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Ölfördermaximum

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Dezember 2005 um 22:55 Uhr durch Hadhuey (Diskussion | Beiträge) (- Peak-Oil wurde nach Ölfördermaximum verschoben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mit Peak-Oil (auch Hubbert's Peak bzw. depletion mid-point; wörtl.: Ölspitze, Erdölproduktionsspitze) wird der Zeitpunkt bezeichnet, an dem die Fördermenge einer Ölquelle bzw. weltweit aller Erdölquellen überhaupt ihr Maximum erreicht. Dieser Scheitelpunkt markiert den Zeitpunkt, ab dem Erdöl nicht mehr als quasi unerschöpflicher, billiger Rohstoff und Energieträger zur Verfügung stehen wird. Mit dem Erreichen des globalen Fördermaximums steigt zwingend der Preis stetig an, weil danach aus geologischen bzw. physikalischen Gründen die Erdölförderung kontinuierlich abnimmt und nicht mehr gesteigert werden kann und somit das Angebot die Nachfrage nicht mehr befriedigen kann.

Die Theorie - Peak-Oil in der Vergangenheit

Die Gaußsche Glockenkurve wird als Modell für die Entwicklung der Erdölförderung verwendet

Untersuchungen des US-Ölgeologen Marion King Hubbert aus den 1950er Jahren zufolge ähnelt der Verlauf der Produktionsmenge einer Ölquelle dem mathematischen Modell einer Glockenkurve. Nach einer anfänglichen Steigerung fällt nach Überschreiten des Maximums die Fördermenge stetig ab.

Zu Beginn der Förderung aus einer Ölquelle steht die Lagerstätte unter einem sehr hohen physikalischen Druck. Aufgrund dieses hohen Druckes kann die Fördermenge zunächst gesteigert werden. Wenn etwa die Hälfte des Öls aus einer Quelle gefördert worden ist, ist die Spitze (Peak) der möglichen Förderleistung überschritten. Aufgrund des sinkenden Druckes im Feld sinkt nun die Förderleistung kontinuierlich. Zudem steigt kontinuierlich der energetische und finanzielle Aufwand, das restliche, schwerere und zähflüssigere Öl zu fördern. Auch führen Versuche, den Druck im Feld künstlich anzuheben (etwa durch Einleiten von Wasser), zu Schwierigkeiten. Die geförderte Flüssigkeit enthält zunehmend mehr Wasser. Das verbliebene Öl hingegen wird zähflüssiger und muss in der Folge abgepumpt werden, was einen erheblichen zusätzlichen Energieaufwand darstellt.

Dieses Modell der Glockenkurve hinsichtlich der Förderleistung einer Ölquelle lässt sich auf die gemeinsame Förderleistung mehrerer Ölfelder, Regionen und schließlich auf die ganze Welt übertragen, da die Summe der Förderkurven mehrerer Ölquellen ebenfalls durch eine Glockenkurve beschrieben werden kann. So sagte Hubbert bereits 1956 den Peak, die Produktionsspitze, der USA für das Jahr 1971 richtig voraus. Seitdem geht die inländische Förderung in den USA kontinuierlich zurück. Dass dort und in anderen Industriestaaten seither dennoch der Verbrauch anstieg, war nur durch die weltweite Erschließung weiterer Ölfelder möglich. Das Modell der Hubbert-Kurve wurde auch in der Folge bestätigt, etwa für die Erdölproduktion Norwegens, die im Jahre 2001 ihren Peak erreichte. Manche der ehemals großen Öl-Lieferländer sind inzwischen zu Öl-Importländern geworden, weil die eigene Produktion rückläufig, der Verbrauch aber ansteigend ist.

Über die Erdölförderung anderer Länder, insbesondere der OPEC-Staaten, sind exakte Daten für einzelne Ölfelde häufig öffentlich nicht zugänglich. Dass die Förderung der Nicht-OPEC-Staaten insgesamt zurückgeht, ist bekannt. Zudem wird angenommen, dass die Quote der OPEC-Staaten schon nahe an ihrem Produktionsmaximum liegt. Vermutlich lässt sich nur im Irak und an der westafrikanischen Küste die Produktion noch steigern.

