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Erlinghausen (Marsberg)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Erlinghausen
Stadt Marsberg
Wappen von Erlinghausen
Koordinaten: 51° 27′ N, 8° 54′ OKoordinaten: 51° 26′ 33″ N, 8° 53′ 59″ O
Höhe: 380 m
Fläche: 7,74 km²
Einwohner: 1074 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte: 139 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 34431
Vorwahl: 02992
Landwirtschaftsflächen bei Erlinghausen
Landwirtschaftsflächen bei Erlinghausen

Erlinghausen ist ein Ortsteil der Stadt Marsberg im östlichen Sauerland mit etwa 1.100 Einwohnern. Erlinghausen ist einer der kleineren, ländlichen Orte der Stadt.

Geschichte

Mittelalter

Das Dorf taucht zum ersten Mal im Einkünfteregister des Klosters Corvey während der Amtszeit des Abtes Erkenbert (1107 - 1128) auf. Eine exakte Zuordnung zu einem bestimmten Jahr ist nicht möglich, vermutlich war es 1107. Das hier erwähnte Einkünfteregister ist nicht im Original erhalten, sondern es befindet sich als Abschrift in einem Kopialbuch aus dem 15. Jahrhundert, das in Corvey angefertigt wurde. Die Erwähnung des Ortes ist in der siebten Zeile der Urkunde zu lesen: Cecima una in Erdelinghusun (Ein Zehnt in Erlinghausen).[1] Die Gründung kann allerdings unter dem Namen Erdelinghusen schon viel eher (um 700 - 900 n. Chr.) im Zuge der sächsischen Niederlassungen geschehen sein. Der ursprüngliche Ortsname Erdelinghausen bezieht sich auf einen Personennamen wie Erdo, Erdberath, Erthmar oder auch einen ähnlichen. Die Silbe ing bezeichnet die Zugehörigkeit oder den Besitz, sie ist ein niederdeutsches Merkmal. Die Siedlung wurde hier gegründet, weil hier Wasser vorkam. Die Hochfläche mit einem Untergrund aus Kalkstein, von der das Dorf umgeben wird, ist relativ wasserarm. Da sich im heutigen Oberdorf eine Scholle aus Buntsandstein über den Kalkstein schiebt, quillt aus den Schichtquellen ausreichend Wasser hervor. In der Mitte des Ortes befand sich, bis in das 20. Jahrhundert hinein, ein Teich, an dem wohl die ersten Siedlungsgebäude entstanden.[2]

Am 30. April 1201 schenkte Beringer von Horhusen dem Kloster Obermarsberg neun Höfe aus seinem Besitz in Erlinghausen zu ewigem Eigentum. Anlass war das Ordensgelübde eines Sohnes des von Horhusen. Die Familie von Horhusen war in der Gegend eine einflussreiche Adelsfamilie. Durch diesen Zuwachs an Grund kam ein großer Teil an die Kirche und die Pröpste traten ins späterer Zeit als Grundherren über die Gemarkung auf. Auch andere Adelsfamilien waren im Ort begütert, hier sind die Familien von Brobeck und von Scharpenberg zu nennen. Beide Familien unterhielten im Dorf einen Herrenhof mit Nebenhöfen. Weitere begüterte Familien waren die von Cobbenrode, von Büren und von Adorf. Etliche Mitglieder dieser Familien waren Bürgermeister von Obermarsberg. Im späten Mittelalter verschlechterte sich die Vermögenssituation der adligen Familien drastisch und so fielen immer mehr Höfe an begüterte Bürger in den Städten oder an das Kloster.

