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Wehrmacht

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Der Begriff Wehrmacht bezeichnet die deutschen Streitkräfte, die 1935 gebildet wurden und einen verbrecherischen Vernichtungskrieg gegen die osteuropäischen Staaten führten.

Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg war durch den Versailler Vertrag die zulässige Truppenstärke des deutschen Heeres auf 100.000 Mann (plus 15.000 Mann Marine) beschränkt worden mit der zusätzlichen Auflage, keine schweren Waffen, keine schwere Artillerie und keine Luftwaffe zu besitzen. Am 23. März 1921 wurde die Reichswehr unter dieser Auflage gegründet. Allerdings gab es bereits Ende der Zwanziger Jahre Bestrebungen, diese Auflagen im Zusammenspiel mit der Sowjetunion zu umgehen.

Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht 1935 wurde die Reichswehr zum "Massenheer" ausgebaut. Unmittelbar nach dem Tode Paul von Hindenburgs wurden die Streitkräfte auf die Person Hitlers vereidigt. Dieser persönliche Eid hinderte viele Soldaten am aktiven Widerstand gegen verbrecherische Befehle der Führung.

Militärische Erfolge im Blitzkrieg gegen Polen und Frankreich überzeugten auch kritische Stimmen in der deutschen Militärführung von dem neuen Konzept der Streitkräfte, welches auf eine "Tiefenrüstung" verzichtete und bewusst eine "Breitenrüstung" wählte, was sich während des Kriegsverlaufs, als schwächere Länder nicht mehr innerhalb weniger Wochen überrannt werden konnte, rächte.

Die Wehrmacht umfasste (nach unterschiedlichen Quellen) 12 bis 20 Millionen Mann, unter ihnen auch viele Freiwillige aus europäischen Ländern, "Volksdeutsche" (Balten, Balkanbewohner, Russen u.a.). Anders als im Kaiserlichen Heer genossen Offiziere in der Wehrmacht keine besonderen Vergünstigungen in Bezug auf Verpflegung.

Verbrechen und Opfer der Wehrmacht

Zahlreiche Todesopfer und Kriegsverbrechen sind der Wehrmacht anzulasten, wie zum Beispiel die Durchführung und militärische und logistische Beihilfe zu Massenerschiessungen, Deportationen, Zwangsverschleppungen, Massakern.

  • Hinrichtungen von Zivilisten und Widerstandsgruppen
  • Geiselerschießungen
  • Beteiligung an Massakern und Massenerschießungen wie in Babi Yar
  • enge Zusammenarbeit mit der SS bei der Judenvernichtung und bei Massenmorden
  • die Belagerung und das "Aushungern" von Städten und Regionen wie Leningrad (mit etwa 1 Million Todesopfern, nach dem Plan "zigmillionen Russen verhungern zu lassen")
  • der Bombenkrieg gegen Städte wie Warschau, Guernica, Coventry, London, Leningrad, Kiew und Rotterdam, sowie gegen zahlreiche Dörfer
  • völkerrechtswidrige Behandlung von gefangenen sowjetischen Soldaten; ca. 3,3 Millionen wurden zu Opfern dieser Politik
  • völkerrechtswidrige Erschießungen von gefangenen Soldatinnen der Roten Armee
  • völkerrechtswidrige Erschießungen sowjetischer Kommissare, also Angehöriger der sowjetischen Roten Armee, aufgrund des sogenannten Kommissarbefehls vom 6. Juni 1941, unterzeichnet "im Auftrag" des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht durch den General Walter Warlimont, wonach "im Kampf gegen den Bolschewismus (...) insbesondere gegenüber den politischen Kommissaren (..) eine Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme (..) falsch ist (..) Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen."

Opfer, Raub und Zerstörungen der Wehrmacht in der UdSSR

Die meisten Opfer und Zerstörungen zeitigten die Wehrmachtsaktivitäten in der UdSSR.

