Pfarrkirche Großweikersdorf
Die Pfarrkirche zum heiligen Georg ist eine römisch-katholische Kirche in der Marktgemeinde Großweikersdorf in Niederösterreich, die nordöstlich des Hauptplatzes steht und von Nordost (Apsis) nach Südwest ausgerichtet ist.

Sie ist Dekanatskirche des Dekanates Großweikersdorf im Vikariat Unter dem Manhartsberg und steht gemäß Verordnung des Bundesdenkmalamtes unter Denkmalschutz.[1]
Baugeschichte

Mutterpfarre von Großweikersdorf war ursprünglich Kirchberg am Wagram. Im Jahre 1241 wurde Großweikersdorf als eigenständige Pfarre erstmals urkundlich erwähnt.
Eine Feuersbrunst, dem auch der Turm und das Dach der Kirche sowie der Pfarrhof und seine Nebengebäude zum Opfer fielen, zerstörte im Jahre 1727 einen Großteil des Ortes. Der Patronatsherr, Adrian Wenzel Graf Enckevoirt (1660–1738), kaiserlicher Kämmerer und geheimer Rat, entschloss sich, statt einer Reparatur der stark beschädigten Kirche, über die kaum Daten überliefert sind, zum Neubau in der Ortsmitte. Dieser wurde im Jahre 1733 nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach durch Johann Baptist Martinelli begonnen. Als der Patronatsherr im Jahre 1738 starb, ging der Ausbau der neuen Kirche aufgrund des fehlenden Geldflusses nur noch langsam vonstatten.
Leopold Ernst, der Dombaumeisters von St. Stephan in Wien, erstellte die Pläne für den Turmausbau, der von 1834 bis 1838 ausgeführt wurde. Eine Restaurierung der Kirche erfolgte in den Jahren 1978 bis 1982.[2]
Baubeschreibung
Außen

Ursprünglich war die Kirche vom Friedhof umgeben. Von diesem sind noch große Teile der Mauer und das kunstvoll ausgeführte spätbarockes Tor aus Schmiedeeisen mit zwei Wappen aus dem Jahre 1740 von Johann Adam Kühn erhalten. Es sind dies die Wappen der Grafen Enckevoirt und Starhemberg.[3] Neben diesem Tor befindet sich innen an der Mauer eine Grabplatte aus dem Jahre 1712. Weitere Grabplatten und Grabsteine des alten Friedhofes sind an anderen Stellen der Mauer angebracht.
Der frühklassizistische monumentale Kirchenbau besteht aus symmetrischen in der Höhe gestaffelten Baukörpern. Den Grundriss des Bauwerkes bildet ein Rechteck mit einem Seitenverhältnis von etwa 1:2. Darüber erhebt sich der hohe zentrale Kubus, der von einem Zeltdach abgeschlossen wird.
Der Chor ist eingezogen und rundgeschlossen mit einem seichten quaderförmigen Zubau im Bogenscheitel, der als Hochaltargehäuse dient. Sowohl der Chor als auch der Südwestturm liegen zwischen zweigeschossigen zwickelförmigen Anbauten. Diese Anbauten neben dem Chor werden von runden Treppentürmen mit Glockenhelmen flankiert.
Die Fassade ist durch Rechteckfenster, geschichtete Putzfelder, Nutungen und orthogonale Wandstreifen streng gegliedert. An den Langhausseiten befindet sich je ein großes Lünettenfenster.
Die dreiachsige Turmfassade ist durch einen flachen, gerahmten ädikulaartigen Mittelrisalit gegliedert. Über der Attika befindet sich ein geschweifter Aufsatz, der als Sockel für den durch Blendarkaden, Pilaster und Eckeinzug gegliederten zweigeschossigen Turmaufbau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dient. An den geschweiften Giebelschenkeln befinden sich Figuren der Heiligen Leopold und Georg. Das Rechteckportal mit Flachgiebel auf Steilvoluten, das den Zugang zur Kirche bildet, wird von zwei Standfiguren der Heiligen Notburga und Elisabeth flankiert, die mit „Werner Marinko 1957“ bezeichnet sind.[3] Über dem Portal befindet sich ein querovaler Okulus, darüber im geschweiften Aufsatz ein Segmentbogenfenster.
