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Christenverfolgung

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Christenverfolgungen sind staatlich durchgeführte, geförderte oder geduldete Maßnahmen, die auf eine systematische Benachteiligung und existenzielle Bedrohung von Christen aufgrund ihres religiösen Bekenntnisses abzielen.

Der Begriff bezieht sich traditionell auf die Unterdrückung des frühen Christentums im Römischen Reich bis zum Mailänder Toleranzedikt des Jahres 313. Die Kirchengeschichte berichtet zudem über weitere kollektive Verfolgungen christlicher Gemeinden und Kirchen in anderen Ländern und Zeiten durch andere Religionen oder Ideologien, vor allem im Einflussbereich von

Der Begriff „Verfolgung“ umfasst gezielte existenzbedrohende Maßnahmen wie Einziehung oder Zerstörung von kirchlichem Eigentum, Verhaftungen, Vertreibung, Folter bis hin zu Massakern und Massenhinrichtungen. Nicht gemeint ist damit die bloße Feindschaft von nebeneinander existierenden Weltanschauungen, die Ablehnung christlicher Lehren, Diskriminierung oder Einengung kirchlicher Tätigkeiten durch eine restriktive Gesetzgebung. Auch richten sich manche Verfolgungen von Christen nicht primär gegen ihren Glauben, sondern haben andere, z.B. ethnische, nationalistische, rassistische oder politische Hintergründe und treffen andere Minderheiten ebenso.

In der neueren historischen Forschung ist daher sehr umstritten, ob manche antikirchlichen Maßnahmen in der Neuzeit "Christenverfolgung" genannt werden können. Vor allem kirchenkritische Historiker sehen darin die bewusste Konstruktion einer ahistorischen Kontinuität, mit Hilfe derer Christen sich in unangemessener Analogie zur Judenverfolgung zu permanenten Opfern stilisierten. Einige Althistoriker halten bereits die meist aus dem frühen Mittelalter stammenden Darstellungen der Christenverfolgungen im antiken Rom für eine solche nachträgliche Stilisierung.

Ebenfalls nicht unter den Begriff Christenverfolgung fallen Maßnahmen von Christen gegen Christen, etwa der so genannten "Ketzer" im europäischen Mittelalter oder die Glaubenskriege aus der Zeit der Reformation und der Gegenreformation.

Im Neuen Testament überlieferte Verfolgungen

Römische Provinz Judäa

Das Christentum entstand seit der Kreuzigung des Jesus von Nazaret durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus. Die ersten Christen glaubten an seine Auferweckung und daran, dass Jesus Christus der Messias (Erlöser, Heiland, Sohn Gottes) für die ganze Menschheit sei. Dieses Bekenntnis brachte sie in Gefahr aus zwei Richtungen:

  • dem Sanhedrin (Hohen Rat) in Judäa, oberste Autorität im damaligen Judentum, der Jesus an Pilatus ausgeliefert hatte. Seine exekutiven Befugnisse waren begrenzt: Umso mehr versuchten die sadduzäischen Hohenpriester, ihre gesamtjüdische Führungsrolle über den Tempelkult zu wahren.
  • dem römischen Staat, dessen Provinzfürsten die Macht des römischen Kaisers durchzusetzen hatten und römisches Recht vor allem gegen Aufstände autonom anwenden konnten.

Der lukanischen Apostelgeschichte zufolge konnten die Christen ihre Botschaft anfangs aber frei und unbehelligt verkünden: sogar im Tempel mitten in Jerusalem (Apg 2, 14ff). Pilatus verfolgte sie nach Jesu Tod nicht weiter; er ignorierte innerjüdische Konflikte, solange sie seine Macht nicht bedrohten. Der Sanhedrin ließ einige Apostel nach ihren ersten Missionserfolgen festnehmen und verhören; sie wurden gezüchtigt und verwarnt, aber wieder freigelassen (Apg 4, 21; 5, 40).

Dazu trug offenbar die berühmte Fürsprache des Pharisäers Gamaliel im Sanhedrin entscheidend bei (Apg 5, 34-39): "Ist ihr Rat oder Werk aus den Menschen, so wird es untergehen; ist es aber aus Gott, so könnt ihr sie nicht hindern ..." Wie Joseph von Arimathia hatten die Pharisäer darum wohl schon das Todesurteil gegen Jesus abgelehnt. Anders als die Sadduzäer duldeten sie die Urchristen als innerjüdische messianische Sekte, deren Wahrheit man an ihrem Erfolg in der Geschichte ablesen könne. So konnte auch Paulus von Tarsus, der von Gamaliel ausgebildet wurde (Apg 22, 3), später in seinem Prozess vor dem Sanhedrin (um 56) die Uneinigkeit zwischen beiden jüdischen Gruppen ausnutzen (Apg 23, 6).

Nachdem Pilatus abgesetzt worden und sein Nachfolger Festus wohl noch nicht in Judäa eingetroffen war, konnten die Sadduzäer jedoch ihr Religionsgesetz (vor allem das Deuteronomium) anwenden. Der erste Christ, der wegen seines Glaubens den Tod fand, war der Diakon Stephanus. Er wurde um 36, wohl wegen seiner tempelkritischen Mission in der jüdischen Diaspora, als Gotteslästerer und Gesetzesbrecher angeklagt, aber - ähnlich wie Jesus selbst - erst wegen seines öffentlichen Bekenntnisses zum Menschensohn vom Sanhedrin verurteilt (Apg 6, 8 - 7, 60). Im Auftrag der Sadduzäer beaufsichtigte Paulus seine Steinigung und leitete danach eine große Verfolgung der Jerusalemer Urchristen ein (vgl. Gal 1, 13f/1. Kor 15, 9). Ein Teil von ihnen floh daraufhin nach Syrien und Samaria; ein Kern mit den Aposteln als Gründern blieb jedoch in Jerusalem. Ihre Anhänger konnten Stephanus bestatten und öffentlich betrauern (Apg 8, 1-2).

Vertrieben wurden nur Christengemeinden in Judäa, eventuell auch Galiläa; im Diasporajudentum dagegen wurden sie nicht verfolgt, sondern konnten weiterhin häufig Synagogen für ihre Missionspredigten nutzen. Dies wie auch die gesetzesfreie Heidenmission führte letztlich zur Ausbreitung ihrer Religion im damaligen römischen Reich, zunächst in Kleinasien (Apg. 11, 19ff).

44 bedrängte der von Rom eingesetzte jüdäische König Herodes Agrippa I. die übrigen Jerusalemer Christen, ließ den Apostel Jakobus den Älteren enthaupten und nahm Petrus, einen der Gemeindeleiter, gefangen, um auch ihn am Passahfest hinzurichten. Er wollte sich damit wohl beim Hohen Rat beliebt machen (Apg 12,1-4). Kurz darauf ließ er sich auf dem Höhepunkt seiner Macht bei einem Festakt als Gott verehren; wenige Tage später starb er, nach nur 3 gesamtjüdischen Regierungsjahren. Sowohl Lukas als auch Flavius Josephus (Antiquitates 19, 343-350) sahen darin ein Gottesurteil: Juden wie Christen lehnten die Vergötterung von Menschen ab. Hier bahnte sich der Konflikt mit dem Kaiserkult an.

Eine im Neuen Testament unbestätigte Notiz bei Josephus berichtet, Jakobus der Gerechte, der Bruder Jesu und damalige Leiter der Urgemeinde, sei im Jahr 62 auf Geheiß des Hohenpriesters gesteinigt worden. Nach Eusebius von Caesarea, der sich dazu auf Hegesippus berief, musste die Urgemeinde daraufhin vorübergehend nach Pella fliehen. Vier Jahre später kam es unter Führung der Zeloten zum nationalen jüdischen Aufstand, der 70 mit der Tempelzerstörung endete. Damit verloren auch die Christen ihr Zentrum. Dennoch kehrte ein Teil von ihnen zurück und blieb in der Stadt bis zum Ende des Bar-Kochba-Aufstands (135). Dann verbot Kaiser Vespasian allen Juden die Ansiedlung in Jerusalem. Judäa wurde in Syria Palaestina umbenannt.

Die bis dahin entstandenen Evangelien setzen vielfach eine Verfolgungssituation der Christen in und um Israel voraus. Mk 13, 9-13 z.B. kündet in einer Jesusrede an:

"Sie werden euch den Gerichten übergeben, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Fürsten und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis."

Historiker sehen darin meist einen Reflex auf die Situation nach dem Tempelverlust; Spannungen mit den Synagogen verschärften sich mit dem Wachstum der Christengemeinden, bis das nun rabbinisch dominierte Judentum sie ausschloss (Ketzerfluch im Achtzehnbittengebet um 100).

Eine systematische Verfolgung war damit nicht verbunden. Auch die Übergabe an "Fürsten und Könige" wurde kaum von Juden veranlasst. Vielmehr wurden Juden und Christen von den Römern auch in außerpalästinischen Provinzen kaum unterschieden und gemeinsam verfolgt, wenn Konflikte mit ihnen zu eskalieren drohten. Die Christen sahen darin eine zu erwartende, notwendige Konsequenz ihres Glaubens an den Juden, der Gottes Reich gebracht hatte und wiederkommen würde (vgl. Mt 5, 11).

Mittelmeerraum außerhalb Judäas

Das römische Reich war damals kein straff organisierter Zentralstaat; in den Provinzen regierten die Statthalter relativ souverän. Sie mussten dabei auf örtliche Gegebenheiten Rücksicht nehmen und sich mit Städten, Klientelfürsten, Landbesitzern arrangieren. So konnten die Lokalbehörden die "Christianer" sehr verschieden behandeln. Erst seit der Gemeindegründung in Antiochien erkannten römische Staatsbeamte sie als eigene Gruppe (Apg 11, 26). Ortsansässige Juden sorgten für ihre Ausweisung (Apg 13, 44-50).

