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Lingen (Ems)

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Wappen Karte
Das Lingener Stadtwappen Lingen in Deutschland
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Kreis: Emsland
Fläche: 176,13 km²
Einwohner: 56.463 (1. November 2005)
Bevölkerungsdichte: 291 Einwohner je km²
Höhe: 22 m ü. NN
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Postleitzahlen: 49808, 49809, 49811
Vorwahlen: 0 59 1   (Zentrum)

0 59 06 (Bramsche/Lünne)
0 59 07 (Geeste)
0 59 37 (Geeste, Groß Hesepe)
0 59 63 (Bawinkel)

Kfz-Kennzeichen: EL (früher: LIN)
Gemeindeschlüssel: 03 4 54 032
Stadtgliederung: 12 Stadtteile/Stadtbezirke
Adresse der
Stadtverwaltung:
Elisabethstraße 14-16
49808 Lingen (Ems)
Website: www.lingen.de
E-Mail-Adresse: info@lingen.de
Politik
Bürgermeister: Heiner Pott (CDU)
Bundestagsabgeordneter: Dr. Hermann Kues MdB (CDU)

Lingen (Ems) ist eine große selbstständige Stadt im Landkreis Emsland, in Niedersachsen. Die an der Ems und nahe der Grenze zu den Niederlanden liegende Stadt hat 56.463 Einwohner (Stand: 1. November 2005).

Geografie

Lingen liegt im südlichen Teil des sich hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung ausdehnenden Emslandes. Obwohl von Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft die größte Stadt des Emslandes, ist das im Landkreis zentraler liegende Meppen Kreisstadt.

Nachbargemeinden

Lingen grenzt im Norden an Geeste und Bawinkel, im Osten an Langen, Thuine und Messingen, im Süden an Lünne und Emsbüren sowie im Westen an Wietmarschen.

Stadtgliederung

Die Stadt Lingen (Ems) setzt sich aus der historischen Kernstadt und 10 Stadtteilen zusammen, die - früher selbständige Gemeinden - die Kernstadt umschließen. Im einzelnen sind dies

  1. Altenlingen
  2. Baccum
  3. Bramsche
  4. Brockhausen
  5. Brögbern
  6. Clusorth-Bramhar
  7. Darme
  8. Holthausen-Biene
  9. Laxten
  10. Schepsdorf

Vergrößerung des Stadtgebietes

In den 70er-Jahren wurde das Stadtgebiet durch Zusammenschlüsse und Eingemeindungen im Rahmen der Gemeindereform vergrößert. Schon 1970 schlossen sich die Gemeinden Darme, Laxten und Brockhausen freiwillig Lingen an. 1974 wuchs die Stadt um das Gebiet der bisherigen Gemeinden Bramsche-Wesel, Estringen, Hüvede-Sommeringen, Mundersum, Baccum, Ramsel, Münnigbüren, Holthausen, Brögbern, Clusorth-Bramhar, Altenlingen und Schepsdorf. 1978 wurden kleinere Gebiete von der Gemeinde Wietmarschen an Lingen übertragen, nämlich Wachendorf, Rheitlage und Herzford.