Das erste Geschoss des Turmaufbaus hat rundbogige Blendnischen mit Rechteckfenstern und darüberliegenden Turmuhren. Es wird durch ein umlaufendes Geschossgesims mit Zahnschnitt zum darüber liegenden Schallgeschoss mit Rundbogenfenstern und Flachgiebeln abgegrenzt. Den Abschluss des Turmes bildet ein mehrteiliger oktogonaler Zwiebelhelm mit Laterne und bekrönendem Kreuz.
In der rechten seitlichen Achse der Turmfassade befindet sich ein Blendfenster mit einem reliefierten Marmorgrabstein aus dem Jahre 1587, im Blendfenster der linken Achse ist ein Relief des Kirchenstifters Graf Enckevoirt, das mit „R. Fänner 1937“ bezeichnet ist.
Innen
Innerhalb des Rechtecks, das den Grundriss der Kirche bildet, zeichnet sich ein quadratischer Mittelbau mit vier eingezogenen quadratischen Eckpfeilerblöcken ab. Diese Eckpfeilerblöcke sind im Erdgeschoss offen und begehbar und weisen im Obergeschoss oratorienartige Fensteröffnungen zum Kirchenraum hin auf. Dadurch entsteht ein kreuzförmiger Raum, dessen Längsarm einerseits an den Chorraum, andererseits an den Eingangsraum mit der darüberliegenden Orgelempore grenzt.
Die Vierung dieses kreuzförmigen Innenraumes ist platzlgewölbt. Die beiden anderen Joche des Längsarmes haben Stichkappengewölbe, die seitlichen Kreuzarme sind mit Gurttonnen überwölbt. Das Chorjoch hat einen Stichkappenkranz um einen Okulus und eine tiefe Apsiskonche.
Die Belichtung des Langhauses erfolgt durch Lünettenfenster in den Querarmen und indirekt durch ovale Okuli über den Oratorien. Die Empore im Eingangsjoch ist mit den Oratorien auf der linken Seite des Langhauses verbunden. Der Zugang zur Empore und den mit ihr verbundenen Oratorien erfolgt über eine Treppe in einem Raum hinter dem linken Teil der dreiachsigen Turmfassade, der einen Zugang von außen an der linken Seite hat.
Der Kirchenraum ist durch ein umlaufendes Gebälk mit Triglyphenfries unter einem weit vorkragenden Gesims und toskanische Pilaster einheitlich gegliedert. Die Gewölbe weisen eine geometrische Stuckbandgliederung auf.
Die Südostkapelle und die Sakristei haben Flachdecken über Kehlungen. Die „Heilige Grab-Kapelle“ hat ein Flachtonnengewölbe mit Deckengemälden „Mariae Verkündigung“ von Hans Fischer und „Heilige Dreifaltigkeit“ von Alfred Lauer aus der Zeit um das Jahr 1930.[3]
Ausstattung
Das Chorgestühl wurde im Jahre 1739 von Anton Gerber geschaffen, die Kirchenbänke stammen laut Urkunde aus dem Jahre 1741. Die spätbarocke Kanzel mit Baldachinbekrönung stammt von Jakob Rechländer aus dem Jahre 1758 und die nachbarocken Kreuzwegbilder aus dem Jahre 1833 von Leopold Mitterhofer aus der Schule von Martin Johann Schmidt.
Das Taufbecken besteht aus Marmor und wird von Putten gehalten. Es ist ein Werk aus dem Jahre 1725 des Bildhauers Johann Georg Schmutzer aus Eggenburg. Auf dem kuppelförmigen Holzdeckel aus dem Jahre 1957 ist die Taufe Christi dargestellt.
Zur Ausstattung zählt ein Kruzifix aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ein Relief aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, welches den Tod des heiligen Franz Xaver darstellt.
In der Südwestkapelle befindet sich ein Heiliges Grab (Nachbildung) mit einer Kulissenmalerei in der Art der „Heiligen Theater“. Dargestellt ist die Kreuzabnahme mit dem heiligen Johannes in Begleitung heiliger Frauen in einer Felsgrotte. Dieses Werk aus dem Jahre 1742 wird den Galli da Bibiena zugeschrieben und wurde im Jahre 1964 restauriert. Der Corpus Christi stammt aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts.
Die Ausstattung und die Einrichtung der Unterkirche aus den Jahren 1939/1940 stammen von Robert Kramreiter.