Die Paulusmission brachte Unruhe und Spaltung in manche hellenistische Städte des Mittelmeerraums. In Ikonion z.B. soll Paulus für seine Kritik am Jupiterkult fast gesteinigt worden sein (Apg 14, 5.19). In Philippi, einer Römerkolonie, wurden er und seine Begleiter wegen "Aufruhr" und "unrömischer" Botschaft angeklagt, gefoltert und inhaftiert. Mit Berufung auf ihr römisches Bürgerrecht seien sie jedoch freigekommen (Apg 16, 11-40). In Thessaloniki sollen Juden sie aus Neid auf ihre Missionserfolge angeklagt haben (Apg 17, 5-7):

"Diese alle handeln gegen des Kaisers Gesetze, indem sie sagen, ein Anderer sei König, nämlich Jesus."

Ungeachtet der antijudaistischen Tendenz dieser Darstellung - die Juden lehnten Götzendienst und Gottkönigtum selber ab und wurden deswegen in der Antike lange vor den Christen existentiell bedroht - wird hier schon der entscheidende Grund späterer Christenverfolgung sichtbar: Die Anbetung des vom römischen Staat gekreuzigten Messias konnte als Staatsfeindschaft wirken.

Ein weiteres Motiv für Verfolgungen deutet sich in Apg 19, 23-40 an: Durch die "neue Lehre" der Christen verloren Kunsthandwerker, die Götterstatuen aus Edelmetallen herstellten, und ihre Zulieferer und Händler im Raum Ephesus ihren Absatzmarkt. Der Goldschmied Demetrius berief daraufhin eine Protestversammlung ein, die die Paulusmissionare festsetzte und zu lynchen drohte. In dieser Lage nahm der örtliche "Kanzler" Alexander, ein Jude, die Christen in Schutz und erklärte: "Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin (Diana) sind." Er erreichte, dass die Menge sich beruhigte und die Männer freiließ. Dies zeigt zum einen: Ein Jude konnte trotz des 1. Gebots Fremdkulte diplomatisch anerkennen; zum anderen verhielt er sich fair und rettete ortsfremden Christen das Leben, obwohl sie mit Juden um die gleiche Klientel konkurrierten.

Verfolgungen im Römischen Reich

Toleranz, Polytheismus und Kaiserkult

Das religiöse Verständnis der alten Römer war prinzipiell von Toleranz geprägt. Sie unterschieden zwischen privatem Kult (sacra privata), dessen Pflege dem Familienvater, und dem Staatskult (sacra publica), dessen Ausübung den Priestern oblag. Diese waren Staatsbeamte und wurden seit der Zeit der Republik vom stadtrömischen Magistrat beaufsichtigt.

Die Römer verehrten ursprünglich abstrakte Numina, das heißt göttliche Kräfte, die sie in der Natur wie auch im menschlichen und staatlichen Leben am Werk sahen. Später gaben sie diesen Wirkkräften Namen wie Mars - für die Kraft des Krieges - oder Venus - für die Kraft der Liebe. Aufgrund dieser Vorstellung fiel es den Römern leicht, die eigenen Götter mit denen anderer Völker zu identifizieren. So betrachteten sie etwa den griechischen Zeus nur als anderen Namen für den von ihnen verehrten Göttervater Jupiter (siehe dazu Interpretatio Romana).

Der altrömische Götterglaube war von einer einfachen Vertragstheorie geprägt: Die Menschen schuldeten den Göttern Verehrung und diese den Menschen dafür Schutz und Hilfe. Daraus ergaben sich zwei Dinge: Erstens war der peinlich genaue Vollzug der Staatskulte - etwa für Jupiter - nach römischem Verständnis zwingend notwendig für die Wohlfahrt des Staates. Zweitens entwickelte sich mit der Zeit eine weitgehende Toleranz gegenüber fremden Kulten, deren Schutz sich die Römer ebenfalls versichern wollten. So war schon in republikanischer Zeit das Ritual der Invocatio bekannt, mit dem fremde Götter eingeladen wurden, ihren Sitz in Rom zu nehmen. In der Kaiserzeit gab es daher in Rom eine Vielzahl von Tempeln für ursprünglich nichtrömische Kulte wie den der Isis oder des Mithras.

Mit der Ausdehnung des Römischen Reichs wuchs zugleich die Notwendigkeit eines einheitlichen Staatskults, der die religiösen Sitten und Bräuche einer Vielzahl unterworfener Völker, die aber prinzipiell geachtet wurden, überwölben konnte. Diese Funktion fiel seit der Zeit des Augustus dem auf die Person des Princeps konzentrierten Kaiserkult zu. Bereits Augustus hatte zusätzlich zu den höchsten staatlichen Ämtern auch das des Pontifex Maximus, des obersten Priesters, übernommen. Seit seinem Tod wurden die verstorbenen Kaiser rituell als Numina der staatlichen Macht und Schutzgötter des Reiches verehrt. Wie schon der Staatskult zur Zeit der Republik wurde nun auch der korrekte Vollzug des Kaiseropfers als notwendig für das weitere Gedeihen des Reiches betrachtet. Es wurde damit zum Ausdruck eines loyalen, staatstragenden Verhaltens. Jeder, der sich ihm entzog, musste den Römern höchst suspekt erscheinen, da er in ihren Augen das öffentliche Wohl gefährdete.

Caligula (37-41) wandelte das politisch-religiöse Pontifikat dann in ein hellenistisch-orientalisches "Gottkönigtum" um: Er ließ sich als Alexander, Cäsar und Gott verehren. Nicht alle seiner Nachfolger übernahmen sein Hofzeremoniell, überhöhten sich aber wie er meist zum dominus et deus.

Die Christen sahen sich anfangs als jüdische Erneuerungsbewegung und wurden auch von den Römern gut 100 Jahre lang als jüdische Sekte aufgefasst. Jüdische Gemeinden waren bereits im ganzen Imperium Romanum verbreitet: Das 1. Gebot erlaubte ihnen nur die Verehrung ihres eigenen Gottes. Sie griffen aber die Bilder- und Götzenkulte ihrer Umgebung nicht an, sondern lehnten sie nur für sich ab. Das galt Römern zwar als "barbarisch", wurde aber vom Staat toleriert und rechtlich abgesichert. So genossen Juden im Prinzip Religionsfreiheit. Bis 70 und darüberhinaus gewannen sie ebenso wie die Christen Zulauf unter den sogenannten "Gottesfürchtigen": römischen Staatsbürgern aller Nationen, die die hedonistische und dekadente Lebensweise ihrer Oberschicht abstieß.

Die Christen betonten zwar ihre Staatstreue und beteten für den Kaiser. Aber sie lehnten den Synkretismus und Polytheismus ihrer Umgebung ab und verweigerten den römischen Staatssymbolen ihre Anerkennung. Offensiver als das Judentum verlangten sie von den Adressaten ihrer Mission die Aufgabe ihrer Tempel, Riten und Götterbilder. Damit zogen sie sich im Römischen Reich leicht den Unwillen der übrigen Bevölkerung zu.

Der Staat ließ sie zunächst gewähren und nötigte sie als jüdische Sekte nicht zur Verehrung der Kaiser. Er schützte sie aber auch nicht gegen örtliche Willkür und Massenempörung. Bald galt ihr Glaube - auch wegen des unaufhaltsamen Wachstums seiner Anhängerschaft - als staatszersetzend und gefährlich.

Unter Claudius (41-54)

Bereits im Jahr 38 war die jüdische Religion im Bereich Italiens verboten worden, nachdem Juden aufgrund des 1. Gebots (mit dem Bilderverbot als Kehrseite) in Jerusalem, aber auch sonst im Reich gegen Kaiserbilder protestiert hatten. Im Zusammenhang mit diesem Anwachsen jüdischen Widerstands waren Kaiphas und Pilatus - die beiden Hauptverantwortlichen für die Hinrichtung Jesu von Nazarets - kurz nacheinander abgesetzt worden.

49 wurden Juden als Anhänger des "Chrestus" durch ein Edikt des Kaisers Claudius aus Rom ausgewiesen (Sueton-Notiz). Träfe dies zu, so hätte dort schon damals eine Christengemeinde existiert. Paulus traf einige ihrer vertriebenen Mitglieder um 50 in Korinth (Apg 18, 1f). Dabei wird deutlich, dass die Regierung zwischen Juden und Christen anfangs keinen Unterschied sah und beide gleichermaßen verfolgte, wenn sie die öffentliche Ordnung störten. Aus Anlass eines Tumults in Alexandria drohte Claudius den dortigen Juden und so indirekt auch den Christen:

"Wenn sie meinen Anordnungen nicht folgen, werde ich sie mit allen Mitteln verfolgen als Leute, die eine Seuche einschleppen, die sich über die ganze Welt verbreitet."

Die Ausbreitung von Fremdkulten, die das Konfliktpotential in den Provinzen erhöhten, wurde also als Bedrohung der Reichseinheit wahrgenommen. Das Vorgehen dagegen sollte mit den römischen Sitten zugleich staatliche Sicherheit gewährleisten.

Unter Nero (54-68)

Die Christenverfolgung im Jahr 64 hatte nichts mit dem Kaiserkult zu tun. Sie folgte auf einen verheerenden Brand in Rom, der 10 von 14, darunter die ärmeren, gerade von Juden und Christen bewohnten Stadtteile traf. Dies ist vor allem durch Tacitus bekannt.

Ihm zufolge kam danach das Gerücht auf, der Kaiser selbst habe die Brandstiftung befohlen. Nero habe versucht, diesen Verdacht auf die verhasste religiöse Minderheit der "Chrestianer" zu lenken. In diesem Zusammenhang erwähnt Tacitus "Christus" und seine Kreuzigung durch Pilatus und fährt fort:

"Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen."

Nero habe dafür seinen Park zur Verfügung gestellt, dort ein Zirkusspiel veranstaltet und sich als Wagenlenker unter das Volk gemischt.

"So regte sich das Mitleid - obwohl sie schuldig waren und die härtesten Strafen verdienten -, weil sie nicht dem Allgemeinwohl, sondern der Grausamkeit eines Einzelnen zum Opfer fielen."