Stephan von Erdelinchusen wurde 1294 vom Konvent und von Propst Herbold ein Haus im Ort übertragen, für das er jährlich Pacht bezahlen musste. Ein weiteres Grundstücksgeschäft ist für das Jahr 1305 überliefert. Die Brüder Gerbedo und Albert von Mühlhausen bewirtschafteten in der Flur von Erlinghausen einige Äcker in Erbpacht, die sie dem Schatzmeister des Stiftes verkauften. In den folgenden Jahrhunderten sind immer wieder solche Grundstücksgeschäfte belegt.[3]

Ende des 15. Jahrhunderts entbrannte zwischen den Zisterziensern und den Benediktinern ein Streit um Güter in Erlinghausen, dessen Gründe und Ausgang nicht bekannt sind. Um 1500 muss der Streit beendet gewesen sein, ab da wurde nur noch die Propstei als alleinige Besitzerin der Gemarkung erwähnt. Der genaue Umfang des mittelalterlichen Dorfes ist nicht bekannt, es dürften etwa 20 Höfe gewesen sein.[4]

Schloss auf dem Wulsenberg

Auf dem Wulsenberg soll einmal ein Schloss gestanden haben, das von den Grafen von Erling oder von Erlingen bewohnt wurde. Der Sage nach hat der letzte Graf, der kinderlos blieb, den Besitz seinen zwölf Knechten vermacht, die sich nach seinem Tod hier niederließen und Erlinghausen gründeten. Als Standort dieses Schlosses wurde ein Hochplateus angegeben, an der heute noch eingemeißelte Vertiefungen zu sehen, die als Balkenauflage gedient haben. Da hier früher Steine gebrochen wurden, ist kaum etwas erhalten.[5]

Zweiter Weltkrieg

Am 29. März 1945 wurde Erlinghausen von zwei Granaten von US-Panzern aus Richtung Prieserberg getroffen.[6] Drei Einwohner wurden verwundet. Einer davon starb erst zwei Jahre nach der Verwundung an den Folgen. Am 1. April besetzten US-Soldaten das Dorf, dazu mussten 39 von 139 Häusern ganz oder teilweise geräumt werden. Fünf Wehrmachts-Soldaten, welche sich auf Urlaub bei ihren Familien befanden, wurden verhaftet.

Im Zweiten Weltkrieg fielen 63 Erlinghauser, davon die meisten an der Ostfront, als Soldaten oder starben in Gefangenschaft.[7]

Am 1. Januar 1975 wurde Erlinghausen in die neue Stadt Marsberg eingegliedert.[8]

Die katholische Kirche St. Vitus ist denkmalgeschützt

Wappen

Wappen der ehemaligen Gemeinde Erlinghausen
Blasonierung

In Gold ein aus einem doppelreihig blau-silbern geschachten schräggestellten Schildfuß wachsender blauer Abtstab.

Beschreibung

Der Abtstab deutet auf die Äbte von Corvey, denen das Stift in Marsberg unterstand und das Besitz in Erlinghausen hatte. Der Schachbalken erinnert an den Adligen Beringer von Horhusen, der 1201 diesen Grundbesitz an das genannte Stift übergab. Die amtliche Genehmigung erfolgte am 6. Juli 1967.[9]

Söhne und Töchter

Literatur

  • Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939-1945 - Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet. Josefs-Druckerei, Bigge 1955.
  • Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984

Einzelnachweise

  1. Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984 Seiten 23 und 24
  2. Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984, Seiten 25 und 26
  3. Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984 Seiten 37 bis 42
  4. Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984 Seiten 42 bis 44
  5. Gerhard Brökel Erlinghausen. Eine Dorfgeschichte. Hrsg. von der Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Erlinghausen, Benedict-Press, Münsterschwarzach 1984 Seiten 44 bis 45
  6. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939-1945. 1955, Abschnitt Erlinghausen, S.  96-97.
  7. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939-1945. 1955, Ehrentafel Abschnitt Erlinghausen, S. 220-221.
  8. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  9. Eduard Belke, Alfred Bruns, Helmut Müller: Kommunale Wappen des Herzogtums Westfalen, Arnsberg 1986, S. 144 ISBN 3-87793-017-4