Peak-Oil der Gegenwart

Die Ölproduktion außerhalb der OPEC und früheren Sowjetunion (FSU) hat den Höhepunkt überschritten und fällt seit dem ab. Die Ölproduktion der OPEC und FSU steigt jedoch weiter. Quelle: Strategic Significance of America's Oil Shale Resource: Volume I - Assessment of Strategic Issues

Einige Experten halten die üblicherweise genutzte statische Reichweite der Erdölreserven der Erde (BP: geschätzt ca. 40-50 Jahre) für irreführend, da darin weder ein steigender Ölbedarf noch die Auswirkungen auf den Weltmarktpreis berücksichtigt werden. Peak-Oil sei deshalb von zentraler Bedeutung, weil damit zu rechnen ist, dass mit seinem Erreichen der Preis überproportional ansteigen wird und eine letzte, finale Ölkrise auslöst. Nicht mehr primär die Nachfrage wird dann den Preis auf dem Markt regulieren, sondern das immer knappere Angebot (sog. "sellers market").

Nach Ansicht einiger Experten ist Peak-Oil außerhalb des Gebietes der OPEC schon im Jahr 2000 überschritten worden (andere Meinungen gehen hier vom Jahr 2010 aus). Dies hätte zur Konsequenz, dass die OPEC wieder mächtiger und einflussreicher wird. Sie kann die Förderquote und damit den Preis bestimmen und wachsenden politischen Druck auf die Industrienationen ausüben, da ein immer größerer Anteil der Weltölförderung auf ihrem Territorium erfolgt, insbesondere in Saudi Arabien, Irak und Iran.

Indizien für ein bevorstehendes Ölfördermaximum

Die an einigen Stellen zu beobachtende Zurückhaltung beim Neubau von Pipelines und Raffinerien könnten die Vorzeichen einer "untergehenden Industrie" darstellen. Wenn sich dort große, langfristige Investitionen nicht mehr lohnen, werden sie nicht mehr getätigt. Statt dessen wird mit dem vorhandenen Material unter Volllast produziert. Indizien könnten ferner der nicht stattfindende Neubau von Öltankern, die maroden Förderanlagen in Russland und am Kaspischen Meer, der schleppende Aufbau der irakischen Ölproduktion oder die voll ausgelasteten, überalterten Elektrizitätswerke und Raffinerien in den USA sein. Diese Umstände können schon bei kleinen Störungen und Engpässen zu erheblichen Auswirkungen auf den Ölmarkt und den Preis führen (Volatilität). Ein weiterer Grund für erhebliche Turbulenzen an den Ölmärkten kann das Verbraucherverhalten und die Intervention von Spekulanten darstellen. Peak-Oil wird deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit von massiven Preisschwankungen und auch temporären Förderungsrückgängen begleitet sein, bevor der finale Preisanstieg beginnt.

Ein weiteres Indiz ist der zunehmende Versuch der Steigerung der Produktion einzelner Felder durch Einsatz spezieller Techniken. Einige Experten halten dabei jedoch eine übertriebene, von den Industrienationen oft geforderte Steigerung der Fördermenge für letztendlich schädlich, da hohe Extraktionsraten ein Ölfeld irreversibel beschädigen oder dazu führen können, dass ein gesteigerter Prozentsatz an schlecht oder gar nicht förderbarem Öl im Feld zurückbleibt. Bei kleineren Ölfeldern in Syrien wurde dieser Effekt bereits beobachtet. Dies könnte bestehende und einkalkulierte Prognosen über Öl-Reserven nachträglich negativ beeinflussen. Ein solcher Umstand bei einem großen Feld wie beispielsweise Ghawar (Saudi Arabien) würde vermutlich Panikreaktionen hervorrufen. Dort wurden wegen der nachlassenden Ergiebigkeit bereits "Flaschenbürstenbohrungen" mit Wasserinjektionen durchgeführt.

Seit 2005 anerkennen sowohl eine aktuelle Studie der Internationalen Energieagentur als auch des US-Energieministerium das Problem eines Produktions-Peaks. Auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe erkennt das Phänomen eines Fördermaximums an und setzt dessen Zeitpunkt in spätestens 10-20 Jahren an; dies ist im Vergleich eine optimistische Schätzung.