Tacitus lässt offen, was die Verhafteten "bekannten": ihre Schuld am Brand oder ihren Glauben. In beiden Fällen wäre die Denunziation vieler "Mitschuldiger" unlogisch. Diese wurden also willkürlich verhaftet; ihr Christsein reichte aus, um sie verdächtig und als "Sündenbock" geeignet zu machen. Tacitus hätte sie in einem geordneten Verfahren ebenfalls für ihren "Hass gegen das Menschengeschlecht" - also die Ablehnung römischer Sitten und Riten - geopfert, um die Sympathie im Volk für sie zu verringern. Dieser Vorwurf des odium generis hatte zuvor auch schon die Juden getroffen. Er grenzte aus der römischen Gesellschaft aus und konnte somit fatale Folgen haben.

Nero genoss zuvor einen untadeligen Ruf als Schützer der Bürgerrechte: Es war üblich, ihn als obersten Schiedsrichter anzurufen. Lukas bestätigt, dass auch Paulus sich in seinem Prozess in Jerusalem auf den Kaiser berief (Apg 25, 11). Dieser konnte allerdings auch neues Recht und Straftatbestände setzen.

Ob die Christen in Rom sich beim Brand nicht an den Löscharbeiten beteiligten und dadurch zusätzlichen Hass auf sich zogen, ist unbekannt. Paulus hatte ihnen im Römerbrief eingeschärft, alle Verfolger, gerade auch Staatsvertreter, zu segnen und sie mit zuvorkommender Nächstenliebe zu beschämen, um Böses mit Gutem zu überwinden (Röm. 12, 9-21):

"Soviel an Euch liegt, haltet mit allen Menschen Frieden!"

Die Verfolgung blieb in Neros Regierungszeit ein Einzelfall und auf Rom begrenzt. Sie wurde erst von den Kirchenvätern mit dem Kaiserkult in Verbindung gebracht. Der christlichen Legende nach sollen auch die Apostel Petrus und Paulus im Verlauf von Neros "Zirkusspiel" hingerichtet worden sein: Paulus als römischer Bürger durch das Schwert, Petrus als Ausländer durch Kreuzigung.

Unter Domitian (81-96)

Nach dem jüdischen Aufstand in Palästina, den ein Kaiserbild im Tempel ausgelöst hatte, wurden Juden reichsweit verstärkt von der Regierung beobachtet und von der römischen Oberschicht verachtet. Diese Situation kann hinter den wenigen verstreuten Notizen aus Domitians Regierungszeit stehen.

Der römische Historiker Dio Cassius berichtet, im Jahr 95 habe der Kaiser neben vielen anderen, die "in die jüdischen Sitten verirrt waren", auch seinen Vetter wegen "Gottlosigkeit" hinrichten lassen und dessen Frau verbannt. Der Vorwurf lässt erahnen, dass es um die Ablehnung der Staatsgötter ging: Christen galten deswegen später als atheoi.

Eusebius von Cäsarea zitiert dazu Hegesippus und behauptet, die Frau des Vetters sei Christin gewesen. Domitian habe dann eine Judenverfolgung befohlen, die auch Christen getroffen habe, die als Juden denunziert worden seien. Darunter seien Enkel des Judas, eines Bruders Jesu, gewesen. Man habe sie dem Kaiser vorgeführt, er habe sie verhört und nach der Art ihres Glaubens gefragt. Als sie ihm erklärten, Christi Reich sei nicht weltlich, sondern himmlisch, habe er sie freigelassen und die Verfolgung der Christen eingestellt.

Die Darstellung lässt nicht erkennen, was genau die Verfolgung veranlasste. Sie war zeitlich begrenzt und traf eher Juden als Christen. Dabei können lokale Spannungen zwischen ihnen eine Rolle gespielt haben.

Unter Trajan (98-117)

Erst nach der Trennung vom Judentum (um 100) wurde das Christentum als eigenständige Religion wahrgenommen. Nun mussten Christen wie alle Staatsbürger regelmäßig Weihrauch vor einem Kaiserbild in den Kaisertempeln verbrennen. Dabei konnten sie sich zwar von einem Haussklaven vertreten lassen; aber die meisten lehnten diesen Ausweg für sich ab: Sklavendienste waren in einer christlichen Hausgemeinschaft nicht üblich, und die Bediensteten waren selbst meist Christen.

Anfang des Jahres 100 bat der Statthalter der Provinz Bithynien in Kleinasien, Plinius, in einem Brief den Kaiser um Rat, wie er sich zu den störrischen Christen verhalten solle: Sei schon ihr Name (= ihr Christusbekenntnis) an sich strafbar, auch wenn kein Verbrechen vorliege, oder seien es die Verbrechen, die mit dem Namen zusammenhingen? Er habe sie verhört, mit der Todesstrafe bedroht und die, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, hinrichten lassen. Viele anonym Angeklagte habe er Götter anbeten, dem Kaiserbild opfern und Christus lästern lassen. Wer das erfüllt habe, sei freigelassen worden: "Denn zu all dem sollen sich wahre Christen nicht zwingen lassen." Viele hätten daraufhin erklärt, sie seien früher Christen gewesen, hätten sich aber nur am regelmäßigen Lobsingen beteiligt und einen Eid geschworen: "nicht etwa zu einem Verbrechen, sondern zur Unterlassung von Diebstahl, Raub, Ehebruch, Treulosigkeit, Unterschlagung von anvertrautem Gut." Die Zehn Gebote und christliche Lasterkataloge klingen hier an (vgl. 1. Kor 5, 11; 1. Tim 1, 9f u.a.): Demnach waren Christen an sich gute Staatsbürger. Doch Plinius klagte:

"Nicht nur über die Städte, sondern auch über die Dörfer und das flache Land hat sich die Seuche dieses Aberglaubens verbreitet. Es scheint aber, dass es möglich ist, sie aufzuhalten und in die richtige Richtung zu lenken."

Kaiser Trajan billigte sein Verfahren; man könne nicht alle vermuteten Christen gleich behandeln. Er ordnete an:

"Sie aufspüren soll man nicht. Wenn sie angezeigt und überführt werden, müssen sie bestraft werden...Klageschriften ohne Autor dürfen bei keiner Straftat Platz haben. Denn das wäre ein sehr schlechtes Beispiel und passt nicht zu unserem Zeitalter."

Das Christentum sollte also eingedämmt, nicht ausgemerzt werden. Dabei bot römische Rechtstradition einen gewissen Schutz vor Willkür: Christen sollten nicht gezielt ausfindig gemacht, anonyme Anzeigen nicht berücksichtigt werden. Nur wer nachweislich den Kaiserkult verweigerte, war wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt hinzurichten. Damit war aber auch klar: Im Fall einer Anklage konnten Christen ihr Leben nur durch Vollzug des Opfers, also Verrat ihres Glaubens retten. Da jeder römische Bürger sie anzeigen konnte, waren sie nun permanent gefährdet; ob sie verfolgt wurden, hing vielfach von "Volkes Stimme" ab. Nach dieser Regelung gingen die Behörden fortan vor.

Regionale Verfolgungen im 2. Jahrhundert

Von Domitian bis zu Commodus (180-192) gab es fast ständig lokal begrenzte Verfolgungen von Christen mit unterschiedlicher Intensität. Eine davon war die blutige Hetzjagd auf sie in der Hafenstadt Smyrna (heute: Izmir). In deren Verlauf wurde 155 auch der damalige Bischof Polykarp verbrannt. Eine Aufzeichnung seiner Gemeinde, das "Zeugnis des Polykarp", erzählt von den Vorgängen und wurde damals unter Christen weit verbreitet. Dieser älteste christliche Märtyrerbericht ist eins der seltenen historischen Dokumente. Es stilisiert den Bischof zu einem vorbildlichen Märtyrer.

Schon bei seiner Festnahme habe er auf Flucht verzichtet und freudig ausgerufen: "Des Herrn Wille geschehe!" Er sei den Soldaten entgegen geeilt, habe sie als Gäste bewirtet und beschämt, bis sie an ihrem Auftrag zweifelten. Er sei zum Statthalter gebracht worden, der ihn vergeblich bat: "Bedenke dein Alter! Opfere dem Kaiser und lästere Christus!" Auch Drohen mit Raubtieren habe nichts ausgerichtet. Darauf habe das Volk verlangt: "Vor die Löwen! Vor die Löwen!" Der Statthalter habe dies abgelehnt und stattdessen einen Scheiterhaufen in der Zirkusarena errichten lassen. Bis zuletzt habe der Brennende Gott gelobt und ihm gedankt, dass er des Märtyrertodes gewürdigt worden sei.

Einen weiteren Bericht dieser Art von 177 in der Regierungszeit Mark Aurels aus Lugdunum (Lyon) in Gallien zitiert Eusebius von Caesarea in seiner Kirchengeschichte. Allerdings wurden viele solche Märtyrerlegenden erst später angefertigt oder vorhandene tendenziös verändert. Offizielle römische Quellen zur Christenpolitik findet man dagegen kaum; unbestritten in der Forschung ist jedoch, dass eine nicht geringe Anzahl von Christen unter Mark Aurel den Tod fanden bzw. in die Arena geschickt wurden.

Noch war das Christentum bloß eine von vielen Sekten im römischen Reich. In Abgrenzung von gnostischen Einflüssen, Marcioniten und Montanisten vollzog es aber einen inneren Wandel und entwickelte eine hierarchische Organisationsform: das monarchische Bischofsamt. Um 180 wurde zudem der Kanon des Neuen Testaments festgelegt. Damit gewannen die Gemeinden innere und äußere Stabilität. Kirchliche Amtsträger hatten nun auch politisches Gewicht gegenüber den lokalen Behörden.

Sie wurden in der nichtchristlichen Bevölkerungsmehrheit zunehmend abgelehnt und von der gebildeten Oberschicht zugleich tief verachtet. So äußerte Caecilius Natalis, der Sprecher des Heidentums um 200 über die Christen:

"Es sind Leute, welche aus der untersten Hefe des Volkes unwissende und leichtgläubige Weiber sammeln, die ja schon wegen der Schwäche ihres Geschlechts leicht zu gewinnen sind, und eine ruchlose Verschwörerbande bilden. Sie verbrüdern sich in nächtlichen Zusammenkünften, ein feiges und lichtscheues Volk, stumm in der Öffentlichkeit und nur in Winkeln gesprächig. Die Tempel verachten sie als Grabmäler, die Götter verfemen sie, über die Opfer lachen sie. Obwohl selbst bemitleidenswert, bemitleiden sie die Priester, verschmähen Ehrenstellen und Purpurkleider und können nicht einmal ihre Blöße decken!"