Geschichte

  • 975 Erste urkundliche Erwähnung; Kaiser Otto II. überträgt Bischof Rudolf von Osnabrück verschiedene Güter in Lingen als Lehen
  • 1227 Lingen besitzt stadtähnlichen Charakter; die Bischöfe von Osnabrück und Münster vereinbaren, nach einer erfolgreichen Eroberung Lingens die dortigen Einkünfte aus Zoll, Münze und Gericht unter sich aufzuteilen.
  • 1314 Das Lingener Marktrecht ist Vorbild für den neu eingerichteten Markt in Friesoythe.
  • 1372 Die Zeiten sind kriegerisch. In höchster Not wird eine Bürgerwehr aus kaum erwachsenen Jünglingen gegründet. Tapfer verteidigen sie ihre Heimat und verhindern, dass der Feind die Stadt erobert. So retten sie Frauen, Kinder und ihre älteren Mitbürger - die "Kivelinge".
  • 1394 Ältester Beleg für das Lingener Stadtwappen mit den drei Türmen.
  • 1401 Graf Nikolaus II. von Tecklenburg bestätigt das um die Mitte des 14. Jahrhunderts verliehene und 1366 erstmals erwähnte Lingener Stadtrecht.
  • 1498 Teilung der Grafschaft Tecklenburg; die Grafschaft Lingen entsteht. Graf Nikolaus IV. residiert bis 1541 auf der Burg Lingen.
  • 1548 Eine verheerende Feuersbrunst zerstört große Teile der Stadt.
  • 1554 In Lingen wird eine kaiserliche Poststation eingerichtet; die heute noch bestehende (Alte) Posthalterei am Markt wird 1653 erbaut.
  • 1597 Prinz Mauritz von Oranien erobert die Festung Lingen für die niederl. Generalstaaten.
  • 1605 Rückeroberung Lingens durch den spanischen Feldherrn Ambrosio Spinola.
Lingen um 1647
  • 1632 Die Festung Lingen wird geschleift; Lingen geht Anfang 1633 in den Besitz des niederländischen Hauses Oranien über.
  • 1697 Gründung der Universität (Gymnasium academicum) in Lingen durch den niederl. Wilhelm III, Prinz von Oranien.
  • 1702 Die Stadt und die Grafschaft Lingen fallen an Preußen.
  • 1855 Dechant Dr. Johann Bernhard Diepenbrock gründet das St. Bonifatius-Hospital.
  • 1856 Durch die Eröffnung der Bahnstrecke Emden-Rheine erhält Lingen einen Anschluss an das Schienennetz; Bau des Eisenbahnausbesserungswerks, das zum größten Arbeitgeber der Stadt wird
  • 1927 Lingen wird von einem schweren Wirbelsturm heimgesucht, viele Häuser der historischen Innenstadt werden schwer beschädigt.
  • 1934 Im Lingener Stadtteil Reuschberge entstehen ausgedehnte Kasernenanlagen, die 1935 bezogen werden, und noch heute von der Bundeswehr genutzt werden.
  • 1938 Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November setzen Nazis die Lingener Synagoge in Brand.
  • 1944 Zwei Luftangriffe der Alliierten zerstören das Eisenbahnausbesserungswerk und Teile Lingens.
  • 1946 Im Februar überschwemmt ein Hochwasser der Ems das Stadtzentrum und richtet große Zerstörungen an.
  • 1950 Inbetriebnahme der mit Mitteln des Marshallplanes erbauten Erdölraffinerie Emsland für 550.000 t/a deutschen Rohöls aus den Erdölfeldern des Emslandes und angrenzender Gebiete, Inbetriebnahme 1953
  • 1956 Lingen wird Bundeswehr-Garnisonsstadt.
  • 1975 Beginn der Umgestaltung der Innenstadt: Heute umfasst ein Fußgängerbereich die hist. Looken-, Marien-, Burg-, und Große Straße, den Marktplatz, den Universitätsplatz und die angrenzenden Innenstadtstraßen.
  • 1977 Lingen verliert im Zuge der nieders. Kreisreform den Kreissitz, wird aber Große selbständige Stadt; seither gehört Lingen zum Landkreis Emsland.
  • 2000 Mit Gründung der Institute für Management und Technik, Kommunikations-Management sowie Theaterpädagogik der FH Osnabrück wird Lingen wieder Hochschulstandort.

=== Einwohnerentwicklung === (jeweils zum 31. Dezember, nur Erstwohnsitz)

Politik

Im Stadtrat hat die CDU seit Jahrzehnten die absolute Mehrheit. Zuletzt wurden die 42 Ratsherren und -frauen am 9. September 2001 gewählt. Hinzu kommt der direkt gewählte Oberbürgermeister. Die 43 Sitze verteilen sich wie folgt:

Die nächsten Kommunalwahlen werden 2006 stattfinden.

Kinder- und Jugendparlament

In Lingen gibt es ein Kinder- und Jugendparlament. Es kann unter anderem jährlich über die Verwendung von 9000 Euro aus Mitteln der Stadt für Projekte entscheiden.

Partnerstädte

Lingen (Ems) hat fünf Partnerstädte:

Verkehr

Straße

Lingen wird von der Autobahn 31 tangiert und ist Schnittpunkt der Bundesstraßen B 70, B 213 und B 214.

Die Stadt liegt an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route.

