Basel Badischer Bahnhof
Im März 1838 begannen das Großherzogtum Baden mit dem Bau der Badischen Hauptbahn . Diese sollte von Mannheim über Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg im Breisgau nach Basel und weiter bis Konstanz führen. Der Streckenabschnitt zwischen Karlsruhe und Basel wird heute als Rheintalbahn bezeichnet, der Abschnitt Basel–Konstanz als Hochrheinstrecke. Im Januar 1851 erreichte die Rheintalbahn den Ort Haltingen nahe der Schweizer Grenze. Nach langen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1852 der noch heute gültiger Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Weiterführung der badischen Eisenbahnen über schweizerisches Gebiet abgeschlossen. Da sich die beiden Länder über den Standort des heutigen Basel Badischer Bahnhofs nicht einig wurden, verzögerte sich der Bau. Am 19. Februar 1855 wurde schliesslich die Bahnlinie von Haltingen nach Basel in Betrieb genommen. Der Basel Badischer Bahnhof wird heute von den drei deutschen Linien der Wiesentalbahn, der Hochrheinbahn und der Rheintalbahn bedient. Die Strecke der Basler Verbindungsbahn zum Netz der SBB ist in dessen Eigentum.
Bahnstrecke Trasadingen-Schaffhausen-Thayngen
Die Bahnstrecke durch den Kanton Schaffhausen ist Teil der Hochrheinbahn von Basel nach Konstanz. Sie wurde von den Großherzoglich Badischen Staats-Eisenbahnen als Teil der Badischen Hauptbahn erbaut und im Jahr 1863 durch den Badischen Großherzogs Friedrich festlich eingeweiht. [11] Ein Staatsvertrag von 1852 regelt noch heute die Besitzverhältnisse. Die gesamte Bahn – also auch auf schweizerischem Gebiet – unterstand ursprünglich der Badischen Staatsbahn . Heute gehört die Strecke der Deutschen Bahn AG. Die Strecke von Trasadingen nach Neuhausen am Rheinfall durch den Klettgau wurde 2013 im Rahmen der S-Bahn Schaffhausen elektrifiziert und auf Doppelspur ausgebaut. Der Ast von Schaffhausen nach Thayngen wurde bereits 1989 elektrifiziert. Die Fernverkehrszüge werden weiterhin durch die Deutsche Bahn betrieben. Für die S-Bahnzüge wird jedoch neu die SBB GmbH mit Sitz im deutschen Konstanz verantwortlich sein. Somit fährt zukünftig die deutsche Tochter der SBB auf deutschen Schienen durch den Kanton Schaffhausen.[12]
Bahnstrecke Eglisau–Neuhausen am Rheinfall
Die 1857 eröffnete Rheinfallbahn konnte die Bedürfnisse als Gotthardzubringer nicht erfüllen. Die Schweizerische Nordostbahn beschloss deshalb bald den Bau einer direkteren Strecke von Neuhausen über Eglisau nach Bülach. Da die neue Strecke bei Jestetten und Lottstetten über deutsches Gebiet führt, wurde am 21. Mai 1875 zwischen der Schweiz und dem Grossherzogtum Baden ein Staatsvertrag abgeschlossen, welcher den Bau und Betrieb der Strecke regelt. Am 1. Juni 1897 konnte die durchgehende Strecke dem Verkehr übergeben werden. Durch die Verstaatlichung der NOB gehört die Stecke seit dem 1. Januar 1902 der SBB.