Das zeigt Misstrauen gegenüber der Mission der Christen unter den Ärmeren, ihren privaten Hausgottesdiensten und ihrer Ablehnung von Staatsämtern. Da sie als undurchschaubar und staatsgefährdend galten, wurden ihnen bald allerlei unerklärliche Unglücksfälle angelastet. So schrieb Tertullian auch um 200:

"Wenn der Tiber bis in die Stadtmauern steigt, wenn der Nil nicht bis über die Feldfluren steigt, wenn die Witterung nicht umschlagen will, wenn die Erde bebt, wenn es eine Hungersnot, wenn es eine Seuche gibt, sogleich wird das Geschrei gehört: 'Die Christen vor die Löwen!'"

Diese Situation spiegeln auch christliche Schriften aus dieser Zeit: der 1. Petrusbrief, der 1. Clemensbrief und die Offenbarung des Johannes. Sie richteten sich u.a. an Gemeinden wie Smyrna und Philippi, die schon Verfolgungen erdulden mussten. Angelehnt an jüdische Märtyrertheologie und die Paulusschule, entwickeln sie Gedanken, die ihnen halfen, mit der ständigen Existenzgefährdung umzugehen. Sie deuten das Leid der Christen als unausweichliche Konsequenz ihres Glaubens: Der Weg in Gottes Reich führt notwendig durch die tödliche Ablehnung der Welt (Apg 14, 22). Sie ist die gottferne Fremde (Phil 3, 20). Hinter ihren "Mächtigen und Gewaltigen" stehen Satan und seine Dämonen, gegen die nur die "Waffenrüstung Gottes" bestehen kann: Wahrheit, Gerechtigkeit, die Frohbotschaft des Friedens (Eph 6, 10-17) - im Vertrauen auf den, dessen Tod den Frieden zwischen Gott und Welt, Nahen und Fernen, Juden und Heiden gestiftet hat (Eph 2, 13-16). So mahnt 1. Petr 4, 12:

"Meint nicht, euch widerfahre etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet für den Namen Christi..."

Darum war aktiver Widerstand gegen staatliche Maßnahmen seitens der Christen sehr selten. Sie beantworteten Feindseligkeiten nicht mit Gewalt, sondern mit verstärkter Erinnerung an ihren Herrn und seinen schon errungenen Sieg über den Tod.

Unter Severus (193-211)

Septimius Severus errang den Kaiserthron erst, nachdem er drei Mitbewerber aus dem Feld geschlagen hatte. Er suchte sich dann als göttlicher Sohn des Mark Aurel zu legitimieren und bevorzugte Syrien und Nordafrika als Machtbasis gegenüber Rom. In diesem Kontext erließ er 202 ein Verbot aller Bekehrungen zum Christentum oder Judentum bei Todesstrafe. Es sollte vor allem die Randprovinzen treffen und den Zulauf zur Kirche dort stoppen. Ein generelles Religionsverbot war damit nicht verbunden und im römischen Recht auch nicht vorgesehen.

Aber das Edikt ermutigte römische Bürger, die verhassten "Menschenverächter" öfter bei den Behörden anzuzeigen. Die Folge waren vermehrte lokale Christenverfolgungen, besonders von Katechumenen, Neugetauften und deren Lehrern. Häufig wurde ihnen Gottlosigkeit (irreligiositas), Inzest oder Mord vorgeworfen: Dahinter stand der Hass auf die Abschottung der Christengemeinden und das Gewohnheitsrecht (institutum) aus dem 1. Jahrhundert, wonach erwiesene Staatsfeinde auch gewöhnlicher Vergehen überführt seien. Christsein wurde nun also per se als Staatsfeindschaft betrachtet. Dennoch gefährdeten örtliche Pogrome die Kirche insgesamt nicht: Sie verlangsamten nur ihre Ausdehnung und sorgten dafür, dass die Neubekehrten ihr Glaubensbekennntis ernster nahmen, stärkten also eher ihre innere Oppositionshaltung zum Staat.

In den folgenden 40 Jahren blieben sie relativ unbehelligt. Die Kaiser waren vollauf mit der Abwehr von äußeren Feinden beschäftigt. Eine auf Rom begrenzte Verfolgung fand 235 unter dem Soldatenkaiser Maximinus Thrax (235-238) statt.

Unter Decius (249-251)

Mit diesem Herrscher begann die allgemeine Verfolgung des Christentums im gesamten Römischen Reich. Diese richtete sich nun prinzipiell gegen die Christen und wurde administrativ und systematisch durchgeführt. Vorausgegangen war Roms Tausendjahrfeier (247, gegründet 753 v. Chr.). Dabei wurde eine Staatsreform eingeleitet, die bewusst am Kaiserkult orientiert war, um die Reichseinheit zu festigen.

Kurz nachdem Decius den Thron bestieg, erließ er ein allgemeines Opfergebot:

"Wer die Götter Roms nicht verehrt und dem allmächtigen Kaiser das Opfer verweigert, ist des Religionsfrevels (sacrilegium) und des Majestätsverbrechens (crimen laesae maiestatis) schuldig."

Jeder Bürger musste sich mit einem Papier (libelli) bescheinigen lassen, dass er den Göttern - zu denen die früheren Kaiser gehörten - geopfert habe. Andernfalls wurden schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe angedroht.

Die Maßnahme reagierte auf die starke Ausbreitung des Christentums und sollte vor allem seine Amtsträger, Bischöfe und Priester zum "Offenbarungseid" zwingen und dezimieren. War dies noch unter Domitian eher ein Mittel zur Einschüchterung und Eindämmung des Zulaufs zu den Christen gewesen, so ging es nun um eine gezielte Vernichtungsaktion gegen die Organisation der Kirche als Ganzes. Diese hatte sich als "Staat im Staat" verdächtig gemacht, indem sie mit ihren Metropolitanbezirken die Reichsverfassung kopierte und eine Art Nebenverwaltung zu den römischen Behörden aufbaute. Ihre Bischöfe wurden damit ernstzunehmende Konkurrenten zu römischen Provinzialfürsten.

Hinzu kamen sozialökonomische und außenpolitische Gründe. Viele Berufsgruppen lebten vom römischen Götterkult: Priester, Götzenbildhersteller, Veranstalter von Spielen usw. sahen durch die Abwerbung ihrer Käufer, Zuschauer und Zulieferer ihre Existenz gefährdet. Von außen wurde das Reich zunehmend von den Parthern und Sassaniden im Osten, den Goten, Allemannen und Franken im Norden und Westen bedroht. Diese drangen immer weiter nach Süden vor und waren zum Teil leicht für den christlichen Glauben zu gewinnen, da die Kirche ein natürlicher Verbündeter gegen Roms Staatsmacht zu sein schien.

Hinrichtung durch Tierhatz

Wie viele Christen sich dem Opfer verweigerten und daraufhin gefoltert und grausam hingerichtet wurden, ist unbekannt. Viele, vor allem Neugetaufte und Laien, gaben dem Druck nach (lapsi, Abgefallene). Eine Minderheit aber trotzte jeder Drohung. Meist wurden sie dann verbrannt; römische Bürger, die sich zum Christentum bekannten, wurden enthauptet, in einigen Fällen gekreuzigt oder in der Arena von wilden Tieren zerrissen. Bei Bedarf sah man von der Todesstrafe ab und lieferte die Männer als Arbeitssklaven an Bergwerke, die Frauen und Mädchen an Freudenhäuser aus.

Die Märtyrer und Bekenner, die ihren Glauben unter der Folter standhaft festhielten, wurden zu hoch geachteten Vorbildern für die breite Masse; auch unter denen, die dem Christentum bisher eher fernstanden. Mit der jährlichen Feier ihres Todestages und der Verehrung ihrer Reliquien begann die spätere christliche Heiligenverehrung.

Als der Kaiser 251 nach nur zwei Regierungsjahren überraschend starb, endete die systematische Christenverfolgung. Dies ist ein Indiz für die schwindende Macht des Kaisertums; auch die Bevölkerungsmehrheit stand nun nicht mehr ohne weiteres hinter den Maßnahmen gegen die Kirche. Andernfalls wäre es ein leichtes gewesen, sie auszurotten.

Unter Valerian (253-260)

Nachdem der neue Kaiser die Reichsgrenzen im Osten zunächst erfolgreich verteidigt hatte, nahm er die Verfolgungspolitik seines Vorgängers 257 wieder auf und verschärfte sie mit einem generellen Versammlungsverbot für Christen. 258 ließ er darüberhinaus die christlichen Bischöfe verhaften und ohne Prozess hinrichten. Damit zerstörte er viele Gemeinden; aber anders als früher trat nun ein Wandel in der Haltung der Bevölkerung ein. Vielerorts wurden Christen vor den Behörden versteckt und nicht ausgeliefert.

260 tauchte für sie ein unvermuteter Silberstreif am Horizont auf: Valerians Sohn Gallienus, der mit einer Christin verheiratet war, hob die valerianischen Dekrete auf und ließ die Verfolgungen einstellen. Erneut gewannen die christlichen Gemeinden an Zulauf. So bewahrheitete sich ein Wort, das schon vom Anfang des 2. Jahrhunderts überliefert ist:

Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Kirche.

60 Jahre später spaltete der Umgang mit den ehemaligen Kirchenmitgliedern, die in der Zeit der Verfolgungen ihren Glauben aufgegeben hatten und danach wieder aufgenommen werden wollten, die Kirche jedoch: Die Mehrheit der Bischöfe akzeptierte ihre Wiederaufnahme mit einer Neutaufe, aber einige lehnten dies strikt ab. Diese Bewegung der Donatisten bildete eine eigene Kirche mit Schwerpunkt in Nordafrika. Sie bestand neben der römischen Kirche, bis die Vandalen sie ihrem Reich einverleibten.