Folgen eines steigenden Ölpreises

Die auf einen steigenden Ölpreis folgende Rezession wird den Ölabsatz sinken lassen und vorübergehende Preisnachlässe und Förderrückgänge bewirken. Das Sparverhalten von Verbrauchern oder staatliche Interventionen, etwa bei der Reduzierung von Hochverbrauchs-PKW (SUVs), können ebenfalls zu temporären Preiseinbrüchen und damit zur Streckung der Vorräte führen.

Finanziell gut ausgestattete Weltregionen werden bei einem steigenden Ölpreis den Hauptanteil der Weltölproduktion absorbieren, was zu einer Benachteiligung der Entwicklungsländer führen muss. Dort werden dann wirtschaftliche Probleme (Hungersnot, Verteilungsprobleme) wahrscheinlicher.

Pessimistische Stimmen halten Peak-Oil deshalb für den Wendepunkt in der Geschichte der industrialisierten Welt, da diese in allen Bereichen von ausreichend billigem Öl abhängig war und ist. Dies gilt insbesondere für die industrialisierte Landwirtschaft, welche nur unter Verwendung von fossiler Energie (Kohle, Öl) zu ihrer heutigen Leistungsfähigkeit gelangen konnte.

Sinkt jedoch die agrarische Kapazität, etwa durch Verminderung des Düngemittel- oder Pestizideinsatzes, des Maschineneinsatzes oder fallen Futtermittel und billige Transportwege aus, dann steigen die Preise für Lebensmittel an. Aus diesem Grunde könnte die Fähigkeit und die Bereitschaft in der Bevölkerung sinken, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Langfristig würde dann die Weltbevölkerung dem Verlauf der Glockenkurve folgen und stetig abnehmen. Es ist anzunehmen, dass dies nicht ohne Probleme vonstatten gehen kann.

Szenarien und Reaktionen

Ein Mangel an Erdöl bedeutet einen Mangel an (i) einer Energiequelle und (ii) einem Rohstoff.

Etwa 40% des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland beruht auf Erdöl. Vereinfacht betrachtet wird dieser Teil der Energieversorgung teurer und fällt mittelfristig aus. Prinzipiell gibt es zwei Konsequenzen, die bei einer geringeren Menge an Erdöl zur Energieherstellung folgen.

  1. Die bisher aus Öl gewonnene Energie wird zu einem gewissen Teil eingespart.
  2. Die bisher aus Öl gewonnene Energie wird zu einem gewissen Teil durch andere Energiequellen ersetzt.

Die Frage ist dabei vor allem, ob bei einer Reduktion des Verbrauchs von Erdöl noch die Ernährung der Weltbevölkerung gesichert ist und die Wirtschaft fortbestehen kann. Die Vereinfachung findet allerdings in der Ersetzung durch andere Energieformen schnell ihre Grenzen. Denn fraglich ist, ob Alternativen (a) finanziell ähnlich günstig wie Öl sein können (b) ähnliche qualitative Eigenschaften aufweisen (Transportabilität) sowie (c) quantitativ ausreichend bereitgestellt werden können.

Dabei wird häufig nicht genügend beachtet, dass Erdöl - was die Energiefrage betrifft - in der Hauptsache als leicht transportabler, mitführbarer Treibstoff dient und in der (standortgebundenen) Elektrizitätsgewinnung nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Allenfalls bei der Gewinnung von Heizwärme können regenerative Energien Heizöl direkt ersetzen. Für die Aufrechterhaltung der weltweiten Transportökonomie, auf der die globalisierte Wirtschaft beruht, bieten erneuerbare Energien bisher keinerlei adäquate Substitutionsmöglichkeiten für fossile Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin oder Kerosin.

Marktlösung?

Von einigen Ökonomen wird angenommen, dass derartige Probleme der Transition de facto nicht bestehen. Die Idee der Marktlösung besteht in der Annahme, dass der Markt das Problem im Spiel von Angebot und Nachfrage praktisch von alleine löst. Es wird angenommen, dass sogenannte unkonventionelle Ölvorkommen (Ölsand, Ölschiefer) mit steigenden Ölpreisen profitabel werden. Problematisch dabei ist, dass die Energiebilanz für solche schwierig auszubeutenden Vorkommen außer Acht gelassen wird, beziehungsweise, dass mit steigendem Energiepreis natürlich auch die Kosten für die Förderung von Öl steigen. Einige Experten gehen davon aus, dass die oft zitierten riesigen Ölsand-Vorkommen in Kanada nicht im erhofften Maße ausgebeutet werden können, weil dazu mehr Energie notwendig ist, als die Ausbeutung einbringt. Dabei ist es völlig unerheblich, wie hoch der Preis auch ansteigen mag.