Eisenbahnstrecke Genève–Annemasse
Die Schweiz und Frankreich haben 1881 einen Staatsvertrag über die Bahnstrecke Genf–Annemasse abgeschlossen.[13] Weiter existiert ein Vertrag von 1912 zwischen dem Kanton Genf und der Eidgenossenschaft, wonach eine Verbindung von Cornavin nach Eaux-Vives gebaut werden soll. Der Chemin de fer de l’État de Genève gehört der auf Schweizer Boden liegende Abschnitt, der am 1. Juni 1888 eröffneten Eisenbahnstrecke Genève–Annemasse. Die rund sechs Kilometer langen normalspurige Einspur-Strecke hat bisher auf Schweizer Boden keine Verbindung zum übrigen Schweizer Normalspurnetz. Zwei Kilometer der Strecke zwischen Annemasse und der Staatsgrenze bei Ambilly in Frankreich gehören der staatlichen Eisenbahn-Infrastrukturgesellschaft Réseau ferré de France (RFF). Mit dem Projekt «CEVA», ein Akronym für Cornavin–Eaux-Vives–Annemasse, wird der Vertrag rund hundert Jahre nach seinem Abschluss verwirklicht. Die Bahnstrecke Cornavin–Eaux-Vives–Annemasse soll ab Ende 2017 Annemasse mit dem Genfer Bahnhof Cornavin verbinden.
Simplontunnel nach Italien
Die Simplonstrecke, auch Simplonlinie genannt, ist eine Hauptbahnstrecke und dient als Zubringer der Genferseeregion und Paris zum Simplontunnel. Sie ist im Eigentum der SBB und wird auch von dieser betrieben. Die Strecke führt von Vallorbe an der französischen Grenze durch den Kanton Wallis nach Domodossola in Italien. Mit dem Bau der Strecke wurde 1855 begonnen. Das letzte Teilstück, der ca. 19,8 km lange Simplontunnel, wurde 1906 nach achtjähriger Bauzeit eröffnet. Zwischen 1912 und 1921 wurde die zweite Röhre erbaut und 1922 dem Verkehr übergeben. Mit einem Kehrtunnel wurde der südliche Anschluss nach Domodossola hergestellt.
Centovallibahn
Die Centovallibahn führt von Locarno im Kanton Tessin durchs Centovalli bis an die italienische Grenze. Weiter führt sie durchs Valle Vigezzo bis nach Domodossola in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola. Sie verbindet die Strecke der Gotthardbahn mit der Bahnlinie durch den Simplon. Die internationale Bahn wird auf Schweizer Seite von der Bahngesellschaft Ferrovie autolinee regionali ticinesi (FART), auf italienischer Seite, wo die Bahn Vigezzina genannt wird, von der Società subalpina di imprese ferroviarie (SSIF) betrieben. Dem Betrieb liegt ein Staatsvertrag zwischen dem Schweizer Bundesrat und dem König von Italien, Vittorio Emanuele III., vom 12. November 1918 zugrunde.[14]
Berninabahn nach dem italienischen Tirano
Die Berninabahn, auch Berninalinie genannt, ist eine eingleisige meterspurige Eisenbahnstrecke der Rhätischen Bahn (RhB) und war bis zum Zweiten Weltkrieg eine eigenständige Bahngesellschaft (abgekürzt BB). Die Gebirgsbahn verbindet den Kurort St. Moritz im Schweizer Kanton Graubünden über den Berninapass mit der italienischen Stadt Tirano. Nachdem 1905 die Albulalinie dem Verkehr übergeben wurde, wurde die Bernina-Bahngesellschaft (BB) mit dem Ziel gegründet, St. Moritz über den Berninapass mit Tirano zu verbinden. Die Bahngesellschaft erhielt 1906 die Konzession. Zwei Jahre später erfolgte die Eröffnung in mehreren Teilabschnitten: Am 1. Juli 1908 zwischen Pontresina und Morteratsch sowie zwischen Tirano undPoschiavo, am 18. August desselben Jahres zwischen Pontresina und Celerina und zwischen Morteratsch und Bernina Suot. Ein Jahr später am 1. Juli 1909 zwischen Celerina und St. Moritz sowie zwischen Bernina Suot und Ospizio Bernina. Erst am 5. Juli 1910 konnte mit dem schwierigsten Abschnitt zwischen Ospizio Bernina und Poschiavo die Gesamtstrecke eröffnet werden.