Unter Diokletian (284-305) und Galerius (303-311)

293 führte Diokletian eine umfassende Staatsreform durch, um den Zerfall des Reiches aufzuhalten: Er stärkte die Provinzverwaltungen und teilte seine Macht mit drei Mitherrschern (Tetrarchie). Er stützte sich vor allem auf die Bauern Nordafrikas, des Balkans und das mit Söldnern verstärkte Heer; in allen drei Bereichen machte der Mithraskult dem Christentum Konkurrenz. Um dessen Anhänger an sich zu binden, leitete Diokletian eine erneute allgemeine Christenverfolgung ein. Sie zielte auf die endgültige Zerschlagung der Kirche und Ausrottung ihrer Anhänger.

Sein erstes Edikt von 303 verbot die christlichen Gottesdienste und ordnete die Zerstörung von Kirchen, Verbrennung christlicher Schriften, ein Ämterverbot für Christen und die Inhaftierung von christlichen Staatsbeamten an. Damit verloren Christen alle Bürgerrechte. Das zweite Edikt verfügte die Einkerkerung, das dritte die Folterung aller Gemeindevorsteher, Bischöfe oder Presbyter, um sie auf jede Weise von ihrem Glauben abzubringen. Das vierte Edikt verhängte 304 die Todesstrafe gegen alle - auch die Laienchristen -, die das Kaiseropfer weiterhin verweigerten.

Die Edikte wurden in den Provinzen unterschiedlich streng umgesetzt; im Ostteil des Reiches, der Diokletians Sohn Galerius unterstand, waren die Verfolgungen sehr blutig und wurden noch intensiver, als Diokletian 305 abdankte und Galerius ihm folgte. Im Westen dagegen endeten danach die meisten Hinrichtungen; stattdessen wurden standhafte Christen bis 311 in die Bergwerke deportiert.

Eine Vermutung, Christen im Heer hätten eine Palastrevolte gegen den Kaiser geplant und damit seine Maßnahmen provoziert (so Jacob Burckhardt 1853 in Die Zeit Constantins des Großen), wird heute eher als Legende zur Legitimation der Verfolgung aus dem Umfeld des Galerius angesehen.

Diese grausamste der bisherigen Verfolgungswellen veränderte die Einstellung der Bevölkerung zu den Christen vollends zu deren Gunsten. Dies war neben seiner schweren Erkrankung der Hauptgrund, dass Galerius die Hinrichtungen 311 plötzlich einstellen ließ. Im Toleranzedikt von Nikomedia räumte er auf seinem Sterbebett das Scheitern seiner Ausrottungsversuche ein und versuchte, die Christen an Staat und Kaiser zu binden:

"Und jetzt, da wir sahen, dass die meisten auf ihren Vorstellungen beständig verharrten … haben wir geglaubt, unsere sehr bereitwillige Nachsicht bis dahin ausdehnen zu müssen, dass sie wieder Christen sein und ihre Versammlungen wieder halten dürfen. … Weshalb sie nun auch verpflichtet sein werden, auf gleiche Weise für unser Wohl, für das des Staates und für das ihrige zu ihrem Gott zu beten."

Konstantinische Wende

Nach dem Tod des Galerius brachen Kämpfe um seine Nachfolge aus. Nach einer von Euseb geschaffenen Legende habe Konstantin die entscheidende Schlacht an der Milvischen Brücke 312 gewonnen, nachdem er angeblich am Abendhimmel ein Flammenkreuz mit der Inschrift sah:

"In diesem Zeichen wirst Du siegen."

Das Symbol des Kreuzes - für Römer die äußerste unehrenhafte Strafe für Sklaven, Aufständische und Verbrecher - wurde also von Kirchentheologen selbst zum Siegeszeichen des römischen Kaiserreichs umgedeutet. Dabei hatte es für die Urchristen die Herrschaft des Gottessohns über alle weltlichen Machthaber ausgedrückt (Off 17,14): Viele Nachfolger Jesu waren wie er für diesen Glauben gekreuzigt worden.

Konstantin setzte wohl von vornherein auf die Duldung der Kirche, damit diese seine Alleinherrschaft stützen würde. Anders als seine Vorgänger stützte er sich nicht auf die Bauern der Provinzen, sondern auf das Handelsbürgertum der Städte, in dem die Christen ihre meisten Anhänger hatten. 313 erlaubten er und Licinius im Mailänder Toleranzedikt jedem römischen Bürger die freie Wahl seiner Religion. Die berühmte Passage lautete:

"Wir geben den Christen und anderen die politische Macht, derjenigen Religion zu folgen, die sie wollen."

Der Kaiserkult als Zwang wurde abgeschafft. Das Christentum wurde damit offiziell gleichberechtigt zu den römischen Staatsgöttern . Seine künftige Vorrangstellung deutete sich schon an. Diese Konstantinische Wende erlebten die Christen als Durchbruch und große Befreiung.

Ferner gab Konstantin der Kirche ihr Eigentum zurück und gewährte allen Bischöfen Rechte und Ehren, die bis dahin nur Senatoren zugestanden hatten. Von nun an war es vorteilhaft für den sozialen Aufstieg, Christ zu sein. In der Folgezeit wurden viele der höheren Staatsämter, von denen die Gestaltung des öffentlichen Lebens abhing, mit Christen besetzt.

321 machte Konstantin den Sonntag, an dem Christen ihren Gottesdienst feierten, zum gesetzlichen Ruhetag. Damit privilegierte er sie gegenüber anderen Religionen. 323 empfahl er Ostrom, das Christentum einzuführen. 324 wurde er unbeschränkter Alleinherrscher und versuchte nun, die gescheiterten Staatsreformen seiner Vorgänger durchzuführen: Nicht gegen die Kirche, sondern mit ihrer Hilfe.

Nur wenn sie organisatorisch und theologisch geeint war, konnte sie die Staatseinheit stützen: Dazu griff der Kaiser nun auch aktiv in ihre inneren Angelegenheiten ein. 325 berief er das erste ökumenische Konzil von Nicäa ein. Die Bischöfe reisten auf Staatskosten an; der Kaiser selbst leitete die Sitzungen und setzte dort rein theologische Kompromissformeln wie das homoousios durch, um den innerkirchlichen Streit um die Gottessohnschaft Jesu zu lösen. Er behandelte das Konzil also wie ein kaiserliches Schiedsgericht. Dahinter standen primär politische Motive, aber wohl auch persönliche Überzeugung: Denn 337 auf dem Sterbebett ließ Konstantin sich noch taufen.

Noch mehr als das Römische Reich sich an die Christen anpasste, begann die Kirche, sich seinen politischen Interessen anzupassen. Das christliche Kreuzsymbol wurde nun auf Heeresstandarten und Staatsmünzen sichtbar. Bischöfe zogen mit in die Schlacht und segneten die gleichen Waffen, mit denen Christen früher ermordet wurden. Immer mehr Kirchen wurden gebaut; die Gottesdienste darin wurden zu prunkvollen Zeremonien. Die römischen Staatstempel dagegen zerfielen; dies war nun staatlich gewollt.

Konstantin hatte bereits einzelne Maßnahmen gegen "heidnische" Kulte verfügt; schon unter seinem Sohn Constantius II. (337-361) kam es zu Stürmen auf heidnische Tempel. Aus den Verfolgten wurden Verfolger. Auch machte der Kaiser den Arianismus für die Kirche verbindlich, griff also weiter in ihren inneren Klärungsprozess ein.

Unter Julian Apostata (361-363) kam es kurzzeitig zu einem Versuch der Wiederbelebung nichtchristlicher Kulte. Doch Theodosius I. machte 380 der Religionsfreiheit ein Ende und verbot andere Götter außer dem Christentum. Ferner erließ er 383 nach einem gescheiterten Religionsgespräch ein Häretikergesetz, das Arianer, Donatisten und Manichäer mit Verbannung bedrohte. Damit war das Christentum in seiner orthodoxen Gestalt alleingültige Staatsreligion geworden und die spätantike Reichskirche nahm endgültig Gestalt an. Allerdings wurden viele scharfe Verlautbarungen des Theodosius', der selbst kein religiöser Eiferer war, in der Praxis eher milde umgesetzt. Das Heidentum - das freilich immer mehr in die Defensive geriet, Anhänger verlor und auch zunehmend an innere Kraft einbüßte - konnte sich noch bis ins 6. Jahrhundert im oströmischen Reich halten.

Verfolgungen durch die jüdischen Könige im Jemen

Im Gebiet des heutigen Jemen und Oman waren infolge des Streites zwischen dem christlichen Byzanz und dem zoroastrischen Sassanidenreich, in deren Einflußbereich das Gebiet lag, die herrschenden Himjariten zum Judentum übergetreten. Besonders der neunte jüdische König Du Nuwas verfolgte die Christen des Landes blutig. Dies galt für die Nestorianer, aber besonders für die Monophysiten. Zum einen wollte er sie zum Judentum bekehrt sehen, zum anderen fürchtete er auch dass sie mit dem feindlichen Byzanz sympathierten. Im Lauf einer von den Lachiminiden organisierten Konferenz 525 n. Chr., die die Kriege zwischen Byzanz und dem Sassanidenreich beenden sollten, forderte Du Nuwas den Sassanidenherrscher auf, die in seinem Land lebenden Christen ebenfalls zu verfolgen. Procopius berichtet in seinem Werk über diese Konferenz. Daraufhin forderte Byzanz das befreundete christliche Reich von Aksum auf den Jemen zu erobern. Dieses folgte der Aufforderung, da Du Nuwas wiederholt christliche Händler aus Aksum ausweisen und töten ließ und daher eine Feindschaft bestand. Mit der Eroberung des Gebietes durch Aksum endet die jüdische Königsreihe im Jemen.

Verfolgungen im Bereich des Islam

Mittelalter

Im Islam wurden Christen zunächst prinzipiell geduldet. Als dhimmis (Schutzbefohlene) konnten sie wie die Juden ihren Glauben relativ unbehelligt ausüben, wenn auch als Bürger zweiter Klasse.