Hochaltar
In einer Urkunde aus dem Jahre 1740 wird der illisionistische spätbarocke Hochaltaraufbau erstmals erwähnt. Die Ädikula mit vorgezogenen Doppelsäulen steht in einem flachen seitlich belichteten Rechteckanbau über einem konkaven Grundriss. Das Altarblatt ist mit „Martin Altomonte 1734“ bezeichnet und stellt die Enthauptung und Verklärung des heiligen Georg dar.[3] Der segmentbogige Aufsatz ist mit Vasen und einem Relief „Auge Gottes“ versehen.
Die Sarkophagmensa nach einem Entwurf von Joseph Emanuel Fischer von Erlach hat einen spätbarocken Tabernakelaufbau in Tempiettoform. Die Form des vergoldeten Tabernakels auf dem Hochaltar ist vom Gnadenaltar in der Basilika von Mariazell abgeleitet.[4]
Der Altar trägt barocke Leuchterengel und Kandelaber in barocken Formen von Werner Marinko aus dem Jahre 1951.
Seitenaltäre
Auf beiden Seiten des Querarmes befindet sich ein Seitenalter. Beide Altäre sind als Säulenretabel in voller Höhe und Breite des Querarmes mit verkröpftem geschweiftem Gebälk ausgeführt.
Das Altarblatt des linken Altars zeigt den heiligen Ivo bei der Überreichung einer Bittschrift mit Gebeten an die Muttergottes, welches von Hans Leopold Graf Kuefstein gestiftet und im Jahre 1740 von Carl Aigen aus der Schule Paul Trogers geschaffen wurde. Auf der Mensa befindet sich die Nachbildung des Gnadenbildes der Brünner Madonna aus dem Jahre 1730.
Der rechte Altar stammt laut Urkunde aus dem Jahre 1748 von Johann Tribmer. Das Altarbild von Martin Johann Schmidt aus dem Jahre 1749 wurde im Jahre 1960 restauriert und zeigt den Brückensturz des heiligen Johannes Nepomuk. Auf dem Aufsatz befinden sich Figuren der Heiligen Anna und Joachim und ein Relief der heiligen Dreifaltigkeit.
Es gibt zwei weitere Seitenaltäre, wovon einer um das Jahr 1740 als baldachinüberdachter Nischenaufbau mit Säulen ausgeführt wurde. Er trägt eine Herz Jesu-Figur aus dem Jahre 1896. Der zweite wurde im Jahre 1919 als neobarockes Pendant gestiftet und dient als Kriegergedenkstätte. Er trägt eine Figur der Schmerzensmutter.
Orgel
Das Gehäuse der Orgel hat Benedikt Latzl im Jahre 1855 gebaut, das Werk stammt von Johann M. Kauffmann aus dem Jahre 1933. Die Orgel wurde restauriert und am 9. Mai 2013 von Weihbischof Franz Scharl neu geweiht.
Glocken
Eine der Glocken wurde im Jahre 1728 in der Glockengießerei Scheichel gegossen.[Anm. 1]
Literatur
- „Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau.“ Bearbeitet von Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle u.a. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 362f.
- Johann Baumgartner: Heimatbuch Großweikersdorf. Pfarramt Großweikersdorf, Großweikersdorf 1968.
- Christian Fridrich, Josef Skopik: Unsere Pfarrkirche St. Georg. Kultur-Genuss Großweikersdorf, Großweikersdorf 2007, ISBN 978-3-9502397-1-3.
Weblinks
- Kirche Großweikersdorf im Webauftritt des Pfarrverbandes Großweikersdorf aufgerufen am 31. Januar 2013
- Dekanat Großweikersdorf im Webauftritt der Erzdiözese Wien aufgerufen am 25. August 2013
- Website der Marktgemeinde Großweikersdorf
Siehe auch
Liste der denkmalgeschützten Objekte in Großweikersdorf
Anmerkungen
- ↑ Im „Dehio“ wird Franz Ulrich Scheichel als Glockengießer genannt. Tatsächlich war es wohl sein Vater Franz Josef
Einzelnachweise
- ↑ Bundesdenkmalamt: Niederösterreich - unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz (Stand: 6. Juni 2012; PDF; 1,7 MB)
- ↑ „Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau.“ S. 362
- ↑ a b c d „Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich nördlich der Donau.“ S. 363
- ↑ „Pfarrkirche Großweikersdorf“ im Webauftritt des Pfarrverbandes Großweikersdorf aufgerufen am 26. August 2013
Koordinaten: 48° 28′ 20,9″ N, 15° 58′ 59,9″ O