  • Rund 20 Millionen tote UdSSR-Bürger
  • 1.200.000 zur Zwangsarbeit verschleppte Sowjetbürger, von denen 90 % in Deutschland umkamen
  • vollständige oder teilweise Zerstörung von 1710 Städten und über 70.000 Dörfern in der UdSSR
  • 6 Millionen Gebäude wurden in der UdSSR niedergebrannt und dabei 25 Millionen Menschen obdachlos gemacht
  • Zerstörung von 31.850 Industriebetrieben, von 65.000 km Eisenbahngleisen, 4100 Eisenbahnstationen, 36.000 Post- und Telegrafenämtern, 40.000 Krankenhäusern und Heilanstalten, 84.000 Schulen Hochschulen und Instituten, 43.000 öffentlichen Bibliotheken in der UdSSR
  • Zerstörung oder Raub von 239.000 Elektromotoren, 175.000 Werkzeugmaschinen
  • Zerstörung oder Plünderung von 98.000 Landwirtschaftsbetrieben, 2890 Maschinen- und Traktorenstationen in der UdSSR
  • Raub von 7 Millionen Pferden, 17 Millionen Rinder, 20 Millionen Schweine, 27 Millionen Schafe und Ziegen, 110 Millionen Geflügel in der UdSSR


Rezeption des Verhaltens der Wehrmacht

Die Wehrmacht konnte sich zunächst vor einer nationalsozialistischen Indoktrination schützen, was auch Mitgliedern der Verschwörung des 20. Juli Möglichkeiten bot. Doch die SS und die NSDAP versuchten zunehmend, das Militär zu politisieren. Gegen Kriegsende wurden jedem Truppenteil "NS-Führungsoffiziere" zugeordnet. Typisch war in der oberen Wehrmachtführung jedoch bis zum Schluss der unpolitische Technokrat, der sich auf sein militärisches Fachgebiet beschränkte und moralische und politische Fragen ignorierte oder verdrängte.

In den Nürnberger Prozessen wurde die Wehrmacht aus politischen Gründen trotz ihrer Beteiligung an Kriegsverbrechen nicht zur verbrecherischen Organisation deklariert. Führende Offiziere wie Wilhelm Keitel wurden allerdings als Hauptkriegsverbrecher angeklagt und für schuldig befunden.

Die umstrittene sog. Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung dokumentierte für ein breites Publikum, dass Wehrmachtssoldaten auch aktiv an Hinrichtungsaktionen von Zivilisten und Widerstandskämpfern sowie am Völkermord gegen Juden beteiligt gewesen waren. Sie hatten Massengräber ausgehoben sowie Erschießungen und Vergeltungsaktionen an Zivilisten durchgeführt. Diese Ausstellung griff die bis dahin in Deutschland vorherrschende Legende einer 'sauberen', rein auf das militärische beschränkten Wehrmacht an. Jedoch wurden in der ersten Fassung der Ausstellung auch einige wenige Fotos von Verbrechen gezeigt, die die Wehrmacht nicht begangen hatte. Nach dem Protest eines polnischen und eines ungarischen Historikers wurden die Exponate überprüft und die Ausstellung entsprechend wissenschaftlicher Ansprüche überarbeitet.

Die starre Durchführung von Durchhaltebefehlen (zum Beispiel bei der Schlacht um Stalingrad) kostete viele deutschen Soldaten vermeidbar das Leben. Generäle die sich diesen, fast immer von Hitler persönlich gegeben Befehlen widersetzten, wurden meistens abgelöst, aber nicht weiter belangt.

Andererseits sind die Ereignisse vom 20. Juli 1944 wesentlich von einigen Angehörigen des Offizierkorps getragen worden, von denen jedoch einige ebenfalls eine nationalsozialistische Weltanschauung hatten und die an Hitler nur seine falsche Militärstrategie, nicht aber seine Ziele und Methoden kritisierten.

Wichtige Persönlichkeiten:

Siehe auch: Reichswehr, Bundeswehr, Nationale Volksarmee