Zwischen islamischen und christlichen Herrschern kam es jedoch in den umstrittenen Gebieten des Mittelmeeraums - besonders in Kleinasien, Afrika und Spanien - zu teilweise sehr blutigen Zusammenstößen. In deren Gefolge kam es auch zu wechselseitigen (auch von islamisch-staatlicher Seite betriebene) Verfolgungen in den jeweils von einer Religion beherrschten Ländern an den Minderheiten der anderen Religion. Unübertroffen waren die Massaker an Muslimen und Juden im Kontext der Kreuzzüge, auch wenn es später in den Kreuzfahrerstaaten zu einem relativ friedlichen Ausgleich kam. Unter den Almohaden, Mauren und Seldschuken wurden dann auch katholische und orthodoxe Christen teilweise systematisch vertrieben und ermordet.

1894 kam es im Bergland von Sassun zu einem Blutbad an den christlich-orthodoxen Armeniern. Diese wurden von den Kurden bedrängt und von der türkischen Regierung nicht geschützt. Als sie daraufhin Steuern verweigerten und in Istanbul demonstrierten, gingen die Behörden in der ganzen Türkei gegen sie vor: Nach amtlichen Dokumenten wurden 328 Kirchen zu Moscheen umgewandelt, 88.243 Armenier getötet und ungezählte weitere zum Übertritt zum Islam genötigt. Nur diese Christen waren vor weiterer Verfolgung sicher.

In der Folge waren die noch übrigen Christengemeinden vielfach Plünderungen ausgesetzt; bis 1896 starben weitere geschätzte 20.000 türkische Armenier an Hunger, Seuchen und Raubmorden. Bis zu 100.000 ihrer Frauen sollen in muslimische Harems verschleppt worden sein.

1909 brachte eine erneute Verfolgung. Aber erst 1916 im Ersten Weltkrieg wurde daraus eine systematische Deportation, die auf die Ausrottung des armenischen Volkes zielte: Die Männer - auch die, die in der türkischen Armee waren - wurden in den Ortschaften direkt getötet, die Frauen und Kinder verschleppt, wobei die meisten den Tod fanden. Dies betraf um 1, 3 Millionen Menschen, von denen etwa zwei Drittel umkamen.

Mitgetroffen wurden schon 1895 die Assyrer, ein alte christliche Minderheit von etwa 150.000 Angehörigen im kurdischen Bergland. Die, die damals in den Irak fliehen konnten, wurden dort 1933 erneut verfolgt. Dabei spielten nationalistische Gründe mit: Die Christen unter den Kurden hatten mit Unterstützung der Briten und Franzosen einen unabhängigen Staat angestrebt und damit den Hass der türkisch-irakischen Panarabisten auf sich gezogen. Formaler Anlass war ein angebliches Vergehen gegen nichtreligiöse Staatsgesetze; ein religiöser Christenhass war jedoch gegeben. Nur etwa 30.000 assyrische Christen überlebten.

Verfolgungen in der europäischen Neuzeit

Französische Revolution

Die radikalen Fraktionen innerhalb der Französischen Revolution 1789 hatten die Abschaffung des Christentums als Religion zum Ziel. Bis zu 5.000 Geistliche wurden getötet bzw. deportiert, 1793 wurde die Religionsfreiheit widerrufen und das Christentum verboten. In den weniger radikalen späteren Jahren der Revolution, nach Ende der "Terrorherrschaft" der Jakobiner, und endgültig unter Napoleon, wurde das Christentum rehabilitiert.

Spanien: Zweite Republik

Von Anfang an war die Zweite Republik von starkem Antiklerikalismus geprägt und dem Bemühen, den Einfluß der katholischen Kirche zu schwächen. Schon die Konstitution unterwarf die öffentliche Ausübung der Religion der staatlichen Kontrolle und schränkte die Handlungsfreiheit von Ordensgemeinschaften, denen z.B. die Betätigung im Unterricht verboten wurde, stark ein. Die Jesuiten sollten aufgelöst werden (1932 durchgeführt), für andere Orden wurde die Möglichkeit der Aufhebung vorgesehen. Das "Gesetz der Konfessionen und Ordenskongregation" von 1933 schränkte die Freiheit von Kirche und Orden weiter ein.

In den ersten Monaten der Zweiten Republik wurden in verschiedenen spanischen Städten Kirchen niedergebrannt, ohne dass die Regierung dagegen einschritt oder die Täter strafrechtlich verfolgte. Die Zerstörung von Kirchen wurde nach dem Wahlsieg der Volksfront 1936 verstärkt: In den ersten vier Monaten nach der Wahl wurden 170 Kirchen niedergebrannt, die vollständige Zerstörung 251 weiterer Kirchen konnte verhindert werden. Den Höhepunkt erreichte die Verfolgung nach dem Beginn des Militäraufstands im Juli 1936. Anfang 1937 beschrieb der republikanische Justizminister die Situation:

Die tatsächliche Situation der Kirche im ganzen loyalen Territorium außer dem Baskenland ist seit Juli des letzten Jahres die Folgende: a) Alle Altäre, Bilder und Kultgegenstände sind, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, zerstört worden [...]. b) Alle Kirchen sind für den Gottesdienst geschlossen, der vollständig [...] eingestellt wurde. c) Ein großer Teil der Kirchen, in Katalonien ist das der Normalfall, wurde abgebrannt. [...] e) In den Kirchen wurden Lager aller Arten, Märkte, Garagen, Säle, Kasernen, Unterkünfte [...] eingerichtet. f) Alle Konvente wurden geleert und das Ordensleben in ihnen beendet. Ihre Gebäude, Kultgegestände und Güter aller Art wurden verbrannt, geraubt, besetzt und niedergerissen. g) Priester und Ordensleute wurden ohne Anklage festgenommen, ins Gefängnis geworfen und erschossen [...]. Hunderte von Gefangenen liegen in den Gefängnissen von Madrid, Barcelona und der anderen Großstädte einzig aufgrund der Tatsache, daß sie Priester oder Ordensleute sind. h) Inzwischen ist der Privatbesitz von Bildern und Gegenständen der reliösen Verehrung vollständig verboten. Die Polizei [...] dringt in das Innere von Wohnungen [...] ein und zerstört mit Hohn und Gewalt [...] was mit der Religion zu tun hat oder an sie erinnert.

Soweit bekannt, fielen der Verfolgung der katholischen Kirche in der zweiten Republik 13 Bischöfe, 4.184 Diözesanpriester und Seminaristen, 2.365 Ordensmänner, 283 Ordensfrauen und mehrere Tausend Laien zum Opfer.

Die Kirche war in Russland sehr eng mit dem Zarismus verbunden. Mit der Oktoberrevolution trat ein grundlegender Paradigmenwechsel ein: Die alten Mächte von Klerus, Feudaladel und Staat wurden entmachtet. Hinzu kam die Religionskritik des Marxismus, die jede Religion als zum "Absterben" prädestinierten Stützpfeiler der Klassengesellschaft ansah.

Das orthodoxe Christentum war davon primär betroffen. Die Bolschewiki trennten rigoros Staat und Kirche, schafften alle konfessionellen Vorrechte ab, verboten den Religionsunterricht an Schulen, lösten die Klöster und Parochien auf. Entgegen der Theorie warteten sie dann aber nicht, bis die Religion mit der Veränderung der sozialen Verhältnisse von selbst verschwand, sondern ergriffen schon im Verlauf des russischen Bürgerkriegs (1917-1920) Maßnahmen, denen zahlreiche Priester zum Opfer fielen: Diese erhielten als "Nichtarbeiter" keine Lebensmittelkarten oder wurden als "Konterrevolutionäre" ohne Verfahren getötet oder verbannt, was einem Todesurteil gleichkam.

Diese Verfolgung ergab sich oft spontan vor Ort ohne zentrale Direktive. Doch ab 1920 erklärte die Partei außerdem alle Bischofstätigkeiten für illegal: Nur die Pfarreien blieben bestehen. Zeitweise wurden sogar Sekten, Freikirchen und die sowjetfreundliche "lebendige Kirche" staatlich gefördert, um die orthodoxe Kirche zu zerstören. Diese Abspaltung konnte sich trotzdem nicht lange halten.

1922 wurden die Kirchenschätze landesweit beschlagnahmt. Ein Teil des orthodoxen Klerus wehrte sich dagegen. Exilrussen forderten 1921 in Karlowitz und 1922 in Genua die Wiederherstellung der Monarchie in Russland und drängten die Europäer zu einem Kreuzzug gegen die Bolschewisten. Darauf reagierten diese mit einem Beschluss, die Massen aktiv umzuerziehen, um ihr religiöses Bewusstsein zu ersetzen.

1927 erzwang Stalin die Zusammenlegung bis dahin selbstständiger Bauern in Kolchosen: Dies sollte besonders die traditionell christlichen Kulaken treffen. In den folgenden Jahren wurden tausende Kirchen geschlossen, der Sonntag als Feiertag abgeschafft und viele einfache Bauern und ihre Dorfgeistlichen ermordet.

Zehn Jahre darauf ergab eine verordnete Volkszählung, dass sich immer noch ein hoher Anteil der Russen zum Christentum bekannte. Bis 1939 intensivierte der Staat daraufhin seine Umerziehungs-, Enteignungs- und Vernichtungsschritte. Wieviele Berufs- und Laienchristen diesen politischen Säuberungen zum Opfer fielen, ist unbekannt, da die Behörden Geistliche nicht von Regimegegnern unterschieden. Die orthodoxe Kirche gibt an, dass zwischen 1917 und 1940 allein 120.000 Priester, Mönche, Nonnen und kirchliche Mitarbeiter verhaftet wurden; davon wurden 96.000 erschossen. Ende der dreißiger Jahre war weniger als ein Dutzend Kirchen noch offiziell geöffnet.