Schiene

Lingen liegt an der 1855 eröffneten Eisenbahnlinie Ruhrgebiet – Nordsee ("Emslandstrecke"). Am Bahnhof Lingen (Ems) halten die zweistündlich verkehrenden Intercitys der Linie Luxemburg - Norddeich. Außerdem verkehrt stündlich der "Emsland-Express" Münster - Emden. Im Güterverkehr spielen vor allem die Güterbahnhöfe Holthausen (Erdölraffinerie) und Hanekenfähr (Industriegebiet Lingen-Süd) eine größere Rolle, außerdem gibt es Industrie-Anschlußgleise in Lingen-Damaschke (derzeit nicht genutzt) sowie mehrere Güterverkehrsgleise und eine Verladerampe am Bahnhof Lingen(Ems).

Von 1904 bis 1952 gab es außerdem eine Schmalspurbahn von Lingen über Berge nach Quakenbrück, die Personen- und Güterverkehr durchführte.

Wasserwege

Die Ems bei Lingen ist schiffbar, wird heute jedoch nur noch im Freizeitverkehr befahren. Bereits seit 1829 umfährt der Güterverkehr die zahlreichen Schleifen der Ems zwischen Lingen und Meppen auf einem Kanal, der damals Ems-Hase-Kanal hieß und seit über hundert Jahren in den Dortmund-Ems-Kanal einbezogen ist.

Die Erdölraffinerie in Holthausen sowie das Benteler-Stahlwerk in Hanekenfähr haben eigene Häfen. Hingegen haben der Alte und der Neue Hafen, nahe des Stadtzentrums gelegen, an Bedeutung für die Wirtschaft verloren.

Bildung

Lingen verfügt über zahlreiche allgemeinbildende Schulen, darunter eine integrierte Gesamtschule und drei Gymnasien. Die Gymnasien Georgianum und Johanneum sind staatliche Schulen und arbeiten eng zusammen, während das Franziskusgymnasium im Stadtteil Laxten eine katholische Schule in Trägerschaft des Ordens der Franziskanerinnen von Thuine ist.

Seit 1988 existiert die Berufsakademie Emsland, welche die Bachelorstudiengänge Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen anbietet.

Im Jahr 2000 wurde der Standort Lingen der Fachhochschule Osnabrück gegründet, der die Fakultät Gesellschaft und Technik mit den Instituten Management und Technik, Kommunikations-Management sowie Theaterpädagogik umfasst.

Sehenswürdigkeiten

Innenstadt

Der Marktplatz gilt als beste Stube der Stadt. Das historische Rathaus von 1555 mit seinem Treppengiebel von 1663 gilt als das Wahrzeichen der Stadt; es dient heute repräsentativen Zwecken und steht für standesamtliche Trauungen zur Verfügung. Gleich daneben befindet sich die Alte Posthalterei, ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Walmdach, das von 1653 bis 1851 Lingens Poststelle war und heute eine Gaststätte beherbergt. Ansonsten wird der Marktplatz von Giebelhäusern beherrscht, zu denen das Haus der Kivelinge von 1583 zählt, eines der ältesten Bürgerhäuser Lingens. Dieses befindet sich im Besitz des 1372 gegründeten Bügersöhneaufzuges zu Lingen, den Kivelingen.

Östlich des Marktplatzes und mit ihm durch die schmale Clubstraße verbunden, liegt der Universitätsplatz mit dem 1678 bis 1680 gebauten Seminargebäude (heute Kunstschule des Kunstvereins Lingen), dem Professorenhaus von 1684/85 (heute Theaterpädagogisches Zentrum, TPZ) und der barocken evangelisch-lutherischen Kreuzkirche, die 1733 bis 1737 errichtet und 1888 im neuromanischen Stil erweitert wurde.

Die schönste Straße Lingens dürfte die Burgstraße sein. Vom Marktplatz aus findet man zunächst das Hellmannsche Haus von 1641 mit seinem reich ornamentierten Fachwerkgiebel und die ab 1832 errichtete katholische Bonifatiuskirche. Etwas weiter findet man das Palais Danckelmann von 1646, das seit Jahrhunderten das Amtsgericht beherbergt; im zugehörige Kutscherhaus (Gesindehaus) aus dem frühen 18. Jahrhundert befindet sich ein Teil des Heimatmuseums.

Sehenswert sind auch die evangelisch-reformierte Kirche an der Kirchstraße und der 1961 durch die Kivelinge restaurierte Pulverturm als Überrest der ehemaligen Festung.

Außenbereich

Außerhalb des Stadtzentrums sind das im Süden gelegene Schloss Herzford und das im Norden der Stadt gelegene 180 Hektar große Speicherbecken zu erwähnen, das in den 80er-Jahren als Kühlwasserreservoir für das Kernkraftwerk gebaut wurde und ein beliebtes Naherholungsgebiet ist.