Kann weiterhin genügend Öl gefördert werden?

Werden neue Erdöl-Quellen gefunden werden?

Ob noch neue große fossile Quellen entdeckt und erschlossen werden, ist in der Fachwelt umstritten. Trotz intensiver Suche wurden seit Jahren keine Erdölfelder mehr entdeckt, die dem gewachsenen Bedarf nur annähernd entsprächen. Momentan deckt der geringe Ölpreis die hohen Kosten für die notwendigen Erschließungsvorhaben noch nicht ab. Bei einem Anstieg des Ölpreises erscheint es einigen Experten als lohnenswert, bisher nicht intensiv untersuchte Gebiete (z.B. Sibirien) exploratorisch anzugehen. Neben sehr hohen Erschließungs- und Förderungskosten spricht vor allem gegen "unkonventionelle" Erdölquellen (Ölsande, Ölschiefer, Tiefseebohrungen, Sibirien- oder Alaska-Exploration, Bitumen etc.) die negative Energiebilanz, weil hier die Förderung und Raffinierung in vielen Fällen mehr Energie verbraucht, als das letztlich geförderte Erdöl enthält. Zudem haben die meisten dieser unkonventionellen Öltypen einen extrem hohen CO2-Ausstoß. Auch liegen diese Quellen z.T. in ökologisch sensiblen Gebieten.

Bessere Nutzung vorhandener Lager durch technischen Fortschritt?

Einige Experten gehen davon aus, dass auch mit der heute eingesetzten Technik die bekannten Öllagerstätten nicht optimal ausgenutzt würden. Dies liege daran, dass der Aufwand für die Entwicklung und den Einsatz von Techniken, die eine bessere Ausnutzung ermöglichen, nicht lohnend sei. Mit einem steigenden Ölpreis würde es aber sehr wahrscheinlich lohnend werden, mit höherem Aufwand eine bessere Ausnutzung zu erreichen. Nun stimmt es zwar, dass in der Vergangenheit die Fördereffizienz stetig erhöht worden ist. So ist in den vergangenen ca. 85 Jahren die Ausbeute verdoppelt worden. Selbst wenn diese Steigerung weiterhin zu erwarten wäre, wäre dies nach heutigem Verbrauch nicht hinreichend. Zudem gehen Experten davon aus, dass die Technologieentwicklung in der Ölförderung kaum noch optimiert werden kann.

Welche Energiequellen können Öl ersetzen?

Konventionelle Energieformen

Andere Fossile Energieformen

Kohle ist de facto der verbreiteste und in der größten Menge vorhandene fossile Energieträger, sie hat die größte statische Reichweite unter den fossilen Energieträgern. Kohle dient gegenwärtig vor allem der Stromproduktion. Mit Kohleverflüssigung könnte Kohle Erdöl sogar direkt ersetzen. Dies würde allerdings verschiedene Probleme mit sich bringen: Erstens würde bei der Verflüssigung ein Teil der Energie verloren gehen. Zweitens wäre der CO2-Aussstoß der verflüssigten Kohle erheblich höher als der von Erdöl und - mit der Verflüssigung - auch höher als der der direkten Nutzung von Kohle. Drittens wären diese Prozesse finanziell aufwändig. Viertens würde dies die bisher große statische Reichweite von Kohle erheblich reduzieren.

Erdgas ist der umweltfreundlichste fossile Energieträger. Zudem kann Erdgas prinzipiell Öl in einigen Bereichen (ohne Umwandlung) direkt ersetzen, etwa zum Antrieb für Kraftfahrzeuge. Allerdings ist Erdgas nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, um Öl zu ersetzen - Peak-Gas wird schon 2025 erwartet. Des Weiteren nehmen einige Geologen an, dass Russlands Reserven nicht so groß sind wie angegeben.