Erst der Überfall des nationalsozialistischen Deutschland 1941 änderte diese Linie. Nun versuchte Stalin, den russischen Patriotismus für den Abwehrkrieg zu mobilisieren und ging daher zu einer Duldung der Orthodoxie über: 1943 wurde das gesamtrussische Patriarchat wiederhergestellt, sogar Klöster durften neu errichtet werden. Andere kleinere Kirchen wurden weiterhin verfolgt.

Nach dem 2. Weltkrieg belief sich die Zahl der russisch-orthodoxen Priester und Diakone auf rund 52.000; 1914 hatte sie noch über 203.000 betragen. Ein Teil des traditionell der Obrigkeit verpflichteten russischen Patriarchats suchte sich nun stärker mit den Machthabern zu arrangieren.

Seit etwa 1970 arbeitete das Politbüro wieder mehr mit der orthodoxen Kirche zusammen, die sich unter russisch-nationalen Vorzeichen analog zur KPdSU bemühte, alle orthodoxen Christen der Welt unter ihrer Führung zu einen.

Eine Christenverfolgung im engeren Sinn gab es in Deutschland nach 1933 nicht. Eine gezielte Vernichtung des Christentums war von den Nationalsozialisten offiziell weder geplant noch nötig, da die meisten Christen sich dem Regime unterwarfen und es mittrugen.

Der ideologische Gegensatz bestand freilich von Anfang an: Die NSDAP verstand sich als Weltanschauungspartei mit einem totalitären Machtanspruch. Alles sollte dem Dienst am "deutschen Volkstum" und an der "arischen Rasse" unterworfen werden. Dazu gehörte ein Bekenntnis zu einem "positiven Christentum": Gemeint war dessen Umdeutung zu einer "Nationalreligion", die den "Willen zur Macht" (Friedrich Nietzsche) betonte und sich vor allem gegen das "jüdische Untermenschentum" definierte. Adolf Hitler, der große Teile seines Antisemitismus vom österreichischen Katholizismus übernahm, schrieb 1923 in Mein Kampf:

"Indem ich mich des Juden erwehre, erfülle ich das Werk des Herrn."

Die eigentlichen Ziele der Nationalsozialisten formulierte Alfred Rosenberg in seinem Mythus des 20. Jahrhunderts 1930: Im "Blut" fand er "das göttliche Wesen des Menschen überhaupt". Die "nationale Ehre" verstand er als Anbetung dieses Wesens und machte sie damit zu einer Religion. "Gott" wurde bei ihm zur symbolischen Chiffre für das als "Rasse" aufgefasste kollektive Unbewusste, das im ewigen Daseinskampf nach Macht ringt. Soweit sich das Christentum der "deutschen Wiedergeburt" widersetze, sei es "Pflicht, es geistig zu überwinden, organisatorisch verkümmern zu lassen und politisch ohnmächtig zu erhalten". Innere Eroberung und äußere Bekämpfung der Kirche lagen also eng beieinander.

Nach Hitlers Machtantritt mussten die NSDAP-Mitglieder ihren Kirchenaustritt belegen. Die "Deutschen Christen" aber wollten die NS-Ideologie in der Evangelischen Kirche durchsetzen und forderten ihre Vereinheitlichung: "Ein Staat, ein Volk, eine Kirche!" Sie gewannen im Juli 1933 die Kirchenwahlen und damit die Leitung der meisten Landeskirchen. Eine Mehrheit der Protestanten ließ sich bereitwillig unter der Führung eines von Hitler eingesetzten "Reichsbischofs" (Ludwig Müller) mit dem Nazisystem gleichschalten.

Auf der Sportpalastkundgebung im November 1933 griffen die Deutschen Christen zentrale Glaubenssätze auch der neuen Kirchenverfassung an: Auf der Basis der NS-Ideologie galt ihnen alles, was am Christentum jüdischen Ursprungs war, als "zersetzendes" Element, das abgestreift werden musste. Das Alte Testament galt als Sammlung von "Bettler- und Viehzüchtergeschichten" (Emanuel Hirsch); ein "judenreines" Neues Testament wurde herausgegeben, in dem die Briefe des Paulus, das Matthäusevangelium und viele Einzeltexte fehlten. Man behauptete eine "gallische" Herkunft des Jesus von Nazaret und seine "heldische" Opposition gegen die "Geldwechsler" des Judentums (so z.B. Mathilde Ludendorff).

Darauf bildete eine Minderheit der evangelischen Christen eine innerkirchliche Opposition, die Bekennende Kirche (BK). Ihre Barmer Theologische Erklärung sprach im Juni 1934 den Gegensatz zwischen christlichem Glauben und NS-Ideologie offen aus. Sie beanspruchte die rechtmäßige Vertretung der ganzen Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) und gründete dazu im September eine eigene Kirchenleitung: Damit war die DEK gespalten und ihre vollständige Unterordnung unter die staatliche Führung gescheitert.

Aber dieser innerkirchliche Konflikt änderte nichts daran, dass fast alle Landeskirchen infolge des Arierparagraphen getaufte Juden aus kirchlichen Ämtern entließen. Nur die Leitung der BK und der Württembergischen Landeskirche protestierten offen dagegen; aber auch sie kritisierten nicht die Nürnberger Rassengesetze als solche. Die meisten Bekenner erkannten in lutherischer Tradition die nationalsozialistische "Obrigkeit" als Gottes Anordnung an und widersprachen lediglich ihren Übergriffen auf die kirchliche Lehre.

Die Pfarrerausbildung der BK, ihr Schriftverkehr, ihre Hilfsaktivitäten für Juden (Büro Grüber) wurden nach und nach verboten. Viele ihrer Pastoren verloren ihre Stellen; manche, die öffentlich gegen judenfeindliche Maßnahmen protestiert hatten, wurden verhaftet und in KZs eingeliefert. Die übrigen wurden 1939 zum Kriegsdienst eingezogen; ein Teil davon wurde in der Wehrmachtsseelsorge eingesetzt. Nur wenige als konsequente System- oder Holocaustgegner bekannte Christen wie Paul Schneider oder Dietrich Bonhoeffer wurden umgebracht.

Der Vatikan unter Pius XI. schloss 1933 mit dem Dritten Reich ein Reichskonkordat ab und konnte so die Organisationsstruktur der katholischen Bistümer wahren. Angesehene Bischöfe wie Clemens August Graf von Galen konnten zeitweise sogar Mordaktionen wie die Aktion T4 bremsen und blieben dennoch im Amt. Die Widerstandsgruppe Weiße Rose vertrat eine idealistisch und humanistisch geprägte Minderheit unter der katholischen Jugend Bayerns, deren Mitglieder stellvertretend für die schweigende Mehrheit zu Märtyrern wurden.

Im Kriegsverlauf verschärfte der Staat antikirchliche Maßnahmen gegen die ganze DEK: Feiertage wurden eingeschränkt, Taufen, Konfirmation, Trauungen, Beerdigungen durch Parteifeiern ersetzt, das Kirchenrecht im Warthegau auf ein Vereinsrecht umgestellt, kirchliche Finanzen zentral kontrolliert. Einige Historiker gehen daher von einer geplanten Auflösung kirchlicher Strukturen aus.

Die Zeugen Jehovas verweigerten den Wehrdienst, politische Aktivitäten und die Verehrung Hitlers (Hitlergruß). Daraufhin wurden sie interniert; etwa 1.200 verloren in den KZs ihr Leben (siehe auch Zeugen Jehovas im_Nationalsozialismus).

Weitaus schwerer traf die Naziherrschaft Christen in von Deutschland besetzten Gebieten: Allein im KZ Dachau waren über 1.000 katholische Priester aus Polen inhaftiert. Insgesamt starben knapp 2.000 polnische Geistliche in den KZs. 548 davon wurden standrechtlich erschossen.

Der Holocaust galt dem Judentum als Volk wie als Religion; erst seit 1945 realisierten Christen nach und nach, dass dieser Angriff indirekt auch ihrem Glauben galt, der auf die Existenz des jüdischen Volkes angewiesen bleibt. Damit stellt dieser Zivilisationsbruch das ganze abendländische Christentum in seiner seit der Konstantinischen Wende herrschenden Gestalt in Frage. So sagte der überlebende Auschwitzhäftling Elie Wiesel:

"Der nachdenkliche Christ weiß, dass in Auschwitz nicht das jüdische Volk, sondern das Christentum gestorben ist."

Osteuropa

Im Zuge des Vorrückens der Roten Armee erlitten die seit 800 Jahren christlich geprägten Völker des Baltikums 1944/45 - wie schon im russischen Bürgerkrieg 1919/20 - eine Verfolgungswelle, die Millionen Menschen traf: Sie wurden direkt getötet oder administrativ deportiert. Diese Umsiedlungspolitik kam einer Massenvernichtung gleich; sie speiste sich aus nationalrussischen, stalinistisch-ideologischen und imperialistischen Motiven.

Die Kirchen waren mitgetroffen und mitgemeint: 1950 gab es in Estland nur noch 30 lutherische Pastoren und nur 2 katholische Priester. Das katholische Litauen hatte keinen Bischof mehr und konnte keine Priester mehr ausbilden. Erst seit den innenpolitischen Reformen unter Gorbatschow wurden diese Restriktionen allmählich gelockert.

Auch in Weißrussland, der Ukraine und im übrigen Ostblock ergriffen die nunmehr kommunistischen Staatsführungen nach 1945 antikirchliche Maßnahmen von unterschiedlicher Härte. Vergleichsweise moderat verlief diese Politik in Rumänien und der Tschechoslowakei. In Albanien dagegen wurden muslimische wie christliche Geistliche konsequent aus allen Ämtern entfernt und unterdrückt, so dass dieses Land sich als erster atheistischer Staat der Welt sah.

In Ungarn, Jugoslawien, Polen sowie der DDR versuchten die Staatsbehörden seit den 1950er Jahren das Christentum durch gesellschaftliche Benachteiligung der Kirchenmitglieder aus der Öffentlichkeit zu verdrängen. So wurden zum Beispiel 1953 in der DDR viele junge Christen von den Oberschulen relegiert, die "Junge Gemeinde" und die Studentengemeinden öffentlich als staatsfeindliche Organisationen bezeichnet und geheimdienstlich beobachtet. Bei halblegalen Kirchenversammlungen wurden junge Christen und Pazifisten in Einzelfällen auch inhaftiert. Mit der staatlichen "Jugendweihe" versuchte die SED eine Alternative zur Konfirmation und Kommunion anzubieten, um die Kirchen allmählich auszutrocknen. Kirchengebäude überließ man dem Verfall; die Bindung an die EKD im Westen wurde organisatorisch erschwert.