In der Nähe von Lingen betreibt der NDR eine Sendeanlage für UKW, TV und MW. Als Antennenträger wird ein 227 Meter hoher, geerdeter Stahlrohrmast mit einer Reusenantenne für Mittelwelle verwendet.

Baustellen

Lookentorpassage

Am 18. November 2005 gab der Lingener Stadtrat nach heftigen Diskussionen in der Bevölkerung grünes Licht für die Errichtung der überdachten Lookentorpassage. Die Lookentorpassage, die auf dem Postgelände errichtet wird, soll Lingen (Ems) als Einkaufsstadt der Region stärken und mit insgesamt 14.000m² Verkaufsfläche (davon 7000m² neu) neue Geschäfte in die Stadt holen. Kritiker fürchten, dass dadurch noch mehr Leerstände in der Altstadt entstehen würden und die Verkehrsanbindung schlecht geplant ist. Baubeginn soll der Januar 2006 sein, nach 1 1/2 Jahren soll die Einkaufspassage dann fertiggestellt worden sein.

Bahnhof

Auch Anfang 2006 soll der Umbau des Bahnhofes beginnen. Ziel dieser Baumaßnahme ist es, ein Nadelöhr im Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Rheine und Emden zu beseitigen: Der ursprüngliche Mittelbahnsteig des Lingener Bahnhofs ist nach heutigen Vorgaben zu schmal und kann außerdem nur durch direktes Überqueren der Schienen erreicht werden; daher wurde er bereits Anfang der 80er Jahre gesperrt. Seitdem verfügt der Bahnhof über nur ein Haltegleis für Personenzüge in beide Richtungen, sodass sich in ungünstigen Fällen Verspätungen in einer Fahrtrichtung auch auf Gegenzüge auswirken können. Daher wird nun ein neuer Mittelbahnsteig der Deutschen Bahn errichtet, außerdem wird eine Unterführung für Fussgänger und Radfahrer gebaut, die auch das neue Gleis mit dem Bahnhof verbinden soll.

Geplant ist eine Bauzeit von zwei Jahren. Im Anschluss soll der ZOB umgebaut werden und eine DB Fahrradstation errichtet werden.

Kultur

Kulturelle Einrichtungen

In Lingen existieren diverse kulturelle Einrichtungen, u. a.:

  • das Jugendzentrum Alter Schlachthof,
  • die Emslandhallen als Messe- und Veranstaltungszentrum,
  • das Theater an der Wilhelmshöhe,
  • das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ),
  • das Emslandmuseum,
  • der Lern- und Gedenkort Jüdische Schule,
  • das Kulturforum Sankt Michael,
  • die Halle IV des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes als Kunsthalle,
  • die Kunstschule und,
  • die Musikschule des Emslandes.

Veranstaltungen

Folgende wiederkehrende kulturellen Veranstaltungen finden in Lingen statt:

  • Alle drei Jahre zu Pfingsten, zuletzt 2005, veranstalten die Kivelinge das Kivelingsfest und verwandeln die Innenstadt in einen mittelalterlichen Markt.
  • Ein weiterer mittelalterlicher Markt ist der Spinola Markt, der jeden Sommer veranstaltet wird.
  • Seit 1990 findet alle vier Jahre in Lingen das Welt-Kindertheater-Fest statt.
  • Jedes Jahr wird am zweiten Wochenende im September das Altstadtfest in der Innenstadt gefeiert.
  • Jedes Jahr im Sommer veranstalten die Abiturienten der drei Lingener Gymnasien auf einer Wiese in der Nähe des alten Kernkraftwerkes das Abifestival, ein „Umsonst und draußen“-Musikfestival.
  • An den ersten Wochenenden im Mai und im Oktober findet die Frühjahrs- bzw. Herbst-Kirmes auf dem Festgelände an den Emslandhallen statt.
  • Seit 6 Jahren wird in Lingen das Internationale Dressurfestival veranstaltet

Wirtschaft

Eisenbahnausbesserungswerk

Beim Bau der Hannoverschen Westbahn Löhne - Emden wurden in Lingen die zentralen Werkstätten angelegt und 1856 in Betrieb genommen. Sie ernährten zeitweise ein Drittel der Lingener Haushalte und waren lange Zeit der einzige größere Industriebetrieb Lingens. Nach langem Schrumpfen wurde das Bundesbahn-Ausbesserungswerk Lingen 1985 geschlossen.