Südlich des Grenzbahnhofs Campocologno, wegen der dort vorgenommenen Zollabfertigungen ein ungewöhnlich grosser Bahnhof, erreicht die Strecke Italien und nach Überquerung des Hauptplatzes von Tirano ihren Endbahnhof. Hier trifft die Berninabahn auf die Normalspurstrecke der staatlichen, italienischen Infrastrukturgesellschaft Rete Ferroviaria Italiana (RFI), die Ferrovia Alta Valtellina.
Siehe auch
- Liste der Lokomotiven und Triebwagen der SBB
- Bauartbezeichnungen der Schweizer Lokomotiven und Triebwagen
- Eisenbahnunfälle in der Schweiz
Literatur
- Hans P. Treichler, Barbara Graf, Boris Schneider, Ralph Schorno: Bahnsaga Schweiz. 150 Jahre Schweizer Bahnen. AS-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-905111-07-1.
- Peter Willen: Dampfbetrieb in der Schweiz. In Farbe – ab 1957. Band 1: Normalspur. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2006, ISBN 3-88255-296-4.
- Marcus Niedt: Lokomotiven für die Schweiz. Bildraritäten aus Archiven Schweizer Lokfabriken. 1899–1959. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2008, ISBN 978-3-88255-302-4.
- Ronald Gohl: Die Schweizer Bundesbahnen. Geschichte – Strecken – Fahrzeuge. 2., aktualisierte Auflage. GeraMond Verlag GmbH, München 2009, ISBN 978-3-7654-7072-1.
- Jonas Steinmann: Weichenstellungen. Die Krise der schweizerischen Eisenbahnen und ihre Bewältigung 1944–1982. Peter Lang Verlag, Bern u. a. 2010, ISBN 978-3-03-430382-8 (Zugleich: Bern, Univ., Diss.).
Weblinks
- Commons: Geschichte der Schweizer Eisenbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Schweizerische Bundesbahnen
- Verkehrshaus der Schweiz
- Stiftung Historisches Erbe der SBB
Einzelnachweise
- ↑ Richtiger Neubau und nicht nur Streckenverlegung
- ↑ Hans P. Treichler u. a.: Bahnsaga Schweiz. 1996, S. 11 ff.
- ↑ Hans P. Treichler u. a.: Bahnsaga Schweiz. 1996, S. 14 ff.
- ↑ Hans P. Treichler u. a.: Bahnsaga Schweiz. 1996, S. 18 ff.
- ↑ Jean-François Bergier: Naissance et croissance de la Suisse industrielle (= Monographies d'Histoire Suisse. Vol. 8, ZDB-ID 414938-5). Francke, Bern 1974.
- ↑ Amtliche Sammlung der Bundesgesetze und Verordnungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Bd. 3, 1853, ZDB-ID 216930-7, S. 170–176.
- ↑ Michael Koller: Fortschritt und Eigennutz. Die Trägerschaftsfrage bei der Telegrafen- und Eisenbahngesetzgebung im jungen Schweizer Bundesstaat zwischen 1849 und 1852. Zürich 2008.
- ↑ a b Ronald Gohl: Die Schweizer Bundesbahnen. 2009, S. 110.
- ↑ a b c Ronald Gohl: Die Schweizer Bundesbahnen. 2009, S. 141.
- ↑ Freier Netzzugang im Schweizer Schienenverkehr. In: Eisenbahn-Revue International. Heft 6, 2000, ISSN 1421-2811, S. 253–257.
- ↑ [1]]
- ↑ [2]
- ↑ «Übereinkunft vom 14. Juni 1881 zwischen der Schweiz und Frankreich betreffend den Anschluss der Eisenbahn Genf–Annemasse an das savoyische Bahnnetz bei Annemasse» (SR 0.742.140.334.93)
- ↑ www.admin.ch - Übereinkommen zwischen der Schweiz und Italien betreffend eine elektrische Schmalspurbahn von Locarno nach Domodossola (PDF-Datei; 15 kB)