Von einer systematischen Verfolgung kann hier jedoch keine Rede sein. Als "Kirche im Sozialismus" sah sich ein Teil der ostdeutschen Landeskirchenleitungen und Pfarrerschaft. Im Verlauf der Friedensbewegung der achtziger Jahre wurden die Kirchen jedoch ein Sammelbecken und Sprachrohr für oppositionelle Strömungen, die die Wende von 1989 mit vorbereiteten.

(siehe auch Christen und Kirche in der DDR)

Verfolgungen in Asien

Nach der ersten Landung portugiesischer Seeleute auf Japan 1542 begann sehr bald eine christliche Missionierung unter Führung von Francisco Xavier. In den folgenden Jahrzehnten konvertierten mehrere hunderttausend Japaner, darunter auch einige Fürstenfamilien, unter Duldung der sich zu diesem Zeitpunkt erst bildenden Zentralregierung zum Christentum.

Zwar verwies bereits Toyotomi Hideyoshi um 1587 die Missionare des Landes, da er in der Einflussnahme jesuitischer, vor allem aber franziskanischer Mönche eine Bedrohung seiner Machtposition sah. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde dieser Erlass jedoch kaum durchgesetzt. Erst 1597, ein Jahr vor Hideyoshis Tod, wurden in Nagasaki 26 Christen hingerichtet.

Hideyoshis Nachfolger Tokugawa Ieyasu zeigte sich zunächst tolerant, da er auf den Handel mit den Portugiesen angewiesen war, und wohl auch durch den Einfluss seines englischen Beraters William Adams. Doch nach Adams' Tod, und nachdem auch zu Holland und England Handelsbeziehungen entstanden (wodurch auch der Konflikt zwischen römisch-katholischem Christentum und dem Protestantismus in Japan bekannt wurde), änderte er seine Einstellung. Grund dafür war die Furcht vor christlichen Glaubenskriegen in Japan sowie die Erkenntnis, daß viele Christen untereinander und gegenüber der Kirche größere Loyalität zeigten als gegenüber ihm, dem Shogun. Ab etwa 1612 wurde das Christentum schrittweise verboten.

Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung unter Ieyasus Nachfolgern Tokugawa Hidetada und Tokugawa Iemitsu, besonders nachdem sich 1637 auf Kyushu die überwiegend christliche Bevölkerung im Shimabara-Aufstand gegen das Shogunat erhob. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, über 40.000 Christen getötet. Verfolgungsbehörden wurden eingerichtet, die eine landesweite Verfolgung und Ausrottung der Christen zum Ziel hatten. Wer verdächtigt wurde, Christ zu sein, musste sich öffentlich vom Christentum abkehren und christliche Symbole schänden, die als 踏み絵 (fumie, „Tret-Bilder“) bezeichnet wurden, sowie sich in die Glaubensregister buddhistischer und shintoistischer Tempel eintragen und diese regelmäßig besuchen. Diejenigen, die sich weigerten, ihren christlichen Glauben abzulegen, wurden hingerichtet, oft durch öffentliche Kreuzigung oder Verbrennung.

Das japanische Christentum entwickelte sich während dieser Verfolgungsphase zu einer neuen synkretischen Religion, dem Kakure Kirishitan, mit Einflüssen des Buddhismus, des Daoismus und des Shinto. Nach der erneuten Zulassung des Christentums (1873 unter Tennō Meiji) gliederten die Anhänger dieses Glaubens sich in die neu entstehenden christlichen Gemeinden ein, manche lehnten dies aber auch ab, da ihre stark abgewandelte Religion von westlichen Kirchenorganisationen nicht akzeptiert wurde. Sie bilden heute eine schwindende Minderheit, deren Glaubensvorstellungen aber in einer Reihe der sogenannten „neuen Religionen“ weiterlebt.

Bereits 1900 während des Boxeraufstands gegen die europäischen Kolonialmächte kam es im damals noch kaiserlichen China zu einem Massaker an Christen. Deren Niederlassungen wurden zerstört und vor allem ausländische Missionare ermordet.

Das Christentum galt als Religion der Europäer, deren Kultur sich die chinesische Jugend seit 1919 geöffnet hatte. Im Verlauf der nationalen Revolution (1925-1927) der Kuomintang unter Führung Tschiang Kai Scheks wurden jedoch erneut zahlreiche in- wie ausländische Christen ermordet.

Unter Mao Zedong siegte in China 1949 eine Spielart des Kommunismus, der sich ähnlich wie der Stalinismus auf Bauern, Militärmacht und Zwangsindustrialisierung stützte. Der Atheismus wurde Staatsdoktrin: Alle Religionen, besonders die westlichen, wurden unterdrückt. Im Koreakrieg unterstützte Mao das Vorgehen Nordkoreas auch gegen die Christen. In der von seinen Roten Garden getragenen Kulturrevolution kam es seit 1966 zu Zerstörungsfeldzügen gegen Moscheen, Kirchen und Kulturgüter aus der Kaiserzeit. In deren Verlauf wurden auch Pogrome an vermeintlichen oder echten Systemgegnern verübt, zu denen die Christen gerechnet wurden.

Gegenwart

Das Christentum ist in der Gegenwart als größte Weltreligion auch die Religion, die am häufigsten verfolgt wird. Das Hilfswerk Open Doors gibt an, dass weltweit etwa 200 Millionen Christen in 25 Ländern wegen ihres Glaubens von Misshandlungen, Gefängnis oder Tod bedroht sind.

Asien

  • In Nordkorea kommen Christen in Umerziehungslager, wo sie unmenschlich behandelt werden und oft dabei umkommen.
  • In der Volksrepublik China werden katholische wie evangelische Christen sowie andere Minderheiten systematisch verfolgt, gefoltert und in Arbeitslagern inhaftiert. Die Kommunistische Partei Chinas verlangt von Christen, anstelle von Gott die atheistischen Grundsätze des Kommunismus anzuerkennen. Wer sich nicht daran hält, riskiert die Verhaftung durch die Volkspolizei.
  • Auf den Molukken in Indonesien wurden seit 1999 über 3.000 Christen umgebracht.
  • In Laos hat das Regime 1999 das Christentum zum "öffentlichen Feind Nummer eins" erklärt. Kirchen wurden geschlossen, und Christen werden verhaftet und zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.
  • In Pakistan werden christliche Einrichtungen verwüstet und Christen getötet. Ebenfalls werden Christen oft wegen angeblicher Verstöße gegen das Blasphemiegesetz verurteilt, in einigen Fällen zum Tod.
  • In Indien gab es seit 1998 über 1.000 gewaltsame Angriffe auf Christen seitens militanter Hindus, die die Zerstörung von Kirchen, Bibelverbrennungen und Vergewaltigung von Nonnen einschlossen, sowie die Ermordung eines australischen Missionars mit seinen beiden Söhnen. Teile des Landes erließen ein Gesetz, das die "Verwendung von alkoholischen Getränken bei religiösen Zeremonien" unter Strafe stellt.
  • In Saudi-Arabien kommt es zu Verhaftungen und Auspeitschungen von Christen.
  • Im Iran steht auf den Übertritt vom Islam zum Christentum die Todesstrafe. Allgemein ist in den entsprechenden Staaten der Abfall vom Islam oft mit dem Tod bedroht.
  • In der Türkei sind Christen und Kirchen seit langem vielfältigen Diskriminierungen juristischer und anderer Art ausgesetzt. So haben christliche Kirchen keine eigene Rechtspersönlichkeit, kirchliche Bauvorhaben sind einem extrem komplizierten und langwierigen Genehmigungsverfahren unterworfen. Die Kirchen dürfen keine Geistlichen ausbilden. Renovierungsvorhaben müssen durch das Außenministerium genehmigt werden. Seit Gründung des Osmanischen Reiches 1423 durfte keine Kirche gebaut werden.
  • In anderen asiatischen Ländern, z. B. Myanmar (Birma) und Turkmenistan gibt es massive Christenverfolgung.

Afrika

  • Im mehrheitlich islamischen Norden von Nigeria gibt es regelmäßig gewaltsame Angriffe auf Christen.
  • In Ägypten sind die Kopten zwar offiziell akzeptiert, in der Praxis jedoch oft Angriffen aus der Bevölkerung ausgesetzt, gegen die sie beim Staat kaum Schutz finden und die vom Staat auch kaum bestraft werden.
  • Im Sudan wird die christliche Minderheit im Süden seit 1986 verstärkt verfolgt. Christliche Schulen, Krankenhäuser und Kirchen werden gezielt bombardiert, christliche Leiter ermordet, Christen werden als Sklaven verkauft, Ländereien von Christen werden beschlagnahmt und Arabern übergeben. Im Norden gibt es für christliche Flüchtlinge eine Nahrungsmittel-für-Religionsübertritt-Politik.
  • Die Islam-in-Afrika-Organisation, der einige afrikanische Staaten angehören, beschloss 1990, das Christentum in Afrika auszurotten.

Siehe auch

Religionsfreiheit, Verfolgung von Minderheiten, Inquisition, Ketzer, Konfessionskriege, Nordirland, Hexenverfolgung

Literatur

  • Hans Dieter Stöver: Christenverfolgung im Römischen Reich: ihre Hintergründe und Folgen. München 1984, ISBN 3423102926
  • Rudolf Freudenberger u.a.: Christenverfolgung. Theologische Realenzyklopädie (TRE) 8, 1981 (S. 23-62)
  • Hans Conzelmann, Geschichte des Urchristentums. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1978 (S. 108-115), ISBN 3525513542
  • Kurt Dietrich Schmidt: Kirchengeschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3525521782
  • Jaques Moreau: Die Christenverfolgung im Römischen Reich. 1961