Das Wagenwerk wurde abgerissen; an seiner Stelle stehen heute die Emslandhallen, in denen Märkte und Veranstaltungen stattfinden. Nach jahrelangem Leerstand und Verfall des direkt am Bahnhof gelegenen Lokwerks wurde zunächst die Halle IV saniert. Seit 1997 ist dort ein Zentrum für Wirtschaft, Medien und Kunst angesiedelt. Die restlichen Hallen werden seit 2003 zu einem IT-Zentrum ausgebaut, in das auch neue Institute der Fachhochschule Osnabrück einziehen sollen.

Erdölindustrie

Die Stadt Lingen gilt seit dem zweiten Weltkrieg als Zentrum der deutschen Erdölindustrie. Von Lingen wurden die Erdölvorkommen im Emsland, die die größten in Deutschland sind, sowie die Erdgasvorkommen in der norddeutschen Tiefebene erschlossen. Ende der vierziger Jahre hat sich in Lingen die Deutsche Schachtbau- und Tiefbohrgesellschaft mbH angesiedelt, die in den siebziger und achtziger Jahren eine der bedeutensten Arbeitgeber der Stadt war. Nach zahlreichen Übernahmen firmiert die Gesellschaft seit 2003 unter dem Namen Gaz de France Produktion Exploration Deutschland GmbH. Die Produktion betrug im Jahr 2004 1,4 Milliarden m³ Erdgas sowie 511.000 t Erdöl.

Die seit 1953 bestehende Erdölraffinerie Emsland (BP Lingen) im Ortsteil Holthausen stellt mit etwa 600 Mitarbeitern bei einer Kapazität von ca. 4,1 Mio. t p. a. unter anderem Kraftstoffe, leichtes Heizöl und Flüssiggas aus deutschem und ausländischem Rohöl her.

Mit der WEATHERFORD KOPP GmbH und der Rosen Engineering GmbH haben zudem zwei bedeutende Dienstleister für die Pipeline-Industrie ihren Sitz in Lingen.

Kraftwerke

1968 nahm der VEW-Konzern in der damals noch selbstständigen Gemeinde Darme das Kernkraftwerk Lingen in Betrieb. Es war eines der ersten kommerziellen Kernkraftwerke Deutschlands. Bereits 1979 wurde es stillgelegt. 1989/90 erlangte es noch einmal eine gewisse Bekanntheit, als dort Molkepulver dekontaminiert wurde, das nach der Katastrophe von Tschernobyl verstrahlt worden war.

Seit 1972 bzw. 1975 laufen in der Nachbarschaft des Kernkraftwerkes zwei GuD-Kraftwerke, die Erdgasblöcke des Kraftwerkes Emsland mit einer Leistung von insgesamt 420 Megawatt.

1988 wurde das Kernkraftwerk Emsland mit einer Leistung von 1400 Megawatt in Betrieb genommen. Es ist eines der jüngsten deutschen Kernkraftwerke und gilt als eines der sichersten. Seit 2002 gibt es in unmittelbarer Nähe ein Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente.

Alle diese Kraftwerke gehörten ursprünglich dem VEW-Konzern. Seit dessen Fusion mit RWE gehören sie zur RWE Power AG. In den Lingener Kraftwerken sind über 400 Menschen beschäftigt.

Industriepark Lingen-Süd

In der Nähe der Kraftwerke entwickelte sich ein Industriegebiet. Dort gibt es unter anderem

Weitere wichtige Wirtschaftszweige

  • Erwin Müller GmbH (ca. 550 Mitarbeiter in Lingen): Hefttechnik (Marke NOVUS) und Bad- Bau- und Klimatechnik (Marke EMCO)
  • Kampmann GmbH (ca. 500 Mitarbeiter in Lingen): insb. Klimatechnik
  • Anlagenbau
  • Landwirtschaft

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Deutscher Städteatlas; Band: II; 8 Teilband. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis - Serie C. Im Auftrag des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte e. V. und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hrsg. von Heinz Stoob †, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek. Stadtmappe Lingen, Autor: Wilfried Ehbrecht. ISBN: 3-89115-319-8; Dortmund-Altenbeken, 1979.
  • Herbert Wagner: Die Gestapo war nicht allein... Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch - niederländischen Grenzgebiet 1929 - 1945. LIT - Verlag. Münster 2004.