Kernspaltung

Die Kernspaltung stellt eine Möglichkeit dar, die Stromversorgung mittelfristig zu stützen. Allerdings sind auch die weltweiten Uranvorkommen stark begrenzt; der Preis für Uran ist auf dem Weltmarkt in letzter Zeit (2005) schon erheblich angestiegen. China hat 2004 angekündigt, bis 2020 insgesamt 30 neue Reaktoren zu bauen und auch in Finnland wird ein AKW gebaut. Die Gründe dafür liegen aber vermutlich weniger in der Angst der Regierungen vor einer nahenden Ölspitze als in den vergleichsweise geringen Treibhausgas-Emissionen durch Kernkraftwerke. Daneben existieren auch Bemühungen der Energiekonzerne selbst, den vielerorts beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft rückgängig zu machen. Die Kernspaltung bietet allerdings kaum eine Lösung für Düngererzeugung und Transport. Mit Strom kann Wasserstoff hergestellt werden, mit welchem dann wiederum Fahrzeuge betrieben werden können. - Doch diese Technik erweist sich als recht aufwändig in der Entwicklung. Zudem ist es schwierig abzusehen, zu welchem Zeitpunkt der Abbau der globalen Uran-Bodenschätze im Vergleich zu anderen Energieformen unwirtschaftlich wird.

Nicht-Konventionelle Energiequellen

Kernfusion und Wasserstoff

Von einigen Experten wird die Kernfusion als Alternative angesehen, mit der Strom und daraus Wasserstoff erzeugt werden kann. Allerdings nehmen selbst Optimisten an, dass bis zur technischen Nutzung noch etwa 50 Jahre vergehen werden. Somit dürfte angesichts der sich im Moment abzeichnenden Energieproblematik die Kernfusion bestenfalls als langfristige Energiequelle eine Rolle spielen. Wasserstoff selbst ist - entgegen mancher Behauptungen - keine auf der Erde vorhandene Energiequelle, sondern nur ein Energieträger. Wasserstoff muss in einem energetisch und finanziell aufwändigen Verfahren erst per Elektrolyse hergestellt werden. Dieser ist also keine Alternative zum Erdöl als Energiequelle.

Erneuerbare Energien

Diejenigen Energieformen, die nach menschlichen Maßstäben unerschöpflich sind, werden erneuerbare Energien genannt. Der größte Teil von diesen wird dabei direkt oder indirekt durch die Sonneneinstrahlung bewirkt (vgl. Energiehaushalt der Erde).

Wasserkraft wird seit mehr als 100 Jahren zur Elektrizitätsgewinnung verwendet. Die Mehrzahl geeigneter Stauseen ist schon angelegt, sodass nur noch wenige zusätzliche Ausbaukapazitäten bestehen.

Windenergie erzeugte bereits im Jahr 2004 ca. 5,8 Prozent des deutschen Stroms. Geplante Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee stellen ein weiteres Ausbaupotenzial dar. Hinzu kommt, dass die an Land gebauten Anlagen in der Leistungsklasse von 0,5 bis 1,8 Megawattstunden (MWh) liegen. Die für den Offshoreeinsatz vorgesehenen Anlagen der "neuen" Generation (z.B. Enercon, Repower) hingegen eröffnen ungeahnte Dimensionen (5 - 6 MWh je Windkraftanlage). So könnten bereits 2 bis 3 wirklich große Offshore-Parks (z.B. mehr als 200 Anlagen) mehr – und konstanter – Strom produzieren als alle Onshore-Anlagen Deutschlands zusammen.

Meeresenergie in Form der Gezeiten lassen sich durch Gezeitenkraftwerke nur an wenigen Orten nutzen. Meereswärmekraftwerke wurden bislang nur als kleine Versuchsanlagen realisiert; die Nutzleistung ist im Vergleich zu den Konstruktionskosten erheblich. Die ersten Wellenkraftwerke sind in der Probephase. Hier wird die Wellenenergie in mechanische Energie umgewandelt, welche dann einen Generator zur Stromerzeugung antreibt.

Auch die Solarenergie gewinnt weltweit an Bedeutung. Deren Potential ist regional unterschiedlich, z.T. aber erheblich. So ließe sich theoretisch der Welt-Energiebedarf mit Solarenergie decken; bei einem Wirkungsgrad der Umwandlung von 10 % würde eine Fläche von 700 km x 700 km in der Sahara ausreichend Strom produzieren. Problematisch ist hierbei jedoch der Transport des Stroms – beispielsweise in europäische Stromnetze – durch Entfernungen > 5.000 km, Risiken durch unterschiedlichste Nationen, erhebliche Leitungsverluste usw. Geothermische Blockheizkraftwerke könnten in Deutschland mittelfristig etwa die Hälfte des nationalen Energiebedarfs abdecken.

Unter Biomasse fallen alle diejenigen Energieformen, die unmittelbar aus überwiegend pflanzlichen aber auch tierischen Stoffen gewonnen wird: Hierzu gehören u.a. Ethanol (gewonnen aus Zuckerpflanzen oder Holz) und Pflanzenöle. Dabei wird beispielsweise die Gesamtenergiebilanz von Pflanzenölen unterschiedlich bewertet: Sowohl Düngung als auch großflächiger Anbau sind energieaufwändig und mit allen Problemen von Monokulturen behaftet. Andererseits entfällt der Energieaufwand für lange Transportwege und für die Verarbeitung in Raffinerien, da Pflanzenöle ohne weitere Verarbeitung genutzt werden können. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die CO₂-Neutralität der Verbrennung von Pflanzenölen.

Transport und Rohstoff als Problem

Für die zentrale Frage, wie die Weltwirtschaft ihren immensen Transportbedarf ohne preiswertes Erdöl (Benzin, Diesel, Kerosin) bewältigt, sind noch keine zufriedenstellenden Alternativen erkennbar. Die Umstellung müsste aber bereits jetzt in Angriff genommen werden, da das verfügbare Zeitfenster mit - je nach Schätzung - 5 bis 15 Jahren bis zum Erreichen eines umfassend auf die Weltwirtschaft durchschlagenden Maximums der Ölförderung mit Sicherheit als viel zu klein betrachtet werden muss.

Das gleiche gilt für einen sehr großen Anteil der in der Industrie und Landwirtschaft eingesetzten Maschinen, die bisher mit Erdölprodukten angetrieben werden. Hierfür muss eine praktikable und finanzierbare Alternative zum Erdöl gefunden werden. Es ist dabei fraglich, ob etwa bei einer Verwendung von Biodiesel in diesen Sektoren gleichzeitig das bisherige Transportaufkommen und der Einsatz von Maschinen in der Landwirtschaft (und der Industrie) gewährleistet werden kann.

Des Weiteren können die meisten Alternativen zu Erdöl als Energieträger Erdöl als Rohstoff (bisher) nicht ersetzen, der etwa zur Erzeugung von Düngemitteln, Arzneimitteln und vielem anderem benötigt wird.

Umgestaltung der Wirtschaft

Durch die große Abhängigkeit des Transportwesens, der Landwirtschaft und der Industrie wird es zu sehr großen Problemen kommen, sobald das Angebot an Erdöl nicht mehr den Bedarf vollständig befriedigen kann. So gibt die Tatsache, dass zur Erzeugung von Düngemitteln viel Erdöl benötigt wird, Anlass zur Sorge. Selbst wenn die Stromversorgung mit Kernenergie oder alternativen Energiequellen aufrechterhalten werden kann, so wird ein Mangel von Erdöl große negative Auswirkungen auf praktisch alle Bereiche des Lebens für alle haben. Man kann aber auch annehmen, dass sich ein größerer Teil des Bedarfs vorerst von dem dann teuren Erdöl auf billigeres Erdgas u.ä. verlagern wird, was natürlich die Problematik nur verzögert. Allgemein ist mit einer Umgestaltung der Wirtschaftsweise zu rechnen: Die heutige Abhängigkeit von Mineralöl wird sich aufgrund des Peak-Oil-Problems mittel- bis langfristig auflösen müssen. Damit einhergehend wird sich die Art des Wirtschaftens verändern, beispielsweise hin zu einem mehr regionalen Wirtschaften, die durch kürzere Transportwege und ein höheres Maß an regionaler Selbstversorgung die Abhängigkeit von Mineralöl verringert.

Literatur

Siehe auch

Themenseiten zu Peak-Oil

Artikel und Berichte (von Fachwissenschaftlern)

Zeitungsartikel und Berichte